Rund um den Potsdamer Platz

  • Das Problem ist nicht der Potsdamer Platz, es ist die Ödnis der Ministergärten, die Weitläufigkeit des Kulturforums und der Wald um den Gropius-Bau, wo früher mal Stadt war.


    ... Bitte nicht wieder Potsdamer Platz mit Leipziger Platz vermengen. Das sind zwei völlig unterschiedliche Stadträume mit unterschiedlichen Funktionen, die auch unterschiedlich gestaltet sind.


    < Die Ministergärten sind doch in historischer Anlehnung an die Vorkriegssituation bebaut. Vor dem Krieg gab es anstelle der Landesvertretungen, einzeln gestellte Palais mit rückwärtigen Gärten zum Tiergarten hin. Das ist jetzt städtebaulich nicht grundlegend anders gelöst.

    Der “Wald“ am Martin-Gropius Bau ist ja eigentlich der Parkplatz. Hier sollte ja schon längst ein Nationales Filmmuseum stehen, seinerzeit noch von der Kulturstaatsministerin Grütters initiiert und auch hier im Forum andiskutiert.


    Als größte städtebauliche Herausforderung erscheint mir die städtebauliche Anbindung des Kulturforums durch die Doppelplatzanlage, Potsdamer Platz/Leipziger Platz, die jetzt eher als Barriere in Richtung Kulturforum wirkt.

    Nachdem Spielbank und Musicaltheater, Kino etc alles dicht gemacht haben, muß hier städtebaulich was passieren um weitere Totgeburten zu vermeiden.

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Wenn man mal gedanklich rekonstruiert, was den Potsdamer Platz vor dem Krieg so lebendig machte, fallen mir eigentlich zwei Hauptgründe ein:


    1. Endpunkt der wichtigsten Einkaufsstraße Berlins, der Leipziger Straße, die westlich vom Platz als Potsdamer Straße eine Verbindung zu Schöneberg herstellte.

    2. Funktion als Knotenpunkt des Fern- und Nahverkehrs mit dem Potsdamer Bahnhof und dem nahegelegenen Anhalter Bahnhof.


    Da sich sowohl die Knotenpunkte des Bahnverkehrs verlagert haben (der Anhalter Bahnhof existiert nicht mehr, der Potsdamer Bahnhof fristet in neuer Form ein Schattendasein) und die nahtlose Verbindung zu Schöneberg durch die Potsdamer Straße schon seit der Entstehung des Kulturforums und insbesondere der neuen Stabi gekappt wurde, blieb dem Potsdamer Platz aus meiner Sicht eigentlich nur noch eine Chance, sich zu etablieren - und zwar die Wiederbelebung der Leipziger Straße. Auch das wurde mit dem Bau der introvertierten Mall of Berlin vergeigt, zusätzlich zum trostlosen Zustand der restlichen Straße, die von Brachen, Verkehr und ollen DDR-Hinterlassenschaften geprägt wird.


    Das kleine Quartier hinter dem Potsdamer Platz als einzigen Anziehungspunkt reicht unterm Strich als fast autarkes Quartier ohne Anschluss zu einem attraktiven Viertel in der Umgebung einfach nicht aus, um den Ort wirklich zu beleben.


    Verantwortlich dafür ist sowohl der Krieg, die Teilung, der Städtebau der DDR und Westdeutschlands am Grenzgebiet und die Fehlplanung der 00er Jahre rund um den Leipziger Platz - das Finden einer Lösung wird durch diese komplexen Zusammenhänge auch nicht einfacher..


    Dass eine Wiederbelebung der Leipziger Straße gereicht hätte, beweist mMn der Wittenbergplatz in Schöneberg, der viele Parallelen zum Potsdamer Platz aufweist. Der Wittenbergplatz wird im Süden und Osten von der Urania und der Lietzenburger Straße städtebaulich abgeschnitten und im Norden gibt es nur architektonische Trostlosigkeit. Eigentlich wird der Platz allein durch den Anschluss zum Tauentzien und dem KaDeWe belebt - warum sollte es beim Potsdamer Platz anders sein?

    Einmal editiert, zuletzt von maselzr ()

  • M.A.n. ist das Hauptproblem der Verkehr. Der war zwar vor dem Krieg auch schon sehr stark, aber halt völlig anders als heute.

    ÖPNV und auch etwas Regionalverkehr, findet praktisch nur unter der Erde statt, die meisten oberirdischen Flächen sind vom MIV geprägt. Von den paar Buslinien abgesehen.

