Freiheits- und Einheitsdenkmal (in Bau)

  • ^ Dreimal gelesen, nicht verstanden. (Das Einhalten von Rechtschreibregeln und die Verwendung von Beistrichen würde nicht schaden.)

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  • Selten genug, dass ich mit Whywolf_Larry d'accord bin. Ich halte das auch für eine nicht besonders durchdachte Projektion.


    PS: in Chats und Foren auf Syntax und Rechtschreibung rumzuhacken ist einfach kleinlich.

  • ^ Gerade für jene, die sich hier für mehr Nationalstolz stark machen, sollte die Pflege der deutschen Sprache doch eine Selbstverständlichkeit sein! Abgesehen davon erschwert die schlampige Rechtschreibung das Verständnis - ich habe Whywolf_Larry vielleicht auch deswegen schlicht nicht verstanden.

  • ^du machst den klassischen (anerzogenen?) Fehler Nationalstolz mit Deutschtümelei gleichzusetzen. Eine Nation bedeutet im 21. Jh. was anderes als im 19. Jh., ebenso wie wir heute von ganz anderen Dingen reden, wenn wir von Demokratie sprechen, als die alten Attiker (Sklaverei, rechtelose Frauen, usw., sicherlich keine Demokratie im heutigen Sinne). Begriffe sind einem ständigen Wandel unterworfen. Wenn ich von einer Nation spreche, dann meine ich damit eine bunte Willensnation* und keine "erweiterte Sippe" (a lá "Deutscher kann man nicht werden, Deutscher ist man").


    *Getragen vom Willen die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu leben und weiter zu entwickeln, auf einem gemeinsamen Staatsgebiet, beiderlei Symbol ist die Flagge Schwarz Rot Gold. Und jeder, der sich entscheidet auf diesem Gebiet zu leben und die Werte des Grundgesetzes zu leben und sich einbürgern lässt, der ist für mich Deutscher. Ob mit dunkler Hautfarbe und Großeltern in Kenia oder asiatischen Wurzeln, ob Moslem oder Buddhist. Oder rothaariger Ire, der seinen englischen Akzent nie ganz los wird. "Deutscher" sein heißt für mich in Berlin Anno 2016 offenbar etwas anderes als für dich. Und auf mein Deutschland wie ich es sehe und lebe bin ich stolz, in der Tat. Und dieses Deutschland hat mit dem ollen Wilhelm und dem alten Nationaldenkmal in der Tat nichts mehr zu tun.


    Aber mit Schwarz Rot Gold und dem zeitlosen, meinetwegen etwas idealisierten Streben dahinter (Einigkeit und Recht und Freiheit) sehr wohl. Mehr denn je vielleicht - die Einheit ist nicht nur eine territoriale sondern eine soziale Frage und die soziale Einheit dieser Gesellschaft, sowohl bzgl. Einkommen wie auch bzgl. Multikulti, ist eine anhaltende Aufgabe, ein anhaltendes Ziel. Die Geschichte ist nicht zu Ende. Und auch hier ist unsere Flagge ein zeitloses Symbol für das Streben nach Einheit, eben nicht territorial sondern sozial. Solche Kontexte wünsche ich mir von einem Einheitsdenkmal.

  • ^ Wo habe ich Nationalstolz mit Deutschtümelei gleichgesetzt?


    "Gerade für jene, die sich hier für mehr Nationalstolz stark machen, sollte die Pflege der deutschen Sprache doch eine Selbstverständlichkeit sein", bitte keine Wortklauberei, die Botschaft ist hier ziemlich eindeutig. Die Assoziationskette mit Leitkultur und Deutschtümelei drängt sich hier wohl nicht nur mir auf.

  • ^ Ja, die Botschaft war eindeutig, aber es war nicht die, die bei Dir angekommen ist. Du hattest in #574 gesagt: "Nationalstolz ist nicht per se schlecht" und dann meine Anmerkung zu der verständniserschwerenden orthographischen Schlampigkeit getadelt. Einen wichtigeren und würdigeren Gegenstand "nationalen Stolzes" als die eigene Sprache kann ich mir aber kaum denken. Auf diesen Widerspruch wollte ich Dich hinweisen. (Aber wir bewegen uns außerhalb des Themas dieses Stranges...)

