Beiträge von Architektenkind

    Der gereinigte Nordwest-Turm des Domes in analogem Schwarzweiß. Vor der Sanierung war er fast so düster wie die Säulen an der Hauptkuppel rechts daneben.


    bGx2OH.jpg


    Die beiden frischgeputzten Ecktürme nebst Kuppel und Kugel. Auf der Südseite leider noch mit Restgerüst.


    96aO4h.jpg


    Bei Verwendung bitte ©Architektenkind angeben.

    ^ Okay, wir lernen: Riegel sind anbiedernd-sozialistisch, Würfel freiheitlich-wohlfühlisch. Meinetwegen.


    Leider gefällt mir der freiheitliche Wohlfühl-Würfel überhaupt nicht – Fensterflächen viel zu dominant, keine Gestaltungsideen abseits der Kachelverblendung am Ergeschoss, aus Rücksicht auf die Nachbarn drei Etagen zu wenig. Da gefällt mir der anbiedernd-pseudosozialistische Riegel in der Krautstraße besser (ohne dass ich ihn jetzt über den grünen Klee loben wollte): Aufgerauhte Streifen betonen die Horizontale, die versetzten Rundbalkons geben der Fassade einen Rhythmus und die Rücksprünge auf beiden Seiten mildern die Riegelwirkung.


    Aber ich weiß, das liegt a) an meinem fehlenden Geschmack und b) an meiner ideologischen Verblendung. Sorry.

    ^ Im Kern wohl schon, aber natürlich stark modifiziert: Fassadenelemente, Erdgeschosse und Dächer sind Sonderanfertigungen. Bei YouTube gibt es einen interessanten Beitrag dazu mit dem Architekten des "neuen" Gendarmenmarkts, Manfred Prasser, der das im Detail erklärt (inklusive spannender Entwürfe von damals, die nicht verwirklicht wurden).


    (Sorry für Off-Topic.)


    P.S.: Das Westin Grand (ehemals Grand Hotel Berlin) wurde übrigens von einer japanischen Firma errichtet – ob das wirklich eine Platte ist oder mit Plattenelementen nur optisch spielt, weiß ich gar nicht.

    Die Baubranche ist nach über einem Jahrzehnt des Booms in einer Krise. Das ist, allgemein betrachtet, die Logik des Kapitalismus seit 200 Jahren: Auf einen Boom folgt eine Krise. Spezifisch betrachtet hat diese Krise neben bekannten Konjunkturschwankungen viel mit Corona und dem Abriss des Welthandels zu tun, außerdem mit dem Krieg und den Sanktionen. Ist hart, geht erfahrungsgemäß aber auch wieder vorbei (bis die Ressourcen des Planeten vernutzt sind, aber das ist ein anderes Problem).


    [mod]Textteil gelöscht, da er sich erledigt hat. [/mod]


    EDIT: Das bezog sich ursprünglich auf einen jetzt gelöschten Beitrag. Sonst hätte ich diese Allerwelts-Weisheit hier nicht platziert. Bitte um Nachsicht.

    Es klingt fast so, als wenn das nach dem 3. Reich die logisch verdienten Resultate der Geschichte sein müssen (ich empfinde es als Strafe).

    Erstaunlich, dass z.B. die Feldherrenhalle in München original erhalten bleiben darf, obwohl die "braune Bewegung" von dort kam. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen.

    Das ist doch eine Legende – als gäbe es in Berlin kein Gebäude aus dem 19. jahrhundert, das im Original erhalten oder entsprechend wieder aufgebaut wurde. Oder als hätte man an der Bibliothek eine völlig intakte Kuppel als eine Art Reparation abgerissen. Stimmt beides nicht.


    Und was die Feldherrenhalle in München damit zu tun haben soll, weiß ich auch nicht. Ein passenderer Vergleich wäre vielleicht die bayerische Staatskanzlei – dieses Gebäude (ehemaliges Armeemuseum) wurde auch teils restauriert, während die kriegszerstörten Teile modern ergänzt wurden.

    ^ Anscheinend ist die Lage sehr viel weniger übersichtlich als gestern gedacht. Da hieß es noch, Lafayette wolle weg, Stadt suche Nachnutzung. Nun meldet Lafayette an, es wolle doch bleiben (überraschend angesichts der allgemeinen Rückzugspläne aus halb Europa, die hier auch kolportiert wurden). Und schon geht wieder das Senats-Bashing los – ohne dass irgendwer genaueres weiß. Dass der Senat nun nicht mehr für "linksgrün-versifft"-Zuschreibungen taugt und der Senator von der CDU ist, scheint daran nichts zu ändern.


