Areal „Haus der Statistik“

  • ^ Ja, den Schmuck gab es nur in zwei Streifen – das meinte ich mit Betonung der Vertikale. Mit Verflachung meine ich, dass im Urzustand die Fensterreiehn ein Stück weit eingelassen waren und auch die Fassadenelemente in jeder Etage einen kleinen Versatz hatten. Jetzt ist alles plan...

  • ^ Ich glaube, dass du dich da täuschst. Ausgenommen von dem Bauschmuck, hat die Fassade in etwa die gleiche Tiefe und Plastizität, wie zuvor. Auch die Unterteilung der Brüstungsflächen ist ähnlich. Vor Ort lässt sich das ganz gut beobachten.

  • Jein - tatsächlich besaß die Originalfassade unregelmäßige kleine Vorsprünge, die die Fassade plastischer erscheinen lassen - auch wenn der Effekt nicht überwältigend war. Die Fenstereinlassung scheint jedoch dem Vorzustand zu entsprechen.


    Ich warte erstmal auf die Gesamtwirkung, insbesondere, wenn das ganze als Ensemble erscheint, bin aber selbst auch nicht optimistisch.

  • ^ Danke KaBa1, auch meine erste Reaktion war nicht schmeichelhaft. Aber ich denke durch den dunkel gehaltenen geschwungenen Vorbau, kann das sogar ganz gut wirken. Das hängt natürlich jetzt an der Qualität des Vorbaus. Ob er wirklich so elegant geschwungen daherkommt wie auf der Visu, ... und die Wahl der Materialien wird hier auch entscheidend sein. So wie ich die Visu interpretiere soll der Vorbau auch noch auf irgendeine nicht identifizierbare Weise begrünt werden?

  • ^ Au weia. Ich war kein dogmatischer Verfechter des Erhalts, habe mich aber leicht mit dem Gedanken angefreundet, dass hier ein repräsentatives Beispiel der Ost-Moderne aufgehübscht und einer neuen Nutzung zugeführt wird. Schon an den frühen Visus hat mich allerdings gestört, dass dort der Bronze-Schmuck des Originals nicht mehr vorgesehen war – er gab dem Gebäude eine vertikale Gliederung, die den riesigen Baukörper auflockerte.


    Nun sieht es so aus, als hätte man der Fassade nicht nur diese Gliederung, sondern auch ihre ursprüngliche Plastizität genommen. Verflachung, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hoffe, das ist nur eine Momentaufnahme, und ändert sich noch im Gesamteindruck...


    Es ist ja wirklich selten, dass ich mit Architektenkind einer Meinung bin, aber hier hat er völlig Recht. Die DDR-Fassung hatte einen klar erkennbaren Gestaltungswillen und eine ebenso deutliche Plastizität. Die neue Fassade ist ist modisches Zeug. Einene ähnlichen Effekt hatten wir in Potsdam bei der Rekonstruktion des Terrassenrestaurants Minsk, das als Ausstellungshalle für moderne Kunst wiederaufgebaut wurde.

    Ich habe den Eindruck die Architekten der neuen Fassade wollen die Bauten so herstellen wie sie sich vorstellen, dass sie im Stile der internationelen Moderne hätten sein müssen und kürzen hierbei alles Regionale der DDR-Moderne. Das sind aber exakt die Element, die die Bauten unverkennbar gemacht hatten.

  • .... ich glaube eher, dass es die energetischen Vorgaben sind gepaart mit einer immer schlechter werdenden Handwerkskunst, die die Fassaden so unansehnlich werden lassen. Da scheitern ja sogar gute Architekten wie im Fall des Tacheles.

  • Bezieht sich auf diesen niveauvollen Beitrag.


