Leipzig: Immobilienmarkt und -wirtschaft

  • ^^ volle Zustimmung! Und genau deswegen ist es so wichtig, dass ab 2026 auch Naunhof, Grimma, Weißenfels, Bad Dürrenberg, Markranstädt und perspektivisch Leuna und Merseburg den S-Bahnanschluss bekommen. Auf Veranlassung aus Sachsen-Anhalt wurden für Leipziger S6 übrigens bereits zwei zusätzliche neue S-Bahnzüge bestellt für den Betrieb nach Fertigstellung der Kurve Großkorbetha. Leider soll das erst Anfang der 2030er Jahre erfolgen.

  • So ganz euhorisch sehe ich das nicht. Denn selbst wenn einige Einpendler (nach dem Umlabeln und im Falle Grimmas auch deutlich längeren Fahrzeiten) mehr die S-Bahn nehmen, bleibt das Gros beim eigenen PKW. Je mehr also im Umland wohnen, desto größer wird die Blechlawine.

  • Aber um diesen Trend zu stoppen, müsste in Leipzig erheblich mehr und wesentlich schneller gebaut werden. Das Trauerspiel um Leipzig 416 oder den Bereich Bayrischer Bahnhof kennt hier jeder...

  • So ganz euhorisch sehe ich das nicht. Denn selbst wenn einige Einpendler (nach dem Umlabeln und im Falle Grimmas auch deutlich längeren Fahrzeiten) mehr die S-Bahn nehmen, bleibt das Gros beim eigenen PKW. Je mehr also im Umland wohnen, desto größer wird die Blechlawine.

    Nicht zwingend. Das Auto wird zunehmend unattraktiver, die Kosten für die Unterhaltung steigen exponentiell. Dazu kommt der Parkdruck in der Stadt. Man muss sicher auch sehen, wohin der Pendler pendelt: Ins Gewerbegebiet am Stadtrand oder tatsächlich in die City.

  • Mehr ÖPNV ist nie verkehrt. Aber realistisch betrachtet...

    • wird es kein flächendeckendes und vor allem eng getaktetes Netz im Umland geben, da...
      • es massiv an Busfahrern und Zugführern fehlt
      • der Ausbau nur extrem langsam voran geht und daran wird sich künftig auch nur wenig bis nichts ändern
      • insbesondere die Bahn bei Schnee, Sturm und Hitze nach wie vor viel zu unzuverlässig ist

    Damit ist und bleibt der ÖPNV im Umland gegenüber dem PKW unattraktiv. Sicher werden die angebotenen Verbindungen zu Stoßzeiten hohe Auslastungen erreichen. Doch nahezu alle Städte mit einer hohen Pendlerquote weisen zur selben Zeit stark verstopfte Ein- / Ausfallstraßen sowie Autobahnen auf.

    Maßnahmen wie City-Maut, höhere Parkgebühren, Entfall von Parkplätzen würden etwas Abhilfe schaffen, aber selbstredend ist die Akzeptanz für diese sehr gering, umso mehr, wenn eben kein gut ausgebauter ÖPNV vorhanden ist und da beißt sich die Katze in den Schwanz, siehe oben.

  • Bei allen Herausforderungen kann man, meine ich, aber auch mal eine sehr positive Bilanz der letzten Jahre und vor allem letzten 3 Jahrzehnte ziehen, die Leipzig‘s spektakuläre comeback story ausmachen - wie sich zeigt sogar im internationalen Vergleich:

    • Bevölkerungszuwachs von 437.000 Einwohnern (1998) -> 625.000 (heute)
    • komplette Neuausrichtung nach dem industriellen Niedergang und dem Verlust von 100.000 Arbeitsplätzen Anfang der 90er, seitdem Schaffung von neuen Jobs in einem breiten Spektrum (nicht nur für Hochqualifizierte)
    • Wachstum nach innen statt nach außen (Verzicht auf den großflächigen Bau von Eigenheimsiedlungen am Stadtrand mit einhergehender Zersiedelung, Autonutzung und insgesamt schlechterer Energiebilanz / Einwohner)
    • teils radikale Neuausrichtung der Verkehrsanbindungen durch hohe öffentliche Subventionen (S-Bahn-Netz, VDE8 etc.)

