Beiträge von Humphey Cordonnier

    Dann schau dir Mal München an. Die Wohnungen dort sind im Durchschnitt ein deutlich schlechterer Standard als die relativ großflächig und relativ großzügig in den 90ern und 00er sanierten Berliner Wohnungen. Ich habe Freunde (Anwälte und Ingenieure) die bezahlen in München über 1500 für den Standard von Wohnung den ich damals dort als Student (für die hälfte des Geldes) hatte, und das ist kein Luxus.


    Und auch wer die Wahl zwischen verschiedenen Standorten hat - will der dann nicht oft dennoch am liebsten nach Berlin wo was geboten wird? Es sei denn natürlich er könnte alternativ nach München oder Hamburg.. ;)

    Das funktioniert aber doch nicht so herum. Als ob Menschen mit gutem Gehalt nach Berlin ziehen weil's ne coole Wohnung gibt. Eher nach Berlin ziehen weil's n coolen job gibt - den unterschreibt man vorher und braucht dann so oder so die Wohnung und nimmt auch irgendwann dann irgendwas nur damit man überhaupt erstmal etwas hat.

    Wirklich toll geworden und gegenüber dem Vorzustand eine deutliche Aufwertung. Auch wenn ich die Abende in unserem "Hauskino" immer noch vermisse.


    Man sieht wie wichtig Textur und Höhenstaffelung sind um auf einfachere Entwürfe wirken zu lassen, die Ziegel sind genau richtig und greifen den Nachbarn links auf (wenn auch in falscher Farbe), und die Höhenstaffelung sorgt dafür dass der Baukörper nicht langweilig oder allzu banal aussieht.

    Also ganz ehrlich, nur auf den letzten Absatz bezogen: Die letzten mindestens 10 Jahre konnte ein relativ klar definiertes Lager relativ unbehelligt der gesamten Stadtentwicklung einen sehr deutlichen, lange nachhallenden Stempel aufdrücken. Das die Diskussion erstarrt wirkt liegt vor allem daran dass sich aus diesem de-facto Monopol kaum ausbrechen ließ und es keine Kompromisse gab - nur aus größerem druck geborene, bitter bis heute bekämpfte Ausnahmen, die aber als solche Kompromisse verkauft wurden und werden.


    Und letztes Wort zum Thema Parknutzung: Ganz ehrlich, wer hier über den gesunden Menschenverstand und jederzeit persönlich erlebbare Begebenheiten hinaus erstmal nach beweisen fragt dem möchte ich den Ball gerne zurück spielen: Beleg du doch ruhig die Gegenmeinung.

    Das ME Forum verringert nicht die Menge der Menschen auf den anderen genannten Grünflächen, schlicht aus dem Grund dass sich die Menschen dort aufgrund der schönen Umgebung aufhalten, nicht alleine der Grünfläche wegen. Es ist schön dort, also möchte man verweilen oder sogar extra dorthin kommen. Niemand käme auf die Idee sich statt im Lustgarten lieber am unangenehmen ME-Forum hinzusetzen. Wieso kommen denn immer nur so verkopfte theoretische Aussagen zu solchen Themen anstatt sich Mal mit der menschlichen Realität auseinander zu setzen?

    Rein anekdotsich und deshalb wohl weniger hilfreich: Ich bin den nur einmal geflogen, da war er voll. Im Übrigen etwas befremdlich - der Check-in Schalter machte überpunktlich zu. Später hat sich dann rausgestellt dass die Crew das selbst macht und es wohl eilig hatte wieder zurück zu kommen, was auch den "urgent boarding call" bereits fast eine Stunde vor Abflug erklärt. Ich saß bereits 45 minuten vor Abflug auf meinem Sitzplatz..

    Könnte man nicht mal - im guten gerechten Geiste - versuchen günstige Wohnungen mit zeitgemäßer Ausstattung und Standard günstig zu vermieten aber einen gewissen architektonischen Anspruch und eine gewisse Ästhetik einfach mal dazusubventionieren? Vielleicht wäre dass ja eine Investition in die Zukunft des Standorts Berlin? Nachhaltiger als so hässlich zu bauen dass immer nur Lösungen auf Zeit entstehen? Mal Steuergeld dafür dass die Stadt schöner wird, was tatsächlich gerade für die Bewohner solcher Gebiete toll wäre und eine Investition in de Zukunft? Vielleicht könnte man dann sogar wenn man das im großen Stil fordern würde sogar teilweise auch höhere Mieten für Wohlhabendere Bewohner verlangen, dafür mehr Bauen, und eine bessere soziale Durchmischung sowie Wachstum der Lebenswerten Teile der Stadt erreichen? Würde im übrigen auch dem Bildungswesen gut tun.
    Wir haben ja scheinbar drei bis vierstellige Millionensummen um zum Nullsummenspiel häuser zu kaufen die schon existieren und so keinen zuästzlichen Wohnraum zu schaffen; warum den Drucker nicht einfach ne halbe Stunde länger laufen lassen? Könnten ja dann ein Windrad mehr bauen um die CO2 Bilanz auszugleichen.