    Danke für die Vorlage. Da freue ich mich doch, mich in die Reihe der Würdelosen und Anspruchslosen einreihen zu dürfen. Ich halte dieses Projekt um das Haus der Statistik für eines der ambitioniertesten und urbansten Projekte der Stadt. Hier wird gleich auf mehreren Ebenen Neuland betreten. Nicht nur in Bezug auf materialschonende Bauweisen/Sanierungen sondern auch in der Form, wie die Nutzungen der sanierten und neuzubauenden Gebäude zwischen privaten, genossenschaftlichen und öffentlichen Händen aufgeteilt wird. Das wird vermutlich kein ästhetischer Leckerbissen im Sinne einer fotogenen Hochglanzarchitektur. Aber es könnte ein ganz lebendiges Stück Stadt werden, wovon die ganze Gegend um den Alexanderplatz profitieren wird.

    Ich fürchte im obigen Kommentar zeigt sich einfach ein komplett anderes Verständnis von Stadt, von Architektur und auch von Ästhetik. Da in meinem Verständnis von Stadt der Begriff der Vielfalt eine zentrale Rolle einnimmt, nehme ich diese Unterschiedlichkeit einfach zur Kenntnis. Bedaure aber sehr die Verächtlichkeit, mit der sie geäußert wird. Das zerstört auf Dauer städtisches Leben mehr als hässliche Gebäude.

  • Das einzig Positive an dem Projekt ist wohl, dass der Bau wieder benutzbar gemacht wird. Eigentlich unfassbar: Das Teil stand 15 Jahre als Ruine im zentralen Stadtraum.


    Ästhetisch ist aus dem Bau nichts herauszuholen gewesen. Als DDR-Plattenbau neben einer mehrspurigen Hauptstraße wird das Ding immer wie ein Vorhof zur Hölle wirken. Unmenschlich, unsinnlich, ohne Lebens- oder Arbeitsqualität.


    Ein Abriss und ein Neuentwurf hätten sicherlich dem Alexanderplatz einen besseren Esprit verleihen können. So bleibt die Gegend wie ein weißrussischer Vorort.

  • ^ du hast ja nicht unrecht aber mit Abriss ist ja deine Stärke wieder Mal. Klar bin ich der Meinung das die Fassade ( aussehen) nicht so beeindruckend ist meiner Meinung nach. Immerhin kostet ein Abriss und Neubau wesentlich teurer. Aber immerhin finde ich es auch gut, dass das Gebäude erhalten bzw benutzbar wird wie du es gesagt Hast.

  • Mag ja sein, daß das kein Plattenbau ist, aber ästhetisch kam er für mich immer so rüber. Ich müßte mir mal historische Fotos angucken, um die angebliche Qualität des Baus beurteilen zu können, aber für mich wirkt er ähnlich wie für Arty Deco. Das ist ein absolutes Schrottgebäude mit Nordkorea-Feeling. Null Urbanität, egal wie man es umbaut. Aus meiner Sicht ist es eher nicht erhaltenswert. Man muß halt gucken, wie man den Stadtraum rund um den Alexanderplatz wieder verdichtet, statt die totalitären Oststrukturen zu konservieren. Allerdings haben wir da ja auch noch den Gruner-Tunnel, der eine Reurbanisierung stark behindert.


    Ich bin kein Experte, aber man kann doch nicht auf diesen DDR-Städtebau setzen. Bei den Plattenbauten an der Karl-Marx-Allee oder beim Rathausforum sieht das anders aus, aber direkt am Alex sollte man doch eher auf einen Neustart setzen, statt einen toten Gaul weiterzureiten oder wie das heißt. :)


    Letztlich müßte man die Ecke dort radikal verdichten und den Gruner-Tunnel zuschütten. Nur so wäre wohl ein richtiger Neuanfang möglich. Stattdessen entwickelt sich jetzt dort so ein merkwürdiger Mischmasch aus West und Ost. Aus meiner Sicht ist es fatal, wenn man diese antiurbanen Oststrukturen konserviert. Kann ich mir irgendwie nicht erklären.


    Gab es eigentlich jemals Überlegungen, den Grunertunnel zu beseitigen? Allein das würde die Ecke schon deutlich weniger monströs und fußgängerfeindlich wirken lassen.


    PS: Nur weil ein Stahlskelettbau im Arbeiter- und Bauernstaat selten war, ist er doch nicht gleich erhaltenswert.

  • Was nutzt all diese Litanei. Das Haus der Statistik wird saniert und neuem Leben zugeführt. Das ist nicht zu ändern.

