Dresden: Neumarkt

  • Bestehender Denkmalschutz ist eine konstruierte Schutzbehauptung. Das ist also Dein Diskussionsniveau. Nennung von Tatsachen ist Grundlage jeder Diskussion. Mit diesen Tatsachen und dem Umgang damit hat sich eine Diskussion zu befassen. Es ist immer das gleiche Standard-Repertoire von Demagogen, Diskussionsteilnehmer mit einer anderen Meinung vorzuwerfen, die Diskussion im Keim ersticken zu wollen.

    Es geht hier zwar jetzt nicht mehr ums Thema, aber mich regt es echt jetzt gerade mal extrem auf, daß hier vernünftige Diskussionen so pauschal abgewatscht werden sollen, nur weil man mglw. dem Niveau nicht gewachsen ist. Ich weiß echt nicht was diese Wortmeldung sonst sein soll. Das ist doch unterirdisch:

  • Lieber Torsten, Denkmalschutz ist von Menschen gemacht. Und Menschen können diesen Denkmalschutz auch wieder aufheben. Ich habe in meinem letzten Beitrag erklärt, dass der Status als Denkmalschutzobjekt kein unverrückbares Naturgesetz darstellt. Daher kam meine Aussage mit der Schutzbehauptung. Ich störe mich daran, wenn heutzutage so getan wird, als ob der Denkmalschutz eine unverrückbare Tatsache darstellen würde, mir der man sich abfinden müsste. Der Denkmalschutz kann auch aufgehoben werden .... wenn man nur will!


    Wenn jemand sagt, dass der Kulturpalast ein architektonisches Unikat sei (und deswegen erhalten werden soll), ist das stichhaltig. Diese Aussage akzeptiere ich. :thumbup:

    Aber die lapidare Aussage, dass etwas unter Denkmalschutz steht (und ich mich deswegen damit abzufinden habe), ist definitiv nicht stichhaltig.:thumbdown:


    Fazit: Denkmalschutz darf kein Selbstzweck sein, sondern muss Sinn machen!

  • Falsch. Du befindest keines dieser Argumente für stichhaltig. Das sagt aber nur etwas über Dich aus.


    Um deine Frage zu beantworten: Es ist gar nicht entscheidend, für welche Version der Vorkriegsbebauung man sich entscheidet. Denn es ist am Ende alles besser als der Kulturpalast. Deswegen würde tatsächlich auch ein barockisierender Neubau in Frage kommen.

    Tja, da braucht man sich dann auch nicht mehr zu wundern, wenn Assoziationen wie "Disneyland" aufkommen...

  • Verstehe die Diskussion gar nicht. Der Kulturpalast ist für viel Geld frisch saniert. Ein Abriss steht die nächsten 30-40 Jahre überhaupt nicht mehr zur Debatte und danach wohl auch nicht. Das Ergebnis der Sanierung ist wirklich hervorragend, das muss man selbst als Kritiker des Gebäudes anerkennen, zu denen ich mich durchaus auch zähle. Die Akustik des Konzertsaals wird weit über die Grenzen der Stadt hinaus gerühmt und die Rückkehr zur originalen Verglasung hat dem Gebäude viel von seiner düsteren Schwere genommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia ()

  • Mir gefällt der Kulturpalast persönlich weder für sich genommen, geschweige denn in dem Umfeld

    aber dennoch finde ich ihn erhaltenswert und weitaus authentischer als manch historisierender Neubau zwischen Neumarkt und Schloss.

    Abgesehen von Fragen der Nutzung und Nachhaltigkeit, die eindeutig für den Erhalt sprechen, zeugt er auch von einer wesentlichen historischen Zeitschicht und damit meine ich die Nachkriegszeit mit den Wiederaufbauleistungen der Menschen, mal unabhängig von der Politik.

  • Solange in Dresdens Innenstadt noch Quadratkilometer Platz ist, braucht man überhaupt nichts abreißen. Sollte der Wunsch bestehen, eine historische Altstadt über den Neumarkt hinaus zu bauen, kann man das einfach machen. Man macht es nicht, weil es nicht mehrheitsfähig ist.

  • Sollte der Wunsch bestehen, eine historische Altstadt über den Neumarkt hinaus zu bauen, kann man das einfach machen. Man macht es nicht, weil es nicht mehrheitsfähig ist.

    Die repräsentative Umfrage, die das aussagt, hätte ich gerne mal gesehen. Das Gegenteil ist der Fall, siehe Neustädter Markt - sofern die Benennung "historische Altstadt" sich nicht auf exakte Rekonstruktionen bezieht, was sowieso utopisch ist und auch hier gar nicht zur Debatte stand oder steht.


    Der historische Stadtgrundriss eignet sich außerdem hervorragend für sinnvollen Städtebau, z.B. in den Zeilenbauten-Unorten der Vorstädte. Leider steht dieser Aspekt selten grundsätzlich zur Abstimmung, aber z.B. bei der Lingnerallee gibt es ja einen demokratischen Beschluss (des Bauausschusses), die historische Baulinie wieder aufzunehmen.


