Wohngebäude 'Am Hochmeisterplatz' (Halensee | in Nutzung)

  • Wenn hier etwas wie "Prora" aussieht, dann die monotonen Einheitsfassaden modernistischer Bausünder, wie wir sie zur Genüge aus Berlin und anderen deutschen Großstädten kennen. Also mir gefällt dieser zeitlose Klassiker von Hilmer Sattler Architekten sehr gut, vor allem die durch drei Mittelrisalite betonte Platzfassade, aber auch der schöne Innenhof. Merkwürdigerweise kommt das Gejammer über klassische Neubauten meist von solchen Leuten, die selbst in stuckverzierten Gründerzeitlern wohnen.

  • ... ein Bild während der Abrissphase, das verdeutlicht, wie groß das Grundstück ist.

    ehemaliges Postamt Hochmeisterplatz by Kleist Berlin, on Flickr


    ...gut finde ich, dass es ein richtiges Dach gibt, ansonsten hätte ich eine modernere Gestaltung bevorzugt. Bei diesem Projekt ist m.E. viel gestalterisches Potential verschenkt worden. Das ist nicht nur die Schuld des Bauherren. Das Grundstück ist recht groß, der Innenhof ebenso, er reicht bis zur Kurfürstendamm Bebauung und ist ohne Hinterhäuser. IMHO hätten die Behörden hier eine Höhendiffenzierung zulassen sollen, an der Parkseite zum Hochmeisterplatz, wären 4-6 abgetreppte zusätzliche Geschosse sicher ein optischer Gewinn gewesen. Gerade wegen des großen Innenhofes musste man hier keine Verschattung fürchten.

    Halensee ist gute bis sehr gute Wohnlage, Kurfürstendamm / City-West in fußläufiger Entfernung, Grunewald vor der Tür, die Stadtautobahn in kurzer Zeit sehr gut erreichbar. Dazu noch Wohnungsmangel, ich verstehe nicht so richtig, warum an dieser Stelle nicht großstädtischer, mehr Wohnfläche / Wohnungen errichtet wurden.

    In dieser Gegend gibt es wenig moderne Architektur, entweder Altbau, etwas 20er / 30 er Jahre Siedlungsbau und viele Schlichthäuser aus dem WK II Wiederaufbauprogramm. Der Stil des Projektes, der jetzt auch häufiger in der City West umgesetzt wird, passt m.E. nicht so richtig in die Gegend.


    Das Projekt am Hochmeisterplatz mag solide und qualitativ hochwertig sein, es ist IMHO aber dazu geeignet, die Stadt architektonisch zu verlangweilen.


    Hier ein Beispiel, wie es m.E. besser geht. Architektonisch stylischer, moderner und großstädtischer und mit Anlehnung an klassische Kubatur.


    [youtube]nJW0GHFSHIw[/youtube]


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  • Nur etwas schade, dass es eben wieder ein Gebäude ist, statt 3 kleinerer.

    Ein großes Gebäude ist besser als drei kleine.


    Dazu ein Anekdote: Ich studiere Stadtplanung im 4. Semester. Im 2. Semster habe ich mal eine Entwurf präsentiert, bei dem ich einen Block in mehrere kleinere Teile aufgebrochen habe. Der Dozent kritisierte die zu kleine Stückelung. Der Dozent sagte zu mir: "Denken Sie immer an die Erschließung."


    Wenn du mehrere kleinere Gebäude hast, musst du mehr Fläche aufwenden für die Erschließung. Und zwar nicht nur für die äußere Erschließung (z.B. Zufahrtswege), sondern auch für die innere Erschließung (z.B. Treppenhäuser). Bei größeren Gebäuden ist die Relation von Erschließungsfläche zu Nutzfläche günstiger. Wir leben in Zeiten, in denen Wohnungsknappheit herrscht. Bauen muss rentabel sein.


    Daher begrüße ich ausdrücklich, was Jan85 in Beitrag #56 gesagt hat:

    "Man sollte sich besser langsam daran gewöhnen, dass in Berlin in größerem Maßstab gebaut und nachverdichtet wird. Wo sollen die dringend nachgefragten Flächen denn herkommen, wenn niemand bauen und schon gar nicht größer bauen soll."

