Freiraumgestaltung Berliner Schloss/Humboldt-Forum

  • ich bin auch noch etwas skeptisch was die terassen angeht, aber zum jetzigen zeitpunkt ist es auch wirklich nicht leicht das einzuschätzen. skeptisch bin ich eher ob die nordseite mit dem vielen schatten der beste platz dafür ist. aber daben hoffentlich fachleute ihren segen für gegeben. ob soviel divergenz dort auch gut wächst werde wir sehen.

  • ^^ DerBe: Danke für den Hinweis. Macht's mMn nicht besser. Konzeptionell, find ich die Idee sogar charmant und in - isolierter Betrachtung - gut umgesetzt. Ich find aber, daß es hier an dieser Stelle einfach nicht funktioniert.

  • Meine frühere Kritik an der modernen Schlossterrasse muss ich zurücknehmen, heute gefällt sie mir sehr gut, auch in Bezug auf den Lustgarten! Aber hoffentlich bleiben die Bäume so zierlich, sonst verdecken sie bald die halbe Fassade. Und hoffentlich gewinnt der Senat wieder einen Sinn für Schönheit und lässt die Rossebändiger endlich an ihren angestammten Platz zurückkehren.

  • Wieder einmal einige aktuelle Bilder:


    Über diese Perspektive freue ich mich, da sie gar nicht so leicht und nur mit etwas Glück einzunehmen ist:




    Hier noch ein Eindruck der bereits grünenden Bäume:



    Alle Bilder von mir & von heute.

  • ^Super Fotos. Was war Dein Eindruck von der Oberfläche unter der Baumgruppe - wirkte das fertig und als anzunehmender Endzustand?

  • ^ Danke. Ich denke, dass die Oberfläche fertig ist, auch weil sie auf der Südwestseite, wo zwischen Schloss und ehem. Staatsratsgebäude ebenfalls Bäume gepflanzt wurden, genauso aussieht und dort abgeschlossen zu sein scheint.

  • Herr Von Boddien mobilisiert wieder zum Thema Freiraumgestaltung und hat erwartbar eine Absage vom Senat erhalten:


    https://www.morgenpost.de/berl…m-ein-bisschen-Gruen.html


    Aus rechtlichen Gründen des Wettbewerbswesens und weil die Leistungen warscheinlich schon alle ausgeschrieben und vergeben sind, ist eine Veränderung der Planungen wohl ausgeschlossen, da ansonsten Entschädigungen nötig würden.


    Zumal auch an sich wohl beim aktuellen Entwurf erkennbar sich auf einen Zustand der Freiraumgestaltung bezogen wird, wie sie Eduard Gaertner (1801 - 1877) klassischerweise dargestellt hatte: Zur Diskussion über zu große Bäume auf der "Nordterrasse" kann man auf sein Bild "Blick vom Kgl. Schloss nach der Straße unter den Linden" von 1855 verweisen, wo in abstrahierter Form dieser Zustand genau so wiederhergestellt wird. Auch bei der Südseite, dem Schlossplatz, kann auf eine Fotografie des Schlossplatzes des Jahres ca. 1855 verwiesen werden (dargestellt in: Bartmann, D. (Hrsg.) (2001): Eduard Gaertner - 1801-1877, Katalog. Stiftung Stadtmuseum Berlin, Berlin. S. 211). Dort sieht man die gesamte Fläche des Schlossplatzes als einfache gepflasterte Fläche - und am späteren Standort des Schlossbrunnens/Neptunbrunnens steht nur ein Kandelaber.

  • [...] und weil die Leistungen warscheinlich schon alle ausgeschrieben und vergeben sind, ist eine Veränderung der Planungen wohl ausgeschlossen, da ansonsten Entschädigungen nötig würden.

    Vor allem, da die seit Langem bekannten Planungen ja bereits ausgeführt werden. Ich befürworte ja auch die Rückkehr des Neptunbrunnens zu einem späteren Zeitpunkt, aber was erwartet von Boddien denn, wenn er nun kurz vor Fertigstellung mit einer Visualisierung auftaucht, auf der mal kurzerhand die gesamte Straße "Schloßplatz" zwischen Schleusen- und Rathausbrücke wegfällt?

  • ^ Ist auch mal wieder echter Qualitäts-Journalismus: Gleich in der Unterzeile wird behauptet, es gäbe "Entsetzen", weil das Grün "wegfallen" solle - als hätten wir es hier nicht mit einem jahrealten Wettbewerbsergebnis zu tun, das umgesetzt wird, sondern mit einer Ad-hoc-Entscheidung des Senats, die bisherige Planung zu kippen.


