Beiträge von Kieselgur

    Neubau Gaskraftwerk am Standtort Gersteinwerk in Werne (Stockum)


    Das Gersteinwerk war lange Zeit ein kombiniertes Kohle- und Gaskraftwerk. Der letzte Kohleblock, für den um 1980 auch der 282 m hohe Schornstein gebaut wurde, wurde 2019 stillgelegt. Ein Gasblock ist noch für Spitzenlast in Betrieb, zwei weitere sind als Reserve vorgesehen.


    Planungen für den Bau eines neuen Gasblocks gibt es schon seit über 10 Jahren. Bis 2020 war der Standort dieses GuD-Kraftwerkes aber auf der anderen Seite des jetzigen Kraftwerkes geplant, wofür Werkstattgebäude und Gebäude der Betriebsfeuerwehr abgerissen werden sollten, die Genehmigung der Bezirksregierung Arnsberg lag bereits vor. Dass das Kraftwerk näher an die Wohnbebauung des Werner Ortsteils Stockum rücken sollte, löste vor einigen Jahren noch Unmut und Proteste auf Bürgerversammlungen aus, da höhere Lärmemmissionen befürchtet wurden, diese wurden damals mit den Worten abgeschmettert, dass ein neu gebautes Gaskraftwerk deutlich leiser wäre und damit alle Grenzwerte eingehalten würden.


    Nachdem es durch den Krieg in der Ukraine und dem damit einhergehenden massivem Anstieg der Gaspreise zuerst still um den Neubau geworden war, soll es nun ganz schnell gehen. Ende Mai präsentierte die RWE Neubaupläne für ein Gaskraftwerk, welches zukünftig auch auf Wasserstoff umstellbar sein soll.

    Die dabei präsentierte Visualisierung zeigt nun interessanterweise den Neubau auf der ortsabgewandten Seite, was wohl bauverzögernde Klagen vermeiden dürfte. Abgerissen sollen nun nicht mehr benötigte Anlagen des früheren Kohleblocks wie Rauchgaswäsche und der hohe Schornstein. Der Start der Abrissarbeiten ist noch für 2024 geplant, denn bereits 2030 soll das neue Kraftwerk in Betrieb gehen.


    Zur Stromerzeugung ist der Standort Gersteinwerk sicher ideal, hier kreuzen sich wichtige Hochspannungsleitungen und der Neubau einer weiteren ist von Westerkappeln bei Ibbenbüren zum Umspannwerk beim Gersteinwerk durch Amprion in Planung. Das Kraftwerk hat einen direkten Anschluss ans Gasnetz und es gibt einen unterirdischen Röhrenspeicher dafür. Zuletzt wurde am Standort auch ein großer Batteriespeicher installiert.


    Der einzige Wehmutstropfen, den ich sehe ist, dass die Abwärme des neuen Kraftwerkes kaum nutzbar sein wird. Der Bau einer Fernwärmeleitung bis zu den kilometerweit entfernten größeren Verbraucher in Werne, wie Schwimmbad, Schulzentren und Stadtverwaltung wäre immens teuer, da ist die Beheizung mit kleineren Blockheizkraftwerken wirtschaftlicher. Es ist daher zu hoffen, dass der Bau weiterer solcher auf H2-Umstellung konzipierter Kraftwerke besser mit bestehenden Fernwärmenetzen gekoppelt wird.


    Noch eine Anmerkung zum Standort Gersteinwerk und dem Haupttitel dieses Threads:

    Wenn der Bau des neuen Gaskraftwerkes abgeschlossen ist, dürfte die endgültige Stilllegung der bisherigen Gasblöcke erfolgen, die restlichen Altbauten, insbesondere auch die drei großen, weithin sichtbaren Kühltürme dürften dann obsolet sein, ein Abriss ist damit absehbar.

    Kann es nicht auch sein, dass dies Gerüst im Zusammenhang mit dem Ausbau des Propositionssaals steht? Dabei sollen die Fenster ja auch verändert werden. Außerdem muss man die Baumaterialen für den Ausbau ja hinein bekommen und will damit sicher nicht jedesmal durch die bereits fertig gestellten Räume hindurch und die Wendeltreppe ist dafür sicher auch etwas eng.

