Berliner Stadtverkehr kontrovers diskutiert

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    1. Das Fahrrad ist gesellschaftlich betrachtet nicht das Hauptverkehrsmittel, und das wird es auch nicht werden (für mich persönlich ist es das schon, aber das trägt hier nichts aus.)


    2. Das Auto ist ein sehr wichtiges Verkehrsmittel und wird wichtig bleiben. Ich stelle nicht infrage, dass viele darauf angewiesen sind. Und ich stelle auch nicht das Recht infrage, eine Cabrio-Tour übers Land zu genießen. Dennoch ist erstrebenswert, dass nicht jeder jede Strecke mit dem Auto zurückgelegt, nur weil es eben da ist. Die sozialen und ökologischen Kosten des Autoverkehrs sind gewaltig – und werden es bleiben, auch mit E-Autos. Das muss sich ändern. (Sie können natürlich sagen, Klima- und Umweltschutz seien per se Ideologie, aber da bin ich dann raus.)


    3. Die Behauptung, eine ökologischere Verkehrsplanung wolle es Alten, Behinderten und Familien unmöglich machen, mobil zu sein, ist ein Strohmann-Argument. Niemand plant, den Autoverkehr derart einzuschränken. Aber wenn schon die Einrichtung von Fahrradstellplätzen anstelle eines Parkplatzes zum "Auto-Verbot", zum "Parkplatz-Hammer" oder ähnlichem stilisiert wird, dann entsteht natürlich dieser Eindruck.


    4. Seit 100 Jahren ist die Verkehrsplanung daran orientiert, dass Autos schnell von A nach B kommen. Das hat im Stadtbild Verheerungen angerichtet. Ich denke, da sind wir uns einig. Es wäre schön, wenn man einiges davon zurücknehmen könnte. Bislang gehört 90 Prozent des Straßenraums dem Auto. Wenn es mittelfristig 70 Prozent werden, wäre das eine Diskriminierung?


    5. Mein Wunsch ist nicht, zu den Verhältnissen von 1900 zurückzukehren. Mein Wunsch ist, anderen Verkehrsmitteln mehr Raum zu geben. Durchaus auf Kosten von Privilegien, die der Autoverkehr derzeit laut StVG genießt – aber nicht soweit, dass Autos an den Rand gedrängt würden. Beispiel: Zwei statt drei Autospuren, und anstelle der eingesparten Spur dann einen breiten Radweg, mehr Bürgersteig und Bäume. Platz für Straßencafés und Kinder. Entsprechende Pläne gibt es, wie gesagt, für die Petersburger Straße (wo die Zwei-Spuren-Variante dank Pop-up-Radweg seit Jahren funktioniert). Ich fürchte, sie werden jetzt gecancelt.


    6. Das Freiheits-Argument ist sehr eingeschränkt, wenn man es auf's Auto beschränkt. Historisch war es wirklich so: Leute, die bislang auf ihre Scholle beschränkt waren, konnten mittels Auto die Welt entdecken. Das erwies sich aber als dialektische Falle, denn die Freiheit, die Welt mit dem Auto zu erschließen, hat die Welt auch hässlich gemacht. Und es entstand der Zwang, Strecken, die man vorher nicht hatte, mit dem Auto zu bewältigen. Ob der tägliche Stau auf der Avus wirklich eine Freiheitserfahrung ist, sei dahingestellt.


    7. Freiheit kann man auch auf dem Rad oder zu Fuß erfahren. Nicht auf den holperigen Radwegen, wie sie in den autogerechten Jahren geplant wurden – ein Meter eng und irgendwo zwischen Fußweg und Parkplätze gequetscht –, in den neu ausgewiesenen Fahrradstraßen aber schon. Niemand verlangt, dass alle immer und ausschließlich Rad fahren müssten. Im aktuellen Diskurs erscheint es aber fast böse zu sein, gute Bedingungen fürs Radfahren zu schaffen. Wegen Freiheitsfeindlich, oder so. Das ist schlicht Unfug.