    Ja, ein Brunnen vor der Südfassade wäre schön, und ein bisschen Rasen oder Büsche täten dort auch nicht schaden. Aber diese Attitüde der Schlossfreunde, jede Abweichung von ihren Wünschen als Skandal oder Verrat zu behandeln, geht mir wirklich auf die Nerven.

  • Darüber hinaus wird fälschlicher Weise behauptet, die Pflanzflächen auf der Südseite seien auch ein Entwurf Lennés. Dabei wurden sie erst 1900 zusammen mit den eisernen Toren in den Durchfahrten von Wilhelm II. errichtet, um sich Volk und Ansammlungen vor seiner Wohnung vom Leibe zu halten. Sie bestanden also nur 45 Jahre lang. Die längste Zeit war der Schloßplatz ein steinerner Stadtplatz, wie auch jetzt wieder vorgesehen. Grausamer Artikel.

  • Für Änderungen an der Platzgestaltung ist es jetzt zu spät, aber trotzdem sind die in dem Artikel erhobenen Forderungen berechtigt. Wer mehr als 100 Millionen Euro Spendengelder für den Wiederaufbau sammeln kann, der darf auch beim Schlossumfeld ein Wörtchen mitreden.


    Der wahre Skandal ist die totale Verweigerungshaltung des amtierenden Senats, der bei der Umfeldgestaltung nicht nur seine eigenen verkehrs- und umweltpolitischen Grundsätze über Bord wirft, sondern auch Tausenden von Spendern in ganz Deutschland vor den Kopf stößt.


    Wenigstens die Rossebändiger an ihren alten Standort zurückzuholen wäre ein kleines Zeichen der Versöhnung von Rot-Rot-Grün mit dem Schlossprojekt, aber nicht einmal dazu ist diese Koalition bisher bereit.


    berliner_schloss_port1okyk.jpg

    Quelle: Wikipedia, gemeinfrei

  • Mhm - wer soll sich mit wem versöhnen? Das verstehe ich nicht.


    Formal läuft alles korrekt - es gab einen Freiraumwettbewerb, einen Sieger dem das Preisgeld 2011 zuerkannt wurde, dessen Planung wird umgesetzt. Wenn da jetzt irgendetwas geändert werden sollte hätte das weitreichende juristische und organisatorische Konsequenzen. Von Gesetzeswegen ist die Auslobung eines Wettbewerbs für diese Gestaltungsaufgabe auch nicht zu beanstanden. - Es gibt immer Menschen, die mit Wettbewerbsergebnissen nicht zufrieden sind.


    Eine andere Sache ist natürlich die Anspruchshaltung der Reko-Freunde. Die Argumentation klingt doch so: Entweder du machst, was ich will, oder du musst dich mit mir versöhnen... - irgendwie schief oder?


    Die Reko der Schlossfassaden wurde gegen den erheblichen Widerstand eines zumindest Teils der Berliner Bevölkerung durchgesetzt. - Gut - damit muss man jetzt leben. Aber weitergehende Ansprüche waren damit nicht verbunden - trotz vielfältigen Strippenziehens im Hintergrund (siehe merkwürdige Beschlüsse des Haushaltsausschusses des Bundestages, die "Wippe" wegen zu hoher Kosten zu cancelln und dann fast doppelt soviel Geld für die Reko der ehemaligen Arkadenarchitektur des Wilhelmdenkmals auf den Tisch zu legen). Letztendlich haben die Spender*innen für die Schlossfassade ihre Schlossfassade bekommen - wer hat da eine Verpflichtung, sich zu versöhnen? Auf welche Grundlage? - Einfach nur weil einige bitteschön alles historisch wollen? - Ich glaube nicht, dass man darauf reagieren sollte... - und ob Rossebändiger oder Schloss-/ alias Neptunbrunnen "zurückkehren" - das wird die Zeit zeigen - die Option dazu besteht... Dennoch finde ich gut, dass einerseits sich auf die Gaertner-Zeit und nicht die wilhelminische Zeit in der Gestaltung bezogen wird - andererseits der historische Bruch an dem Ort - das da mal was anderes stand und das das alles ein Neubau ist - sichtbar bleibt.

  • Wir Freunde der Architektur sollten uns hier nicht zu sehr anfeinden, sondern versöhnlicher miteinander umgehen- das gilt für beide Seiten.

