Wirtschaft, Politik, Forschung, Gesellschaft

  • Ich verstehe nur einfach nicht die Kritik daran, dass eine explizite Linkspartei diese Option prüfen lässt.

    Die Gründe habe ich in meinem ursprünglichen Post dargelegt, wenn du sie nicht verstehen willst, kannst, möchtest wie auch immer, gut, das akzeptiere ich, wir können nicht immer einer Meinung sein ;) UrbanFreak hat es mit einem griffigen Stichwort noch einmal aufgegriffen, "Signalwirkung".

    Welcher Haushalt in München verdient denn unter 50.000 € Brutto?

    Bitte? Nicht alle arbeiten bei BMW, der Allianz oder amerikanischen IT-Unternehmen... nicht jeder Haushalt besteht aus zwei Arbeitnehmern...


    Weitere Beiträge zu den Gehältern in München wurden und werden ins Off verschoben.

  • was die Berliner Mieten betrifft, sind beide Standpunkte nachweisbar.

    Wer in Berlin seit etwa zehn oder mehr Jahren nicht die Wohnung gewechselt hat und das auch nicht vorhat, für den gibt es nichts zu klagen und das sind nach wie vor die Mehrheit.

    Die Mieten selbst für beste Altbauten in Charlottenburg waren und sind sehr annehmbar, im Wedding ein Spottpreis und immer noch niedrig für langjährige Bestandsmieter. Und von denen hört und liest man auch nie was in den Medien.


    Guter Beitrag, der versucht das Thema nuanciert und differenziert zu betrachten.


    Kurze Anmerkungen:

    1. Die von dir richtigerweise angebrachten fehlenden Umzüge von Bestandsmietern stellen für viele Berliner eine unzumutbare Härte dar. Man behält die bezahlbare Miete um dann mit zwei Kindern auf 70qm zu wohnen. Auf der anderen Seite wohnen Leute alleine auf 110qm in ihren ehemaligen Studenten-WGs, weil die Miete so billig ist. Es ist die Wahl zwischen Scylla und Charybdis. Schon vor fünf Jahren waren die Zahlen und die einhergehenden Schicksale hier teilweise schockierend. Ein Markt funktioniert nicht für die Mehrheit der Berliner, wenn sich nur eine kleine Minderheit die Marktteilnahme überhaupt leisten kann. Wer sich für ein paar Fakten diesbezüglich interessiert: https://alternativlos.org/40/


    2. Auch im Wedding sind die effektiven Warmmieten bei Neuvermietungen für "Altbauwohnungen" mit Abstrichen (Laminat, niedrigere 30er-Jahre Decke) in Randbezirken wie Rehberge mittlerweile bei 15€ pro qm. Ich habe selber den Markt ein Jahr lang mit der mittlerweile notwendigen Wahnsinn von täglich 3-10 Anfragen an Vermieter abgeklappert.


    Es mangelt hier vielen Beiträgen ganz eklatant an grundlegender Faktenkenntnis (Danke auch an Architektenkind dafür basale Missverständnisse des deutschen Rechtssystems aufzuräumen).
    Hier kann man sich auch nochmal fundiert mit den aktuellen Realitäten auseindandersetzen: https://www.ardaudiothek.de/sendung/teurer-wohnen/12254011/


    Was die richtigen politischen Lösungen sind, kann ich auch nicht sagen. Mich wundert nur mal wieder, wieso die Leute mit der wenigsten Kenntnis sich am berufensten fühlen, ihre unterkomplexen Ansichten rauszublasen.

  • Die Gründe habe ich in meinem ursprünglichen Post dargelegt, wenn du sie nicht verstehen willst, kannst, möchtest wie auch immer, gut, das akzeptiere ich, wir können nicht immer einer Meinung sein

    Wir reden hier wohl auch einfach aneinander vorbei.

    Wie gesagt verstehe ich vollkommen, wenn man dieses Instrument für sich kritisch bewertet (wobei mich schon manchmal die Vehemenz der Ablehnung etwas überrascht, wir sind vermutlich alles keine Experten und zumindest die mir bekannte Informationslage nehme ich eher ambivalent als eindeutig wahr - zumal soziale Marktwirtschaft stets zwischen Sozialismus pur und Turbokapitalismus verortet wurde und somit staatliche Spielräume für Eingriffe je nach Situation stets neu auszuloten sein werden).


