Kulturforum

  • Der Wegfall des "Scheunentors" an der Potsdamer Straße befürworte ich sehr. Hier war m.A.n. nie der natürliche Ort für einen Eingang, von daher hielt ich das Konzept, von dort aus Passanten hereinzuleiten, von Anfang an für unsinnig.

    Auch den Wegfall des Tunnels zur Nationalgalerie, kann ich begrüßen. Das hätte ja auch wieder Eingriffe in dieses gerade frisch sanierte Baudenkmal erfordert. Ein Übergang oberirdig und der Wegfall der Straße ist hier die bessere Lösung.

    Schade dagegen, ist der Wegfall des halbrunden Platzes um den alten Baum herum, hin zu einem einfachen eckigen.

    Die Fassade wirkt jetzt leider langweilig, bleibt abzuwarten, wie das im Detail aussehen wird und ob die Begrünung auch im Winterhalbjahr wirkt.


    Beim Dach wäre ich für eine Kombination aus grossflächiger Solaranlage und dennoch Lichtdurchlässigkeit, ähnlich wie beim HbF.

  • Ist nicht der große Elefant im Raum, mal ganz idealistisch und ohne Blick auf Verkehrsplanung, die bloße Existenz der Potsdamer Straße?

    Ohne diese Schneise an der Stelle wären alle möglichen Visionen drin und die anspruchsvollen Solitäre könnten erst so richtig wirken.


    Ich bin mir im Klaren über die derzeitige Wichtigkeit dieser Achse, aber sollte es im Jahre 2023 nicht möglich sein, den MIV hier umzuleiten (und ganz generell mittelfristig mal auf ein Mimimum zu reduzieren) ?


    Ungefähr so:


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    (c) ich, with a little help from Open Street Maps



    Gerkan, Marg und Partners hatte mal eine ähnliche Idee, allerdings ohne die gute alte Kunstscheune und mit Tunnel:


    https://www.spiegel.de/kultur/…02-0001-0000-000134879028


    Sollte da nicht auch mal die Straßenbahn hin verlängert werden?


    Ganz gräßlich finde ich am Ist-Zustand auch das Sammelsurium aus Parkplätzen und punktuellen Landschaftsbau-Experimenten. Das KF braucht meines Erachtens ein stringentes Einheitsdesign und eine vernünftige Tiefgarage (wobei, wiederum siehe oben – motorisierter Individualverkehr).

  • ... aber, dass ein schwarzes Dach viel mehr Wärme anzieht als ein helles oder gar begrüntes ist nicht von der Hand zu weisen. Mit den Panels kann man zwar Strom produzieren aber das Dach und die Umgebung werden sich derart aufheizen, dass der gewünschte Klimaeffekt ad absurdum geführt wird. Das ist Schilda!

    Solarpanele schirmen das Dach darunter ziemlich gut von der Sonneneinstrahlung ab, entscheidend ist hier nämlich auch, dass diese wie ein Spiegel einen Gutteil des Sonnenlichtes reflektieren. Dabei spielt es dann weniger eine Rolle, welche Farbe die Solarmodule haben. Einige einzufärben wäre aber sicher interessant, so könnte man z.B. von oben lesbar "Museum XX." oder eine Art Kunstinstallation abbilden.


    https://solaranlage-mit-speich…oltaik/kuehlende-wirkung/


    Insofern ist wirklich nicht zu befürchten, dass sich das Innere des Gebäudes durch Solarpanele auf dem Dach stärker aufheizt, im Gegenteil.

  • ^ nicht das Innere des Gebäudes wird sich aufheizen, die Umgebung wird sich spürbar erwärmen durch das dunkle Dach, habe ich geschrieben. Das ist ein bekannter Effekt. Überall sucht man nach Möglichkeiten zum Beispiel den Asphalt der Strassen heller zu färben oder unter Beimischung hellerer Materialien einen Kühlungseffekt herbeizuführen, weil sich dunkle Strassen sehr viel mehr aufheizen als helle. Und hier konterkariert man jegliches Bestreben in diese Richtung dadurch, dass man eine dunkle Fläche, die erstmal Wärme anzieht bevor sie reflektiert, installiert .Ich tippe auf 1-2 C° mehr in der Umgebung des Museums. Vielleicht sollten hier Klimafachleute ran und nicht die Kulturstaatsministerin Roth entscheiden.

