Städtebauliche Ziele und Visionen - der Diskussionsstrang

  • Man sollte generell wenig Rücksicht auf Kleingärten nehmen. Das sind nur temporär vergebene Grundstücke zur Freizeitnutzung.

    So einfach ist das nicht, wie Du glaubst.


    Es gibt Kleingärten nach dem Kleingartengesetz, deren Verträge laufen grundsätzlich auf unbestimmte Zeit und sind nur schwer zu kündigen - von den politischen Wirkungen gar nicht zu reden. Also nichts mit "temporär".


    Und es gibt Grabeland, dort läuft der Vertrag grundsätzlich nur ein Jahr und muss jedes Jahr aktiv durch den Nutzer verlängert werden. Das wird üblicherweise dort gemacht, wo man bereits bei der Vergabe weiß, dass im bebauungsplan eine andere Nutzung vorgegeben ist, die Stadt aber die Grundstücksentwicklung nicht umsetzt - warum auch grade immer.

    Aber selbst bei Grabeland schlägt die Umnutzung Wellen, wie wir bei der Osthafenbrücke gesehen haben, deren südliches Widerlager eineige Parzellen Grabeland verdrängte.

  • Beim Thema Kleingärten sollte man in der Tat, ganz genau hinschauen. Empfehlenswert ist z. B. ein Rundgang durch die privat eingezäunten großflächigen Gärten am Lohrberg unterhalb des Naturerlebnisgartens: Dutzende völlig ungepflegte Gärten (teils sogar vermüllt), die selbst in Corona-Zeiten nicht genutzt werden. Allesamt eingezäunt und für die Öffentlichkeit als Grünfläche nicht nutzbar. Dafür das angeblich das Kleingärtnern In ist und es lange Wartezeiten gibt, ist es wirklich bedenklich was dort zu sehen ist.

  • Die ganze Diskussion ueber Schrebergaerten ist schon ziehmlich befremdlich, gerade fuer jemanden der schon in den oben genannten Staedten gewohnt hat.

    Alle genannten Staedte

    --> haben einen deutlich hoeheren Freizeitwert als FFM auch ohne Schrebergaerten,

    --> sind deutlich dynamischer,

    --> sind besser gemanaged, es gibt zumindestens konkrete langfristige Zukunftsplaene die von allen politischen Kraeften zum Wohle der Stadt vorangetrieben werden,

    --> weniger ideologischer Stadtbau,

    --> weniger Beschraenkungen was die Wohnbebauung angeht,

    --> mehr Pragmatismus.


    Hier zeigt sich eigentlich nur, dass es in Frankfurt keinen Willen gibt Probleme pragmatisch und zeitnah loesen zu wollen, wie z.B. ausreichender Wohnungsbau.

    Wenn man sich FFM auf der Karte anschaut kann man erkennen das private Gruenflaechen einen signifikanten Anteil am Stadbild ausmachen und teils auf Filet-Grundstuecken liegen, siehe Rebstock, alles oestlich der A5 und westlich der A661 und noerdlich der A3.

    Die gemeinwirtschaftlichen Kosten dieser privat genutzten Gruenflaechen steht in keiner Relation zum gemeinwirtschaftlichen Nutzen.

    Es handelt sich nicht um gepfelgte, gestaltete oeffentliche Parks.

    Es handelt sich um private Parzellen mit Zaun und Gartenzwergen, die ueberspitzt gesagt neben 200-Meter Tuermen plaziert sind.

    Das Problem ist im Kern: Egoismus.

    Wenn ich in einer "Stadt" wohnen moechte und alle Vorzuege dieser geniessen will, muss ich mir im Klaren sein, dass Hooby-Farming im deutschen Stiel nicht wirtschaftlich tragbar ist und vom anderen defacto steuerlich bezuschussed wird.

    Der Boden des Privatgarten steht im direkten Wettbewerb mit dem potenziellen Wohnraum fuer andere (z.B. Familien).

