Dresden: Postplatz - Planung und Bebauung

  • Das größte und Markanteste Problem am Postplatz ist ganz allgemein das fehlen von Dächern , begonnen hinter dem Taschbergpalais hat schon der Advantariegel kein Dach und keine Kleinteilige Fassade , daneben der Wilsdruffer "Kubus" gleiches Problem , der Eingang an der Ecke in die Altmarktgalerie völlig verfehlt , zu groß , und wieder kein sichtbares Dach es wirkt wie ein schlecht geratenes überdimensioniertes Stadttor. Der Neubau mit der runden Ecke ist für mich der gelungenste Neubau am Platz gut verteilte Fensteröffnungen im Richtigen Format , sichtbares Erdgeschoss dieses aber leider nicht abgesetzt , größtes Manko wieder kein sichtbares Dach. Die Residenz am Postplatz würde vielleicht noch gehen , wenn man 2 Stockwerke oben wegnimmt , und ein sichtbares Dach draufsetzt. Die MaryAnn Apartments kein sichtbares Dach und zu groß , zu wenig kleinteilig , völlig verfehlt. Das Motel One ginge vielleicht noch , wenn ein sichtbares Dach vorhanden und die Fassade kleinteiliger wäre , die Fenster finde ich ganz gut.

    2 Mal editiert, zuletzt von Manometer ()

  • Danke für den äußerst qualifizierten und differenzierten Beitrag

    In deinem Beitrag wurden folgende qualifizierte Argumente aufgeführt, um den Postplatz zu verteidigen:


    Ich finde den Postplatz nicht unattraktiv.


    Die Bebauung zum Platz selbst finde ich großteils auch gelungen - insbesondere die Materialität


    Mit den übrigen Gebäuden kann ich sehr gut leben.

    Danke dafür!


    Ein schlechtes Gebäude bleibt schlecht und wenn das Material noch so hochwertig ist. Hingegen kann man auch aus Stroh ein wundervolles Haus bauen. Wenn die Gebäude am Postplatz als Container errichtet worden wären, hätte ich das konsequenter, ökologischer und ökonomischer gefunden. Gestalterisch wäre es kein Unterschied gewesen. Mit Holzverblendung oder Fassadenbegrünung hätte ich persönlich Container sogar schöner gefunden als die 60er-Jahre-Klopper, die da jetzt ihre Schatten werfen.


    Dass, wie du selbst einräumst, der Postplatz "steril und unbelebt" wirkt, liegt an der Architektur und nicht an fehlender Gastronomie! Ein schöner Platz ist nie unbelebt und steril.


    Am Neumarkt, so wie er heute existiert, ist auch nichts gewachsen.

    Oh doch, allein schon, weil es so lange gedauert hat (und noch dauert!) und man an diesem Platz die verschiedenen Phasen der Auseinandersetzungen und die divergierenden Zielrichtungen ablesen kann. Nur drei Stichworte: Grünes Gewandhaus, Blobel-Bau, Gestaltungskommission. Wären die Grundstücke weniger riesenhaft zugeschnitten gewesen und kleinere Parzellen einzeln bebaut worden, würde es noch einmal anders, besser wirken. Auch hier gilt mal wieder: vielen Dank für nichts an die Stadtverwaltung.



    Und das schönste Zitat am Schluss:

    Man darf nicht vergessen das es alles einzelne Renditeprojekte sind, und die Hauptinteressen der Investoren waren sicher nicht die Schönheit des Platzes.

    Ja, das sollten wir nie vergessen! Das ist genau die richtige Einstellung für Architekturinteressierte im DAF, für uns als Demokraten, Dresdner, Menschen. Wenn wir es den Investoren nicht so leicht wie möglich machen, wird die Welt untergehen. Darum sollten wir von vornherein unsere Ansprüche herunterschrauben, so niedrig wie möglich und dann noch niedriger.


