Beiträge von Timmi

    ^ Das Oro mag wohl gestalterisch und von der Kubatur, eines der Highlights des Quartiers sein, aber von der Ausführungsqualität ist es aus meiner Sicht noch viel mieser, als die des Wohnungsbaus von HdM (und die Messlatte ist bei diesen Mauerwerksverbänden und Geometrien sehr hoch).


    Die Bereiche mit den Diagonalverbänden wirken durch leichte Ungenauigkeiten fleckig und die Anschlüsse an die Loggia-Bögen sind fürchterlich zackelig ausgefranzt. Auch da wo die Ziegel der Rundung angepasst geschnitten wurden, sehen die Bögen holperig aus und die wellige Fuge dort vom Ziegel zum Stahlbeton der Loggia, ist auch nicht ansehnlich. Anderseits ist es auch fast unmöglich sowas sauber hinzubekommen - das hätte man schon im Entwurf wissen müssen. Traditionell hätte man es mit einem gemauerten Bogen / Rollschicht, oder einem Fertigteil sauber hinbekommen. Ein Bogen mit immer flacher werdenden Ziegeldiagonalen nachzufahren, wird halt nichts und wiederspricht Form und Material - leider.


    Wie sowas geht, haben zum Beispiel Fink & Jocher in Neu-Ulm gezeigt.


    Trotzdem gefällt mir die grundlegende Idee, das Material und der unperfekte Vintage-Look irgendwie dennoch ganz gut.

    Mich haut’s grad vom Stuhl, wohin dieser Thread wieder abdriftet, wenn ich die letzten Beiträge so lese.


    Nochmal als Hinweis:

    A) Weder Frau Kahlfeld, noch ihre Vorgängerin Frau Lüscher sind/waren vor, oder nach ihrer Berufung aktive Politikerinnen. (Welchen Parteien gehören sie nochmal an?) Wenn man jetzt noch den drei letzten Senatsbaudirektor*innen - alle wahrscheinlich eher dem linken Lager zuzuordnen, politische Etiketten anheften will, wird’s ganz komisch.


    B) Frau Kahlfeld plädiert für die Beibehaltung einer Situation die seit 50 Jahren besteht (ein Brunnen). Herr Grotewohl stand für „tabula rasa“ und Abriss der alten Stadtmitte und Errichtung einer neuen Staatsmitte - sowjetischen Vorbilds (eine Stadt).


    Keine Änderungen, brauchen keine Begründungen - erst recht keine ideologischen.

    Seit mindestens 15 Jahren diskutiert man über den hohen Stellenwert von Warenhäusern für die Belebung der Innenstädte. Im Grunde ist es wie bei einer Mall, wo ein Ankermieter auszieht.


    Zur Rettung von Warenhäusern und ganzen Konzernen, gab es zu Recht reichlich stattliche Unterstützung. Nun passiert aus wirtschaftlichen Gründen nur unter anderem Abhängigkeiten das Gleiche, man hat nur kein Rettungspaket, oder Versucht die Nutzung „Warenhaus“ zu halten, sondern findet eine „viel bessere“ substitutionelle Nutzung „Kultur“ vor Bekanntwerdung und alle freuen sich.


    Das jetzige Konzept hätte bei einer Stadtbibliothek Recklinghausen genauso funktioniert, oder wäre man auch froh gewesen, wenn z.B. das Museum der Moderne in das Karstadt-Warenhaus am Hermannplatz einzieht?


    Ich finde, es gibt bessere Standorte in der Innenstadt die durch kulturelle Nutzungen belebt werden müssen, als die Friedrichstraße.

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    Dass die Gemengelage gerade unübersichtlich ist, ist offensichtlich. Wenn ich den Inhalt des verlinkten Ausschnitts aus der Abendschau kurz wiedergebe, hat das auch erst einmal nichts mit Politik-Bashing zu tun.


    Was mich daran irritiert ist, dass es Renderings und konkrete Planungen zur Umnutzung des Lafayette hin zur Landesbibliothek gibt, die Mitarbeiter des Lafayette aber erst mit deren Veröffentlichung von Ihrem „Glück“ erfahren. Hätte da der Initiator der Planung nicht den Ball besser flach halten und noch etwas warten können?