    Andererseits kann man eine Vergabe für Gerüstarbeiten zur Fassadensanierung "Werterhalt" finden.

    Münster plant ja seine sogenannte Kanalpromenade, also den Ausbau der Seitenwege des Dortmund-Emskanals, vorwiegend aber des südlichen bzw. östlichen Seitenweges, hier sprechen wir aber über den nord/westlichen Seitenweg. Im Bereich des Hafens soll der Kanal noch verbreitert werden. Im Gegensatz zu anderen Abschnitten der Kanalpromenade liegen deswegen für den Bereich des Hafens auch noch keine Pläne für die Kanalpromenade an dieser Stelle vor.


    Die eingezeichnete Straße liegt deutlich tiefer als der Albersloher Weg. Direkte Rampen zu diesem hoch sind unsinnig, da der Hafengrenzweg, bzw. die Straße Hawerkamp auch als Auffahrt funktionieren würden und nur wenige Meter weiter liegen.


    Das Problem ist wirklich, dass der Hauptradverkehr an diesem speziellem Streckenabschnitt vorbeigehen würde. Wer vom Albersloher Weg zu den Clubs will fährt derzeit ja direkt durch den Hawerkamp.


    Es wäre z.B. interessant, wenn es südwestlich der Clubs am Hawerkamp bis zum Industrieweg weitergehen würde. Aber da kreuzt halt die Trasse der WLE, auf der bald ja wieder dichter Verkehr stattfinden soll und einer der Gewerbebetriebe müsste Platz für diese Radtrasse machen. Auch die Führung quer übers Hafenbecken Richtung Hohenzollernring wäre an sich nicht verkehrt. Dafür müsste die geplante Pontonbrücke aber breit und auch für schnellen Radverkehr stabil genug sein, sonst nutzt die kein Radfahrer als Abkürzung.


    Von daher ist diese Straße/Radwegtrasse auf der Visualisierung der Drei Schwestern zwar schön anzusehen, aber es wäre ein ziemliches Stummelstück, bei dem die Einbindung in eine komplette Strecke völlig in den Sternen steht.


    Eine Möglichkeit wäre allerdings, dass die Straße "Am Hawerkamp" gekappt, bzw. mehr oder weniger neu trassiert würde. Dann wäre dies Straßenstück ab dem Albersloher Weg die einzige Zufahrt zu den am Ende der Strecke liegenden Clubs. Vorteil wäre, dass die Messe ihr an dieser Stelle merkwürdig geschnittenes Grundstück begradigen könnte. Das Jovel selbst wäre dabei wohl nicht betroffen, wohl aber der Autohändler direkt dahinter.


    Man darf gespannt sein. Bevor der Kanal an dieser Stelle nicht ausgebaut ist passiert da aber wohl nix.

    Das sieht schick aus, aber am interessantesten an dieser Visualisierung finde ich eigentlich diesen riesigen promenadenartigen Radweg der vorm Gebäude entlangführt. Der schaut zwar äußerst schick aus, aber wo sollen die Radfahrer her kommen um diesen gescheit zu nutzen?


    Nach links würde der direkt vors kleine Hafenbecken führen, das wäre zwar schnell umrundet und dann hätte man mit den Clubs am Hawerkamp schon einen entsprechenden Start und Zielpunkt, aber nach rechts landet man vorm großem Hafenbecken. Außer der Wohnbebauung mit diesen Drei Schwestern gäbe es dann da aber nicht viel, von wo Radfahrer her kommen könnten, bzw. was sie bei der Rückkehr als Ziel anstreben könnten. Denn die ganze geplante Wohnbebauung auf dem Osmo-Gelände befindet sich ja auf der anderen Seite des Hafenbeckens und kein Radfahrer mit dem Ziel der Clubs am Hawerkamp wird einen langen Umweg durch das eigentliche Gewerbegebiet des Hafens machen.


    Abhilfe würde eine Brücke schaffen, die die Stadt Münster als schwimmende Pontonbrücke plant. Ob das was wird bleibt erstmal abzuwarten.

