Lehrter Stadtquartier & Hauptbahnhof Umfeld

  • In den letzten beiden Bildern im Post #1390 sind in unmittelbarer Nähe zum "Cube" vier graue Lüftungsrohre zu erkennen. Hätte es hier die Möglichkeit einer vollständigen Versenkung der Röhren in das Erdreich gegeben, um den Gesamteindruck und die Ästhetik des Cube nicht zu behindern?

  • Die vier Lüftungsrohre vor der Nordfassade des "Cube" gehören zur Lüftung des Tiefbahnhofs und haben Entsprechungen am Friedrich-List-Ufer und an der Invalidenstraße. Die beiden südlich gelegenen Belüftungen sind etwa hier eingetragen:

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    Geoportal Berlin/Pfeile eigene Ergänzung


    Auch im Bebauungsplan sind sie als "oberirdische Bahnanlage" vermerkt: http://mitte.gis-broker.de/bplaene/0102201a_1.gif


    Direkt unter dem "Cube" befindet sich einerseits die hauseigene Tiefgarage mit dem "Minicube" ...

    ... andererseite der Tiergartentunnel samt der Ein- und Ausfahrt zur Garage des Hauptbahnhofes. Der Tiergartentunnel wird, wenn nötig, über Strahlventilatoren belüftet, zusätzlich gibt es für die westliche Tunnelröhre einen Abluftkamin, der im Daimler-Chrysler-Hochhaus am Potsdamer Platz intergriert ist, für die östliche Tunnelröhre und das Bahnhofs-Parkhaus den ebenso hohen wie schlanken Abluftkamin, der in das Hauptbahnhofsgebäude integriert ist (ebenfalls von gmp entworfen).

  • Beim Cube sind mittlerweile das nördliche Umfeld sowie der kleine Park wieder freigegeben worden. Der Innenausbau ist laut einem Mitarbeiter der Gebäudesicherheit fast völlig fertiggestellt, in einem Monat sollen die ersten Mieter einziehen.


    Nördlicher Vorplatz:





    Westlich gelegener Park:



    Bilder der Ost-Fassade:








    © HarrySeidler

  • Der Würfel ist gelungen. Keine Frage. Aber das Umfeld erscheint mir (wohl auch aufgrund der Jahreszeit) äußerst grau und trist. Da hätte ein Farbakzent hier und da Wunder gewirkt. Fällt vor allem bei Ansichten von Westen auf, die die Moltkebrücke mit im Bild haben. Sehr wohltuend.

  • ^Auch bier scheint es nur langsam voranzugehen. Aber es geht voran. Was man vom nebenan geplanten Bürobau nicht sagen kann. Da stehen alle Räder still, so dass man sich noch auf eine jahrelange Baustelle einrichten kann.

  • Ein Hotelneubau, dessen unmittelbar bevorstehender Baubeginn Mitte 2017(!) berichtet wurde, aber bis in das erste Quartal 2020 hinein nicht zustandegekommen ist ? Der Grund dafür muß doch irgendwo zu erfahren sein ! Offensichtlich in Gänze gestorben !?

  • Ein Freund hatte neulich die Möglichkeit, sich mal im Cube umzuschauen. Diese Bilder möchte ich euch nicht vorenthalten


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    (c) Sven Semsch 20.03.20

  • Meine Spazierfahrt bei strahlendem, coronablauen Himmel hat mich heute in die Gegend des Lehrter Stadtquartiers geführt. Dabei sind auch einige Bilder für das Forum abgefallen.


    Hier zwei Bilder vom zweiten Bauabschnitt des ibis/Amano Hotels (zuletzt #1.392)


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    Ein aktuelles Bild vom Grand Central am Hauptbahnhof (zuletzt #1.426)


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    Ein neuer, kleiner Birkenhain neben dem Hamburger Bahnhof:


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    Corona ermöglicht Erkundungen von Bereichen, in die man selten kommt. Heute habe ich zwei kleine Entdeckungen gemacht: Dieser eigenwilligen, bereits vor ca. knapp vier Jahren fertig gestellten "Botschaft für Kinder" (SOS Kinderdorf) von Ludloff und Ludloff an der Lehrter Straße 66 / Seydlitzstraße (letzte Fotos, glaube ich, hier #266)


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    Zudem ist mir das erste Mal aufgefallen, dass man im "Geschichtspark Ehemaliges Zellengefängnis Moabit" ganz nett sitzen kann und einen schönen Blick auf die Gegend um den Hauptbanhof hat:


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    Alle Bilder von mir & von heute.

