Molkenmarkt, Klosterviertel - Neuplanung und kleinere BV

  • Neubau Umspannwerk Alexanderplatz


    Das zuletzt als Event Location genutzte Umspannwerk Alexanderplatz wurde ab Oktober 2021 abgerissen. Inzwischen sind die Abrissarbeiten beendet und die Baugrube für das neue Umspannwerk ausgehoben worden. (Lage siehe DAF-Karte)

    Den besten Blick auf die rel. große Baugrube hat man von der S-Bahn aus. Straßenseitig sieht man leider nur wenig vom Grundstück und der Baustelle. Immerhin wurde ein großes Bauschild aufgestellt.

    War das alte Umspannwerk noch ein typischer, schlichter DDR-Industrie-Plattenbau, wird das neue Gebäude mit Terrassenoptik und dunkler Backsteinfassade durchaus ansprechend aussehen.

    20220830_1652590mcw2.jpg Foto von mir.

    Abrissarbeiten vom Frühjahr:

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    Entwurf des Neubaus:

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    Die letzten zwei Bilder (c) Stromnetz Berlin

  • ^ Danke. Das sieht in der Tat ganz ansprechend aus!


    Die Visualisierung auf dem Bauschild unterscheidet sich allerdings von der auf der Webseite, vor allem, was die Farbe des Klinkers betrifft. Ich persönlich hoffe, dass die dunklere Variante (wie auf dem Bauschild zu sehen) umgesetzt wird. Die hellere Varante lässt mich eher an ein Ausstellungsgebäude denken, Für mich passt dunkelvioletter Klinker besser zu Gebäuden, die mit Elektrizität zu tun haben.


    Die anderen Unterschiede (auf der „hellen“ Visu die Mauer vor dem freien Nachbargrundstück links vom Gebäude, seitlche Fenster/Lüftungsluken usw.) sind aber weniger gravierend. Bis gespannt.

  • Der Tagesspiegel berichtet, dass keiner der beiden Entwürfe von OS arkitekter/cka und Albers/Malcovati bei der heutigen Sitzung des Preisgerichts zum Sieger ernannt wurde. Als Grund wurden "unüberbrückbare Gräben" zwischen der Jury-Mehrheit und Senatsbaudirektorin Kahlfeldt genannt. Letztere lehne laut TSP beide Entwürfe wegen zu vieler Grünflächen und der Skelettbauweise ab, während die Jury den Entwurf von OS arkitekter/cka favorisieren würde. Die Charta Molkenmarkt soll nun allg. gehaltene Empfehlungen bekommen.

    Ringen um Berlins historische Mitte | Tagesspiegel + 13.09.22


    Ich konnte beiden Entwürfen viel Positives abgewinnen und hätte mich über konkrete Entscheidungen gefreut. Schade dass das Verfahren voraussichtlich erstmal wieder offen ist.

  • Wow, mit diesem Ergebnis habe ich nicht gerechnet - angesichts der stark polarisierten Grabenkämpfe, die in Berlin mittlerweile zur Tagesordnung gehören, sollte es aber doch nicht ganz überraschend sein. Sehr schade, dass sich die Planung erneut verzögert.


    Wenn es eine positive Sache gibt, die der Neuigkeit zu entnehmen ist, dann dass Petra Kahlfeldt offenbar doch eine standhafte Position vertritt und keinen Gegenwind scheut. Die Befürchtungen im Forum, dass Kahlfeldt sich von der Fachschaft einschüchtern ließ, sollte damit widerlegt sein ;)

  • Ich hab die projektvorstellungen im Nachhinein sehen können und finde die Entscheidung auch eher beruhigend.


    Mir schien es als wurde der Albersentwurf durch die Einwände der Großen Wbgs und kühnes während der letzten Präsentation eher verschlimmbessert und blieb zudem ziemlich schwammig.


    Die Ganze Präsentation war für den Laien sehr planlastig. Albers war mir zu wenig anschaulich, für den potenziellen Hochbau, ich fand aber die Idee der begehbaren Ausgrabung des E-Werkes interessant.


    OS hingegen war mir fast schon zu konkret und sehr technisch.

    Da war das Quartier schon durchorganisiert, auf grüne Motive fokussiert und fertig.


    Die Perspektive von der Gertraudenstraße gefiel mir gar nicht und die stark übergrünten Visus einer architektonischen Landschaft machten mich eher skeptisch.