  • Aber warum müssen sie in Innenstadtnähe sein? Und was ist innenstadtnah in Bezug auf Frankfurt wie auch auf bspw. London, Sydney oder Vancouver bezogen?

    Die Einflugschneisen des (zu) stadtnahen Flughafens, die für Wohnungsbau weitestgehnend unattratktiv sind, sind voller innenstadtnaher Gärtenvereine, wie in Sachsenhausen oder Niederrad. Auch in Autobahnnähe befinden sich viele solcher Gärten beispielsweise in Bornheim oder Seckbach.


    Schrebergärten im Privatbesitz stellen schon viel eher das Problem dar, da diese nicht selten verwahrlost sind (als Müll-Abstellflächen) und sicher manchmal darauf spekuliert wird, dass eines Tages Bauland ausgeschrieben wird.

  • Eine Schrebergartenparzelle hat natürlich einen Erholungs- und Freizeitwert, das Gemüse schmeckt auch und es gibt mehr oder weniger gepflegte Parzellen. Das bestreitet doch auch niemand, geht aber an der Problemstellung vorbei.


    Es gibt nun einmal die Flächenkonkurrenz zwischen Erholung, Wohnen, Arbeiten, sozialen Treffpunkten uvm. Für mich ist ganz klar: In einer Abwägung der Interessen zwischen mehrgeschossigem Städtebau für viele und eingeschossigem Gärtnern für einige wenige, muss man mit den Kleingärtnern neue Wege finden. Sei es Gemeinschaftsgärtnern in öffentlichen oder genossenschaftlichen Gärten, in dem man auf Dächern pflanzt oder Parzellen auch verlegt.


    Ich finde den Vorschlag sehr gut, die innenstadtnahen Gärten aus dem Zentrum der Stadt zu verlegen, z.B. in die Josefstadt West oder auch in einen neuen Niddapark anstatt der Landwirtschaft zwischen Berkersheim und Eschersheim. Die freiwerdenden Grundstücke sind extrem wertvoll, städtisch eingebunden und oft perfekt am Nahverkehr gelegen. Würden dort Wohnungen gebaut, müssten auch nicht immer so viele Leute außerhalb der Stadt wohnen und auf dem Weg zu ihren Arbeitsplätzen in der Stadt den ganzen Verkehr erzeugen. Dabei steht doch ausser Frage, dass diese Quartiere natürlich grün und nachhaltig sein müssen.


    Das beste Beispiel für diese Verschwendung ist in Frankfurt doch die Fläche östlich der A5 zwischen Bahnwerk und A648. Wenn man den Vorschlag von Herrn Richter nach Süden weiterdenkt, so könnten hier geschätzt 60.000 Menschen stadtnah wohnen, inklusive ÖPNV Anbindung.

  • soaki:


    Verlagerung des Gärtners auf Dächer, Gemüseanbau in Pflanzkübeln, welche in umgenutzten Parkbuchten aufgestellt werden, Anlage von Krautgärten auf Ackerflächen oder als Teil einer öffentlichen Grünfläche etc. etc., all diese Dinge liegen im Trend und werden so schnell auch nicht mehr verschwinden.

    Gerade bei Schrebergärten ist das mediale und politische Konfliktpotential jedoch derart explosiv, dass sich da bislang kaum ein Politiker ernsthaft herantraut, trotz aller offensichtlichen Vorteile, die sich durch eine Schließung / Verlagerung ergäben.

  • Frankfurt hat übrigens mit die größte Zahl von Kleingärten pro Einwohner, ganz erheblich mehr als fast alle anderen westdeutschen Großstädte. Insgesamt gut 15000 Parzellen auf ca 5 Quadratkilometer (ohne Verkehrswege, Freiflächen, etc). Das sind im Schnitt mehr als 300m² pro Parzelle. Zum Vergleich, das typische Reihenhaus mit Garten kommt heutzutage vielleicht auf 200m², auch viele normale Einfamilienhäuser in Ballungsräumen haben kein größeres Grundstück - aber hier sind die Wohnungen auf dem selben Grundstück schon mit dabei!