    Nur wissen wir was bei modern meistens rauskommt. Das Archäologische Haus am Petriplatz ist keine 500m entfernt.


    Das absurde ist doch es wurde eine Rekonstruktion beschlossen, und ein damit nicht Beauftragter Think Tank verschwendet Geld um das Kernthema prompt nicht nur zu ignorieren, sondern zu torpedieren.


    Die Mehrheit möchte einfach nur schöne, an den Ort passende Architektur.


    Schinkel ist und bleibt DER Berliner Architekt. Zu meinen man könnte in seinem Geiste eines seiner ikonischsten Gebäude besser machen ist unglaublich arrogant/ignorant.

    Das Totschlagargument Schönheit wäre Geschmackssache mag individuell zwar zutreffen, dann aber doch historisch erwiesen im Allgemeinen eben nicht. Es gibt durchaus durch alle Länder und Zeiten weg gewisse Ästhetische Tendenzen die sich auch wissenschaftlich belegen lassen. Auch ökonomisch funktioniert das hervorragend, eine Wahlmöglichkeit vorausgesetzt.

    Schönheit mag schwer zu definieren sein aber man erkennt sie wenn man ihr begegnet.

    Ich hoffe einfach nur trotz aller ideologisierter Debatte werden die Balustradenfiguren auf den Toren noch kommen. Nicht nur sind sie ein teil der Fassade die per demokratischem Bundestagsbeschluss wieder aufzubauen entschlossen wurde - vor allem anderen sind sie das meiner Meinung nach wichtigste Element um die unangenehme und strenge pure Horizontalität des Gebäudes aufzubrechen und ein enormer Ästhetischer Gewinn. Rein flache Abschlusskanten ahben wir schon zu viele in Berlin und dieses Gebäude war nie so konzipiert (ebensowenig wie der Marstall, gut zu sehen auf dem obigen Foto). Auch Unter den Linden allgemein würde ohne Balustradenfiguren enorm an wirkung und Schönheit verlieren.

    Endell - was für eine tolle, differenzierende und ausführliche Antwort, vielen Dank, das war schön zu lesen! Das kann ich tatsächlich nachvollziehen und dem auch grundsätzlich zustimmen.


    Ich finde der alte Entwurf hätte in Deinem Sinne gemäß Deinem Beitrag nicht so gut gepasst - sicherlich nicht wenn man darüber hinaus, grundsätzlich, höhere Ansprüche hat. An der baulichen Berliner Realität orientiert wäre so etwas für mich dennoch eine absolute Offenbarung, aus so vielen Gründen, größtenteils aber weil einfach nichts besseres entsteht/entstanden ist. In jenem Sinne wäre das eine große Geste des Willens an historisch funktionierendes anzuschließen, details zurück zu bringen, Variationen in Form und Gestaltung sowie einen größeren Geist der an historisches anzuschließen versucht. Eben wenigstens Architektur die eine Jahrhunderte alte Sprache zu sprechen versucht (und demensprechend kristisiert werden kann) und wenigstens groß genug ist dass sie dem baukasten-klötzchen prinzip entwachsen ist. Wenn ich aber einen Nöfer oder Ralf Schmitz bekommen kann dann mehr als gerne, mit Kusshand.


    Camondo, die Böttcherstrasse ist in der tat toll! Der Link funktioniert (zumindest bei mir) auf klick nicht, wenn man in der URL die schließende Klammer wieder ergänzt dann aber schon.

    Eine weitere Frage, ebenfalls aus Neugier: Warum sind die alten Entwürfe angeblich unpassend? Gerade in dieser Gegend gibt es noch erhebliche Altbaustruktur, die ganze Straße runter steht kaum modernes (oder umgedreht: Warum passt dass sich absetzende moderne eurer Meinung nach mehr?)

    Für den Fall dass Du überwiegend Sozialistische und Plattenbauten meinst: Das stimmt und ist mir auch schon aufgefallen. Für mich ergeben zwei Gründe Sinn: Erstens ist es nun mal "der" Stil des Ostblocks, weil dieser absolut überwiegend und dominant quais den halben Kontinent mit Plattenbauriegeln und solitären ent-historisiert hat wo immer es möglich war. Im Nachkriegswesten war das durchmischter, zumindest aus bundesweiter oder westeuropäischer Perspektive gesehen. Zweitens sind es überwiegend die ehemaligen Ost-Regierungsparteien und tendenziell stark sozialistisch orientierte Politiker die genau diese Strukturen auf Teufel komm raus nicht nur erhalten wollten sondern auch verlangen dass sich alles vorher- und nachherkommende diesem unsäglichen, aus dem Unvermögen und der Ideologie heraus geborenen mittelmaß unterordnet.

    Batō

    Vor Ort ergibt sich meiner Meinung nach ein toller, sehr gelungener Kontrast zwischen dem sehr hellen Student Hotel auf der einen und dem ebenfalls beige-hellen Wohnhochhaus auf der anderen Seite. Das VoltAir sorgt hier für Abwechslung und einen futuristischen Einschlag der hervorragend passt ohne sich zu sehr aufzudrängen. Finde es sehr gelungen, hoffe aber auf gute Beleuchtung des Nächtens.


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