    Auf aufwändige Fassaden zu verzichten, wäre auch 1500, 1600, 1700 und 1900 die billigste Variante gewesen. Aber komischerweise haben es die Menschen damals, die viel ärmer waren als wir heute, trotzdem oft für selbstverständlich gehalten, baukünstlerische Ansprüche zu haben. Rekonstruktionen zeigen, dass die Rechnung auch heute noch aufgeht.

  • In deinem Beitrag wurden folgende qualifizierte Argumente aufgeführt, um den Postplatz zu verteidigen

    Wenn ich den Platz gelungen finde - die Gründe habe ich im Verlauf des Threads schon öfter aufgeführt - warum sollte ich dann schreiben, dass ich ihn schlecht finde? Macht keinen Sinn, merkste selbst, oder?


    Ich finde den Postplatz als zeitgenössischen innerstädtischen Platz gelungen. Punkt. Und natürlich belebt eine noch fehlende Gastronomie den Platz weiter. Was ist das für eine komische Argumentation? Schau dir mal jeden zentralen Platz sächsischer Kleinstädte an: wunderschön in der Bebauung aber häufig tot weil es oft nicht mal Gastronomie gibt. Der Neumarkt war auch nicht vom ersten Tag der Fertigstellung belebt und lebendig, da hat sich die Lebhaftigkeit auch hinein entwickelt. Und dabei muss man auch ehrlicherweise sagen: Wenn keine Touristen in der Stadt sind, darb der Platz schon sehr stark einer Lebendigkeit. Ganz im Gegenteil zur Neustadt beispielsweise.


    Stadträume, die lange vergessen und ungenutzt waren, müssen erst mit der Zeit wieder zurück ins Gedächtnis einer Stadtgesellschaft finden. Und der Postplatz hat dazu alle Voraussetzungen: Mischnutzungen mit einem hohen Wohnanteil, Verkehrsknoten, Kultureinrichtungen direkt am Platz, eine attraktive Freiflächengestaltung mit Wasser und Grün (was durchaus mehr hätte sein können) und allein dadurch schon eine gewisse Aufenthaltsqualität. Dass wir nicht mehr wie im Jahre 1700 bauen, sollte in einem Architekturforum - du sprichst es in deinem Post selbst an - durchaus schon angekommen sein. Wenn man komplett gegen zeitgenössischen Städtebau ist, dann ist man - sorry - hier im Forum schon irgendwie falsch. Dies ist kein Forum, in dem es um historischen Städtebau geht. Da gibt es andere Seiten...


    Und: Der Neumarkt ist mitnichten gewachsen - nur weil der Wiederaufbau sich über 15+ Jahre zieht. Das hat nichts mit gewachsenen Strukturen zu tun. Von den ersten Planungen zum Postplatz 1991 bis heute sind über 30 Jahre gewachsen. Ist jetzt der Postplatz jetzt mehr gewachsen weil ältere Planung? Mitnichten würde ich sagen.

  • ^ Eine attraktive Freiflächengestaltung? Mit Wasser und Grün? Wo denn bitte? Das wär mir neu. Ich schwitze, wenn ich nur an diesen Platz denke.

  • Und das schönste Zitat am Schluss:

    Ja, das sollten wir nie vergessen! Das ist genau die richtige Einstellung für Architekturinteressierte im DAF, für uns als Demokraten, Dresdner, Menschen. Wenn wir es den Investoren nicht so leicht wie möglich machen, wird die Welt untergehen.

    Was hat die Tatsache über die Investoren mit der Einstellung für Architekturinteressierte im DAF zu tun?


    Ich habe lediglich gesagt das es den Investoren der Gebäude nicht vordergründig um die Schönheit des Platzes geht und ging. Sie wollen Rendite und Geld verdienen!


    Denkst Du wirklich es gibt noch Firmen und Investoren welche viele Millionen investieren, um einen Platz in Dresden für Architekturliebhaber zu bauen?


