Freiheits- und Einheitsdenkmal (in Bau)

  • ^ Ich würde sogar auf die Kolonnaden verzichten, da sie die Sicht auf die Hauptfassade vom anderen Spreeufer versperren würden.


    Ganz zu schweigen von der Sicht von der Westseite des Schlosses auf die schönen Neubauten am Schinkelplatz! :lach:

  • Brandenburger Tor

    Kann ich das einfach nochmal zitieren, um's hervorzuheben? Es wurde zwar bereits von vielen vielfach so geäussert, aber man kann's nur nochmal unterstreichen:


    Das Brandenburger Tor wurde ganz von selbst und unauslöschlich zum Symbol dieser Teilung und Wiedervereinigung und dagegen stinkt doch kein wortwörtlich wie auch metaphorisch konstruiertes Denkmal an. Ja sogar die "Begehbarkeit" des Tors ist - ganz unkonstruierter - Bestandteil dessen anhaltender Faszination. Zu Wissen, dass man vom Tiergarten kommend gen Unter den Linden durch das Brandenburger Tor spazieren kann, wo früher eine massive Mauer und NVA mit Schießbefehl eine Barriere bildeten, das gibt doch jedem, der das weiss, zumindest eine kurze Gänsehaut. V. a. und das sollte bei Denkmälern doch besonders wichtig sein: auf kommende Generationen werden damit eindrücklich, ganz im Sinne eines "Denk-Mal"s, erfahren und "er-leben" können, wie absurd diese Teilung eigentlich war, mitten durch die Stadt, wo man nun ganz selbstverständlich vom Tiergarten zur Friedrichstraße durch das Brandenburger Tor spazieren kann. Das wird immer sehr eindrücklich bleiben.


    Das Brandenburger Tor ist bereits das Einheits-Denkmal. Jeder kennt es, jeder verbindet damit unsere Geschichte. Und genau hier (natürlich hier, wo sonst!) wird heute Deutsche Einheit zelebriert - z.B. heute abend.

  • Neue Kolonnade auf altem Denkmalsockel

    In der neuen Ausgabe des "Berliner Extrablatts" schlägt der Förderverein Berliner Schloss vor, auf dem Sockel des ehem. Kaiser-Wilhelm-Denkmals eine neue Kolonnade im zeitgenössischen Stil zu bauen. Diese würde anders als die gescheiterte Wippe nicht nur eine zentrale Bindegliedfunktion erfüllen, sondern auch mit dem Schlossportal von Eosander und der James-Simon-Galerie von Chipperfield kommunizieren.


    Vorschlag siehe Seite 29: http://berliner-schloss.de/wp-…erliner_extrablatt_86.pdf

  • Zuerst einmal möchte ich sagen, dass auch ich froh bin, dass die Wippe vom Tisch ist. Mehr als eine witzige Idee ohne ernsthafte Realisierungschance (unter sicherheits- und bautechnischen Gesichtspunkten) war das nie.
    Der Standort wurde auch nur deshalb ins Auge gefasst, weil nun mal schon ein verwaister Denkmalssockel da war. Das war aber kein guter Grund.
    Zu dem aktuellen Vorschlag denke ich, dass eine raumbildende Arkade hier schon städtebaulich vorteilhaft wäre. Die gezeigte Form erinnert mich aber unangenehm an das stalinistische sowjetische Ehrenmal auf der Straße des 17. Juni. Außerdem halte ich jede gestalterische Annäherung an das protzige Wilhelminische Nationaldenkmal für bedenklich.
    Arkaden prinzipiell also ja - Arkaden so, aber bitte nicht!

  • Hm, dass könnte schwierig werden. So barock wie das frühere Denkmal soll's nicht aussehen. Wird's zu neoklassisch kommt der Vorwurf, es sieht nach Faschismus/Stalinismus aus. Will man beides unbedingt vermeiden aber doch Kolonnaden haben, käme dabei bestimmt was gewollt modernes, á la Chipperfield raus. Das wird auch die Gemüter spalten...
    Natürlich könnte man auch Kolonnaden entwerfen, die echtem Klassizismus entsprechen, aber dann käme erst recht wieder der Vorwurf Disneyland (wir basteln uns einen Historismus wie er uns gefällt...), das wird sich vermutlich keine Auswahlkommission trauen.


