Rund um den Potsdamer Platz

  • Ich halte das, was Sie für offentsichtlich halten für irrelevant. Und jetzt? Plastik überall? Wo denn?

    H+S haben den Wettbewerb gewonnen und das gebaute Ergebnis hat immer noch Bestand. So what?

    Ich sehe nicht, dass der PP in naher Zukunft überformt wird. Allenfalls kleinere Änderungen, die ja heute schon angegangen werden. Z.B die Verkehrsberuhigung der alten Potsdamer Straße. Das wird das Viertel aufwerten. Und das ist auch gut so.

  • Der Potsdamer Platz ist eine Bereicherung für Berlin und steht wie sonst kaum ein Platz für die Zeit nach der Wiedervereinigung.

    Er bietet die einzige wirklich moderne Grossstadterfahrung, die man in Berlin erleben kann. Ich bin immer wieder beeindruckt, wenn ich dort stehe und mich umblicke, Kollhofhaus, Sonycenter usw.

    Ich bin wirklich dankbar für dieses Hirngespinst wie es unser Gutmensch so abschätzig bezeichnet hat. Es gibt leider viel zu wenige davon in Berlin.

    Die Platzwirkung mit den Gebäuden, die allesamt selbst nach 25 Jahren immer noch mich begeistern, ob Kollhoffhaus, dem Sonycenter, dem spitzen Dreieck von Renzo Piano, dem immer noch absolut futuristischen Gebäuden entlang des Parks von Rogers, die Gestaltung der Kreuzung mit den überdimensionalen Bahnhöfen mit den grossartigen Entlüftungsrohren, den stillen Ecken am Wasser zwischen Staatsbibliothek und Arkaden usw.


    Es gibt den Mythos Potsdamer Platz, aber nirgend wo sonst hat man einen radikaleren Neuanfang gemacht, erstens weil einfach nichts mehr da war außer dem Huthhaus und zweitens weil man mit der Wiedervereinigung etwas Neues und Symbolkräftiges und das mit Ansage schaffen wollte.


    Eine Einstellung, die leider völlig untergangen ist in Berlin. Heute undenkbar, man würde nur noch von Großmannsucht und Protz reden.

    So wichtig Bewahrung und Weiterentwicklung sind, städtebaulich finde ich - wo sonst ausser in großen Städten - muss auch mal was Neues und innovatives gebaut werden. Auch mal mit großen Getöse. Diesen Ruf hat sich Berlin im letzten Jahrhundert erarbeitet und wurde dafür bewundert und zum Sinnbild der Moderne. Heute ist Berlin gerne noch großmäulig, aber letztlich agiert es nur noch kleinkariert und mutlos was Städtebau und Architektur betreffen.


    Der Gipfel der furchtbaren Entwicklung war die unselige Lompscher mit der gediegenen aber risikoscheuen Lüscher, da wurde nur ein DDR-Bewahrungsprogramm gestartet und alle anderen hat auch schon längst der Mut verlassen, da wird nur noch sanft entwickelt, Bullerbü, von den Grünen als romantische Idee verkauft, das ist nicht innovativ sondern rückwärtsgewandt. Anstatt Ideen zuzulassen, Neues zu wagen wird darauf geachtet keinen Rentner zu verschrecken, oder wie es Gutmensch als ultimativen Richtlinie bezeichnet, den einfachen Bürger.


    Auch so ein Begriff, da sträuben sich bei mir die Haare. Was ist ein einfacher Bürger? Gibt es auch komplizierte Bürger? Oder ist einfach einfach nur arm oder nicht gebildet oder doch nur ein Bürger mit der rechten Gesinnung? Wenn man keine Argumente mehr hat, muss immer der einfache Bürger herhalten als Argumentationshilfe, ein Totschlagargument. Egal in welchem Zusammenhang.


    Der Potsdamer Platz wirkt künstlich ohne Frage aber genau das macht ihn so besonders in Berlin, alle anderen auf Niemandsland entwickelten Neugebiete ob Europacity oder Mediaspree wird auch dieses Künstliche vorgeworfen, auch wenn es dort weniger stark ausgeprägt ist, sind aber weniger beeindruckend und architektonischer Mainstream verglichen mit dem Potsdamer Platz. Klar die Zielsetzung ist jeweils eine andere.


    Was nun den viel kritisierten Park betrifft, hatte der Bezirk bestimmte Änderungen vorgehabt, wurden aber die Zustimmung vom Architekten verweigert, da dieser sein Konzept nicht verändert sehen wollte, das hatte ich jedenfalls mal gelesen. Eine völlige Neugestaltung ist aus finanziellen Gründen nicht möglich also bleibt er so wie er ist. Die Pflege der Dreiecke ist intensiv und scheitert naturgemäss in Berlin, das ist das eine. Sich allerdings so sehr auf diese Wippen, einem letztlich völlig irrelevanten Detail einzuschießen als ob Wohl und Wehe davon abhängt, hat für mich etwas typisch Deutsches. Weil man sonst nichts greifbares hat, wird eben darauf herumgeritten.