    Du denkst also wenn man es den Investoren schwer macht wird schöner und nach dem Geschmack aller gebaut? Wach auf, dann bleiben die Flächen leer und unbebaut!


    Es gibt tatsächlich Menschen die sich für Architektur interessieren, und auch am Postplatz Gebäude finden, welche Ihnen gefallen!


    Sie hättest doch am Postplatz bauen können, nach Ihrem Geschmack. Wäre besser gewesen,als über alles und jeden zu schimpfen.

  • Auf aufwändige Fassaden zu verzichten, wäre auch 1500, 1600, 1700 und 1900 die billigste Variante gewesen. Aber komischerweise haben es die Menschen damals, die viel ärmer waren als wir heute, trotzdem oft für selbstverständlich gehalten, baukünstlerische Ansprüche zu haben.

    Oder eben auch nicht. Dir ist schon klar, dass nur ein Bruchteil der damaligen Bauten die Jahrhunderte überlebt hat? Was damals "billigste Variante" war, steht heute eben nicht mehr. In Dresden (wie in jeder anderen Stadt) wurde immer (ja, bis 1945) historische Substanz abgerissen und überbaut.

    Die "baukünstlerischen Ansprüche" hatten darüber hinaus oft (aber sicherlich nicht immer) mehr mit einem ausgeprägten Repräsentationsbedürfnis zu tun als mit architektonischer Leidenschaft.

  • sächsische Kleinstädte

    mit einer Großstadt zu vergleichen, ist vielleicht nicht in jeder Hinsicht zielführend? Demnach müssten ja Städte wie Mumbai oder Mexiko-Stadt architektonische Perlen sein, weil dort viele Menschen eng an eng in urbanen Räumen leben. Dass Sachsen von der demographischen Entwicklung betroffen ist, ist schon klar. Und dennoch erleben auch die Kleinstädte wieder Zuzug. Dass die drei architektonisch hässlichsten Städte Sachsens auch am stärksten schrumpfen - Hoyerswerda, Weißwasser, Riesa - ist wahrscheinlich nur Zufall. :D


    Jedenfalls finde ich es immer wieder albern, als Argument für eine vermeintlich gute Architektur anzuführen, dass Menschen damit leben (müssen). Meine Kritik an deinem Beitrag, Arnold, zielte aber darauf ab, dass du einen Vorredner für seine argumentfreie Meinungsäußerung abgekanzelt hast und dann im Anschluss auch weitgehend argumentfrei, dafür aber wortreicher deine Meinung kundgetan hast. Das Messen mit zweierlei Maß hat mich gestört.


    Es gibt tatsächlich Menschen die sich für Architektur interessieren, und auch am Postplatz Gebäude finden, welche Ihnen gefallen!

    Ja, die gibt es "tatsächlich". Laut Bundesstiftung Baukultur ist es die kleinste Gruppe im Spektrum der Geschmäcker. Bauhaus-Stil ist von allen Stilrichtungen die unbeliebteste. Ich sehe da ein gewisses Ungleichgewicht zu dem, was genehmigt wird.


    Dass wir nicht mehr wie im Jahre 1700 bauen, sollte in einem Architekturforum - du sprichst es in deinem Post selbst an - durchaus schon angekommen sein. Wenn man komplett gegen zeitgenössischen Städtebau ist, dann ist man - sorry - hier im Forum schon irgendwie falsch.

    Habe ich geschrieben, dass wie 1700 gebaut werden soll? Ich habe geschrieben, dass so liebevoll wie im Jahr 1700 entworfen und gebaut werden soll. Das Dresdner Schauspielhaus schmückt ein Aporismus von Schiller: "Schönheit ist ewig nur Eine, doch mannigfach wechselt das Schöne, Dass es wechselt, das macht eben das Eine nur schön."


