Beiträge von klangraum

    So unterschiedlich die Sichtweisen....

    Ich teile grundsätzlich Dein Argument, nur ist es hier mit dem unpassendem Bild unterlegt. Ich sehe die Hässlichkeit nicht, im Gegenteil. Ich sehe eine vielfältige Fassadenreihe, ganz unterschiedliche Konzepte, mit der Altbausubstanz umzugehen. Das ist für mich Stadt. Mir nimmt die Straße etwas zuviel Raum ein. Und ein paar Bäume könnten auch nicht schaden. Aber das ist doch eine ganz gut funktionierende Seitenstraße.

    ^^ das liegt oft schon an der Konstruktion der Bauherrenschaft, die - wie auch in diesem Fall - nicht eine Person sondern eine Gesellschaft ist, die weniger an der Gestaltung von Stadt und Raum sondern zuallererst (und oft ausschließlich) an der Vermehrung des eingesetzten Kapitals interessiert ist. Kein neues Phänomen.

    Ehrlich gesagt fand ich schon den ersten Entwurf nicht besonders gelungen. Das liegt weniger am Design. Die Kiste ist einfach zu groß. Das schreit einfach nach einer Unterteilung/Segmentierung. Nun paart sich die Übergröße noch mit Banalität. Sowas kann ganze Orte ruinieren.

    ^ schon blöd, in einem Land zu leben, in denen Bürgerinitiativen sich nicht nur ungestraft äußern dürfen, sondern deren Argumente auch gehört werden.

    Aber im Ernst: vllt wäre die ein oder andere Etage mehr nicht falsch. Aber Deine Rechnung geht nicht auf. 20 Etagen bedeuten mehr Erschließungszonen auf einem schmalen Grundstück. Höhere Häuser werden deshalb dicker und nicht schmaler. Sie wirken höchstens schlanker. Das Grundstück lässt es aber nicht zu, in die Breite zu gehen. Der Gewinn an Fläche durch Höhe würde den Verlust pro Etage nicht kompensieren. Es entstehen nur höhere Kosten pro qm.

    Auch bei mir weckt der Stein Assoziationen. Es ist so, als würde man in das Innere eines zerhauenen Steines schauen. Möglicherweise hat die Verwendung des Rundlochklinkers in seinem gebrochenem Zustand etwas mit der Ruine des Tacheles zu tun. Erinnert sich noch jemand an die Rückseite des Tacheles, als man von Außen in die offenen Etagen hineinschauen konnte, als wäre ein Teil des Hauses soeben erst weggerissen worden? Auch wenn H&deM den Stein schon öfters in ähnlicher Form eingesetzt haben, finde ich ihn hier doch sehr passend. Eine sehr schöne, haptische, raue Oberfläche, finde ich.

    entlarvend ist der Vorwurf der Dekadenz in einem Architekturforum, wenn es um Fragen der Ästhetik geht. Den Vorwurf der Dekadenz musste ich mir so oft anhören von Bauherren, die mit diesem Argument jeden Entwurf auf das Notwendigste reduzierten mit dem Argument, für ein Mehr sei einfach kein Geld vorhanden.


    Ich widerspreche nicht Deinem vorletzten Satz, der die Errungenschaften des Autos hervorhebt. Auf die ästhetischen Folgen hinzuweisen ist aber nicht dekadent. Es wird eher umgekehrt ein Schuh draus: wenn etwas notwendig und funktional ist - darum geht es ja beim Verkehr - dann kann es nicht hässlich sein. Und dem widerspreche ich einfach.

    Bei der Verkehrsdebatte geht es ja nicht nur darum, mit welchen Alternativen wir von einem Ort zum anderen gelangen. Es geht darum, den städtischen Raum nochmal neu zu denken und davon wegzukommen, die Straße nur noch als Verkehrsraum zu verstehen.

    ^^ Da ich den Aspekt der Ästhetik eingebracht habe, antworte ich mal. Zuerst möchte ich mich aber gegen die weitere unzulässige Verknüpfung wehren. Wozu soll das gut sein, außer die Argumente einem bestimmten Lager zuordnen zu wollen. Aber um es klar zu sagen. Gerade weil ich Altbauten und gute Architektur so wertschätze, möchte ich sie auch in der Stadt genießen können. Und das nicht nur dann, wenn es touristische Ziele sind, sondern auch, wenn es sich nur um einen schmucken Straßenzug im Kiez handelt.

    Natürlich hat das Auto im Stadtbild auch eine ästhetische Komponente. Dabei geht es (mir) nicht um den Anblick des Autos. Ich mag schöne Autos. So wie ich auch die Notwendigkeit von Autos in der Stadt sehe. Es geht um die in Reihe parkenden Kolonnen, die auf beiden Seiten einer Straße regelrechte Wände bilden, die bei den immer größer werdenden Autos kaum noch den Blick auf die andere Straßenseite zulassen und die Monofunktionalität des Raumes dazwischen zementieren. Eine solche Straße dient nur noch dem Fortkommen. Ich habe Derbes Foto auch als eine Bebilderung dieses Argumentes verstanden. Das ist wie gesagt nur ein Aspekt eines komplexen Themas.