    Ich kann ferner auch vollkommen verstehen, dass man eine mangelhafte Umsetzung entsprechend kritisch bewertet.


    Tatsächlich nach wie vor absolut nicht verstehen kann ich dagegen die kritische Bewertung daran, dass u.a. eine Linkspartei in Folge einer extremen Mietenexplosion sowie eines entsprechenden Volksentscheids tatsächlich wie beauftragt die Klärung entsprechender Rechtsgrundlagen verfolgt.

    Zum einen deckt sich das nur mit meinem Demokratieverständnis.

    Zum anderen halte ich Rechtsklarheit an sich stets für erstrebenswert, unabhängig von dem anschließenden politischen Umgang damit.


    Sollen sich jetzt alle Parteien mit dem Anspruch sozialer Gerechtigkeit auflösen, um den notorisch nervösen Markt bloß nicht mehr weiter zu reizen? Ich finde aktuell recht viele (bundes-)politische Entscheidungen (dramatisch!) schlecht für die Wirtschaft aber gerade bei der Daseinsgrundlage sollte sich die Politik nicht bis in die letzten Winkel ihrer Handlungsspielräume und sogar des offen Sagbaren von einem "nervösen Markt" erpressbar machen.


    Noch zur Rechtsklarheit: Davon profitieren mE alles Seiten, unabhängig vom jeweiligen Standpunkt. Gerade die fehlende Rechtsklarheit behindert mE eine informierte sowie zielführende politische bzw. gesellschaftliche Debatte.


    Wenn das "Projekt" trotz entsprechender Abschnitte im Grundgesetz rechtlich ein Luftschloss für die Länder ist, wird das schon entsprechend herauskommen. Spätestens dann wird sich der Fokus umso klarer auf die verbleibenden Lenkungs- und Gestaltungsvarianten richten (müssen).

    Falls es dagegen die Prüfung passiert, wird man wohl als Nächstes die genauen Modalitäten (Entschädigung zu Marktpreis oder mit Abschlägen) sowie die wiederum hieraus resultierenden wirtschaftlichen Parameter prüfen und dann ggf. in die entsprechenden Debatten gehen, um Mehrheiten zu beschaffen.

    Das wird dann womöglich aber eher aus der Opposition heraus geschehen und Druck auf die Regierung - insbesondere die SPD - bewirken. Aber auch bundesweit könnte es die Debatte um die Mieten beeinflussen. Wie der Markt und ggf. der Bund damit dann umgeht, wird man abwarten müssen.


    Hier wird dagegen schon vom Ende her gedacht, als wenn wir alle Fakten und künftigen Entwicklungen bereits auf dem Tisch liegen hätten. Und Entschuldigung: Dem Markt mag schon die Debatte nicht gefallen, der Neubau der letzten Jahre war aber ohnehin zunehmend nicht mehr gesellschaftlich vermittelbar. Die Statistik dazu habe ich doch verlinkt. Wer in Berlin soll bitte zu solchen Preisen noch Neubaumieten bezahlen? Und wie wirkt sich das wohl auf den Mietspiegel aus? Wenn diese aufgeheizte Dynamik jetzt erstmal abgewürgt wurde und die Lücke nicht sofort zu schließen ist, dann ist das mE also vielleicht längst nicht ganz so ein Drama wie hier teilweise angenommen wird.

    Die fehlenden Umzüge von Bestandsmietern stellen für viele Berliner eine unzumutbare Härte dar. Ein Markt funktioniert nicht für die Mehrheit der Berliner, wenn sich nur eine kleine Minderheit die Marktteilnahme überhaupt leisten kann.

    Das kann ich nur unterstreichen. Und auch neue Wohnungen entlasten diese sozialen Härten kaum, wenn sie in einer völlig anderen Preisliga spielen.

