Europacity Allgemeines

  • Zürich hat doch genau denselben monotonen Mist mit der Europaallee, wenn nicht noch schlimmer. Immerhin erhält die Europacity in Berlin noch zwei (durchaus hochwertige und ansehnliche) Hochpunkte als Abschluss. Zudem hoffentlich einmal das HH direkt am Bahnhof und einen besseren Übergang von HBF Vorplatz in den Stadtteil. Die S-Bahnstation Perleberger Brücke würde natürlich auch einiges an Leben zusätzlich bringen.
    Denn das fehlt mir am meisten: Auf keinem der Bilder sind, trotz gutem Wetter, Passanten zu sehen. Nur Autos. Alle, und in Berlin ganz besonders, schreien Sie nach Verkehrswende, Kiezen der kurzen Wege ohne Individualverkehr, und was baut man: Einen "Kiez", der zum größten Teil nur mit einer läppischen Buslinie erreicht werden kann. Im Zentrum der Stadt!!! Der Obendrauf noch ein Leck an Gastronomie und Nahversorgung hat. Schaut euch die Bilder mal an. Keine einzige der Seitenstraßen scheinen, trotz Blockrandbebauung, irgendeinen lokalen Laden zu besitzen. Ich sehe auf keinem der Bilder irgendwen vor einem Cafe sitzen, trotz schönstem Sonnenschein. Selbst auf der gammligen Sonnenallee, die von oben bis unten nur aus Döner, Spiel und Shishacafes besteht, ist bei so einem Wetter der halbe Kiez auf der Straße. Auf breiten Bürgersteigen. In jedem Altbaukiez. Egal zu welcher Uhrzeit. Das stört mich am meisten. Ich hoffe wirklich, das sich da noch etwas tut. Ins besondere wenn die zentralen Kiezplätze fertig werden.


    Dauernd propagieren Stadtplaner und Architekten, dass man die "Stadtviertel der Zukunft" baut. Dabei sind die Stadtviertel der Zukunft eigentlich schon 100-120 Jahre alt. Kompakt und kleinteilig gebaut, 100 Läden pro Block im EG mit breitem Bürgersteigen für Cafes und Restaurants sowie Bänken zum verweilen mit einem großen Baum drüber - und die U-Bahnlinie gabs damals auch schon dabei - Gebaut in 2 Jahren... - und ne Brise Geschmack gabs gratis.

  • Meine erster Reflex wollte mich Dinge schreiben lassen, wie: "Die Gegend richtet sich auch eher an (im soziologischen Sinne) Yuppies und Dinks, die wird man an einem Werktag nicht tagsüber um die Häuser ziehen sehen, jedoch ändert sich die Situation auch am Wochenende oder in den Abendstunden wenig. Eventuell muss hier erst noch buchstäblich mehr Leben einziehen.


    Weiß jemand um den Leerstand der Wohneinheiten?

  • Nun, westlich der Heidestr befinden sich doch hauptsächlich Büros in der Ausbauphase. Die Baustellen sind noch überwiegend gesperrt. Warum sollte da schon Leben sein? Auf der anderen Seite sieht das schon anders aus. Der Vermietungsstand ist sehr hoch, was ja auch kaum verwundert. Die Cafés werden aufgesucht. Die Nahversorger, also ALDI und Rewe werden angenommen. Selbst der unfertige kleine Stadtplatz wird angenommen. Btw. Warum da schon wieder Baustopp ist ist kaum mehr zu erklären. Ein wahres Trauerspiel.

  • ^ Das höchste Hochhaus in Zürich, der Prime Tower, ist mit 126m jetzt wirklich nicht wahnsinnig beeindruckend. Also da von mehr Höhe zu sprechen, halte ich für gewagt.