    Auch wenn es nicht direkt mit dem Thema zu tun hat - als die letzten Kaufhausschließungen in Berlin bevor standen, hat man da noch anders reagiert.


    Egal von welcher der drei Parteien dieses Durcheinander ausging, die Kommunikation ist scheinbar katastrophal und schadet letzten Endes allen.

    Für mich ist es erschreckend, dass eine große europäische Hauptstadt wie Berlin es ist, nicht in der Lage ist soviel Kaufkraft zu generieren, dass sich ein zweites Luxuskaufhaus neben dem KaDeWe längerfristig etablieren kann.

    Ich sehe die Thematik genauso wie Camondo. Für mich ist es ein Alarmzeichen für die Umgebung. Das Aus für das Lafayette bedeutet ein Verlust an Attraktivität und Strahlkraft für das Geschäftszentrum Friedrichstadt und eine Verstätigung zugunsten monostruktureller Nutzungen - die Ausweitung von Ministerien und kultureller Einrichtungen. Das könnte auf die gesamte Ecke inkl. Malls um den Potsdamer Platz Auswirkungen haben.


    Wenn man das dann noch wie Backstein mit London, Paris, Hamburg und München vergleicht, wird erst recht kein Schuh draus. Gemessen an der Einwohnerzahl gibt es dort deutlich mehr Shopping-Destinationen mit Strahlkraft und homogenere Citybereiche die eine solche Schließung besser wegstecken würden.


    Laut heutiger Abendschau sieht es eher so aus, als ob das Lafayette vom Senat aus der Immobilie gedrängt wird, oder der Eigentümer hier mit potentiellen Mietern pokert.

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    Sehr schön geworden! Auch die schwarzen Rahmen mit den Messingleisten, zeigen prima den typischen Gestaltungswillen der 50er-Jahre.


    Einzig die schwarze Dehnungsfuge in der Lisene, weißt darauf hin, dass es sich um einen Neubau handelt. Ich frage mich, ob man die Fuge nicht auch neben der Lisene verdeckt in den Fensterlaibungen hätte anordnen können. Wahrscheinlich hätte es aber dann mit dem Anschlüssen der Blechabdeckungen ein Problem gegeben.

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    Der Römer kannten keinen Sichtbeton (zumindest war dieser nicht der Witterung exponiert). Bei Zuschlägen wie grober Tuffstein, wäre das auch kaum gegangen. Da ging es mehr um wasserundurchlässige und leichte Konstruktionen.


    Genau das ist bei den Stehlen des Mahnmals das Problem. Der Beton wurde dunkel eingefärbt und im täglich ändernden Sonnenstand, sowie der gegenseitigen Verschattung, gibt es ein großes Temperaturdelta innerhalb einer Stehle. Die Spannungen im Material erzeugen Risse. Das gibt es selbst bei Sichtbetonfassaden nicht so extrem innerhalb eines Fassadenteils. Meines Wissens sind die Stehlen wegen des großen Eigengewichts zudem hohl.


    Ich denke das Problem hätte man auch bei dunklen Naturstein gehabt (Granit oder Basalt). Den hätte in der Masse aber niemand bezahlen, geschweige denn die Monolithen aushöhlen können.

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    Naja, meines Wissens ist die Passage komplett unterkellert und da ist es eigentlich völlig egal, ob das Pflaster das Oberflächenwasser in eine Retention auf der Kellerdecke leitet, oder dieses über versiegelte Flächen und Rinnen passiert. Bei Starkregen ist das natürlich von Vorteil, aber versickert wird dort nichts.

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    Ich finde den Mäckler-Entwurf gerade deswegen interessant, weil er „eine Wand“ aufbaut - aber nicht zum Ku’damm, sondern zum Breitscheidplatz. Ich würde es auch eher Kulisse und Platzfassung nennen. Es sind zudem auch drei höhere Gebäude die eine Kante bilden und nicht nur das Hochhaus. Nichts anderes macht der neue KranzlerEck-Riegel, der Sofitel und Swissotel im Süden und das Huthmacher Haus, sowie die hohe Ersatz-Sockelbebauung mit Hochhäusern des ehem. Schimmelpfenghauses im Norden.


    Wenn man einen Zirkelschlag um die Gedächtniskirche schlagen würde, liegen fast alle genannten Gebäude + die Hochpunkte des Mäckler-Entwurfs, auf dem Kreisbogen.