    Meines Erachtens ist eine differenzierte Betrachtungsweise hier am angebrachtesten:

    Prinzipiell geht es in dieser Debatte darum, wie man ein Umfeld gestalten sollte, das umgeben von diversen historischen Gebäuden ist.
    Hier gibt es zunächst den Ansatz, den ehemaligen historischen Zustand wiederherzustellen, um eine makellose stilistische Anpassung an das Umfeld zu vergewissern. Dieses kann über die Tatsache hinwegtäuschen, dass es sich um einen rekonstruierten Ort handelt.
    Andererseits ist eine komplett moderne Formensprache denkbar, die ansprechend aussehen, aber womöglich wie ein Fremdkörper wirken und zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte.
    Ein Mittelweg, indem einige historische Elemente aufgegriffen und modern verpackt werden, könnte der versöhnliche Ausweg sein. Und genau dies wurde hier getan (bereits beim Schloss durch die moderne Ostfassade). Ich finde, dass beide Seiten hier zufrieden sein sollten.
    Bei aller materieller Modernität wirken die neuen Terrassen weiterhin elegant und zurückhaltend.
    Außerdem wurde weiterhin die Möglichkeit berücksichtigt, historische Elemente, wie die Rossebändiger oder Oranienfürsten, zurück an ihre historischen Orte zu stellen.

    Bei dem Entwurf ist demenstprechend auf beide Seiten zugegangen und eine Art Konsens gebildet worden.
    Eines der Hauptprobleme dieser Debatte ist, dass Einige sich nur auf das Wiederherstellen von schöner zerstörter Architektur berufen, während Andere die ideologische Faktoren sehr viel stärker berücksichtigen.
    Bei all den beim Schloss zu berücksichtigenden ideologischen Faktoren (insbesondere preußischer militaristische Vergangenheit und der anschließende übereifrige Abriss durch die DDR) werden diese Entscheidungen immer schwieriger zu entscheiden.
    In diesem Fall ist bei den Terrassen mit dem Konsens aus historischen und modernen Elementen (und der Möglichkeit der Rückführung einiger Figuren) ein guter und versöhnlicher Weg gewählt worden.
    Genauso versöhnlich und verständnisvoll sollte hier miteinander und bei künftigen ähnlichen architektonischen Situationen umgegangen werden :)

  • Hier gibt es zunächst den Ansatz, den ehemaligen historischen Zustand wiederherzustellen [...]

    Genau das ist doch das Problem jedwediger Rekonstruktion, dass es "den" historischen Zustand nicht gibt - er bleibt fiktiv. Auch das Schloss ist ja - wie das Umfeld - permanent erweitert, umgebaut und überformt, revidiert und ausgeschmückt worden. Für die Rossebändiger und den Neptunbrunnen spricht allein, dass sie als "Überreste" des alten Stadtschlosses noch vorhanden sind. Und deshalb hat man ja auch Vorleistungen erbracht, damit sie womöglich einmal zurückkehren können. Ansonsten sind die Blumenrabatten der Jahrhundertwendegestaltung zwar schön anzusehen, der Boddiensche Vorschlag ist aber doch selbst "unhistorisch". Neptunbrunnen und Blumenbeete waren schnell je vereinzelte Mittelinseln, die auf allen Seiten vom Verkehr zu Pferde, Kutsche und Auto umtost wurden, auf einer Seite auch der Straßenbahn. Länger bestand der steinerne Stadtplatz, auf den sich "bbz" explizit bezieht, davor bestand dort die Stechbahn. Man könnte ja auch diese als "den" historischen Zustand in Stellung bringen und fordern, dass der alte Turnierplatz wiedererstehen müsse, auf dem Regula Lüscher und Wilhelm von Boddien sich jährlich im Ritterspiel zu duellieren haben.

    Der bbz-Entwurf hat meiner Meinung nach, das sehe ich ganz ähnlich wie Sie, gerade die Stärke, dass er eine moderne Gestaltung mit klarem historischen Bezug erlaubt. Das betrifft die Auswahl der Materialien - das Kleinpflaster, die Anlehnung der Natursteinverkleidung der Rampen an die Gestaltung der Karl-Liebknecht-Brücke - ebenso wie die Neuanlage der Schlossterrassen in moderner Interpretation oder die Schaffung der Raumkante des Apothekerflügels durch den Baumhain.

