Beiträge von Treverer

    Das war abzusehen. Die Berliner SPD und ihre Senatsbaudirektorin, Frau Kahlfeldt, haben sich ja bereits vorher für zumindest die originalgetreue Rekonstruktion des Äußeren ausgesprochen. Allerdings gab es da noch heftigen Gegendruck in der eigenen Koalition, den Grünen, die strikt dagegen waren.
    Wenn sich aber jetzt die SPD mit der CDU, die sich ebenfalls fest für die Rekonstruktion ausgesprochen hat, zusammentut, und die Grünen keinen Druck mehr machen können, dann steht jetzt zumindest Berlins Standpunkt absolut fest. Man wird in Verhandlungen mit der Stiftung Bauakademie bzw. in den Wettbewerbsrichtlinien festzurren wollen, dass äußerlich rekonstruiert werden muss.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass die verbindliche Gestaltungssatzung der Senatsbaudirektion, die ja für etwas Wirbel in den Medien und bei den alten Koalitionspartnern sorgte, wieder aus der Schublade kommt.

    Ich verstehe die Debatte nicht wirklich. Noch vor wenigen Monaten hatte sich die Ampelkoalition nochmals offiziell zum Erweiterungsbau bekannt und den unmittelbaren Baubeginn (wieder)angekündigt, das machte es bis in die landesweiten Nachrichten.
    Nach gut 25 Jahren Planung, Vorbereitungen und festen Zusagen muss jetzt auch endlich mal Schluss mit der Diskussion sein und das Ding gebaut werden, ansonsten wird alles nur noch teurer und vertrackter.
    Das Ganze komplett zu streichen, wäre hingegen eine gewaltige Verschwendung der bisherigen Zeit und Mittel, und würde zu einer sehr unbefriedigenden Situation führen. Ästhetisch unbefriedigend, weil das Band des Bundes auf Dauer ein unvollendeter Rumpf bleibt, und funktional unbefriedigend, weil man ja dennoch mehr Raum braucht.
    Der ständige Vergleich mit dem viel kleineren Weißen Haus oder der viel kleineren Downing Street ist außerdem Quatsch, weil diese Regierungsitze anderen Systemen und Funktionen zu Grunde liegen. Das Kanzleramt ist nicht so groß, weil sich darin 20 marmorne Ballsäle befinden, sondern weil sich darin gut 500(!) Büros befinden. Diese finden sich nicht im Weißen Haus oder der Downing Street, und sind ausgelagert woanders.
    Zu dem ständigen Totschlagargument "Ach, wie viele Kindergärten und Altersheime könnte man dafür bauen!", ist auch nichts mehr hinzuzufügen.

    Leipzig hat unglaublich viel gut gemacht und Voraussicht bewiesen. Es wurde nach der Wende aus einem hässlichen Entlein (ich hoffe, man nimmt mir das jetzt nicht übel) ein schöner Schwan. Ich höre wirklich nur Lob, und als ich die Stadt zum ersten Mal selbst besuchte, war ich sehr positiv überrascht.
    Ich wünschte, mehr deutsche Städte würden dem Leipziger Vorbild von Rekonstruktion und Wiederbestuckung etc. folgen.

    Auf den Visualisierungen konnten die Annenhöfe bei mir punkten, und ich hatte mich echt darauf gefreut, aber seit ich die tatsächliche Ausführung gesehen habe, bin ich eher enttäuscht. Der riesige Block wirkt schon extrem monoton, und die grauen, unverfugten Betonplatten-Arkaden wirken einfach nur trist und billig. Das geschmacklose, grelle Rot-Pink der Arkadengewölbe ist dem keine Hilfe, eher im Gegenteil.
    Vielleicht kann man da in Zukunft aber irgendwie noch nachbessern...

    Ich denke mal im Interesse an der erkennbaren Wirkung von Ergänzung und Restaurierung im Bestand als architektonische Aktion wird man das nicht mit ner farblichen Retouche finalisieren.


