Fellini-Residences [realisiert]

  • Verkürzt habe ich gesagt, dass diese "Torten" ebenso bescheuert sind wie die ganze Berliner Architektur-Debatte.
    Dass Regulas Architekturgeschmack in der Bevölkerung nicht mehrheitsfähig ist dürfte eine Binsenweisheit sein. Und ich erlaube mir dazu eine verschärfte Wertung. :cool:

  • @RinhardR


    Wie kommen Sie darauf, dass Lüschers Geschmack in Berlin nicht mehrheitsfähig ist? Nur weil es hier im Forum vielleicht so rüberkommt? daraus würde ich nicht diesen Fehlschluß ziehen. Und dafür, dass ihr Geschmack so schlecht sein soll hat sie davon aber schon recht viel umsetzen können. :)

  • Auch wenn Frau Lüscher etwas spröde und sicherlich nicht fehlerfrei agiert, so macht sie für mich insgesamt einen ordentlichen Job. Ich weiß auch nicht, warum ständig an ihr herumkritteln werden muss. Kommt aber auch immer aus der gleichen Ecke... Aber gut, das ist sicherlich ein Thema, dass einen eigenen Thread verdient.

  • Gebäude wie dieses bringen meiner Meinung nach das zeitgenössische traditionelle Bauen in Misskredit. Wenn einem so etwas gefällt, dann dürfte man beispielsweise auch die Architektur im Europapark Rust als adäquate Hauptstadtarchitektur beurteilen. Ein weiterer Grund, dass ich die Gebäude in der Luisenstadt inzwischen kritischer sehe, ist die Billig-Bauweise mit Styropordämmplatten. Da vergeht einem doch ein wenig die Freude, denn man bekommt den Eindruck, dass hier Hochwertigkeit nur vorgetäuscht wird und einem bei Berührung die Fassade entgegen kommt. Dann lieber doch "ehrliche" Architektur, wo auch das drin ist, was draufsteht. Und ja, mehr Homogenität, mehr Berlin, weniger London und Florenz wäre an diesem Ort nicht verkehrt gewesen.

  • ^^
    Wärmedämmung ist gesetzlich vorgeschrieben, und wenn man dem Gebäude eines nicht vorwerfen kann, dann sinds wohl die (hochwertigen) Natursteinplatten, die die Fassade bilden.

  • Aber nicht wie man das tun muss. Ich finde viele der Fassaden in der Umgebung sehr gelungen aber sie sind billige Styroporware, an der man sich nicht lange wird erfreuen können. Das ist recht schade, denn es gibt ganz klar Alternativen zu dieser leider fast zum Standard mutierten Bauweise.

  • Wie schon mal gesagt wurde, homogener als dort gehts doch kaum!? Stilistisch orientieren sich alle Häuser mehr oder weniger an einem Stil. Oder meinste vielleicht mehr Uniformität?


    Das mit dem Europpark ist doch mal wieder total lächerlich. Hier wurden Wohnhäuser gebaut, die nicht nur quadratisch praktisch sind und/oder keine verwinkelten Glasfasaden haben und keine elsässische Dorfatmosphäre oder griech. Tempel vorgegaukelt. Außerdem gibt dort auch "moderneres" im Europapark, wie diese Kugel. Würde die gebaut werden irgendwo, fänden das manche hier sicher toll und man würde es nicht als Disneyland abhaken.


    Wieso täuscht es hochwertiges vor? Ja ok, dass die Fassaden beim Anklopfen hohl klingen ist nicht so toll. Aber ich wüsste nicht, wieso man sie abklopfen sollte und man kann wohl davon ausgehen, dass die Wohnungen von innen das bieten, was die Fassaden (optisch) versprechen. Es sind ja keine Palastfassaden mit 20m²-Wohnungen dahinter, wie bei Friedrich dem Großen.


    Ich weiß auch nicht, warum ständig an ihr herumkritteln werden muss. Kommt aber auch immer aus der gleichen Ecke...


    Und an Stimmann wurde/wird auch immer rumgemäkelt, nur aus der anderen Ecke. Also mal nicht so scheinheilig tun.

  • Hier wurden Wohnhäuser gebaut, die nicht nur quadratisch praktisch sind


    Wenn dir das reicht, ok. Ich finde es auch schön, wenn mal ein wenig Gestaltungswille und Liebe zum Detail erkennbar sind. Deshalb kritisiere ich ja die Form der Umsetzung. Wem traditionelle Zitate schon immer missfielen, der findet hier erstklassige Argumente für den Disneylandvorwurf. Mir ist dieser Neubau besonders ins Auge gefallen (Bild von Bato). Eher ein schlichter unauffälliger Vertreter, aber irgendwie der einzige Neubau in der Ecke, der nach Berlin passt und somit auch authentisch wirkt. Moderne Architektur ist eben international, klassische ist es nicht.

