Karl-Marx-Allee/Frankfurter Allee

  • ^^Ach na ja, mit offensichtlichen Unwahrheiten zu argumentieren, halte ich für einen noch viel schlechteren Stil.

    Für dich sind all die genannten Pluspunkte der KMA auf diesem Abschnitt nicht existent. Kein Anwohner nimmt diesen Strassenabschnitt deiner Meinung nach an. Das ist eine Parallelwelt.

    Welche Unwahrheiten habe ich geschrieben? Das andere habe ich nie geschrieben und wird mir unterstellt.



    Auf pastvu gbt es tatsächlich viele gute Bilder die zeigen was für die KMA 2 abgerissen wurde:


    https://pastvu.com/p/554041

    https://pastvu.com/p/554042


    Und das war die neue Bestimmung:


    https://pastvu.com/p/544033

  • Zumindest würde der KMA zwischen Alex und Straußberger Platz ein weniger breiter Querschnitt gut tun. Ist schon irre, wie breit diese Straße ist. Der Zuckerbäckerstil ab Straußberger Platz fasst diese Breite irgendwie besser ein. Die hässlichen Platten Richtung Alex hingegen, absolut grausig. Die Ecke hatte mich ja auch dazu verleitet, einen Strang über Dichte und Nachverdichtung aufzumachen, zu dessen Pflege ich leider bisher nicht mehr gekommen war.

    Dichte/Nachverdichtung in Berlin kontrovers diskutiert

  • Der Abschnitt der Allee, der im Straßenraum bald erneuert sein wird, wird durch den Umbau stark aufgewertet und wird erst dadurch ästhetisch ansprechend. Die neuen Laternen, die zusätzlichen Alleebäume und die Fahrradwege, die verschmälerte Fahrbahn und die Grünstreifen und alles in sehr solider Ausführung schaffen eine ganz neue Aufenthaltsqualität. Die Bebauung hat durchaus ihren (Grusel)Charme und verdient den Denkmalschutz


    Dafür könnte man westlich des Alex aber mehr Annäherung an das zerstörte historische Stadtbild wagen.


    Eine befriedigende städtebauliche Antwort auf die verhunzte Situation im Hinterland links und rechts der Allee fehlt aber leider komplett. Die Allee hat ja was aber ihre Rückseite ist einfach öde.

  • Ich denke man unterliegt einem Irrglauben. Seit Jahren glaubt man, dass man durch Verbesserung /Aufwertung usw. der KMA - ob mehr Pavillons, Grünstreifen, noch breitere Rad- und Fussgängerwege die Aufenthaltsqualität verbessern und somit Leben in die Bude bringt.

    Ich finde die verschiedenen Maßnahmen auch alle ganz in Ordnung.

    Ich bin mir nicht sicher, ob aber viel mehr Menschen dort unterwegs sein werden. Sicher, die Frequentierung wird schon deswegen zunehmen, wenn man einmal nach vielen Jahren keine wüste Baustellenoptik mehr vor sich hat. Als ich im Januar abends raus bin aus dem Kino International und über die Strasse bei fahlem Licht und dem beissenden Wind, allein weit und breit, das entspricht etwa der Antarktis was die Aufenthaltsqualität betrifft.


    Ich glaube es liegt auf viel daran, dass die Sozialstruktur im Prinzip ziemlich unverändert ist. Anders als in Prenzl. Berg, Rosenthaler Vorstadt, Kreuzberg usw habe ich den Eindruck, dass die Menschen die hier wohnen einfach die Ruhe und diese erhabene Tristesse im Grünen schätzen, ich glaube auch nicht, dass hier eine Gentrifizierung in dem Maß wie in anderen Stadtbezirken stattgefunden hat. Der Anteil an Menschen die seit Jahren hier wohnen, ist bestimmt sehr hoch und das ist es ja was gewünscht ist. Man hat nicht den Eindruck, dass die Menschen dort abends viel unterwegs sind. Ein Blick auf die Wohnblocks mit 80 Prozent Licht in den Fenstern, bestärkt diesen Eindruck. Die Altersstruktur mag auch eine Rolle spielen, die Tatsache, dass es sehr viele Wohnungen im kommunalen Besitz sind, usw. Die Bebauung - diese grossen Wohnblocks mit Platz dazwischen ohne Geschäfte usw. trägt auch dazu bei.

    Überall sonst wo was los ist, ist das fundamental anders. Ich finde das auch nicht weiter tragisch, ich denke nur, das die jetzige Situation einfach die Konsequenz aus den Gegebenheiten ist.