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Ich befürchte, dass man die Lage und die Breite der Potsdamer Straße nicht sinnvoll verändern kann. Die Straße selbst nimmt den Zugangsverkehr des Tiergarten Tunnels auf, ist Weiterführung der zentralen Innenstadtachse der Leipziger Straße, und sogar Scharnier für den Innenstadtverkehr zur Straße des 17. Juni. Die Potse am KF ist defacto eine Berliner Aorta des Kfz-Verkehrs.


    Ich bin auch für einen realistischen Umgang mit dem Parkplatzangebot. Der jetzige offene Parkplatz an der Philharmonie ist potthässlich und entwürdigt auch ein stückweit die Architektur. Da jedoch ein Gutteil der wohlhabenden Klientel für klassische Musik auch mit Autos anreisen will, würde ich auf die Komplettauflösung des Parkplatzangebot verzichten. Es müsste eine Tiefgarage plus vollüberbaute einstöckige Hochgarage her. Vielleicht im güldenen FassadenDesign der Philharmonie. Oder wenn es ökologisch wertvoll wirken soll mit kunstvoll berankter Außenwandbegrünung und Schnellladestation für E-Autos.

  • Man kann die jahrelange Diskussion hier doch damit gut zusammen fassen, dass allen die Stringenz fehlt (eben nach dem jeweiligen Gusto). Vielleicht ist es dementsprechend eben auch ein typisches Gebäude unserer Zeit, im Architektursprech meinetwegen postmodern. Das Ende aller Architektur.


    Mir persönlich bleibt zu hoffen, dass das Ausstellungskonzept begeistern kann, sobald die Architekten fertig sind und zukünftige Generationen nacharbeiten. Beispielsweise fehlt hier schon Grünfläche, ich kann mir vor dem geistigen Auge einen Park voller riesiger Bäume mit dichten Kronen vorstellen, der direkt an Straße und Museumsbau heran rückt und beides gnädig kaschiert.

    Wenn das gärtnerisch gepflegt ist dann ist sowas ganzjährig ein schöner Ort. Architektur ist in Deutschland schon noch sehr im 20. Jahrhundert stecken geblieben und bezieht nur totes Baumaterial oder abstrakte Vorstellungen in den Entwurf ein. Grün als notwendiges Übel und after-thought. Dazu mögen es viele Deutsche "ordentlich" und auch die Natur muss sich dem Linealstrich fügen. Entsprechend erbärmlich sehen diese in Beton gefassten monotonen Baumreihen dann auch aus.


    Das sogenannte Gebüsch ist wohl ein Platzhalter für die Diskussion die bei der Umsetzung noch folgt sowie die Ratlosigkeit, wie man mit Berliner Alltag (Assis und geizige öffentliche Verwaltung, die am Unterhalt spart) umgehen soll, damit das eine Oase und keine Kloake ist.

  • Die Dachsolarpanele mögen zwar die direkte Umgebung um 1-2° aufwärmen, der Passant wird das wohl kaum mitbekommen. Die befinden sich schließlich weit oberhalb über deren Köpfe. Ist nicht zu vergleichen mit Asphalt, der die Wärme natürlich weit intensiver speichert und langsamer abgibt. Für mich ist das sowieso kein Argument. Oder soll man jetzt jegliche Solarpanele verbieten?

  • Vielleicht ist es dementsprechend eben auch ein typisches Gebäude unserer Zeit, im Architektursprech meinetwegen postmodern.

    Wenn es ein Gebäude unserer Zeit ist, ist es "zeitgenössisch", aber ganz sicher nicht postmodern! In der Architektur war die Postmoderne ein kurzes Zeitfenster von Mitte der Achtziger bis Anfang der Neunziger Jahre. Bereits in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre gab es keine Postmoderne mehr, weil sich der Zeitgeist mittlerweile grundlegend geändert hatte. Ich werde es nie verstehen, warum die Begriffe "zeitgenössisch" und "postmodern" so häufig in einen Topf geworfen werden.