    Der Molkenmarkt an sich, wurde nicht annähernd visualisiert - bei malcovati gabs Andeutungen von Steildächern, bei OS staffelgeschoss, hier wäre der Ausblick auf die architekt. Interaktion mit den Bestandsbauten aber nicht unwichtig.


    Die K44 muss erst mal erhalten werden - man sieht aber schon in den Planungen wie nachteilig der Riegel das Format für die Klosterstraße sprengt.


    Das Gebäude ist in Privatbesitz und soll für Büros umgebaut werden - das Theater möchte da auch absehbar hinaus und spekuliert auf einen Standort näher am Molkenmarkt.


    Man sieht übrigens vom Fernsehturm aus, gut die Grabungsstelle in seiner Nachbarschaft und die eher öde wirkenden Kontraste im Stadtbild, durch die neueren Entwicklungen im Hochbau.


    Das Nikolaiviertel kann als historisch orientiertes Quartier gerade noch identifiziert werden - wär schön. wenn man im Sinne der angestrebten Aufhebung der Vereinzelung der Quartiere eine gestalterisch schlüssige Architektur, besonders am Molkenmarkt durchsetzt und nicht auf eine gestalterische und konzeptionelle Verinselung setzt - die Befürchtung hätt ich vor allem bei OS die mir viel zu wenig auf das Historische Element am Ort eingehen und ein progressives Stadtquartier entwickelt haben, das genauso ohne die Geschichtlichkeit des Ortes auskäme.

    Das ist für mich eher Holzmarkt als innerstädtisches Klosterviertel.

    3 Mal editiert, zuletzt von Endell ()

  • Entwicklungsstadt Berlin berichtet, dass sich offenbar unter Führung der Unternehmerin und Autorin Marie-Luise Schwarz-Schilling die „Stiftung Mitte Berlin“ gegründet hat: "Die Stiftung will sich aktiv, öffentlich und transparent für eine dicht bebaute und belebte Innenstadt auf dem Gebiet der einstigen Berliner Altstadt einsetzen. So sollen viele Straßen und Plätze in Struktur und Form der 1920er Jahre wiederaufgebaut werden."


    Da wittert wohl jemand Chancen, nachdem das Baukollegium sich nicht einigen konnte.


    Hier der Internetauftritt der Stiftung mit einigen Visualisierungen.

  • Merkwürdig, dass die Beiträge von OS und Albers hier noch nicht zu finden sind. Dann mal los:


    OS arkitekter in Arge mit cka czyborra klingbeil architekturwerkstatt mbB














    Prof. Bernd Albers und Prof. Dr. Silvia Malcovati, Bernd Albers Gesellschaft von Architekten mbH / Vogt Landschaftsarchitekten AG













    Bildquelle: Alle Bilder sind über die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bezogen.


    Copyright für die Modellfotos:

    © Hans-Joachim Wuthenow


    Copyright Luftbilder:

    © Geoportal Berlin / Digitale farbige TrueOrthophotos 2020 (TrueDOP20RGB) – Sommerbefliegung (Schwarzweiß)


    Das Copyright für die Plandarstellungen liegt bei den Entwurfsverfassern.

    OS arkitekter in Arge mit cka czyborra klingbeil architekturwerkstatt mbB

    Prof. Bernd Albers und Prof. Dr. Silvia Malcovati, Bernd Albers Gesellschaft von Architekten mbH / Vogt Landschaftsarchitekten AG

  • Der Spiegel berichtet, dass bei den Grabungen am Molkenmarkt die Überreste eines Holzbauwerkes mitsamt zahlreichen Haushaltsgegenständen aus der Zeit um 1400 entdeckt wurde. Zu den gut erhaltene Gegenständen aus einem typischen Haushalt des 15. Jahrhunderts gehören u.a. Gefäße, Werkzeuge und Ausstattungsgegenstände, aber auch Lederschuhe, Textilreste und kleinste Nahrungsreste .


    https://www.spiegel.de/wissens…7d-4fd0-8322-44188a016f9c

  • ^ Das finde ich echt spannend und aufschlussreich. Ich wünschte nur, es würden mehr Artefakte gerettet werden und vielleicht im Märkischen Museum irgendwie ausgestellt, um die Berliner Historie zu illustrieren. Wer weiß, was noch alles unter dem Asphalt der alten Grunerstraße gefunden wird. Die archäologischen Ausgrabungen unter der Bestandstrasse können ja erst beginnen, wenn der Verkehr auf die neue Trasse am Roten Rathaus verlegt wird. Und es scheint mit großen Schritten darauf zuzugehen, wenn ich mir die Bilder der Webcam so ansehe. Dort ist nämlich zu erkennen, dass es mit den Markierungsarbeiten auf der verlegten Grunerstraße endlich losgeht.:thumbup:


    Überflüssiges Zitat des Vorposts gelöscht.