    Reinigung und Konservierung des Steines wäre doch keine Retusche. Nebenan am Dom reinigt man gerade die selben Verkrustungen, weil sie dem Stein alles andere als gut tun, ihn langsam zerstören.
    Außerdem würde man selbst nach einer Beseitigung der Verkrustungen noch immer ganz deutlich einen Farbunterschied sowie einen haptischen Unterschied festellen, denn die alten Säulen sind von Einschusslöchern und Bombenabsplitterungen übersäht.

    ... Warum kann man das nicht akzeptieren und endlich aufhören immer wieder von den Rossebändigern, dem Brunnen und der Säule anzufangen? Das war niemals Teils des Konzeptes und des Beschlusses.


    Das da ein allgemeingültiges "Konzept" oder ein "Beschluss" gewesen wäre, saugst du dir doch gerade aus den Fingern. Über die letzten 20+ Jahre gab es ein ständiges Hü und Hott von Seiten des Bundes und von Seiten Berlins wie genau das Umfeld des Schlosses aussehen soll. Die Meinung änderte sich stets mit der Besetzung des Bundes und des Senats.
    Zwischenzeitlich hatte der Bund sogar Geld in Aussicht für die Kolonnaden des ehemaligen Nationaldenkmals und für die Rückkehr des Neptunbrunnens in Aussicht gestellt. Vergessen?
    Der jetzige Landschaftsarchitektonische Entwurf ist auch nicht aller Tage Abend, denn es wird bereits über eine erneute Umgestaltung des südlichen Schlossplatzes mit mehr Grün oder einem Brunnen geredet. Wir befinden uns noch immer nur im Prozess der Gestaltung des Schlossplatzes.

    Und wo wir bei Anschuldigungen von Unredlichkeit sind und beim Unwillen Konzepte bzw. Beschlüsse zu akzeptieren...
    Schau mal 100 Meter rüber zum Schinkelplatz und der zukünftigen Bauakademie(?). Es wurde 20+ Jahre darauf hingearbeitet, den Schinkelplatz wieder herzustellen und dann Schinkels Bauakademie nach Bundessatzung wieder aufzubauen. Das ist mehr Konzept bzw. Beschluss als das Hü und Hott um den Schlossplatz.
    Urplötzlich, nach Dekaden, schert aber die neu geformte Bundesstiftung Bauakademie aus und will nun doch nicht mehr Schinkels Bauakademie aufbauen, sondern etwas Neues, worüber Berlins Sentasbaudirektion hingegen empört ist.
    Wenn ich nicht falsch liege, befürwortest du doch das Vorgehen der Bundesstiftung alte Konzepte/Beschlüsse nicht zu akzeptieren.
    Glashaus...Steine...


    Zitat gekürzt.

    Es handelt sich um einen völlig modernen Bau mit einigen historisierenden sowie einzelnen modernen Innen- und Außenfassaden...


    Du willst mitreden und glaubst uns erklären zu können, was genau das Berliner Schloss/Humboldt-Forum ist oder nicht ist, wenn du noch nicht mal eine Rekonstruktion richtig zu bezeichnen weißt.
    Du hast also entweder keine Ahnung wovon du redest, oder aber du weißt genau wovon du redest, aber du äußerst dich absichtlich in einer abfälligen Art und Weise mit: "historisierenden"...
    Falls Ersteres zutrifft, würde ich dir zu Google/Wikipedia raten. Es ist nicht unsere Aufgabe oder der Ort dir zu erklären, was eine Rekonstruktion ist und was ein historisierender Baustil ist.

    Abgesehen davon wurde weitaus mehr rekonstruiert als man oft weiß oder zugibt:
    - Drei Außenfassaden
    - Drei Hoffassaden
    - Drei Innenportale
    - Vier Portaldurchfahrten
    - Die Kuppel
    - Die Proportionierung und Aufteilung des gesamten Inneren des Schlosses, um die Rekonstruktion von Innenräumen möglich zu machen.

    Darüber hinaus steht das Gebäude im westlichen Bereich immer noch auf seinen Originalfundamenten und Kellern.
    Das ist alles schon etwas substanzieller als immer wieder suggiert wird mit der abfälligen Aussage, es wurden einem Neubau nur ein paar rekontruierte Fassaden vorgehängt.