  • ...und ich sage, ein extrem sächselnder Mitbürger oder ein mit breitem amerikanischen Akzent sprechender Mitbürger oder ein schriftlich wenig begabter Mitbürger kann genauso stolzer Deutscher sein, dessen Sprache auch nicht "schlechter" ist als die eines "Emeritus Germanicus". Leitkultur, der Sockel auf dem die Weimarer Klassik steht, das Naserümpfen gegenüber jeglichen Anglizismen und Sprachwandel a lá "Kiezdeutsch", "Weltnetz" statt Internet, ....davon fühle ich mich mindestens so abgestoßen wie von der Vereinnahmung Deutschlands oder deutschen Patriotismus durch Xenophobe oder deutschtümelnde Reaktionäre.


    Ich möchte einen dritten, neuen Weg im 21. Jahrhundert und mich nicht darüber definieren, was irgend jemand irgend wann mal gesagt oder geschrieben hat. Und unsere gemeinsame Sprache verändert sich stetig weiter. Du verstehst was dein Mit-User hier gepostet hat mit Sicherheit, also wozu das Rumhacken auf der Form. Das ist, um deine Argumentationsweise aufzugreifen, schon sehr kleinlich-altdeutsch. Die Ideale unserer Flagge, für die zeitgebunden schon frühere Generationen stritten, sind hingegen zeitlos. Sie ist der "rote Faden" der sich durch die letzten 200 Jahre Bürgerengagement zieht. Hervorgegangen aus der Abwehr des napoleanischen Imperialismus, dann von jungen Studenten, die einen geeinten, modernen Nationalstaat wollten, getragen; zwischenzeitlich die Flagge der fragilen Paulskirchenrepublik, die alsbald von Reaktionären zerstört wurde, dann verschwand Schwarz Rot Gold wieder und wurde von der alten Reichsflagge verdrängt. Als diese alte Ordnung endlich stürzte, was machten die Liberalen und Demokraten, die "Weimar" gründeten? Sie holten wieder Schwarz Rot Gold hervor, die damit verbundenen Ideale. Dementsprechend beseitigte Hitler diese Flagge als eine seiner ersten Amtshandlungen wieder und ersetzte sie durch das Hakenkreuz. Als der Faschsimus endlich endete, was machten unsere Vorfahren als sie unsere grundgesetzliche Ordnung schufen? Sie holten einmal mehr Schwarz Rot Gold hervor...


    Waren die Burschenschaften des 19. Jh. mit veganen Asta-Studis von heute vergleichbar? Natürlich nicht. Zeitgebunden waren sie mit ihrer Bewegung trotzdem die "Punks" ihrer Zeit. Waren die Bürgerlichen in der Paulskirche feministisch und multikulturell? Natürlich nicht, zeitgebunden waren sie aber progressive Demokraten. Wir haben nicht viel, worauf wir in den letzten 200 Jahren stolz sein können. Auf unsere Flagge können wir stolz sein und sie ist ein roter Faden, der sich durch den deutschen "struggle for unity" und Freiheit zieht. Neonazis verachten die Flagge wie schon damals Hitler ("BRD GmbH" oder "Schwarz Rot Senf" sind noch die freundlicheren Bemerkungen dahingehend), selbst die Pegida hat sich schon eine alternative Flagge zusammen gezimmert. Ich weiss also auch nicht woher die Berührungsängste hier stammen. Wenig aus unserer Geschichte ist so wenig "historisch kontaminiert" wie diese Flagge, ganz im Gegenteil.

  • Die Deutsche Fahne gehört aus mehreren Gründen vor das Schloß:


    1. Wehte Schwarz/Rot/Gold mehrfach während der bürgerlichen Revolution als Fanal der Freiheit im März 1848 auf den Barrikaden vor dem Schloss,
    2. war Schwarz/Rot/Gold die Fahne der ersten deutschen Republik, der Weimarer Republik, die das Schloß - wie auch künftig - als Museum und Lehrstätte nutzte.
    Das Hohenzollernschloß wurde daurch zu einem "Schloß der Republik",
    3. die National-Sozialisten schafften mit einen der ersten Amtshandlungen Schwarz/Rot/Gold als Staatsflagge ab und führten die Hakenkreuzfahne als Hoheitssymbol ein.
    Um so mehr gilt uns heute die Fahne Schwarz/Rot/Gold als Symbol der Bürgerfreiheit und des Rechtsstaates.