  • Update vom 11.11.2022, fotografiert von mir




    Seit meinem letzten Besuch im August ist ne Menge passiert, wenngleich auch noch einiges zu tun ist.


    Die Fahrbahn gen Alex ist entlang der alten Münze praktisch fertig. Die finalen Straßenmarkierungen sind bereits aufgebracht, der Rad- und Gehweg erstellt. Sieht so aus, als würde bald der Verkehr gen Osten von der späteren Straßenbahntrasse (dort verläuft er zurzeit) hierher verschwenkt werden.

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    Direkt am Eingang zur alten Münze ist im Gehwegbereich eine Grünfläche geplant. Für die Umfassung wurde eine Metallkante eingearbeitet.

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    Im besten Licht machen die neuen Materialien und die gute Verarbeitung was her

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    Die Fahrbahn in der Bildmitte ist nur provisorisch und wird wohl temporär den Verkehr gen Alex aufnehmen. Hier wird später mal der Geh- und Radweg rüber Richtung Rathaus angebunden. Zuvor muss dieser Bereich aber erst Baufrei werden.

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    Der westliche Abschnitt der Stralauer ist so gut wie fertig

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    Hier ist auch schon die finale Asphaltdeckschicht aufgebracht

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    Die östliche Fahrbahnhälfte ist noch in Arbeit. Hier fehlt die finale Asphaltschicht und auch die Arbeit am Gehweg ist noch nicht abgeschlossen. Hier zu sehen: Vorne in Bildmitte befindet sich der Rest der alten Bordsteine, dahinter der neue Gehweg

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    Seit langem fertig ist ja der Bereich direkt vor dem Rathaus. Inzwischen wurden auf der Fahrbahn gen Westen die finalen Straßenmarkierungen aufgebracht, während auf der nach Osten verlaufenden temporäre, gelbe Markierungen erstellt wurden

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    Der Kreuzungsbereich hat, wie auch an fast allen anderen Stellen, die finalen Ampelmasten erhalten. Der Anschluss an die östliche gehende Fahrbahn kann erst erstellt werden, wenn im jetzigen Kreuzungsbereich Stralauer/Spandauer/Grunerstraße Baufreiheit herrscht.

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    Auch in der Spandauer Straße wurden auf der östlichen Fahrbahnhälfte die finalen Straßenmarkierungen aufgebracht

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    Eine äußerst wuchtige Vorrichtung für Verkehrszeichen/Wegweisern ist auf Höhe des Parkhauses aufgestellt worden

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    Auf der dortigen Fahrbahn gen Osten sind erste Hilfslinien für die Straßenmarkierungen zu erkennen

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    Der Anschluss an den Bestand auf Höhe des Justizgebäudes

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    d.

  • ...

    diese wuchtigen "Galgen" für die Hinweisschilder sind ein richtiger Graus. Ich frage mich ob das wirklich nötig ist, nur weil es eine Bundesstrasse ist, die ausgerechnet das historische Zentrum plattmacht muss man doch nicht auchnoch mit diesen Riesigen Hinweisschildern ankommen. Woanders fallen die Hinweisschilder ganz weg wenn es sich um Strassenführung im historische Zentren handelt oder sind dezent und nicht in diesem Autobahnlook gestaltet.

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Camondo: Die stark ausgeprägt Regelhaftigkeit, die zumindest bisher Deutschland geprägt hat, hat eben Vor- und Nachteile. Ein Abweichen vom bis ins kleinste Detail vorgeschriebenen Regelwerk zur "Beschriftung" von Bundestrassen ist aufwendig. Auch hier ist es für eine überforderte Verwaltung einfacher, dem Standard zu folgen. Die mit heutigen Maßstäben schmalen Radwege sind auch Ausdruck dessen. Mit Sicherheit ist allen Akteuren klar, dass diese Sorte Radwege nicht mehr zu den Masstäben des Jahres 2022 passen - geschweige denn zukunftsgerecht sind. Die hiesigen Planungs- und Freigabeprozesse aus Absurdistan führen aber halt dazu, dass man eine Planung von vor 20 Jahren umsetzen muss - aus Angst davor, dass eine Anpassung an die Gegenwart eine weitere Verzögerung von 10 Jahren nach sich zieht.

