Soweit ich weiss will die Kulturstaatsministerin diese Abwägensentscheidung zwischen dem Ende mit Schrecken oder dem Schrecken ohne Ende nicht allein treffen und hat hierfür ein Fachgutachten beauftragt, was noch nicht vorliegt.
Beiträge von Konstantin
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Die Aussage der Schloßbrunnen von Begas sei "Kitsch" illustriert ja sehr gut, warum sich viele Berliner an der Debatte nicht oder selten beteiligen (mich eingeschlossen). Diese Auseinandersetzung wird ideologisch geführt und darauf haben nur wenige Lust und Zeit. Wer in der Kunstgeschichte die Stilarten gegeneinander immer noch mit solchen Kampfbegriffen belegt will in einer ersthaften Debatte nicht zu einem Wissenszuwachs oder einer Enstscheidung kommen sondern betreibt billige Propaganda.
Die Meinung der Mehrheit der Berliner zu solchen Fragen ist ja hinlänglich bekannt und wird in Umfragen seit Jahrzehnten immer wieder konstant bestätigt. Die übergroßen Mehrheiten für punktuelle Wiederherstellungen historisch bedeutsamer Bauten fechten die oben genannten Ideologen aber nicht an: Volkes Wille ist uninteressant, es zählt eben nur ihre Ansicht. Deshalb geht eben auch hier die Debatte über "Kitsch" und "Disneyland" nicht hinaus.Insofern wird sich die Debatte hier vermutlich weiter im Kreise drehen. Mit der Entscheidung zur weiteren Gestaltung der Mitte haben die Diskutanten hier gottlob gar nichts zu tun - die finden auf anderen Ebenen statt.
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^ Au weia. Ich war kein dogmatischer Verfechter des Erhalts, habe mich aber leicht mit dem Gedanken angefreundet, dass hier ein repräsentatives Beispiel der Ost-Moderne aufgehübscht und einer neuen Nutzung zugeführt wird. Schon an den frühen Visus hat mich allerdings gestört, dass dort der Bronze-Schmuck des Originals nicht mehr vorgesehen war – er gab dem Gebäude eine vertikale Gliederung, die den riesigen Baukörper auflockerte.
Nun sieht es so aus, als hätte man der Fassade nicht nur diese Gliederung, sondern auch ihre ursprüngliche Plastizität genommen. Verflachung, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hoffe, das ist nur eine Momentaufnahme, und ändert sich noch im Gesamteindruck...
Es ist ja wirklich selten, dass ich mit Architektenkind einer Meinung bin, aber hier hat er völlig Recht. Die DDR-Fassung hatte einen klar erkennbaren Gestaltungswillen und eine ebenso deutliche Plastizität. Die neue Fassade ist ist modisches Zeug. Einene ähnlichen Effekt hatten wir in Potsdam bei der Rekonstruktion des Terrassenrestaurants Minsk, das als Ausstellungshalle für moderne Kunst wiederaufgebaut wurde.
Ich habe den Eindruck die Architekten der neuen Fassade wollen die Bauten so herstellen wie sie sich vorstellen, dass sie im Stile der internationelen Moderne hätten sein müssen und kürzen hierbei alles Regionale der DDR-Moderne. Das sind aber exakt die Element, die die Bauten unverkennbar gemacht hatten. -
Die "75% barrierefrei" verstehe ich jetzt grad nicht. Barrierefreiheit ist in Obergeschossen nur mit Fahrstuhl zu erreichen. Wie soll man sich das in der Praxis vorstellen?
Nehmen wir mal an, jemand möchte ein 4-geschossiges Mehrfamilienhaus bauen. Für 4 Geschosse gibt es keine Fahrstuhlpflicht. Muss nun dennoch mit Fahrstuhl gebaut werden, um 75% der Wohnungen barrierfrei zu bekommen? Worauf beziehen sich die 75%? Das Haus? Den Bezirk? Die Stadt als Ganzes?