    Wenn das keine Flächenverschwendung ist, was dann??

  • Laut Wikipedia hatten Leipzig (6,2 Kleingärten pro 100 Einwohner), Dresden (4,4), Hannover (3,8) und Bremen (3,0) die Nase vor Frankfurt (2,3), basierend auf 8 Jahre alten Daten des Bundesverbands Deutscher Gartenfreunde e.V., die sich seitdem nicht sonderlich verändert haben sollten.


    Laut der Seite desselben Verbands müssen in Berlin trotz 66.000 Kleingärten (4x so viel wie Frankfurt) Interessenten derzeit durchschnittlich 5 bis 7 Jahre auf eine frei werdende Parzelle warten, in Frankfurt wahrscheinlich nicht unähnlich. Soll heißen: Hier gibt es definitiv zwei Seiten zur Medaille.


    Hätte es diese Kleingarten-Bewegung damals nicht gegeben (1864 gestartet von Daniel Schreber in Leipzig), wären diese Flächen heute alle bebaut, sehr wahrscheinlich in banaler Siedlungsbauweise. Das Interesse für Natur und Botanik ist in Frankfurt übrigens kein neuartiger "Flavor of the Day Modetrend", sondern tief "verwurzelt" (siehe Goethe, Siesmayer, Senckenberg ), auch ablesbar am Palmengarten, dem Botanischen Garten oder dem Grüneburgpark, oder den Protesten zum teilweisen Erhalt des Stadtwalds. Wären einige hier im Forum damals Stadtplaner gewesen, wäre ein Holzhausenpark wahrscheinlich als "platzverschwendende Spinnerei" abgetan worden. Heute befindet sich dort allerdings das bei weitem teuerste Viertel Frankfurts, welches ohne diesen Park undenkbar wäre. Ich erinnere gerne daran, dass es die heutigen Grünen sind (bzw. die damaligen 68-iger), die damals leer stehende Gründerzeit-Villen im Westend besetzten, die heute zu den begehrtesten Immobilien der Stadt zählen, und somit durchaus ein Gespür zeigten wann "Stadtplanung" sich zu sehr von der Basis entfernt. Die meisten Städte in Europa suchen gerade Wege ihre Städte grüner und dadurch attraktiver zu machen (allen voran Paris) und in Frankfurt zieht eine ökologische Partei schon seit knapp 10 Jahren von Wahlerfolg zu Wahlerfolg. Wer in der Politik versucht Natur gegen Stadtplanung auszuspielen, wird auch künftig wenig Rückhalt bei den Wählern haben, besonders in Frankfurt.

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    Es geht nicht darum, Natur gegen Stadtplanung "auszuspielen". Aber vernünftige Stadtplanung bringt nun einmal Veränderungen mit sich (sonst ist sie keine "Stadtplanung" mehr)

    Das bedeutet konkret zu sagen: Diese oder jene Kleingarten-Anlage soll für Wohnbebauung weg. Dafür wird an anderer Stelle gerne eine neue Kleingarten-Anlage gebaut.

    Ich denke, derjenige Politiker, der diesen Mut zur "Planung" (nicht: "Ausspielen") aufbringt, dürfte bei den Wählern einen noch deutlich grösseren Rückhalt erfahren als diejenigen die einfach unreflektiert nur am Status quo festhalten wollen.

  • ^ Richtig, wie geschehen an der Osthafenbrücke als Schrebergärten völlig zurecht geopfert wurden um an anderer Stelle wieder errichtet zu werden. Auch in Fechenheim, Bornheim und Bonames stehen ähnliche Umsiedlungen an (Quelle), teilweise um überfällige Verkehrsprojekte voran zu treiben.


    Ich hatte auch schon geschrieben, dass es keine Berechtigung dazu geben sollte Schrebergärten in privater Hand als Müllhalden und verkommene Abstellflächen zu nutzen. Besonders die Flächen zwischen Sachsenhausen und Oberrad sehen teilweise aus wie nach einer Zombie-Apokalypse. Hier wäre Handlungsbedarf durchaus angebracht um neuen Wohnraum zu schaffen.