    Für mich generiert Mäckler somit weniger eine solitäre HochhausSkyline, aber umso mehr ein verbindendes städtebauliches Konzept.

    Diese +13m Käfig-Konstrukte on top, sind doch wieder einem Kuhhandel geschuldet, dass jeder Hochpunkt in der Stadt neuerdings gemäß „Hochhausleitbild“ ein öffentlich zugängliches „offenes Dachgeschoss“ haben muss. Mit „Offen“ ist die Zugänglichkeit gemeint, nicht die Offenheit der Konstruktion.


    Singulär ist das alles noch interessant, aber wenn nun beide Hochhäuser nebeneinander so ein Ding aufgesetzt bekommen, wirk das irgendwie peinlich. Nebenan macht man bei Hochhäusern >60m, dann immer so weiter - nach dem Motto, die Öffentlichkeit zieht es auch beim x-ten 60m-Haus einfach so auf die Dachterrassen.


    Praktisch für den Investor. Der kann den Käfig dann in der nächsten Planungsphase räumlich schließen, als Terrasse offen halten, begrünen, Haustechnik rein packen, oder alles zusammen. Man hat zumindest einen Freifahrtschein höher zu bauen und das ist zumindest die beste Nachricht an dieser Logik ;).


    Architektonisch, gebe ich meinen Vorrednern recht. Es wirkt gestalterisch und räumlich stimmig, hochwertig und individuell. Die Nutzungen kann man anhand der Fassaden und der Gebäudestaffelung auch gut ablesen. Allerdings verstehe ich nicht, warum man gerade am Ku’damm den Blockrand 9-geschossig! schließen (besser gesagt aufreißen) muss - gerade bei der Argumentation zur Anzahl und Höhe der Hochhäuser.

    […] Mit etwas Glück kommt ein neuer Investor und der Entwurf wird sogar nochmal überarbeitet.

    Das halte ich nur für möglich, wenn die Baustelle über Jahre still steht.


    Die Planung wird weitgehend abgeschlossen sein und die Untergeschosse stehen. Da fängt man nicht damit an, an der Kubatur rumzudoktern und mit der Entwurfsplanung und Statik von vorn anzufangen. Sicherlich sind da schon 4 Jahre Planung in einer zweistelligen Millionensumme eingeflossen - das wird ein neuer Investor nur in Frage stellen, wenn ein neues Konzept + Planungsaufwand profitabler wäre, oder man das Projekt schon abgeschrieben hat.


    Solange die Planung in der Schublade liegt und den aktuellen baurechtlichen Anforderungen entspricht, wird man höchstens was an der Fassade und dem Nutzungskonzept ändern.

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    Die Aussteifung eines Gebäudes, ist Teil der Tragfunktion und das kann die Fassade allein nicht leisten. Die trägt nur ihr Eigengewicht weitestgehend selbst ab. Wie schon richtig beschrieben, würde sie durch horizontal wirkende Lasten wie die Windlast, oder weit auskragende Sandsteinteile brechen.

    Eben deswegen ist die Fassade mit Ankerschienen am Betonkern „verdübelt“.


    Den betreffenden Fußpunkt der Südwestecke ohne Mauerverband (Fuge), sieht man hier auf dem zweiten Bild. Auf dem dritten Bild sind die einbetonierten Ankerschienen zu sehen:

    Die massive Ziegelfassade mit den Sandsteineinlagen, ist „nur“ ca. 50cm stark, ca. 20m hoch und das Kranzgesims kragt dort ca. 100cm aus (Man versuche mal, sein Auto zu 2/3 über einer Klippe zu parken ;). Das historische Mauerwerk war fast 200cm stark.


    Zudem hat man die Fassaden „scheibenweise“ errichtet und ohne Verbund zu diesen erst später die Portale dazwischen gesetzt. Wo die „Fassadenscheiben“ stumpf aneinander stoßen sind die Dehnungsfugen.