    In der europäischen Bautradition gibt es ein inneres Band, das die verschiedenen Epochen miteinander verbindet. Bestimmte Kriterien behalten einfach ihre Gültigkeit. Alles über den Haufen zu werfen, kann zu interessanten Ergebnissen führen wie beim Himmelb(l)au-Kino, aber das funktioniert nur und vielleicht, wenn eine absolut künstlerische Idee verwirklicht wird. Für die Masse der Gebäude gilt, dass sie ohne die baukünstlerischen Mittel, die sich in einem langen kulturellen Prozess herausgebildet haben, "steril und unbelebt" wirken. Von der Romanik bis zum Art déco hat man es geschafft, die europäische Bautradition immer wieder neu zu beleben und das ist heute natürlich auch möglich. Nur dazu müssten Architekt/innen, Verwaltungen und Investoren sich mal ein bisschen mehr anstrengen. Ich habe zum Beispiel überhaupt nichts gegen Ornamentik in moderner Formensprache, im Gegenteil. Ich freue mich riesig, wenn ich so etwas "Unnützes" mal sehe.


    nur ein Bruchteil der damaligen Bauten die Jahrhunderte überlebt

    Es gibt durchaus Städte, die einen früheren Zustand fast völlig konserviert haben. Die sind heute große Touristenmagnete. Städte hingegen, die im Zweiten Weltkrieg (und danach) stark zerstört wurden, sind das eher weniger.

    damals "billigste Variante"

    Ich staune immer wieder, wie viel Mühe man sich früher mit den Billigvarianten gegeben hat. Oftmals mehr als mit heutigen Luxuswohnungen. Das fängt bei der Haustür an und setzt sich bei unzähligen Details bis zum Dach fort.


    mehr mit einem ausgeprägten Repräsentationsbedürfnis zu tun als mit architektonischer Leidenschaft

    Na und? Die Motive sind mir wurscht, solange das Ergebnis stimmt.


    das es den Investoren der Gebäude nicht vordergründig um die Schönheit des Platzes geht und ging. Sie wollen Rendite und Geld verdienen!

    Ja, das ist mir schon klar. Wozu gibt es schließlich Stadtgesellschaft, demokratische Prozesse, Verwaltungen und Gesetze? Wozu diskutieren wir hier? Ist das nur Trockenschwimmen, weil wir ohnehin alles hinnehmen müssen, denn ansonsten...


    bleiben die Flächen leer und unbebaut!

    Wenn das die Haltung ist - Hauptsache, das Loch ist weg - "dann ist man - sorry - hier im Forum schon irgendwie falsch."


    Ich finde es nicht schlimm, wenn Flächen unbebaut bleiben, erst recht gegenüber dem Zwinger. Wer dort bauen will, sollte meines Erachtens ein Maximum an Qualität aufbieten. Damit meine ich keinen Bombast mit Zwiebeltürmchen, aber schon eine Architektur, die nicht autistisch herumsteht, sondern die europäische Architektursprache mit eigenem Dialekt spricht, sodass ein interessantes Gespräch stattfindet. Dann entsteht auch das Gefühl eines Platzes statt nur einer Fläche. Die Fassaden am Postplatz sind einfallslos. Das ließe sich sogar standardisieren. Man müsste nur eine Matrix anfertigen, in der die gestalterischen Ideen pro Quadratmeter Fassade erfasst sind. Da wäre nicht viel einzutragen.


    Sie hättest doch am Postplatz bauen können, nach Ihrem Geschmack.

    Siehe oben, Demokratie, Bürgertum und so. Ansonsten vielleicht ein Forum einrichten mit Zugangsbeschränkung. Aufgenommen wird nur, wer ein paar Millionen auf dem Konto hat. Würden Sie dort mitdiskutieren dürfen?


    Im Übrigen bin ich überzeugt, hätte zum Beispiel Frank Wießner am Postplatz bauen wollen, würde er heute noch auf die Baugenehmigung warten.

  • Ich finde, das am Postplatz schon ein interessanter Stadtraum entstanden ist.