    Selbst wenn da auch eine Spendenquittung ausgestellt wurde, hätte Köln für den Bruchteil des Marktpreises eine Kunstsammlum im Wert von Milliarden erhalten. Die Spendenquittung würde ja auch nicht über den kompletten Verkehrswert ausgestellt und könnte auch nur begrenzt bei der Einkommenssteuer angerechnet werden. Da der Anteil an der Einkommenssteuer nach Schlüsselzahlen berechnet wird, fallen Steuerausfälle für die Gemeinden durch Spendenquittungen gar nicht so hoch aus.


    Bei Vermögensübertragung an die nächste Generation können Erbschaftssteuern auch mal mit der Übertragung von Kunstwerken beglichen werden. Allerdings stammt Herr Corboud aus der Schweiz, wo Erbschafts- und damit auch Schenkungssteuern, deutlich niedriger liegen als in Deutschland. Die Schenkung fand zwar bereits im Jahre 2001 statt, als das Ehepaar noch in Köln wohnte, zuletzt wohnte er aber wieder in der Schweiz.

    Es lag also mit Sicherheit nicht die Intention Steuern sparen zu wollen bei der Schenkung zugrunde, sondern der Wunsch, dass eine Sammlung, die über ein ganzes Leben zusammen getragen wurde nicht nach dem Tod wieder auseinander gerissen wird.

    Das war ja schon der Wunsch des Nachlasses von Ferdinand Franz Wallraf, der den Grundstock des heutigen Museums zusammentrug.


    ...


    Insgesamt aber erfreulich, dass es mit der Erweiterung endlich mal los geht, es dauert ja inzwischen schon lang genug und die Fertigstellung des gegenüberliegende Museums im Quartier kommt ja nun auch voran.

    Hafenmarkt (83 WE, zuletzt hier)

    Der Hafenmarkt ist eröffnet. Es wirkt einfach nicht großstädtisch genug. Die Verkehrsflächen sollten von höheren Gebäuden umgeben sein, dreistöckig kann man heute in Innenstädten nicht mehr bauen. Ich denke auch nicht, dass mehr Wohnungen zu mehr Theater mit den Nachbarn geführt hätte, denn das war ja einer der Kritikpunkte.

    Mehr Wohnungen an sich hätten nicht zu Theater mit den Nachbarn geführt, allerdings soll sich in Münster ja alles in die Umgebungsbebauung einfügen und daher hätte es dann wieder doch Ärger gegeben, wenn das Gebäude weitgehend die Traufhöhe der Umgebung ignoriert hätte. Mehr als das Minitürmchen an der Einfahrt war folglich nicht drin. Wie man am Stadthafen selbst sieht, gehen ein paar Stockwerke an sich schon, wenn denn die Nachbarbebauung ebenfalls so hoch ist.

    Ansonsten ist man in Münster, wenn es um Ersatzbauten als Bauen im Bestand geht, ja etwas eigen, so wurden die Hochhauspläne für das Grundstück am Hauptbahnhof abgelehnt und mit einem neuem Bebauungsplan unmöglich gemacht.


    Ich finde aber man sollte das Bauprojekt Hafencenter nicht überdramatisieren. Es schaut schon deutlich besser aus, als etwa das York-Center mit seiner Fassade aus Eternit und Streckmetall. :)

    Was vielleicht etwas zu wenig wirken könnte ist etwas mehr barocker Schwung.

    Die Kritik müsste dann ja auch eher an die Baumeister des 19. Jahrhunderts gehen, denn Tambour und Kuppel entstanden erst um 1850, also der Spätphase des eigentlichen Klassizismus, insofern sind hier geradlinigere Figuren nicht nur aufgrund religiöser Thematik durchaus angebracht.


    Zu beachten gilt auch, dass das Berliner Stadtschloss in seiner äußeren Gestaltung weniger dem sehr schwungvollem italienischem Barock zuzuordnen ist, sondern eher dem sogenannten "Klassizistischen Barock" welcher in Frankreich und im nördlichem Europa vor allem in der Fassadengestaltung recht häufig zu finden ist, so eben auch in Preußen. In Dresden wurde im eher Italienischem Barock gebaut.


    Innerhalb einer Kunstepoche können sich die Gestaltungsmittel also durchaus kräftig unterscheiden, man denke da z.B. auch an den sehr freien floralen Jugendstil des französischen Art Noveau und den oft sehr streng geometrischen Stil der Wiener Secession.


