... ich gebe meinen drei Vorschreibern insoweit Recht, was die Beschreibung der jetzigen Situation des Mehrigplatzes betrifft.
Völlig ausgeblendet habt ihr aber die Zeit des Mauerbaus die darauf folgende Teilung der Stadt, der konfrontative Städtbau der sich in zwei völlig unterschiedlichen Stilen/ Ausdrucksformen der Architektur und des Städtebaus selbst insbesondere hier am Mehringplatz, 200 Meter vom Checkpoint Charlie entfernt, manifestiert hat. Die Gestalt und die Architektur ist eben nicht nur Ausdruck der Zeit des Wiederaufbaus, wie es bei Euch verklärend und verächtlich zugleich beschieben wird, sondern zuerst ein Ausdruck der Teilung der Stadt über 40 Jahre hinweg.
Schon merkwürdig, dass dieser Punkt mit all seinen dramatischen Auswirkungen, die ja erst zur Sackgasse Mehringplatz geführt haben, bei Euren Statements völlig negiert, oder verdrängt wird.
Ich kenne diese Gegend noch aus Kindheitstagen, Verwandtenbesuchen in Westberlin, mein Onkel war Architekt bei der Bundesbaudirektion und hat mich nachhaltig geprägt.
Der Mehringplatz war ein heute würde man sagen Leuchtturmprojekt um wenigstens ein bisschen Urbanität in diesen leergefegten und im wahrsten Sinne des Wortes ruinierten Kernbereich, altes Zeitungs- Und Presseviertel etc. zurückzubringen. Ein weiterer Versuch wurde mit der IBA in den 80er Jahren unternommen.
Um diese eingemauerte Zeit mit ihren Auswüchsen des Städtebaus verstehen zu können, muss man sich allerdings die Mühe machen Verstehen, Sehen und Erkennen zu wollen. Nichts ist einfacher als den Abriss zu fordern, nichts ist einfacher als die Situation als hässlich, antiurban was weiss ich noch alles zu beschreiben und den Abriss damit zu begründen. Für Berlin wäre es vielleicht die Heilung einer Wunde aber auch ein Ausdruck der Geschichtsvergessenheit, die hier von anderer Seite immer so gern beklagt wird.