    Auch in der Gegenwart läuft vieles in die richtige Richtung: anhaltende Investitionen im Schulbau, Umgestaltung der Stadtplätze, Ausbau des ÖPNV (Kapazitäts- und Netzerweiterungen) und Radwegeausbau etc. Bei allen zukünftigen Herausforderungen von Demografie, Klima & Co. haben die letzten 30 Jahre aber auch gezeigt, was so alles möglich ist, wenn der individuelle Wille und eine intelligente Investitions- und Reformpolitik da ist.

  • Die Sparkasse Leipzig hat Anfang des Monats ihren Wohnmarktbericht 2023 für Leipzig und das Umland vorgestellt. Im letzten Jahr sind die mittleren Angebotspreise für Häuse in Leipzig demnach um 7,3 %, die für Eigentumswohnungen um 5 % gefallen (jeweils Bestandsimmobilien). Die Mietpreise sind hingegen um 5 % gestiegen. Man gliedert das im Bericht auch noch für einzelne Teile der Stadt und unterschiedliche Wohnlagen auf, dabei werden jeweils auch Preisspannen angegeben. Bei Wohnungen wird zudem nach Wohnfläche untergliedert. Also durchaus auch als grobe Orientierung für Kauf- und Mietinteressenten nützlich.


    Den Bericht gibt es hier als PDF:
    https://www.sparkasse-leipzig.…ht.pdf?stref=imagetextbox


  • Danke für die Verlinkung. Der Begriff Wohnlage scheint hier nicht so ganz passend zu sein, wenn die zentralen und nachgefragtesten Quartiere ne schlechtere Wohnlage sind als beispielsweise Teile von Grünau, aber okay. :)

  • Vielleicht wacht der ein oder andere in der Stadt und im Freistaat langsam mal auf was das Thema Wohnungsbau anbelangt:

    (Zitat)...Erst vergangene Woche wurde beim nationalen Wohnungsbautag eine Karte präsentiert, die den Unterschied verdeutlichen sollte. Leipzig und Dresden waren auf der Karte zwei rote Inseln in einem tiefblauen, sächsischen Meer. Die Farben standen nicht für politische Vorlieben. Sie zeigten vielmehr das Verhältnis zwischen den Einwohnerzahlen und dem Wohnungsbau. Leipzig wirkte als einziger Ort in ganz Deutschland dunkelrot, nahezu lila. Denn hier wuchs die Bevölkerung von 2010 bis 2022 um mehr als 20 Prozent (105 000 Menschen), während der Wohnungsbestand nur um 6,5 Prozent zulegte. So krass verlief die Entwicklung nicht mal in der Mieterhölle Berlin...


    Quelle: Extremer Mangel: Beim Wohnungsbau hat Leipzig das höchste Defizit bundesweit

  • ^ ja das hat mich tatsächlich auch überrascht. Klar war seit den letzten fünf Jahren, dass sich der Wohnungsmarkt in Leipzig ziemlich verschärft hat. Aber jetzt nahm das schnell mitunter schwierige Züge an.


    Das hat natürlich viel damit zu tun, dass der Wohnungsbau primär in privater Hand verbleibt sowie bei den großen Projekten fast gar nichts passiert. Die wenigen Wohnungen von Genossenschaften und der stadteigenen LWB bleiben mehr oder minder nur Lückenfüller. Und wenn solche neuen Stadtteile welche von der Stadt selbst geplant werden - wie Thekla - schon alleine wegen Genehmigungsverfahren nicht vor 2028 starten können, brauchen wir uns mittlerweile auch in Leipzig nicht mehr wundern. Oder auch kleine Grünflächen zwischen Straßen und Parkplätzen als Biotope verorten.