  • Ein großes Gebäude ist besser als drei kleine.


    Nein, das ist nicht immer richtig. Es kommt darauf an, wie groß und wie geschickt man die kleineren Gebäude wählt, das kann die innere Erschließung auch ähnlich sein. Bei einer gemeinsamen Wohnanlage aus meheren Häusern muß die äußere Erschließung auch nicht mehr werden.

    Und: wenn die Einzelgebäude gewisse Grenzen unterschreiten kann in den kleineren Gebäuden auch die Erschließung einfacher und weniger aufwendig sein. Das hängt von den Landesbauordnungen ab.


    Zudem steigt der Wert der Gebäude weil kleinere Bauten pro qm immer einen höheren Preis erzielen als große. Man investiert damit also in die Zukunft des Bauherrns.

    Wie stets steckt also der Teufel im Detail. Wer natürlich seine 70er-Jahre-Denke zu verteidigen sucht findet hie genug Stoff zur Manipulation. An welcher Uni war das?

  • Zudem steigt der Wert der Gebäude weil kleinere Bauten pro qm immer einen höheren Preis erzielen als große. Man investiert damit also in die Zukunft des Bauherrns.

    Das halte ich für ein Gerücht und nur in bestimmten Kontexten richtig. Wer ein Hochhaus am Central Park in NYC baut, wird mit Sicherheit keinen kleinen Quadratmeterpreis erzielen.

  • Hast du dir Prora mal angeschaut? Da kommt der abgerissene Postbau aber deutlich näher ran, als dieser Neubau.

    Sicher? klick
    Noch ein paar Fensterläden dran und schon kommen wir der Sache näher. Hast DU dir Prora in den letzten Jahren mal angeschaut?

    Aber egal, es ging um die zugegebener Maßen "überspitzte" Prognose. Und die muss man ja nicht begründen, wie ich neulich gelernt habe.


    Prora? Heimatschutz? Sehe da kein Fachwerk oder Backstein. Fensterläden sind zwar auch ein Merkmal dieses Stils, aber nicht solche wie vor den französischen Balkons. Zumal der "Urstil" dieses Gebäudes auch außerhalb der "Heimat" zu finden ist. Finde die Giebel haben eher was von Art-déco in Florida.

    Der Heimatschutzstil wird geprägt durch regionale, ortsüblicher Baumaterialien. Weder Fachwerk, noch Backstein sind dafür ein Muss.

  • Lustige Verlinkung. Man sieht "optisch" modernen (da saniert) Geschosswohnungsbau, nur eben in den Ausmaßen von Prora. Was soll mir das Beispiel sagen?

    Exakt mein Gedanke. Man versucht mit dieser Gestaltung doch gerade, das alte Prora zu entschärfen (also bewusst dessen originären Stil zu brechen/ relativieren) und ausgerechnet dieser 'neue' (bzw. eher übernommene) Stil soll dann abschreckend sein und für DAS charakteristische Prora (bzw. für was genau eigentlich?) stehen. Absurd.


    Die einzige Parallele ist, dass man in beiden Fällen durch architektonische Stilmittel versucht, eine eher große bzw. bei Prora kolossale Baumasse etwas gefälliger wirken zu lassen. Bei Prora nachträglich und im anderen Fall gleich vom Start weg und in viel kleinerem Maßstab.

  • Sicher? klick
    Noch ein paar Fensterläden dran und schon kommen wir der Sache näher. Hast DU dir Prora in den letzten Jahren mal angeschaut?

    Aber egal, es ging um die zugegebener Maßen "überspitzte" Prognose. Und die muss man ja nicht begründen, wie ich neulich gelernt habe.


    Der Heimatschutzstil wird geprägt durch regionale, ortsüblicher Baumaterialien. Weder Fachwerk, noch Backstein sind dafür ein Muss.