  • Ich kann mit dem Cube leider gar nichts anfangen. Vielleicht muss man es live sehen. Aber das Gebäude wirkt auf mich so erschreckend banal; ich frage mich wirklich woran das liegt. Um die Stringenz der Würfelform und ihre Materialität zu wahren, reizt das Knittern der Glashaut wohl das äußerlich gestalterisch mögliche aus. Ich kenne das Gebäude wie gesagt nur von den hier geposteten Fotos, und kann mich nicht dagegen wehren, es als in der Geste zugleich als aufdringlich und abweisend zu empfinden.


    Mag sein, daß das Umfeld und der funktionale Kontext dazu beitragen: Das beste "Klötzchen" von allen unterstreicht die Zumutung der anderen und des ganzen. Ich glaube, daß meine Enttäuschung aber auch dadurch genährt wird, daß der Entwurf aus sich selbst heraus entstanden zu sein scheint, ohne daß die funktionale Stadtlandschaft (Fluß und Kanal, Entree, Warten, Abschied...) reflektiert wird (ja ich weiß, Spiegeleffekte sind Reflexionen, aber erstmal ist das Rummel und nicht schon Architektur). Das geht übrigens nicht an die Adresse der Architekten. HarrySeidlers Vistas von der Brücke verdeutlichen mMn auch welch unglückliches Händchen das stadtplanerische Konzept hier bewiesen hat; das ist einfach nur schlimm. Die Platzgestaltung im Übrigen, man verzeihe mir die Degression, scheint misslungen - Schornsteine, Technikwürfel, Bänke auf Hochbeete, wer kommt auf solchen Unsinn?


    Für mich gibt es zwei Lichtblicke - zum einen, die Innenansichten, die Betonkopf eingestellt hat. Dem kann ich was abgewinnen. Zum anderen die Hoffnung, daß "Klötzchen aufstellen" als Thema nun ausgereizt ist und man sich auch an diesem Ort noch mal ein revolutionäres Gestaltungselement wie ein Dach, Sims oder ähnliches traut.

  • ^

    Zwar gefällt mir der "Cube" ganz gut, Deinen Ausführungen kann ich aber trotzdem weitgehend zustimmen. Meine Erwartungen an die zeitgenössische Architektur sind so tief, dass ich inzwischen schon mit Gebäuden klarkomme, die nicht vollkommen häßlich sind. Mit "klarkommen" meine ich: Ich rege mich darüber nicht auf. Am Cube ist ja schon revolutionär, dass wir nicht mit eine Mauer an aneinandergereihten, geichförmigen Fensterelementen konfrontiert werden -- die meist kaum besser werden, wenn sie pseudoabwechslungsreich durch spiegelverkehrte o.ä. Bausätze durchbrochen werden.


    Die moderne Architektur ist das einzige (Kunst-)Handwerk, bei dem die Verachtung der Traditionen derart tief verankert ist, dass (fast) alle, denen sie nicht gefällt, zumindest implizit als Gestrige gelten. Man stelle sich mal einen Koch vor, der seinen Gästen ständig Gerichte vorsetzt, die keinem schmecken, und ihnen dann klarzumachen versucht, dass sie nicht auf der Höhe der Zeit seien. So ein Koch kann sehr schnell einpacken. Wer Pizza, Spätzle oder Maultaschen mag, muss sich zum Glück nicht als Gestrig oder in einem abwertenden Sinne als "Rekofan" bezeichnen lassen. Ich bin übrigens Freund der modernen Hochküche, die immer wieder Traditionen "bricht" und Gegensätze (im Geschmack, in der Textur, in der Temperatur etc.) auftischt -- aber immer so, dass es schmeckt oder, anders ausgedrückt, dass es harmonisch ist.


