Paulskirche: Generalsanierung und "Haus der Demokratie"

  • Grauenhaft, tatsächlich...und nimmt uns Frankfurter: innen noch einen der letzten belebten Plätze in der Innenstadt. Die kompletten Gastrobetriebe ggü. können dann alle getrost schließen. Wird wohl leider alles wieder schlimm enden. Nichts gegen das HoD (blödsinniges englisch und an dieser Stelle völlig unpassend!), aber lasst den Paulsplatz bitte weitgehend unangetastet und die Bäume an dieser Stelle stehen. Bitte!

  • Schrecklich!!! Alle Entwürfe sind viel schlechter, als der gegenwärtige Zustand ohne "Demokratie-Bauwerke auf Englisch". Boran Kilic möchte anscheinend sogar das Kreuz von der Paulskirche entfernen. Gute Nacht, Deutschland!

  • Auf keinen Fall irgendwas vom "freien Stadtraum" dort weiter zubauen !

    So wie derzeit, finde ich die Räumlichkeiten um die Paulskirche herum völlig in Ordnung. Das sollte auf jeden Fall so bleiben.


    Wenn es gar nicht anders geht, könnte ich mir für das Haus der Demokratie auch einen kleinen Hochpunkt (so ca. 30 Meter Höhe) vorstellen, z.B. entlang der Berliner Strasse in Nähe der Paulskirche. (z.B. unweit der Paulskirche, leicht aufragend einen ganz dezenten "Internationalen Stil"). So ein Ensemble könnte den Oberton "Tradition und Moderne" für das Thema "Demokratie" reizvoll und zugleich Frankfurt-typisch neu bespielen.

  • War es die Vorgabe rechts neben die Paulskirche ein Gebäude zu setzen?


    An stark frequentierten Tagen ist es in dieser Schneise zwischen Zeil und Römer sowieso zu voll. Wenn da ein Gebäude steht wird es wirklich unangenehm eng.


    Öffentliche Räume schaffen heißt nicht, die wenige Freiflächen die man hat zu bebauen!


    Das es dort gerne voll wird können Studenten aus Anhalt aber natürlich nicht wissen.

  • Nach dem anschauen der Bilder und dem studieren des PDF's bin ich doch ORIENTierungslos zurück geblieben was die Entwürfe angeht.


    Da möchte ich am liebsten gar keine Veränderung des IST Zustands!

  • Der Paulsplatz sollte freibleiben. Mir würde die Freifläche dort sehr fehlen und die Gastro wäre tot. Nur den Parkplatz westlich der Paulskirche könnte man bebauen.


    Die Entwürfe erscheinen mir doch relativ einfallslos. Allein das Gebäude am Main übt einen gewissen Reiz aus. Mit einem begrünten und begehbaren Dach könnte man es auch in die Parkanlagen integrieren.

  • Der einfältige, an einen Hangar erinnernde Bau am Main stellt, vom Fluss und vor allem vom Südufer gesehen, den wertvollsten Teil des Mainprospekts zu. Nämlich den Saalhof, das älteste erhaltene Bauwerk der Altstadt. Alleine deswegen disqualifiziert.

  • Zumindest die Variante mit den Arkaden bietet einen Ansatz, die Gastronomie weiter bestehen zu lassen, statt unter wahllosen Sonnenschirmen eben unter den Arkaden - die muss man dann entsprechend breit anlegen.

    Bei der Freiflächenargumentation sehe ich eigentlich die Rückkehr zur alten Raumaufteilung auf dieser Fläche als positiv an - eine Rekonstruktion der alten Börse würde auch diesen Raum wiederherstellen, was in dem Falle auch zu Lasten der Gastronomie an dieser Stelle geht. Dafür möglicherweise ein Café im Haus der Demokratie mit Außenbereich zwischen diesem und der Paulskirche.

  • Erschütternd ist doch vor allem, dass Studierende, die immerhin schon Visuprogramme bedienen können, offensichtlich null ästhetisches Empfinden und Respekt gegenüber dem Bestand haben. Noch erschütternder wäre, dass das so gelehrt wird, was allerdings viele Bausünden 2.0 erklären dürfte. Ein Brei der Belanglosigkeiten.