    Ich sähe am früheren Nationaldenkmal am ehesten das Problem mit dem üppigem Figurenschmuck. Ohne diesen, die geschweiften durchbrochen Giebel an den Enden und das Reiterstandbild würde es auch nicht protzig aussehen. Ich denke ein vereinfachter Wiederaufbau ließe sich als Kompromislösung verkaufen um bei Traditionalisten Zustimmung zu bekommen und um die Modernisten nicht ganz zu verprellen.
    Wenn zukünftige Generationen dann den Figurenschmuck noch ergänzen wollen, können sie dies ja tun.

  • Gestern habe ich festgestellt, dass die aus dem Mühlengraben gefischten Spolien des Nationaldenkmals in der Breiten Straße, leidlich gesichert von einem wackeligen Bauzaun, zwischengelagert werden. Es handelt sich um Steine sowie Skulpturfragmente.


    Weiß jemand, was damit geschehen soll?

  • Danke für die interessante Nachricht, rako. Ich weiß zwar nicht mehr dazu, aber hoffen wir, dass die historischen Spolien zusammen mit den restaurierten Mosaiken auf den Sockel zurückkehren. Optimal wäre es natürlich, wenn man noch die Kolonnaden in abgespeckter Form rekonstruieren würde.

  • Denkmal im Invalidenpark

    Das Denkmal "Versunkene Mauer" von Christophe Girot finde ich übrigens ein sehr gelungenes abstraktes Einheitsdenkmal, welches nur wenig beachtet wird. Diese Eleganz und selbstverständliche Dauerhaftigkeit sollte ein gutes Denkmal haben und es ist sogar bis oben begehbar. (Gut die Mauer senkt sich nicht ab, wenn man hochläuft;).)


    Die Wippe war meines Erachtens zu manieriert.


  • Was ist daran abstrakt? :)


    Mir gefällt es auch ganz gut, aber was den ganzen Platz abwertet ist natürlich die völlig unzureichende Pflege, überall schiesst das Unkraut zwischen den Platten hervor usw. Es könnte mit ein wenig mehr Pflege wesentlich besser aussehen.

  • In der Überschrift dieses Strangs steht ja jetzt "gecancelt". Ohne Fragezeichen. Die Befürworter des Einheitsdenkmals, allen voran Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, lassen aber nicht locker. Inforadio berichtet heute über eine Veranstaltung, die gestern am Kudamm stattgefunden hat. Mit viel Pathos wurde anscheindend die Notwendigkeit eines solchen (bzw. genau dieses) Denkmals beschworen. Die hier schon besprochenen technischen und organisatorischen Probleme der "Schaukel" wurden in dem Beitrag allerdings nicht erwähnt.

  • Herr Thierse ist 73 und allen erlangten Ehren zum Trotz aus der aktiven Politik raus. Auch sonst erscheint mir der Rest der Befürworter einfach eine Bürgerinitiative unter vielen zu sein, die objektiv aussichtslose Anliegen mit Überzeugung verfolgt.


    Solange sich die offizielle Beschlusslage nicht ändert bleibt es bei "gestoppt" und während sich zB RRG selbst zur Bauakademie positioniert (mit dem Bund zu verhandeln) hat man zum einst geplanten Einheitsdenkmal aufallend wenig gesagt, nämlich nichts. Das Ding ist tot, wir müssen es hier im Forum nicht zum Untoten machen.

  • Eine Volksabstimmung wäre doch mal nett und irgendwelche realitätsfernen Visionen von Provinzpolitiker wären gegessen. Aber man hat ja Angst vor Volksentscheidungen.
    Wenn ich mir das hiesige Ergebnis anschaue, dann dürfte das andere recht eindeutig ausfallen.

  • Der "Wasserentscheid" kostete damals 1,6 Mio, billiger ist es sicher nicht geworden abstimmen zu lassen.


    Weiterhin eignet sich das Thema rechtlich dazu nicht. Der Bauherr ist der Bund (sozusagen als Bauwerber öffentlichen Privatrechts) und der hat Anspruch auf eine Baugenehmigung wenn er dazu die landesrechtlichen Bestimmungen erfüllt. Bauanträge dürfen nicht "politisch" abgelehnt werden. Nicht von gewählten Volksvertretern und nicht vom Volk


    Wäre es dem Bund nicht zu teuer geworden hätten die Berliner keinerlei Möglichkeit gehabt dieses "Geschenk" des Bundes noch zu verhindern.

  • ^^ Man muss nun wirklich nicht jeden Blödsinn zur Wahl stellen. Wenn ich mich vor der Landtagswahl ausführlich über das Wahlprogramm oder die parteiliche Linie erkundige (und viele Parteien haben städtebauliche Themen im Programm) und nicht nur aus Protest wählen gehe (sorry für die Unterstellung ;) ), dann spare ich mir im Nachhinein viel Zeit und nervige Wahlgänge alle paar Wochen.