    Wer dies alles weiß, der kann schlechthin weder von dem Schloß noch von dieser Fahne als reaktionärem Relikt sprechen.
    Unsere Staatsflagge vor dem Schloß würde das nachdrücklich verdeutlichen!


    Was spräche gegen eine Darstellung dieser Barrikade als Bronzeplastik an der Stelle, wo früher der Kaiser ritt?


    Hier eine Zeichnung von der Barrikade in der Breiten Straße:


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    Hinweis der Moderation: Die Einbindung der Bilddatei wurde in ein Link geändert. Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Bildern achten! Vielen Dank.
    Bato

  • ^^ Ich weiß nicht, wer sich naserümpfend gegenüber Anglizismen und Sprachwandel a lá "Kiezdeutsch" geäußert hat - ich war es nicht. Und wenn Du einen schlampigen Umgang mit Rechtschreibung und Sprache mit "Sprachwandel" verwechselst, kann ich Dir auch nicht helfen. Im Übrigen habe ich kein Wort zur deutschen Fahne geäußert, insofern ist mir dieser Exkurs an dieser Stelle nicht ganz klar.

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  • die Nachbarschaft zu einer Schlossfassade und zu den (kolonial belasteten) ethnologischen Sammlungen im Humboldt-Forum eignet sich herzlich wenig für die Repräsentation demokratischen und nationalen Stolzes,


    Das Schloss in seiner wiedererbauten Fassade wurde vor dem Besitz von Kolonien gebaut. Es repräsentiert aus eine baulichen Betrachtungsweise das Preußische Königreich. Durch die darauf folgende weiternutzung hat sich aber seine Repräsentativer Wertegehalt geändert. Preußisches Königreich [im Deutschen Bund] zu Deutschen Kaiserreich zu Weimarer Republik zu Dritten Reich zu DDR. Das ganze kann man dann noch in die einzelnen Phasen der Be-Deutung[saufladung] der jeweiligen Gesellschaftlichen Zustände unterteilen.
    Du hast es allerdings statisch interpretiert, das von all den Möglichkeiten die ein Gebäude Repräsentieren kann hast du dir eins ausgesucht das deiner Meinung nach es darstellt, bei aller vorhandener Ambivalenz.
    Dein Gegenvorschlag:


    Demgegenüber erscheint mir der Reichstag für ein Einheitsdenkmal weitaus geeigneter, wo das Gegenüber des Parlaments das Bekenntnis zum geeinten deutschen Volk gleichsam demokratisiert und wo die Nähe zum Brandenburger Tor


    Und da hab ich mich halt an deinem Spiel beteiligt und mir Konterpunkte ausgesucht. Sprich: Das Reichstagsgebäude welches in der Zeit der ersten Deutschen Kolonien gebaut wurde, und in dem über jene Entschieden wurde.
    Als auch das Brandenburger Tor als Siegesdenkmal welches einen Krieg verherrlicht.


    Damit wollte ich dir nur verdeutlichen wie Sinnfrei es ist, Objekte als statische Entitäten zu betrachten. Berlin ist eine Stadt welche aus verschiedenen Zeitschichten unterschiedlichen Einflüssen, Politischen Ordnungen und Baulichen Zuständen ausgesetzt war, teilweise Extremer als andere da man Berlin immer als Totalitäre Projektionsfläche benutzt hat. Sie ist nicht organisch in Ringen gewachsen sondern immer in ganzen Stadtteilen und wenn diese nicht mehr "Zeitgemäß" waren wurden sie überformt.
    Räume und die sie repräsentierenden Gesellschaften, sind nie die Absolute Identität die sie zu einem Betrachter transportieren. Denk an die Schönen Gründerzeithäuser die einen gesellschaftlichen Fortschritt und Reichtum ihrer Zeit darstellen aber hinter denen sich aber eben auch Armut und Rückschritt verbergen können. Räume sind Konstruiert und damit auch das was sie darstellen sollen als auch können. Michael Focoult spricht auch in diesem Sinne von Heterotopien. Berlin ist dahingehend ein Paradebeispiel einer Heterotopie.


