Band des Bundes, Spreebogenpark und Reichstag

  • Das Bürgerforum wurde nicht heimlich, still und leise beerdigt, weil man gemerkt hat, dass es stadtplanerisch halt eben doch nicht so dahin passt (bezeichnenderweise wurde ja auch nie wirklich um einen Alternativstandort gerungen), sondern weil die Politiker den Bürger nicht "vor ihrer Nase" haben wollen. Insbesondere die Abgeordneten, die im Paul-Löbe-Haus (Abgeordnetenhaus) ein und ausgehen, haben vor etlichen Jahren schon "ernste Sicherheitsbedenken" angemeldet, wenn der Souverän derart nahe an den Poltikbetrieb heranrückt. Diese Sicherheitsbedenken stammten noch aus einer Zeit bevor islamistischer Terror in Europa Fuß fassen konnte. Heute ist die Situation nochmal deutlich verschärft, da nun zusätzlich auch rechter- und linker Terror Aufwind hat. Aus diesem Grund wird das Bürgerforum auch niemals kommen. Das alles hat mit Stadtplanung aber am wenigsten zu tun.


    https://www.tagesspiegel.de/be…versprechen/20999562.html

  • Aus diesem Grund wird das Bürgerforum auch niemals kommen.

    Für mich ist entscheidend, dass die Stelle überhaupt bebaut wird. Die Nutzung ist mir egal. Es muss kein Bürgerforum sein. Es könnte auch eine andere Nutzung sein, die für den politischen Betrieb benötigt wird.

  • Das Bürgerforum wurde nicht heimlich, still und leise beerdigt, weil man gemerkt hat, dass es stadtplanerisch halt eben doch nicht so dahin passt (bezeichnenderweise wurde ja auch nie wirklich um einen Alternativstandort gerungen), sondern weil die Politiker den Bürger nicht "vor ihrer Nase" haben wollen.

    Hier widersprichst Du Dir selbst. Wäre es darum gegangen, dass "die Politiker" "die Bürger" nicht vor ihrer Nase haben wollten, dann gerade hätte man doch einen Alternativstandort suchen müssen. Zumal ja auch heute direkt vor Kanzleramt und Reichstag Bürger zu Tausenden unterwegs sind, ohne dass sie jemand daran hindern würde. Von Fernhalten kann gar keine Rede sein, das ist doch keine Sperrzone!


    Nein, das Bürgerforum wurde aus zwei Gründen nicht gebaut: Erstens wegen der Kosten und zweitens, weil es nie ein Nutzungskonzept gab. Es war die Kopfgeburt eines Architekten, kein Entwurf, den man für einen bestimmten Zweck bei ihm in Auftrag gegeben hätte. Der Wettbewerb bezog sich auf Regierungs- und Parlamentsgebäude, das Bürgerforum war eine Idee, das Ganze mit einem Sahnehäubchen zu garnieren – aber diese Idee hat sich nie mit Leben gefüllt. Deshalb gab es keine Überlegungen, es anderswo zu bauen: Es weiß schlicht niemand, was es konkret hätte werden sollen.


    Auch in dem von Dir verlinkten Artikel steht, dass es nie Interessenten gab, die ein solches Bürgerforum hätten bauen und betreiben wollen. Du legst nahe, "die Politik" hätte interveniert und irgendeinem öffentlichen oder privaten Investor den Bau verboten – einen solchen Vorgang hat es nicht gegeben.

  • Ich halte die Planung und Umsetzung des Regierungsbezirkes für außerordentlich gelungen. Ich wüsste auch nicht warum man dort unbedingt noch etwas dazubauen sollte. Gerade der Spreebogenpark ist doch wie er sich präsentiert ein Glücksfall. Der öffnende unverbaute Blick auf den Hauptbahnhof, Cube und dem nordlichen Spreeufer ist für mich schon sehr beeindruckend. Was ich auch immer wieder als angenehm empfinde ist die Ruhe dieser Gegend. Vom immer kolportierten hektischen Politbetrieb bekommt man eher selten etwas mit. Außerdem halte ich die Architektur - vor allem Kanzleramt aber auch Paul Löbe/ Elisabeth Lüders Haus für absolut überragend. Moderne Bauten, deren Architektur trotzdem für mich zeitlos wirken und gut altern werden ( bei entsprechender Instandhaltung des Sichtbetons) Allein die Vorstellung diesem gelungenen Dreiklang (Zusammen mit dem Reichstag, die Schweizer Botschaft ist halt ein Berliner Unikum) mit zusätzlichen Gebäuden ergänzen zu wollen, kann ich nicht nachvollziehen.

