Es gibt mal wieder ein paar erwähnenswerte Neuigkeiten und Entwicklungen in Berlin und der Region:
Tesla stellt neue Pläne für Werkserweiterung vor - Ausbau der Fahrzeug-Produktion - Model 2 und Semi angekündigt
Beim Besuch von Elon Musk gab es auch ein Treffen mit Herrn Woitke und Herrn Wegner, die sich auf die Seite des Investors gestellt haben. Der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach hat eindrücklich an sein Bundesland appelliert, Veränderungen nicht pauschal abzulehnen und statt möglichen Problemen auch die Chancen stärker wahrzunehmen. Auf kommunaler Ebene kündigte der Bürgermeister von Grünheide nun bereits enorm schnell veränderte Bebauungspläne an.
Von Tesla kommen umgekehrt nämlich versöhnliche aber zugleich auch entschlossene Signale. Der Güterbahnhof soll nun sogar noch größer werden (was entsprechend die Straßen entlasten würde) und trotzdem sollen deutlich weniger Flächen bebaut werden. Für die benötigte bzw. wünschenswerte Lager- und Logistikinfrastruktur wird dafür eine Verlagerung innerhalb des Geländes geprüft. Geplante Mitarbeiterräume werden nun gar nicht gebaut. Indessen betreffen diese Entwicklungen gar nicht den gewünschten Kapazitätsausbau bei der Fahrzeugproduktion. Musk kündigte nun an, dass dieser Ausbau auf jeden Fall kommen werde. Ferner sagte er fest zu, dass neben dem Weltauto Model Y künftig auch das kleine Model 2 in Grünheide gefertigt werde (nicht neu aber eine deutliche Bestärkung). Zudem sei auch der Bau des Sattelschleppers Semi geplant (völlig neu). Damit wird Tesla voraussichtlich nicht nur auf die Nachfrage nach deutlich preiswerteren Elektroautos reagieren, sondern auch noch den Trend bei den LKW-Flotten adressieren. Diese müssen ihre Flottenbilanz deutlich senken und werden dafür zunehmend auch in großem Stil auf Akku- und Wasserstofftechnologie setzen müssen. Apropos Wasser: Der bisher bereits sehr niedrige Verbrauch soll durch den Ausbau nicht weiter steigen und weiter deutlich unter der genehmigten Menge bleiben. Man will einen geschlossenen Kreislauf aufbauen und das Wasser so noch effizienter nutzen.
Dass es sich hierbei insgesamt um hervorragende Neuigkeiten für die Wirtschaftsregion handelt, muss ich wohl nicht näher ausführen. Im besten Fall könnten so 1 Mio PKW und Nutzfahrzeuge produziert werden (angeblich wären ja sogar 2 Mio möglich), was hohe Investitionen, eine ganze Menge an zusätzlicher Infrastruktur und Technik sowie entsprechend viele Arbeitsplätze und Wertschöpfung mit sich bringen würde.
Strominfrastruktur weiter im Ausbau - Pläne für neue Rechenzentrum und Hydrolyse in der Region
Nach zähen 15 Jahren wurde ein wichtiges 75km langes Teilstück des sogenannten Berliner Nordrings geschlossen, durch welches die Infrastruktur sukzessive von Hochspannung auf Höchstspannung mit bis zu 380kV umgestellt werden soll. Insgesamt investierte 5o Hertz für den Lückenschluss 200 Mio Euro, um Berlin und der Region so ein noch leistungsfähigeres Stromnetz zur Verfügung zu stellen und bspw. an windstarken Tagen schneller bei den Verbrauchern zu sein.
Auch bzgl. Verbraucher zeigen sich nun spannende Entwicklungen. So sollen neue Rechenzentren entstehen, die vor allem an den windstärksten Tagen ein Bremsen der Stromerzeugung vermeiden könnten. Umgekehrt soll die erzeugte Abwärme der Rechenzentren dann wiederum als Heizenergie ins Wärmenetz eingespeist werden. Zudem setzen sich Berlin und Brandenburg dafür ein, dass die Erzeugung von Wasserstoff zunehmend regional (i.e. in direkter Nähe zur Energieerzeugung) stattfinden soll. Bis 2027 soll Berlin dann an das entstehende deutsche Wasserstoffnetz angekoppelt werden.