    In ein paar Jahren werden die neu gepflanzten Bäume vieles verdecken (wie z.B. jetzt schon bei Neustädter Markt und Mittlerer Teil der Prager Straße). Der Traffic am Postplatz ist definitiv jetzt schon besser als in den vergangenen 75 Jahren.

    Wesentlich wird sein, welches Klientel den Platz prägen wird. Dann geht man auch gern hin oder eben nicht. Der Anteil von Hotel- und Appartement-nutzung ist hoch. Es gibt aber auch für Dresden nur ein begrenztes Potential an Touristen und Tagesgästen (Tendenz (?).


    Der Hauptbahnhof-Nord und das Gebiet hinter dem Rundkino sind da so Beispiele, wo die Reise hingehen kann, wenn die Nutzung der Stadträume fraglich ist. Normalerweise ist die Reihenfolge:

    1. schwere Erstvermietbarkeit

    2. Nach anfänglichem zumeist gutem Erstmieter häufiger Mieterwechsel

    3. Leerstand

    4. Nutzer egal

    5. Keine Aufenthaltsqualität mehr


    Wenn dem Postplatz das erspart bleibt, wäre das schön. Einfach wird es mit der nunmehr vorhandenen Architektur nicht.

  • Habe ich geschrieben, dass wie 1700 gebaut werden soll? Ich habe geschrieben, dass so liebevoll wie im Jahr 1700 entworfen und gebaut werden soll.

    Offenbar weißt du selber nicht, was du willst...


    Was du hier führst, ist eine Grundsatzdiskussion. Wie wollen wir bauen. Wie sollte in Europa gebaut werden. Und im Grunde bin ich da gar nicht so weit weg von dir. Ich finde bspw. die Neubebauung im Lübecker Gründungsviertel überzeugend - zeitgenössisch aber angepasst an die Bautradition Norddeutschlands. So funktioniert unsere Bau-Industrie aber nicht. Und so lassen sich auch nicht ganze Städte - wie im Bsp. Dresden - wiederaufbauen. Was in Lübeck auf kleinem Raum gut funktioniert, ist für DD kein Modell. Wo sollen Investoren herkommen, die einzelne Parzellen bebauen? Wie soll damit eine ganze Innenstadt wieder entstehen? Nicht mal am Neumarkt hat man es geschafft, Investoren für die einzelnen Parzellen zu finden und stattdessen quartierweise verkauft. Selbst in Frankfurt gab es Probleme, die Parzellen der neuen Altstadt loszuwerden. Wie soll das dann in anderen Gebieten, die nicht die Lagevorteile des Neumarktes besitzen, funktionieren?


    Dennoch bleibe ich dabei, dass ich den Postplatz - die Gründe habe ich vielfach geschildert - als einen gelungen innerstädtischen Platz empfinde.

    Einmal editiert, zuletzt von arnold ()

  • Es gibt durchaus Städte, die einen früheren Zustand fast völlig konserviert haben. Die sind heute große Touristenmagnete. Städte hingegen, die im Zweiten Weltkrieg (und danach) stark zerstört wurden, sind das eher weniger.

    Das hat mit dem, was ich geschrieben hatte, nichts zu tun. Die "Zerstörungen" fanden viel früher statt, auch in Dresden z.B. in der Zeit des Historismus. Frühere Generationen waren da überhaupt nicht zimperlich.

    Ich staune immer wieder, wie viel Mühe man sich früher mit den Billigvarianten gegeben hat. Oftmals mehr als mit heutigen Luxuswohnungen. Das fängt bei der Haustür an und setzt sich bei unzähligen Details bis zum Dach fort.

    Die "Billigvarianten" wurden immer wieder zu großen Teilen abgerissen und stattdessen etwas neues hingesetzt. Bauten des Hungerstils z.B. verschwanden bereits im 19. Jhd. oft sang- und klanglos.