    Bei meiner Antwortwar übrigens auch kein Wort dabei das ich jetzt eine Nationalistisch geprägte Interpretation möchte, noch das ich mich diesem Hingebe.
    Im Grunde genommen bestätigst du damit genau die Klischees deiner Kontrahenten. Es ist ziemlich Fies daher alle Leute unter einem Kamm zu scheren, nur um deine, gelinde gesagt, genauso einseitigen Argumente an den Mann zu bringen.

  • Nachdem die Linguistik hoffentlich erschöpfend erörtert ist zurück zum eigentlichen Thema. Wenn ich von unserer Nation und unserer Kultur spreche, auf die ich stolz bin, dann ist es das bunte Deutschland, des Nationalspielers Özil, des Kiezdeutsch, des Islam, der feministischen Veganerhipster, der Bodybuilding-Proleten mit aufgemotzten Karren, des zauseligen alt68er der die heutige Jugend für angepasste Spießer hält, die Strebsamen, die Faulen,... all dessen, all das ist Deutschland. Und das sehe ich wenn ich Schwarz Rot Gold sehe. Ich habe keine Kolonien des Kaisers vor Augen, keinen Bismarck, keinen Krieg, keinen Turnvater Jahn, keine gestrengen Pastoren, keinen Goethe oder sonst irgendwas Asbach Uralt. Und ich habe vor Augen, dass wir heute freier und geeinter leben als jemals in der gesamten deutschen Geschichte und darauf bin ich stolz und dafür bin ich dankbar und das können wir auch einfach mal zelebrieren (gerade weil das keine Selbstverständlichkeit ist, weder im int. Vergleich, noch im Vergleich mit unserer eigenen Historie). Ohne verquaste "Erklärdenkmäler" mit irgendwelchen komischen Metaphern a lá "Bürger suchen das Gleichgewicht" und daraus wird dann ein Spielgerät gemacht. Sondern ein klassisches Symbol unserer Nation, unsere Flagge. Und zwar ein beeindruckendes, besonders großes Exemplar. Wir haben reichlich Mahnmäler in Deutschland, gegenwartsbezogene Denkmäler sind äußerst rat gesät. Eine Nation kann aber ihre Identität nicht nur aus einer historischen Tragödie beziehen.


    Will heißen - ich schlage das nicht einfach nur vor, weil mir nichts besseres einfällt, sondern gerade weil ich mir viele Gedanken dazu gemacht habe. Ein Forum soll dem Gedankenaustausch dienen und ich wünschte mir von dir weitreichendere Aussagen als Stilkritik bzgl. Whywolf_Larry.

  • ^ Die weiterreichenden Aussagen habe ich in #579 gemacht.


    ^^ Gut, ich habe das jetzt verstanden.


    Dass alle Gebäude, die in der Kolonialzeit entstanden sind, deswegen irgendwie kolonial belastet sind, behauptest Du nicht und wird auch sonst kaum jemand ernsthaft behaupten, insofern brauche ich darauf nicht einzugehen.


    Dagegen behauptet einer (ich selbst), dass die jeweilige aktuelle Funktion bzw. Nutzung eines Gebäudes sehr wohl einen Unterschied macht. Das Humboldt-Forum wird, insofern es die ethnologischen Sammlungen beherbergen wird, eng mit diesen Sammlungen verbunden werden. Diese aber sind wesentlich in der (nicht nur deutschen) Kolonialzeit entstanden und bleiben eng mit dieser verbunden. Damit wird sich die deutsche Gesellschaft auseinandersetzen müssen und es wird, da muss man kein Prophet sein, um dies vorherzusagen, eine heftige Debatte um die deutsche Kolonialzeit geben.


    Vor diesem Hintergrund scheint mir dieser Ort (Schloßfreiheit) für ein Einheitsdenkmal wenig geeignet, aber schon gar nicht, wie hier bei manchen anklang, für die Hebung des nationalen Stolzes. (Hinzu kommt der mangelnde Bezug zu 1989.) Dagegen spricht m.E. wenig gegen den Reichtags als Ort eines solchen Einheitsdenkmals (wenn man denn überhaupt ein solches will).


    PS: Ich habe dir übrigens keinen Nationalismus vorgeworfen.

