Beiträge von Regent

    Der Entwurf hat mich ehrlich gesagt zu keinem Zeitpunkt überzeugt! Das fertige Gebäude, auch im Zusammenspiel mit der Umgebung, finde ich zumindest interessant. Passt irgendwie in die ohnehin extrem heterogene Gegend. Ich glaube der ursprüngliche Schießscharten-Entwurf wäre in natura nicht besser gewesen als der jetzt realisierte Bau. Der skulpturale Charakter wäre hier doch völlig fehl am Platz gewesen, die Schießscharten wirken auf mich zudem eher abweisend und das “schwebende” Erdgeschoss hätte vermutlich Probleme mit der Statik bekommen. Alles in allem kann man mit dem Bau in der jetzigen Form leben, immerhin hat man hier nach Jahren des rumeierns den Bau fertig gestellt. Ins Erdgeschoss zieht laut StZ übrigens der Burgerbrater “Burgermeister”, ein Restaurantkonzept aus Berlin.

    Also zuerst einmal baut ein Architekt überhaupt nichts, das macht immer noch der Bauherr. Architekten entwerfen das was ihnen in Auftrag gegeben wird. Beim Schock-Areal war von Anfang an klar das man hier ein urbanes Quartier baut und sich an der Masse der Vorgängerbebauung an der Stelle orientiert. Wobei meines Erachtens da noch mehr Maße drin gewesen wäre. Die Bebauung orientiert sich in der Höhe auch klar a den umliegenden Gebäuden. Was hättest du dir denn hier gewünscht? Historisierende Bauten mit Schrägdach und Erker?

    So viele Trinker gibt es in ganz Stuttgart nicht, als dass diese jeden vermurksten Platz bevölkern könnten. Der Joseph-Süß-Oppenheimer-Platz dient wohl eh maximal dazu, dass Büroangestellte hier in der Mittagspause ein Sandwich essen oder ne Kippe rauchen. Große Aufenthaltsqualität bietet der bessere Hinterhof nicht. Das man hier nicht großzügiger begrünt hat liegt vermutlich an der Tiefgarage darunter. Trotzdem hätte ich mir hier etwas Rasenfläche oder Ähnliches gewünscht.

    Das ist doch genau der Punkt, was heißt denn „Erhalt hat sich nicht gelohnt“. Ich bin ja bei dir, dass vor 100 Jahren langlebiger gebaut wurde. Aber ich hab ja auch geschrieben das es hier vermutlich schlicht um Rendite geht. Der Bau an sich ist nicht so schlecht, aber hat halt ein paar Mängel. Letztlich hat man halt Deloitte als Ankermieter gewonnen die wohl mit dem Bestandsbau nicht zufrieden gewesen wären und einen Neubau rechtfertigen. Deloitte ist natürlich auch eine Hausnummer! Das ist ein global player, die für ihre dependance in Stuttgart eine repräsentative Location suchen. Bevor du mit denen keinen Deal machst, reißt du eben auch gute Bauten ab um denen was neues hinzustellen um 20 Jahre lang dicke mieten abzusahnen.

    ^^


    Im entsprechenden Teilabschnitt des Schwabenzentrums stehen die Läden leer, der Rest des Schwabenzentrums ist vermietet! Offensichtlich bist du da nie vor Ort, sonst wüsstest du das! Warum die Läden leer stehen ist zudem auch die andere Frage, ich vermute mal man hat sich hier überhaupt nicht um neue Nachmieter bemüht, denn der entsprechende Teilabschnitt wird seit Jahren nichtmehr gepflegt. Dabei ist die Lage eigentlich sehr gut, direkt gegenüber ist schließlich der Haupteingang des Breuninger! Und warum sich in einer U-Bahnstation im Winter Obdachlose aufhalten? Ist das eine ernst gemeinte Frage??