    Der historische Postplatz selbst ist ja ein schönes Beispiel für das ständige Um- und Neubauen (mit all seinen chaotischen Folgen). Ein bewusst gestalteter und konsequent architektonisch gefasster Platz wie der Altmarkt war er nicht: Man blickte dann eben doch auf Brandwände und auf Gebäude, die eher "Buden" ähnelten - neben repräsentativen Bauten. Einen Masterplan (wie jetzt) gab es nicht.

    Na und? Die Motive sind mir wurscht, solange das Ergebnis stimmt.

    Ob das Ergebnis stimmt, liegt ja wohl im Auge des Betrachters. Auf gewisse neobarocke Exzesse kann ich gern verzichten.


    Edit:

    Im Übrigen bin ich überzeugt, hätte zum Beispiel Frank Wießner am Postplatz bauen wollen, würde er heute noch auf die Baugenehmigung warten.

    Oh, es gibt da also eine allgemeine Verschwörung gegen sein Bauunternehmen? Wießner baut ja auch gern durchaus modern; ich sehe nicht, inwieweit das am Postplatz ein Problem gewesen wäre.

  • Das hat mit dem, was ich geschrieben hatte, nichts zu tun. Die "Zerstörungen" fanden viel früher statt, auch in Dresden z.B. in der Zeit des Historismus. Frühere Generationen waren da überhaupt nicht zimperlich.

    Ich meinte eher Städte wie Brügge, wo natürlich auch nicht jedes Haus aus dem Mittelalter stammt. 1700 war Dresden die 18.-größte deutsche Stadt, hundert Jahre später die fünftgrößte. Denkmalschutz gab es noch nicht, natürlich hat man eifrig abgerissen und umgebaut. Danach standen dann Gebäude herum, die auf andere Art schön waren. Mein Hinweis ging dahin, dass dieser "mannigfache Wechsel des Schönen" (Schiller) durchbrochen ist und deshalb Städte, die von der Baukultur vor, sagen wir, 1960 geprägt sind, allgemein als schöner angesehen werden, Stilbrüche und Überformungen hin oder her.


    zeitgenössisch aber angepasst an die Bautradition Norddeutschlands. So funktioniert unsere Bau-Industrie aber nicht. Und so lassen sich auch nicht ganze Städte - wie im Bsp. Dresden - wiederaufbauen.

    Ich wüsste nicht, warum das nicht funktionieren sollte. Das ist eine politisch-gesellschaftliche Entscheidung. Man könnte auch sagen: eine Frage der Baukultur.


    Innerstädtische Bereiche müssen auch nicht auf Teufel komm raus bebaut werden. Vielleicht wäre ein großer Park am Postplatz mit kleineren Häusern, Pavillons, Gemeinschaftsflächen, Spielplatz etc. gar keine so schlechte Variante gewesen, vielleicht sogar in der Art wie die Stella-Idee (siehe unten). Die Gebäude, die dort jetzt für ein paar Jahrzehnte stehen, sehe ich auch nur als Zwischennutzung an. Genug Platz für billige Wohnbauten mit angemessenem Abstand zur Altstadt gibt es in Dresden. Wohnen am Postplatz ist nicht einmal billig, es sieht nur so aus.


    Was mich besonders schmerzt, ist, dass Architekt/innen in der großen Mehrheit leider nicht diejenigen sind, die sich für Wandel einsetzen. Im Lübecker Gründungsviertel war es ja auch eine Bürgerinitiative, die sich engagiert hat. Für den Wettbewerb wurden dann zwar enorm viele Entwürfe eingereicht, aber die Prämierungen der Jury waren teilweise sehr seltsam (wie so oft) und die Berichterstattung der Fachpresse, wenn überhaupt vorhanden, erwartbar empört über den Ansatz.


    neobarocke Exzesse

    Definiere Exzess. Definiere neobarock.