    Hier sieht man wie die vorspringenden Pilaster-Rücklagen des später hochgemauerten Portals IV, welche die Fugen seitlich übderdecken:

    Ein Update zum Südportal, Eingang zur Passage.
    20160731_151537j9sym.jpg

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    Ein Riss würde die Rosetten an der Unterseite des Kranzgesimses nicht rechtwinklig umfahren. Das Dehnungsverhalten und die Bautoleranzen konnte man bestimmt nicht zu 100% aufeinander abstimmen. Wenn der riesige, tonnenschwere Adler (Unikat ohne exakte Maße), nur ein paar Millimeter an der an der falschen Stelle sitzt, oder Mörtel in die Fuge kommt, reiben beide Fassadenteile aneinander.


    Der Begriff „selbsttragend“ bezieht sich immer auf eine „Fassade“ die dem eigentlichen Bauwerk „vorgehängt“ ist (Unterschied zur Vorhangfassade > nicht selbsttragend). Bei großen Fassaden daher auch immer mit Fugen. Der Unterschied liegt in der Verbindung zum Bauwerk. Es ist keine Fassade gemeint, die ohne Bauwerk allein tragfähig wäre.


    Bei der Bauakademie-Ecke ist es hingegen ein Stahl-Tragwerk.

    ^ Das eigentliche Schrägdach liegt deutlich zurückversetzt von der Fassade, über dem Betonkern und besteht selbst hauptsächlich aus Beton (Technikbereiche als Stahlkonstruktion und Betonfertigteilen).


    Das weit auskragende Kranzgesims aus Sandstein ist, soweit ich mich erinnere, mit einer Balkenkonstruktion aus Betonfertigteilen als Gegengewicht hinterlegt bzw. verankert worden. Darauf sitzt die Balustrade. Vielleicht ist es auch als eine Art Ringbalken konstruiert. Zumindest befindet sich hier mehr „Masse“ und Eigenlast, als auf der übrigen Fassadenfläche. Zudem endet hier die Rückverankerung der „Fassade“ mit den Betonkern und der mehrschalige Wandaufbau.

    Es kann gut sein, dieser Bereich daher besonders schadensanfällig ist.


    Über das Potsdamer Stadtschloss und die Schäden am Kranzgesims dort, weiß ich zu wenig. Ich meine aber, auch hier sind die größten Schäden in den Eckbereichen aufgetreten.

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    Beim HF ist die Fuge/Spalt an besagter Stelle nur nicht horizontal angeordnet, sondern vertikal. Sonst wäre vermutlich auch eher der Kopf oder die Klauen des Adlers abgeplatzt.


    Im auskragenden Kranzgesims sieht man die Fuge im Steinverband in der Unterseite. In der Wandfläche liegt sie verdeckt an der Hinterseite der Eckquaderung/Eckpilaster aus Sandstein. Die zwei unterschiedliche Fassadenebenen an der Stelle, ermöglicht diese verdeckte Anordnung - ähnlich zweier Blätter übereinander gelegtes Papier die man hin- und her schiebt und keinen Spalt sieht. Wo die Fuge „über die Ecke“ in das Kranzgesims übergeht, gibt es keinen Vor- und Rücksprung mehr und man sieht die Fuge.


    Bei mehrschaligen Fassaden ist die Fugenausbildung ein Muss - gerade an den Ecken. Die übrigen Fugen sind seitlich an den Portalvorsprüngen/Risaliten angeordnet. Dort springt auch das Kranzgesims vor und verdeckt diese.

    ^^^ tux77

    Was soll uns der Kommentar mit Ausflügen in die politische Vergangenheit nun sagen?

    Als alle Sowjetbürger waren, war alles besser und in der Sowjetunion gab es keine Unterdrückung von Minderheiten und Ethnien (Sowjetbürger = Weltbürger)?


    Fällt wohl in die Kategorie, des inszenierten multilateralen Pazifismus und Antimilitarismus , von dem man sich mit Militärparaden und Panzeraufmärschen vergewissern musste. Wer die Propaganda glaubt, darf sie behalten (bis heute und in aller Ewigkeit).

    Ich sehe hier keine „Platte“. Wenn das Rechenzentrum gemeint ist, so fügt es sich zumindest mit der Traufhöhe, der Blockbebauung welche die wichtigsten Fluchten aufnimmt und einen klaren Straßen-/ Stadtraum definiert, sowie mit einer kleinteiligen Fassadengliederung, verhältnismäßig gut ein.