    „Totales Versager“ ist mal wieder natürlich absoluter Quatsch! Viele Teile des Schwabenzentrums funktionieren sehr gut und haben auch durchweg einen ansprechenden Mietermix, z. B. den „Meat Club (Edel-Metzger)“, „Old Bridge (Italienisches Eis)“, „Colvino (Italienische Feinkost)“, „Breitengrad 17“ (Hipper Asiate), einen Juwelier, einen Teeladen, mehrere teure Cafés usw. usw.. Dazu natürlich noch die Ämter die hier sind usw.. Das Schwabenzentrum ist eben ein Kind seiner Zeit mit einer aufwändig zu sanierenden Architektur die man zu einem gewissen Zeitpunkt sicherlich auch mal hinterfragen darf und mit einer etwas unglücklichen Lage mit den integrierten Zugängen zur U-Bahnhaltestelle „Rathaus“, wo leider ein Teil der Obdachlosen- und Trinkerszene ansässig ist, dazu viele Nightlife-Spots in der direkten Umgebung die teilweise für Vermüllung sorgen und die etwas schwierige Situation beim ansässigen Ausländeramt. Letztendlich vermute ich aber, dass der Neubau rein wirtschaftlichen und renditeorientierten Gesichtspunkten folgt, vermutlich war auch die Aufteilung der Flächen für Deloitte nicht attraktiv.

    Die meisten Gebäude müssen nach 40–50 Jahren mal grundlegend saniert werden. An diesem Punkt entscheidet sich dann oft, ob der Bestand noch zeitgemäß ist. Ich denke beim Schwabenzentrum ist dieser Punkt noch lange nicht erreicht, aber auf Grund der eher eklektischen Bauweise im postmodernen Stil scheint eine Sanierung und Revitalisierung für zumindest diesen Teilabschnitt des Schwabenzentrums wohl nicht rentabel. Ich weiß auch nicht wie oft du da vor Ort bist, aber gerade dieser Abschnitt hat durch seinen eher eigenwilligen Innenhof mit Zugang zur Haltestelle Rathaus viele tote Ecken in die gerne uriniert wird. Der Leerstand ist hier auch schon seit vielen Jahren hoch, da die Laufwege hier nicht sehr intuitiv angelegt sind. Insgesamt kann ich die Entscheidung hier zugunsten eines Neubaus nachvollziehen, wobei ich es mir auch anderst gewünscht hätte.

    Die Umnutzung von Büros – Stichwort Loft – ist ja nun kein neues paar Schuhe! Wenn dies nicht gemacht wird, dann hat das vielfältige Gründe. Rein technisch lässt sich vieles lösen, auch die Konzeption neuer Nassbereiche. Aber das Problem steckt heute eher vielmehr in unklaren Verhältnissen für die Zukunft, z. B. die Art der Heizung, oder generell in der Tatsache, dass Bauen teuer ist und zumindest kurzfristig kein Geld zu holen ist. Jeder wartet halt erstmal ab. Und Fakt ist auch, das insbesondere im städtischen Raum einfach wieder dichter und billiger gebaut werden muss! Warum ist z. B. das Rosensteinviertel mit nahezu lächerlicher Dichte und langfristig auch als Viertel für Besserverdiener geplant? Hier könnte deutlich mehr und auch günstigerer Wohnraum entstehen.

    Ich würde die Einschätzung etwas differenzierter einordnen. Homeoffice ist immer noch ein großes Thema, aber viele Firmen drängen in der Zwischenzeit wieder auf mehr Präsenz. Der Führungsebene von Mercedes-Benz wurde das Homeoffice jüngst sogar untersagt (https://www.stuttgarter-nachri…a2-a8ba-7968fe70be53.html). Viele Unternehmen wollen und müssen aktuell sparen, da steht eben alles auf dem Prüfstand. Logisch das man da auch erstmal keine neuen Flächen anmietet oder baut. Das ist aber eher eine wirtschaftliche Entscheidung als ein Unternehmens-kulturelle. Wenn aktuell keine Flächen benötigt werden, dann kann man auch davon ausgehen das dies auch damit einhergeht, dass man auch keine Mitarbeiter am entsprechenden Standort aufbauen will.


    Die Umwidmung von bestehenden Büroflächen ist leider nicht so einfach wie es oft suggeriert wird! Wenn man sich mal mit dem

    Thema beschäftigt merkt man schnell, das dies gerade in Deutschland in der Regel teurer ist wie neu zu bauen, oder teilweise schlicht unmöglich. Alleine die Anordnung der Toiletten in Bürogebäuden macht einen Umbau in Wohnungen extrem aufwändig.