    Gentrifizierung, Diversifikation in Bezug auf Sozialstrukturen und Ethnien tragen immer zur Lebendigkeit in einem Viertel bei, das zeigt sich in so vielen Ecken Berlins. Architektur spielt da eher eine untergeordnete Rolle.

  • Update zum Umbau der Karl-Marx-Allee zwischen Alex und Straußberger Platz, alle Bilder von mir, fotografiert am 03.09.2020


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    Wie ich finde, wird dieser Umbau recht gut. Alles (Lampen, Beläge, Bänke, Raumaufteilung) wirkt stimmig und ist ein großer Schritt nach vorne

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    Und es gibt sie noch, die "Berliner Momente". So sah Berlin um die Jahrtausendwende auch schon aus...

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    Ziemlich unschlüssig wirkt der Anschluss an die Kreuzung zur Alexanderstraße. Vielleicht ist diese Fläche aber auch nur temporär weil hier Baucontainer für die Instandsetzung des Hauses der Statistik benötigt werden?

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    Zum Umfeld: Gerade wenn man aus einer doch recht umtriebigen Ecke wie der Jannowitzbrücke in das Viertel zwischen dort und der Karl-Marx-Allee eintaucht, ist der Kontrast doch recht groß - im durchaus positiven Sinne. Zwar wirken die öffentliche Räume teilweise etwas heruntergerockt (insb. die Pflasterung), aber die Räume funktionieren. Belegte Spielplätze und Bänke, teilweise liebevoll bepflanzte Beete, sattes Grün und viele Passanten und das alles bei erstaunlicher Ruhe, so empfand ich das gestern. Für mich wäre das wohnen da nichts, aber ich kann nachvollziehen, wenn sich dort viele wohl fühlen und es gerne weiterhin so hätten.

    Hier noch ein paar Bilder dazu:


    Blick rüber zu den Bauarbeiten auf "der Banane"

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    Nachverdichtung im Viertel

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    Der Neubau orientiert sich bezüglich Positionierung in etwa daran

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    Durchaus ansprechend gestaltete Grünflächen

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    Alles in allem leidet der Raumeindruck an Flickschusterei bei den Bodenbelägen. Offenbar ist man sich dem aber inzwischen bewusst, die KMA orientiert sich in Ihrer Pflasterung wieder am Zustand ab den 60er Jahren und nicht an der klassischen Berliner Pflasterung - hier durchaus und ausnahmsweise nachvollziehbar

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    Wenn diese Feinarbeit dann stimmt, profitiert diese doch recht klare und Architektur ganz enorm

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    d.

  • Danke für die Bilder und Eindrücke vor Ort. Schade, dass die KMA in der Mitte nicht durchweg Begrünung erfährt statt dieser Steinwüste und dem Ampeldurcheinander.

  • Ja also ich bin fast geschockt.... da wurde so lange gebaut und diskutiert ... und jetzt ist in der Mitte weder Grün noch Parkplätze sondern 2 Meter breiter Stein?


    warum?

  • Meine Güte, der Rasen wird entweder noch verlegt oder gesäht. Dazu gibt es natürlich Querungen für Fussgänger. Die sind selbstverständlich gepflastert.

    Was soll diese künstliche Aufregung?

  • Und das werden dann nicht barrierefreie Querungen, alle paar Meter von 30cm Gräblein durchbrochen? Sorry, die Bilder werfen nun einmal Fragen auf, die zu stellen sicher keine künstliche Aufregung sind. Meine Güte.

  • Gepflastert ist der Bereich zwischen Kino International und Cafe Moskau, die buchten offenbar für Fahrradverkehr in verschiedene Richtungen - ansonsten wirds wohl grün da dort Erde liegt und die Pflasterarbeiten abgeschlossen scheinen....


    d.

  • Das Kino International und das Cafe Moskau sind tolle Gebäude und würdige Vertreter ihrer Zeit.


    Kino International und Cafe Moskau sind vorgelagerte Gebäude, die sich direkt an der Straße befinden. Leider fehlt den zurückgesetzten Plattenbauten jede Repräsentativität. Was hat man sich zu DDR-Zeiten gedacht, als man diese Plattenbauten erstellt hat? In jedem anderen sozialistischen Land hat man Wert auf repräsentative Fassaden gelegt. Nur in der DDR nicht! Warum?