    Zu guter Letzt, sind sich eigentlich alle hier bewusst, dass selbst das Humboldt-Forum bzw. die Stiftung Humboldt Forum, die ja selbst so ihre Problemchen mit dem Berliner Schloss hat, sich darüber im Klaren ist, dass sie sich im Berliner Schloss befindet und sie nur eine derzeitige Nutzerin des Gebäudes ist? Ein Verweis zu deren Impressum und Kontaktseiten sollte darüber mehr Klarheit verschaffen:

    https://www.humboldtforum.org/de/impressum/

    https://www.humboldtforum.org/de/kontakt/

    Ein shot für jede "Stiftung Humboldt-Forum im Berliner Schloss" Erwähnung und wir liegen bald alle betrunken unterm Tisch. ;)

    Ohja, dass Gebäude kenne ich... Hat mich schon immer gestört, dass ausgerechnet an einer so exponierten Lage ein Entstuckungsopfer vor sich hin siechte. Ich wusste allerdings nicht, dass hinter der tristen Fassade solch ein Juwel schlummert.
    Die Besitzer können, wenn die Fassade tatsächlich qualitätvoll wiederhergestellt wird (hoffen wir mal das Beste!) hier ein absolutes Schmuckstück herstellen, dass reißenden Absatz finden wird.

    Wäre man klug, dann würde man sich nicht so sehr über die banale Optik der Fassade nach Fertigstellung zanken, who cares außer die besonderen Freunde und Feinde bestimmter Baustile am Rande der Mehrheitsgesellschaft.

    ...

    Denn es gibt die Nischen der Architekturfans mit jeweiligen Scheuklappen die eh nicht diskutieren, sondern höchstens für ihre Ansicht werben und der Mehrheitsgesellschaft geht das Thema ziemlich sonstwo vorbei.


    Das stimmt doch so gar nicht. Hast du dich gar nicht informiert, dass eine Forsa-Umfrage dazu erhoben wurde oder lässt du die Umfrage geflissentlich unter den Tisch fallen? Eine große Mehrheit der Bevölkerung, fast 70%, wünschen sich eine originalgetreu rekonstruierte Bauakademie.
    Sogar die Stiftung Bauakademie hat die Forsa-Studie dick und fett auf deren Startseite vermerkt.

    Das Gebäude der Bauakademie befindet sich gerade nirgends. Wie die Wirkung wäre, können wir nur erahnen.

    Wir konnten für über eine Dekade relativ gut sehen, wie die Wirkung der Bauakademie war. Von 2004-2019 wurde die Bauakademie in voller Größe mit einer Plane, inklusive einer gemauerten Ecke, simuliert. Schon vergessen?

    Außerdem, darf ich dich nochmal darum bitten, uns Beispiele zu nennen, wo äußerlich rekonstruierte/wiederaufgebaute Gebäude eine moderne Nutzung behinderten? Du hast das hier mehrmals angedeutet, also nehme ich an, du hast auch irgendein Beispiel für uns?

    Es hilft auch nicht, wenn Gebäude schön anzusehen sind, dafür aber wenig Nutzen haben.


    Nein, Jockel, aber die Festlegung auf eine Rekonstruktion, zum jetzigen Zeitpunkt, schränkt die zukünftige Nutzung ein.


    Du schreibst das immer wieder, und jetzt muss ich wirklich mal nachhaken: Hast du irgendwelche Beispiele für uns, wo es bei einem rekonstruierten/wiederaufgebauten Gebäude Probleme mit einer Nutzung gab?
    Im Berliner Schloss macht sich das Humboldt Forum sowie Cafés und Restaurants ganz gut. In Dresden, Frankfurt und Potsdam wäre es mir neu zu hören, dass man die rekonstruierten Häuser nicht sinnvoll nutzen konnte.