    Ich persönlich halte die Entscheidung für richtig Was an diesem Haus anti-urban sein soll erschließt sich mir auch nicht.

  • Was nutzt all diese Litanei.

    Vielen Dank für diese konstruktive Kritik. Es wäre trotzdem schön, wenn man Beiträge nicht pauschal abwertet, sondern auf der Sachebene paroli bietet. Für mich ist mein Beitrag keine "Litanei", sondern eine Formulierung des Grundproblems dieser Ecke im Ostzentrum.

    Das Haus der Statistik wird saniert und neuem Leben zugeführt. Das ist nicht zu ändern. Ich persönlich halte die Entscheidung für richtig

    Auch wenn etwas nicht zu ändern ist, sollte man es doch kritisieren dürfen, oder? Kurzfristig und ökonomisch gedacht ist die Entscheidung nachvollziehbar. Und relativ gesehen mag eine Sanierung auch eine Verbesserung bringen. Insgesamt bleibt das Gebiet aber ein weltfremder und entgrenzter Stadtraum mit Nordkorea-Aroma, wo sich niemand wohlfühlt. Für mich ist das die falsche Grundrichtung. Was nutzt ein sanierter Bau in einer völlig verfehlten Gegend?

    Was an diesem Haus anti-urban sein soll erschließt sich mir auch nicht.

    Ist das wirklich ernst gemeint? Du findest diesen Bau urban? Warum finde ich solche Bauten dann nicht massenhaft in den Stadtzentren dieser Welt? Ich kann mir beim besten Willen dort kein urbanes Flair mit Menschenmengen vorstellen. Ähnlich wie beim Haus der Elektroindustrie etc. Die Gegend ist eine Ansammlung autistischer Solitäre, umgeben von überdimensionierten Straßen ohne das geringste städtische Leben, die in den letzten Jahren auch noch durch ebenso autistische Solitäre vom Klassenfeind bereichert wurde. :)


    Ich kann ja verstehen, daß man aus pragmatischen Gründen die DDR-Erzählung weiterführt. Aber aus meiner Sicht ist das eine Lebenslüge. Dann soll man dazu stehen und deutlich sagen, daß man am Alex keine Urbanität und eine Art DDR-Museum einrichten will. Das ist touristisch vielleicht reizvoll und nicht nur schlecht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß zukünftige Generationen die Gegend so surreal und künstlich belassen wollen. Irgendwann werden sich der gesunde Menschenverstand und das Bedürfnis nach organischen und gewachsenen Stadträumen durchsetzen.

  • Die große Einöde am Alexanderplatz entsteht durch diese vielen horizontal angelegten Gebäuderiegel mit über 10 Stockwerken.

    Jeder Schritt, jeder Blick, entlang dieser endlos immergleichen Fassaden wirkt ermüdend und erschlagend. Kein Baum, kein Café, keine Menschen. Nur Verkehr. Auch die billigen Oberflächenmaterialien tragen zur Tristesse bei.


    Was kann man tun ?


    Man müsste einige dieser Riegel wie das Rathausforum mittig zerteilen/ abreißen um mehr Kleinteiligkeit in den Grundriss-Strukturen zu erreichen. Wenn das keine Option wird könnte man die Fassaden abwechslungsreicher gestalten, vertikal parzellieren. Durch Anstrich. Letzte spektakulärste Variante wäre eine deutliche Ausweitung von Wandmalerei an den Fassaden. Mit Streetart Elementen erreicht man im Idealfall mehr Identifikation mit den Bauten. Um Lebens- und Aufenthaltsqualität rund um den Alex zu erschaffen braucht es auch mehr Bepflanzungskonzepte.

  • ^^ Sie finden Nord-Korea Aroma sachlich?- Na dann...

    Was ist denn in Ihren Augen ein urbaner Bau? - Macht denn nicht die Bespielung eines Hauses einen Bau urban? - Das Haus der Statistik ist kein Autist und mit den angedachten, vielfältigen Nutzungen, wird dieses Haus mehr Urbanität generieren, als Sie hier vermitteln wollen.