    Der gemeine Fußgänger muss sich da etweder durchquetschen oder ebenfalls unterirdisch abtauchen. Da bleibt wenig Platz für flanieren zwischen den Teilbereichen der Doppelplatzanlage.

    Und dann kommt natürlich erschwerend hinzu, dass es kaum was gibt, was es nicht woanders auch gibt.

    Verglichen mit dem oft geschmähten Rathaushausforum, wo jeder Fußgänger, egal ob Anwohner oder Fremder, völlig unbehelligt vom MIV, essen, trinken, abhängen, Sport und Spiel tätigen kann und auch noch ins Kino gehen kann, fehlt da schon einiges.

  • Die Gegend liegt einfach recht ab vom Schuss als Insel in einer eher vorstädtisch geprägten Umgebung.

    1. Die Gegend liegt einfach recht ab vom Schuss - interessante Betrachtung - der Potsdamer Platz liegt ziemlich genau in der Stadtmitte. Aber ich vermute, Du meinst das der Potsdamer Platz, was die Besucherströme anbelangt - insbesondere der Teil, von dem wir reden - etwas isoliert ist - es gibt quasi keinen natürlichen Wimmel- Pfade die dort hinführen.

    Nichts desto trotz ist die aktuelle Situation auch deshalb speziell - weil auch das Sony Center umgebaut wird - ansonsten ist es ja nun nicht so das auf dem Platz wenig los sei - das kann man weiß Gott nicht behaupten.


    2. Vorstädtisch geprägten Umgebung? Könntest Du das noch einmal erläutern. Ich kenne kaum einen Platz der "großstädtischer" daher kommt wenn wir US-Amerikannische Städte als Vorbild sehen. Aber evtl. meinst Du etwas Anderes? Vorstädtisch ist vielleicht Tegel oder Tempelhof.


    3. Zum Kino: Es existiert dort ein Kino - verstehe auch hier nicht was Du meinst? Das 3D IMAX Kino?

  • Ja, das mit dem "nichts los" ist wirklich grotesk. Hier machen es sich einige Leute sehr einfach mit der Argumentation. Und "vorstädtisch" ist natürlich auch Quatsch. "Desintegriert" wäre vielleicht der bessere Ausdruck. Aber direkt in der Umgebung haben wir das Regierungsviertel, das Kulturforum und noch einiges anderes. Wirklich sehr "vorstädtisch". :)


    Ich bin mir sicher, daß der Gesamtplatz besser funktionieren würde, wenn man z.B. den Potsdamer Bahnhof rekonstruiert hätte und z.B. für Veranstaltungen, museal oder als feierlichen Eingang in den neuen Bahnhof nutzen würde. Das Problem ist doch, daß am Potsdamer Platz de facto nichts ans alte Berlin erinnert. Es ist naiv zu glauben, man könne dort einen völligen Neuanfang starten, der funktioniert.


    Beitrag gekürzt. Bitte auf sowas verzichten.

  • Der Potsdamer Platz hat mE eine Reihe Stärken wie auch einige Schwächen. Die Architektur würde ich aber ganz klar in erstere Kategorie einordnen. Es mag ja sein, dass auch nach über 20 Jahren noch mancher damit fremdelt. Das ist dann aber vor allem eine subjektive Geschichte. "Peinlich", "Totgeburt", "Satire", "Plagiat" finde ich da alles weit überzogen. Das sind für mich nach wie vor einige der reizvollsten Hochhäuser, die seit der Wende hochgezogen worden sind und das gerade als Ensemble auch mit Sony Center und Daimler Quartier auf ziemlich einmalig hohem Niveau aber zugleich auch abwechslungsreich.


    Entsprechend werden jetzt ja auch vor allem die Aufenthaltsflächen und die Geschäftsflächen der Arkaden aufgewertet. Die Architektur der Bauten war und ist dagegen nicht das Problem.


    Und solche Stilblüten gehören mE schon gar nicht in dieses Forum.

    Schon peinlich, dass Kollhoff dort so einen "proamerikanischen" Turm hingebaut hat. Da muss auch irgendetwas nicht stimmen, wenn jemand solch ein ästhetisches Empfinden hat.