  • Styropor

    ^^ Ich finde schon, dass das Problem größer ist als nur das hohle Klingen beim Klopfen. Man sieht es einfach, ob eine Fassade massiv mit echtem Putz bzw. (erst recht) mit Steinplatten/Klinker(riemchen) versehen ist, oder aus dünnverputztem Styropor mit Anstrich besteht. Auch die aus Styropor geschnitzten Formen (Quader, Gesimse usw.) erkennt man ohne weiteres als solche und sie wirken meist schon optisch minderwertiger als klassische Fassadenmaterialien.


    Zudem verschmutzen diese außengedämmten Fassaden sehr viel schneller und die physischen Empfindlichkeit ist auch viel höher als bei "festen" Fassadenmaterialien. Wie oft sieht man da Bruchstellen, abgerissene Ecken oder Löcher, wo das Styropor rauskrümelt und die farbtragende Matten fetzenweise raushängen. Hochwertig ist das eben nicht. Besonders schlimm sieht es bei nachträglich gedämmten Fassaden aus, wo sich nach kurzer Zeit die Klebepunkte durchpausen und das Ganze aussieht, als ob die Wand die Masern hätte.


    Ich denke, in wenigen Jahren wird man den Unterschied zwischen den Gebäuden wie der Fellini-Residenz oder "Neuen Mitte" einerseits und den Styroporbauten wie Beuthhöfe & Co andererseits deutlich sehen. Auch wenn sie jetzt, wo sie neu und frisch angestichen sind, zum Teil recht gefällig aussehen.

  • Wie schon mal gesagt wurde, homogener als dort gehts doch kaum!? Stilistisch orientieren sich alle Häuser mehr oder weniger an einem Stil. Oder meinste vielleicht mehr Uniformität?




    Und an Stimmann wurde/wird auch immer rumgemäkelt, nur aus der anderen Ecke. Also mal nicht so scheinheilig tun.


    Da haben Sie aber ein Wahrnehmungsproblem. Von immer kann hier keine Rede sein. Was ja auch logisch ist, seine Zeit ist gottlob vorbei.

  • Gebäude wie dieses bringen meiner Meinung nach das zeitgenössische traditionelle Bauen in Misskredit. Wenn einem so etwas gefällt, dann dürfte man beispielsweise auch die Architektur im Europapark Rust als adäquate Hauptstadtarchitektur beurteilen.


    Falsch. Diese Architektur will nicht zeitgenössisch sein.


    Diese Architektur muss mir nach intellektuellen Zuordnungen nicht gefallen, doch finde ich, hat sie in ihrem ganzen Kitsch doch etwas Besonderes. Weil sie eben verkitscht und naiv ist. Ich neige dazu, solche Häuser nicht ernst zu nehmen. Aber ist das wirklich der Maßstab? Architektur ernst nehmen?


    Durch unsere Architektenbrille sehen wir nur: Disneyland. Und wir gehen davon aus, dass unser architektonischer Anspruch der Maßstab ist. Das finde ich arrogant.

  • Gebäude wie dieses bringen meiner Meinung nach das zeitgenössische traditionelle Bauen in Misskredit. Wenn einem so etwas gefällt, dann dürfte man beispielsweise auch die Architektur im Europapark Rust als adäquate Hauptstadtarchitektur beurteilen.


    Dieses Argument erscheint mir dann doch ein wenig überzogen. Was ist denn eigentlich so schlimm an der Architektur im Europapark Rust? Die Architektur im Europapark Rust gefällt mir deutlich besser als die DDR-Platten an der Leipziger Str. oder auf der Fischerinsel. Du sprichst von adäquater Hauptstadtarchitektur. Was ist denn überhaupt adäquate Hauptstadtarchitektur? Was ist denn adäquat und was ist nicht adäquat?


    Es geht hier doch in Wirklichkeit um den nicht offen ausgesprochenen Vorwurf, dass die Fellini-Residences nicht authentisch seien. Würde das Gebäude dort seit 2000 Jahren stehen, würde es niemand als kitschig empfinden. Wenn es nicht den Maßstab der Authentizität erfüllt, ist es automatisch kitschig. Wobei die Definition, was authentisch ist, rein subjektiv und damit willkürlich gesetzt wird.

  • tower
    Also gerade diesen Bau finde ich ziemlich lahm. Was ist an dem zeitgenössisch (was auch immer das heißt)? Sieht aus, wie ein entstuckter, sanierter Altbau mit halbherziger Fassadenaufwertung. Eher traditionell, denn modern, aber vor allem einfach nur platt. Und das ist Berlin? Ist das "zeitgenössisch traditionell"? Den nun in dem Kiez hauptsächlich vertretenen Stil gibts in Berlin auch in diesen expressionistischen Zwischenkriegssiedlungen oder das durch Mendelsohn umgebaute Verlagshaus Mosse. Auch wenn das hauptsächlich auf die Neue Mitte zutrifft. Und das leicht mediterrane der FR, gibts auch hier und da. Und notfalls schaut man nach Potsdam.