1. Die Berliner Bauordnung bezieht sich auf das ganze Land Berlin.
2. Die Barrierefreiheit besteht aus ganz unterschiedlichen Komponenten - dazu gibt es telefonbuchartige Planungshilfen. Die wichtigsten drei in Berlin:
- barrierefreier Zugang über "den üblichen Hauptzugang", also nicht mehr über Höfe oder Nebeneingänge. Damit hat dsa Hochparterre, das früher als Mittel gegen hohes Grundwasser genutzt wurde, ausgedient, da der Lift einen zusätzlichen Halt wegen einer halben Etage benötigt.- Barrierefreier Zugang durch die Flur und in den Fahrstühlen. Das betrifft Mindestbreiten und -längen für Lifte und Flure inkl. Wenderäume.
- Rollstuhlgerechte Wohnungen (90cm breite Wohnungseingangstüren, Bäder, andere Abstände der Amarturen in den Bädern, größere Flure inkl. Wendemöglichkeiten
- der barrierefreie Zugang zu Balkonen und Terrassen trotz der DIN für Schlagregenprovention (mind. 12,5 cm Schwelle).
3. Das führt natürlich zu erhöhten Baukosten UND weniger verkauf- oder vermietbarer Nutzfläche.
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Gründächer haben eine weitere wichtige Funktion, sie speichern Niederschlagswasser. das schont die am Limit operierende Abwasserinfrastruktur.
Das Berliner Abwassersystem muss regelmäßig mit zusätzlichem Wasser gespült werden, weil die Röhren durch zuwenig Abwasser verschlammen. Von einem System "am Limit" kann also nicht die Rede sein.
Es geht lediglich um die Starkregenereignisse, bei denen sehr viel Wasser in kurzer Frist fällt - da läuft das System mitunter über in das Redundanzmischsystem und diese mit Abwasser verunreinigte Brühe gelangt in die Spree. Dagegen helfen aber auch keine Gründächer, weil deren Absorbtionsfähigkeit im Starkregelfall schon vor der Regelmengenspitze gesättigt ist.
Entsiegelung ist natürlich trotzdem sinnvoll und ein Gebot der Zeit, allerdings dort wo auch versickert werden kann. In Brandenburg gibt es die Versickerungspflicht auf dem eigenen Grundstück schon lange, auch in den Städten.
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Man kann ein ordendliches Dach mit Neigung (>10°) bauen und ist aus der Gründachpflicht raus. Das ist vermutlich nicht das Ziel der Regel aber der Effekt.
Sinnlos-Zitat gelöscht.
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Der große Jüdenhof ist ein Sonderthema - die malerische Situation im Blockkern würde von der Straße aus für niemandem sichtbar sein und ist auch so klein, dass die Frage von Reko oder moderner Interpretation hier eine Randrolle spielt.
Entscheidend ist, dass der Senat erstens eine bis zu 7-geschossige Blockrandbebauung beschlossen hat, die von den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften realisiert werden soll. Zudem sollen hier Sozialwohnungen untergebracht werden und die Bebauung einem ökologischen Standard folgen. Die Lärmgrenzwerte zur Grunerstraße werden ja durch den Gesetzgeber gerade gelockert.
Das bedeutet, dass irgendeine "Kleinteiligkeit" ausgeschlossen ist. Hier wird Massenwohnungsbau entstehen, der auf wirtschaftlichen Bautiefen mit sowenig wie möglich Treppenhäusern (Baukosten) Flächen und Wohnungsanzahl maximiert. Natürlich kann man auch siebengeschossigem Massenwohnunsgbau Kleinteiligkeit anmalen - das letzte Mal ist das in Deutschland an der Stalinallee gutgegangen. Wahrscheinlich ist eher der berlintypische Wohnungebau, wie er überall entsteht, vllt hier mit ein paar Holzhybridbauten, damit der Öko-Etikettenschwindel nicht so auffällt.
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Das ist doch irrelevant, wie es einstmals war. Die Frage ist doch, wie es Berlin in Zukunft haben will.
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Geneigte Dächer wurden vorgeschrieben in der Baugestaltungsverordnung Unter den Linden vom 12. März 1997. ...
Es wird dringend Zeit, dass die Senatsbaudirektorin Kahlfeldt die Satzung überarbeitet und die Pflicht zu geneigten Dächern für die Linden wieder verpflichtend festschreibt. Die Verwaltung befasst sich ja ohnehin mit einer Gestaltungssatzung für die Bauakdemie.
Zitat gekürzt.