    Die Grundidee des Westwalls - anscheinend die Assoziation des einfachen Bürgers - lag halt auch darin, etwas Neues zu machen als sonst üblich, als Teil dieses neugeschaffenen Platzes. Damit den historischen Bezug zur früheren Eisenbahnlinie zu schaffen, war ein Gedanke diesen Platz erstens nicht zu bebauen und zweitens diese Form zu geben. Und die Idee der Grünflachen bewusst ohne irgendwelche Pavillions und Biergärten etc zu gestalten bietet die richtige Alternative einfach im Grünen zu liegen ohne irgendwelchen Remmidemmi, der wurde woanders am Platz zur Genüge geschaffen wurde, Das ist also kein Versäumnis sondern wohlüberlegt und richtig. Ich empfehle es jeden sich dort mal hinzulegen, das Umfeld geniessen und sich treiben lassen oder was lesen, anders als im nahegelegenen überlaufenen Gleisdreieckspark kann man das noch geniessen. Und viele Leute machen das auch.


    Der Potsdamer Platz wurde vielleicht von der Bevölkerung nicht so angenommen wie erwartet, für Touristen ist er nach wie vor faszinierend und war das Symbol den neuen Berlins.

    Anders als die Friedrichstasse, dem anderen Vorzeigeprojekt, wird er glücklicherweise weiterentwickelt. Ob der Umbau des Sony Centers, die Gestaltung der Arkaden usw.

    Wenn ich übrigens sehe, wie alle neuen Stadtbezirke mit teils wüstesten Beschimpfungen überzogen werden, ob der Potsdamer Platz, die Europacity, Mediaspree, dann frage ich mich ob diese Kritiker, diese einfachen Bürger, überhaupt irgendein auf dem Papier geplantes Stadtareal als gut empfinden, Marzahn, Gropiusstadt oder Märkisches Viertel fallen bestimmt auch durch. Ich denke, diese lehnen grundsätzlich jedes neu geplante Gebiet ab, jedenfalls wurde noch nie ein Beispiel genannt, das als gelungen empfunden wurde. Immer nur theoretische nebulöse Ausführungen, wie man es machen sollte und dabei wird immer nur gefordert historisches wieder zu errichten.

    Friedrichstadt, Dorotheenstadt usw. sind auch alle auf dem Reißbrett entstanden, ebenso die Hufeisensiedlung und andere, es dauert halt hundert oder zweihundert Jahre bis das so wirkt als ob es nach gewachsen aussieht. Das liegt in der Natur der Sache.

  • Warum hat man dazumalen den Platz nicht geschlossen?

    Diese Frage ist berechtigt. Gleichzeitig lassen sich viele berechtigte Antworten finden, mit denen man diese Frage beantworten kann.


    1) Der Potsdamer Platz ist im städtebaulichen Sinne nie ein Platz gewesen, sondern lediglich eine Straßenkreuzung.

    2) Dazu kommt das von DerBe geäußerte Argument, wonach der Tilla-Durieux Park (bzw. Gabriele-Tergit-Promenade) eine Daseinsberechtigung als Grünschneise zur Frischluftversorgung besitzt.

    3) Diese Schneise gab es auch schon vor dem Krieg, allerdings mit einer anderen Nutzung. Auf dieser Schneise liefen die Gleise, auf der die Eisenbahn Richtung Potsdam gefahren ist.


    Trotz der genannten, sinnvollen Argumente habe ich mich immer an dieser offenen Schneise gestört. Die Frage muss schon erlaubt sein, warum eine Frischluftschneise bis zum allerletzten Meter an die Kreuzung herangeführt werden muss. Zudem zeigt diese offene Schneise wieder diese typisch deutsche Krankheit, Stadträume nicht anständig abschließen zu können (oder zu wollen).

  • Erst mal finde ich es immer wieder erstaunlich, wie unglaublich phantasiereich manche Leute Dinge in Beiträge hineinlesen, die (so) gar nicht drin stehen. Vielleicht äußere ich mich später noch zu diesem Punkt. Also da wird doch viel fabuliert.

    Diese Frage ist berechtigt. Gleichzeitig lassen sich viele berechtigte Antworten finden, mit denen man diese Frage beantworten kann.


    1) Der Potsdamer Platz ist im städtebaulichen Sinne nie ein Platz gewesen, sondern lediglich eine Straßenkreuzung.