    Leute, haltet mal den Ball flach und hört auf, der Politik grundsätzlich das Übelste zu unterstellen...


    P.S.: Deine Verachtung gegenüber einer zentralen Bibliothek finde ich so überraschend wie bedauernswert.

    Aber es werden keine Bibliotheken sein - ausser für vielleicht sehr kleine, sehr privilegierte Minderheiten.

    Täte es das Wort "Nische" nicht auch? Ich vermute, die Buchkultur entwickelt sich analog (hehe) zu Schallplatten, Filmfotografie, etc.: Der Massenmarkt schwindet, aber ein Teil der Bevölkerung hält dran fest – der Teil, der etwas vermisst, wenn sich der Zugang zur Welt auf das Bedienen von Touchscreens reduziert. Und das sind oft gerade Jüngere. Kein Grund, diese Leute als "sehr privilegierte Minderheiten" herabzusetzen. Zumal öffentliche Bibliotheken ja gerade dazu da sind, einen Zugang zu Büchern ohne (materielle) Privilegien zu ermöglichen (dass dieser Zugang dann meist nur vom gebildeten Publikum genutzt wird, ist ein Problem – aber ein anderes).


    Zur Sache: Angesichts bereits ausgearbeiteter Visus glaube ich nicht, dass Chialo diesen Vorschlag spontan aus dem Ärmel geschüttelt hat – da scheinen Leute auf der Arbeitsebene bereits länger drüber nachgedacht zu haben. Vielleicht sogar schon unter Lederer (was dessen Unterstützung erklären würde, die mir angesichts der verhärteten Fronten in Berlin eher ungewöhnlich erscheint). Ich finde, die Idee hat ihren Charme: Das Lafayette scheint ohnehin perdu, und so schlägt man drei Fliegen mit einer Klappe: Man verhindert einen Riesenleerstand in der Friedrichstraße, man beendet das unendliche Gerangel um einen geeigneten Standort, und man spart sich einen teuren und langwierigen Neubau.


    Ein Manko hat die Sache allerdings: Das Magazin bleibt außen vor. Das heißt, ein Großteil des Bücher wird nicht im Hauptgebäude stehen. Das bedeutet kompliziertere Bestellungen für Nutzer, mehr Aufwand bei der Pflege des Bestands für das Personal und einen dauernden Pendelverkehr. Im schlimmsten Fall bekäme man in der Friedrichstraße eine Art Bücher-Showroom, während die eigentliche Bibliotheksarbeit anderswo erledigt wird. Diese Sorgen hätte man im Flughafen Tempelhof oder in einem passenden Neubau nicht.


    Liegt es wirklich allein an der Kaufkraft? Die Galerie Lafayette macht mMn einen sehr angestaubten Eindruck, sowohl die Gestaltung des Verkaufsraums als auch die Innenarchitektur des Gebäudes mit dem Glaskegel im 90er-Jahre Look. ...

    Ich bin mit dem Ding nie warm geworden. Hatte als jugendlicher Nicht-Berliner viel über dieses neue "Luxus-Kaufhaus" gelesen und kannte das Stammhaus in Paris – deshalb riesige Erwartungen. Die hat es schon um 2000 herum nicht erfüllt, als ich das erste Mal drin war. Wirkte auf mich wie die Karstadt-Filiale, die ich aus Braunschweig kannte, nur mit diesem komischen Lichtkegel und mit teurerem Zeugs. Habe dort nie was gekauft. Ich finde, das Galeria am Alex macht seit dem Umbau viel mehr her. Vom KaDeWe ganz zu schweigen.

    ^ Zur Farbwahl des Sockels: Man musste sich halt entscheiden zwischen dem Gesamtkonzept und dem Sanchi-Tor. Geht beides, finde ich. So passt es gut zur Umgebung, reibt sich aber etwas mit dem Rot des Tores. Geschmackssache, in meinen Augen wenig dramatisch.


    Zum Modell selbst: Das erfüllt hier doch eine doppelte Funktion – einmal für Blinde, die sich tastend einen Eindruck verschaffen wollen (wie bei den anderen Modellen auch), andererseits aber auch für alle anderen, die en miniature gezeigt bekommen, dass dieses Tor nicht einfach in der Landschaft herumstand, sondern Teil einer größeren Anlage ist. Ich finde, das gibt Kontext und regt zum Recherchieren an. Gute Sache.


    Erste Frage, warum hat man das Original um eines seiner Tore beraubt? Ist das nicht Beutekunst? Ist es ein Original und wenn nicht wo ist das Original?