    Nicht in Ordnung wäre es hingegen die meist recht professionell geführten Schrebergarten-Vereine als Stadtentwicklungs-Verhinderer abzustempeln, denn Kleingärten gehören zumindest hierzulande schon seit 150 Jahren zu einer lebenswerten Großstadt dazu, auch wenn das für manche befremdlich sein mag.

  • Der Begriff Kleingarten ist gesetzlich definiert und umfasst die in Vereinen organisierten Kleingärten, die Statistiken beziehen sich in der Regel auf diese Kategorie. Hinzu kommen die wohnungsfernen Freizeigärten (sog. Grabeland), die sich oft im Grünland oder im Landschaftsschutzgebiet befinden (z.B. Seckbacher Ried, Lohrberg/Huthpark, Sachsenhäuser Berg, der Bereich Günthersburghöfe u.v.m.), aber nicht in Kleingarten-Vereinen organisiert sind; hinzu kommen die Gärten der Bahnlandwirtschaft, eines Zweigs des früheren Eisenbahn-Sozialwerks, heute ein e.V., der viele Gärten in Gleisdreiecken und anderen Restflächen neben und zwischen Bahnanlagen bewirtschaftet. Grabeland und Bahnlandwirtschaft zählen eigentlich nicht zu den organisierten Kleingärten, dürften flächenmäßig aber mindestens genauso viel Fläche umfassen, aber sie lassen sich nicht exakt zählen.


    Der Unterschied besteht darin, dass Bahnland und Grabeland planungsrechtlich nicht geschützt wird, den Gärtnern wird gekündigt, wenn z.B. die Stadt Vermieter ist, und Schluss, kein Ersatzland, keine Abfindung (z.B. beim Vorhaben Tiroler 1). Die Kleingärten nach BKlGG indessen können zwar auch umgewidmet werden, doch ist hier i.d.R. Ersatzland zu stellen; an sich kein Problem, weil Frankfurt viel unbesiedeltes Grünland hat, aber die überbordende Ausweisung von Landschaftsschutzgebieten (der gesamte Grüngürtel) verhindert die Ausweisung von Ersatzgartenflächen - der größte Feind des Landschaftsschutzes sind die Klein- und Freizeitgärten und umgekehrt. Die Kleingärtner sind vielleicht gar nicht auf bestens erschlossene Siedlungsflächen mitten in der Stadt angewiesen und würden auch Vorlieb mit Flächen am und im Grüngürtel nehmen, aber die Stadt kann den Zielkonflikt zwischen Landschaftsschutz und Siedlungsfläche nicht mehr allein lösen.


    Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre gab es zahlreiche B-Planverfahren, die die Freizeitgärten an der Stadtkante als Kleingartengebiete oder wohnungsferne Freizeitgärten planungsrechtlich absichern sollten. Diese Verfahren sind überwiegend nicht zu Ende geführt worden, vielmehr hat man große Teile dieser Flächen mit der Grüngürtel Charta zum Landschaftsschutzgebiet gemacht und damit der kommunalen Planungshoheit entzogen. Einen B-Plan "wohnungsferne Freizeitgärten" kann man ändern, aber ein LSG nicht. Die Grüngürtelflächen stehen im regionalen Flächennutzungsplan als Schutzgebiete und sind nur über sehr aufwändige Zieländerungs- oder Zielabweichungsverfahren aus dem Landschaftsschutz herauszulösen.

  • So ist es. Gewaltige Hemmnisse hat die Stadt selbst errichtet, als sie ab 1991, in Zeiten eher geringer Wohnungsnachfrage, einen völlig übermäßig dimensionierten Grüngürtel ausgewiesen hat. Wobei von Gürtel keine Rede mehr sein kann. Vielmehr ist es eine mehrlagige XXXL-Zwangsjacke, doppelt, zum Teil sogar dreifach einschnürend.