    8. Der neue Senat teilt anscheinend die Auffassung, dass Autos Freiheit bedeuteten, gute Bedingungen für Radfahrer hingegen Ideologie und Verbot. Frau Schreiner hat jetzt großzügig eingeräumt, dass neue Radwege statthaft seien, sofern sie der Sicherheit auf dem Schulweg dienten. Das zeigt ziemlich klar, woher der Wind weht: Fahrräder sind was für Kinder; Erwachsene fahren naturgemäß Auto, und das soll auch so bleiben. Wegen der Freiheit. Halleluja!

  • zu 1

    wenn dem so ist, warum schreibst du dann nur seitenlang über das Fahrrad und nichts anderem. Alles wird bei dir vom Fahrrad aus betrachtet, was im Widerspruch zu dieser Aussage steht.


    zu2

    Das ist seit mindestens 30 Jahren ein Thema und keiner widerspricht dem.

    Ist dir vielleicht mal der Gedanke gekommen, dass den sozialen und ökonomischen Kosten auch einzigartiger sozialer und ökonomischer Nutzen entgegensteht? Das wird so schwuppdiwupp einfach ignoriert und Bedürfnisse von Hunderttausenden von Menschen einfach als Faulheit abgetan. Das zu ändern ist nicht durch Radwege möglich sondern durch Nahverkehr, vor allem für die vielen alten Menschen, die nicht mehr Fahrrad fahren können oder nur noch relativ wenig.

    Und genau diesen Nahverkehr - und wir sind wieder beim Thema - löst man nicht mit Strassenbahnen sondern Ubahnen.

    Ebenso könnte man den ein oder anderen Tunnel mehr bauen, auch so ein Thema. Der Tiergartentunnel ist ein Segen. Das gleiche könnte man am Molkenmarkt bis zu Leipziger haben, eine wirkliche Entschleunigung und Lebensqualität könnte dann entstehen.


    Komisch, für den Klimawandel weiss man, dass es Milliarden braucht und der Verkehr ein wichtiger Bestandteil ist, aber die Grünen argumentieren bei Strassenbahnen mit Kosten. Das ist einfach nur vorgeschoben, es ist Ideologie. Es wurde viel zu viel gekleckert und viel zu wenig struktureller Wandel auf den Weg gebracht. Die Diskrepanz zwischen, dem was man angeblich will und dem was tatsächlich umgesetzt wurde, war einfach unterirdisch.


    Aber das liegt wohl daran, dass die Grünen nur ihre Innenstadt Klientel im Blick haben und jegliche Sensibilität für andere fehlt.

    Kreuzberg ist nicht Berlin und so kann man keine Politik machen. Dass sich das jetzt ändert, ist ein schwacher Trost. Jahre wurden vergeudet und zudem mit manchen Projekten unsinnige Pflöcke geschlagen.


    3. Komisch dass das so viele andere sehen? Und wirklich Angst haben. Vielleicht unbegründet, aber selbst wenn für Anwohner der Parkplatz wegfällt, was nützt dann das Auto. Wenn die Parkgebühren sich verzehnfachen, wie in manchen Städten, das trifft bestimmt nicht den Besitzer einer Eigentumswohnung mit Tiefgarage.



    4 Das ist ein so abstraktes Argument und würde wäre genauso gut für Tunnelbefürworter und Ubahnbauer gültig aber für die soll es nicht gültig sein. Und die Verheerungen ohne den Nutzen zu erwähnen, zeigt wieder nur eine Seite der Medaille und ignortiert alles andere, als ob man das aus Boshaftigkeit getan hätte. Diese Ignoranz ist auch wieder der eingeschränkten Perspektive geschuldet mit der hier argumentiert wird.


    5 Jeder kann bei hunderten von Projekten irgendwo eine Situation herauskramen, wo er meint eine oder zwei Spuren würden genügen. Soll das jetzt ein Argument sein? Warum hat den RRG nichts gemacht, könnte man dann auch einwenden.



    6 Auch wieder so ein typisches intellektuelles Geschwafel. Glaubst du ernsthaft, jemand der mit dem Auto endlich mobil wurde, sieht sich in einer dialektischen Falle, was immer das sein mag. Und warum hässlich gemacht? War es früher besser als man nichts asphaltiert hat und überall Kot und Dreck rumlag auf der Strasse? Nach Regen unpassierbar?


    Genauso wie du hier argumentierst zeigt doch, dass du nicht in der Lage oder willens bist auch nur irgendwie Menschen zu verstehen, denen es konkret um etwas geht, einfach Mobilität.