    Im Grunde ist ein fairer Kompromiss zwischen den verhärteten Fronten ja ein moderner Bau in der historischen Hülle. Innen können sich die Modernisten austoben, außen wirkt wieder Schinkel.
    Rekonstruktionsbefürworter, zumindest soweit ich das mitbekommen habe, geben sich auch mit diesem Kompromiss zufrieden. (Und, ja, das ist bereits ein Kompromiss, denn Schinkels Bauakademie war mehr als nur die äußere Fassade. Auch das Innere galt als Meisterwerk, dass man sich eigentlich zurückwünscht.)
    Nur gibt es auf der anderen Seite eine Gruppe, die zu gar keinem Kompromiss bereit ist, weil sie einfach jede Rekonstruktion strikt ablehnt. Und das, obwohl aus diesem Grund der Wiederaufbau der Bauakademie überhaupt erst vor Jahrzehnten angestoßen wurde. Da wird ein einvernehmliches Zusammenkommen aber auch extrem schwierig bis unmöglich.
    Dass die Stiftung Bauakademie so unentschieden auftritt und hin und her schlingert zwischen "So viel Schinkel wie möglich." und "Man muss auch außen ablesen können, was innen stattfindet." gießt noch Petroleum ins Feuer.

    Also, die Propheten um die Kuppel sollen nach aktuellem Stand noch kommen, weil sie alle schon in der Mache und teils sogar schon fertig sind, aber weitere Statuen, die über den Portalen, verbitten sich Frau Roth und die Stiftung Humboldt-Forum allerdings. Teilweise sollen die Götter und Allegorien angeblich Züge der Hohenzollern tragen und diese verherrlichen.
    Der Schlossverein sammelt indes weiter fleißig Geld für diese Statuen. Man hofft allem Anschein nach auf bessere Zeiten, wenn die Statuen irgendwann doch noch aufgestellt werden dürfen.

    Ich hab auch manchmal das Gefühl einigen wird Berlins neue/alte Mitte etwas zu schön, würdevoll und traditionsbewusst, darum wird nun hart um jede rekonstruierte Fassade und jedes Detail gekämpft und konterkariert, wo es nur geht, wie mit der Überblendung des Kuppelspruchs, der Einheitswippe, dem geplanten Flussbad etc.
    Bis Ende des Jahres kommt ja auch noch die gewaltige Wappenkartusche mit Reichsadler und Insignien über das Hauptportal. Bin mal gespannt welche Debatten das auslöst...

    Ich hatte mir vom Inneren des Hotels, ähnlich seinem Äußeren, einen edleren, historiserenden Look erhofft, als diesen, sagen wir mal "Fabrikhallencharme" mit Betonpfeilern und offengelegter Decke. Allerdings ist historische Rohrpostanlage absolut erhaltenswert und wert präsentiert zu werden. Schade aber verständlich.

    Und was den von Treverer angesprochenen Denkmalschutz betrifft... im Moment gibt es da garnichts, ne Spundwand aus Metall glaube ich die von der U-Bahnbaustelle zeugt. Also wirklich nichts so arg schützenswertes.


    Was ist denn das für ein absurdes Argument? ;) Klar gibt es an dieser Stelle im Moment nur eine Spundwand und nichts schützenswertes mehr, weil dort die historische Uferwand vor einigen Jahren abgetragen wurde.

    Und bitte jetzt keine Grunddiskussion, ob historische Uferbefestigungen oder speziell Berlins Uferbefestigungen schützenswert sind oder nicht. Die Uferwände stehen bereits unter Denkmalschutz, sie wurden nur für den U-Bahnbau abgetragen und weitgehend wiedererichtet. Allerdings sparte man die Wiedererichtung an dem Stück aus, wo die Freitreppe geplant ist/war,

    Abgesehen davon sind die Uferwände der Museumsinsel und Fischerinsel ein Baudenkmal, größtenteils aus Schinkels Zeiten und noch früher. Es ist eigentlich ein absolutes Unding, hier für sowas wie ein Freibad weitere Uferwände einzureißen, umzubauen oder anderweitig zu beeinträchtigen. Berlin hat ja leider viele Baudenkmäler verloren, muss man da heutzutage für ein Freibad weiter machen? Die Pariser Seineufer sind mittlerweile Weltkulturerbe...