    Bitte dran denken, dies ist der Bauthread. Allgemeine Themen rund ums Stadtschloss bitte hier in der Lounge posten. Danke.

    Ich halte sowohl die Flächen am Hafen als auch am Hbf Nord für zu klein. Ich persönlich bin aber auch eher ein Fan von richtigen weitläufigen Campus Hochschulen.

    Ein weitläufiger Campus mag ja optisch was her machen, bedingt aber eigentlich, dass die Studenten und möglichst auch die Arbeitnehmer dort in der Nähe wohnen. Viele Fach-/Hochschulen in NRW sind aber darauf ausgelegt, dass viele Studierende dort als Pendler hinkommen. Ein weitläufiger Campus lässt sich aber nicht nachträglich im Bereich der Innenstadt anlegen. Ist er außerhalb der Innenstadt gelegen, nützt auch ein halbwegs guter ÖPNV-Anschluss wenig, wenn Pendler mehrmals umsteigen müssen und durch verpasste Anschlüsse Zeit verlieren. Bei einem heutzutage eher kompaktifiziertem Studium fehlt diese Zeit fürs Lernen. Selbst die Dortmunder Uni verlegt inzwischen ja Teile ihres Betriebes in die Innenstadt von Dortmund.

    Ich gönne Dortmund ja durchaus die Weiterführung des Geschäftsbetriebes, auch weil eine Umnutzung dieser Großimmobilie mit ihrer großen Gebäudetiefe nicht einfach wäre. Ich hege aber doch so meine Zweifel, ob Dortmund als Standort eines Premiumkaufhauses wirklich taugt. Klar ist der Westenhellweg regelmäßig gut gefüllt, aber sind dabei auch genügend Kunden bei, die im Premiumhaus kaufen würden?

    Wer sich Premiumpreise leisten kann, ist mit Sicherheit in der Lage bis Düsseldorf oder Köln zu fahren, wo er außerhalb des reinen Einkaufens besser flanieren kann. Eher sehe ich für den Standort Münster die Chance für ein Premiumhaus. Münster mag weniger Einwohner als Dortmund haben, hat aber ein finanzkräftiges Umland und bietet die optisch schönere Stadtansicht. Ein immer wichtigeres Argument, wenn es darum geht Kunden von außerhalb anzuziehen.

    Beim Standort Münster war bei der letzten Insolvenz ziemlich schnell klar, dass dort beide Häuser weitergeführt werden sollten. Beim Standort Dortmund war die Schließung schon fast beschlossene Sache, bis der Vermieter doch noch bereit war die Miete zu senken und Vermieter ist weder in in Münster, noch in Dortmund die Signa-Gruppe.

    Im Louvre würde man kaum auf die Idee kommen, die Mona Lisa für 10 Jahre wegzusperren - allein schon weil an solchen Ikonen der Kunst Tourismus-Einnahmen hängen.

    Die Mona Lisa ist allerdings auch ein deutlich kleineres Ausstellungsstück, welches in den langen Jahren des Umbaus des ganzen Louvre-Komplexes mehrmals umzog. Insgesamt dürfte das Gebäudevolumen des Louvre mindestens/fast genauso groß wie die gesamte Museumsinsel sein. Dessen Sanierung und Umbau zog sich aber auch 30 Jahre hin, wenn man vom Beginn der Arbeiten Anfang der 80er bis zur Eröffnung der islamischen Abteilung im Jahr 2012 rechnet.


    Der Vorteil beim Louvre war allerdings, dass er vorm Beginn der ganzen Arbeiten nur zum Teil als Museum genutzt wurde und die wichtigsten Austellungsstücke des Louvre nun einmal beweglich und nicht wie beim Pergamonmuseum fest eingebaut sind. Zwar besitzt auch der Louvre einige Großskulpturen und Architekturelemente, welche man nicht beliebig hin- und herschieben konnte, da an diesen aber die Hauptbesucherströme vorbei laufen, fiel es auch gar nicht weiter auf, wenn diese zeitweise nicht zugänglich waren.