  • Das ist schon richtig, allerdings enthält praktisch jedes größere Entwicklungsprojekt in Zürich mehrere Hochhäuser, in der Regel zwischen 50 – 80 m, im Fall der Hofgartentürme sogar 3x 100 Meter. Hier mal ein paar Beispiele aus dem Zürcher Stadtteil Dübendorf, eigentlich ein Kaff am Rand der Stadt: https://www.hochparterre.ch/na…us/24-bauten-und-projekte. Wenn wir übrigens schon beim Prime Tower sind, die Gegend rings um den Prime Tower wurde auch vor nicht all zu langer Zeit komplett neu Entwickelt, trotzdem funktioniert hier "Kiez" und Kommerz wesentlich besser zusammen wie es beim Europaquartier der Fall ist: https://www.zuerich.com/de/besuchen/kultur/zuerich-west

  • ^ Ja, ich versteh schon. Das Entwicklingsgebiet EV kann bisher nur mit 3 HH zwischen 50 und 100 aufwarten. Dazu kommen zukünftig aber noch der Turm am Bahnhofsvorplatz, der Up-Beat-Turm und die 3 HH auf dem ehemaligem ULAP- Gelände. Also insgesamt 7 Hochpunkte.

    Für ein endgültiges Urteil, was das Funktionieren anbetrifft, würde ich erstmal die Fertigstellung abwarten.

  • Also bitte, ich denke wir waren uns bisher einig, dass das Europaviertel, beispielhaft für verfehlte Stadtplanung ist. Es wurde auch durchaus von Beteiligten kommuniziert, dass man das Viertel "heute, so nicht mehr bauen würde".


    Das Urteil wird daher - so oder so - tendenziell eher negativ ausfallen.

  • ^ Es ging hier um das Funktionieren von Wohnen und Kommerz. Und das kann man bisher nicht beurteilen. Also bitte bei den Fakten bleiben.

  • Ich vermute fast, dass wir uns einig sind:


    Das beste Bauwerk ist der erweiterte Kornversuchsspeicher. Eine sehr gelungene Komposition aus Alt und Neu. Kein anderes Gebäude kann in der ästhetischen Qualität mithalten. Der Industriestil könnte eine Grundlage für die Gestaltung von Neubauten bilden, wie auch die 20er Jahre Moderne- und ist es ja auch schon teilweise. Letztlich müsste ein architektonisches Umdenken stattfinden, wenn man von der toxischen, gestaltungsarmen Monotonie der Neubauviertel wegkommen möchte.

  • Selbst Städte wie Essen entwickeln neue Stadtviertel mittlerweile besser als die Berliner Stadtplaner: Grünflächen, Plätze, Parks und Tramlinien werden schon angelegt BEVOR die Bauprojekte beginnen, bzw. parallel dazu.

    Hat man in Berlin in der Gründerzeit auch so gemacht.


    13 Jahre Europacity und die Heidestraße hat nen bepflanzen Mittelstreifen, WOW!

  • ^ finde das die Gegend wenig grün ist. Hast nicht unrecht. Wenigstens gibt es die Grünanlage an der Otto-Weidt-Platz da gibt es auch demnächst Sitzbänke . Warten wir ab , wenn es alles fertig wird dann sieht es schon besser aus.

    Wenn es allgemein um Parks/ Grünflächen geht ist von Städte her Berlin klar Nr. 1 ✌🏼

  • .... Grünflächen, Plätze, Parks und Tramlinien werden schon angelegt BEVOR die Bauprojekte beginnen, bzw. parallel dazu.

    Hat man in Berlin in der Gründerzeit auch so gemacht. ...


    In der Gründerzeit gab es in Berlin auch noch so etwas obskures wie “Stadtplanung“. Das scheint heute völlig obsolet zu sein. Es werden nur Pläne für einzelne Blöcke erstellt. Der Zusammenhang und das Zusammenspiel mit der restlichen Stadt fallen dabei unter den Tisch. Recht eigentlich ein Unding. Und das wo man auch noch gleich drei Gremien in Berlin zur Verfügung hat, die da eigentlich ein Auge drauf haben sollten. Bausenator(in, Senatsbaudirektor/in und Baukollegium ... Ich habe seinerzeit nie einen Gesamtplan für die Entwicklung der gesamten Europa-City gesehen. Das waren immer einzelne Abschnitte, Ost/West/Nord/Süd-HBf.

  • Berlin hat Parks und Grünflächen, aber die Nr.1? Weiß nicht. Viele Parks sind für viele Menschen nicht erreichbar, auch weil die nicht Kiez-Nah sind oder eher am Rand der Stadt. Berlin muss dringend Gesamt-Städtische Planungen erarbeiten, Mikro-Parks bauen. Warum nicht mehr mit unserer Partnerstadt Tokyo zusammenarbeiten?