    Naja, ich wiederhole ja nur die Vorschreiber, aber wenn ich schon zitiert werde...Ich (und sicher auch andere) redete vom alten Prora, nicht von dem sanierten, bei dem nichts mehr vom alten zu erkennnen ist. Und genau so wäre es bei der Post - die dem alten Prora sehr ähnlich war - mit neuem Anstrich, neuen Balkons etc. auch gekommen. Also so oder so wäre von der Post nichts übrig geblieben. Prora hat jetzt jedenfalls mehr von der östlichen Leipziger Straße, als vom Hochmeisterplatz.


    Wenn man Heimatstil einfach mal googelt, wikit oder durch die Siedlungen der 20er spaziert, dann bekommt man meist Backstein, Fensterläden, Fachwerk und Reetdächer. Durchaus pittoresk, aber wenn man so will auch Disneyland. Ja ok, wenn man Styropor und Betonformsteine als regionale und ortstypische Baumaterialien sehen will, dann ist es wohl Heimatstil.

    Ein großes Gebäude ist besser als drei kleine.


    (...)


    Wenn du mehrere kleinere Gebäude hast, musst du mehr Fläche aufwenden für die Erschließung. Und zwar nicht nur für die äußere Erschließung (z.B. Zufahrtswege), sondern auch für die innere Erschließung (z.B. Treppenhäuser). Bei größeren Gebäuden ist die Relation von Erschließungsfläche zu Nutzfläche günstiger. Wir leben in Zeiten, in denen Wohnungsknappheit herrscht. Bauen muss rentabel sein.

    Interessante Erläuterung von einem Experten. Aber sind es denn de facto nicht dennoch mehrere Häuser? Gibt ja nicht nur ein Treppenhaus, sondern bestimmt 5. Die meisten Leute stehen aber letztendlich vor dem Endergebnis und sind nicht in Planung und Bau involviert. Ich hätte ja auch von "mehren Fassaden" reden können. Upper East, Kolle Belle, Mall of Berlin, die Anlage in der Württembergischen...Ein Projekt, mehrere Gesichter. Qualität und Optik mal wieder außen vor.

    2 Mal editiert, zuletzt von Ben ()

  • Wenn man Heimats[t]il einfach mal googelt, [...]

    "Heimatstil" und "Heimatschutzstil" sind aber völlig unterschiedliche Stile, auch wenn es Überlappungen und - wie immer - Mischformen gibt. Der späthistoristische "Heimatstil" arbeit völlig ekklektizistisch mit eher ländlichen Formen, die gerade nicht regionaltypisch sind. Also Anleihen etwa an imaginierte "Tiroler-" oder "Schweizerhäuser" mit den schon damals leicht ironisch als "Laubsägestil" bezeichneten Schwebegiebeln (zu sehen: etwa beim Waisenhaus Rummelsburg) oder auch norddeutsche Gutshäuser wie etwa beim Empfangsgebäude der U-Bahn "Dahlem Dorf" (zu sehen: hier). Das steht also noch völlig in der historistischen Bautradition.

    Der "Heimatsschutzstil" hingegen gehört zur explizit anti-historistischen Reformarchitektur.

  • < für dieses Monstrum wurde nun das schöne alte Postgebäude aus den 20er Jahren plattgemacht.

    Ich hätte selbst auch einen Erhalt des Postgebäudes (aus den allerdings 30er Jahren) befürwortet, das ich auch als denkmalschutzwürdig empfand. Es ist ein später Bau von Willy Hoffmann, der als Architekt, Postbaurat und schließlich Oberpostbaurat viele Postgebäude in Berlin entworfen hat, vom frühen Postamt NW 7 im späthistoristischen Stil 1905 ...


    09080395a5dj49.jpg

    © Landesdenkmalmamt Berlin


    über die expressionistischen Postämter W 30 (1924) & Niederschöneweide (1925) ...


    090664668xjmy.jpg

    © Landesdenkmalamt Berlin

    09045215brnje6.jpg

    © Landesdenkmalamt Berlin


    ... bis zum neusachlichen Postamt Lichtenrade (1930) ...


    09030109uljld.jpg

    © Landesdenkmalamt Berlin


    ... und eben der Vermittlungsstelle Hochmeister und Bleibtreu (1933).