    Am ehesten wurde während der Sanierung des Louvre wohl das Raumerlebnis der großen Galerie, während deren Generalsanierung vermisst. Die wichtigsten Kunstwerke waren jedoch fast immer zugänglich. Die Austellungsfläche des Louvre wurde mit der Sanierung massiv vergrößert, so konnte man vielfach zuerst zuvor nicht als Museum genutzte Bereiche komplett sanieren, dort Austellungsflächen einräumen und dann die komplett (!) frei gezogenen Flächen sanieren. Das ist im Pergamonmuseum mit seinen fest eingebauten und empfindlichen antiken Architekturteilen so nicht möglich, wobei aber die römisch-griechischen Skulpturen aus dem Stadtbahnsaal ins Alte Museum umzogen und für den Pergamonfries ein eigenes Austellungsgebäude entstand.


    Die Mona Lisa kann man wenn überhaupt mit der Büste der Nofretete vergleichen, selbige zog nach der Wiedervereinigung auch zweimal um, bevor sie im saniertem Neuem Museum eine neue Heimat fand.


    Wenn die Mschatta-Fassade im Nordflügel aufgebaut und auch der Pergamonfries wieder angebracht ist, könnte man im im derzeitigem temporärem Austellungsgebäude fürs Pergamonmuseum, statt dem Pergamonpanorama, ein Panorama des Ischtar-Tores samt Prozessionstraße im Zustand seiner Entstehungszeit präsentieren und dazu die mobilen Stücke des vorderasiatischen Museums, dann dürfte deren Unzugänglichkeit während der Sanierung des Südflügels nicht ganz so schwer fallen.

    Ja, was die Kostenfrage angeht, würde ich mich da von der Seite Berlins her nicht unter Druck setzen lassen. Jetzt hat man die Frage des Neubaus und Standortes so lange vor sich her geschoben, dass es auf etwas mehr Zeit nun auch nicht ankommt.


    Soll die Galeries Lafayette halt erst mal ausziehen und dann mal abwarten, ob der jetzige Besitzer einen sonstigen Nachmieter findet. Wenn nicht, geht der mit dem Preis wohl runter. Das ganze ist halt ein Pokerspiel, da sollte der Berliner Senat sich nicht durch zuviel gezeigte Begeisterung zu früh selbst in die Karten schauen lassen und bei jedem Preis mitgehen.


    Deine Ausführung, dass Bibliotheken weiterhin öffentliche Orte der Begegnung und des eigenständigen, eher ungestörten Lernens sind, finde ich ganz richtig. Es geht eben nicht nur um den reinen Abstell-/Abholplatz für Bücher oder sonstige Medien. Für die ganzen anderen Aktivitäten benötigt man eben auch einiges an Fläche, das wird gerne vergessen. Solche öffentlichen Begegnungsflächen wird man auch weiterhin benötigen.


    In den USA oder dem UK ist der Eintritt der meisten staatlichen Museen frei, so dass diese auch öffentliche Orte sind, wo Menschen auch einfach nur mal hingehen, um an einem wettergeschützten Ort mal eine ruhige Zeit zu verbringen, wenn sie das Daheim nicht können und ihnen ein Einkaufszentrum zu rummelig ist. Mit dem Humboldt Forum und einigen wenigen Museen in anderen Städten gibt es so etwas inzwischen ja auch in Deutschland. Es kann sogar sein, dass auch in Deutschland der Bedarf an solchen Orten sogar zunehmen wird, wenn es so manchen Menschen daheim zu kalt, zu warm oder einfach zu voll ist.

    Dass auch der Inhalt der Bibliotheken größtenteils digitalisiert angeboten werden wird, stelle ich ja gar nicht in Frage.


    Bis man aber wirklich jedes Buch und jeden Text erfasst hat, wird es noch etwas dauern. Zumal es für eine vernünftige Recherche nicht ausreichen wird nur das Digitalisat vorliegen zu haben, sondern es muss auch eine automatische Durchsuchung des gesamten Textes nicht nur nach Stichwörtern, sondern auch nach sinnvollen Textzusammenhängen möglich sein, denn sonst kann man die Zahl der Texte, die man dann mit eigenen Augen recherchieren will, gar nicht sinnvoll reduzieren, aber dabei werden künstliche Intelligenzen sicherlich immer mehr eine Hilfe bei sein.