    Und viele Grüne und Linke argumentieren genauso. Dann braucht man sich nicht wundern, dass viele Menschen glauben, ihre Einstellungen werden als irrelevant betrachtet, was sich zudem verstärkt, weil keine vernünftigen Alternativen geboten werden.

    Und Fahrradfahrer als Gutmenschen hinstellen und Autofahrer als Umweltzerstören. Wenn es denn so einfach wäre.



    7 Also die holprigen Fahrwege hätte dann RRG schon lange sanieren können, baut aber lieber ein paar Showprojekte, wie die Holzmarktstrasse wo es vorher eigentlich auch schon kein Problem für Radfahrer gab, die Strasse ist breit genug.

    Und was die neuen Fahrradwege betrifft, baut das die CDU genauso wie die Grünen auch so ein Quatsch hier so zu tun, dass das exklusiv sei. Das sind einfach Standards.

    Und der letzte Satz ist wieder so ein typisches Architektenkindargument für die Galerie.


    8 Der Senat hat nirgends behauptet, dass gute Fahrradwege Ideologie seien. Das kommt wieder aus deiner parteipolitischen Brille.

    Wenn Du so redlich wärst und alle Aussagen von Frau Schreiner zu zitieren und nicht nur ausgewähltes um hier etwas darzustellen, was nicht der Fall ist, dann könnte man dem Ganzen auch was abgewinnen . So ist es wieder nur Futter für das eigene Lager ohne irgendein Interesse etwas objektiv darzustellen. Anderen immer das Übelste zu unterstellen mag vielleicht manchen - vor allem hier - zu überzeugen, aber in Berlin hat das immer weniger funktioniert.


    Deine ganze Argumentationslinie ist mehr oder weniger deckungsgleich wie es viele Grüne und Linke sehen. Wenn das so überzeugend und richtig wäre, warum waren dann soviele Menschen davon enttäuscht, warum haben sie nichts gebacken bekommen?

    Wäre es nicht viel wichtiger, darüber zu schreiben, warum das meiste nicht geklappt hat, anstatt völlig uneinsichtig das immer gleiche zu wiederholen? Hier im Forum teilen viele deine Meinung, aber das ist nicht die Abbildung, wie es die Berliner sehen.


    Klar weiss keiner, ob es die CDU/SPD besser hinbekommt, schlechter kann es allerdings kaum werden und zumindest ist ein Ansatz da, der eben nicht nur Partikularinteressen ins Auge nimmt und nur auf Konfrontation setzt.

    Die Grünen haben jahrelang in der Opposition schon so getan, als hätten sie ein Patentrezept und würden nur darauf warten endlich loszuglegen, haben enorme Erwartungen geweckt.

    Dann kamen Frau Günther und Frau Jarasch und die ersten Jahre ist gar nichts passiert, und dann viel zu wenig und viel Falsches.

    Das ist das traurige Resultat.

  • Noch ist es möglich, bei Google sieht man wie es früher in der Holzmarktstraße aussah. "Für Fahrradfahrer kein Problem"?


    https://www.google.de/maps/@52…12!8i6656?hl=de&entry=ttu


    https://www.google.de/maps/@52…12!8i6656?hl=de&entry=ttu


    Da ist es heute schon wesentlich besser.


    Ein weiteres gutes Beispiel ist die Danziger Straße zwischen Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße. Dort funktionieren die neuen breiten Radspuren auf Kosten einer Autospur gut und werden reichlich angenommen. Mehr Autostau als vorher gibt es nicht.

  • Ganz ehrlich, das bestätigt genau was ich geschrieben habe.

    Verglichen mit den Hoppelwegen, die voller Baumwurzel sind und davon gibt es jede Menge, z.B. lange Zeit an Mediaspree entlang oder die Prinzenstrasse runter zum Bad. Das wäre wesentlich wichtiger gewesen.

  • Der Irrsinn der Rückschrittskoalition nimmt seinen Lauf. Steuerverschwendung deluxe.

    In der Ollenhauerstraße in Reinickendorf wurde ein fast fertiger Radfahrstreifen, der für 280.000 Euro angelegt worden ist, ungültig gemacht. To be continued. Bin mal gespannt, ob die Sozialdemokraten dieses dumm-dreiste Spiel der CDU-Senatorin mitmacht.