  • 3. Ein homogen gestaltetes Solardach dürfte optisch kaum negativ auffallen und könnte sogar einen modernen Schick generieren. Vorausgesetzt man nimmt die neueste und schönste Generation an Modulen.

    Nach dem ich einige Tage die neuen Renderings wiederholt angeschaut habe muss ich mich etwas korrigieren. Das rein schwarze Solardach ist zu dominant für die Umgebung. Die nur leicht schräg angelegte Dachkonstruktion wird aus der Fußgängerperspektive durch die schiere Dimension trotzdem viele Blickwinkel im Umfeld beherrschen.


    Das schwarze Dach wird so zum Darth Vader des Kulturforums und zieht die positive Aufmerksamkeit von Ikonen wie der Philharmonie und der NN ab. Es müssen freundliche Farben für das Dach her oder eine vielgestaltige Anordnung um das Bild aufzulockern.


    Hier sind ein paar interessante Solarmodule zur Auswahl.


    Und hier sind noch ein paar farbige Solarpanele.

  • Vom allerersten, groben Siegerentwurf war ich angesichts von Ort und Investitionssumme schon sehr enttäuscht, aber mit jeder weiteren Umplanung ging es noch rasanter bergab. Ich habe in den letzten 20 Kommentaren, so kontrovers die Diskussion auch war, auch niemanden vernommen, der die aktuelle Architektur bejubelt.


    Aber zum katastrophalen 20. Jahrhundert und vor allem zur abgehobenen Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die so vergeistigt ist, dass ich sie oft nicht einmal mit Bedienungsanleitung nachvollziehen, geschweige denn genießen kann, passt das Bauwerk oder Bollwerk doch ganz gut.


    Einige klimatechnische Maßnahmen finde ich bedenkenswert, zweifle aber an einer sinnvollen Umsetzung. Bei ausnahmslos allen modernen Museumsbauten, die ich kenne, hat man die enormen Deckenhöhen der klassischen Vorbilder übernommen und sogar gesteigert, allerdings ohne die Petersburger Hängung, welche diese Höhen auch ausnutzte. Für großformatige Kunstwerke mag das sinnvoll sein, meistenteils bleiben aber riesige Wandflächen ungenutzt und somit auch mehr Werke als nötig im Depot und kostbarer Raum sinnlos klimatisiert. Erschließungsflächen bleiben oft genug monofunktional.


    Vor allem gigantische Foyers, die nur dem Protz dienen, ärgern mich. (Gleichzeitig werden Garderoben, Schließfächer und WCs klaustrophobisch eng dimensioniert, denn damit kann man sich als Architekt oder Bauherr schließlich nicht so toll repräsentieren.) Kurz, bei der Raumnutzung müsste die Ökologie beginnen, indem man sich ganz einfach am menschlichen Maß orientiert.


    Im Übrigen könnte man sich auch mal ehrlich machen, ob all die Altbauten, die nach 100, 200 oder 300 Jahren immer noch (um-)genutzt werden, nicht umweltfreundlicher sind als hochtechnisierte Neubauten mit entweder überdimensionierten Glasflächen oder winzigen bis fehlenden Fenstern. Das Sonnenlicht nicht für die Beleuchtung des Innenraums zu nutzen, sondern für die Erzeugung von Strom, um dann damit den Innenraum zu beleuchten, erscheint mir absurd.


    Interessant ist doch, dass auch hier im Forum viele Vorschläge für Neu- und Umbauten gemacht werden, aber kaum welche für Umnutzungen bestehender Gebäude. Das ist halt nicht so sexy, aber dann sollte man auch nicht so laut "Umweltschutz" schreien. Mit Sicherheit hätte sich für die Kunstsammlung auch ein Bestandsgebäude in Staatsbesitz finden oder für die enorme Bausumme eines kaufen lassen.