  • Das ist ja ne Frage der Rhetorik. Man kann im allgemeinen - der Einfachheit halber - von "dem historischen Zustand" und konkret (bei Ausschreibungen etc.) dennoch konkret vom "Zustand aus dem Jahr XY". Beim Schloss selbst ging es - zumindest größtenteils - darum, den Zustand vor der Zerstörung herzustellen. Klar könnte man auch den Schlossplatz von 1538 wieder herstellen wollen. Will aber keiner. Gefordert/gewünscht ist auch nicht "der historische Zustand" sondern eine Annäherung an den den status quo ante bellum. Je näher je besser, aber es ist sich sicher jeder bewusst ist, dass Verkehr etc. keine 1:1 Reko erlauben. Es ist also Haarspalterei, ob am Schlossplatz nun der Stein oder das Stiefmütterchen länger dominierte.


    Das Hauptargument für eine Rückkehr der Rossbändiger neben der Historie ist meiner Meinung nach, dass ihr jetziger Zustand ihrer nicht "würdig" ist. Es sind schöne Kunstwerke und sie kommen an ihrem jetzigen, doch recht zentralen Standort nicht zur Geltung. Ihre Versetzung hätte keinen Einfluss auf den Kleistpark als Ganzes, wäre jedoch ein Gewinn für sie selber und für den Lustgarten. Stünden sie am Eingang, anstelle der Königskolonnaden oder auf der Freitreppe zum Gericht, wäre das sicher anders. Tun sie aber nicht und vor allem der Rechte ist von Grünzeug umwuchert. Der Neptunbrunnen hat hingegen einen sehr präsenten Standort, sodass eine Diskussion über den Umzug nachvollziehbar ist. Trotzdem würde er an seinem hist. Standort nicht untergehen und für seinen jetzigen Standort ließe sich problemlos eine gestalterisch passende Alternative finden.

  • Übrigens wird an der Verblendung der Stützwände an der Ostseite weitergearbeitet. Seit heute morgen arbeiten 3 Männer an der Vollendung. Schön, dass es auch dort weiter geht.

  • Die Truppe zur Verblendung der Rampenmauern ist doch tatsächlich wieder angerückt.

    Anhand der (etwas außergewöhnlichen) Arbeitskleidung der Jungs ist zu erkennen, daß es sich scheinbar um die selbe "Firma" handelt wie vor der Pause. Webcam


    P.S.: Mein vielleicht (auch schon in vorherigen Posts) erkennbarer Unmut richtet sich nicht gegen diese Bauleute im einzelnen (die können ja nichts für ihre Situation), sondern gegen derartiges (in meinen Augen zweifelhaftes) Subunternehmertum.


    P.P.S: Da war jemand schneller. ;)


    Gruß, Jockel

  • @593: Danke für's Runterköcheln, allerdings muss ich doch mal nachhaken:

    Sollten nicht lieber bei solchen Themen wie des Wiederaufbaus Ideologien außer acht gelassen werden? Und damit meine ich ganz klar dieses Rumgehacke auf den "preußischen Militarismus". Hier geht es doch im Endeffekt auf Seiten der Reko vor allem um architektonische Wünsche. Außerdem, wie ich finde, gehört das Schloss zur Berliner Identität, zur Geschichte. Es hat Berlin über JAHRHUNDERTE geprägt, ich glaube das ist vielen überhaupt nicht richtig bewusst oder wird grundsätzlich unter "irgendwas mit Hitler" abgespeichert.

    Dazu gehört, mMn, auch das Umfeld welches zum Gesamtkonzept im Vorkriegszustand gehörte. Dazu gehören auch die Kolonaden und das Reiterstandbild.

    Die geschichtlichen Säuberungen die aktuell stattfinden kommen aus einer ganz gefährlichen Ecke der Ideologien.

    Wer nämlich seine Vergangenheit nicht kennt der kann für die Zukunft nichts lernen. Ideologiebefreit kann es überhaupt keine schwierige Entscheidung sein. Nur haben wir leider nicht diesen Zustand in Berlin.

  • ^ Was denn für "Säuberungen", bitte? Das kann doch nicht wahr sein: Sie fordern hier, die "Ideologie" rauszulassen, und drei Zeilen später machen Sie einen Ideologievorwurf. Merken Sie selbst?


    Und sich selbst halten Sie natürlich für "ideologiefrei" - nachdem Sie hier neulich irgendwelchen Kram von PI-News gepostet haben... :rolleyes: