Neubau Gaskraftwerk am Standtort Gersteinwerk in Werne (Stockum)
Das Gersteinwerk war lange Zeit ein kombiniertes Kohle- und Gaskraftwerk. Der letzte Kohleblock, für den um 1980 auch der 282 m hohe Schornstein gebaut wurde, wurde 2019 stillgelegt. Ein Gasblock ist noch für Spitzenlast in Betrieb, zwei weitere sind als Reserve vorgesehen.
Planungen für den Bau eines neuen Gasblocks gibt es schon seit über 10 Jahren. Bis 2020 war der Standort dieses GuD-Kraftwerkes aber auf der anderen Seite des jetzigen Kraftwerkes geplant, wofür Werkstattgebäude und Gebäude der Betriebsfeuerwehr abgerissen werden sollten, die Genehmigung der Bezirksregierung Arnsberg lag bereits vor. Dass das Kraftwerk näher an die Wohnbebauung des Werner Ortsteils Stockum rücken sollte, löste vor einigen Jahren noch Unmut und Proteste auf Bürgerversammlungen aus, da höhere Lärmemmissionen befürchtet wurden, diese wurden damals mit den Worten abgeschmettert, dass ein neu gebautes Gaskraftwerk deutlich leiser wäre und damit alle Grenzwerte eingehalten würden.
Nachdem es durch den Krieg in der Ukraine und dem damit einhergehenden massivem Anstieg der Gaspreise zuerst still um den Neubau geworden war, soll es nun ganz schnell gehen. Ende Mai präsentierte die RWE Neubaupläne für ein Gaskraftwerk, welches zukünftig auch auf Wasserstoff umstellbar sein soll.
Die dabei präsentierte Visualisierung zeigt nun interessanterweise den Neubau auf der ortsabgewandten Seite, was wohl bauverzögernde Klagen vermeiden dürfte. Abgerissen sollen nun nicht mehr benötigte Anlagen des früheren Kohleblocks wie Rauchgaswäsche und der hohe Schornstein. Der Start der Abrissarbeiten ist noch für 2024 geplant, denn bereits 2030 soll das neue Kraftwerk in Betrieb gehen.
Zur Stromerzeugung ist der Standort Gersteinwerk sicher ideal, hier kreuzen sich wichtige Hochspannungsleitungen und der Neubau einer weiteren ist von Westerkappeln bei Ibbenbüren zum Umspannwerk beim Gersteinwerk durch Amprion in Planung. Das Kraftwerk hat einen direkten Anschluss ans Gasnetz und es gibt einen unterirdischen Röhrenspeicher dafür. Zuletzt wurde am Standort auch ein großer Batteriespeicher installiert.
Der einzige Wehmutstropfen, den ich sehe ist, dass die Abwärme des neuen Kraftwerkes kaum nutzbar sein wird. Der Bau einer Fernwärmeleitung bis zu den kilometerweit entfernten größeren Verbraucher in Werne, wie Schwimmbad, Schulzentren und Stadtverwaltung wäre immens teuer, da ist die Beheizung mit kleineren Blockheizkraftwerken wirtschaftlicher. Es ist daher zu hoffen, dass der Bau weiterer solcher auf H2-Umstellung konzipierter Kraftwerke besser mit bestehenden Fernwärmenetzen gekoppelt wird.
Noch eine Anmerkung zum Standort Gersteinwerk und dem Haupttitel dieses Threads:
Wenn der Bau des neuen Gaskraftwerkes abgeschlossen ist, dürfte die endgültige Stilllegung der bisherigen Gasblöcke erfolgen, die restlichen Altbauten, insbesondere auch die drei großen, weithin sichtbaren Kühltürme dürften dann obsolet sein, ein Abriss ist damit absehbar.