    Ich kann auch nichts mit dem Vorwurf in der Wirkung sei das trennende zu stark und das verbindende zu schwach anfangen. Ich weiss nicht, was das bedeuten soll. Die ganze Gegend war sozusagen Niemandsland. Das Gelände hat per se kaum Verbindung zur bestehenden Stadt. Im Norden die Spree, im Osten und Süden der Tiergarten. Und im Osten waren die Platten in der Luisenstrasse. Hätte man das Paul Löbe Haus als Plattenbau konzipieren sollen, damit das Verbindende ausgedrückt wird? Egal welche Architektur und welche Anordnung man gewählt hätte, eine Art Inselcharakter wäre immer entstanden, einfach bedingt durch diese Lage.

  • Hier widersprichst Du Dir selbst. Wäre es darum gegangen, dass "die Politiker" "die Bürger" nicht vor ihrer Nase haben wollten, dann gerade hätte man doch einen Alternativstandort suchen müssen. Zumal ja auch heute direkt vor Kanzleramt und Reichstag Bürger zu Tausenden unterwegs sind, ohne dass sie jemand daran hindern würde. Von Fernhalten kann gar keine Rede sein, das ist doch keine Sperrzone!

    Man hat ja einen "Alternativstandort" gefunden, wenn es nach Frau Künast geht, das Humboldt Forum. Es geht auch nicht darum, dass Fußgänger am Gebäude vorbei laufen, sondern das Bürgerforum hätte nach den ursprünglichen Plänen unmittelbar vis-a-vis dem Haupteingang des Paul-Löbe-Haus gestanden in dem die Abgeordneten ein und aus gehen. Der Reichstag, bzw. der Aufgangsbereich zum Haupteingang ist sehr wohl eine Sperrzone, von "Tausenden" kann dort keine Rede sein, denn hierfür muss man erst eine Sicherheitsschleuse passieren. Diese Regelung scheint aber mit dem Bürgerforum so nicht umsetzbar, genaueres steht hier in einem älteren Artikel von 2014:


    https://www.morgenpost.de/berl…prominenteste-Luecke.html

    Nein, das Bürgerforum wurde aus zwei Gründen nicht gebaut: Erstens wegen der Kosten und zweitens, weil es nie ein Nutzungskonzept gab.

    Seit wann wird denn bei Bundesprojekten Rücksicht auf irgendwelche Kosten genommen? Selbst die Pleitestadt Berlin -mit Museen gesegnet- gönnt sich neue Museen für mehrere hundert Millionen Euro und da sollen dem mächtigen Bund die Kosten für ein Forum, das die Souveränität des Bürgers im politischen Wirken ausdrücken soll, zu hoch oder ein Nutzungskonzept nicht zu entwickeln sein? Das ist doch ein Märchen! Der Umzug der meisten Behörden von Bonn nach Berlin hat damals für viel Wirbel gesorgt, man wollte mit dem "Band-des-Bundes" ein Konzept verwirklichen, das mit der Machtsymbolik bekannter Regierungsgebäude bricht und dem Bürger quasi symbolisch ein gleichwertiges Gebäude -auf Augenhöhe- gibt. Um das zu verhindern musste auch niemand aus der hohen Politik "intervenieren" wie du mir verschwörerisch andichtest, sondern es reichte im Wesentlichen ein Argument zur Verhinderung dieses Gebäudes. Dasselbe Argument, das auch verwendet wird, um im Jahr 2020 deine Bürgerrechte einzuschränken: Sicherheit.


    "Das sogenannte Band des Bundes, das die Spree zweimal überquert und dabei den ehemaligen Ost- und Westteil Berlins verbindet, sollte mit dem Forum in der Mitte auch symbolisieren, dass der Souverän das Volk ist. „Entstanden ist stattdessen ein Bundeskanzleramt, das sich als Solitär im Grünen von der Bevölkerung abschottet – das habe ich so nicht gewollt“, sagt der Planer, der in der kommenden Woche seinen 71. Geburtstag feiert."


    Das „Totschlagargument“ sei seit dem 11. September 2001 immer das Thema Sicherheit. „Der Verzicht auf das Bürgerzentrum hat dafür gesorgt, dass das Projekt ,Band des Bundes‘ gescheitert ist und ein unbefriedigendes Stückwerk bleibt“, so der enttäuschte Planer.