    Die Decke kann man nicht höher bauen weil man 1. die Gleise wegen der Steigung nicht tiefer legen konnte und 2. das „Dach“ des Bahnhofs dann eben aus der Erde herausragen würde und somit dann kein Platz an der Oberfläche entstehen, sonder wieder eine Gleishalle stehen würde. In echt wirkt die Halle schon sehr imposant, so niedrig ist die Deckenhöhe auch nicht.

    Im konkreten Fall hat das Eisenbahnbundesamt wohl schon festgelegt das Wohnungsbau ausdrücklich nicht als höheres Interesse gilt und die Pläne fürs Rosensteinviertel nicht umsetzbar sind. Ich frage mich was denn überhaupt als höheres Interesse geltbar gemacht werden kann.

    Mit dem Gesetz wollte man verhindern, dass die Bahn unrentable Strecken aufgibt und die Flächen veräußert. Vor allem im ländlichen Raum wurden in der Vergangenheit viele regionalverbindungen stillgelegt, die heute teilweise für viel Geld reaktiviert werden sollen, beispielsweise die Bottwartalbahn. Oft sind die alten trassen aber teilweise bebaut, was teure Umfahrung, Tunnel usw. notwendig macht. Das will man mit dem Gesetz in Zukunft besser regeln und vorhandene Bahnanlagen sozusagen für alle Zeiten reaktivierbar halten.

    Allerdings hatte ich kürzlich von einer Analyse der Deutschen Bank gelesen, wonach die Industrie (ähnlich wie bspw auch in Japan) inzwischen innovativere und hochwertigere Produkte mit höheren Margen produziert und sich so trotz Verlusten auf dem Massenmarkt inzwischen wieder der identische Handelsüberschuss wie vor den Krisen eingestellt hat.

    Also bei den Süddeutschen Autoherstellern und den Zulieferern ist der Gewinn um 20% bis 30% und teilweise sogar mehr eingebrochen, das größte Chemiewerk der Welt in Ludwigshafen macht täglich (!) 4 Millionen Euro Verlust. Berlin kann froh sein das hier vor allem gut bezahlte Dienstleistungsjobs angesiedelt sind. Für das produzierende Gewerbe stehen die Zeichen aktuell sehr schlecht, vor allem wenn man mit den Leuten intern redet.

    ^Tatsächlich schließt das beschlossene gesetzt genau dies aus! Auch für nicht mehr benötigte Gleise auf Industriebrachen würde bestandsschutz bestehen, das Frankfurter Europaviertel oder ehemalige Industrieanlagen im Ruhrgebiet wären so auf Ewigkeit zur Brache verdammt gewesen. Es ist einfach das nächste handwerklich total vermurkste Gesetzt dieser Regierung!


    Manchmal schau ich mir dieses kurze, erdrückende Video von 1991 zur Erdung an.

    Dieses Video wäre super Lehrmaterial für all die Wohlstandskinder von heute, die den Sozialismus allen Ernstes als zukunftsfähige, gerechte und ökologische Wirtschafts- und Regierungsform verklären!

    Interessant ist auch immer der Blick nach Zürich, wo sich von Mitte der 80er Jahre bis kurz vor der Jahrtausendwende Europas größte offene Drogenszene befand. Die Toleranz der Szene hat letztlich zu unannehmbaren Zuständen geführt, mit bis zu 3000 schwerst Suchtkranken täglich, die sich im sogenannten “Needle-Park”, dem Platzspitz direkt am Hauptbahnhof versammelt haben. Erst mit stärkerer repression gepaart mit Prävention haben sich die Zustände geändert. Heute ist der Platzspitz ein gemütlicher Park der zum verweilen einlädt, der Zürcher Hauptbahnhof nebenan gilt als einer der besten der Welt. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Platzspitz


    Die Frankfurter Sicht, dass es komplett ohne Repression (= rechtsstaatliche Maßnahmen) zu spürbaren Verbesserungen kommen wird, ist leider illusorisch. Das ist das ganze Drama.

    Du erzählst hier mal wieder Stuss! Der Plan von Haussmann sah zwar auch breite Boulevards vor, aber vor allem wurde die eher kleinteilige Bebauung damals zugunsten weitaus größerer Gebäude geopfert! Du kannst ja gerne mal in die noch erhaltenen Quartiere in Paris wie das Marais gehen und den Verkehr dort mit dem auf den Boulevards vergleichen!