    Was ist das bitte für ein hässlicher Diskussionsstil. Bei aller Berechtigung von kontroversen Ansichten gehört sich einfach etwas mehr Respekt. Aber ich habe das schon öfter u.a. hier im Forum beobachtet: Je stärker jemand die eigene Wahrnehmung generalisiert und zur Norm erhebt, desto aggressiver wird mit anderen Menschen und deren Meinungen verfahren.

    2 Mal editiert, zuletzt von jan85 () aus folgendem Grund: Edit: Falsche Angabe berichtigt.

  • Und solche Stilblüten gehören mE schon gar nicht in dieses Forum.

    Ich generalisiere meine eigene Wahrnehmung nicht, sondern finde dieses New-York-Plagiat eben problematisch. Das ist meine Meinung. Ich finde so ein Plagiat eben peinlich - und auch unprofessionell. In New York sähe der Turm gut aus - und mit etwas weniger proamerikanischem Klimbim auch hier. Ganz offensichtlich hast du große Probleme damit, wenn sich jemand mal kritisch zu diesem Gebäude äußert.


    Ich finde es schon reichlich absurd, daß du mir ein ästhetisches Urteil zum Kollhoff-Turm verbieten willst. Das ist hier nun mal ein Architekturforum.


    Ich fand den Kollhoff-Turm übrigens auch lange nur schön. Seit ein paar Jahren fällt mir dieses proamerikanische Klimbim aber negativ auf. Ich bitte vielmals um Entschuldigung.

  • ^Deine Meinung darfst Du ja wie gesagt gerne haben und auch äußern. Die Entschuldigung ist in der Hinsicht unnötig. Problematisch finde ich dagegen Deinen Stil. Statt wie behauptet einfach nur Deine Meinung zu äußern ist der gesamte Beitrag voll von einem angestrengten (und anstrengenden!) Bemühen um Deutungshoheit (klapp es gerne auf, wenn Du magst, ich habe es gleich Mal etwas umgeschrieben, wie es mE weniger konfrontativ und offener für einen echten Austausch gewesen wäre).

    Wie ich finde, reflektierst Du hier vor allem Dein Erleben der Stadt und zugleich Deine eigenen Werte und Ideale. Das tun wir alle, die Deutungen unterscheiden sich aber. Und so lange man es so kennzeichnet und das Andere neben dem Eigenen stehen lassen kann, ist das auch ok so.


    Für mich bspw. steht der Postdamer Platz primär für die Aufbruchsenergie und -Euphorie nach Krieg und Kalten Krieg sowie für die Hinwendung der einstigen abgeklemmten Enklave - inmitten der ehemaligen toten Grenzzone - zur großen weiten Welt (neben Amerika übrigens auch Asien - aber auch mit europäischen und lokalen Anteilen): Wenn Du genau hinsiehst gibt es neben dem alten Weinhaus Huth auch Reste des Esplanade, den alten Ampelturm aber auch ein Stück der Mauer und weitere Hinweise auf diese. Aber auch die Türme wirken mE gleichzeitig international wie auch ortsgerecht. Bis auf das Sony Center sieht man hier viel Stein, wenn auch erfreulicherweise teilweise Mal in etwas anderen als den üblichen Farben und Kubaturen. Für mich sprengt der Platz vor allem den üblichen Berliner Maßstab, was aber an Alex und Zoo sowie zunehmend Hauptbahnhof oder Friedrichshain auch (immer mehr) passiert. Der Impuls war vielleicht etwas verfrüht und naiv, deshalb war er mE aber nicht unbedingt falsch.

  • Ich bin da gelegentlich sehr gerne, weil es mir immer wieder ein freudiges Grummeln im Bauch macht, so wie als Kind kurz vor Weihnachten.

    Das hängt mit meinen Vorwendeerfahrungen und denen aus der Zeit des Um- und Aufbruchs Anfang der 90er zusammen.

    Gepaart mit den schwarz/weiß Bildern im Kopf aus den 20er bis 60er Jahren, finde ich die Atmosphäre dort schon "ziemlich geil" und das gibt's sonst nur noch am Checkpoint Charlie und am Brandenburger Tor und ist somit ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt.

    Aber genau dafür muss man schon ziemlich tief in historische Details einsteigen, um das auch so zu empfinden.

  • 1. es gibt quasi keinen natürlichen Wimmel- Pfade die dort hinführen.

