Freiraumgestaltung Berliner Schloss/Humboldt-Forum

  • ^Ich weiß nicht, ob ihr euch noch an die Sanierung der Quadriga erinnern könnt? Die war irgendwann runter vom Brandenburger Tor, war 'ne ganze Zeit weg und kam mit Eisernem Kreuz und Adler wieder zurück. Mit der Information von ElleDeBE in #711 könnte es hier ähnlich laufen: Der Neptunbrunnen wird irgendwann zur Sanierung abgebaut, Figurenprogramm und Schale. Er ist dann erstmal weg und sein jetziger Ort leer. 95% der Berliner fällt es entweder nicht auf oder es ist ihnen egal. Die Begleitmusik kann ob der folgenden Leere und gefühlten Verwahrlosung eine Sicherheits- und / oder Bebauungsdiskussion sein, vielleicht gibt es irgendwann dann die Nachricht, dass die vergrößerte Schale nicht mehr saniert werden kann und man eine neue braucht. Zwischenzeitlich wird das Humboldtforum im Schloß eröffnet, und es wird wie zu erwarten, ein Erfolg. Die meisten kommen zwar nur, um von außen zu schauen, aber es sind genug Besucher auf dem leeren Schloßplatz, um fliegende Händler anzuziehen. Irgendwann entsteht die Einsicht, dass der Platz bespielt werden muss, denn nicht jeder will aufs Dach oder sonst auf eine kulinarische Entdeckungsreise. Zwischenzeitlich wird die Breite Straße als Standort interessant, denn auch ambulanter Handel hat seine Grenzen. Da ist die Sanierung dann zu Ende, und Berlin bekommt den Schlossbrunnen zurück, und es ist dann bereits völlig wurscht, ob mit altem oder neuem Becken, denn der Platz muss dann eh verkehrsberuhigt werden, und wo man sonst einen Blumenkübel oder Poller aufstellen würde, da tut's auch ein Brunnenbecken. Alle politisch Beteiligten kämen aus dieser Nummer ohne Gesichtsverlust raus. Voila, magic!

  • ^ Naja, komischer Vergleich. Die restaurierte Quadriga kam an ihren angestammten Platz zurück und der Neptunbrunnen soll klammheimlich ganz woanders wieder aufgestellt werden? Und dass ein Verschwinden vom jetzigen Standort 95 % der Berliner nicht auffällt oder es diesen egal ist, wage ich mal zu bezweifeln. :)

  • Backstein Auch der Schlossbrunnen käme ja an seinen angestammten Platz zurück :)


    Und ich bewundere deinen Glauben an die Berliner. Wir werden sehen, in meinem (nicht eben ungebildeten Umfeld) hatte bis vor einem Jahr eine gefühlte Mehrheit noch nicht wahrgenommen, dass das Schloss wieder aufgebaut wird. Das lag vor allem daran, dass der Bereich zwischen Dom und Alex nicht zu ihrem Aktionsbereich gehört. Alkoholismus und Messerstechereien hebt für diesen Personenkreis nicht eben die Aufenthaltsqualität. Das Shoppingprogramm ist am Alex auch besser. Ich weiß, das ist OT, aber die Brücke zum Rathausforum wird ja immer wieder geschlagen. Auch das ist politischer Opportunität geschuldet, da der Neptunbrunnen ja so auch zum Verhinderungsbrunnen wird. Aber dass es

    stadtweit ein Thema ist oder wird, wo der Brunnen steht, sehe ich nicht.

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  • Es gibt dafür einfach nicht den politischen Willen, nicht auf Bezirksebene und schon gar nicht im RotRotGrünen-Senat. Insofern wird da auch heimlich nix passieren ;)

  • Aber dass es aber stadtweit ein Thema ist oder wird, wo der Brunnen steht, sehe ich nicht.

    Dem stimme ich zu. Ich schätze mal, dass 75% der Berliner nicht wissen, wo der Brunnen früher stand. Das hat auch etwas mit dem Bevölkerungsaustausch nach der Wende zu tun. Ich würde mich freuen, wenn der Brunnen wieder zurück kommt, aber der Mehrheit ist das völlig schnuppe. Daher messe ich dem Thema jenseits dieses Forums auch keine Bedeutung bei.

  • Für jene, die sich die Rückkehr des Neptun- bzw. Schloßbrunnen an seinen angestammten Platz an der Südseite des Schlosses (Humboldt Forum) wünschen, habe ich eine gute Nachricht.