    Wird das einen Nachteil für die Wirtschaft und Zuzüge in der bzw. in die Stadt bedeuten? Nein, natürlich nicht. Aber es verschärft eben soziale Situationen für die Stadtgesellschaft. Und obendrein fördert es den Suburbanisierungsprozess, welcher durch den völlig unzureichenden ÖPNV im Ballungsraum eben auch primär vom Auto getragen wird.

  • Wobei der reine Vergleich von Anstieg der Einwohnerzahl und Entwicklung des Wohnungsbestandes irreführend ist, weil Leipzig 2010 noch einen beachtlichen Leerstand hatte. Und wenn im Wohnungsbestand auch die damals nicht marktaktiven Wohnungen enthalten waren, die seitdem massiv saniert wurden, wird es noch weniger verwunderlich.

  • Und: Nicht jeder einzelne Mensch, der seit 2010 dazukam, braucht auch eine eigene Wohnung (Familien, Paare, Kinder...).

    Ich will den Mangel damit nicht kleinreden, sondern nur den Sinn für statistische Tücken schärfen.

  • Auch ich finde den Alarmismus nicht so recht angebracht. Die Leerstandsquote ist in Leipzig durch die enormen Zuzüge drastisch gesunken:


    https://de.statista.com/statis…von-wohnungen-in-leipzig/


    Gleichzeitig wurde und wird aber auch viel gebaut. Erst kürzlich habe ich die Meldung gelesen, dass Leipzig laut Geomap auf Platz 4 der Städte in Deutschland mit den meisten laufenden Wohnbauvorhaben rangiert - und zwar in absoluten Zahlen, nicht in relativen!


    https://www.haufe.de/immobilie…-gebaut_84324_494280.html


    Im August 2023 waren demnach in Leipzig 250 Vorhaben im Bau, im größeren (und teureren) Frankfurt nur 181, in Köln 163 und beim Spitzenreiter Berlin auch nur 637.


    Wenn davon die Rede ist, man müsse endlich "aufwachen", wüsste ich schon gern konkret, wer da aufwachen soll und auf welche Weise.


    Im Übrigen werde ich nicht müde zu betonen, dass Leipzig auch schon mal gut 100.000 Einwohner mehr hatte als heute - bei weniger Eingemeindungen als heute. Natürlich ist es richtig und gut, dass der Wohnkomfort gestiegen ist, aber vielleicht ist es an dieser Stelle auch mal angebracht, manch Anspruchshaltung zu hinterfragen.


    Und wie hier ja auch schon erwähnt wurde, gibt es eine ganze Reihe schöner Städte in gut erreichbarer Umgebung, die hohe Leerstände verzeichnen. Es ist Unfug, Zersiedelung als unausweichliche Alternative zu gnadenloser Verdichtung an die Wand zu malen. Der ÖPNV hat nicht den Stand, der wünschenwert wäre, weil er zu wenig genutzt wird. Wenn Städte wie Weißenfels (30 Zugminuten) oder Zeitz (39 Zugminuten) wieder aufblühen würden, kann ich das nur begrüßen. Länger ist man innerhalb Leipzigs auf vielen Strecken auch nicht unterwegs. Andererseits wird der Wunsch nach einem eigenen Einfamilienhaus oder einem Auto auch durch die besten Mietwohnungen in der Kernstadt nicht zu ersticken sein. Diese Leute werden weiterhin Bedarf nach Grundstücken am Stadtrand haben.


    Dass Genehmigungsverfahren zu lange dauern, würde ich hingegen auch unterschreiben. Aber auch da steuert die Stadt meines Erachtens gegen, indem sie ihre Personalkapazitäten ausbaut. Wer qualifiziert ist, kann sich gern bewerben.


    brauchen wir uns mittlerweile auch in Leipzig nicht mehr wundern. Oder auch kleine Grünflächen zwischen Straßen und Parkplätzen als Biotope verorten.

    Auch durch mehrfaches Schreiben solcher Polemik wird es nicht richtig. Zudem strotzt es vor innerer Unlogik, von "kleinen Grünflächen" zu schreiben, um diese abzuwerten. Gleichzeitig aber zu unterstellen, dass das Bebauen dieser kleinen Flächen gegen eine Zersiedelung Leipzigs wirksam sei.