    Für den Altmarkt und den Kulturpalast (die beide mit dem Thema "Neumarkt" hier wenig zu tun haben) ist das freilich überhaupt keine Option, erstens, und da stimme ich zu, weil ein Abriss aus o.g. Gründen unnötig wäre, und zweitens, weil der Kulturpalast zusammen mit der Altmarkt-Nachkriegsbebauung und selbiger in der Wilsdruffer Straße sehr wohl ein Ensemble bildet und auch architektonisch noch der gestalterische Hochpunkt der zu DDR-Zeiten entstandenen stadtbildprägenden Gebäude ist. Da wird und wurde in Dresden ganz anderen Bausünden nachgeweint. Nicht zuletzt ist es ein Gebäude mit vielseitiger öffentlicher Nutzung, und zwar von Anfang an, und das wird sich auch auf absehbare Zeit nicht ändern.


    So sehr ich mir ein intaktes historisches Stadtbild wünschen würde, realistisch betrachtet ist der Kulturpalast nicht Dresdens größtes architektonisches Problem, um es mal vorsichtig auszudrücken.

  • Solange in Dresdens Innenstadt noch Quadratkilometer Platz ist, braucht man überhaupt nichts abreißen.

    Die Frage habe ich mir auch bereits gestellt, wo noch Platz zum Bauen wäre. Innerhalb des historischen Rings (St. Petersburger Straße / Dr.- Külz-Ring / Wallstraße bzw. Marienstraße) dürften alle Lücken geschlossen sein.


    Daher die Frage an die Foristen vor Ort: wo wären noch Lücken in der Innenstadt?

  • In den nächsten zehn Jahren wird sich zudem der innerstädtische Einzelhandel massiv wandeln. Die Altmarkt-Galerie wird in ihrer aktuellen Form keinen Bestand haben. Wenn wir von Rückbau in der Innenstadt sprechen, dann sollten wir von monofunktionalen Gebäuden sprechen, deren eigentliche Nutzung verloren geht.


    Der Kulturpalast ist ein wunderbares Gebäude mit wunderbaren Nutzungen und es bereichert die Innenstadt. Die Altmarkt-Galerie nicht, im Gegenteil. Sie entvölkerte die Innenstadt und bietet keine Funktion außer Einzelhandel.

  • Die Altmarktgalerie wird in ihrer aktuellen Form keinen Bestand haben? Klingt mir schon sehr theoretisch, haste das schonmal mit der ECE besprochen?

  • Habe ich nicht, nein. Aber als Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen werden die schon alleine darauf kommen. Das Ladensterben macht auch um die Altmarkt-Galerie keinen Bogen (Ladensterben in Dresdens Innenstadt | Sächsische.de (saechsische.de), Dresden: 72 leere Geschäfte in Dresdens Innenstadt | Sächsische.de (saechsische.de)). Ähnlich wie in Geschäftsstraßen, führen "Erlebnislücken" innerhalb der Einheiten zu einem Imageverlust - der Kunde nimmt den negativen Wandel wahr und weicht auf andere Standorte (dazu gehört auch das Internet) aus. Vor allem Ketten, die hauptsächlich in den Centern zu finden sind, sind davon betroffen. Leerstand in Einkaufszentren ist ab einem gewissen Prozentsatz 'lebensbedrohlich" für die Center. Die Flächen auf denen die ECE sitzt sind hingegen wertvoll - und als innerstädtischer Wohnraum mit Mischnutzungen im EG deutlich krisenfester als ein Einkaufszentrum. Das werden auch die Center-Betreiber früher oder später erkennen und selbst entwickeln oder gewinnbringend verkaufen. Benko (in Form von SIGNA) setzt nicht ohne Grund bei seinen wirklich großartigen Projekten auf eine starke Funktionsmischung, öffentliche Nutzungen und architektonische Qualität.

  • Die Panikartikel der Sächsischen Zeitung und anderer beziehen sich überwiegend auf die Wilsdruffer Straße, wo der Leerstand bereits vor Corona enorm war und das liegt überwiegend an den hohen Mieten seitdem die Altmarkt-Galerie alles Klientel abgezogen hat und damit die Anziehungskraft der kleineren Bereiche mit wenigen Geschäften gesunken ist. Gehalten hat sich überwiegend Gastronomie; an Einzelhandel gab's doch schon seit Jahren nur ein paar hochwertige Bekleidungsgeschäfte und Das Möbel-/Innenausstattunsgeschäft an der Gewandhausstraße sowie die Löwen-Apotheke. Ansonsten kann ich mich v.a. an einige kommende und gehende Versuche mit Bubble-Tee, Wasserpfeifen, Tabak, etc. erinnern.