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^^Der Knick in der Platzfassade (Ost-) ist die Reminiszenz an die früher auf den Parzellen stehende Lateinschule der St.-Petri-Gemeinde und soll den historischen Bezug bei der Neubebauung des Areals verdeutlichen. Naja.
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Ich möchte ja nicht die Verschwörungstheoretiker stören, aber die Senatsbaudirektorin hatte € 50.000 Euro beantragt, eine für die Gesamte historische Mitte wahrhaft geringe Summe, es geht ja nicht nur um den großen Leerraum.
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Zu allererst muß der Neptunbrunnen saniert werden. Da haben ja derweil Leute mit Akkuschraubern löcher in die Bronze gebohrt um "Glücksschlösser" anzubringen. Berlin eben.
Die Bronze muss gereinigt und Schäden repariert werden. Zudem muss die Brunnentechnik erneuert werden. Dazu muss man ohnehin alles abbauen und in eine Werkstatt bringen. -
Markus40 So weit ich informiert bin, könnte u.a. der Neptunbrunnen nicht mehr exakt in der ursprünglichen Form platziert werden. Er wäre entweder zu dicht am Rand oder müsste entsprechend ein Stück verrückt werden. So oder so würde das die räumliche Wirkung beeinflussen. Übrigens hat der Brunnen an seinem jetzigem Standort mW auch ein anderes Becken. Man müsste also entweder auch hier Abstriche machen oder das Becken in historischer Form rekonstruieren.
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Der Schloßbrunnen kann an seinem früheren Standort wieder aufgestellt werden. Der früher dort liegende Fernwärme-Knotenpunkt ist umgebaut.
Die Granitschale ist heute größer als die alte Schale. Die Frage ist ja ohnehin, was von dem Brunnen nach einer Sanierung bleibt. Die Bronzefiguren sind auch sehr mitgenommen.
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Ich finde es immer putzig welche emotionalen Reaktionen allein der Verweis auf den Vorkriegszustand oder gar den Zustand vor 1900 hervorruft. Die meisten, die heute mit Gestaltung befasst sind, sind "genervt", da ihnen in der Regel das eigenen Unvermögen vorgehalten wird. Dann kommen stets die üblichen Argumente gegen eine Wiederherstellung historischer Gebäude: was weg ist ist, weg; wir können das technisch/künstelrisch gar nicht mehr; das ist viel zu teuer; war eh' schon im schlechten Zustand usw. Die Kette der vermeindlichen "Argumente" kommt zuverlässig - egal ob man auf den Zustand des Köllnischen Fischmarktes in Berlin oder die Domplatte in Köln verweist.
Bei jeder Entscheidung die historischen Strukturen wiederherzustellen und einzelnen, herausragenden Gebäude wiederaufzubauen, war das Konzept in den Augen der großen Mehrheit ein voller Erfolg und die o.g. Einwedungen haben sich als falsch herausgestellt. Potsdam, Dresden, Frankfurt (Main), Hildesheim, Berlin (vom Schloß bis zur Lindenuni) und viele andere Orte mehr. Die Menschen haben stets mit den Füssen abgestimmt und hätten dies im Falle des Köllnischen Fischmarktes ebenso getan. Noch heute könnte man am Spittelmarkt, am Mühlendamm und am Molkenmarkt ein ähnliches Desaster verhindern - wenn man wollte.
Hier einmal zwei Pläne: der erste ist der "Dissenzplan" aus der Zeit Regula Lüschers, also der Vergleich zwischen ihrem "Planwerk Innere Stadt" (2010) und dem "Planwerk Innenstadt" ihres Vorgängers Hans Stimmann (SPD). Die umrandeten Gebäude hat Frau Lüscher gestrichen.(C) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung; gemeinfrei, da amtliches Werk einer deutschen Behöre und zur Veröffentlichung bestimmt
Zur Weiterführung das Konzept der Planungsgruppe Innenstadt, die die Geschichte wieder in den Insel bringt und die beiden Stadtplanungskonzepte der Nachkriegs-Moderne und der Neuzeit kontrolliert gegeneinander laufen lässt - wie es die Moderne bei jedem Gründerzeitquartier vorschlägt.
(C) Mit freundlicher Erlaubnis der https://planungsgruppe-stadtkern.de/. Hier finden sich viele weitere, vertiefende Pläne.