  • Gleichzeitig wurde und wird aber auch viel gebaut. Erst kürzlich habe ich die Meldung gelesen, dass Leipzig laut Geomap auf Platz 4 der Städte in Deutschland mit den meisten laufenden Wohnbauvorhaben rangiert - und zwar in absoluten Zahlen, nicht in relativen!


    Im August 2023 waren demnach in Leipzig 250 Vorhaben im Bau, im größeren (und teureren) Frankfurt nur 181, in Köln 163 und beim Spitzenreiter Berlin auch nur 637.

    Eine solche Statistik besitzt nur eine sehr begrenzte Aussagekraft, da sie nicht berücksichtigt, wie viele Wohneinheiten ein einzelnes Vorhaben umfasst. So können bspw. 500 Vorhaben in Stadt X entstehen, während in Stadt Y nur 200 realisiert werden. Wenn das in X aber 500 EFH und in Y 200 MFH mit je 3 Wohneinheiten sind, ist die wirksame Wohnungsbautätigkeit in Y größer.

    Besser geeignet, um die Wohnungsbautätigkeit zu bestimmen, ist daher die Zahl der fertiggestellten Wohneinheiten. Darin steht Leipzig, verglichen mit ähnlich großen Städten, ebenfalls solide da. Allerdings ist der Bedarf pro Stadt nach wie vor größer als die Bautätigkeit. Absolute Katastrophe ist Stuttgart. Dort ging mit den Grünen nichts voran, und nun mit der CDU ebenso wenig.


    Quelle: Statista, Stadtportale, Landesbauberichte; eigene Darstellung

  • Diese Unschärfe bei der von mir angeführten Statistik ist mir bewusst. Die zu widerlegende These war aber, dass man in Leipzig und im Freistaat endlich aufwachen müsse. Da finde ich die Zahl der Vorhaben etwas aussagekräftiger als die Zahl der Wohneinheiten. Mit anderen Städten kenne ich mich weniger gut aus, aber gerade weil in Leipzig eher verdichtet als zersiedelt wird, fallen die Bauvorhaben kleiner aus. Aus baukultureller und sozialer Sicht finde ich das auch besser als große Wohnkomplexe oder gar Großwohnsiedlungen. Eine vergleichsweise hohe Zahl von Vorhaben zeigt aber, dass die Stadt für Bauherren attraktiv ist und auch, dass die Genehmigungsbehörden ein vergleichsweise hohes Pensum zu bewältigen haben.


    Ähnliches gilt vielleicht auch für Stuttgart, bedingt durch die Tal-Lage? Bei der Zahl der Vorhaben liegt es bei Geomap mit 131 Projekten auf Rang 8 und damit nicht so wahnsinnig abgeschlagen gegenüber z. B. dem weit größeren Köln (163).


    Deine Statistik ist jedenfalls auch hochinteressant. Sie zeigt letztlich eine sehr ähnliche Rangfolge, im oberen Bereich tauschen nur Frankfurt und Leipzig die Plätze. Offenbar werden in Frankfurt deutlich größere Wohnbauten verwirklicht.

  • Wobei der reine Vergleich von Anstieg der Einwohnerzahl und Entwicklung des Wohnungsbestandes irreführend ist, weil Leipzig 2010 noch einen beachtlichen Leerstand hatte. Und wenn im Wohnungsbestand auch die damals nicht marktaktiven Wohnungen enthalten waren, die seitdem massiv saniert wurden, wird es noch weniger verwunderlich.


    Und: Nicht jeder einzelne Mensch, der seit 2010 dazukam, braucht auch eine eigene Wohnung (Familien, Paare, Kinder...).

    Ich will den Mangel damit nicht kleinreden, sondern nur den Sinn für statistische Tücken schärfen.



    Sicher ist der prozentuale Anstieg von Bevölkerung und der Anzahl gebauter Wohnungen nicht 1 zu 1 übersetzbar. Klar! Dennoch ist der Faktor des Bevölkerungswachstums alleinig an einer Zuspitzung des Wohnmarkts verantwortlich. Die Dichte an EW steigt ja auch wieder merklich an.