Faszinierend und mE erfreulich: Die Grüne Ortsvorsitzende von Brieselang begegnet Bedenken, dass man für Rechenzentren auch Bäume fällen müsse wie folgt: Es handle sich hier um Kiefern mit Unterholz, in denen ohnehin kein wertvoller, schützenswerter Tierbestand vorkomme. Als Ausgleich müsse der Investor zudem woanders Laubbäume pflanzen, die ökologisch sehr viel wertvoller seien. Etwas schade, dass gerade die Grünen woanders teilweise nicht so pragmatisch (und mE rational einfach nur zutreffend) argumentieren. Dann könnte man die Reformation einer nachhaltigeren aber zugleich leistungs- und wettbewerbsfähigen Industrie deutlich besser vorantreiben und faktenfrei argumentierenden Gegeninitiativen den Wind aus den Segeln nehmen. Vielleicht braucht dann auch der Prozess zur Errichtung von dringend hierfür benötigten neuen Stromleitungen keine 15 Jahre mehr.
Erfreuliche Signale für überparteiliche Kooperation in Berlin - Kommt die Demokratie in Berlin aus der Krise?
Einige mE extrem erfreuliche und für mich überraschende Signale diesbezüglich habe ich übrigens unlängst in Berlin wahrgenommen. Vor wenigen Monaten konnten sich ja nicht einmal die Regierungsparteien zusammenraufen. Dann war ich kürzlich sehr überrascht, wie überschwänglich die Grüne Verkehrsexpertin Antje Kapek die Ankündigung einer neuen S-Bahnverbindung im Ostteil der Stadt aufnahm (ähnlich auch hier) : Die neue Tangente sei nicht weniger als "ein Meilenstein für den Ausbau des Berliner Schienennetzes" sowie "die Grundlage für den zweiten S-Bahn-Ring", der die Außenbezirke erschließe und Radial-Strecken von der Innenstadt zum Stadtrand mit einer Nord-Süd-Strecke verbinde. Und in noch größerem Stil scheint das nun auch bei der lange ganz oben auf der Liste von Wirtschaftsvertretern geforderten Verwaltungsreform zu klappen: Die Regierung holt neben den Bezirken auch explizit die Oppositionsparteien Grüne und Linke dazu und auch letztere beschwören nur Monate nach dem großen Krach und Ende von RGR den Geist der Einigkeit. Damit haben beide aber gerade auch die zuvor katastrophal agierenden Grünen (die Linken hatten sich mE von den 3 Parteien ja noch am besten benommen) eine ganze Menge Respekt bei mir (zurück-)gewonnen. Und das enorm wichtige Projekt könnte so vielleicht doch noch der benötigte große Wurf werden (nur mal schauen, was den Bezirken ggf. noch so einfällt). Das wiederum würde die Leistungsfähigkeit der demokratischen Prozesse enorm verbessern. Ich freue mich noch nicht zu früh, verfolge das aber gespannt.
Weltgrößter Mittelstands-Kongress macht Abstecher nach Berlin
Zuletzt noch eine etwas kleinere aber doch erfreuliche Meldung. Nachdem in jüngerer Vergangenheit ja schon die Wirtschaftsweisen den Umzug nach Berlin bekannt gaben und dazu das renommierte Weltwirtschaftsforum von Davos und die weltgrößte Technmesse Gitex aus Dubai wichtige Berliner Ableger bekannt gaben (hier ein Update zu letzterem) , hat nun auch der Mittelstandskongress immerhin einen einmaligen Abstecher nach Berlin gewagt. Dabei soll es u.a. um die Förderung von kleineren Unternehmen sowie um die Vernetzung von Start-Ups und Mittelständlern gehen.