    Wenn ich das richtig verstehe, ist das Original nach wie vor am Platz. Die Replik beruht auf einem britischen Gipsabdruck, aus dem später eine Kunststein-Kopie gebastelt wurde. Die wiederum ist Vorbild der neuen Sandstein-Variante, die jetzt vor dem Humboldtforum steht. Also, zumindest in diesem Falle, kein Skandal.

    Die Skeptiker des Schlosses wollen erreichen, dass die Aura des Bauwerks gebrochen wird.

    Wenn das stimmt, ist der dauernde Budenzauber auf dem Alex sicher das Werk einer Traditionalisten-Verschwörung. ;) Im Ernst: Man kann die Eventkultur mit ihren ständigen Bühnen und Kabeln und Butzen und Scheinwerfern aus gutem Grund kritisieren. Ich finde das auch furchtbar. Aber betroffen davon ist so ziemlich jeder attraktive Platz, und das in ganz Europa. Als ich das letzte Mal auf der Placa Reial in Barcelona war, sah es dort genauso aus. Und in Berlin wird selbst der Bahnhofsvorplatz dauernd mit Eventbuden vorgestellt.


    Es ist halt eine schöne Geschichte: In finsteren Hinterzimmern sitzen mächtige Schlosshasser und überlegen sich, wie sie "dem Volk" den Spaß am Schlüterhof verleiden können – und kommen zu dem Schluss, eine Bühne aufzubauen und ein Musikfestival zu veranstalten. Teuflisch. Das Schöne an solchen Thesen ist, dass man sie nicht widerlegen kann. Also bleibt irgendwas haften.

    ^ Was mich betrifft: Ich wollte nur darauf hinaus, dass FW IV. mit seiner Kuppel und dem Spruchband auch in seiner Zeit keineswegs progressiv oder milde war, sondern ein ziemlich harter Hund. Verfassungsfeind im Wortsinne. Doch die Karten für die Zukunft Preußens (und Deutschlands) hat nicht er gemischt, sondern später Bismarck mit dem Bündnis von Nationalbewegung und preußischem Thron (das war 1850 noch in weiter Ferne).


    Dieses Bündnis führte nun keineswegs deterministisch zu Hitler, aber es bereitete (neben vielen anderen Faktoren) den Boden, auf dem die Nazis in der Krise der ersten Nachkriegszeit gedeihen konnten. Erwähnt seien hier nur die völkische Überheblichkeit, die der Nationalbewegung seit Fichte anhaftete; oder der Antisemitismus, der mit Treitschke in den Eliten des Reiches salonfähig wurde. Vom chauvinistischen Lautsprechertum Wilhelms II. ganz zu schweigen. Sebastian Haffner analysiert das sehr treffend.


    Zurück zur Sache: Aus meiner Sicht hätte man den Kuppelspruch nicht rekonstruieren müssen. Botschaft und Geschichte sind eines Wahrzeichens der Republik unwürdig. Ebenso wie das Kreuz auf dem dach. Aber jetzt ist er nunmal da, und Spielereien mit Überblendungen fände ich manieriert. Ich plädiere für eine erläuternde Tafel zum historischen Kontext am Haupteingang – und damit ist dann auch gut.

    ^ Das Problem an dem Fortschritts-Argument ist, dass es Ludwig XIV. als Maßstab heranzieht und damit anderthalb Jahrhunderte überspringt, in denen viel passiert ist: Aufklärung, französische Revolution, Napoleon, Restauration, Industrialisierung, Verfassungsdebatte(n) im Vormärz. Ludwig XIV. lebte noch in einer weitgehend feudalen Gesellschaft und wollte mit dem Gottesgnadentum seinen Herrschaftsanspruch gegenüber dem Adel durchsetzen. FW IV. lebte in einer bürgerlichen Gesellschaft und hatte seinen Herrschaftsanspruch gegen liberale Intellektuelle, eine aufsteigende Bourgeoisie und (später auch) gegen ein wachsendes Proletariat zu verteidigen.


    Bald nach dem Wiener Kongress war es in gebildeten, deutschen Kreisen eigentlich Konsens, dass es ein Zurück hinter die napoleonischen Reformen (Verfassungen, Code civil) nicht geben dürfe – dass sich Herrschaft (auch die eines Königs) nicht über Gott, sondern über eine Verfassung zu legitimieren habe (nicht unbedingt eine demokratische Verfassung, das kam später, aber über eine Bindung ans Recht). Die deutschen Monarchen wehrten sich gegen diese Einschränkung ihrer Souveränität (die preußischen am heftigsten); die Liberalen kämpften dafür. Das berühmteste Beispiel ist sicher der Streit zwischen dem König von Hannover und den Göttinger Sieben – und das war 1837.