  • Kolonnaden werden rekonstruiert

    Der Vollständigkeit im Forum halber: Laut Medienberichten hat der Bund beschlossen, die schönen Kolonnaden auf dem historischen Sockel des ehem. Nationaldenkmals für 18,5 Millionen Euro zu rekonstruieren. Neben SPD- und Unionspolitikern äußerte sich auch Fördervereinschef Wilhelm von Boddien zufrieden über den Beschluss.


    http://www.berliner-zeitung.de…wieder-aufgebaut-25076550
    http://www.berliner-zeitung.de…-schlossumgebung-25072290


    Ich freue mich, dass dieser hier schon vor Jahren geäußerte Vorschlag jetzt tatsächlich umgesetzt wird. Zusammen mit der Bauakademie sind die Kolonnaden zweifelsfrei ein riesiger Gewinn für das künftige Schlossumfeld. Hoffen wir, dass auch Lustgartenterrasse, Adlersäule, Rossebändiger und Neptunbrunnen wieder zurückkehren!

  • Nach meiner Meinung wäre die Rekonstruktion der Arkaden des Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals eine endgültige künstlerische und intellektuell-analytische Bankrotterklärung. Es kommunizierte genau das, was es ist: Restauration - nicht nur architektonisch-skulptural, sondern auch gesellschaftlich. Es geht genau an diesem Ort eben nicht nur um "Ästhetik" - sondern ich habe die Befürchtung, dass da genau auch umfassendere Verständnisse von Restauration gemeint sein könnten - an dieser Stelle ideologisch-propagandistischer Selbstdarstellung des 2. Reichs. Wenn genau die wieder da hin kommt, soll wohl genau auch an diese Hybris dieser Epoche angeküpft werden, die ja im 1. und dann 2. Weltkrieg geendet hat...

  • Stadtstruktur: Da überhöhst du aber die Bedeutung der Arkaden gewaltig. Die Diskussion, ob die Rekonstruktion oder Wiedernutzung von Gebäuden aus der Kaiserzeit (z.B. Reichstag) einen neuen deutschen Nationalismus oder eine Restauration befördern würde, ist schon so oft geführt worden, noch heftiger beim Beschluss 1991 Berlin statt Bonn als Hauptstadt zu wählen. Keine der Befürchtungen ist eingetreten. Nein, die gegenwärtigen Probleme Europas und der Welt haben ihren Ursprung nicht in den wenigen architektonischen Rekonstruktionen in Deutschland.

  • Ich kann mir nur vorstellen, dass es um eine Neuinterpretation der Kolonnaden in den alten Proportionen geht. Die alten waren ja stark skulptural ausgeprägt, insbesondere im Bereich der beiden Pavillons. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man diese wieder herstellen wird. Es würde jedenfalls keinen Sinn machen, ohne die restlichen Skulpturen und das Standbild selbst wiederherzustellen.


    Bleibt die generelle Frage nach dem Sinn. Warum sollte man das Eosanderportal wieder zustellen, wo es doch jetzt endlich einmal Fernwirkung zeigen könnte. Insbesondere vom Schinkelplatz aus. Die Kolonnaden würden allenfalls Sinn machen, wenn man den Sockel als Freilichtbühne für Veranstaltungen nutzen würde, in diesem Fall hätten sie einen tatsächlichen Nutzen.

  • Na der Hauptzweck der Kolonnaden ist es ja eine Absturzsicherung zu bilden, damit niemand vom hohen Sockel fällt auf den diese Denkmaldiskussion gehoben wurde und dann in den Graben daneben fällt, der durch die vielen Diskussionskämpfe entstanden ist.;)


    Fernblick und Blickachsen schön und gut, aber ein wenig Fassung verträgt der Platz vorm Eosanderportal schon und echte Bäume lassen sich auf den vorhandenen Sockel halt schlecht pflanzen, sonst könnte man dort ja auch ne Art Laubengang machen, wobei die Kolonnade im Grunde auch nur eine steinerne Form eines solchen ist.

  • die Verspieltheit mit den vielen Tieren fand ich ehrlich gesagt immer besonders charmant an dem Werk von Begas.


    Dass das dem sauertöpfischen Durchschnittspreußen an einem Denkmal schlechter gefiel als vergoldete Franzosenkanonen erstaunt mich weniger, dieser zeitgenössische Schmäh macht das Werk von Begas eher doppelt sympathisch.


    Danke für den Aspekt.