  • Der Saalhof erscheint mir in der Simulation an der westlichen Ecke hinreichend erkennbar. Die entscheidende Frage wäre, wie hoch das Gebäude würde. Eventuell könnte man es auch nach Osten verschieben, um den Blick auf den Saalhof freizuhalten.

  • Paulskirchen-Sanierung wird Chefsache

    Oberbürgermeister Mike Josef (SPD), der zuvor als Planungsdezernent fungierte, habe das Thema inzwischen zur Chefsache erklärt und dafür zum 1. August unter dem Titel „Entwicklung Paulskirche/ Haus der Demokratie“ eine neue Stabsstelle eingerichtet. An deren Spitze stehe seine ehemalige Büroleiterin Beate Huf. So schreib es die FNP am 4.10.2023,


    Bisher gibt es beim Amt für Bauen und Immobilien eine Stabsstelle, für die bauliche Sanierung der Paulskriche, mit der die neue Stelle eng zusammenarbeiten wolle. Der Aufgabenbereich der neuen Stabsstelle reiche aber weiter. Momentan sei man damit beschäftigt, das Nutzungskonzept zu präzisieren, denn die Empfehlungen der Expertenkommission müssten konkretisiert werden. Parallel dazu werde die Gebietskulisse der in Frage kommenden Flächen, Gebäude und Räume für ein Haus der Demokratie definiert und zwar in engem räumlichen und inhaltlichen Zusammenhang mit der Paulskirche. Auf dieser Basis wolle man 2024 einen städtebaulichen Realisierungswettbewerb mit Beteiligungsphase ausloben.


    Viel ist also bisher noch nicht passiert, aber immerhin scheint etwas in Bewegung gekommen zu sein. Die interessierte Öffentlichkeit konnte durchaus den Eindruck gewinnen, die Paulskirche gehöre zu den vielen eingeschlafenen Projekten. Noch ist dieser Eindruck nicht widerlegt, aber der FNP-Bericht schürt Hoffnung und Erwartungen.

  • Talk is cheap. Das mit der Chefsache verkündete schon der Amtsvorgänger. Im Mai 2019 schrieb die Münstersche Zeitung: "Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) hat die Wiederaufwertung der Paulskirche zur Chefsache gemacht." Auch eine Stabsstelle mit drei zusätzlichen Personalstellen und darüber hinaus eine Lenkungsgruppe verfügte der großartige Peter Feldmann (FR). Womit sich die drei Stelleninhaber die ganze Zeit beschäftigt haben, wissen wir nicht, wohl aber, was mit Feldmann passierte. Vier Jahre und ein Jubiläum später ist selbst die Planungsphase denkbar weit entfernt.


    Und ewig grüßt das Murmeltier.

  • Die FAZ berichtet (hinter der Bezahlschranke) über neue Überlegungen:


    1. Mike Josef will in 5 Jahren etwas "Vorzeigbares" haben.

    2. 2024 soll ein Architektenwettbewerb starten. Offen ist, ob als städtebaulicher Wettbewerb oder gleich als Realisierungswettbewerb mit konkreter Architektur.

    3. Das "Haus der Demokratie" muss nicht direkt an der Paulskirche stehen, sondern könnte im "Umfeld" der Kirche gebaut werden. Denkbar ist auch die Kombination zwischen Neubau und Mitbenutzung existierender Gebäude. Damit dürfte wohl der Parkplatz neben der Paulskirche und die Stadtkämmerei neben der Paulskirche gemeint sein. Die SPD bringt hier den Bethmannhof ins Spiel. Josef selbst spricht die Idee einer unterirdischen Lösung unter dem Paulsplatz an.

  • Prolog in Anlehnung an Schmittchens Beitrag, daher zwei Zitate von Beate Huf (Leiterin der neuen 'Mike-Josef’schen-Stabsstelle').


    Zuerst zur geplanten räumlichen Nutzung: "Es geht um museale Anteile, erlebbare Anteile, Forschung, Veranstaltung, Debatten." Dies lässt viel Interpretationsspielraum. Sollten die Veranstaltungen und Debatten in der Paulskirche stattfinden, dann stünde noch ausreichend Raum für musealen und erlebbar Anteile sowie für Forschung (gemeint dürften wohl Büroräume sein) zur Verfügung. In den Begriff Demokratie kann man viel hineininterpretieren. Wie das Ganze museal und erlebbar "in engem räumlichen und inhaltlichen Zusammenhang mit der Paulskirche", so Beate Huf, gestaltet werden soll, soll der städtebauliche Ideenwettbewerb zeigen.


    Das zweite Zitat von Beate Huf: "Die Wettbewerbsergebnisse sollen in einem Zwischenschritt mit den vielen engagierten Initiativen zum Thema Demokratie in Frankfurt, aber auch mit der Bürgerschaft breit und öffentlich diskutiert werden, wie dies auch schon bei anderen Wettbewerben der Stadt Frankfurt gemacht wurde." Erneut gilt, in den abstrakten Begriff Demokratie kann man viel hineininterpretieren. Ein großes Risiko besteht, dass dieser Prozess zeitlich und inhaltlich zerfasert und am Ende steht man von Amtswegen mit nichts da (Stichwort 'Güntersburghöfe').


    Die RMZ (Bezahlschranke) widmete sich gestern auch dem Thema.

    In einem Gespräch legte Mike Josef seine Gedanken dar, die da wären:

    - Sanierung der Paulskirche und Umsetzung des Haus der Demokratie erfolgen zusammen;

    - Baufenster entweder zw. Berliner Str. und Barfüßergasse oder auf dem Paulsplatz;

    - auch ein Gebäude in Tieflage unterm Paulsplatz wäre möglich, da die Paulskirche schon eine Verbindung baulich als Option hat. Weiß jemand wo und wie diese gestaltet ist?

    - Umbau, also eine Unterbringung im Bestand;

    - entweder städtebaulicher Wettbewerb mit anschließenden Architekturwettbewerb oder direkt letzteren ausloben;

    - in fünf Jahren möchte MJ etwas "vorzeigbares" haben.


    Seine Partei äußert den Gedanken, dass das Haus der Demokratie in den Bethmannhof untergebracht werden könnte. Ggf. könnte das noch der zielführende Weg aus der Gemengelage an Wünschen werden.

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    Nein ! Das muss mMn nicht sein.

    Ich könnte mir architektonisch auch eine Symbiose aus "Tradition" und "Moderne" vorstellen.

    Gerade für Ffm. könnte so etwas gut passen.

    Es muss nicht unbedingt "Altstadtreparatur" sein (was im Übrigen stellst Du Dir darunter vor - bezogen auf das Paulskirchen-Projekt ?)

  • Was ist historisch? Muss man dann etwa den historistischen Nordbau abreissen, weil das nicht historisch ist, oder inklusive Notdach konservieren, weil das historisch ist?

    Taugt die alte Börse als historisches Denkmal für Demokratie? Allenfalls in der Hinsicht, dass sie von dem Geld reicher Bürger abhängig ist.

    Man kann da durchaus etwas ästhetisches kreieren, ohne zu rekonstruieren. Man gewinnt in Tieflage Platz für Verbindungswege und Sanitär und Rezeptionsbereiche. Das bedeutet nicht, das da alles dunkel sein muss. Dann hat man oben mehr Platz und muss nicht so massiv bauen.

    Es muss ja nicht industrial oder betont ökokonstruktivistisch sein. Ich sehe da moderne Formen durchaus in der Tradition und Fortführung von Klassizismus.

  • Diese Ecke bildet das historische Zentrum von Frankfurt und präsentiert sich heute durch die "Neubauten" aus den 60-70er Jahren teilweise wie ein Vorort im Ostblock. Sollte die Qualität aus der Zeit vor dem Krieg nicht wiederhergestellt werden, wird sie auf Dauer ein Schandfleck mit geringer Aufenthaltsqualität bleiben. Die neue Altstadt zeigt deutlich, was in diesem Bereich nun wiederholt und angestrebt werden sollte. Sie ist ein riesiger Erfolg und hat die Altstadt enorm aufgewertet. Frankfurt wird nie an Beliebtheit in Deutschland oder Europa gewinnen, wenn die Architektur weiterhin so provinziell gestaltet wird wie nach dem Krieg. Das Einzige, was in einem historischen Zentrum funktioniert und passend wirkt, sind halt historische Formen und klassische Architektur. Alles andere ist und bleibt Kitsch.