    FW IV. nun kämpfte den Kampf um seine Macht, indem er die Bindung seiner Dynastie an Gott betonte. Er wollte das längst überholte Gottesgnadentum als Legitimationsmodell wiederbeleben, indem er etwa das Stadtschloss mit bekreuzter Kuppel, Kapelle und Spruchband ausstattete. Der vermeintlich romantisch-schrullige Religionsbezug hatte eine knallhart-machtpolitische Dimension. Und das war auch den Zeitgenossen klar. Als Beispiel hier ein Auszug aus Heinrich Heines Deutschland. Ein Wintermärchen – das lyrische Ich reist von Frankreich aus in die preußische Westprovinz, erlebt Zensur, Frömmelei und Rückständigkeit, spottet über Mittelalter-Romantik. Zum Anblick preußischer Soldaten mit Pickelhaube schreibt er:


    Ja, ja, der Helm gefällt mir, er zeugt

    Vom allerhöchsten Witze!

    Ein königlicher Einfall war's!

    Es fehlt nicht die Pointe, die Spitze!


    Nur fürcht ich, wenn ein Gewitter entsteht,

    Zieht leicht so eine Spitze

    Herab auf euer romantisches Haupt

    Des Himmels modernste Blitze! – –


    Das "romantische Haupt" gehört FW IV., das Gewitter ist die dräuende Revolution. Heine schrieb das 1844 – vier Jahre später war es soweit. Hätte FW IV. um 1700 regiert, wäre er in der Tat seiner Zeit voraus gewesen. Er regierte aber um 1850, und zu dieser Zeit war er im Wortsinne ein Reaktionär.


    Eine ausführlichere Analyse dazu gibt es auf der Seite des Humboldtforums.

    ^ Endlich ein Entwurf, danke. An sich ganz schick – schließt Blockrand und Brandwände, betont die Ecke. Kein Simpelraster. Aber das wird ein Riesenbrocken; etwas mehr Abwechslung zu den Rändern hin (Farbe, Fassadenstruktur) würde dem Projekt meines Erachtens guttun.


    P.S.: Über Schließung und (bevorstehenden) Abriss des Supermarkts wurde schon anderweitig diskutiert. Bin mir nicht sicher, welcher Strang der richtige ist...


    Stimmt, das ging hier los. Die Beiträge wurden nun hierhin überführt.

    Ja, der schlammgraue/beige Putz erinnert an abgestuckte Altbauten

    Mich erinnert das Vert eher an einen postmodernen IBA87-Bau, der mal einen neuen Anstrich bräuchte. Die geschwungene Fassade gefällt mir eigentlich ganz gut, aber wegen der nicht mitschwingenden, irgendwie hineingestanzten Fenster wirkt es – gemessen an den fabulösen Quadratmeter-Preisen – ein wenig billig gemacht.

    das ist jetzt ein Argument, dass mir noch nie in den Sinn kam, ... (Ich schwebe gerade bei Google Earth herum)

    Genau das ist das Problem am Band des Bundes: Es kommt einem nur in den Sinn, wenn man aus der Luft (oder bei Google Earth) draufschaut. Läuft man durch die Gegend, ist es nicht erfahrbar. Das liegt zum einen daran, dass es nie vollendet wurde – in der Mitte klafft ein Loch anstelle der Kopfgeburt "Bürgerforum" (für das es nie ein konkretes Konzept gab); daneben steht, wie erwähnt, die nicht abgeholte Botschaft herum. Zum anderen liegt es daran, dass schon die ursprünglichen Pläne im wahrsten Sinne von oben herab gedacht waren: Sie wirkten eindrucksvoll im großen Stadtmodell, Schwer-Symbolik eingeschlossen. Als Fußgänger kann man diese anderthalb Kilometer lange Riesenfigur nicht erfassen. Genau dafür war der Spreebogenpark eigentlich gedacht, aber es klappt nicht.


    Ich bin sehr dafür, das Band nach Westen (Kanzleramt) und Osten (Schiffbauerdamm) fortzuführen. Aber in der Mitte sollte man sich etwas anderes überlegen als dieses Loch im Dienste eines Abstraktums. (Was nicht passieren wird, weil die Bebauung einer Rasenfläche namens "Park" viel zu viel Ärger provoziert, als dass es jemand angehen wollte.)