    Keine Profession hat in den letzen 70 Jahren so versagt, wie die Architektur. Einzige (systematische) Ausnahmen sind m.E. Wolkenkratzer, daneben (in weit geringerem Maße) größere Singuläre wie z.B. einzeln stehende Museen o.ä.. aber fast nur außerhalb Deutschlands. Das ist auch der Grund, warum ich Rekofan bin. Wenn es nach mir ginge, bräuchte ich keinen Schloßnachbau in Berlin Mitte. Ich finde das Schloss für einen Bau seiner Zeit gar nicht einmal besonders gut gelungen. Aber da alles, was dort an Modernem hingesetzt worden wäre, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unglaublich häßlich wäre, bin ich sehr dankbar, dass wir ein "altes" Gebäude bekommen, das einen harmonischen Dachabschluss hat, dessen Fassade angenehm gegliedert ist, das gut verarbeitet ist (oder zumindest so wirkt), das Schmuckelemente hat und dessen Fenster mehr sind als nur Löcher in einer Wand oder aneinandergereihte Bauelemente.

  • ^ Da wird unter zahllosen Bildern, auf denen kaum Rasterfassaden zu sehen sind, über ebensolche schwadroniert und gleich noch eine Abhandlung über Architektur als Profession, die in den letzten 70 Jahren so versagt hätte wie keine Andere, verfasst, die so auch direkt aus dem APH-Forum hätte stammen können. Und überhaupt, Spätzlefans würden ja nun auch nicht stigmatisiert. Man könnte nun sagen, Thema verfehlt oder aber auch in Anlehnung an den alten Witz über Veganer neu formulieren:


    Zitat von Unbekannter Autor

    Wie erkennt man einen Rekofreund? Er sagt es dir.

  • Dass Architektur seit 70 Jahren versagt, ist angesichts etlicher herausragender moderner Bauten leicht zu widerlegen. Das Problem, dass zu feige und industriell gebaut wird, ist ja mMn nicht auf die Architekten zurückzuführen, sondern eher auf die Stadtplaner, sie sind ja diejenigen, die die Vorgaben machen und die Projekte auswählen. Gerade in Berlin sehe ich die Tendenz, dass bei Grossprojekten, wo die Beamten sich als Konzeptionalisten hervortun wollen und sich entsprechend gestaltend einmischen mit das dümmste und banalste Zeug herauskommst. Trotzdem kein Grund für Xenophobie (APH-Forum, bitte was?) und Beleidigungen, oder?

  • ^Seit wann wählen Stadtplaner Projekte? Ich sehe hier eher Investoren und Bauherren in der Pflicht. Architekten liefern ja in der Regel das Bestellte.

    Und dass die Moderne in Gänze versagt hat, ist doch ausgemachter Blödsinn.

  • Tja, das kennen nur diejenigen, die von dort geflüchtet sind. Und nein, APH ist kein Land.

    Xenophobie ist gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, das Kriterium ist dabei egal. Sie spielen in Ihrem Post offenbar auf das Alter an.

  • ^Seit wann wählen Stadtplaner Projekte? Ich sehe hier eher Investoren und Bauherren in der Pflicht. Architekten liefern ja in der Regel das Bestellte.

    Und dass die Moderne in Gänze versagt hat, ist doch ausgemachter Blödsinn.

    Aha, wer ist denn für solche Stupiditäten wie Einheitshöhe wie hier in der Europacity verantwortlich? Mit Stadtplanern meine ich selbstverständlich die politisch Verantwortlichen. Es gibt verschiedene Investoren, man kann sie nicht dazu zwingen, zwangsläufig in Ästhetik zu investieren. Aber sehr wohl durch entsprechende politische Führung dazu bewegen. Wenn man sieht, was für graue Mäuse insbesondere hier in Berlin regelmäßig in den Wettbewerben von politischer Seite ausgewählt werden, dann sieht man, dass eher das das Gegenteil passiert und es wundert nicht die ästhetische Selbstzensur so mancher Büros, weil sie durch die Erfahrung der Auswahlen mitkriegen, dass zu viel Architektur und Kunst in den Projekten sich eher negativ auf den Auswahlchancen auswirkt.