    Ich habe selbst erlebt, wie in einigen Vierteln die Bewerbungen für eine Wohnung in den dreistelligen Bereich gehen. Oder wie mittlerweile selbst in Grünau Gruppenbesichtigungen für Einraumwohnungen nicht unnormal sind. Auch habe ich direkt von Wohnungsgenossenschaften bestätigt bekommen, dass sie in manchen Vierteln keine einzige freie Wohnung haben und nur regulärer Mieter*innen-Wechsel ein kurzes Fenster öffnen. Oder bestimmte Wohnungsgrößen generell sehr schwer zu bekommen sind.


    Es ist mitnichten eine vergleichbare Situation wie in München, Hamburg, oder Berlin. Aber dennoch gibt es mittlerweile stärkere Einflussfaktoren auf soziale Gruppen. Sicher bringt es auch nichts, die Situation so gegen den Baum zu fahren wie Berlin, was aus München und Hamburg gefühlt so ein gar nichts gelernt hat in den letzten 30 Jahren.

  • [...]

    Wenn davon die Rede ist, man müsse endlich "aufwachen", wüsste ich schon gern konkret, wer da aufwachen soll und auf welche Weise.


    Im Übrigen werde ich nicht müde zu betonen, dass Leipzig auch schon mal gut 100.000 Einwohner mehr hatte als heute - bei weniger Eingemeindungen als heute. Natürlich ist es richtig und gut, dass der Wohnkomfort gestiegen ist, aber vielleicht ist es an dieser Stelle auch mal angebracht, manch Anspruchshaltung zu hinterfragen.

    [...]


    Gut, dass du nicht müde wirst drauf hinzuweisen. Nur werde ich müde, diesen Vergleich permanent zu hören. Durch das ständige argumentieren dessen, wird es nicht richtig.

    Ich frage mich halt, was der Vergleich mit der EW-Zahl von 1933 mit rund 750.000 so relevant für unsere heutige Zeit macht? Da liegen nicht nur 90 Jahre dazwischen sondern auch ein WK mit erheblicher Zerstörung an Wohnraum und ein sozialistisches Regime welches durch finanzielle Not die Jahrhundertwende-Viertel in Leipzig ausbluten ließ. Weder sind die Gebäude aus der Höchstzeit alle stehengeblieben und warten auf neue Mieter noch wäre die Stadt mit einer ähnlich hohen Bevölkerungsdichte, heute lebenswert und sozialverträglich.

    Dazu ist der Verweis zu den Eingemeindungen der 1990er und frühen 2000 Jahre immer recht merkwürdig. Das hat sicher Strukturdaten verändert, keine Frage. Es wurden mit den Eingemeindungen auch keine Agglomerationen dazu genommen welche mit der Fläche auch vergleichbare EW dazu gezogen haben. Sondern Vor-Ort-Strukturen welche der Zeit bis 1933 ähnelten. Kleinstädte und Dörflich sowie riesige Agrarflächen.

    Darüberhinaus der Fakt, dass da auch Eingemeindungen stattgefunden haben welche entweder erhebliche Industrie- und Verkehrsflächen mitgebracht haben oder dazu genutzt wurden. Mal ein paar Beispiele: Seehausen? Neue Messe und neue Industrie wie zB BMW-Werk. Böhlitz-Ehrenberg? Industrieviertel mitgebracht und neue Wohnviertel gebaut oder geplant. Lützschena/Radefeld (Südlich)? GVZ und neue Industrie sowie Porsche-Werk. Lindenthal? Neue Wohnviertel gebaut - direkte Nachbarschaft zu den Jobs rund um den Flughafen und sowie Porsche-Werk. Oder mal Holzhausen? Die größte Kardiologische-Intensivstation in Europa durch das Herzzentrum. Engelsdorf/Sommerfeld? mit dem Paunsdorf Center das zweitgrößte EKW in Deutschland. Oder mal Hartmannsdorf am Zwenkauer See? Könnte denn Leipzig die Entwicklung der Seen komplett auf zig kleine Kommunen verteilen und denen überlassen?