    [...] Der gleichen Quelle zufolge stünde einer Rückkehr des Brunnes an seinen ursprünglichen Ort allerdings ein weiteres Hindernis entgegen, das ich bislang nicht auf dem Schirm hatte: der jetzige Straßenverlauf am Schloßplatz. Dieser stimme nicht mit dem ursprünglichen Straßenverlauf überein und reiche zum Teil in den alten Brunenbreich. [...]

    ElleDeBE Nochmal Danke für Deinen Hinweis!


    Die Transferierung der noch größeren Brunnenschale vom Rathausforum auf dem Schlossplatz, scheint damit ausgeschlossen zu sein. Die Diskussion um den Brunnenstandort zielt somit eher darauf ab, das Rathausforum als DDR-Symbol demontieren zu wollen und das die jetzige Brunnenschale auf einer Bauschuttdeponie landet. Daher ist für mich die Brunnenschale DIE "Goldene Brücke" für einen Kompromiss.


    Wenn wir über einen Zierbrunnen sprechen, besteht dieser im Wesentlichen aus einer Brunnenschale - die "Wasserspielereien" kann man auch einfach mit Edelstahlauslässen herstellen, statt diese mit Bronzeskulpturen zu verkleiden. Brunnenschalen in Vierpass-Form gibt es zudem reichlich - sodass man hier auch nicht vom "doppelten Lottchen" sprechen müsste. (Siehe Berlinier´s Verweis auf den römischen Neptun-, und denMohrenbrunnen, wobei der Nepunbrunnen auch erst Jahrhunderte später Skulpturen erhalten hat.)


    Wir haben hier einen Interessenskonflikt von Bund und Land. Der Senat wird einfach keine hinterlassene leere Fläche, oder Baustelle auf dem Rathausforum (vor seiner Haustür) ohne adäquaten Ersatz des Brunnens akzeptieren. Der Bund verlangt vom Land Berlin ein Geschenk was Chaos und Kosten hinterlassen würde und denkt dabei das der Beschenkte Berlin ist.

    Wenn der Bund nicht nur die Wiederherstellung des Brunnens nach hist. Vorbild auf dem Schlossplatz zahlen würde, sondern auch einen Wettbewerb zur Neugestaltung der Brunnenschale auf dem Rathausforum, wäre der Senat (bis auf die Linke) vielleicht bereit einer Versetzung der Neptunskulpturengruppe zuzustimmen.

  • Also wenn gebildete Berliner sich nicht für das Areal mit Mueusminsel, Dom, Universität, Oper, DHM, Musikhochschule usw. interessieren, dann stimmt da was Bei denen nicht.


    Ich hoffe, dass RRG die Linden nicht so zumöbelt, wie aktuell die Friedrichstraße. Echte Verbesserungen im öffentlichen Raum, wie die Brunnenrückkehr halte ich derzeit für ausgeschlossen.

  • Die gesamte Ostflügelfassade des HU-Forums müsste mit Efeu oder anderen Rankpflanzen begrünt werden. Dann könnte aus dem Ding noch ein harmonisches Bauwerk werden.

  • Also wenn gebildete Berliner sich nicht für das Areal mit Mueusminsel, Dom, Universität, Oper, DHM, Musikhochschule usw. interessieren, dann stimmt da was Bei denen nicht.

    Nun das schöne am Austausch zwischen Menschen ist ja, dass man gegenseitige Bildungslücken erkennen und ausgleichen kann. Das sorgt nicht nur für angeregte Gespräche, sondern man lernt auch was dabei. Ich gehe (fast) immer sehr dankbar daraus hervor, weil man auch die Grenzen der eigenen Wahrnehmung und Fehlbarkeit aufgezeigt bekommt, ohne dabei resignieren zu müssen, dass bei einem deshalb "was nicht stimmt". Bildungsferne kann auch daraus resultieren, dass man es scheut, die eigene Filterblase zu verlassen. ;)

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  • ^ Das habe ich mich auch schon gefragt. Irgendwie ist da ein Loch. Aus der Nähe kann man aber Bohrungen in der Fassade erkennen. Also vermute ich: Ja, da kommt noch was.

    Hier ist dazu ein Zitat aus dem Gästebuch des Fördervereins:

    proschloss schrieb am 3. September 2020 um 10:26: ... die große Kartusche des Portal III ist ausgeschrieben und wird nach Fertigstellung in einigen Monaten angebracht. Nur Geduld!


    Mich wundert allerdings, dass die Ausschreibung terminlich gar nicht mit der Fertigstellung des Portals koordiniert ist.

  • Die Ostseite wirkt merkwürdig kalt auf mich, vor allem in der Kombination mit den glatten Steinstehlen der Brücke auf dem ersten Bild oben in #729 entfaltet sie schon fast eine neoklassische Ästhetik, die mich an den typischen Regierungsbauten-Stil des Faschismus erinnert. Böse Zungen könnten behaupten, das Schloss wäre von Speer umgebaut worden, nicht von Stella.


