Moabit | Kleinere Projekte

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    Vielleicht nicht in jedem Einzelfall, aber generell sollte man bei allem Verständnis für Restoration und "Neu bauen mit Klasse" auch immer mehr die Substanz der Nachkriegszeit im Auge behalten. Sonst fehlt uns irgendwann diese urbane Schicht.


    Gerade die 1950er und 1960er sind ganz kurz davor, wirklich Historisch mit großem H zu werden.


    Noch gibt es ja allerhand davon (und wird vielerorts zugegebenermaßen auch zurecht ersetzt).


    In diesem Fall musste ich auch ein bisschen schlucken. Ich finde das Gebäude einen sehr putzigen, typischen Vertreter seiner Zeit.

  • Schließe mich Euch an: Das ist eigentlich ein hübscher Vertreter seiner Zeit mit einer gewissen Symmetrie und schönen Details wie den korbförmigen Balkongeländern. Außerdem nimmt er den Blockrand auf, statt – wie damals häufig – zugunsten eines piefigen Vorgärtchens einen Meter zurückzuweichen.


    Allerdings dürften die Wohnungen sehr klein sein, und gute Teile der Haustechnik dürften sechs Jahrzehnte auf dem Buckel haben – Kosten für Umbau, Sanierung und Dämmung stünden vermutlich in keinem Verhältnis zum Marktwert. Immerhin kommt keine Allerwelts-WDVS-Kiste an seine Stelle, sondern ein Nöfer (was, nebenbei, einiges aussagt über die Gentrifizierung in Moabit – da zieht garantiert nicht der Gemüsetürke aus der Turmstraße ein).

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    Die Wohnungen vergleichbarer Lückenfüller aus den 1920ern sind in der Regel auch recht klein. Die veraltete Haustechnik muss oft als Begründung für einen Abriss herhalten. Dann hätten viele Gebäude aber Glück gehabt, dennoch saniert zu werden, denn nach so vielen Jahrzehnten ist es eben notwendig. Man denke an die zahlreichen Altbauten, die erst in den 1980ern eine Zentralheizung erhielten und nicht deshalb abgerissen wurden. Mit dem Marktwert ist das eben so eine Sache. Eine Sanierung wäre sicher günstiger als ein Neubau und damit könnten auch die Mieten günstiger sein. Es ist eine Entscheidung des Eigentümers und je weniger Wohnungen an anderer Stelle errichtet werden, desto mehr entsteht der Anreiz so einen Bestand durch teure Neubauten zu ersetzen.

  • Immerhin kommt ... ein Nöfer (was, nebenbei, einiges aussagt über die Gentrifizierung in Moabit – da zieht garantiert nicht der Gemüsetürke aus der Turmstraße ein).

    Das Gebiet, um das es hier geht, ist von bürgerlichen, großen Altbauten direkt an der Spree geprägt. Ich weiß zwar nicht, wer oder was bei dir "der Gemüsetürke" ist und auf was du in einer pluralistischen Gesellschaft mit diesem Begriff? hinaus willst. Als Anwohner des Moabiter Spreeufers kann ich aber berichten, dass die türkischstämmigen Gemüsehändler hier in der Gegend in der Regel in sehr angenehmen Altbauwohnungen leben. In dem gar nicht reizlosen Nachkriegsbau, der abgerissen werden soll, mit seinen kleinen Appartments hat "der Gemüsetürke" mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit seiner Familie wohl nicht gewohnt. Aber vielleicht nebenan. Hier wohnen Arbeiter und Bildungsbürger, Studenten und Urberliner, Regierungsbeamte und Mittellose ... und bald auch Menschen, die für die zeitlose Ästhetik des Architekten Nöfer schwärmen. Es ist ein sehr gut funktionierender, vielfältiger Vorzeigekiez, in dem auch Gemüsehändler mit türkischem Migrationshintergrund die volle Pracht unserer vielfältigen Gesellschaft genießen können, um eben nicht etwa ghettoartig im eigenen Saft zu schwimmen.

  • Bei aller Verehrung für Nöfer von einigen hier im Forum. Dieser Neubau ist doch einfach nur schrecklich. Die Balkone einfach banal. Sie strecken den Menschen die Zunge entgegen. Für mich der schlechteste Entwurf seit langem aus diesem Büro. Das kann Nöfer besser. Schade um den Altbau.

    Einmal editiert, zuletzt von DerBe ()

  • Ich weiß zwar nicht, wer oder was bei dir "der Gemüsetürke" ist und auf was du in einer pluralistischen Gesellschaft mit diesem Begriff? hinaus willst.

    Herrje, der Begriff "Gemüsetürke" ist in meinem Wortschatz sowas wie "der Italiener" oder "der Grieche" – nur halt nicht auf Restaurants bezogen, sondern auf Obst- und Gemüsehändler. Hat gar nichts Abfälliges. Auf das Beispiel kam ich vermutlich, weil es in meinem alten Kiez um die Verdrängung eines solchen Händlers mal eine Riesendebatte gegeben hat (Stichwort: "Bizim Kiez").


    Und um sich in einem Nöfer-Neubau (ob gelungen oder nicht) eine Wohnung kaufen zu können, braucht man mindestens eine kleine, florierende Gemüsemarkt-Kette.

  • Ich finde, es hat sich insgesamt nochmal deutlich verbessert. Hier die Veränderungen, die ich entdecken kann:


    - Loggien werden durch die Ausbildung einer innenliegenden Fassung besser gerahmt

    - Balkone des obersten Stockwerks sind nun auch rundlich und nicht mehr schnurgerade

    - Eingangsbereich ist „massiver“ gerahmt

    - Gebäudeabschluss ist differenzierter, indem die beiden Spitzen deutlicher hervortreten

    - Gesims zwischen 3. und 4.OG ist weniger präsent

    - Sockel hebt sich weniger hervor, da er nun wie die restlichen Etagen weiß verputzt wird und sich die „Rustizierung“ kaum von den oberen Etagen unterscheidet


    Was davon nun besser oder schlechter ist, ist wohl eher subjektiv.

  • Beusselstr. 32

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    Kleines Update. Der Rohbau des Vorderhauses an der Beusselstraße ist soweit fertig. Die hinteren Gebäude sind teilweise schon fertig gedämmt und verputzt, aber ebenfalls noch eingerüstet:


    beusselstr01.jpg

  • Bin ich der einzige der diese graue Wand (die sicher schon bald mit Graffiti verschönert wird) ziemlich schrecklich findet?!

    Das ist tatsächlich das Problem der Architektur, Sie beschäftigt sich manchmal nicht ausreichend mit der Realität...

    Die Uferwand wird, (soweit möglich) entsprechend der ursprünglich Gestaltung der Uferwand aus "Kaisers Zeiten", denkmalgerecht wieder hergestellt. Bitte vor 110 Jahren beschweren, dass die damals so langweiliges grau benutzt haben ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Echte_Welt ()

  • Das ist schade, dass man die bereits geschaffene Fläche nicht sinnvoll nutzt. Die breite, die die Spree an der Stelle aufweist, ist für den Schiffsverkehr auf jeden Fall nicht notwendig, da könnte man etwas abzwacken.

    Bitte mal die Faktenlage im Blick behalten. Spree und Havel werden derzeit einer groß angelegten Verjüngungskur unterzogen. Hintergrund ist, dass das Bundesministerium für Verkehr weniger LKWs auf den Straßen haben will und (endlich) mal mehr Geld für den deutlich effektiveren Transport von Gütern auf der Schiene und dem Wasser in die Hand genommen hat. Das "Ziel der Planungen ist die Erreichbarkeit des Westhafens für einen großen Schubverband", da diese in Berlin bisher unsinnige Umwege fahren müssen, oder beim Versuch von Manövern an die Uferwand stoßen. (Quelle: https://www.wna-berlin.wsv.de/…89F7526FA55FD7F.live11294)


    Die Idee, die Breite der Spree "abzuzwacken" ist da, vorsichtig formuliert, "unklug".

  • Wäre schade wenn die Mauer so bliebe aber davon ist wohl auszugehen, helle großformatige Flächen bleiben nicht lange unschuldig. Eine Quernut über der Wasseroberfläche wäre gut gewesen die man mit Klinker ausmauern hätte können, gerade mit Hinblick auf die backsteinbauten - auch eine Stein oder Gusssteinverkleidung Hätte gut gewirkt. So ne blanke Betonmauer wirkt an diesem Ort hier irgendwie billig, Unfertig und trist.

    Na, da mal nicht den Tag vor dem Abend loben. Auf Höhe der Wasseroberfläche befindet sich, wie auch immer so kommuniziert, tatsächlich eine Hartgesteinverkleidung, also alles so wie du es dir wünscht ;)

    Schau doch jetzt mal am Wikingerufer vorbei, da kannst du das von der Brücke aus schon sehen.