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^Das merkt man. Meine Antwort bezog sich auf den Vorredner, der den Städtebau einer gründerzeitlichen Stadt auch für Alt-Kölln als Leitbild empfahl.
Vor der ersten Modernisierung der Altstadt durch die Gründerzeit sah der Köllnische Fischmarkt ja ganz anders aus: hier ein Bild um 1900 mit der Blickrichtung zum Mühlendamm.
(C) akg-images, mit Dank für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung.
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^ Kein Mensch hat von "Altstadt-Gassen" gesprochen. Das Ermelerhaus hat sich bestens in den gründerzeitlichen Grundriss eingepasst (und tut es noch heute an anderem Ort. Das Derfflingerhaus ist abenfalls auf Gründerzeitdimensionen modernisiert worden, noch vor 1933. Auch das Köllnische Rathaus war kein kleiner Bau. Zusammengefasst: das Zentrum Köllns hatte die Modernisierung der Kaiserzeit noch halbwegs überstanden.
Allerdings finde ich es nicht wünschenwert in jeder Ecke Berlins den Gründerzeit-Städtebau mit der gleichen Brutalität durchzunageln, wie es die autogerechte Modernen getan hat. Der Berliner Altstadtkern ist eben nicht "Prenzlberg" (wie die hippen Zugezogenen sagen) und war es auch nie.
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Rund um den Köllnischen Fischmarkt befanden sich das Derfflingerhaus, das Köllnische Rathaus, das Ermelerhaus und die Ratswaage am Petriplatz. Zudem hatte das Kaufhaus Hertzog überlebt.
Der erste B-Plan sah noch die Rekonstruktion der Ratswaage und eine Annäherung an das Rathaus vor, von beidem sind originale Spolien erhalten. Beides ist unter der Amtszeit von Regula Lüscher entfallen. Die Neubauten wurden und werden (Breite Straße) nicht mehr als Einzelbauten auf ablesbaren Parzellen geplant sondern als Großwohnanlagen. Bezugspunkte gab es also genug, wenn man gewollt hätte. Berlin wollte aber nicht. -
Natürlich sind die Voraussetzungen da. (...) Um bei der Fischerinsel zu bleiben: Nur weil der Status-quo so aussieht wie er aussieht, heißt es nicht, dass aus der Asphaltwüste kein Boulevard mit Bäumen und einer urbanen Mischung aus Autos, Straßenbahn und Fahhradwegen werden kann.
Viel Glück bei der urbanen Mischung!
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Die Bismarckstraße hat keine urbane Atmosphäre sondern die einer Ausfallstraße, was sie auch ist. Die Architktur ist über weite Strecken fragwürdig. Beim Petriplatz geht es um einen altstädtischen Ort, beim Molkenmarkt und beim Köllnischen Fischmarkt um die ältesten Plätez der Stadt und keine NS-Magistrale. Attraktive Aussenbereiche gibt es für die Anwohner nicht.
Die Stalinallee ist ein Neubau im einheitlichen Stil nach Flächenabriss, der nur in einer Dikatur möglich war. Die Option stand am Petriplatz nicht zur Verfügung. -
Umkehrschlüsse stimmen eben nur in der Mathematik.
Ich schrieb schon oben: die Haltung die Architektur sei im Wesentlichen ursächlich für die Debakel in Berlin und nicht der Städtebau inkl. Straßenbreiten ist Teil des Problems. Ein Platz ohne Platzwände wird nie ein urbaner Platz werden - egal in welcher Architektur. Ein Platz mit zwei 30 Meter breiten Öffnungen wegen einer Durchgangsstraße mit 60.000 Kfz/Tag wird nie ein städtischer Ort werden, völlig unabhängig von der Gestaltung der Fassaden.Aber an beiden Orten ist ohnhin nichts mehr zu korrigieren und durch die Brücken am Mühlendamm und am Spittelmarkt wird das Problem betoniert. - insofern ist das eine akademische Diskussion. Aber man hätte für den Molkenmarkt lernen können, dort macht man allerdings erneut die gleichen Fehler.
insgesamt wohnen wir in diesen Jahren der dritten Zerstörung des Berliner Zentrums bei, nach Bombenkrieg und autogerechter Stadt.