  • es scheint ziemlich unglaublich, dass die Stadt es mit all den Regeln und Vorschriften schafft, einen Ort zu schaffen, der noch unmenschlicher ist als der, der vor ihm lag! man muss sich fragen, welche Hoffnung es für die Zukunft der Berliner Stadträume gibt, wenn die Verantwortlichen die größten Chancen für nachhaltige Verbesserungen verpassen.


    Das ganze Gebiet wird eine unangenehme Unort bleiben, auf der sich niemand aufhalten will, und die Infrastruktur für die sogenannte Verkehrswende ist erbärmlich unzureichend.


    Zu schade, dass die mächtigen deutschen Bürokraten sich das Regelbuch nicht aus den Händen reißen lassen werden!

  • ^ Dem möchte ich voll und ganz widersprechen. Unmenschlich? - Da sollte man mal einen Gang zurück schalten.

    Schon jetzt wirkt der Ort durch die neue Strassenführung und Verengung harmonischer, angenehmer als vor der Umgestaltung. Die Bebauung des Moltkemarkts wird die jetzige Weite fassen und zu einer erheblichen Aufwertung beitragen.

    Ich kann dieses apokalyptischen Untergangsgewäsch in diesem Fall nicht wirklich nachvollziehen.

  • ^^ Es wurde an anderer Stelle schon oft genug darauf hingewiesen, dass Verkehrsanlagenplanung in Deutschland einem umfangreichen Regelwerk unterliegt. Da mögen sich politische Mehrheiten ändern und die Grundeinstellungen eines großen Teils der Bevölkerung, aber das Regelwerk ändert sich halt nicht so schnell mit. Und an dieses ist eine öffentliche Verwaltung nun mal gebunden. Und wenn eine Verkehrstechnische Untersuchung mehrere zehntausend Fahrzeuge am Tag prognostiziert, muss auch eine neue Grunerstraße eben so breit ausfallen wie zu sehen. Und so lange für Geh- und Radwege Mindestbreiten vorgegeben sind, die die meisten Menschen heutzutage als unzureichend auffassen, solange wird es der Verkehrsverwaltung schwerfallen, breitere Nebenanlagen durch die Wirtschaftlichkeitsprüfung zu kriegen.

    Am Beispiel Friedrichstraße zeigt sich auch, dass selbst die Klagen einzelner "Betroffener" es schaffen, den Fortschritt immer wieder zu behindern und dem Kfz-Verkehr zu seinem "angestammten Vorrecht" zu verhelfen. Ein großes Problem hierbei stellt ganz grundlegend die StVO dar, deren oberste Maxime immer noch die "Flüssigkeit des Verkehrs" ist!

  • ^Naja, das ist ja auch gut so. Verhältnisse wie in London, wo der Raum für IMV radikal eingeschränkt und eine unfähige Verwaltung durch fehlende Abstimmung den Verkehr oft einfach zum Erliegen bringt, sollte man sich nicht herbeiwünschen. Es macht das Leben in der Stadt nämlich teuer, Sozialwohnung hin oder her. Die Friedrichstraße steht mMn nur für mangelndes Demokratieverständnis.


    Mir gefällt die Breite der Grunerstraße auch nicht. Sie ist ein falscher Kompromiss, und der Erhalt des Tunnels, don’t get me started…


    Bis auf Radikale und Ideologen sind viele von uns aber multimodal unterwegs, und wir entscheiden nach den Alternativen die für uns bestehen und unseren wechselnden Bedürfnissen. Ein ÖPNV, der mitwächst und genügend freie Kapazitäten anbietet, ermöglicht es uns, das Auto noch öfter stehen zu lassen. Man sollte aber auch akzeptieren, dass bestimmte Verkehre keine Wahl haben, und das macht sie nicht trotzdem verwerflich. Ich selbst bekenne mich als Schönwetterradler, wenn‘s regnet macht‘s einfach keinen Spaß.