    Ich empfinde die neobarocken oder Neorenaissance-Exzesse, die im 19. Jh. in Dresden und anderswo entstanden sind, eigentlich oft als ganz angenehm. Klopper wie die Staatskanzlei sind zwar auch nicht mein Ding, selbst die Kunstakademie und sogar die Sempergalerie sind mir zu wuchtig, aber das gestalterische Niveau ist dann doch tausendmal höher als es heute bei Neubauten zu erwarten wäre. Kapitalismus hatten wir damals übrigens auch schon.


    Frank Stellas Kunsthalle, wenn aus diesem Luftschloss wirklich ein Bauwerk geworden wäre, wäre auch ein neobarocker Exzess geworden, dennoch durch und durch zeitgenössisch. Dreißig Jahre später finde ich die lockeren Entwürfe immer noch modern, während so manches Gebäude aus den 90ern in Dresden schon wieder abgerissen wird.


    https://www.metmuseum.org/exhi…la-painting/photo-gallery


    Ich weiß schon, was alles dagegen sprach, schade ist es trotzdem. An der Herzogin Garten steht nun wieder die Orangerie, auch sehr schön.

  • ^ gute Info. Im Übrigen bleibt noch die Aufgabe, was da als blaue Schrift im Wasserbecken geschrieben steht. Ich konnte es nicht entziffern, las nur mittendrin was von "weißen Schmetterlingen". :/ Also bitte hier mal den Text wiedergeben. Wenn Wasser läuft, dürfte man es gar nicht mehr lesen können... ^.^

    Ich konnte es auch nicht entziffern, ebenso ein paar Passanten, die sich über mein Herumstehen dort gewundert hatten. Jetzt recherchiert: es handelt sich um das Spruchgedicht „Wasserstudie“ von Christian Morgenstern (vgl. PM der Stadt)

    Dieses Blitzen auf der Bläue –

    Dass ich´s bildlich näher bringe –

    Ist wie weisser Schmetterlinge

    Unentwirrbares Gebräue

    Gelungen finde ich den Bereich aber auch nicht, als Teil des (ohnehin mE eher mäßigen) westlichen Promenadenrings ist er durch die großflächige Versiegelung überhaupt nicht erkennbar, die (derzeit) fehlende EG-Nutzung der MaryAnn-Apartmens tut ihr übriges.

  • ^ update zum "Pfützenbrunnen": fertig und in Betrieb


    Die neue (straßenseitig anfahrbare) "Reifenwaschanlage" ergo "Servicestation für Unterbodenpflege" läd alle bedürftigen Landeshauptstädter(innen) zum Verweilen (beim Erlebnis-Citybesuch) ein. Eröffnungs-PM der Stadt vom "südlichen Postplatz". :D


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    Man könnte es auch als Dorfteich deuten, woher man sommers Gieswasser für die dürrende Promenadenring flora.

    Ob der blaue Spruch unter Wasser lesbar ist, kann jede(r) für sich selbst prüfen. Wahrscheinlich wird es ein Kleinkind-Platsch-Hotspot - weil kostenlos.

    Bild: https://abload.de/img/p1030241ihc1e.jpg   Bild: https://abload.de/img/p1030237gbiq7.jpg   Bild: https://abload.de/img/p103024343d6t.jpg

    alle fotos elli kny

  • Laut PM der Stadt ist die blaue Poesie sogar in den Sandstein gefräst und trotzdem kaum erkennbar. Vielleicht mal, wenn es genug Ablagerungen gibt. Und es gruselt mich, wenn ich lese, dass die Stadt und die Kunstkommission für den öffentlichen Raum diese "Unterbodenwäsche" tatsächlich als ein "anspruchsvolles Wasserspiel" bezeichnen.


    Wundert einen auch nichts mehr, wenn sowas als "Anspruch" durchgeht. Die halten dann wohl aber auch die Brunnen am Altmarkt für ein unerklärliches aquatisches Wunder.

  • Oder eben auch nicht. Dir ist schon klar, dass nur ein Bruchteil der damaligen Bauten die Jahrhunderte überlebt hat? Was damals "billigste Variante" war, steht heute eben nicht mehr. In Dresden (wie in jeder anderen Stadt) wurde immer (ja, bis 1945) historische Substanz abgerissen und überbaut.