  • Fahrrad-Politik sollte sich beständig entwickeln, beständig sicherer gemacht werden (die Halbstrecke Holzmarktstraße ist ja wohl ein Witz), auf einer breiten Akzeptanz beruhen, aber immer muss klar sein, dass das Fahrrad nicht zum Hauptverkehrsmittel stilisiert werden kann.


    Wenn es entsprechende Infrastruktur gibt, ist das Fahrrad (neben ÖPNV) das Hauptverkehrsmittel! Einzig jahrzehntelange deutsche Autodiktatur verhindert, dass das unfassbar einseitige Privileg welches Autofahrende genießen endlich mal grundlegend hinterfragt wird. Gesundheit (Lärm, Abgase, Stress und Unfälle) und Klima (Versiegelung, Emissionen) sind da noch nicht mal eingerechnet. Würde man die massiven vom Autoverkehr verursachten externalisierten Kosten einigermaßen gerecht umlegen, würde der Modal Split längst wie in Utrecht oder Kopenhagen aussehen. Entsprechend hat bei verfügbarer Straßenaufteilung die Reihenfolge zwingend Rad, ÖPNV, MIV zu lauten! Status quo ist MIV, MIV, MIV. Stichwort Gerechtigkeit! Überspitzte Argumentation? Dann dringend mal Privilegien hinterfragen!! Und sich über Gesundheits- und Klimafolgen von Auto-Dominierten Städten befassen (spoiler: fast alle Städte in DE) ...


    Was aktuell in Berlin passiert ist der epischste und dümmste Clusterfuck aller Zeiten. Jämmerlichste Ideologie zum Schaden Aller!

    Einmal editiert, zuletzt von KSN368 ()

  • Wenn ich das richtig deute, hat sich Wegner dafür ausgesprochen, dass er keine "ideologischen" Fahrradwege will und damit sind scheinbar nur solche gemeint, die den Autoverkehr unverhältnismäßig ausbremsen, also über ihre Kapazität geplant wurden, um Autofahrspuren beschneiden zu können, ohne dass dies hinreichend verkehrsplanerisch begründbar wäre. Damit stellt er im Grunde zwischen den Zeilen die Behauptung auf, die vorherige Regierungskoalition hätte gezielt in die Verkehrsplanung eingegriffen, mit dem Ziel "ideologische Unverhältnismäßigkeiten" zulasten des Autoverkehrs in den Planungsprozess einzubringen.


    Für mich schwierig das zu deuten, weil die verkehrsplanerischen Daten&Prognosen fehlen. Zwar kann ich mir vorstellen, dass es Beispiele gibt, bei denen sich derartiges Vorgehen nachweisen ließe und/oder die ein oder andere Prognose geschönt wurde, aber so als Pauschaleinwurf verpackt, muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, ebenfalls hinter einer ideologischen Brille zu argumentieren.

  • Entsprechend hat bei verfügbarer Straßenaufteilung die Reihenfolge zwingend Rad, ÖPNV, MIV zu lauten!

    Genau diese radikalen Forderungen sind es die mir Angst machen. Denn so werden die Rechte völlig neu im Straßenraum verteilt, allerdings stellt sich dann auch die Frage nach den Lasten und Pflichten. Diese hätte nach Ihrer Forderung dann der Radfahrer zu bestreiten (Helmpflicht, Kennzeichnungspflicht, Versicherungs- und Steuerpflicht). Genau diese Gefahr halte ich für sehr real und deshalb möchte ich das nicht.


    Beispiel: Zwei statt drei Autospuren, und anstelle der eingesparten Spur dann einen breiten Radweg, mehr Bürgersteig und Bäume. Platz für Straßencafés und Kinder. Entsprechende Pläne gibt es, wie gesagt, für die Petersburger Straße (wo die Zwei-Spuren-Variante dank Pop-up-Radweg seit Jahren funktioniert).

    Das würde ich auch gerne sehen, aber genau das was sie schreiben hat der letzte Senat bewusst ausgebremst. Keine der großen Verkehrsschneisen der Nachkriegszeit wurde verkleinert oder in einen wie sie ja schön beschreiben einfach lebenswerten urbanen Raum verwandelt. Die Achse Leipziger Straße samt "Autobahn"-Brücken hätte Frau Günther (für Grüne) am liebsten als antiurbane Autobahnschneise für immer zementiert (hoffentlich tut sich da jetzt noch was).