  • Ich denke, dass die Realität etwas anders verlaeuft als du sie darstellst.
    Jeder weiss, dass theoretisch alles moegliche passieren könnte, Angriffe auf Atomreaktoren, biologische Waffen und was weiss ich was noch alles und deine Behauptung, jede Sicherheitsmassnahme sei Augenwischerei ist bei manchen auch sehr beliebt.
    Die Realität sieht aber anders aus. Bisher - gluecklicherweise - sind Terroranschlaege (mal abgesehen von 9/11) ziemlich konventionell und dagegen helfen nun mal Boller oder Graeben oder aehnliches. Und es geht um zweierlei, nicht nur Anschlaege zu verhindern, sondern viel mehr den Leuten das Gefuehl zu geben, man tue etwas und ich glaube, dass das bei vielen wirkt, vielleicht loest das bei dir nur haemischen Zynismus aus, aber es hilft vielen Menschen.
    Und ich denke Fatalismus hilft auch nicht weiter, wir wissen alle, dass was passieren kann, aber trotzdem ist es notwendig dass man bestimmte Vorsichtsmassnahmen trifft.

    Greenpeace Aktivisten haben heute ein Banner am Reichstag angebracht:

    Greenpeace auf dem Reichstag


    Gut, die Aktion brachte niemanden um, aber irgendwie bringt das doch die Frage auf ob es nicht doch ein klitzekleines Problem mit der Sicherheit dort gibt? Aber ist sicher wieder nur hämischer Zynismus...

  • Danke Backstein, für die Bilder. Ich war am WE dort auch unterwegs, es wirkt auf mich ein Bißchen wie ein Verkehrsübungsplatz. Ich fürchte dieses klein-klein konterkariert ein wenig die Großzügigkeit des Terrains.

  • Ich war am WE dort auch unterwegs, es wirkt auf mich ein Bißchen wie ein Verkehrsübungsplatz

    Ich war zwar nicht vor Ort, aber als ich die Bilder sah kam mir auch als erster Gedanke der Verkehrsübungsplatz.



    Gruß, Jockel

  • Bei der "Forumsquerung" ist also genau das Gegenteil eines Forums herausgekommen. Wer diesen Begriff hier in Zukunft weiter anwendet, muss Humor haben.

  • < Es wäre sehr schön wenn sich das rot für Radwege stadtweit etablieren würde. Ich kenne das noch aus meiner Studienzeit in Hannover in den 80ern. Man fühlt sich besser gesehen und sicherer und es ist ein optisches Hemmnis auf einer rot markierten Fläche in 2er Reihe zu Parken.

  • In Amsterdam verwendet man zwar auch rot, allerdings einen weitaus weniger "grellen" Ton, sondern eine eher backsteinfarbene Mischung. Gefällt mir besser, wirkt weniger aufdringlich.


    Hier ist der KFZ-Verkehr allerdings auch räumlich vom Radverkehr getrennt, nicht so eine Flickschusterei, wo sich am Ende alle Verkehrsteilnehmer auf den Füßen stehen, wie in Berlin. Wir leisten uns bis zu 18m breite Bürgersteige, aber verlegen Radwege auf die Straßen. In Amsterdam ist man schlauer. Angemessene Fahrspuren sowohl für KFZ, als auch für Radfahrer, die geschützt sind und nicht direkt neben LKWs fahren müssen, sowie eine angemessene Fußgängerbreite für diesen Straßenabschnitt. Der Raum, der übrig bleibt, wird für einen gepflegten(!) Grünstreifen in der Mitte der Fahrbahn genutzt. So kann mans machen.


    Hauptstra%C3%9Fenradweg_-_Main_road_cycle_lane_in_Amsterdam_%282%29.jpg

    Bild@Wikimedia/common

  • In Amsterdam verwendet man zwar auch rot, allerdings einen weitaus weniger "grellen" Ton, sondern eine eher backsteinfarbene Mischung. Gefällt mir besser, wirkt weniger aufdringlich. ...

    Keine Sorge, das sieht nur am Anfang so "grell" aus. Nach einigen Monaten verblasst das Rot deutlich und wird auch stumpfer.

    Diese Rot wird ja nun schon seit einiger Zeit verwendet und es gibt genug Beispiele in Berlin, wo man den "gealterten" Zustand sehen kann.

  • Neubau/Sanierung Marie-Elisabeth-Lüders-Haus

    Während der neue Berliner Hauptstadtflughafen in dieser Woche nach Jahren der Verzögerung seine Eröffnung feiern konnte, hofft man beim Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), dass auch das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus in der Luisenstraße 29/30 nach Jahren der Verzögerung spätestens Ende des kommenden Jahres eröffnet werden kann.