  • ^man könnte es auch so drehen: anstatt hier sich selbst zu huldigen holt die deutsche Nation in das Zentrum ihrer neuen Bundeshauptstadt und in die neue Schlossreko die Kulturen der Welt und widmet sich stattdessen diesen (und angesichts der im europäischen Vergleich winzigen, kurzen und aus imperialistischer Sicht sehr jämmerlichen "deutschen Kolonialgeschichte", falls man überhaupt davon sprechen möchte, würde diese vermutlich selbst aus Sicht von "Deutsche Reich Fans" nicht zu Selbstbeweihräucherung taugen). Auch habe ich diverse Interviews und Reportagen zum Humboldtforum in den letzten Jahren gelesen. Da wurde zB ein Stammesoberer von einem durchaus erstaunten deutschen Journalisten im O-Ton dahingehend zitiert, dass ihn nicht nur nicht stört, dass ein Artefakt der Vorfahren seines Stammes nun dort ausgestellt wird, sondern er das im Gegenteil sogar begrüße. Die Welt könne nur verstehen, was den indigenen Völkern im Zeitalter des Imperialismus angetan wurde wenn man von deren Leben und Kultur erzählt und erfährt, was verloren ging. Er hat ausdrücklich darum gebeten, dass dieses Artefakt seiner Vorfahren in die Ausstellung kommt.


    Das mag nicht immer so laufen und es bleibt ein heikles Thema, aber es zeigt, dass die Welt nicht so schwarz/weiß ist. Im Übrigen sehe ich die Verbindung Einheitsdenkmal und Humboldtforum nicht wirklich. Ja, das ist eine räumliche Nachbarschaft. Aber inhaltlich - das Humboldtforum präsentiert die Kulturen der Welt, ein Einheitsdenkmal ist ein Denkmal der deutschen Nation - halte ich da einen Zusammenhang schon für sehr "gewollt". Und wie gesagt, hier ist kein weiteres Mahnmal deutscher Scham gefragt, sondern zur Abwechslung ein Nationaldenkmal zur Zelebrierung der Einheit in Freiheit.

  • Ein Denkmal finde ich nach wie vor gut und richtig. Aber nicht so eins. Wenn der Bund kein angemessenes Denkmal hinkriegt, sollte man es lassen. Mit einem deutlich kleineren Budget und einem Direktauftrag an einen vernünftigen Bildhauer (z.B. Eduardo Chillida), sollte man auf dem Sockel etwas nettes und dauerhaftes hinkriegen. Eine Bereicherung für den Stadtraum und eine Sehenswürdigkeit für läppische 500 000 Euro (vielleicht auch 1Mio), natürlich plus Sockelsanierung.

  • Wenn Herrn Thierse die Wippe so gefällt, dann soll er sie bitte selbst bezahlen und vor seinem eigenen Haus aufstellen. Vor das Schloss gehört die Wippe jedenfalls nicht hin und die Entscheidung des Bundestages gegen sie war auch vernünftig. Hoffen wir, dass der Denkmalsockel restauriert, die Mosaike zurückgeholt und die Kolonnaden wiederaufgebaut werden. Das würde dem Platz einen würdevollen Rahmen geben und ein besseres Freiheits- und Einheitsdenkmal als das Brandenburger Tor wird man nie finden.

  • ^ Ich würde sogar auf die Kolonnaden verzichten, da sie die Sicht auf die Hauptfassade vom anderen Spreeufer versperren würden - genauso wie die unselige Schaukel (s. erstes Foto hier unter #12). Man würde ohnehin endlos über diese diskutieren müssen. Einfach die Mosaiken restaurieren und sichtbar machen, genauso die Sockelreste, u.U. einiges unter einer Glasscheibe im Boden - nach dem so knapp abgewendeten Fehlentwurf lieber nichts neues an dieser Stelle planen.


    Ich freue mich sehr, dass die Verhunzung der so mühsam wiederaufgebauten Fassade gecancelt wurde - meine Steuergelder kann man viel besser verwenden.

  • ^die denkmalpflegerisch seriöseste Herangehensweise wäre von Anfang an gewesen die noch vorhandene, restliche, historische Substanz wieder hervorzuschälen und nötigenfalls geschützt der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen.