  • Sanierung Uferwand Wikingerufer

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    Wo ihr gerade so schön über die Uferwand diskutiert, passt das ja ganz gut: Ein weiterer großer Fortschritt ist zu verzeichnen. Man hat damit begonnen, die vorgelagerten Spundwände zu ziehen und die temporäre Baufläche zu entfernen. Nahe der Gotzkowskybrücke ist schon fast alles weg und die Spree hat wieder ihre ursprüngliche Breite:


    wikingerufer01.jpg


    wikingerufer02.jpg

  • Hintergrund ist, dass das Bundesministerium für Verkehr weniger LKWs auf den Straßen haben will und (endlich) mal mehr Geld für den deutlich effektiveren Transport von Gütern auf der Schiene und dem Wasser in die Hand genommen hat.

    Danke für den interessanten Hinweis auf diese Planungen! Ich wollte aber nochmal nachfragen, ob du dir sicher bist (oder eine Quelle hast) inwiefern die Spree südlich von Moabit davon betroffen ist? So wie das für mich auf Google Maps aussieht erreicht man den Westhafen von Westen und Osten kommend am besten über den (nomen ist omen) Westhafenkanal und in deiner Webquelle wird auch nur dieser erwähnt, oder?

  • ^ Völlig richtig, die Moabiter Spree spielt für die Erreichbarkeit des Westhafen durch große Schubverbände keine Rolle.


    Dennoch halte ich die Idee, der Spree oder anderen städtischen Wasserläufen Flächen anzunehmen, um Bauland zu gewinnen, für fragwürdig. Die Flüsse, Kanäle (und Seen) sind für das Stadtbild und die Lebensqualität nicht unbedeutend. Anderswo (z. B. Leipzig) werden einst zugeschüttete Wasserläufe mühsam wieder hergestellt.


    Im Einzelfall kann es sinnvoll sein, einen Steg o. ä. über dem Wasser parallel zum Ufer zu errichten, z. B. wenn für einen Uferweg kein Platz ist. Hier beim Wikingerufer ist das unnötig und wäre völlig unsinnig.

  • Sanierung Uferwand Wikingerufer

    Bilder zuletzt hier


    Der Rückbau der temporären Baustraße und das Ziehen der Spundwände sind fast abgeschlossen. Nur an den letzten südlichen Metern der neuen Uferwand ist man noch dabei.


    Was natürlich noch fehlt, ist die Neuanlage des Gehwegs und des Geländers oberhalb der Uferwand und die Sanierung des Jugendstil-Torbogens am südöstlichen Brückenkopf der Gotzkowskybrücke (in diesem Bild ganz links zu sehen).


    Aktuelle Fotos:


    wikingerufer01.jpg


    wikingerufer02.jpg


    In die Uferwand wurde ein entsprechender Schriftzug eingefügt:


    wikingerufer03.jpg


    wikingerufer04.jpg


    wikingerufer05.jpg

  • Beusselstr. 32

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    Während das Vorderhaus weiterhin eingerüstet ist, ist man dahinter schon weiter. Unter Lebensgefahr (nach Ansicht des Wachmanns, der mir einen freundlichen Anschiss erteilte, da ich illegal ein paar Meter auf die Baustelle vorgedrungen war) 8) konnte ich ein schnelles Foto von den Hinterhäusern des BV machen:


    beusselstr_hinten01.jpg

  • Sanierung Kulturfabrik Lehrter Straße

    Die Kulturfabrik Moabit (DAF-Karte) war seit geraumer Zeit eingerüstet, genauer gesagt seit 2012, da das Gebäude dringend sanierungsbedürfig war. Lange Zeit war es wohl ein Sicherungsgerüst, ohne dass Arbeiten am Gebäude stattfanden.


    Laut Webseite der Kulturfabrik wurde dieses im August 2020 abgebaut und die Fassade konnte für stolze 3 Tage „bewundert“ werden, bevor dann ein neues Gerüst für die Sanierung aufgebaut wurde. Wer diesen Slot verpasst hat, kann jetzt endlich die restaurierte Fassade betrachten, da die Baugerüste - für mich durchaus überraschend - nun abgebaut wurden. Was lange währt...


    Weitere Infos zur Sanierung auf stadtentwicklung.berlin.de. Ein Bild der Fassade vor der Sanierung ist auf Wikipedia zu finden.


    Aktuelle Bilder, leider bei Dunkelheit aufgenommen:


    kulturfabrik01.jpg


    kulturfabrik02.jpg


    kulturfabrik03.jpg

  • Beusselstr. 32

    Der Wachmann hat wohl eher für ne Permanentanstellung an seinem Auftritt geübt😂 das Ding sieht doch arg nach Sicherungsverwahrung aus - kommen da noch Gitter an die Fenster? Das is ne Architektur zum wegsperren wer da nicht wohnen muss nimmt Reißaus.🙄


    Zitat gekürzt. Direkteinbindung des Fotos ist bei einen separaten Beitrag unnötig.