    Übrigens kranken mMn die in den letzten Jahren vorgeschlagenen und durchgesetzten Begegnungsszonen gerade an der ästhetischen Umsetzung. Es ist ja nichts gewonnen, wenn man die Autos verbannt und einen Raum gewinnt, in dem man sich nicht aufhalten mag, weil die Möblierung verschreckt, infantil erscheint, man sich nicht wirklich begegnen kann usw.

    ^dann fang doch damit an! Nur zwei Sätze vorher haust Du selber zu mit der klassenkämpferischen Verknüpfung von "Fahrrad- und Spielstraßen" und vermögende Wohnungs– und Tiefgaragenstellplatzbesitzer. Nun, ich bin keiner dieser priviligierten Gruppe und wünsche mir trotzdem mehr Fahrrad- und Spielstraßen.

    Und noch ein Aspekt, der aber nichts beiträgt zur Lösung der Verkehrsprobleme: Eine Straße, die nicht beidseitig gesäumt ist von parkenden Autos hat eine unglaublich ästhetische Wirkung. Nimm eine Straße mit gut erhaltener Gebäudesubstanz aus dem vorletzten Jahrhundert, (ganz viele Ornamente!) und der wunderschöne Eindruck wird von den parkenden Autos weitgehend zerstört.

    ich frage mich, ob sich dieser Strang - der schon einen frankophilen Namen in sich trägt - dazu eignet, sich über anglizismen zu echauffieren...äh, aufzuregen?


    Was mich vielmehr stört ist diese merkwürdige Asymmetrie, die durch die Beschriftung noch verfestigt wird. Ist eigentlich nur ne Kleinigkeit und auch nicht wirklich ein Aufreger wert. Aber gerade minimalistische Entwürfe wirken schnell wie nicht durchdacht und lieblos, wenn sie nicht bis ins Deatil entworfen werden. Zumindest verstehe ich hier die Absicht nicht.

    Ein sommergrüner (Stadt)Baum soll im Sommer Schatten spenden und für Abkühlung sorgen. Das ist im Winter nicht notwendig. Da freut man sich über jedes bisschen Licht. Meiner Meinung nach sind die Bäume in Berlin aber oft zu hoch und zu groß. So eine Platane, wie in meiner Straße verdunkelt im Sommer die unteren straßenseitigen Wohnetagen dermaßen, dass sogar mitten am Tag die künstliche Beleuchtung aushelfen muss. Was den stadtökologischen Aspekt angeht können Bäume aber nicht groß genug sein. Mir wären da allerdings mehr Bäume, dafür aber kleinere lieber.

    Von einem so gelungenem Hochhaus wie die 50 Hertz-Zentrale hätte es tatsächlich gerne etwas mehr sein dürfen. Aber ich möchte nur kurz einwerfen, dass es ökonomisch nicht das Gleiche ist, 7 Etagen auf ein Hochhaus aufzusetzen wie einen 7 Stöcker daneben. Vermutlich hätte es sich aber trotz der verhältnismäßig niedrigen Bodenpreise sogar gerechnet. Selbst wenn man berücksichtigt, dass das Hochhaus durch die Überschreitung der 60 m-Grenze insgesamt anderen Anforderungen an ein Hochhaus genügen muss (Anforderungen an die Feuerwiderstandsfähigkeit tragender Bauteile, an die vertikale Erschließung (Sicherheitstreppenhäuser) und an die autom. Löschanlagen...usw) und somit pro qm teurer wird, hätten sich nach meiner Schätzung die 7 Etagen obendrauf noch gerechnet. Allerdings bin ich durchaus mit dem Hochhaus, so wie es jetzt steht sehr zufrieden. Wie überhaupt mit dem Ensemble der drei Hochhäuser Hertz - Total - KPMG. 7 Etagen mehr auf dem Hertz-Hochhaus würde zu einer merkwürdigen Unwucht führen.

    Der Grundfehler liegt schon bei der öffentlichen Hand.

    Der Fehler war, dieses riesenlange Grundstück nicht zu parzellieren und an verschiedene Investoren zu vergeben. Ich weiß nicht, zu welchem Zeitpunkt SAP als Großmieter die Gestaltung und Vergabe mit beeinflussen konnte. Vielleicht hätte man diesen Ankermieter auch verloren, hätte man die Grundstücke stückchenweise veräußert und dann von verschiedenen Architekten entwickeln lassen. Aber so wie das Ergebnis nun dasteht, schmerzt es einfach. Und mir tut es nicht nur der vergebenen Chance wegen weh, sondern auch wegen der Ressourcenverschwendung im Anblick eines Gebäudes, das ich am liebsten unmittelbar wieder abgerissen sehen möchte.