  • ^Aus Tokioter Perspektive leben im Zentrum Berlins mit seinen Zeilenbauten, Punkthochhäusern, Innenhöfen und den vielen baumbestandenen Freiflächen viele Berliner in einem einzigen riesigen Park. Was genau soll Berlin sich da bei Tokio abschauen? Wie man die Stadt verdichtet, jedes Stück Fläche versiegelt, die Flüsse unter Stadtautobahnen verschwinden läßt - und dann Mikro Parks anlegt, weil das Ganze unbewohnbar geraten ist?

  • Man kann sich bei Tokyo durchaus abschauen, wie man weniger verschwenderisch mit Flächen umgeht, etwa sinnlose Flachbauten mit riesigen Parkplätzen sinnvoll integriert und wie man bspw. auch Dachzonen noch deutlich besser nutzen kann (natürlich auch alles eine Preisfrage). Für die Einwohnerzahl funktioniert Tokyo mW sogar noch vergleichsweise gut, wenn man sich mal andere Mega-Cities ansieht. Aber was die Grünflächen an und für sich angeht, werden die meisten Großstadtbewohner dieser Welt wohl (vielleicht abgesehen von der Pflege und Sauberkeit) eher neidisch nach Berlin, Hamburg etc. schauen. Da habe zumindest ich bisher außerhalb Deutschlands wenig bis nichts beeindruckenderes gesehen. Und auch die Europacity ist punktuell völlig in Ordnung. Ich finde es eher beeindruckend und eine angenehme Abwechslung, gerade im Zentrum einer Millionenstadt auch Mal etwas andere Maßstäbe zu erleben - natürlich auch da inklusive eingestreuter Begrünung (eine ganze Stadt in der Form hätte ich aber auch nicht gerne).

  • Manchmal sagen Bilder ja mehr als tausend Worte:


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    ^Stadtautombahn Otemachi


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    ^Nihombashi: Stadtautobahn umfährt historischen Brückenleuchter


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    ^ Nachts am Fluss


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    ^ Schöne Grüße!


    P.S. Sowie man die Innenstadt hier verlässt, haben die meisten Gebäude hier zwei bis drei Stockwerke. Tokyo ist kein São Paulo.

  • Cavendish Aber was genau willst Du damit jetzt aussagen (manchmal wären ein paar mehr Worte schon hilfreich)? Die Bilder sehen schon nett aus, das macht Tokyos Zentrum aber noch lange nicht zu einer herausragend grünen Stadtstruktur, an der Berlin sich in Sachen Entsiegelung dringend ein Beispiel nehmen müsste (situativ gibt es sicher interessante und attraktive Lösungen, wie gesagt ist es mitunter aber auch eine Preisfrage und der Preis- und Flächendruck in Berlin ist doch noch ein anderer).


    Zum Stichwort "Bilder vs. Worte" muss man sich nur mal etwas Satellitenaufnahmen von Tokyo und Berlin anschauen (gerade beim jeweiligen näheren Hauptbahnhof-Umfeld muss Berlin sich da im direkten Vergleich absolut nicht verstecken). Oder man kann sich Statistiken zur Besiedelungsdichte und der Aufteilung der Oberfläche ansehen: Alleine Tokyos Zentrumsbezirke haben fast 10 Mio Menschen auf deutlich geringerer Fläche als Berlin. Wenn man die gesamte Metropolregion mit knapp 40 Mio Einwohnern einbezieht, lockert es sich zunehmend auf. Aber dagegen liegt Berlin vergleichsweise dann wiederum ja fast schon in der Pampa. Und selbst wenn bestimmte Areale eher locker und flach bebaut sein sollten, dann ist das sicher nicht repräsentativ für die ganze Stadt, schon gar nicht die zentralen Bereiche. Im Gegenteil wird dann woanders umso mehr gestapelt und gequetscht werden müssen. Irgendwo müssen die vielen Menschen ja schon noch wohnen und arbeiten.


    Edith: Hab den Bezug durcheinander gebracht. Dachte, dass solle ein Gegenbeleg zu meinem Beitrag darstellen. Hatte da auch den vorherigen Beitrag falsch zugeordnet.

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