    Auch aus ästhetischer Warte kann man Nachhaltigkeit betrachten. Eine Orientierung an und Weiterentwicklung von traditioneller Architektur wäre nachhaltig im eigentlichen Sinne. Gestaltungsmerkmale der klassischen Antike sind bis ins Art déco immer wieder neu interpretiert worden, sodass eine gewisse Harmonie der verschiedenen Baustile erreicht wurde. Diesen roten Faden zu ignorieren, funktioniert nur, wenn ein Entwurf ein Kunstwerk ist, ein herausragendes Individuum - und das ist die Kulturscheune, die sehr viel näher an einem Zweckbau als an einem Kunstwerk ist, nicht. Immerhin vernachlässigt sie den "roten Faden" der europäischen Baukultur nicht völlig, indem sie einen seiner Stränge weiterführt: sie hat ein Schrägdach.


    Wäre sie ein singuläres Kunstwerk, hätte sie das Recht, nicht umweltfreundlich sein zu müssen. Ich bin nicht der Meinung, dass herausragende Bauten zwingend begrünt und PV-bedacht sein sollten, erst recht nicht nachträglich, bei 99% der Neubauten außerhalb von Altstädten muss es hingegen Pflicht werden. Bitte dies bei den vielen langweiligen Projekten hier im Forum thematisieren und nicht nur bei z. B. Bauakademie und M20.

  • Vorschlag: Warum nutzt man nicht das riesige Flachdach der Neuen Nationalgalerie, auf dem sich derzeit nur grauer Kies befindet, zur Installation von PV-Modulen? Dort sieht es keiner und das Schrägdach des Museums des 20.Jhds kann so wie geplant ohne optische Beeinträchtigung und mit natürlicher Belichtung der Innenräume durch die perforierte Ziegelhaut umgesetzt werden. Aber wahrscheinlich entspricht das nicht Roth‘s Vorstellung eines plakativen Öko-Baus..

  • Ich konnte schon mit dem ursprünglichen Entwurf absolut nichts anfangen, auch nicht mit den hier offenbar sehr geschätzten Besonderheiten. Daher schocken mich die Änderungen nun auch entsprechend wenig. Irgendwie finde ich es insgesamt sogar stimmiger/ weniger prätentiös und gewollt, auch wenn es für mich so oder so ein unglaublich grob dimensionierter/proportionierter und banal gestalteter hässlicher Klotz bleibt. Schade um das viele Geld und das wertvolle Grundstück. Es bleibt dennoch zu hoffen, dass anschließend mal etwas Mühe in das Gesamterscheinungsbild des Kulturforums investiert wird. Da muss einfach mehr herausgeholt werden. Unabhängig von der jeweiligen Architektur haben wir hier kulturelle Institutionen mit hoher nationaler wie auch internationaler Bedeutung. Dieses enorme Potential wird in der räumlich-gestalterischen Vermittlung aber sträflich unter Wert verkauft.

  • Ich konnte schon mit dem ursprünglichen Entwurf absolut nichts anfangen, auch nicht mit den hier offenbar sehr geschätzten Besonderheiten.

    jan85 Mal Hand auf's Herz. Was hätte man denn Anderes bringen sollen als Entwurf?


    Das Museum der Moderne ist jetzt der Sündenbock dafür, dass die ganze städtebauliche Situation im Umfeld komplett verbockt ist.

  • jan85Was hätte man denn Anderes bringen sollen als Entwurf?

    Es ist natürlich einerseits schwer zu sagen, wie konkret ein richtig gelungener Wurf hätte aussehen können. In meinen Augen ist jedoch jeder einzelne der Bestandsbauten zumindest als Solitär deutlich stimmiger und überzeugender gestaltet. Das Problem ist jedoch, dass sie nicht aufeinander Bezug nehmen. Mein Favorit für den Museumsneubau wäre daher nach wie vor eine deutlich größere/höhere/volumigere und modernere Version von diesem kleinen Kultur-Campus gewesen. Man hätte das Museum so in Form kleinteiliger Gebäudeteile auf verschiedene inhaltlich abgrenzbare Areale unterteilen und auch den Innenhof mit einbeziehen können. Die verschiedenen Gebäudeteile hätten mE auch viel besser auf die unterschiedlichen Nachbarn reagieren bzw. mit diesen korrespondieren können. Zusammen mit einer Umgestaltung der Freiflächen hätte ich darin durchaus Chancen gesehen. Hätte, wäre, wenn...