    Sicherung und Zugänglichmachung historischer Substanz statt nationaler Popanz, gleich ob von Wilhelm oder Wolfgang, das ist doch pointiert gesagt inzwischen die einzig sinnvolle Herangehensweise an dieser Stelle. Denn: doch Herr Thierse, das Brandenburger Tor ist gleichsam Mahnmal für die Teilung und Denkmal für das Ende der Teilung und so wichtig man auch die Runden Tische usw. in der späten DDR finden kann, das einprägsamste und sicherlich nicht weniger anarchistische Bild ist nun einmal das der Menschen, die am Brandenburger Tor auf die Mauer kletterten und am Ende von beiden Seiten Stücke aus der Mauer herausbrachen.


    Das Brandenburger Tor wurde ganz von selbst und unauslöschlich zum Symbol dieser Teilung und Wiedervereinigung und dagegen stinkt doch kein wortwörtlich wie auch metaphorisch konstruiertes Denkmal an. Ja sogar die "Begehbarkeit" des Tors ist - ganz unkonstruierter - Bestandteil dessen anhaltender Faszination. Zu Wissen, dass man vom Tiergarten kommend gen Unter den Linden durch das Brandenburger Tor spazieren kann, wo früher eine massive Mauer und NVA mit Schießbefehl eine Barriere bildeten, das gibt doch jedem, der das weiss, zumindest eine kurze Gänsehaut. V. a. und das sollte bei Denkmälern doch besonders wichtig sein: auf kommende Generationen werden damit eindrücklich, ganz im Sinne eines "Denk-Mal"s, erfahren und "er-leben" können, wie absurd diese Teilung eigentlich war, mitten durch die Stadt, wo man nun ganz selbstverständlich vom Tiergarten zur Friedrichstraße durch das Brandenburger Tor spazieren kann. Das wird immer sehr eindrücklich bleiben. Keine, Jahrzehnte später, konstruierte Wippe kann sowas simulieren. Wir brauchen in Berlin keine konstruierten, abstrakten Denkmäler, wenn ganz Berlin ein einziges Mahn- und Denkmal für die Schrecken des Krieges ist, der auf die deutschen Kriegstreiber zurückschlug und ihre eigene Heimat am Ende mindestens so verwüstetet zurückließ wie die anderen Länder, die Deutschland im 2. Weltkrieg überfiel, der dann in der Besatzung als Konsequenz mündete, was zur Teilung in Besatzungszonen führte, was dazu führte, dass mitten durch die Stadt eine Mauer mit Todesstreifen gezogen wurde.


    Orte des Erinnerns dazu gibt es quer durch Berlin, sehr tragische, eindrückliche und v. a. authentische Orte des Erinnerns. Bis hin zur Freude und zur Symbolik als an diesen Orten diese Teilung wieder endete. Wer hatte da nur die fixe Idee, dass Berlin ein konstruiertes Denkmal aus dem Nichts herzaubern muss, wo die Stadt voller authentischer Orte ist, die an die Geschichte des 20. Jahrhunderts erinnern? Viele davon mehr schlecht als recht gepflegt, nur in Berlin kann es sein, dass die letzten vorhandenen Grenzanlagen als authentisches Freiluftdenkmal nur ungenügend konserviert werden, wie immer aus schierem Mangel an Finanzen, während man an anderer Stelle dafür streitet nun noch ein paar Milliönchen auf die 10 Mio. aufzusatteln, um ein Architekturbüro aus Stuttgart damit zu beauftragen ein konstruiertes Einheitsdenkmal ohne jeglichen historischen Bezug zur Einheit aus dem Boden zu stampfen. Was soll das eigentlich, ganz ehrlich, was soll das, Herr Thierse?



    Wenn man die 10 Mio. aus dem Bundeshaushalt unbedingt ausgeben will, dann soll man eine Stiftung Brandenburger Tor gründen, die sich um dessen dauerhaften Erhalt kümmert und die 10 Mio. € als Gründungskapital einzahlen. Ich weiss noch ganz genau, wie schwierig die letzte Sanierung des Tors zu stemmen war, es musste großflächig mit Werbung verhängt werden, um die letzten, notwendigen Pfennige dafür zusammen zu kratzen. Das muss in Zukunft besser laufen.

    4 Mal editiert, zuletzt von Pumpernickel ()