Zur Gläsernen Werkstatt:
Die vorgestellten Entwürfe zeigten alle recht unterschiedliche Ansätze, die ich teilweise recht interessant fand und teilweise auch gut die ganze Problematik aufzeigen.
Was im Vorfeld für mich nicht ganz klar war: es sollen ca. 4 Hektar zusammenhängende Grünfläche und ca. 162.000 Quadratmeter Nutzfläche (+20.000 Quadratmeter zusätzlich auf dem Gelände des Bahnhofs) entstehen. 70% Wohnen, 30% Gewerbe, Kultur usw. Die Höhenentwicklung soll sich am Bestand orientieren. Eine große Rolle spielen auch "Aneignungsräume" und ähnliches. Diese Vorgaben konnten aber ggf. auch unter- und überschritten werden.
Aus den Gesprächen mit einigen Büros zeigte sich, dass diese Vorgaben eher schwer einzuhalten waren. Daraus ergaben sich dann bei einigen Entwürfen die m.E. zu große Geschosszahl sowie die Hochpunkte - anders kam man dann halt nicht auf die gewünschte Fläche.
Das Bahnhofsgelände steht fast komplett (nebst seiner vorhandenen Bauten) unter Denkmalschutz; im Bereich der Bahnsteige und der Schuppen (und des freien Dachs) geht de facto keine Neubebauung - außer an den Rändern. Das erklärt, weshalb gerade im Bereich der ehemaligen Zufahrt Ecke Leipziger Str./Eisenbahnstr. bei mehreren Entwürfen Hochpunkte vorgesehen sind - von denen einige dann natürlich genau diese historische (und aus meiner Sicht wertvolle) Eingangssituation mit Blick auf das typische Eisenbahngebäude verstellen.
Bei mehreren Büros (aber sicher nicht bei allen) war eine sehr detaillierte Kenntnis des Geländes erkennbar; bei anderen hingegen war das offenkundig nur "am Reißbrett" entstanden.
Ich habe die Büros auch um die Bürgergespräche nicht beneidet - jeder kam da natürlich mit seinen eigenen Vorstellungen und teilweise sehr speziellen Wünschen. Das reichte dann von "muss viel höher bebaut werden, damit wir viel Wohnraum bekommen" über "gut geeignet für Einfamilienhäuser" bis zur Frage der Barrierefreiheit der mehr oder weniger sich selbst überlassenen Gebiete. Das sinnvoll zu werten, dürfte eine gewisse Herausforderung sein.
Bei der Vorstellung der einzelnen Projekte stellte es sich heraus, dass teilweise wirklich erst einmal "wild" geplant wurde und es sicherlich überall noch Nachbesserungsbedarf gibt.
Hier meine Eindrücke:
Wiencke Architekten sind ein Dresdner Büro und mit der Materie ziemlich gut vertraut. Hier erfolgte die Trennung zwischen einer eher gemischten Nutzung nördlich der "Eventspange" und nahezu reiner Wohnnutzung südlich davon. Ich fand den Entwurf ganz brauchbar, wenngleich nicht unbedingt speziell. Der Parkcharakter ist hier weniger ausgeprägt als bei anderen Entwürfen.
Querfeldeins hatte eine gewisse Affinität zum Wort "diffundieren". Im Gespräch spielten die "Aneignungsflächen" eine große Rolle; als Idee wurde z.B. seitens des Büros geäußert, das im Plan zu sehende Gebäude hinter der Orangerie könnte ja Studentenwohnheim sein, und dann würde durch die Studenten da schon Aneignung erfolgen. Nun ja. Im Plan steht ja auch, dass die Leipziger Straße "zu einem baumbestandenen, großstädtischen Boulevard" werden soll.
Yellow Z hat mir recht gut gefallen (abgesehen von der Höhe der Bebauung, die ich durchweg für ein Stockwerk zu hoch halte). Möglicherweise sollte man da auch noch mal eine Untersuchung der Blickbeziehungen von der anderen Elbseite machen, damit man nicht plötzlich mit einer Wand hinter Hafencity usw. endet. Die Form des Parks ist durch die Öffnung in Richtung Bahnhof interessant und findet sich in ähnlicher Form noch in einem weiteren Entwurf.
rheinflügel fand ich in etwa vergleichbar mit Wiencke, hier wurde mehr ein "Parkstadt"-Charakter für den Bereich südlich der "Eventspange" erzielt (also mehr Einzelhäuser statt größerer Blöcke). Mir missfallen die geplanten Hochpunkte.
Bei Machleidt ist mir vor allem der "Versatz" der Gehestr. in Erinnerung geblieben.
Ernst Niklaus Fausch ähnelt von der Form des Parks stark Yellow Z. Hier wurde mit einer Fortsetzung des Parks in Richtung Neustadt geplant, was ja durch den Baubeginn am Bogenviertel hinfällig geworden ist.
Kopperroth gingen mit der Aussage in die Präsentation, dass sie 4 Hektar Grünfäche für zu wenig halten (was bei Teilen zu spontanem Applaus führte) und deshalb südlich der "Eventspange" fast gar keine Bebauung vorgesehen haben. Dadurch entsteht natürlich ein wesentlich größerer Park. Dafür sollte zwischen Erfurter Str. und Eventspange strukturell einfach eine Fortsetzung der vorhandenen Bebauung erfolgen.
Anders als von einem anderen Forenteilnehmer behauptet, wurde bei diesem Entwurf im Bahnhofsgebiet die Form der Gleisanlagen sehr wohl aufgenommen und eine Art visuelle "Schließung" des Geländes angestrebt.
Allerdings gibt es bei diesem Entwurf (vermutlich auch bei anderen) potenziell Probleme mit den Hochpunkten, da diese möglicherweise die 30m überschreiten könnten. Ich vermute auch, dass es hier mit den 162.000 Quadratmetern Neubaufläche schwierig werden könnte
In der Summe fand ich alle Entwürfe recht interessant. Es wurde mehrfach betont, dass hier eben keine Fortsetzung der Hafencity geplant wäre. Auffällig für mich war, dass viele anwesende Bürger vergleichsweise jung waren. Ob das zu einem "Ungleichgewicht" bei den angesprochenen Themen geführt hat, kann ich nicht einschätzen.