    Dieser Neubau ist für mich dagegen mit weitem Abstand der gröbste, klotzigste und disharmonischste auf dem gesamten Areal, der mE nicht als alleiniger Sündenbock aber doch als massiver Brandbeschleuniger wirkt. Für mich erinnert da rein gar nichts an einen versunkenen Tempel aber sehr vieles an Funktionsbauten wie Supermärkte oder auch einfach ausgeführte moderne Markthallen (siehe z.B. das Dong Xuan Center). Die wahre Kunst an dem Bau war mE, durchaus Zustimmung und Anerkennung damit zu generieren (ich habe es von Beginn an und bis heute nie verstehen können). Kurz gesagt: Vermutlich hätte mich hier fast alles "Andere" mehr überzeugt, notfalls selbst ein Erhalt der Leerstelle...

  • ^ Zuerst einmal möchte ich dir Respekt zollen, weil du wirklich versuchst, das städtebauliche Problem zu lösen. Aber das von dir gezeigte Gemeinschafthaus in der Gropiusstadt ist nichts Anderes als eine niedrigere Ausführung von Philharmonie und Kammermusiksaal. Dein Versuch besteht darin, auf zwei vorhandene Solitäre mit einem dritten, niedrigeren Solitär zu antworten.


    Auf die Ansammlung von hohen Solitären mit einem niedrigeren Solitär zu reagieren ... na ja, das ist die Hoffnung, die "hohen Wellen" von Solitär 1 und Solitär 2 mit einem zukünftigen, kleinen Solitär 3 auslaufen lassen zu können. Das wird nicht nicht funktionieren , weil es an der Grundproblematik nichts ändert. Ein Solitär (wie die Philharmonie) kann als städtebauliche Dominante für ein Quartier mit mehreren hundert Gebäuden funktionieren. Aber ein Forum, in dem viele Solitäre direkt nebeneinander platziert sind, ist zum Scheitern verurteilt.

  • --- sehr schön, Jetzt sind wir wieder an dem Punkt angelangt wo ich wie schon, wie so oft einwerfenden muss:

    Das Museum des 20ten Jahrhunderts benötigt einen eigenen Strang!

    Weil es, wie alle anderen Gebäude des Kulturforums, nicht in Zusammenhang mit dem Kulturforum geplant wurde.

    Es gab keinen städtebaulichen Wettbewerb "Kulturforum". Wenn es Entwürfe hierfür gab oder gibt so sind dies immer sehr begrüßenswerte Aktionen einzelner Architekten und Büros, die aus eigenem Antrieb etwas Bewegung in die Misere bringen wollten/wollen.

    Was hier steht und entsteht ist immer nur für das dafür vorgesehene Baufeldsegment geplant. Nicht in Zusammenhang mit einer städtebaulichen Idee etwa und auch nicht in Zusammenspiel mit benachbarten Gebäuden.

    Das Ergebnis einer solchen Vorgehensweise ist hier anschaulich zu begutachten.

    Und man lernt nicht daraus, das ist das tragische.

  • ^Dein Versuch besteht darin, auf zwei vorhandene Solitäre mit einem dritten, niedrigeren Solitär zu antworten.


    Aber ein Forum, in dem viele Solitäre direkt nebeneinander platziert sind, ist zum Scheitern verurteilt.

    Das ist ein Missverständnis. Ich könnte mir gut ein Gebäude-Arrangement WIE beim Gemeinschaftshaus aber in etwas größeren Dimensionen vorstellen. Dabei würden die 4 verschiedenen Segmente zwar eine Gesamteinheit bilden aber könnten zugleich auch jeweils auf ihr direktes Gegenüber reagieren (etwa durch korrespondierende Höhe oder auch selektiv eingestreute Zitate bei der Formensprache und/oder Materialität). Der Innenhof könnte ebenfalls einbezogen werden und Grün mit Kunst kombinieren (ähnlich wie der Skulpturen"garten" der Nationalgalerie). Theoretisch wäre es sogar möglich gewesen, Durchgänge einzufügen und so zugleich den Hof tagsüber kostenlos zugänglich zu machen.