  • ^

    Weil die DDR notorisch pleite war und vom verhassten Westdeutschland mit großzügigen Krediten gerettet werden musste, kurz bevor sie vor ihren eigenen Bürgern gerettet werden musste und unter dem Alias "PDS" in der BRD untergetaucht ist. Seltsamerweise waren die sozialistischen Brüderstaaten in der Sowietunion weniger spendabel, vielleicht weil es mit deren Wirtschaftssystem auch nicht so ganz rund lief. :toll1:


    Hier steht etwas dazu, wie die DDR Baukosten optimiert hat und allgemein zum Plattenbau (lesenswert):

    https://www.rbb24.de/panorama/…0-berlin-brandenburg.html

  • Nochmal zu Einordnung. Nur die Bereiche unmittelbar vor den Kreuzungen bzw. vor dem Kreisverkehr und natürlich die Querungen werden gepflastert.

    Die anderen Breiche sind mit Mutterboden versehen und werden spätestens im nächsten Frühjahr grün erscheinen..

    2 Mal editiert, zuletzt von DerBe ()

  • Ich stimme Dir zu, trotzdem hätte man mit weniger Asphalt und effizienteren Ampelmasten arbeiten können. Wir reden von Denkmalschutz und dann stellt die Verwaltung ein durcheinander auf, dass widerspricht, weil die genannten Gebäude jetzt nicht durch Bäume, sondern durch die vielen ineffizienten Ampelanlagen verstellt sind. 🤔


    Die Muttererde scheint aber nicht gerade von bester Qualität zu sein, habe es beobachtet und festgestellt, dass es eher besserer Buddelkasten ist. (Bin Anwohner. 😁)


    Bitte nicht missverstehen, aber gewisse Dinge müssen in unserer Stadt einfach effizienter, nachhaltiger gestaltet werden.

  • < Und trifft was du forderst nicht auch auf die Beschilderung zu? Da werden Sichtachsen mit Richtungs - und Abbiege und sonstwas Schildern zu und verstellt. Auch in anderen sensiblen Stadtbereichen wie Strasse des 17. Juni, Großer Stern, vorm Brandenburger Tor, Leipziger Straße, unter den Linden und ganz schlimm in der Invalidenstraße, da kommt noch das chaotische Gewirr der Tramoberleitung dazu.

    Ich fordere eine Stelle beim Bausenat die sich nicht nur um gesetzesmässige Beschilderung kümmert sondern auch darum wie und wo man chaotische und unpassend große Beschilderung vermeiden und rücknehmen kann und stadtästhetische Gegebenheiten berücksichtigt.

  • QuelleIn jedem anderen sozialistischen Land hat man Wert auf repräsentative Fassaden gelegt. Nur in der DDR nicht! Warum?


    Weil die DDR notorisch pleite war

    So vereinfacht, kann man das nicht stehen lassen. Im Bereich der ehemaligen Großen Frankfurter Straße, wie dieser Abschnitt der Karl-Marx-Allee hieß, überlagern sich in dem heutigen Zustand doch einige Schichten, nennen wir sie Kompromisse des Normativen mit dem Realen: Wiederaufbau, Verdrängung, Kalter Krieg, sozialistische Umgestaltung und Repräsentation. Layer cake also.


    Aber der Reihe nach. Vor dem Krieg lebte man hier so:


    5-format1007.jpg

    Quelle


    Das Flugzeug, aus dem dieses Foto aufgenommen ist, befindet sich hier ungefähr über dem heutigen Standort des Kino International. Am Bildrand rechts oben ist der Strausberger Platz, und die Weberstraße verläuft diagonal durchs Bild. Die Kirche mit dem Campanile ist die Markuskirche. Ein dicht bebautes Arbeiterviertel; neben Wilhelmstraße, Schloss, Zeitungsviertel gab es hier in der Novemberrevolution Kämpfe und 'Barrikaden' - heute fast vergessen. Man beachte auch das damals schmale Profil der Straße: Man sieht am oben Bildrand wie sich die Gr. Frankfurter am Strausberger Platz verjüngte.


    Man sollte sich nun auch vergegenwärtigen, dass die Gr. Frankfurter ursprünglich weit vor dem Alex an der Ecke Kaiserstr./Kl. Frankfurter Str. endete - ungefähr in Höhe Kino International; sie wurde erst in den späten Zwanzigern zur Landsberger Str. durchgebrochen, in die man dann links abbiegen musste, um zum Alex zu gelangen. Vergleiche Straube 1910 vs Silva 1930.


    Lange rede, kurzer Sinn: Mit dem U-Bahn-Bau kam der Straßendurchbruch. Der ist wichtig, da mit ihm an dieser Stelle 30er-Jahre sozialer Wohnungsbau entsteht.