    Genau. Das hängt vor allem mit Punkt 2 zusammen:


    > 2. Vorstädtisch geprägten Umgebung? Könntest Du das noch einmal erläutern. Ich kenne kaum einen Platz der "großstädtischer" daher kommt


    Den Platz selbst meine ich nicht, ich meine das was drum herum ist. Zur Zeit der Teilung verlief hier bekanntlich die Grenze und der Städtebau auf beiden Seiten hat sich darauf eingestellt, dass hier praktisch das "Ende der Welt" ist. Diesen Randlagencharackter hat die umliegende Bebauung immer noch und kann ihn so schnell auch nicht ablegen.


    > 3. Zum Kino: Es existiert dort ein Kino - verstehe auch hier nicht was Du meinst? Das 3D IMAX Kino?


    Genau, das Cinestar Original war schon etwas besonderes, weil da alle Filme in Originalfassung auf der großen Leinwand gezeigt wurden. Dazu das große IMAX, das hatte man sonst auch nicht überall.

    Was jetzt noch übrig ist, das Cinemaxx, ist nur ein weiteres Multiplexkino, wie man es auch anderswo findet. Dafür muss man nicht zum Potsdamer Platz fahren.

  • Vor allem dem letzten Punkt stimme ich zu. Früher ging ich jede Woche ins Cinestar. Davor ging man noch was essen, danach manchmal was trinken. Nun tuts für uns auch der Titania-Palast. Und was soll man sonst dort? Die Arkaden hatten einst einen Reiz, weil es das erste "Mall" Berlins war. In den letzten ca. 15 Jahren sind weitere wie Pilze aus dem Boden geschossen. Also wozu sich noch den langen Weg machen, wenn die ganzen Subzentren (Schlosstr., Wilmersdorfer, Spandau, Kutschi...) viel mehr zu bieten haben?


    Kurzum: Ein drittes Zentrum für die Berliner zwischen Alex im Osten und Kudamm im Westen konnte sich hier eben nicht (dauerhaft) etablieren.


    Der größte Fehler war meiner Meinung nach das Tilla-Durieux-Gebirge. Man hätte die Arkaden in einer krit. Reko des Bahnhofs auf dessen alter Fläche unterbringen sollen. Also direkt am Platz, statt wie jetzt in einer Seitenstraße. So hätten sie mehr Präsenz gehabt und sich ggü. der MoB bestimmt auch besser bahaupten können. Bei der Platzfassade hätte man sich am Bahnhof orientieren können. Finde ja den Lückenschluss des Naturkundemuseums aus gegossenem Beton (?) ganz interessant. Hätte man auch dort anwenden können. Aber gut, der Zug ist wohl abgefahren (höhö)...


    Durch den tollen Park am Gleisdreieck, ist der TDP nun noch redundanter, als die letzten 25 Jahre schon. Der heutigen Gestalt könnte man sich doch leicht entledigen, indem man einen richtigen (ebenerdigen) Park draus macht, also mit Bäumen, Sitzgelegenheiten, vielleicht etwas Kunst und Wasser.


    Der (rote) Kollhoff-Turm hat mit seiner "proamerikanischen" Gestaltung vielleicht etwas leicht groteskes, aber machen immer noch mehr her, als so manch anderes Hochhaus und sind das kleinste Problem am Ganzen. Außerdem gibts ja noch den Bahn-Turm.


    So viel dazu...

    Einmal editiert, zuletzt von Ben ()

  • Der Tilla-Durieux-Park könnte sooo viel besser sein!


    Ebenerdig, ja, oder sogar teilweise versenkt mit Amphitheater-Funktion oder Skateplatz, kleine Pavillions mit Streetfood und Touristensachen, und vor allem Bäume, Bäume, Bäume ...


    So wie er ist, ist er nichts als ein großes Fragezeichen.

  • Wenn man mal gedanklich rekonstruiert, was den Potsdamer Platz vor dem Krieg so lebendig machte, fallen mir eigentlich zwei Hauptgründe ein...

    In Vorkriegszeiten waren Potsdamer Platz und auch die Friedrichstrasse das Epizentrum des Amüsements in Berlin.


    Jetzt ist ganz Neukölln ein Amusementpark.


    Deshalb kommen beide Zentren heute nicht mehr aus dem Quark...