    Das sehe ich anders. Denn durch den Bahnhof entstand ja schon so etwas wie ein Platzgefühl. Der stand doch schon etwas zurückgesetzt, oder? Hinzu kommt noch der Leipziger Platz, der ja auch eine gewisse Wirkung entfaltet. Eine bloße Straßenkreuzung ist wohl etwas Understatement. :)


    Vor dem Krieg stand der Bahnhof dort. Da war also nicht viel mit "Frischluftschneise". Was solll das überhaupt sein? Braucht man die noch, wenn hundert Prozent E-Autos fahren? Und wie war das dazumalen mit den alten Dampflokomotiven?


    Also, mir kommt diese Frischluftschneisennummer doch irgendwie arg konstruiert vor. Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren.


    Man kann aus der Ecke durchaus noch etwas machen. Auch ohne konventionelles Gebäude oder Hochhaus. Man muß sie eben gestalten. Zu den reichhaltigen Phantasien in den oberen Beiträgen: Die Strecke ist lang genug. Wenn ich da zwei Gastropavillons hinbaue, bleibt noch mehr als genug Platz für Chillout-Zonen.


    Und so wie diese Zonen jetzt sind, kann man sie nicht ernsthaft erhalten wollen. Ich denke, der Platz könnte sehr davon profitieren, wenn man diese Promenade wirklich zugänglich macht und als echten "Stadtort" markiert. Diese Westwallwiesen könnten davon sogar profitieren, wenn man sie stärker nach hinten verlegt. Die noch zu entfernenden Wippen schaffen ja zusätzlich Platz. Das ganze Areal könnte so stimmiger sein, mehr Nutzungen adressieren. Wieso man "Remmidemmi" herbeidichten muß, wenn ich von Gastropavillons spreche, erschließt sich mir nicht.


    Ich habe mich auch nirgends auf die Wippen "eingeschossen". Sie sind halt unnütz. Soll man dieses "Denkmal" etwa erhalten? Ich frage mich, warum man so etwas nötig hat, hier irgendetwas zusammenzudichten von wegen "Wohl und Wehe". Etwas Vergleichbares habe ich nirgends geschrieben. Ist nicht gerade ein Zeichen dafür, daß man gute Argumente hat, wenn man sich so etwas ausdenkt.


    Stünden die Mauer-Segmente nicht auf dem Potsdamer Platz, würde er übrigens ziemlich alt aussehen. Er hätte schlagartig nur noch halb so viel Attraktivität. Es geht mir ja nicht darum, diesen Platz madig zu machen. Ich sehe auch gute Ansätze, habe ich ja auch anklingen lassen. Alles in allem überwiegt bei mir aber der Eindruck, daß man sich zu wenig getraut hat, sich auf Altes zu beziehen. Also, diese Lobeshymnen auf den Potsdamer Platz finde ich z.T. schon realsatirisch, wenn man sich mal den Dietrich-Platz anguckt und das sich anschließende Gebiet Richtung Landwehrkanal. Und wenn man mal an eingeborene Berliner denkt, was die so von diesem Platz halten.


    Ich bin ja auch nicht der erste, der so redet. Ich entsinne mich eines Artikels in der "Süddeutschen" oder der "Zeit" vor ein paar Monaten, dessen Tenor ungefähr so war: Am Potsdamer Platz konnte man studieren, wieviel Mißratenes und Unausgegorenes der moderne Städtebau hervorzubringen in der Lage ist.

  • Der ganze Potsdamer Platz ist doch für'n Ar***. Er ist und bleibt ein Retortenbaby. Man wird den Platz wohl über die Jahrzehnte integrieren müssen. Also mal hier und da etwas abreißen und verändern, damit er halbwegs in der Stadt ankommt und als normal wahrgenommen wird.


    Eine Diskussion mit so einem unflätigen und generalisierenden Unsinn zu starten und sich dann über Gegendarstellungen zu beschweren, ist schlechter Stil.


    Der Park, den man wegen einem völlig aus dem Ruder gelaufenen Urheberrecht nicht umgestalten kann - man müsste die Grünanlage dann komplett neu planen anstatt sie weiterzuentwickeln, ist allerdings ein reales Problem. Man sollte sie daher auch neu planen und den Entwurf zerstören und sich auf eine derartige Drangsalierung der Stadt durch Landschaftsarchitekten in Zukunft nicht mehr einlassen.