    Ich finde, dass der Flächenverbrauch, der durch Modaltrennung entsteht, nicht ausreichend thematisiert ist: Monster wie Grunerstraße / Molkendamm bleiben auch erhalten, weil der Mut für gemischte Verkehre fehlt. Ich muß die autobahnähnlichen Zustände nicht verteufeln, und sie dann mit einer Straßenbahnhochgeschwindigkeitsstrecke auf eigenem Gleiskörper weiter zu zementieren. Die Konzeption der Friedrichstraße ist gescheitert, nicht weil sie auto-, sondern fußgängerfeindlich war. Als gemischter Verkehr, und ich habe in allen Modi mich auf und unter ihr bewegt, ist sie einfach toll wie sie war: menschlich.


    Ich stimme dropdeaded209 zu, da es ja die weiterhin erwartete Verkehrsbelastung ist, die eine Wohnnutzung an der Grunerstraße ausschließt - und das ist menschenfeindlich. Solche Orte - und an dieser Stelle - zu akzeptieren, ist eine politische Entscheidung.

    3 Mal editiert, zuletzt von Cavendish ()

  • Ein ÖPNV, der mitwächst und genügend freie Kapazitäten anbietet, ermöglicht es uns, das Auto noch öfter stehen zu lassen. Man sollte auch akzeptieren, dass bestimmte Verkehre keine Wahl haben, und das macht sie nicht trotzdem verwerflich.

    In der ganzen Diskussion wird leider vergessen, dass die Situation am Molkenmarkt auch viel mit dem (fehlenden) Ausbau der A100 zu tun hat. Wenn man den Ausbau einer leistungsfähigen Ringautobahn blockiert, dann fahren die Autos eben durch die Innenstadt (sprich: über den Molkemarkt). Man könnte auf die autobahnähnlichen Zustände am Molkenmarkt verzichten, wenn man die Autobahn am Stadtrand baut.


    Vorschlag: man könnte doch den ÖPNV weiter kräftig ausbauen UND den Ring der A100 weiterbauen bzw. schließen UND die Straßen am Molkenmarkt zurückbauen. Das ist kein Widerspruch! Stattdessen kommen die gut gemeinten Appelle, das Auto doch der Umwelt zuliebe zu Hause stehen zu lassen. Und dann wundert man sich, dass diese Appelle ins Leere laufen.

  • Den Zusammenhang kann ich nicht nachvollziehen. Wenn der Ring in Neukölln/Treptow/F`hain geschlossen wird, dann verringert sich das Verkehrsaufkommen in der Leipziger? q.e.d.


    Meines Wissens nach bekommen wir ja in der Leipziger auch den Mischverkehr. Strassenbahn, Fahrradwege und verengte KFZ-Spuren statt der Autobahn. Ich sehe da eine erhebliche Verbesserung.


    Man kann sich auch den Aufschrei der Autofahrelobby vorstellen, wenn die Leipziger auf eine Spur für jede Fahrtrichtung verengt würde. So manch einer jault ja schon, wenn ein kleiner Abschnitt wie die Friedrichstrasse verkehrsberuhigt oder gesperrt wird.

  • Meine Meinung zum Umbau: Er ist nicht ideal, aber deutlich besser als das was bislang dort vorzufinden war. Diese riesigen Flächen waren für Fußgänger und Radfahrer der Alptraum, auch weil sie den Autoverkehr durch die langen und breiten Geraden zum Rasen verleiteten.


    Übrigens wurden die jetzt realisierten Pläne mehrfach leicht angepasst. Die Radwege wurden z.B. nachträglich ein paar Zentimeter verbreitert und die umstrittene Einfädelungen von gerade aus fahrenden Radfahrern auf der Fahrbahn an der Stralauer Straße (wie an der Kreuzung Holzmarktstraße/Alexanderstraße) wurde auf den Gehweg verlegt.
    Ziemlich unglücklich ist die Situation für Radfahrer auf der Grunerstraße gen Westen. Sowohl am MotelOne als auch am Parkhaus sind durch die Arkadengänge und PKW-Ausfahrten die Reaktionszeiten sehr kurz, die Radfahrer und KW-Fahrer sehen sich zu spät um adäquat aufeinander zu reagieren.


    Perspektivisch ist aber die Straßenplanung hier schon "anschlussfähig" an spätere räumliche "Umverteilung". Wenn es gelingt den Verkehr hier zu reduzieren, insbesondere nach Inbetriebnahme der Straßenbahnstrecken nach Steglitz und Kreuzberg, kann man mühelos die Radwege auf die Straße verlegen und Autospuren reduzieren. Der gewonnene Platz auf den Geh- und Radwegen kann dann begrünt oder den Fußgängern zugeschlagen werden.

    Also kein "big Drama" für mich...


    d.