    Jetzt kann man argumentieren, der Garnisonkirchturm mit seinen „Schulterbauten“ steht zu dicht am Rechenzentrum, der Bauplatz des Kirchenschiffs wird blockiert und die geplante Weiterführung des Stadtkanals wird zum Nadelöhr.


    Wenn man diese baulichen Kollisionen außer Acht lässt, finde ich den eigentlichen Plattenbau - das sanierte Studentenwohnheim, mit seiner vor- und zurückspringenden monotonen Lochfassade, der Überhöhe, der Länge und dem „Restgrün“ davor, städtebaulich viel problematischer.

    Über den abgesprengten Flügel des Adlers kann man jetzt spekulieren - könnte an einer ungünstig gewählten Steinstruktur für das Fassadenbildwerk liegen, an einer Vorschädigung bei Transport od. Montage oder an Vandalismus - ist jetzt aber auch kein Grund ne Ewige Bauhütte hier aufzumachen - macht man ja bei anderen Sandsteinfassaden dieser Stadt auch nicht - da lösen sich eher regelmäßig die Glasplatten am HBF und stürzen aufs Trottoir.

    Im den vorausgehenden Fotos sieht man eigentlich ganz gut, dass der abgebrochene Flügel über einer Dehnungsfuge lag und seine Flügelspitze vor der Eckprofilierung aus Sandstein, jenseits der Fuge. Wahrscheinlich hatte der Flügel nicht genug „Spiel“ zur vorspringenden Ecke. Hoffen wir mal, dass der verbleibende „Oberarm“ nochmal überprüft wird.


    Die unscheinbare Anordnung der Dehnungsfugen, galt als „größte Herausforderung“ der zuständigen Architekten, um die historische Erscheinung mit den baurechtlichen Anforderungen eines Neubaus zu vereinbaren.


    Man darf nicht vergessen, dass die Klinker-Sandstein-Fassade zwar „selbsttragend“ (bezogen auf ihr Eigengewicht) ist, aber statisch nur mit Ankern am eigentlichen Betontragwerk hängt und dadurch ausgesteift wird. Dazwischen liegt die weiche Dämmung.


    Allerdings wird es auch beim massiven Mauerwerk des historischen Berliner Schlosses, auf seinen jeweils bis zu 200m langen Fassaden, auf morastigem Grund, zu vielen Rissbildungen gekommen sein (siehe das Schicksal Schlüters). Also kein Grund zur Verklärung der Vergangenheit ;).

    Preußische Architektur sicher. Wilhelminische Architektur wohl eher nicht.

    Preußische Architektur ist ein Allerweltsbegriff und keine kunstgeschichtliche Kategorie. Preußischer Barock hingegen schon - der hier aber nicht zutrifft. Wilhelminismus definiert hingegen gesellschaftlich-kulturelle Gegebenheiten in einem definierten Zeitraum. Dahingehend auch einen speziellen Architekturgeschmack (vornehmlich Neobarock und Neoromanik), der vom Namensgeber mal mehr und mal weniger stark beeinflusst und begünstigt wurde.


    Und im vorliegenden Fall war der Einfluss selbstredend sehr groß und musste dem Faible seiner Majestät zum opulenten Neobarock Rechnung tragen.


    In der längsten Zeit ihrer Existenz kamen Portal III und Kuppel auch ohne verbindenden Aufsatz und Kartusche aus. Andernorts hat man sich auch gegen die wilhelminische Ausführungsvariante entschieden.

    Ob patiniert oder nicht, finde ich nicht relevant. Leider haben sich meine Befürchtungen trotzdem bewahrheitet.


    Für mich sieht die Kartusche leider aus wie Großmutters Brosche die zum Sonntagskaffee zwischen Blümchenservice und Gelsenkirchner Barock angelegt wird. Das soll die handwerkliche Leistung aber keinesfalls in Abrede stellen. Für mich liegt die Krux eher wieder beim fragwürdigen Geschmack von Wilhelm II begründet.


    Die Kartusche passt weder zu Eosanders Konstantinsbogen-Adaption, noch zu Schlüters differenzierter Fassadenkomposition - obwohl auch Schlüter ein Faible für opulente Kartuschen hatte.


    Eine klassischere und weniger plastische verrundete Form, würde der architektonischen Ordnung nicht so zuwider laufen - gerade in Kombi mit der nachträglich aufgesetzten Ausrundung des Geison.