    Ich würde den Neubau gerne eine vermittelnde Rolle erfüllen sehen. Er würde damit gerade NICHT als weiterer reiner Solitär fungieren, sondern vielmehr als ein betont verbindendes Element zwischen den solitären sowie der Freifläche. In Kombination mit einer stimmigeren Umfeldgestaltung könnte das mE dann durchaus einen Unterschied machen. So hat man nun allerdings wie Camondo schreibt die bisherigen Fehler wiederholt, nur in noch riesigeren Dimensionen - und das mE in einem plumperen, uninspirierteren Erscheinungsbild. Der Bau beeindruckt mich leider nicht einmal als Solitär und ist hier völlig deplatziert sowie kontraproduktiv. Kommen wird er nun aber ohnehin. Wir werden also das beste daraus machen müssen (und ich hoffe nach wie vor, vielleicht letztlich dann doch noch positiv überrascht zu werden)...

  • Es hat mir dann doch keine Ruhe gelassen und ich hab die halbe Nacht in den Tiefen meiner Bibliothek dieses Buch gesucht und schließlich gefunden.

    Also, für alle die sich eingehender mit der Baugeschichte des Kulturforums befassen möchten kann ich dieses nur empfehlen.


    Platz und Monument

    Die Kontroverse um das Kulturforum Berlin 1980 - 1992

    .... „Im Schatten des Potsdamer Platzes liegt das Kulturforum, unvollendet nach mehr als zehn Jahren „Kulturkampf“.

    Das Buch dokumentiert diese spannende und wechselhafte Geschichte“. ...


    Berlinische Galerie, Museum für Moderne Kunst, Photographie und Architektur

    Dietrich Reimer Verlag

    ISBN 3-496-01092-4


    Es beinhaltet natürlich auch die Geschichte vor 1980, steigt dann so richtig mit Scharouns „Kollektivplan“ 1946 für Berlin ein und beschreibt die Situation bis kurz nach der Vereinigung. Mit sehr interessante Skizzen und Entwürfen, Fotos etc.

  • jan85 und Architekturfan


    Haben wir wirklich die besseren Ideen als die 460 Architekturbüros aus aller Welt, die an dem kolossalen Ideenwettbewerb teilgenommen haben? Alles war dabei, was Rang und Namen hat. Im Realisierungswettbewerb waren es auch noch 42 Büros. Ich hatte mir die kunterbunte Ausstellung der Entwürfe damals angesehen und wirklich keinen ganz großen Wurf dabei entdeckt.


    Die Fragen, die wir uns jetzt immer wieder stellen, haben sich sowohl die Büros als auch die Preisrichter gestellt. Die sind ja nicht dümmer als wir. ;)


    Aber die Vorgaben waren nun einmal, eine vorgegebene Grundstücksfläche zu beplanen, die von Kirche, Baum, "Autobahn", Scharoun und verkorkstem Aufgang zur Gemäldegalerie gesäumt ist - und eben kein "neues" Kulturforum. Hätte man machen können, vielleicht sogar machen müssen. Aber dann wäre mit Sicherheit heute noch kein Spatenstich erfolgt.


    Was ich gerade sehe: Auf der ersten Seite dieses Stranges, also im Jahr 2005, wurde schon im Senat und hier sehr kontrovers über eine Neuordnung des Kulturforums diskutiert.

  • jan85 und Architekturfan


    Haben wir wirklich die besseren Ideen als die 460 Architekturbüros aus aller Welt?

    Ich hatte mir die kunterbunte Ausstellung der Entwürfe damals angesehen und wirklich keinen ganz großen Wurf dabei entdeckt.

    Das behaupte ich so auch gar nicht. Ich wurde halt direkt nach eigenen Ideen gefragt und schrieb auch direkt zum Einstieg, dass es natürlich alles andere als eine leichte Aufgabe ist und was nach meinem subjektiven Geschmack vielleicht(!) besser funktioniert hätte. Aber ganz ehrlich: Wenn kein guter oder zumindest überzeugender Entwurf kommt, dann muss man mE auch nicht so viel Geld ausgeben und die bescheidene Ausgangslage damit eher noch verschlimmbessern.


    Aber man brauchte Flächen und die Entscheidung ist jetzt eh durch. Also muss ich da jetzt auch einfach durch. Zumindest als Institution wird das Projekt hoffentlich ein Gewinn.