    Die Georgenkirche am Alexanderplatz in den Germany Europe, East Germany, Berlin Germany, Berlin Alexanderplatz, Aerial Photography, Travel Abroad, Historical Photos, Old Photos, Europe

    Quelle: Die Frankfurter Str. zweigt nach rechts von der Landsberger Str. ab.


    Fast forward: 2. WK, Befreiung, Enttrümmerung. Man ist im Kalten Krieg, die DDR baut die Stalinallee, die bekannten Fassaden bis an den Strausberger Platz. Diese sind durchaus repräsentativ. Das Alte dient grade noch als Kulisse: Hier verschwindet 1952 die Markuskirche gerade hinter den Neubauten, bevor sie 1957 gesprengt wird.


    2-formatOriginal.jpg


    Dazu gehört nun zu diesem Zeitpunkt nicht nur die Enteignung von Grund und Boden in der DDR, sondern auch Überbauung von Flurgrenzen und Abrisse. Diese Katasterauszüge zeigen, wie radikal man vorging.


    2-format1012.png2-format1005.jpg

    Quelle: Nr. 33 ist das Kino International


    Mehr Info hierzu in diesem Tagesspiegel-Artikel.


    Bei soviel eingezogenem Grundbesitz würde wohl niemand per se auf den Gedanken kommen, ein Staat sei damit notorisch pleite, zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Die Flurbereinigung ist aber nicht nur eine Geschichte des Wiederaufbaus, sondern auch der Widersprüche in der noch jungen DDR, die am 17.6.53 zum Volksaufstand führten. Es ist aber auch eine Geschichte der Verdrängung und Vertreibung, denn die unübersichtlichen und eng bebauten Viertel um den Alex waren als roter Osten selbst den SED-Oberen suspekt. Hier mußte Ordnung in den Laden. Das ganze ging man mit dem 2. Bauabschnitt der KMA an, der mit der Umgestaltung des Alex und des übrigen Ostberliner Zentrums einherging. Die folgenden Fotos von ca.1964/5 machen eindringlich deutlich, wie hier an den Nordseite der KMA bestehende Wohnbebauung abgerissen wurde.


    cinepostcards: Kino International in Berlin/Germany-

    Quelle: Hier ungefähr die Ecke ehem. Kaiserstr. und Kl. Frankfurter, die Straßenbahn querte hier einspurig die KMA von der Alexanderstr. kommend auf dem Weg zur Landsberger Str.


    Berlin-Mitte 1965:Blick stadteinwärts entlang der Karl-Marx-Allee in  Richtung Bahnhof Alexanderplatz (mit Bildern) | Berlin geschichte, Berlin  stadt, Berlin heute

    Quelle: Warten auf den Abriß: Georgenkirche und Minolhochhaus sind schon weg.


    Die Neubauten wurden hinter die Blockrandbebauung gesetzt, diese dann leer gezogen und abgerissen. Damit einher ging ein Reduzierung der Bebauungs- und Bevölkerungsdichte. Letztlich landete 'der letzte renitente Rest' in bauartgleichen Blocks an der Aßmannstr. in Friedrichshagen, erzählt man sich in Köpenick - kein schlechter Deal, wenn's denn stimmt.


    Ein Aspekt wäre noch der Kalte Krieg - Berlin war Frontstadt, nicht nur ideologisch, sondern auch tatsächlich. Militärische Bedürfnisse, die Verteidigung Ostberlins als Festungsstadt, spielten eine Rolle: Die Schneise zwischen Memi und Strausberger Pl. ist jedenfalls, was Breite und Länge angeht, groß genug, um Versorgungsflugzeuge landen zu lassen. Und Platz für Radwege ist auch noch da ;)

  • Das letzte Bild habe ich weiter oben auch am 26.5.20 verlinkt. Die Bilderfolge zeigt deutlich den Wandel von der Innenstadt- zur Vorstadtbebauung mit riesigen Freifächen.


    Ich fürchte durch die Neugestaltung der KMA 2 ändert sich am heutigen Stadtgrundriss mit Landebahncharakter in absehbarer Zeit nichts.

  • Es grenzt schon an Wahnsinn, dass damals nicht nur die Kriegslücken mit realsozialistischen Gebäudekomplexen gefüllt werden sollten, sondern intakte Wohngebäude einem kruden Zeitgeist geopfert wurden. Was da alles noch entlang der Landsberger Allee an Wohnblocks stand und dann dem Abriss anheim fiel, lässt mich sprachlos zurück.