  • Aus meiner Sicht stellt das den Blick auf die Wirklichkeit vollkommen auf den Kopf. Der entscheidenen Punkt ist, dass es keinen Markt gibt - zumindest keinen freien. Deswegen bilden sich Preise, die die absurdesten Fehlentwicklungen (und Härten) nach sich ziehen. Es gibt Gründe, an vielen Punkten den Markt auszuhebeln - aber man darf dann nicht rumheulen was die Konsequenzen angeht. Beispiele:

    1.) Die grösste "Spekulant" Berlins sind öffentliche Körperschaften. Sie sitzen auf der mit Abstand grössten Menge an unbebauten Grundstücken und leerstehenden Gebäuden. Dazu gibt es unterschiedliche Zahlen und unterschiedliche Begründungen der Körperschaften wie Bund, Land, Bezirke und andere öffentliche Träger von Caritas bis WBM. Die Zahlen reichen umgerechnet bis hin zu einer Blockade von 50.000 baubaren aber nicht gebauten Wohnungen. Die Gründe reichen von "Reservefläche" (die jahrzehntelang blockiert wird) über "Planungs-Stau" (auch seit Jahrzehnten eine Berliner Spezialität) und ideologisch gewolltem Ausbremsen (man nehme zum Beispiel die jahrzehnte-lange Diskussion um den Güterbahnhof Pankow - oder das Ausbremsen von politisch inkorrekten Investoren wie Benko (ein "Schweinekapitalist", der nur bauen darf, weil er mit den Arbeitsplätzen bei Karstadt "erpressen" kann). Kann man alles machen - aber hat halt Konsequenzen was das Angebot und somit den Preis angeht. Allein dieser Eingriff in den Markt ist massiv.

    2.) Standards und komplexes Baurecht: Selbst die Grünen ist inzwischen klar (siehe die Diskussion um Bau von Windrädern mit 7 Jahren Planungs-Zeit und -Aufwand), dass das mit Abstand komplexeste Baurecht der Welt eine direkte Auswirkung auf den Preis und die Menge des Angebots hat. Der Anteil der Planungskosten an einem Neubau (multipliziert aus Zeit und Menge - denn beides kostet Geld) ist nirgends so hoch wie in Deutschland und nirgends noch höher als in Berin - denn nirgendwo dauert es im Schnitt so lange. Berlin leistet sich obendrein noch mehr Regeln als andere Bundesländer (bis hin zum Nachweis von Gendermainstreaming auf Baustellentoiletten). Auch das kann man machen, wenn man es für politisch wichtig hält - aber es bliebt halt nicht ohne Konsequenzen. Ein jahrelang brachliegendes Grundstück ist halt nunmal richtig teuer - und trägt zu den Baukosten von 20 Euro kalt für Neubauten bei. Die klassische Zahnarzt-Witwe aus Westdeutschland sollte es sich angesichts der mit dieser Komplexität verbundenen Risiken eh ans Bauen in Berlin nicht mehr rantrauen - so wie früher der Maurermeister mit Selbstverständlichkeit noch ein Haus am Ku'damm gebaut hat. Auch das verringert das Angebot. Wenn jetzt nochmal neue Regeln wie das Verbot von bestimmten Heizungen oder Vorschriften zu Solardächern oder zu Wärmeisolierungen dazukommen wird auch das einen neuen Preisschub und eine erneute Reduktion des Angebots insbesondere von bezahlbarem Wohnraum nach sich ziehen.

    3) Die umfangreiche Blockade, das Baupotenzial zu erhöhen. Das betrifft alle Parteien und ihre jeweilige Klientel:

    a. Tempelhofer Feld lieber als Freifläche,

    b. Schrebergärten lieber erhalten,

    c. Hochhäuser lieber vermeiden,

    d. Nachverdichten so wenig wie möglich,

    e. Bauen an sich lieber ganz und dar nicht ("Bauen ist CO2-Produktion", "Bauen zieht nur Anwohner an - so wie Strassen Verkehr anziehen").

    f. Wenn schon Bauen, dann hohe Anteile an sozial gebundenem Wohnraum (die den Preis für den Rest hochtreiben/Mischkalkulation)

    Gilt immer dasselbe: Kann man machen - hat halt Konsequenzen.