    Ich weiss also nicht, was das hin- und herschieben von 90 Jahren an Veränderungen dann irgendwie anders macht beim EW-Wachstum und die direkten Effekte für einzelne Familien oder Personen welche eine Wohnung brauchen diese aber nicht bekommen?

  • hedges:


    "Von den 225.389 Wohnungen im Jahre 1942 waren bei Kriegsende rund 45.000 Wohnungen total zerstört. Dies bedeutete einen Verlust von etwa 20 Prozent. Weitere 20 Prozent der Wohnungen wiesen leichte bis schwere Schäden auf; dementsprechend blieben ca. 60 Prozent des Bestandes (135.500 Wohnungen) verschont." (Institut für Länderkunde)


    Die in der DDR-Zeit "ausgebluteten" Gründerzeitviertel sind heute weitgehend saniert und die meisten Lücken geschlossen. Dass die DDR allein in Grünau Wohnungen für 85.000 Einwohner gebaut hat, unterschlägst du einfach mal.


    2022 gab es in Leipzig schon 345.000 Wohnungen. Das sind über 100.000 Wohnungen mehr bei 100.000 Einwohnern weniger im Vergleich zu 1942.


    Allein zwischen 2011 und 2022 ist der Bestand um 20.000 Wohnungen gestiegen (siehe Statista). Das ist in Relation zum Bevölkerungswachstum in dieser Zeit eine Quote von 5 Zuzüglern zu 1 Neubau. Das finde ich nicht schlecht, zumal wenn man jetzt noch den marktaktiven Leerstand von 10% betrachtet, der 2011 noch bestand (> 30.000 Wohnungen). Das heißt, für hunderttausend Zuzügler standen im gleichen Zeitraum 50.000 Wohnungen zur Verfügung (Leerstand+Neubau), das macht eine Quote von 2:1.


    Inzwischen verschiebt sich das Verhältnis, weil der Altbau-Leerstand aufgebraucht ist. Aber es wird ja weiterhin neu gebaut und gerade Leipzig kann man (siehe oben) kaum den Vorwurf machen, hier zu wenig zu tun. Wenn alle Bemühungen nicht reichen, kann ich trotzdem keine Wohnungsnot erkennen, weil es sehr billigen Wohnraum im gut erreichbaren Umland gibt, welches eine Reaktivierung dringend benötigt.

    noch wäre die Stadt mit einer ähnlich hohen Bevölkerungsdichte, heute lebenswert und sozialverträglich

    Die Südvorstadt hat aktuell eine Bevölkerungsdichte von etwa 11.000 Einwohnern. Ist es dort nicht lebenswert? 1939 hatte Leipzig eine Bevölkerungsdichte von 9.800 Einwohnern/km². Ich dachte, gerade du würdest für Verdichtung, Verdichtung, Verdichtung plädieren?


    Durch die Eingemeindungen 1999 und 2000 hat Leipzig übrigens rechnerisch 56.000 Einwohner hinzugewonnen. Zusammengenommen keine dörfliche Größenordnung, würde ich sagen. Im Zeitraum 1990-2000 schrumpfte die Stadt trotzdem um 18.000 Menschen. Es hat 25 Jahre gedauert, bis Leipzig+Umland auch nur das Einwohnerniveau von 1990 zurückerlangt hat.


    Was du mit der Aufzählung verschiedener Gewerbestrukturen in Bezug auf unser Thema ausdrücken möchtest, habe ich nicht verstanden.


    Die Schilderung von Einzelbeispielen bringt uns auch nicht weiter. Meine Freunde und Familie konnten sich in letzter Zeit ohne Ausnahme sehr schöne Wohnungen in Leipzig aussuchen und zwar als Gering- und Normalverdiener. Aber ich habe auch bei der Wohnungssuche für meine Mama kürzlich die Erfahrung gemacht, dass sich auf eine Wohnung am Stadtrand dutzende Leute beworben haben und für eine schöne Wohnung im schicken Gohlis Süd nur zwei Leute. Das war vor 15 Jahren aber auch nicht anders. Die Nachfragedynamiken leuchten nicht immer ein.