    "Corona wirkte wie ein Brandbeschleuniger", sagt Citymanagerin Friederike Wachtel (31). Denn brenzlig war die Lage für viele Innenstadthändler schon vorher.

    Die Wilsdruffer Straße und andere Bereiche leiden also nicht ausschließlich an Corona-bedingtem Leerstand und auch die angeblich fehlenden Parkplätze, die einige Ladenmieter bemängeln, scheinen mir kein Grund zu sein (immerhin gibt es in der Tiefgarage am Altmarkt genügend Stellflächen). Es ist eben so, dass die Altmarkt- und Centrum-Galerie massiv Laufkundschaft, v.a. im niedrig- und mittelpreisigen Bereich abziehen und die hochpreisigen Branchen sich rund um den attraktiven Neumarkt angesiedelt haben. Im Grunde wird nun nur besonders schnell offensichtlich, dass der Einzelhandel in der Innenstadt schlecht verteilt ist.


    Ich bin der Meinung, dass eine stärkere städtebauliche Verzahnung dieses Problem lösen helfen kann, z.B. ein Durchbruch der Moritzgasse zur Wilsdruffer Straße, um Laufkundschaft wieder auf die (eigentlich attraktive) Wilsdruffer Straße zu leiten, v.a. wenn das Hotel Stadt Rom den Platz wieder abschließt. Das gleiche Problem hat z.B. auch der Bereich der Kleinen und Großen Brüdergasse. Ein Durchbruch oder Durchgang zur Schloßstraße würde viel mehr Durchmischung der Laufkundschaft und Passanten allgemein durch mehr Sichtbarkeit bringen.


    Auch die Platzgestaltung des Neumarkts selbst trägt derzeit nicht dazu bei. Wären die ein- und ausmündenden Straßen durchgängig mit (niveaugleichen) Borden sichtbarer, entstünde eine stärkere Leitwirkung für Passanten zum Rest der Altstadt (Vgl. z.B. diese Fotos).

  • Q 7.1 - Schloßstraße heute

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    vor 2 Wochen am Eckgebäude zur Rosmaringasse: Verfugen der Fliesenfassade.

    Vielleicht wäre ein dunkleres Fugenbild ansprechender, wie im rechten und linken Teilbild sichtbar?

    Die Fliesen glänzen dezent (Teilbild mittig), das merkt man nur aus bestimmten Winkeln bzw Lichteinfall.

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    alle fotos elli kny

  • Die Fugen werden bei Zeiten wieder dunkler werden.
    viel mehr interessiert mich was mit der Ecke oben ist? Vergessen oder kommt da noch Fassadenschmuck hin?

  • Ach herrje. Was hat man sich dabei bloß gedacht? An dem Gebäude passt aber wirklich überhaupt nichts.

  • Ja, wirklich furchtbar. Da hat man sich für einen NEUBAU gestalterisch am VORGÄNGERBAU orientiert, statt sich zur heutigen Zeit zu bekennen...
    Und einen begabten Architekten etwas NEUES und INNOVATIVES machen zu lassen.
    Unerträglich, dieser Retro-Kitsch.


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    foto by elli kny






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    Deutsche Fotothek



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    Deutsche Fotothek


    Man hat den Altbau irgendwie zitiert, dabei aber alles modern verfremdet... Säulenkapitelle als Konturschnitt, irgendwelche Profilierungen, die das ganze aufhübschen...

    Nun steht da so ein kitschiges angepasstes Ding rum, ist nicht neu und nicht alt und beleidigt den guten Geschmack jedes ****, der im hier und jetzt angekommen ist.

    Das Ding hat ein richtiges Dach, Fassadengliederungen bei denen man erst auf den 2. Blick merkt, dass das Haus neu und nicht alt ist. Genau DAS macht es doch auch noch unnötig schwer, die Geschichte des Ortes zu erkennen.


    Haben die überzeugenden Ergebnisse vom Postplatz nicht für die Schlossstraße gereicht?

    Warum konnte man sich nicht auch an dieser Ecke in unmittelbarer Nähe zum Schloss stadtgestalterisch ehrlich machen... ?



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    Bausituation Dresden: Neumarkt | Quartier VII/2 (bausituation-dresden.de)


    Um Arnold zu adaptieren: HIER stimmt doch wirklich alles...

    Warum hat man nicht mehr davon gebaut?

  • Warum konnte man sich nicht auch an dieser Ecke in unmittelbarer Nähe zum Schloss stadtgestalterisch ehrlich machen... ?

    Weil es in der Dresdener Innenstadt bereits genug Ecken gibt, die von der architektonischen Moderne verunstaltet worden sind.



    Und einen begabten Architekten etwas NEUES und INNOVATIVES machen zu lassen.
    ...
    Warum hat man nicht mehr davon gebaut?

    Weil das zuletzt gezeigte modernistische Eckgebäude genauso wenig NEU oder INNOVATIV ist wie die oftmals kritisierte Retro-Architektur.