    Das muss aber nicht heißen, dass man schon jetzt komplett dazu übergehen sollte bei der Neuanlage von physisch begehbaren Bibliotheken nur einen Austellungsraum für bibliophile Kostbarkeiten, ein paar reinen Telearbeitsplätzen, einen Raum für Vorträge, einer Aktionsfläche bei der man junge Leser - also Kinder - an die Materie heranführt und eine Fläche für Gastronomie einzuplanen und auf bestückte Buchregale und echte physische Ausleihe ganz zu verzichten. Sicher könnte man so eine Menge Geld einsparen, aber so weit sind wir noch nicht.


    Wieviel die Berliner Landesbibliothek letzlich kosten darf, kann und muss ich ja nicht entscheiden. Sicherlich müsste man das nun in der Diskussion stehende Gebäude und Grundstück nicht sofort kaufen. Ein Mietkauf oder reine Anmietung dürfte auf Dauer zwar noch teurer werden, aber solch langfristige Zahlen bemerkt ja nicht jeder Wähler. ;)


    Aber um nochmal auf Architektenkinds Einwurf zu der fehlenden Magazinfläche an der Friedrichstraße zurückzukommen:


    Ich denke auch wenn man neben der AGB neu gebaut hätte oder auf dem Marx-Engels-Forum, hätte man wohl kaum das Außenmagazin im Westhafen aufgegeben. Reine Magazinräume sind architektonisch nicht wirklich hübsch anzuschauen. Zwar hat Ernst von Ihne die Magazinräume im Bau der Staatsbibliothek unter den Linden gut kaschiert, dafür ist das Gebäude auch ein ziemlicher Trumm und die dortigen Magazinräume reichen inzwischen bei weitem nicht aus.

    Weder in der Stadtmitte, noch in Kreuzberg würde man für oberirdische Magazine wohl den entsprechenden Platz verbrauchen wollen, unterirdische Magazinfläche zu bauen ist beim schwierigem Berliner Untergrund erst recht teuer. Nur auf dem Tempelhofer Feld hätte man für die Magazinfläche auch oberirdisch genügend in die Breite gehen können. Aber wenn man zentraler ein Gebäude mit weniger Fläche haben kann, warum das Magazin am Westhafen nicht weiter nutzen? Zudem die Staatsbibliothek als Untermieter mit ihrer Zeitungsabteilung nun raus ist und man dort nun umso mehr Platz hat.

    Dass sich in großen Bibliotheken die meisten Bücher im für den normalen Nutzer nicht zugänglichem Magazin befinden, ist doch vollkommen üblich. Selbst wenn sich das Magazin am gleichem Standort befindet, dauert es stets einige Zeit, bis das Buch zum Ausleihen oder zum Lesen vor Ort bereit gestellt werden kann. Die Wartezeit wird sich durch einen anderen Standort des Magazines nicht so wahnsinnig erhöhen.


    Wer wirklich intensive Recherche betreibt, wird in Berlin sowieso nicht umhin kommen gleich mehrere der großen Bibliotheken aufzusuchen, weil sich deren Bestand thematisch teils überschneidet. Da deren Bestand inzwischen online einsehbar ist und regelmäßige Nutzer einen Onlinezugang haben, können sie die gewünschten Bücher auch von Daheim aus vorbestellen. Der wichtigste Punkt bei solcher Recherche wird Angesichts eines teils überquellenden Angebots sowieso die sorgfältige Vorauswahl, was man sich denn anschauen möchte und was man aus Zeitgründen im Regal stehen lässt.


    Die Bibliotheken merken auch sehr schnell, welche Bücher gerade "in" sind und was teils jahrzehntelang keiner lesen will. Deshalb stellt es kein Problem dar, die selten genutzten Bücher in ein Magazin abseits des Hauptstandortes zu packen, das macht die Staatsbibliothek mit ihrem Speichermagazin in Friedrichshagen doch nicht anders.


    Deshalb finde ich dies Argument äußerst schwach. Einen reinen Bücher-Showroom wird es an der Friedrichstraße sicher nicht geben, aber natürlich besitzt auch die Berliner Landesbibliothek einige Kostbarkeiten, für die eine museale Präsentation auf einem Teil der Fläche durchaus angeraten erscheint.