    Das Paunsdorf Center ist übrigens bei weitem nicht Deutschlands zweitgrößtes Einkaufscenter.

  • Es ist aber auch zu kurz gesprungen, im historischen Vergleich nur die gestiegene Anzahl der Wohnungen zu betrachten. Denn die Wohnfläche pro Person ist in den letzten 100 Jahren extrem gestiegen, was wiederum die benötigte Zahl von Wohnungen nach oben treibt.

  • Auch ich finde den Alarmismus nicht so recht angebracht.

    Ich schon. Der Zuzug in die Stadt ist bekannt, die aktuelle Lage am Bau ebenfalls. Wie lange diese Schwächephase anhält mag niemand vorherzusagen. Alles was jetzt nicht geplant und gebaut wird fehlt in drei, vier Jahren. Der Projektestau wächst sich immer mehr auf, es wird halt jetzt hauptsächlich das zu Ende gebaut was vor der Krise schon durchfinanziert war. Die Entwicklung ist allerdings auch nicht ganz neu - schon seit längeren wird von der Stadtpolitik (OB Jung und andere) gefordert, dass wir "bauen, bauen, bauen" müssen, schon um die Mieten nicht durch die Decke gehen zu lassen. Leipzig als Niedriglohnstadt ist da leider sehr anfällig - m.M.n. echtes Sprengkraftpotential für eine Stadtgesellschaft wenn der Anteil des Einkommens für Wohnkosten noch ungünstiger wird. Mir wurde letztens auch die Miete erhöht und ich bin mit Sicherheit nur einer von vielen denen es so ergangen ist. Mittlerweile hat man ja entweder die Wahl in seiner jetzigen Wohnung zu bleiben, sich mit hunderten anderen Interessenten zu battlen oder sich die Platte in Grünau schönzusaufen. Vor nicht mal zehn Jahren wäre so etwas undenkbar gewesen. Dazu kommen die Krisen dieser Welt wo man auch nicht weiß wie das mit den Zuzugsraten so weitergeht (hope for the best prepare for the worst) und so sehr ich Weißenfels und Zeitz alles gönne aber das Umland wird die Probleme Leipzigs nicht lösen können. Die LVZ hat ja (neben dem obigen) kürzlich eine Reihe von Artikeln zum Thema veröffentlicht, die die ganze Misere verdeutlichen. Allein bei jungen Familien gibt es ein jährliches Defizit von eintausend(!) Familien weil sie hier nichts mehr passendes finden (großen, bezahlbaren Wohnraum).

    Wenn davon die Rede ist, man müsse endlich "aufwachen", wüsste ich schon gern konkret, wer da aufwachen soll und auf welche Weise.

    Zum Beispiel die Landesregierung, die es jahrelang verschlafen hat den geförderten sozialen Wohnungsbau zu pushen obwohl die Problematik für Leipzig schon länger bekannt war.


    Edit:

    Dass die DDR allein in Grünau Wohnungen für 85.000 Einwohner gebaut hat, unterschlägst du einfach mal.

    Grünau wurde nach der Wende massiv zurückgebaut.


    Die Südvorstadt hat aktuell eine Bevölkerungsdichte von etwa 11.000 Einwohnern. Ist es dort nicht lebenswert? 1939 hatte Leipzig eine Bevölkerungsdichte von 9.800 Einwohnern/km².

    Bitte lass diesen Vergleich doch nochmal auf Dich wirken.


    Das war vor 15 Jahren aber auch nicht anders.

    Ich bin 2010 zurück nach Leipzig gezogen und kann Dir versichern, dass die Wohnungssuche damals eine komplett andere war - es war aus Mietersicht das sprichwörtliche Paradies, so etwas werden wir in Dtl. für eine Großstadt nicht nochmal erleben.

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