    Es wirkt nicht historisch, aber auch nicht wirklich modern, sondern irgendwie aus der Zeit gefallen. Eine moderne Vollglas-Vorhängefassade mit einem schönen Blau-Ton hätte hier enorme Wirkung erzielt und das HF wirklich zu einem Hingucker gemacht. Jetzt müssen wir damit leben. Etwas mehr Farbe wäre aber wirklich drin gewesen.

  • ^ Ich verstehe, was Du meinst, aber der Vergleich mit Speer hinkt und stinkt. Sorry, das sind wirklich böse Zungen.


    Wenn ich mir die Ostfassade anschaue, sehe ich sogar einen Bezug zum Schlüterhof (nicht lachen), und das ist die gescheiterte Sehnsucht nach Sommer, der architektonische Versuch, das milde Klima Italiens auf die Alpennordseite zu translozieren. Die ursprünglich offenen schlüterschen Treppenhäuser mußten hier genauso vor den rauhen Wintern der Norddeutschen Tiefebene kapitulieren wie Stellas Loggien.

  • Guten Tag zusammen, ich verfolge die Diskussion um den Wiederaufbau des Schlosses und seines Umfeldes als Laie schon seit Jahren und habe auch mit meiner Frau für die Fassade gespendet. Ich habe mich jetzt endlich mal angemeldet, um an diesem Thread teilzunehmen. Was mich wundert - bei all der Diskussion um Stellas "moderne" Ostfassade und die Gestaltung der Terassen ist hier meines Wissens noch nie jemand auf den Vergleich mit dem Totentempel der Königin Hatschepsut aus der 18. Dynastie (https://de.wikipedia.org/wiki/Totentempel_der_Hatschepsut) gekommen. Wenn das mal nicht perfekt in den Kontext der Museumsinsel passt! Also bitte nicht zuwuchern lassen, sondern höchstens mit ein paar Repliken entsprechender Kunstwerke in den Fensternischen und auf den Balustraden auflockern...

    LG aus Karlsruhe - Jörg

  • Ich sehe bei der Ostfassade durchaus Einflüsse des Faschismus, allerdings des Italienischen, was ja bei Stelle auch nacheliegt. Diese Kombination der völlig reduzierten Formen mit dem Steinernen kennt man doch von Bauten wie dem Palazzo della Citiltà Italiana in Rom:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Palazzo_della_Civiltà_Italiana


    Und tatsächlich würde ich meinen Kopf darauf verwetten, dass die Betreiber des HF diese reduzierte Fassade auch als Folie für ihre Institution erkennen werden, sprich, sie werden sie bespielen; sei's mit Projektionen oder als "Steckkasten" für ihre Exponate. Wenn man so etwas mit Gefühl macht, kann das den Bau als lebendigen Ort erkennbar machen. Meist aber werden die 'ruhigen' Partien einer Fassade von Theatern und Museen gerne mit Werbeplanen zugeklatscht. So werden wir auch den Eingang der James-Simon-Galerie fast nie mit einer freien Stirnwand erleben, weil die Stiftung Preußischer Kulturbesitz diese Wand wohl immer als Werbefläche nutzen wird. Ich hoffe, ein billiger Eingriff in die Fassade HF bleibt uns an der Ostfassade erspart.

  • Mich erinnert die Ostfassade mit ihrer Tiefe und Tektonik auch an archaische Architektur und finde, dass sie damit gut in den Kontext der Museumsinsel passt (vgl. Treppenhaus Neues Museum, Ägyptischer Hof und James Simon Galerie)

  • Was mich wundert - bei all der Diskussion um Stellas "moderne" Ostfassade und die Gestaltung der Terassen ist hier meines Wissens noch nie jemand auf den Vergleich mit dem Totentempel der Königin Hatschepsut aus der 18. Dynastie (https://de.wikipedia.org/wiki/Totentempel_der_Hatschepsut) gekommen. Wenn das mal nicht perfekt in den Kontext der Museumsinsel passt!

    Willkommen hier im Forum! Danke für Deinen Beitrag, denn er spricht mir aus der Seele und ich habe einen ähnlichen Vergleich schon mal angebracht, allerdings im Bauthread des HF. Weil ich ebenfalls der Meinung bin dass Stella vielmehr einen archaischen Baustil zitiert.

    Auch den Totentempel Cheprens könnte man hier zu Rate ziehen.

    Faschistische Baustile sind doch vielmehr eklektizistisch angelegt, das ist hier einfach nicht der Fall!