    Ich musste lange in diesem Themenstrang blättern, um die letzten Aufnahmen von Bautätigkeiten ausfindig machen zu können. Im Dezember 2014 präsentierte Batō in #974 das letzte Mal den Stand der Ausführungsarbeiten, die bereits 2010 begannen. Nach Bekanntgabe der Verschiebung der Fertigstellung auf das Jahr 2016 (u.a. in #999) aufgrund massiver Baumängel infolge des Durchsickerns von Grundwasser wurde es offiziell ruhig um dieses Vorhaben. Die komplizierte Sanierung der Umfassungsflächen der Untergeschosse konnte schließlich erst im Herbst 2019 abgeschlossen werden (Erwähnung der Sanierung u.a. in #1.169 und zuletzt im Oktober 2019 in #1.256). Das BBR ist weiterhin dabei, auf gerichtlichem Wege zu klären, wer Verursacher der Bauschäden ist und wer für die zusätzlichen Baukosten aufkommt. Die Kosten für das gesamte Vorhaben sind dadurch von ursprünglich 190 Millionen Euro auf zuletzt 247 Millionen Euro angestiegen (Stand Ende 2019).

    Im Februar 2020 wurde das Vorhaben erneut in der Presse erwähnt. Aufgrund der im Sommer 2019 eingeführten Bundesimmissionsschutzverordnung und der dadurch geltenden, verschärften Umweltauflagen muss eines der drei Module des Blockheizkraftwerks ausgebaut und umgesetzt werden, um Platz zu schaffen für eine zusätzliche Abgasreinigungsanlage. Die Maßnahme wurde mit rund 4 Millionen Euro veranschlagt. Das BBR hat verlauten lassen, dass die Übergabe des Erweiterungsbaus im kommenden Jahr unabhängig von der Modernisierung des BHKW vonstatten gehen kann.


    Wenn das Projekt 2021 tatsächlich fertig werden sollte, erhält das Gesamtensemble mit 8 Jahren Verspätung den neuen, geplanten Haupteingang inklusive Vorfahrt für Bundestagsabgeordnete und Gäste. Folgende Funktionsbereiche sollen dann vollumfänglich zur Verfügung stehen:


    - 300 Abgeordnetenbüros

    - Multifunktionssaal für 200 Personen

    - Besprechungsräume unterschiedlicher Größe

    - Bereich für Kunstausstellungen

    - Archivflächen

    - Benutzersaal fur das Parlamentsarchiv

    - Gastronomie für interne Nutzung des Bundestags

    - Ausbau der Halle des Bestandsgebäudes zu einer Versammlungsstätte

    - Umbau von Bestandsräumen zu einem öffentlich zugänglichen Bistro


    img_1224jykl2.jpg


    img_1225bnk07.jpg


    img_12262vjwx.jpg


    Auch am Bauschild musste im Laufe der Jahre so mancher Projektbeteiligter überklebt werden, da Firmierung oder Adresse nicht mehr korrekt war.


    img_12276vjit.jpg


    Die abgebildeten Fotografien sind durch mich aufgenommen und bei Gebrauch mit ©RianMa zu kennzeichnen. Vielen Dank.

  • -------

    Einmal editiert, zuletzt von dieselbär ()

  • Ich bin immer wieder irritiert, dass neue Regeln in der Bauordnung auch für im Bau befindliche, und letztlich fertig geplante, Vorhaben gelten. Das wirkt wie rückwirkend veränderte Verträge.

  • ^ Hier gings nicht um neue regeln in der BBauO, sondern im BImschG. Und das Immissionsschutzrecht normiert die Pflicht des Anlagenbetreibers, seine Anlagen immer auf dem Stand der Technik zu halten. Das ist absolut nichts Neues und etwaige Änderungen bei irgendwelchen Grenzwerten kommen auch nicht überraschend, sondern treten mit meist sehr langen Übergangsfristen in Kraft.


    Aber auch im Bauordnungsrecht gilt, dass bei bestimmten Gebäudeklassen die Baugenehmigung keinen ewigen Bestandsschutz gewährt. Alle Gebeäude, die als Sonderbauten klassifiziert werden, qua Größe oder qua Nutzung, müssen hinsichtlich der sicherheitsrelevanten Bestandteile auf dem Stand der Technik gehalten werden.