    Backstein
    Ich bin da neulich nach langer Zeit mal wieder rumgelaufen und habe bei dem einen Haus geklopft, weil ich es nicht glauben konnte, dass das "echt" ist. Wurde dann natürlich "enttäuscht", aber die meisten Leute achten da wohl kaum drauf. Ändert natürlich nichts an der Langlebigkeit, das ist sicher ein Punkt. Hätte man es wiederum "besser" gemacht, wäre es sicher leider wieder teurer geworden und man würde jammern, dass es ja nur Luxusbuden in Berlin gebaut würden.


    DerBe
    Nun mal nicht haarspalterisch werden bitte. "Immer", "immer wieder (mal)", "des öfteren"...Es ist klar, was gemeint ist. Dann bitte auch so konsequent sein und zugestehen, dass an Regula auch nicht immer rumgemeckert wird, sondern nur häufig. Über Hobrecht und die (nicht von ihm beauftragten) Mietskasernen wird sich ja auch gerne mal mokiert, und das ist schon ne ganze Weile weiter weg. Kommt natürlich immer nur zur Sprache, wenns nen Anlass gibt.

  • ^ Stimmt, bei Frau Lüscher wird immer öfter reflexartig, ja sogar bösartig, kommentiert und kritisiert. Das ist mir bei Stimmann nicht aufgefallen. Und das obwohl er die Buletten in der Friedrichstr. und noch einiges mehr zu verantworten hat. Gibt er in einem Interview auch selbst zu.

  • Über die Senatsbaudirektorin von nun an bitte in der Lounge weiterdiskutieren.
    In diesem Thread geht es um die Fellini-Residences. Daher: zurück zum Thema!!

  • Sagen wir's mal so: Warum darf man in Berlin keine schönen Häuser bauen, nur weil sie dann besonders auffallen und aus der Reihe tanzen?


    Das, was hier an Argumenten abgelassen wird, ist doch sehr akademisch und abgehoben. Hinzu kommt, daß wenig maßvolle Kritik kommt, sondern voll vom Leder gezogen wird und der Bau als geradezu häßlich beschrieben wird.


    Das ist nun wirklich dekadent. Nicht ohne Ironie. Was ist dekadent? Der Bau oder seine Kritiker? :) Lieber 105% Ästhetik als nur 30%. Lieber Fellini als Meininger.


    Ich finde das Haus geil! Habe ich das schon gesagt? Fehlt nur noch anspruchsvolle Architektur drumherum.

  • Warum darf man in Berlin keine schönen Häuser bauen, nur weil sie dann besonders auffallen und aus der Reihe tanzen?


    Schöne Häuser darf man bauen. Die FR sind für mich allerdings ein selbstbezogener, wie vom Himmel gefallener Bau. Er steht zwar im Blockrand, ignoriert ansonsten aber vollkommen die Umgebung und steht zu nichts im Bezug. So entsteht kein Ensemble, keine Stadt, sondern so etwas wie eine Musterhausausstellung. Das Argument Fellini als Alternative zur kargen Investorenarchitektur zieht bei mir auch nach der x-ten Wiederholung nicht. Es gibt noch mehr Qualitätskriterien als das Vorhandensein von Gesimsen und Bordüren. Dass die FR hässlich sind, habe ich nicht gesagt, aber um schön oder hässlich geht es hier nicht. Ein Gebäude muss auch im Gefüge der Stadt Sinn ergeben. Daher macht es auch Sinn ein Quatier gestalterisch in gewisser Weise einheitlich zu planen.

  • Ein Gebäude muss auch im Gefüge der Stadt Sinn ergeben.


    Warum?


    Ich meine die Frage durchaus ernst. Ich höre das hier so oft, dieses "muss sich einfügen" oder "muss sich anpassen" etc. Deshalb ganz konkret gefragt: warum?

  • Wenn man die gesellschaftlichen Assoziationen der Begriffe beiseite lässt geht es wohl darum, dass eine Ansammlung sich ähnelnder oder aufeinander abgestimmter Gebäude beim Betrachter einen harmonischen Gesamteindruck hinterlässt.


    Das muss man selbstverständlich nicht mögen oder wollen. Und erzwungen wird es heutzutage (zumindest in den generell etwas freizügigeren Großstädten) häufig nicht mehr.

  • Du sprichst vermutlich von einem nach Masterplan entwickelten Ensemble, das eine Ästhetische/Architektonische Gesamtwirkung entfalten soll oder von einem historischen Straßenzug den man aus denkmalpflegerischen Gründen harmonisch halten will. Einverstanden.


    Weitere Beispiele?