    Somit steht sich die Stadt selbst im Weg und beraubt sich ihrer Wachstumschancen. Unterdessen verschärft sich das Unterangebot auf dem Wohnungsmarkt immer weiter, das Ausweisen neuer Baugebiete wird immer dringlicher. Doch in sehr vielen Bereichen ist nicht einmal ein maß- und rücksichtsvolles Arrondieren bestehender, bereits bestens erschlossener Wohngebiete noch möglich.


    Ganz gewiss ist das Niddatal schutzwürdig, der Berger Rücken, die Streuobstwiesen am Lohrberg und vieles mehr. Das steht aus meiner Sicht überhaupt nicht Frage - wohl aber die Schutzwürdigkeit von Kleingartenanlagen. Beispielsweise im nordwestlichen Bockenheim, in Hausen und dem Rödelheimer Süden wurde ein riesiges Schutzgebiet geschaffen, und zwar parallel und zusätzlich zum geschützten Niddatal. Darin liegen unter anderem die oben angesprochenen großflächigen Kleingartenanlagen im Rebstockpark, zusätzlich nördlich der A661, darüber hinaus zwischen Bockenheim und Hausen sowie dem Industriehof und der Rödelheimer Landstraße. Unmöglich, alles aufzuzählen, zur groben Übersicht daher eine Karte:


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    Karte: © Umweltamt Stadt Frankfurt am Main

  • (...) Die meisten Städte in Europa suchen gerade Wege ihre Städte grüner und dadurch attraktiver zu machen (allen voran Paris) und in Frankfurt zieht eine ökologische Partei schon seit knapp 10 Jahren von Wahlerfolg zu Wahlerfolg.

    Meine Güte, solltest schon aufpassen, dass Du hier nicht bei den Äpfeln und den Birnen bist, wenn Du ausgerechnet Paris mit Frankfurt vergleichst! Schau Dir die jew. Einwohner pro qkm beider Städte an und da bist du bei Paris bei ca. 15.000/qm und Frankfurt bei 3.000 (hab jetzt nicht mehr aktuell gegoogelt). Also hat Paris hier evtl. mehr Gründe und ggf. Nachholbedarf nach Grün zu suchen als Frankfurt mit einer der größten Grünflächenanteile aller deutschen Großstädte.

    Desweiteren kommt mir die Nutzungsdauer bzw. -zeit viel zu kurz bei dem Thema. Rhone hat in 2.640 einen guten Ansatz gebracht und zu allem Überfluss muss man zu der Mindernutzung/"Platzverschwendung" noch hinzurechnen, dass ein Haus/Wohnung zu 100% des Jahres genutzt wird und ein Kleingarten vlt. zu 50% (Frühjahr/Sommer)! Jeder vernünftig denkende Mensch, der das alles in eine halbwegs gescheite Relation setzt wird zum gleichen Ergebnis kommen...

  • Als "vernünfig denkender Mensch" würde ich auch eine Differenzierung zum Thema Mindernutzung erwarten: Seit wann wird in Frankfurt jedes Haus/ jede Wohnung zu 100% des Jahres genutzt? Die "Weekend Warriors" (Consulting & Co machen es möglich) verbringen nicht selten nur Freitags bis Sonntags in ihren Gründerzeit-Wohnungen in Nordend und Sachsenhausen. Wie steht es um Flächen, die als Zweit- oder Drittsitz (wie in einigen Wohn-Hochhäusern zu beobachten), von "Apartments auf Zeit" ganz zu schweigen? Die steil ansteigende Anzahl der Single-Haushalte in Deutschlands Single-Hochburg Nr. 1 ist ein weiteres Indiz für Wohnungen, die immer weniger eine Vollauslastung mit sich bringen (oft leben Paare jahrelang in eigenen minder benutzten Wohnungen weiter). Das ist alles nicht skandalös, sondern menschlich, genau wie die Gärten, die dank des Klimawandels übrigens weit mehr als 50% des Jahres verwendet werden.