    4) Völliges Unverständnis von dem, was man als politisch korrekte Kampagne gegen Luxuswohnungen sieht. Menschen, die wohlhabend sind, kaufen oder mieten so oder so. Wenn sie keine für sie gebaute Luxuswohnung bekommen, kaufen/mieten sie eben eine einfachere Wohnung (renovieren womöglich - aber auch das ist nicht gewollt - habe einen Freund, der einen Aufzug eingebaut hat - mit dem damit verbundenen Absurdistan könnte man alleine eine Buch füllen). Damit verdängen diese Leute schlicht die, die weniger bezahlen können - also den ganz "normalen" Berliner Durchschnittsverdiener. Das Nichtbauen von Luxusangebot - also das Nichtbedienen von Nachfrage - schadet den weniger wirtschaftlich potenten Nachfragern. Also denen, die man eigentlich schützen will. Wenn man das verhindern will, muss man Wohnungen bewirtschaften wie in der DDR. Jemand muss festlegen: Die bist ein böser Investment-Banker aus London. Du darfst hier nicht rein. Du kannst zu hohe Preise bezahlen... Oder man muss es diesen Nachfragern mit anderen Methoden vergällen (Autos anzünden, Wände beschmieren, Krawalle machen). Jedenfalls wird auch hier der Markt ausgehebelt - mit den entsprechenden Konsequenzen.

    5. Das drastischste brachliegende Potenzial liegt darin, dass durch den starken Schutz der Bestandsmieten Umzüge für breite Bevölkerungs-Schichten unattraktiv oder unmöglich werden. Deswegen ist es aus Sicht der (Klischee!) Witwe aus Zehlendorf sinnvoll, dass sie auf ihren 200qm allein wohnen bleibt, auf denen mal sie mit Ihrem Gatten und 3 Kindern wohnte. So werden Hundert-Tausende (!!) von QM blockiert - die man (wenn man schon so argumentieren will) ohne ein Gramm C02 auszustossen an den Markt bekommen könnte - wenn es denn einen Markt gäbe. Wenn man sich eine aber Konstellation "baut" (Gründe siehe oben), in denen Bestandsmieter 5 Euro zahlen und die 100qm-Wohnung unter der Hand an den Neffen weiterreichen - und die Neubauten (getrieben von zum Teil absurden Grundstückspreisen - weil der Senat zu wenig Fläche ausweist) 20 Euro brauchen um kostendeckend zu sein, hat man sich den "perfekten Sturm" gezaubert.


    Alles hausgemacht. Dass es auch anders geht, beweist zum Beispiel Wien (wo die öffentliche Hand eine sehr grosse Rolle spielt - aber eher mit dem Markt und nicht so sehr gegen den Markt agiert).

    Man kann aber nicht an allen Ecken und Enden Angebot und Nachfrage so aus der Balance bringen - und sich dann wundern...

    Um nicht falsch verstanden zu werden: Es tut in der Seele weh zu sehen, wie diese eigentlich so potenzialstarke Stadt sich so sehr selbst im Wege steht.

    Einmal editiert, zuletzt von Oranien ()

  • Oranien Da kann ich bei 1-3 in vielen Punkten durchaus mitgehen.


    Bei Punkt 4 gehe ich allerdings so nicht mit. Anspruchsvolle Menschen ziehen sicher nicht in jede x-beliebige verfügbare Wohnung. Wenn es also erst gar kein entsprechend gehobenes Angebot gibt, werden auch deutlich weniger aus dieser Klientel nach Berlin ziehen. Umgekehrt wird eine luxuriöse Wohnung nach einem möglichen Wegzug für die meisten Mieter faktisch gar nicht erst auf den Markt kommen. Eine luxuriöse Wohnung schafft also vor allem entsprechende Nachfrage und erzeugt selbst bei Wegfall dieser spezifischen Nachfrage für die meisten Menschen kein neues Angebot. Somit ist längst nicht jede Wohnung ebenso gut für den Mietmarkt wie jede andere. Die Marktsegmente sind vielleicht nicht hermetisch voneinander getrennt, aber auch längst nicht deckungsgleich.


    Zu 5: Die Witwe hat vielleicht nichts von einem Umzug, die meisten anderen Mieter aber auch nicht unbedingt. Sobald sie doch raus geht/ raus muss, kann der Vermieter die Wohnung modernisieren, aufwerten und neu positionieren und schon ist sie unbezahlbar für viele Menschen (s.o.). Inzwischen wechseln viele Wohnungen ja auch schon über Tauschbörsen (die eine Familie hat inzwischen erwachsene Kinder, die andere gerade ein Baby bekommen etc.). Die Mieten bleiben dann teilweise gleich, wenn es denn so über die Bühne geht. Das ist nämlich auch nur eine gewisse Nische und kein Selbstläufer.

  • Das funktioniert aber doch nicht so herum. Als ob Menschen mit gutem Gehalt nach Berlin ziehen weil's ne coole Wohnung gibt. Eher nach Berlin ziehen weil's n coolen job gibt - den unterschreibt man vorher und braucht dann so oder so die Wohnung und nimmt auch irgendwann dann irgendwas nur damit man überhaupt erstmal etwas hat.

  • ^Das stimmt sicher teilweise. Es gibt doch aber häufig recht ähnliche Jobs an vielen verschiedenen Standorten und bei entsprechender Qualifikation hat man meist genügend Optionen. Natürlich sind die nicht überall parallel verfügbar, aber doch sporadisch. Hinzu kommen sehr viele Menschen, die jobtechnisch nicht unbedingt abhängig von einem Standort sind oder ggf. überhaupt nicht (mehr) selbst arbeiten müssen. Oder die im Zweifel auch ein paar km außerhalb der Stadt wohnen würden, wenn es dort deutlich attraktivere Immobilien gibt.

    Ob es jetzt klug oder unklug für eine Stadt ist, diese Klientel eher zu hofieren oder aber indirekt "abzuweisen", sei mal dahingestellt. Ich denke aber durchaus, dass u.a. das Angebot an bestimmten Wohnungstypen eine Rolle für die Beliebtheit innerhalb dieser Klientel spielen wird. Jedenfalls kann jede Fläche auf absehbare Zeit nur einmal bebaut werden und wenn man das in einem einfacheren Standard tut, wird man mE auch zu weit höherer Wahrscheinlichkeit Leute aus der Mittelschicht darin wohnen haben.

  • Dann schau dir Mal München an. Die Wohnungen dort sind im Durchschnitt ein deutlich schlechterer Standard als die relativ großflächig und relativ großzügig in den 90ern und 00er sanierten Berliner Wohnungen. Ich habe Freunde (Anwälte und Ingenieure) die bezahlen in München über 1500 für den Standard von Wohnung den ich damals dort als Student (für die hälfte des Geldes) hatte, und das ist kein Luxus.


    Und auch wer die Wahl zwischen verschiedenen Standorten hat - will der dann nicht oft dennoch am liebsten nach Berlin wo was geboten wird? Es sei denn natürlich er könnte alternativ nach München oder Hamburg.. ;)

  • Das trifft doch auf fast alle deutschen Großstädte zu. Stuttgart, Frankfurt, Köln, München, Düsseldorf, Hamburg... Wo lässt sich dort eine günstige Mietwohnung finden? Und das bei völlig unterschiedlichen politischen Konstellationen. Fast alle von Oranien genannten Punkte treffen auch auf diese Städte zu. Keine meiner Kinder, die in Köln, Stuttgart, Berlin und München leben, denken im Moment daran, sich "mietmäßig" zu verbessern, weil es schlicht nicht möglich ist, selbst, wenn man einigermaßen gut verdient.

  • Es gibt drei Ebenen für einen strukturierten Blick, die mir zu sehr zusammengeworfen werden.


    1. Empirie Hat Berlin ein Problem mit der Ratio von Wohnraum zur Nachfrage? Ja, zweifelsfrei.

    2. Interpretation der Empirie: Warum ist das so: zu wenig/zu viel/falscher Markt bzw. Verteilmechanismus? T

    Hier kann man sich trefflich streiten, wie Oranien gut strukturiert vormacht. Zweifelsfrei gibt es hier auch andere (überzeugendere?) Interpretationen in X Nuancen.

    3. aus Nr. 2 abgeleitete Lösungsentwürfe.
    Auch die findet man zumindest impliziet von Oranien gestreift. Gibt bestimmt auch andere.


    Kann man jetzt an Punkt 2 oder 3 in X Variationen auseinanderfallen. Aber die Sachlage (Punkt 1) wegzuignorieren funktioniert nicht.

  • Der Klima-Volksentscheid ist gescheitert. Wie z.B. der Spiegel berichtet, wurde das nötige Quorum nicht erreicht. Zwar gab es eine knappe Mehrheit für den Antrag, aber insgesamt nicht genügend Stimmen. Ich persönlich glaube nicht, dass das viel ändert – die Ziele der Initiatoren erschienen mir ziemlich utopisch und weder rechtlich noch politisch umsetzbar. Hoffe aber, dass damit das Thema lokaler Klimaschutz nicht in der Versenkung verschwindet. Das können wir uns nicht leisten.

  • ^^ Das Ergebnis ist eine gute Nachricht vor allem für Berlins Bau- und Verkehrspolitik. Zu oft hat man es in der Vergangenheit erlebt, dass das Thema Klima zur Ausrede herhalten musste warum dies oder jenes nicht sein dürfe. Ich erinnere an die Querelen um die Bebauung mit Hochhäusern am Gleisdreieck (Urbane Mitte), oder die immer dann entdeckte "graue Energie" wenn den Verantwortlichen ein Projekt nicht passte (z. B. U-Bahn-Bau). Einzelinvestoren wurde aus diesen "Gründen" der Abriss untersagt (Schering Müllerstraße, Mollstraße 4, etc.), wenn aber opportun, dann ist auch der Abriss ganzer Straßenfronten wie UdL (Poln. Botschaft, Brandt-Forum) kein Problem.

    Das Ergebnis speist sich aus der Unglaubwürdigkeit dieser Politik, der Protagonisten dieser Thematik und der Erkenntnis des Durchschnitts-Berliners, dass mehr "Klima" einfach nur eines bedeutet: mehr zahlen, mehr Verbote, noch teurere Wohnungen als jetzt schon, noch teureres Bauen als jetzt schon, etc.

    Wobei auch die in Berlin unrühmlich berühmt gewordenen "Klimakleber" wohl nicht gerade gute Wahlkampfhelfer waren.

  • Für mich erschließt sich die ganze Debatte rund um die „Graue Energie“ nicht völlig, da es bereits Recyclingstrategien für abgebrochenen Beton gibt, die das Material beispielsweise für den Einsatz im Straßenbau verwendbar machen. Was spricht also dagegen, ein städtebaulich/architektonisch misslungenes Haus in vielen Fällen abzureißen, wenn das Material ein zweites Leben als Straßenschutt erhalten kann? Ich sage nicht, dass man einfach alles abreißen soll statt erstmal einen Umbau in Erwägung zu ziehen und die Potenziale des Bestands auszuloten, jedoch wird die Graue Energie allzuoft als Totschlagargument eingebracht - siehe Abrissmoratorium - um jeden noch so scheußlichen Bestand zu schützen.

  • ^ Das mit dem Recycling für den Straßenbau ist ein Argument, aber in meinen Augen kein sehr überzeugendes. Straßenbau hat selbst bekanntlich so seine Klima- und Umweltfolgen. Außerdem frisst auch der Ersatzbau Ressourcen. Davon ab gebe ich Dir aber recht: Die "Entdeckung" der Grauen Energie kann nicht zur Folge haben, dass jeder Schrottbau auf Teufel komm raus erhalten wird. Man muss sie mit bedenken, sie taugt aber nicht als Totschlagargument.


    Drei Lehren sollte man meines Erachtens ziehen:

    1. Zweimal hinschauen, ob ein Neubau wirklich Not tut, oder ob – gerade bei Stahlbetonskelett-Bauten – nicht auch Entkernung, Ergänzung und neue Fassaden drin sind. Im Innern sind die Dinger ja wesentlich gleich.
    2. Bei Neubauten die ganze Umweltbilanz samt Material, Bau, Energiebedarf während der Nutzung und Entsorgungskosten einberechnen. Gerade letzteres dürfte nicht nur Beton schlecht dastehen lassen, sondern auch WDVS- oder Mineralwoll-Dämmung (die Styroporplatten sind ein Alptraum bei der Entsorgung; die Mineralwoll-Platten fressen bei der Herstellung Energie en masse)
    3. Zusehen, wie man auf alte Bauweisen zurückgreifen oder neue entwickeln kann, die der Betonbauweise in Sachen Grauer Energie überlegen sind.

    Punkt 3 macht auch Hoffnung auf eine neue Architektur. Vieles, was am heutigen Bauen – seit Jahrzehnten – enttäuscht, hat mit der effizienz-optimierten Verarbeitung von Stahlbeton zu tun. Backstein, Holz oder Lehm werden ganz anders verarbeitet und ermöglichen vielleicht mittelfristig auch einen anderen Blick auf Gestaltung. (Wobei man nicht naiv sein darf – Rendite, Geschwindigkeit und Nutzungskonzepte setzen der Ästhetik Grenzen, egal welches Material zur Anwendung kommt.)

  • ^^

    Erstmal danke für die ausführliche Antwort! Die Anwendung im Straßenbau muss aber nicht immer mit irgendeinem Autobahnneubau in Verbindung stehen. Es gibt ja bereits über 800.000km Straßen in Deutschland von denen die meisten als grundlegende Infrastruktur nicht wegzudenken sind und die ständig irgendwo saniert werden müssen. Dafür wäre der Betonschutt gut geeignet. Es gibt bestimmt auch andere mehr oder weniger kreative Anwendungsmöglichkeiten, zB für den Bau von Gleisbetten, Neuanlegung von Gehwegen in Parks oder sogar für Landgewinnungsprojekte in Küstengebieten. (und damit meine ich nicht die Palmen in Dubai ;) )

  • Ein erfreuliches Ergebnis.

    Was das pro Kopf Einkommen betrifft, wird es auch langsam besser, aber um zu verstehen, wie weit Berlin nach wie vor hinterher hinkt sei angemerkt, dass Hamburg ein BIP pro Kopf von Euro 76,900 und selbst Bremen von Euro 56.900.

    Und weil sich Berlin immer so gern mit New York vergleicht, die haben nur mal so nebenbei um die $ 100.000. pro Kopf.

  • Christian Gaebler wird neuer Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen.


    Giffey übernimmt Wirtschaftsressort: Neuer Berliner Senat steht – alle Posten im Überblick (tagesspiegel.de)


    Nachdem man fast mit Sicherheit von Giffey ausgegangen war, nun Christian Gaebler. Laut Tagesspiegel ein "erfahrener Verwaltungsmann", der schon einige Jahre als Staatssekretär in der Senatskanzlei verbracht hat.


    Christian Gaebler – Wikipedia


    Kenne den Mann nicht gut genug, um Vermutungen über die zukünftige Entwicklung treffen zu können....

  • Oh Gott, Gaebler ?

    So ein farbloser Bürokrat für eine derartige Herkules Aufgabe ?

    Berlin befindet sich in der größten Wohnungs- und Baukrise seit 1990. Allerorten brechen die Investitionsvorhaben ein.

    Von dem Mann sind keine Impulse zu erwarten, die den Karren insbesondere MIT der Privatwirtschaft aus dem Dreck holen.


    Man kann nur hoffen, dass die wesentlichen Weichenstellungen in puncto Bauförderung im Wirtschaftsressort von Giffey getroffen werden. Ihr traue ich Entscheidungskraft zu.


    Im besten Falle, und das deutet sich an, wird Baupolitik zur Chefsache vom RB und zusätzlich durch den Bund vorangebracht.

  • Dürfte 1 zu 1 den Kurs von Geisel fortsetzen, was ja auch Giffey getan hätte.


    Kahlfeldt bleibt Senatsbaudirektorin und hat jetzt den Rücken frei. Große Projekte stehen demnächst zur Entscheidung an: Hochhäuser am Alex (Hines), Molkenmarkt, Kudamm-Areal von Signa, Umfeld Stadtschloss, Bauakademie, Marx-Engels-Forum und und und.


    Daher sehr gute Entscheidung.


    Jetzt 3 1/2 Jahre nutzen ohne das Grüne und Linke mit ihrer Ideologie reinpfuschen und möglichst viele Großprojekte abräumen.