    Die "baukünstlerischen Ansprüche" hatten darüber hinaus oft (aber sicherlich nicht immer) mehr mit einem ausgeprägten Repräsentationsbedürfnis zu tun als mit architektonischer Leidenschaft.

    Widerspruch.


    Es zeichnet die Architektur aller Zeiten vor Beginn der Moderne aus, dass auch einfache Gebäude ästhetisch stimmig gestaltet wurden. Dafür braucht es weder besonders hochwertige Materialien noch aufwändige Dekoration.


    Meiner Meinung nach würde sich gerade für renditegetriebene Investoren der geringe bis nicht vorhandene Mehraufwand einer Gestaltung in Weiterentwicklung des traditionellen europäischen Städtebaus der Vormoderne durch bessere Vermarktungsfähigkeit allemal auzahlen. Das Kernproblem sehe ich im Unwillen oder Unvermögen der Architekten, entgegen dem zeitgeistigen Mainstream zu entwerfen.

  • Annenhöfe - Fotorunde aktuell, mit Blick in den grossen Innenhof. Projekt quasi mietfertig, Läden im EG noch in Ausbau


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    An der Hertha-Lindner-Strasse

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    Ecke Freiberger Strasse

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    neue Arkaden

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    neuer Vorplatz mit Baumrondel - hier soll und darf nun kräftige Belebung einziehen. ^.^

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    Zwischengasse

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    an der Schweriner Strasse

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    Tordurchgang an Bogengasse, dann einige Innenhofbilder

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    Immerhin ist der Flächenanteil von Grünfläche im Hof ziemlich hoch - wenn auch komplett mit TG unterfangen. Im Sommer wird das ganz gut ausschauen.

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    Immer wieder das Grundmotiv des Knerer-Baus: Eckig und Rund - nebeneinander vereint.

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    Nur ein Pano mochte die Knipse machen, dann gab sie es angesichts von so überbordend viel indifferentem Weiß und Grau auf. 8)

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    abschliessend ein Blick auf die Nachbarbrache am Schauspielhaus

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    alle fotos elli kny

  • An sich ein Gebäude, das mehr Stärken als Schwächen hat und die Gegend definitiv bereichert und strukturiert. Die Pseudofassadentrennung an der Hertha-Lindner-Strasse, die nichts Halbes und nichts Ganzes ist, überzeugt mich nicht. Überall, wo Klinker ist, macht die Fassade einen deutlich wertigeren und gestalteten Eindruck.


    Aber oha, wer kam denn auf die Idee mit den grellen Arkadengewölben? Ich bin immer ein Freund von Farbtupfern und hätte mir einen wärmeren Ton hier durchaus vorstellen können, aber dieses Leuchtrot, das sich mit dem Klinker beißt? Oder ist das nur der Fotoeindruck?

  • Nein, es wirkt auch live vor Ort sehr unpassend und man verzeihe mir den Begriff "infantil". Dazu die Sichtbetonarkaden nach außen, irgendwie so gar nicht stilvoll. Schade. Der Blick ins Innere offenbart übrigens, wie es eigentlich nach erster Planung auch außen hätte aussehen sollen. Bloß gut, dass da die Gestaltungskommission unter Prof. Sulzer positiv eingewirkt hat.

  • Auf den Visualisierungen konnten die Annenhöfe bei mir punkten, und ich hatte mich echt darauf gefreut, aber seit ich die tatsächliche Ausführung gesehen habe, bin ich eher enttäuscht. Der riesige Block wirkt schon extrem monoton, und die grauen, unverfugten Betonplatten-Arkaden wirken einfach nur trist und billig. Das geschmacklose, grelle Rot-Pink der Arkadengewölbe ist dem keine Hilfe, eher im Gegenteil.
    Vielleicht kann man da in Zukunft aber irgendwie noch nachbessern...