    Sie dürfen die Architektur und Design gern überholt finden. Mit Urbanität hat das nur bedingt was zu tun.

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  • Das Ding war als reiner nüchterner Verwaltungsbau auf großer Fläche konzipiert, und bot als solcher immer einen unbehaglichen Eindruck/ das weglassen der vertikalen Blechbänder auf der Längsseite verschärft die Tristesse die der Bau ausstrahlt um so mehr, weil damit sowohl die hilflose Trickserei optisch den Bau in mehrere Flächen zu zerlegen wegfällt, als auch das einzige plastische Element das überhaupt irgendeinen Schauwert in dieser monumentalen Langeweile anbot.


    Ich denke da haben sich einige von der Abbruchpatina blenden lassen.

    Stahlskelettbau ist das unweit hässliche Memi übrigens auch, sieht aber trotzdem aus wie Platte - das sind n.M eher völlig spitzfindige sekundäre konstruktive Details wenn der äußere Eindruck dem Sammelbegriff gar nicht widerspricht.


    Für die Mehrheit derjenigen, die sich überhaupt für den Bau interessieren - dürfte die Aussenwirkung gar keine Rolle spielen, da introvertierte pragmatische Nutzfantasien im Vordergrund stehen und eine Interaktion mit der Außenwelt eher als Nebensache betrachtet wird.


    Aus meiner Sicht ist an dem Projekt überhaupt nichts Urban auch wenn sich das Projekt gern darum bemühen mag.

    Es bleibt eher ein klientelbezogenes, Inselereignis

    ohne wirkliche Attraktion.


    Das könnte man zwar genauso von der Wagenburgattitude des Holzmarktes behaupten, aber der bietet wenigstens eine in seiner unkonventionellen schelmischen Pippi-Langstrumpf-Architektur gestalterische Attraktion die neugierig macht und ist eingeklinkt in die Tourimeile Ostbahnhof, Eastsidegallery, Arena und oberbaumbrücke - ein vergleichbares Strecken-u. umfeldangebot gibt es hier einfach nicht-


    Das HdS ist überwiegend eingekesselt von Breiten Verkehrsschneisen und anonymisierenden Massenbehausungen.

    Die Lebendigkeit des Verkehrsknotenpunktes Alexanderplatzes erreicht diese Seite der Alexanderstrasse/KMA überhaupt nicht - die Perspektive der Nutzung als Atelier/ Behörden und Schlafbau sind n.M. eher introvertiert.


    Die Expression von individueller und struktureller Vielfalt sowie funktionaler Mannigfaltigkeit und verknüpfung mit einer stadtgesellschaftlichen Dynamik ist an diesem Ort kaum gegeben- sondern steuert in der anstehenden Nutzungskonzepten eher auf eine Art burgenromantik für Verwaltungsbeamte und Künstler mit angeschlossener Vorstadtapathie zu - das ist für mich überhaupt nicht urban.

    Die herbeigewünschte urbane Attraktion ist eher limitiert und mehr Zielgruppenorientierte Scheinöffentlichkeit.


    Das ist damit eben nur sehr begrenzt ein Bewegungsraum für spontane soz. Begegnungungen in der unterschiedliche Motivationen und Interessen aufeinandertreffen die sich aus der gewachsenen städtischen Vielfalt und den günstigen Wege-Strukturen ergäben.


    Lage, Angebot und ästhetischer Charakter dürften für urbane Publikumsbewegungen eigentlich völlig uninteressant bleiben.

    Es bleibt ein gestopftes Orchideenprojekt für seine Initiatoren und Nutzer, mit zwar pragmatischer aber stadträumlich zu vernachlässigender urbaner Ausbeute.

  • Was kann man tun ?


    Man müsste einige dieser Riegel wie das Rathausforum mittig zerteilen/ abreißen um mehr Kleinteiligkeit in den Grundriss-Strukturen zu erreichen.

    Richtig, das ist ja mit dem ehemaligen Kaufhof Kasten am Ostbahnhof recht gut gelungen, das hätte ich mir hier auch gewünscht.