    Der User "lfniederer2018" hatte auf "architektur-urbanistik.berlin" einmal diese Abbildung des ursprünglichen Zustandes gepostet.

    Ich vermute, dass sie aus dem Band zu "Post- und Fernmeldewesen" aus der Reihe "Berlin und seine Bauten" stammt. Es ist ein durch die Fensterbänder sehr eleganter neusachlicher Baukörper, der sich zudem stark an die Gestaltung der Innenhoffassaden von Erich Mendelsohns "Woga-Komplex" anschmiegt:

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  • Aber sind es denn de facto nicht dennoch mehrere Häuser? Gibt ja nicht nur ein Treppenhaus, sondern bestimmt 5. Die meisten Leute stehen aber letztendlich vor dem Endergebnis und sind nicht in Planung und Bau involviert. Ich hätte ja auch von "mehren Fassaden" reden können.

    Es geht ja nicht nur um die Erschließung. Es geht z.B. auch um das Verhältnis von Raumvolumen zu Außenfassade. Bei einem großen Gebäude ist dieses Verhältnis günstiger als bei mehreren kleinen Gebäuden.


    Zum Thema "Kostengünstiges Bauen" gibt es einen Leitfaden der Senatsverwaltung bzw. Wohnraumversorgung Berlin. Der Leitfaden trägt den Namen "10 Parameter für kostenguenstigen Wohnungsbau". Siehe z.B. Parameter Nr. 1: Form und Anordnung des Gebäudes.


    Hier der Link:

    https://www.stadtentwicklung.b…uenstigen_wohnungsbau.pdf



    Upper East, Kolle Belle, Mall of Berlin, die Anlage in der Württembergischen...Ein Projekt, mehrere Gesichter. Qualität und Optik mal wieder außen vor.

    Du sprichst von Upper East, ohne das Wörtchen "Side" zu nennen. Meinst du das Upper East Side an der Ecke UDL/Friedrichstraße? Bitte den Namen vollständig angeben. Sonst fängt man nämlich an, minutenlang zu googeln ... Upper West, Edge East Side, Upper East Side ... das sind unterschiedliche Projekte in Berlin, die alle ähnliche Namen tragen. Wenn dann nur ein Wörtchen beim Namen weggelassen wird, weiß der Gegenüber nicht mehr, welches Projekt damit gemeint ist. Und ich darf mir dann aus den Rippen ziehen, ob du jetzt das Upper East Side an der Friedrichstraße meinst.


    Im Übrigen halte ich das Upper East Side für außergewöhnlich gute Architektur. Das Upper East Side ist eines der besten Projekte, die in Berlin nach 1990 entstanden sind. Die Qualität ist enorm. Und die Optik ist auch enorm. Es wirkt traditionell, obwohl es keinen Figurenschmuck trägt. Gleichzeitig wirkt es zeitlos. Extrem hochwertige Ausführung. Keine fehlerhaften Proportionen. Der einzige Kritikpunkt: drei Teilfassaden für ein Projekt. So what?





  • "Heimatstil" und "Heimatschutzstil" sind aber völlig unterschiedliche Stile

    Stimmt, mein Fehler. Sehe dennoch weder regionale oder "nationale" Stile geschweige denn Materialien. Herr Hoffmann hat sich zwischen den 20ern und 30ern meiner Meinung nach nicht verbessert. Mit den Rundungen sah das Gebäude natürlich interessanter aus.


    Architektur-Fan

    Upper East Side, Upper West...Da kann man ja mal durcheinander kommen. Wenn man hier nur die beiden Worte mit der Suchfunktion eingibt, findet mans letztendlich recht schnell. Ich finds auch super, vor allem, weil es 3 Fassaden hat und nicht eine große, wie das Linden Corso. Letzteres finde ich jedoch auch gut und es wäre bei gleicher Gestaltung auf weniger Fläche sicher weniger gelungen.