    Die Kritik an den Fassadenbegrünungen hat sich, soweit ich das in Erinnerung habe zuletzt vor allem an dem Eike-Becker-Entwurf für das Bauvorhaben Ostbahnhof Nord und dem Langhof-Entwurf für die Eldenaer Straße 42-44 entzündet. Ich verstehe die Kritik weniger als Kritik an einer Fassadenbegrünung im Allgemeinen und mehr als eine Kritik an der zur Zeit aufkommenden Mode, jeden Entwurf mit einer wuchernden Begrünung zu visualisieren/zu verkaufen. Man kann natürlich jeden Entwurf mit einer Menge wucherndem Grün darstellen, sobald er über Balkone und/oder Terrassen verfügt. Aber seit wann führen Balkone und Terrassen zwangsläufig zu grünen Häusern? Was mir bei den beiden oben genannten Entwürfen - vor allem aber bei Eike Becker - fehlt, ist eine architektonische Antwort auf die Herausforderungen der sich aufheizenden Stadt, mangelndem Wasser, kurz: die Herausforderungen des Klimawandels. Der Becker-Entwurf ist eigentlich nur ein in Grün gefärbertes gewöhnliches steinernes Haus. Der Langhof hat mMn eine tolle Gestalt und ist eine interessante städtebauliche Idee. Aber es bleibt eine steinerne Wand.

    Ich halte übrigens beide Büroinhaber für sehr nachdenkliche Menschen, die die Probleme der Zeit durchaus angehen wollen. Aber das Grün in den Visualisierungen ist nicht innovativ, es kaschiert höchstens und wirkt für mich eher wie eine Antwort auf Bauscham.

    Wie oben schon mehrfach beschrieben, schreit das Umfeld des ICC und die Lage am Eingang der Stadt geradezu nach einer Weiterentwicklung.

    Ich möchte aber mal kurz daran erinnern, dass das ICC selbst das mahnende Beispiel darstellt für die Schwierigkeiten, quasi auf Inseln zu bauen mit all den Nachteilen des Verkehrs vor der Türe. Soweit ich mich erinnern kann, ist das auch mit ein Grund für die Kostenexplosion auf das Fünffache der geplanten Kosten, die schließlich bei fast 1 Mrd. DM landeten. Man musste das Gebäude mehr oder weniger über Grund schweben lassen, um die Erschütterungen des Verkehrs nicht ins Gebäude zu tragen.

    Ich glaube kaum, dass sich in absehbarer Zeit jemand findet, der bereit ist, für eine Überbauung der Verkehrsschneisen Geld auszugeben. Das hat ja schon auf weniger problematischem Grund um das ICC nicht funktioniert.


    Die Beiträge zum Stadteingang West wurden in den entsprechenden Thread verschoben.

    ich erkenne den Widerspruch nicht. Wenn eine Gruppe den Dialog startet sollte man ihn nicht deswegen verweigern, weil eine andere Gruppe den Dialog nicht will. So findet man nie einen Anfang. Und genau diesen Anfang drückt diese Gebäude für mich aus. Auch wenn es eben nur Gruppen innerhalb der genannten Religionen sind. Das hat übrigens auch nichts mit "oben" und "unten" zu tun.

    Aber genug OT.

    ^^ ist die Funktion nicht bekannt?


    Laut Website ist die Funktion klar benannt: Ausstausch dreier Religionenauf religiöser, kultureller und wissenschaftlicher Ebene. Das Gebäude bietet nicht nur den sakralen Raum für jüdisches, islamisches und christliches Leben sondern öffnet sich darüber hinaus auch für nicht-Gläubige.

    Ein sehr hoffnungsfrohes Konzept, das dem Wort, der Kommunikation, der Information, dem Wissen einen Stellenwert einräumt, der durch Glauben nicht in Frage gestellt wird. Und das in einer Zeit, in denen immer mehr nur danach geschaut wird, welchem Lager man angehört,und in einer Zeit, in denen Graustufen immer mehr zu verschwinden scheinen.


    Auf die Architektur freue ich mich übrigens ganz besonders. Es könnte der Gegend einen dringend benötigten Identifikationsort geben.

    Geht es nur mir so?


    Aus der Ferne betrachtet verlieren sich all die subtilen Effekte der Fassade weitgehend und es dominiert allein der raumeinnehmende, eigentlich banale Körper.

    Kommt man dem Hochhaus nahe bin ich jedesmal beeindruckt von der fast poetischen Gestaltung der Fassade. Es wirkt immer so, als würde ein Wind durch die Gardinen wehen.

    Diesen Widerspruch - auch zur eigentlichen Natur eines Hochhauses - finde ich ganz sympathisch. Das Hochhaus will erst garnicht in die Ferne hinein imponieren, als wenn es wüsste, das da nicht viel zu imponieren ist. Stattdessen belohnt es jene, die im Alltag mit dem Haus in Berührung kommen oder ihm zumindest in Straßen-/Platzentfernung näher kommen.