  • Voraussichtlich ab Dezember 2025 werden mit Fertigstellung der Dresdner Bahn (Abschnitt Berlin) die Flughafenexpress-Züge alle 15 Minuten (jeweils in beide Richtungen) am Potsdamer Platz halten. Die einzigen Stationen von diesem sind soweit ich weiß:

    - Berlin Hauptbahnhof

    - Potsdamer Platz

    - Berlin Südkreuz (Wird vermutlich dadurch auch ein nochmal attraktiverer Immobilienstandort, ich könnte mir da auch ein Hochhauscluster vorstellen)

    - Flughafen BER


    Ich vermute, dass der Potsdamer Platz dadurch einerseits für Unternehmen als Bürostandort noch attraktiver wird, und andererseits auch für Touristen, besonders für die, die per Flugzeug nach Berlin kommen.

    Am Potsdamer Platz stehen ja auch ein paar Stücke der Berliner Mauer, was auch dazu beiträgt, dass einige Touristen diesen interessant finden.

    Ich bin gespannt wie die Auswirkungen des Flughafenexpresses auf den Potsdamer Platz sein werden.

  • Deshalb kommen beide Zentren heute nicht mehr aus dem Quark...

    Als Nicht-Berliner habe ich mir beide aus Touristenperspektive angesehen. Beide Quartiere leiden IMHO unter ihrer modernen Kühle und Sachlichkeit, der Potsdamer Platz dabei deutlich mehr als die Friedrichstraße.

    Die hier oft angemerkte fehlende Verbindung zu sonstigen Schwerpunkten des Berliner Lebens stört mich hingegen nicht. Die Erreichbarkeit per ÖPNV ist in beiden Fällen excellent, falls ich nicht ohnehin das ganze Zentrum zu Fuß ablaufe.


    Ich finde Altbauquartiere meist spannender, und in der Friedrichstraße finden sich ja immerhin noch sehr ansehnliche Reste der Vorkriegsbebauung.

  • Die einzige Ecke, an der das Quartier nicht ausreichend an die Stadt anschließt, ist meiner Meinung nach das leidige Kulturforum.


    Nach Norden geht es mit einer sehr schönen Perspektive in Richtung Brandenburger Tor, im Osten schließt sich die Leipziger Straße an und bietet gleich den Bundesrat als Sehenswürdigkeit, und in den südlichen Richtungen bleibt es auch recht städtisch (wenn auch eher zugeknöpft), bevor der Landwehrkanal eine natürliche Grenze bildet.


    Wenn man im KF das sehr unmotiviert wirkende östlichen Ende besser gestalten könnte, wäre das Potsdamer-Platz-Viertel glaube ich so ziemlich gefixt.


    Der gefühlte Mangel an Publikumsverkehr liegt vielleicht auch an der immer wieder spürbaren Erwartungshaltung an ein kompaktes Berliner Stadtzenrum. Das kann Berlin zwischen Ku-Damm, Friedrichstadt (ich zähle jetzt mal den Potsdamer Platz als deren Grenze hinzu), Lehrter Stadtquartier und Alexanderplatz gar nicht bieten.


    Ist doch auch schön, eine Stadt zu haben, wo in so einem Riesenareal quasi überall ein bisschen was los ist (mit erkennbaren Verdichtungen).

  • Der (rote) Kollhoff-Turm hat mit seiner "proamerikanischen" Gestaltung vielleicht etwas leicht groteskes, aber machen immer noch mehr her, als so manch anderes Hochhaus und sind das kleinste Problem am Ganzen. Außerdem gibts ja noch den Bahn-Turm.

    Erfreulich. Endlich mal eine sachliche Kritik, die meinen Standpunkt respektiert und nicht pauschal abwertet. :) Wie gesagt, als Laie kann man den Turm praktisch erst mal nur gut finden. Mein Fremdeln wuchs aber umso mehr, je mehr Ahnung ich von Architektur bekam. Man sieht hier in Berlin ja die teils prominenten Überbleibsel der klassischen Moderne. Und da finde ich es halt traurig, daß man die Chance nicht genutzt hat und wenigstens ein bißchen mehr Berlin-Kompatibilität hergestellt hatte mit dem Kollhoff-Turm.


    Ich finde schon, daß man von jemandem wie Kollhoff verlangen kann, daß er die unterschiedlichen ästhetischen Traditionen ernst nimmt. Wenn jemand wie Kollhoff gegen moderne Architektur polemisiert, also mit Ästhetik und so kommt, dann ist es meiner Meinung nach reichlich suboptimal, wenn er selber da Defizite hat.