    Wie gesagt: die Ansichten eines Experten sind natürlich sehr interessant und lässt manche Entscheidungen besser nachvollziehen. Aber ich bin Passant und kein Investor. Die Kosten sind für meine Augen oder mein Empfinden, wenn ich 15 Minuten laufe aber immer dasselbe sehe, sekundär. Jeder Bauherr will sicher Geld sparen, aber sicher keinen günstigen Wohnraum schaffen, was ja das Hauptthema der Broschüre zu sein scheint.

  • @ Harry Seidler: Danke sehr für den bebilderten Exkurs in die Architektur 20er Jahre. Ich denke nach wie vor, dass dieses Viertel, auch wenn die Bebauung "heterogen" ist, hinter der Volksbühne gelegen an dieser Stelle "den Stil und die Architektur" der 20er Jahre atmet.


    Und da dieses Bauprojekt also eh vergangene Baustile nachbildet, wäre es meinem Empfinden nach einfach schöner gewesen, man hätte dann eben die 20er Jahre zitiert!

  • Wohngebäude am Hochmeisterplatz - Bauupdate

    Von diesem recht umfangreichen Bauvorhaben am Hochmeisterplatz an der Grenze von Halensee zu Wilmersdorf wurden im Forum bis dato noch keine Aufnahmen in fertiggestelltem Zustand gezeigt. In Richtung des Platzes stehen zwar noch immer mehrere Baucontainer und anderweitige Baumaterialien. Das Vorhaben scheint jedoch zumindest äußerlich komplett abgeschlossen zu sein.


    Die Bauwert AG hat hier in den letzten Jahren ein siebengeschossiges Wohngebäude plus Tiefgarage mit 114 Eigentumswohnungen in Größen zwischen 55 - 248 m² errichtet (siehe auch Projekt-Homepage). Die Architektur stammt aus der Feder des Berliner Büros Hilmer Sattler Architekten, das damals den durch den Bauherrn durchgeführten Architekturwettbewerb gewonnen hatte. Der Gebäudekomplex orientiert sich mit seiner klassischen Fassadengestaltung in Richtung des südlich angrenzenden Freiraums zwischen Nestorstraße und Cicerostraße und wird dabei im Wesentlichen durch die drei Giebelfassaden und dazu benachbarte Loggiazonen gegliedert.


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    Das Objekt schafft es meines Erachtens, dem Hochmeisterplatz dank seiner strengen Symmetrie und Mittelbetonung einen klaren Bezugspunkt und eine deutliche Ausrichtung zu geben. Aus städtebaulicher Sicht kann die Umsetzung dieses Vorhabens daher positiv bewertet werden. Offensichtlich wird dabei jedoch, dass der Hochmeisterplatz selbst mit seiner anspruchslosen und vernachlässigten Freiraumgestaltung einer Umgestaltung bedarf. Den Großteil des Platzes nimmt eine in Wellen ausgeformte Rasenfläche ein, die durch einen umlaufenden Gehweg mit Bänken komplettiert wird. Die Fläche ist dreiseitig umzäunt und wird hauptsächlich als Hundeauslauffläche genutzt. Richtung Süden zur Westphälischen Straße schließen sich wiederum hochwertige Spielplatz- und Sportflächen an.


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    Der Blick auf die Fassadenabfolge an der Cicerostraße:


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    Die grünen Fensterläden und das grüne Schrägdach samt Gauben lassen das gesamte Objekt sehr frisch und freundlich erscheinen.


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    Zur Einfassung der straßenseitigen Vorgartenflächen hat man sich für eine niedrige Mauer entschieden, die alle drei öffentlichen Seiten des Gebäudekomplexes begrenzen.


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    Die Front zum Hochmeisterplatz in der Schrägansicht:


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    In allen Eingangsbereichen hat man sich für einen grünen und sehr edel wirkenden Naturstein entschieden. Zusammen mit den metallenen Türen mit ihren teils geschwungenen Glaselementen und den dazu passenden Wandleuchten sind hier sehr hochwertige Eingangsbereiche entstanden. Die Türen zu erdgeschossigen Nebenräumen (z.B. Müllräume) sind in einem Braunton ausgeführt.