    Ansonsten leidet der Potsdamer Platz unter dem unsäglichen Budenzauber, der dort immer wieder stattfindet und verboten gehört. Wäre der Platz einfach mal aufgeräumt ohne Buden und Sperrgitter, dann sieht man auch, dass er durchaus gut gelungen und architektonisch allemal sehr interessant ist. Abreißen sollte man da nichts eher fertig und weiter bauen. Dass die S21 in Berlin ca. 50ig Jahre braucht und der Hauptbahnhof von Mehdorn im Alleingang sabotiert wurde, ist natürlich schon frustrierend. Das Areal nach Osten zu integrieren, scheitert an enormen Bundesbrachen. Im Westen entwickelt sich das Kulturforum langsam. Berlin kann doch ganz froh sein, dass hier ein Gebiet in kurzer Zeit auch mal fertig geworden ist und eine Planung ohne große Abstriche umgesetzt wurde und sich bis heute bewährt hat.

  • Als typischer Berlintourist- und für den ist der PP ja besonders attraktiv, muss ich schon sagen, dass ich deutschlandweit keinen weiteren Platz kenne, der (besonders noch nach Jahrzehnten) so futuristisch und urban wirkt.

    Wie aber schon ausgeführt wurde, krankt auch er an den (typisch deutschen?) Problemen Vernachlässigung der Pflege, Urheberrechte der Planer und Architekten, sowie den immer weiter ausufernden Straßen-, Platz-, und Feiertagsfesten, in denen die immergleichen Buden und Fressstände für deutlich zu lange Zeiträume aufgebaut bleiben. Das findet sich landauf, landab.

    Aber zur Frischluftschneise will ich, als alter Madrileño, doch mal anmerken, dass der Ritt auf diesem Begriff (neben „Sichtachse“) hierzulande so inflationär genutzt wird, wenn es um Freiflächen und solitär stechende Gebäude geht, dass ich mich manchmal doch wundere. Paris, Madrid, London, Tokyo oder NYC- und all die anderen höchstverdichteten (Innen-)Städte müssten demnach schon x-mal den Erstickungstod gestorben sein.

  • .... Paris, Madrid, London, Tokyo oder NYC- und all die anderen höchstverdichteten (Innen-)Städte müssten demnach schon x-mal den Erstickungstod gestorben sein.

    .... zumindest in Paris war es die letzten Wochen wirklich nur noch schwer auszuhalten, bei 40 C, stehender Luft und fehlendem Regen. Wäre nicht gerade Ferienzeit und die Stadt fast leer ausser den Touristen, hätte es womöglich ernste Auswirkungen auf die Gesundheit der Bewohner. Touristen wohnen für Gewöhnlich nicht im 6 ten Stock in einer Mansardenwohnung. Die Stadt ist schon sehr hell durch den Naturstein und die hellen Zinkdächer und reflektiert somit das Sonnenlicht schon mehr als Städte mit Schiefer oder Tonschindeldächern und an jeder Ecke gibt es sprudelnde Trinkwasserstelen und die Strassen werden jeden Tag mit einer Armada an Sprüh-Fahrzeugen befeuchtet. aber es ist schon hart an der Grenze was man als lebenswert definiert, im Sommer.

    Nun, soweit muss man es in Berlin ja nicht kommen lassen. Und wenn einem Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit der Stadt für ihre Bewohner etwas wert sind, sollte man diese Themen wie Frischluftschneisen, Dachbegrünung etc. nicht als neurotische Spinnerei abtun. Nur weil Einigen hier eine geschlossenen Platzseite als die einzig traditionelle und richtige Bauweise erscheint muss es nicht die beste Möglichkeit für die Stadt und ihre Bewoher sein. Diese Diskussion hatten wir eigentlich schon vor 15 Jahren hinter uns gelassen.

  • Die Sommer sind jetzt generell recht häufig trocken und heiß. Die Übersterblichkeit (die neben direkten Hitzschlägen wie dem medial behandelten Fall des Straßenkehrers von Madrid auch die Zunahme von Kreislauf-Kollapsen etc. misst) war dieses Jahr in Teilen von Europa schon auffällig. Darauf muss man sich leider einstellen. Die Städte können mE froh sein, wenn sie nicht schon überall zu dicht bebaut sind. Für den Potsdamer Platz und besagte Grünfläche bedeutet das mE leider auch, dass klassische Wiesenflächen evtl. zunehmend aussterben werden und man auf sehr dürreverträgliche Gräser und sonstige Pflanzen wird setzen müssen (und das ist fast noch nichts gegen die Probleme und gezielten Umwandlungsmaßnahmen, die auch der deutsche Wald zunehmend erlebt). Ansonsten ist die hohe Bebauung am Platz und im direkten Umfeld mE schon zukunftsweisend dafür, wie Berlin mit seiner Fläche umgehen sollte. Das hat auch Herr Geisel betont, dass man lieber höher und selektiv dichter bauen sollte, um so auch noch Flächen frei und unversiegelt halten zu können.