  • Schau Dir die jew. Einwohner pro qkm beider Städte an und da bist du bei Paris bei ca. 15.000/qm und Frankfurt bei 3.000 (hab jetzt nicht mehr aktuell gegoogelt).


    3.000 EW/km² kommen in Frankfurt rechnerisch aber nur zusammen, wenn man die Gesamtfläche des Stadtgebiets von 248 km² ins Verhältnis zu 756.000 EW setzt. Zieht man von der Gesamtfläche Feld, Wald, Wiesen, Gewässer und Verkehrsflächen ab, bleiben 93,25 km² Siedlungsfläche (37,6% des Stadtgebietes). Setzt man die Einwohnerzahl ins Verhältnis dazu, kommt man auf 8.100 EW/km². Zieht man von der Siedlungsfläche noch die drei Industrieparks und das Osthafengebiet ab, sind bei wir einer Einwohnerdichte von fast 9.000 EW/km². Wie schwierig bereits die Ausweisung neuer Siedlungsfläche selbst ohne Landschaftsschutz ist, also Ausweisung von Wohnbauflächen auf "nur" landwirtschaftlich genutzer Fläche, erfahren wir ja gerade bei der Entwicklungsmaßnahme im Nordwesten beiderseits der A5.

    Vor diesem Hintergrund wird @Schmittchen's Begriff von der XXL-Zwangsjacke sehr plastisch.

  • Aus meiner Sicht sollte man sich in Frankfurt, aber auch im Rhein-Main-Gebiet (RMG), mehr Gedanken machen ob nicht der Dachausbau im Bestand schneller hilft. Am 16.09.2021 hatte Haus & Grund in einer Pressemeldung mitgeteilt das bis zu 240.000 Wohnungen realisierbar wären. Lt. der

    Deutschlandstudie 2019 Wohnraumpotenziale in urbanen Lagen Aufstockung und Umnutzung von Nichtwohngebäuden waren in 2019 bis zum 216.000 Wohnungen im RMG realisierbar. Seit 2008 wurden im RMG 4.200 Wohnungen realisiert. Leider gibt H&G nicht an wieviele Wohnungen in Frankfurt möglich wären. Ich unterstelle mal das die o.g. Zahl sich auf das RMG (ca. 5,8 Mio. Einwohner) und nicht auf der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main (ca. 2,4 Mio. Einwohner) bezieht. Bei ca. 763.000 Einwohnern in Frankfurt ergäbe sich anteilig ca. 36.000 Wohnungen. Ob letztendlich alle 6 Pkt. von H&G (insbesondere beim Pkt. "Dauerhafter Wegfall mietpreisregulierender und kündigungsbeschränkender Vorschriften bei neuen Wohnraum, der durch Aufstockung und Dachgeschossausbau geschaffen wurde") zu 100% Prozent erfüllt sein müssen damit dieses realisiert wird lass ich mal offen. Aber m.E. hat hier die Kommune gutes Potential schnell eine Deregulierung umzusetzen.


    Auch die Überbauung von Straßenverkehrsflächen, beispielsweise der A661 Deckel, sollte in Betracht bezogen werden.

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    Die Metropolregion ist ersteres. 2,4 Millionen Einwohner hat ja allein schon fast die Stadtregion (das was ohne Kenntnis der administrativen Grenzen aus der Luft betrachtet als eine Stadt aussieht) - völlig ohne die ganz klar ebenfalls zur Metropolregion gehörenden Bereiche um zB Darmstadt oder Wiesbaden.

    Davon ab scheinen deine Zahlen aber durchaus plausibel. Auch wenn ich die letztlich stadtbildverträglich umsetzbare Anzahl von Wohnungen deutlich niedriger als die Studie einschätzen würde.

  • Ich hoffe Ihr gestattet mir, als Nicht-Frankfurter, die Frage, ob Gutleut West ein Projekt ist, das städtebaulich künftig entwickelt werden soll und es vielleicht von der Stadt auch einen Ideenwettbewerb gibt, oder hat er einfach so seine Idee auf Papier gebracht?