    Das Argument "Klimaschutz" ist ja derzeit ein Modeargument, welches stets hervorgeholt wird, aber eben nicht immer zutrifft. Der Neubau wird mit Sicherheit klimafreundlicher sein, aber ein Neubau ist sicherlich nicht grundsätzlich klimafreundlicher, als eine Sanierung.


    Wenn man aber das Gesamtpaket sieht:

    Verbesserung des Grundrisses, Verbesserung des Schallschutzes für viele Büros, bei gleichzeitig einfacherer Klimatisierung derselbigen, dürfte eben vieles doch für einen Abriss und Neubau sprechen, zumal eine Sanierung mit Entkernung bis zum Betonskelett weniger gut kalkulierbar ist und es dann umso mehr zu massiven Kostensteigerungen bei unvorhergesehenem Mehraufwand kommen kann.


    So manchem hier im Forum dürfte ja vorwiegend der Verlust eines Hochhauses in Köln stören. Den BLB NRW ist dies aber egal, da es Platz genug gibt, um in die Breite zu bauen, wird er eben doch eher ein niedrigeres Bauwerk bevorzugen. Da braucht es dann keine Doppelfassade, wenn Fenster auch in den oberen Etagen zu öffnen sein sollen. Brandschutzauflagen, was Fluchtwege betrifft, sind auch viel einfacher zu realisieren. Für ein Justizzentrum wohl auch wichtig ist, dass sich ein breitgelagerter Bau mit wahrscheinlich mehreren Eingängen besser in Bereiche mit unterschiedlicher Sicherheitsrelevanz aufteilen lässt, als ein vorwiegend in die Höhe gebautes Justizzentrum.


    Denkmalschutz würde hier auch nicht helfen, denn eine komplett neue Fassade wäre ja auf jeden Fall fällig und ich glaube nicht, dass es hier viele gibt, die einen Erhalt, bzw. Wiederherstellung der Fassade in der jetzigen Form wünschen. Die reine Kubatur und Höhe wäre hier aber kaum als Denkmal schützbar.

    ^Ich meinte damit auch eher genau umgekehrt, dass es so etwas sehr viel Licht werden könnte.

    Bilder der jetzigen Saurierhalle werden ja vorwiegend bei einem Lichtoptimum gemacht worden sein, wenn also künstliches Licht alles dramatischer in Szene setzt und nicht unbedingt wenn im Hochsommer die Sonne senkrecht auf die Milchglasdecke scheint.


    Die neuen Innenhöfe werden ja auch nur semitransparent überdacht, vielleicht mit weißen Kunstoffmembranen, wie z.B. beim kleinem Schlosshof in Dresden. Das dürfte auch hellstes Sonnenlicht genügend dämpfen. Die Räume rund um die Innenhöfe dürften durch die Überdachung auch gleichmäßiger ausgeleuchtet werden, weil es keine harten Schatten mehr geben wird. Visualisierungen übertreiben bei der Lichtstimmung immer auch mal gerne, mal zu hell, mal zu dunkel um alles dramatischer zu machen. Davon würde ich mich also nicht täuschen lassen. Die meiste Zeit des Jahres wird man sowieso zusätzlich beleuchten müssen. Vielleicht gibt es ja auch noch eine PV-Anlage auf dem Dach der bestehenden Gebäude.

    Die beiden noch nicht überdachten Innenhöfe des Naturkundemuseum sind jeweils fast doppelt so groß wie der jetzige Sauriersaal. Fenster wird es auch wieder rundherum geben. Man hat dann nur keine gewölbte Decke mehr. Dafür dann aber ein großzügiges Foyer für Besucher, was derzeit ja fehlt. Ich glaube das wird eine gute Lösung, weil man die Besucherströme dann besser lenken kann.


    Dass es Probleme mit dem Licht gibt glaube ich nicht. Licht ist für Museumssammlungen ja eigentlich eher der "natürliche Feind". Die Brücken durch die neuen Austellungssäle hindurch deute ich so, dass der hintere Querriegel des Museums weniger für Ausstellungsrundgänge angedacht ist und der Rundgang stattdessen über diese Brücken geführt wird.