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    Während die beiden seitlichen Giebelfassaden eine schlichte Pilastergestaltung präsentieren, hat man den Mittelgiebel deutlich plastischer ausgeführt. In der oberen Zone wird aber auch hier das Säulen-Gebälk-Motiv abgeschwächt.


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    Eine Detailaufnahme auf einen der südlichen Eingänge:


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    In den nächsten Wochen wird der Gesamteindruck aufgrund der vielen, vorgelagerten Bäume nicht mehr so gut möglich sein.


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    Die Ecksituation an der Nestorstraße:


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    Von der Nestorstraße aus wird die Tiefgarage erschlossen.


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    Zum Abschluss gibt es noch einen Blick auf den rückwärtigen Innenhof. Typisch (und etwas überkandidelt) für solche klassisch anmutenden Wohnungsbauprojekte hat man sich für eine Pergola als gestaltendes Element entschieden.


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    Die abgebildeten Fotografien sind durch mich am 20.03.2021 aufgenommen worden und bei Gebrauch mit ©RianMa zu kennzeichnen. Vielen Dank.

  • Finde ich herrlich! So kann Neubau aussehen. Würde mich mal interessieren, wieviele Euro pro Quadratmeter das jetzt mehr gekostet hat als diese langweiligen 0815-Kisten ohne Gestaltungsanspruch, die sonst so gebaut werden. Bin echt ein wenig neidisch auf jene Mitbürger, die das nötige Kleingeld für solch eine ETW haben...

  • ^Ganz deiner Meinung - in Berlin hat so viel Altbausubstanz überlegt, dass sich die Gestaltung der Gründerzeit einfach nicht verdrängen lässt - zum Glück! Aber Vorsicht beim Vergleich von Quadratmeterpreisen: Das Gebäude ist einen Steinwurf vom Kurfürstendamm entfernt - hier wird vor allem die Lage die Quadratmeterpreise ins astronomische schießen lassen.


    Was also wirklich interessant wäre, wäre ein Vergleich der Material- bzw. Erstellungskosten des Baus.

  • Wirklich ein elegantes zeitloses Ensemble mit wenigen klassischen Mitteln wird in den Details überzeugend gearbeitet.


    Etwas bedauerlich finde ich lediglich diese Grossbaulichkeit das gibt dem ganzen mit seinen Symmetrien fast etwas von einem traditionellen ERHOLUNGSHEIM - auch wenn der Architekt hier vermutlich eher aus einer Not eine Tugend gemacht zu haben scheint und ich auch Anleihen in den detailreichen Reformwohnanlagen Berlins der 10er und 20er Jahre sehe.


    Nur mit der Sockelzone kann ich mich an einigen Situationen nicht recht anfreunden die wirkt als hätte da jemand dem Architekten ins solide Handwerk gepfuscht. Diese überfrachteten Stellen mit Portal, Durchfahrt, Tür und Tor wirkt auf mich etwas ungelenk, konfus und stehen auch gestalterisch leider in keiner Beziehung zueinander aber vielleicht sieht das ja wer anders.

    Die Türen neben den Eingangstüren verstehe ich hier bisher leider gar nicht.


    Auch die Loggien unter den Balkonen sind für mich nicht abschließend überzeugend, ein ausgestellter Erker, der die Balkone auch als Sockel optisch stützt hätte an dieser Stelle wahrscheinlich auch für die Bewohner mehr Sinn gemacht.


    Das Mansardendach ist mal eine wirkliche Wohltat und schön dass sich das Material in den Fensterfaschen wiederholt.

    Die Geländerlösung wirkt auf mich gestalterisch etwas blutarm ist aber ok.

    Auch das Neuentdecken von Portalen als Visitenkarte mit den für mich äußerst eleganten Leuchten sowie die Verwendung von Sprossenfenstern in einer ansonsten zurückhaltend gestalteten aber angenehm gegliederten Putzfassade tut dem Bau recht gut wie ich finde.

  • Schade um das schöne Postgebäude sus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, das den Platz, eine Anlage von Erwin Barth, sehr viel harmonischer an seiner Kopfseite begrenzt hat als dieser übergroße großmäulerische Styroporkarton.