Was jedoch total verwundert ist, dass die eine Inschrift wilde Debatten auslöst, mit teuren Kunstprojekten "kontextualisiert" und "relativiert" und "überdeckt" werden muss. Während die andere - die meines Erachtens mit denselben Maßstäben gemessen einen viel grösseren "Skandal" darstellt - ganz ohne Probleme von derselben Stadtgesellschaft sogar gefeiert wird.
Das wundert zum einen nur die, die den Unterschied zwischen einer Rekonstruktion und einer Sanierung nicht verstehen können oder nicht verstehen wollen. Zum anderen ist es doch völlig klar, dass die Rekonstruktion des Stadtschlosses zu erheblich mehr Resonanz und kritischer Betrachtung - sowohl national als auch global - führt, als dieser Hochhaus-Vorbau, der nicht mal von einem Großteil der Berliner Bevölkerung wahrgenommen wird, geschweige denn national und global.
Es ist auf jeden Fall kritikwürdig und gleichzeitig wunderbar exemplarisch für den mangelnden Berliner Sinn für Stil und Ästhetik, dass hier eine Event-Gastro einzieht. Der Ort wäre prädestiniert für ein Informationszentrum oder Museum oder eine kleine Bücherei, in denen man die Rolle von Presse und Medien in Diktaturen beleuchten und die DDR kritisch reflektieren könnte, so wie das in vielen anderen institutionellen Gebäuden der ehemaligen DDR auch geschieht.
Aber davon, dass "die Stadtgesellschaft" diesen Bau feiern würde kann jedenfalls nicht die Rede sein und dass man die DDR glorifizieren würde auch nicht. Ich kann bei solchen Kommentaren nur mit dem Kopf schütteln...
Edit: Dem Besitzer des kommenden Steakclubs "Beast" ist die ganze Sache jedenfalls ziemlich Latte:
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Pressecafé: Steaks, rasende Reporter und gesunder Lunch (morgenpost.de)
Die turbokapitalistische Event-Gastro im ehemaligen kommunistischen Propagandapavillon kann man ja auch irgendwie als Einordnung verstehen. Man kann auf den Fotos oben ja schon erahnen, wie wunderbar Reklame und Mosaik harmonieren werden.
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