    Da in Adlershof ein Zweckbau für Magazinräume und Forschungslabore entstehen soll, gehe ich auch eher davon aus, dass man sich von bisherigen Umbauplanungen mit Depoträumen in Tiefgeschossen verabschiedet hat. Beim jetzigem Gebäude in die Tiefe zu buddeln, dürfte teuer und mit großen Kostenrisiken verbunden sein.

    Die Brücke über die Münsterstraße wird ja schon seit Jahren teilweise abgestützt und es ist bestimmt sinnvoll diese neu zu bauen. Platz genug für eine Verbreiterung um das Gleisvorfeld früher aufzufächern wäre hier ja auch genug. Den Neubau der Brücke hat man bisher wohl vor allem wegen der hohen Kosten und der notwendigen Sperrungen während der Bauphase immer vor sich her geschoben. An der Leuthardstraße wurde die Brücke schon vor gut 15 Jahren erneuert, eine Verbreiterung sollte daher wohl ohne Probleme möglich sein.


    Interessant wäre es zu erfahren, ob mit dem Ausbau der Strecke Richtung Hamm und dem Neubau der Brücke über die Bornstraße auch wieder der Gleisüberwurf für die Strecke Richtung Münster mitaufgenommen wird. Dieser wurde ja zuletzt wegen der Kosten gestrichen, wodurch es allerdings auch vorerst nicht möglich ist den RXX bis Münster zu verlängern. Ohne diese Ausfädelung dürfte der Ausbau der Strecke Richtung Hamm wenig Sinn machen, da es sonst an dieser Stelle regelmäßig wieder zu Konflikten bezüglich des Vorrechtes bei der Einfahrt in den Bahnhof Dortmund kommen dürfte.


    Mit diesem Überwurf könnten dann auch die Regionalbahnen Richtung Lünen in S-Bahnen umgewandelt werden. Die Stadt Münster plant ja auch ein eigenes S-Bahnnetz, dessen einer Ast auch den jetzigen RB 50 Richtung Dortmund ersetzen soll.

    Ich schrieb ja was über die innere Tragestruktur, also die Treppenrampe, die ist auf der Visualisierung gut zu erkennen. Inwieweit die Stäbe nun auch tragende Funktion haben, sei mal dahingestellt. Das Türmchen hat ja die Funktion Aufmerksamkeit zu erzeugen, was es ja auch bestens erfüllt, für ein Museum ist die doch sehr passend. Ich habe nix gegen das Türmchen, ich finde es hat halt nur eine gewisse Ironie so etwas beim Bauhaus zu sehen.


    Wie ich in meinem Beitrag 34 in diesem Thread schon bemerkte, wurde die Auswahl in diesem Wettbewerb wahrscheinlich zwischen den beiden Extremen "möglichst auffällig" und "möglichst unscheinbar" geführt. Der Entwurf von Konermund-Siegmund war noch unscheinbarer und ging noch zurückhaltender mit dem Bestand um, wie der Siegerentwurf von Staab. Da die Jury aber keine zu langweiligen Entwurf zum Sieger erklären wollte, wurde es somit Staab, die ihren Namen mit diesem Stab-Dekor praktisch verewigt haben, somit erfüllt dies Architekturmerkmal noch eine weitere Funktion. ;)

    Ich halte dies Türmchen ja auch vorwiegend für ein dekoratives Element, deshalb lehne ich es nicht ab, es schaut ja sehr hübsch aus. Die Streben wirken auch recht filigran, aber wenn man die vorherige Visualisierung sieht, dann wird die innere Tragestruktur durch die eher spiegelnden Scheiben bei Tageslicht kaum sichtbar sein. Aber es gibt ja auch dunkle Wintertage, bei denen das Türmchen schön von innen leuchten wird. Trotzdem halte ich es in seinem Zierwert für ein Paradox zur ansonsten das Schnörkellose bevorzugenden Bauhausarchitektur.


    Allerdings - beim Bauhaus-Archiv wird ja nicht nur die Architektur des Bauhauses präsentiert, sondern auch die diversen Werkstätten und den Einfluss auf die Kunst. Und damit haben wir dann ja auch das Dekorative. Somit könnte das Türmchen z.B. für die Weberei des Bauhauses stehen, deren Produkte ja durchaus auch filigran und nicht immer streng gradlinig waren.