    Und es ist ja nicht zuletzt ein Problem Berlins, daß es wenig Selbstbewußtsein hat. Ich denke da an Namen wie "Upper West" oder "Upper East Side", die auf mich teilweise hochpeinlich und kontraproduktiv wirken. Und in diese Kerbe schlagen eben vor allem auch die güldenen Noppen am Kollhoff-Turm. Je weiter man nach oben guckt, desto amerikanischer sieht der Turm aus. Daß Veränderungen an dem Turm für's erste unwahrscheinlich sind, kann ich mir selber denken. Aber bei Architekturfragen geht es ja häufig erst mal nur um Phantasien. Der Turm würde jedenfalls mit nur geringen Maßnahmen wesentlich weniger exotisch wirken und hätte eine Verbindung herstellen können zu Berliner Traditionen.


    Also, ich kann mir schwer vorstellen, wie man als Architekturkenner NICHT mit diesen güldenen Noppen fremdeln kann. Es sei jedem sein Geschmack gegönnt, aber auf mich wirkt das doch arg disneyartig und trivial. Und das fiel mir halt in den letzten Jahren zunehmend auf.

  • Ohne jetzt dir zu sehr auf den Schlips zu treten, aber wie kann man sich an den goldenen Spitzen so sehr aufhängen? Ist ja auch nicht so, dass die einem vom Platz aus als erstes ins Auge springen.


    Zitiert der Turm das New York der 20er/30er Jahre? Klar, aber das war doch geliefert wie bestellt bei Kollhoff? Beisheim Center, Main Plaza und so gut wie alles, was er in den Niederlanden entworfen hat, schlägt in die selbe Kerbe. Der Alexanderplatz hätte mit etwas Glück/Pech genauso ausgesehen.


    Vmtl. war das auch ganz im Sinne des damaligen Weltkonzerns DaimlerChrysler, der das Gelände damals entwickelt hat.


    Davon abgesehen stehen mit dem Bahntower und dem Forum-Tower zwei äußerst europäisch designte Türme am Platz und den Kontrast finde ich persönlich unglaublich spannend und gelungen. Die drei Türme zusammen mit dem Atrium Tower, dem Sony Center und den Richard Rogers Gebäuden stechen meiner Meinung positivst hervor und müssen sich auch im weltweiten Vergleich nicht verstecken.


    Nicht wirklich berlinerisch, oder deutsch, aber eine Architektur, der man ansieht, dass man damals sehr optimistisch und gar verspielt (vielleicht ist das deine Disney Assoziation) in die Zukunft geschaut hat. Kein Vergleich mit der Beliebigkeit, die am Alex hochgezogen wird oder mit der Strenge eines Zoofensters. Maximal das Upper West kann da noch etwas mithalten, aber da finde ich, kann die Wertigkeit der Fassade nicht ansatzweise mithalten.

  • Es gibt drei in der Zeit seit 1989 entstandene ikonische Fotomotive in Berlin.

    1. Das Kanzleramt von Schultes/Frank

    2. Der (von Mehdorn amputierte) HBF von Gerkan

    3. Das Turmportal am Potsdamer Platz von Kollhoff und Jahn.


    Die beiden noch wichtigeren Ikonen Reichstagsgebäude mit Kuppel von Foster und das Stadtschloss mit Humboldtforum von Stella nenne ich nicht, da sie historische Gestaltungen beinhalten.


    Hier eine Umgestaltung zu fordern, anstatt das äußerst beliebte Gebäude in seiner Zeit einzuordnen und ggf. zu kritisieren, finde ich unsensibel und falsch.


    Der Gebäudekomplex Potsdamer Platz wird doch gerade aufwändig umgebaut und saniert und wirkt äußerlich immer noch sehr frisch. Den Tilla-Durieux-Park würde ich persönlich aber abreißen und neu planen lassen, da er leider dysfunktional ist und urheberrechtlich vor sinnvollen Modifikationen geschützt wird.

  • Die Integration des Potsdamer Platzes in sein weiteres Umfeld wird sich weiter (langsam) verbessern.


    Das Museum der Moderne wird Besucher generieren und an der Tiergartenstraße sind weitere Gebäude geplant.


    Im Bereich Stresemannstraße und Martin Gropius Bau sind größere Gebäude in Planung und z.T. im Bau.


    Der Bundesrat schließt die Lücke zum Leipziger Platz.


    Irgendwann wird auch das Riesenloch an der Leipziger/Wilhelmstraße bebaut werden.


    Die Verdichtung wird auch noch weiter gehen.


    Mit dem Ausbau der Dresdner Bahn, der S21 und Tram bzw. auch U10 wird der Anschluss noch besser werden.