    Auch wenn das Klima-Thema absolut richtig und wichtig ist, bitte nicht zu sehr vom Threadthema abschweifen. Solange der Bezug zum PP erhalten bleibt. ist es natürlich ok. Ansosten bietet sich in der Lounge evtl. dieser Thread an, oder auch gern einen neuen Thread in der City-Lounge Berlin/Potsdam eröffnen („Folgen des Klimawandels in Berlin“ o. ä.). Danke.

  • Danke für die Bilder vom Playce - Bis jetzt holt mich das Projekt nicht wirklich ab.


    Auf den Visus wirkt die Innengestaltung etwas bemüht Bei den Baustellenaufnahmen dachte ich zunächst die Komischen Dinger an der Decke - wären irgendwelche Piniatas, wo man mitm Stock draufschlagen kann damit es Bonbons rieselt - sollen aber wohl eher Lichtobjekte sein.


    Das Projekt erfolgreich zu etablieren wird wohl bei den Aussichten eher ein Kraftakt. Schon der Titel „the Playce“ wirkt auf mich eher konstruiert und völlig unsexy.


    Das konzept der Mall gilt ja eher als Idee für amerikanische Vorstädte mit der Autogerechten Entwicklung der Städte schwappte so etwas in die Urbanen Zentren - und Trat in Konkurenz zu den Einkaufsstraßen, die einen für mich deutlich höheren urbanen Wert haben, das Konzept scheint mir ein wenig aus der Zeit gefallen- das ahnte und merkte man wohl hier auch und trat die Flucht nach vorn an- allerdings nach meinem Eindruck wohl doch nur mit halber Kraft.


    Statt hier mit Lust an der Übertreibung, der überschwänglichen Stimulation der Sinne und der Kultur des Beeindruckens zu Punkten um eine faszinierende unverwechselbare Erlebniswelt zu kreieren, kriegt man das gehobene, lustlose, deutsche Mittelmaß, so dass man nur drauf hoffen kann, dass die Stores mehr Ehrgeiz und Fantasie beim Innenausbau und ihrer Aussendarstellung entwickeln.


    Dabei finde ich den Ansatz
    hier mit der Diversität von Fassaden zu spielen und den Bauten eine Präsenz in ihrer Eigenständigkeit zuzugestehen als durchaus vielversprechend.


    Dass man das ganze in einer eher mässig, spannenden Gestaltung unter einem Glasplattendach zusammenmontiert und die Gestalt-Möglichkeiten des Raumes nicht voll ausschöpft finde ich eher bedauerlich.
    So richtig los wird das Ganze seinen spröden Technologieparkcharme hier jetzt nicht.

    Während in Übersee bereits ein starker Trend zur Entdachung der Malls zu beobachten ist, weil das Publikum die offene Anlage bevorzugt - setzt man hier auf Stadtsimulation mit Topfpflanzen und piefigem, gefleckten Pflasterboden unter technoidem Glasdeckel - Ich hätte auf ein richtiges Knallbonbon gehofft, auf Elemente wie Wasser, kühne Brücken-Konstruktionen, Muster, Farben, Ornamente, und eher den Geruch von Holz u Erde als den von P3 Steril.


    Meine Motivation sich gezielt auf den Weg in so eine Mall zu begeben hält sich jedenfalls in Grenzen.

    Ich erwarte zwar jetzt hier auch keine Mailänder Galleria Vittorio Emmanuele Secondo, kein Westfield World Trade oder Charlie’s Schokoladenfabrik aber irgendwas dazwischen und aus allem hätte dem Ort, der zu den bedeutendsten, städtebaulichen Neuerungen der 90er gehört, sicher besser gestanden, als so ne bessere Version der Schoppingmeile im Hauptbahnhof.


    Diese Idee vom internationalen Gastrocarneval ist am Potsdamer Platz ja nicht neu - im Haus Vaterland gab es bereits eine opulente und unterhaltsame Erlebniswelt aus Exot. und europ. Themenrestaurants mit allerlei Spektakel aus Musik, Artistik etc. und es liegt nahe am Potsdamer Platz so ein verwandtes Konzept wieder unterzubringen.

    Vielleicht wärs geschickter vom Marketing gewesen den Mythos vom Potsdamer hierzu noch mal anzurufen.

    Die erfolgreichste Ära hatte der Ort für mich, als er im Werden war.


    Diese Mischung aus mystifiziertem vergangenem Berlin-Ort und der Betriebsamkeit hin zu einer unbekannten Zukunft, gespickt mit Ereignissen und Spektakeln, ließen die Stadt nie wieder in derartiger Intensität an diesem Ort, seit seiner Zerstörung, so aufleben.

    Ein Interessenort für Berliner wie für Besucher,

    der mit der Fertigstellung dann noch eine Weile in der Aura des Neuen nachatmete aber sich schon in seiner nach innen orientierten Aktivität, als scheinöffentlicher Raum aus der Soziabilität eines echten lebensfähigen städtischen Raumes zurückzog.


    Da muss man notgedrungen auf anreisewilliges Publikum setzen.

    Und um im echten, städtischen Aussenraum, Vitalität herzustellen, setzt man halt auf herangekarrten Budenzauber.


    Den find ich hier in der Nähe der Durieuxpampa weit weniger unansehnlich als am Alex - der Trash wird von der Ödnis ganz gut verkraftet und tut hier vielleicht sogar mal ganz gut.

    Eine andere Form von Verlebendigung ist hier besonders zwischen dem trockenen Dureuxpark und den überwiegend funktionalen, stadtabgewendeten und unmagnetischen Blockrändern beiderseits dieser Parkschneise nahezu unmöglich.


    Die Ursprüngliche Planung lies an Stelle des Parks, eher ein Gewässer vermuten - was sich sicher mit Brücken und Uferbespielung deutlich interessanter für die städtische Belebung hier ausgenommen hätte.

    Klimatisch wäre das sicher auch heute, mit interessanter Uferbepflanzung, einschl. Bäumen nicht uninteressant.

    2 Mal editiert, zuletzt von Endell () aus folgendem Grund: Kommasetzung

  • Vielleicht mal etwas über Frischluftschneisen lesen, bevor man hier lospoltert. "Eherne Gesetze", wenn ich sowas schon lese...

    Die populären Stadtviertel der Gründerzeit kommen ohne "Frischluftschneisen" aus, die den Stadtraum zerrreißen - mit Hilfe von Straßenbäumen und eingestreuten Parks.

  • ^ Was ist das denn für ein Argument? Auch die mittelalterlichen Stadtkerne wurden ohne Frischluftschneisen gebaut. Übrigens auch ohne Dachbegrünungen und andere Maßnahmen gegen die klimawandelbedingte zunehmende Aufheizung der bebauten Räume. Andere Zeiten - merkste selber?


    Abgesehen davon hatte der damalige Hobrechtplan in Berlin durchaus auch hygienische Maßnahmen berücksichtigt, neben der Kanalisation auch die bewusst breit angelegten Ring- und Radialstraßen, die u. a. auch Luft in die Quartiere bringen sollten.


    Wie schon richtig geschrieben wurde, soll der TD-Park primär das Gleisfeld zum ehem. Potsdamer Bahnhof verdeutlichen. Auch ich finde diese Idee gut und sinnvoll und bemängele nur die schlechte Pflege dieser Grünanlage und speziell des Walls. Dennoch wird die Grünfläche durchaus gut angenommen. Zudem bietet sie eine sinnvolle räumliche Trennung zwischen den gleichförmigen Bauten an der Köthener Str. und denen des PP Quartiers und ermöglicht überhaupt erst einen Überblick über dessen östliche Bebauung, die ich nach wie vor ansprechend bis gelungen finde.

  • HelgeK Naja, ich kann jetzt nicht bestätigen, dass das gleichwertig funktioniert. Schon Fontane ließ eine seiner Figuren aus dem Umland sagen, dass man im engen, stickigen Nest Berlin nirgendwo vernünftig Luft bekommt. Wo man viel Steinflächen findet und kaum Luft hinkommt, wird es schnell stickig. Da helfen ein paar Baumreihen und kleine Parks schon etwas, es ist aber nicht das Gleiche wie eine Frischluftschneise.


    Der Potsdamer Platz hat da schon einen Vorteil durch die Nähe zum Tiergarten und der kleine Park als eine Art "Verlängerung" treibt gewissermaßen einen kleinen grünen Keil in den Platz. Gerade das luftige, schattige Sony Center mit dem Wasser und der Begrünung atmet bei gewisser Hitze so eine deutlich frischere Luft als man das anderswo in der Innenstadt oft findet. Nach dem Umbau soll es dort übrigens wohl noch grüner und gemütlicher werden. Ich freue mich darauf. Beim kleinen Park bin ich dagegen gespannt, wie man das lösen will. Auch im Tiergarten selbst wirken die Rasenflächen ja an vielen Stellen immer trostloser.

  • Ok, wenn es im Städtebau um "je mehr Frischluft, je besser" ginge, müssten die Großwohnsiedlungen der 70er ja die Zentren der Gentrifizierung überhaupt sein. Da das offenbar nicht der Fall ist, scheint es im wirklichen Leben doch mehr auf andere Aspekte anzukommen. Davon mal abgesehen, dass m. M. schon die Mutmaßung, dass die Altbauviertel in dieser Hinsicht generell irgendwie schlechter wären als die Gegenwartsarchitektur, nicht passt.


    Was soll's. Am Potsdamer Platz scheiden sich die Geister. Ich empfinde ihn in Summe eher als unwirtlich und abweisend. Nicht so schlimm wie der Leipziger, aber leider auch nicht viel besser.

  • Das ist doch jetzt keine Atomphysik... Durch den Klimawandel werden Städte immer wärmer. Das kann dazu führen, dass die jetzt noch so beliebten Altbauviertel an Wohnqualität verlieren werden, weils vorm Haus einfach unerträglich wird (sofern man nicht mehr auf Begrünung und Verschattung setzt).


    Jetzt bereits bestehende Frischluftschneisen zuzubauen würde diese Entwicklung noch verschlimmern, da braucht man jetzt nicht mit Populismus à la "je mehr Frischluft, je besser" und "Großwohnsiedlungen der 70er" kommen.


    Berlin hat, wie schon erwähnt ein Problem mit der Grünflächenpflege, dem sandigen Untergrund und ausufernden Fressbuden etc. (ich erinnere mich noch an meinen ersten Berliner "Weihnachtsmarkt" hinterm Alexa samt Kirmesfahrgeschäften... da schüttelts mich heute noch :D).


    Würde man ersteres und letzteres in den Griff bekommen, sähe die Stadt gleich viel ansprechender aus und hätte zugleich eine Menge weniger rumfliegenden Verpackungsmüll.

  • Diese Schneise würde ich nicht zubauen, sondern umgestalten wollen - städtebaulich zu retten ist dort ohnehin nichts mehr.


    Dichte, hohe Bäume und Wasser fehlen.

  • ... ich verstehe Deine Argumentation nicht. Die Grosssiedlungen der 70erJahre entstanden doch nicht in den Zentren der Städte sondern an deren Rändern, wo die Luft und die klimatischen Verhältnisse doch eh besser/ anders sind als in den Stadtzentren. Die von Dir so geschätzten grossen Gründerzeitviertel waren quasi die Grosssiedlungen der 70er Jahre. Sie entstanden ebenfalls in den Randbereichen der sich damals durch die Industrialisierung bedingt, extrem expandierenden Städte. Dass sich am Potsdamer Platz die Stadtlandschaft ähnlich gestaltet wie an einem Stadtrand ist erstens Kriegszertstörungen und zweitens der jahrzehntelangen Randlage durch die innerstädtische Mauer geschuldet. Wenn man hier zukunftsgewand agiert und gleich bei Anlegung des neuen Quartiers die natürlichen Frischluftschneisen mitplant hat man ein besseres Ergebnis was die Umwelfaktoren betrifft. Was soll jetzt daran verwerflich sein?

    Ich erinnere mich an die erste Planungsphase des Quartiers. hier war tatsächlich eine wie von Endell angesprochen, grosse Wasserfläche geplant, von der letztendlich nur die kleine Dreiecksfläche in Richtung Landwehrkanal, umgesetzt wurde.

    Von der Idee her, einer Reminiszenz and den alten Kopfbahnhof und dessen Gleisanlagen, hat man jetzt quasi das Gleiche nur in grün.

    die Frischluftschneise besteht ja nicht nur aus der hier so kritisierten Grünanlage sondern sie setzt sich über den Landwehrkanal hinweg, beinhaltet den Gleisdreieckpark und weiter den S1-Bahngraben in Richtung Rote Insel und Euref.

    Das ist also schon ein nicht zu unterschätzender Zustrom an Frischluft direkt ins Zentrum der Stadt.

  • Das ist also schon ein nicht zu unterschätzender Zustrom an Frischluft direkt ins Zentrum der Stadt.

    Entschuldigung, aber warst Du im Berliner Sommer bei Ü30 Grad mal vor Ort?


    Die Freifläche ist dann ein Backofen. Wenn es wirklich darauf ankäme, ist es in Berlin meist kaum windig. Es findet eine weder durch ausreichend Verschattung, noch durch Wasserflächen gemilderte Aufheizung statt.


    Hier lässt sich aus den genannten Gründen ja leider nichts mehr ändern. Aber vielleicht sollte die künftige Gestaltung innerstädtischer, nicht bebauter Flächen überdacht werden.

  • Es geht ja auch nicht darum, dass in diesen Schneisen dauerhaft Durchzug herrschen soll, sondern dass es überhaupt Flächen gibt, durch die Frischluft in die Innenstadt strömen kann.


    Der Vorschlag mit den schattenspendenden Überdachungen wird bestimmt auch in Berlin mehr Bedeutung finden. Ist ja auch keine neue Erfindung und wird südlich der Alpen, also z.B. auch schon in Südtirol seit Jahrhunderten mit Laubengängen praktiziert.


    Problem ist halt, dass bis vor wenigen Jahren alles nach mehr Licht und Sonne verlangte und es jetzt ganz schnell zuviel davon gibt (zumindest im Sommer).

  • Es ist möglich, dass man im Rahmen der ursprünglichen Planung von einer Luftleitbahn Teltow >> Innenstadt entlang der ungenutzten Gleisanlagen ausgegangen ist, und dass ihre Fortführung intendiert war. Ich bin kein Experte zu dem Thema, jedoch es gibt Informationen im Umweltatlas Berlin zum bodennahen Windfeld und Kraftvolumenstrom. Im Rahmen der Modellprüfung gibt es hierzu ein Studienergebnis:


    "Weder in den Messkampagnen noch in den Modellrechnungen kann eine regionale Strömung, die die rauigkeitsarmen Freiflächen der Bahnanlagen als Leitbahn nutzen, nachgewiesen werden. Am Messplatz „Monumentenbrücke“ hätte sich ein solches Strömungssystem in den Messwerten abbilden müssen (vgl. Vogt 2002a, S. 14). Nachgewiesen werden konnte aber innerhalb der Messkampagnen lediglich das Durchgreifen der Oberströmung in den relativ rauigkeitsarmen, vegetationsgeprägten Flächen des Gleisdreiecks. Auch im Rahmen der mobilen, winterlichen Messungen wurde diese Strömung nicht erfasst (vgl. Vogt 2002b, Abb. 78 ff.). Auch das Modellergebnis spricht gegen eine großräumigere Austauschströmung. Das Strömungsfeld (22:00 Uhr) zeigt ein lokal geprägtes Mosaik von kleinräumig wirksamen Luftaustauschzellen, die vorrangig thermisch induziert werden. Die räumliche Ausdehnung dieser „Strömungszellen“ beträgt in der Regel zwischen 500m und 1200m (vgl. Abbildung 8)." Quelle


    Eine thermisch oder orographisch induzierte Luftleitbahn konnte hier also nicht nachgewiesen werden.


    Wie das Kartenmaterial des Umweltatlas' aber zeigt, gibt es wie bei allen unbebauten Flächen örtliche Ausgleichsströmungen in die benachbarte Bebauung.


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    In den gelb-gefärbten Flächen, zu der auch der Tilla-Durieux-Park gehört, bleibt der Kraftvolumenstrom unter 50m3/s, wobei er für eine Klimarelevanz 90m3/s übersteigen müsste (Quelle: ebenda). Wenn ich alle Erläuterungen richtig verstanden habe, ist der Verzicht auf eine Bepflanzung mit Hochvegetation u.U. sogar kontraproduktiv, da es sich nicht um eine Luftleitbahn handelt (Aufrauhung irrelevant), während sich ein wenigstens örtlich relevanter Kraftvolumenstrom entwickeln könnte. Vielleicht kann das jemand der sich damit auskennt als Schlußfolgerung bestätigen oder verwerfen?


    Es scheint aber auch, dass eine Bebauung des PP im Bereich des ehemaligen Potsdamer Bahnhofs (i.e. Schließung der Platzkante) keine Stadtklimakatastrophe verursachen würde.

  • HelgeK

    ich hab' ja 32 Jahre in Berlin gelebt und habe das ganze Planungs- und Baugeschehen dort von Anfang an verfolgt. Und natūrlich habe ich auch etliche Sommer dort verbracht. Wenn Du Dich besser in den Strang eingelesen hāttest, wāre Dir garantiert mein Post zu dem Thema von vor ungefāhr fūnf Jahren ins Auge gesprungen. In dem Post hatte ich seinerzeit auf die Bepflanzung mit den grossen und ausgewachsenen Kiefern entlang

    einiger Atriumhöfe der jetzigen Gabriele- Tergit- Promenade hingewiesen und angeregt diese doch auf der gesamten Fläche des Tilla-Durieux-Parks anzupflanzen. Ausgewachsene Kiefern machen was her und sind relativ hitzebeständig. Natūrlich nach einer Umgestaltung der schiefen Ebene. Auch hātte die ursprünglich geplante Wasserfläche einen ungleich grösseren Effekt auf eine Luftabkühlung. Oder eine Kombi aus Kiefern und Wasser, hätte dann fast etwas von Bois de Boulogne ...Ich weiss nicht wie gerade der Stand bei den Urheberrechten des jetzigen prämierten und umgesetzten Entwurfs ist, ob da schon jetzt so gravierende Änderungen möglich sind. Es ist also eher eine juristische Frage als eine "nichtwollenkönnenunfähigkeitsposition", die dem ganzen entgegensteht.

    Und das man was reissen kann hier, haben wir ja mit dem Abbau des koreanischen Betontempels gesehen. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()