    Und diese sogenannten "Pop-up-Radwege" sind nicht mehr als Kritzelei auf Straßenasphalt, das kann man morgen wieder entfernen. Hätte es der (grüne) Senat nur ansatzweise ernst gemeint mit dem Radverkehr, dann hätte er das Straßenprofil korrekt verengt und richtige Radwege samt Bordstein neben dem Bürgersteig geschaffen. Bitte jetzt nicht wieder mit der Ausrede "ist billiger" kommen. Diese Radwege könnte man dann bei geänderten politischen Konstellationen nicht so einfach entfernen.


    Man sollte schon immer die Unterscheidung beherrschen zwischen dem was Politik propagiert und dem was sie bewirkt.

    Wenn also manche so auf die aktuelle Koaltition schimpfen, dann bitte nicht vergessen, dass bei der letzten Berlin-Wahl zum ersten Mal nicht Ost-West der Gegensatz war, sondern Außenstadt gegen Innenstadt. Und das hatte eben viel mit der Verkehrspolitik der letzten Koalition und mit einer gewissen Bigotterie in der Diskussion hierzu zu tun. Wenn manche so tun als bräuchte man nur ein Fahrrad und alles ist super, dann muss derjenige im heutigen Berlin mit seiner sozialen Schärfe (kein Wohnraum) auch als Beispiel vorangehen. Dann kann ich nicht (wegen Glück oder zuviel Geld) im Innenring wohnen und andere zum Autoverzicht aufrufen. Dann sollte man an den Stadtrand (Falkensee oder Ahrensfelde als Beispiel) ziehen und von dort Menschen in die eigene Stadtwohnung umziehen lassen (möglich siehe Wohnungstauschbörse). So kann der eine fröhlich mit dem Lastenfahrrad von Ahrensfelde zum Kudamm fahren (vor dem hätte ich ausgesprochen Respekt) und der andere braucht nicht mehr Kilometer mit dem Auto zurücklegen.

  • Genau diese radikalen Forderungen sind es die mir Angst machen. Denn so werden die Rechte völlig neu im Straßenraum verteilt, allerdings stellt sich dann auch die Frage nach den Lasten und Pflichten. Diese hätte nach Ihrer Forderung dann der Radfahrer zu bestreiten (Helmpflicht, Kennzeichnungspflicht, Versicherungs- und Steuerpflicht). Genau diese Gefahr halte ich für sehr real und deshalb möchte ich das nicht.

    Okay, sollen wir die nicht erfüllten Pflichten von Autofahrenden wirklich en detail diskutieren?? CO2-Tax, Lärm-Tax, Abgas-Tax, Straßeninstandhaltungs-Tax? Park-Tax? Unfall-Tax? Fast alles ist externalisiert und Autofahris tragen nur nen Bruchteil der eigentlichen Kosten. Autofahrerei ist grotesk übersubventioniert, nur dass dieses einmalige Privileg einfach nie in ausreichendem Maße diskutiert wird. Aus welchen Grund Du mit völlig absurden Forderungen bzgl Radfahrenden ankommst, wird sich konstruktiv diskutierenden Leutis ebenfalls nicht ansatzweise erschließen. Der aktuelle Zustand ist radikal: Eine radikale Zumutung für Jeden der vom Auto massiv in seiner Freiheit eingeschränkt wird.


    Zitat von Markus40

    Das würde ich auch gerne sehen, aber genau das was sie schreiben hat der letzte Senat bewusst ausgebremst. Keine der großen Verkehrsschneisen der Nachkriegszeit wurde verkleinert oder in einen wie sie ja schön beschreiben einfach lebenswerten urbanen Raum verwandelt. Die Achse Leipziger Straße samt "Autobahn"-Brücken hätte Frau Günther (für Grüne) am liebsten als antiurbane Autobahnschneise für immer zementiert (hoffentlich tut sich da jetzt noch was).

    Du realisierst schon, dass die Grünen nicht die absolute Mehrheit hatten und die Berliner SPD eine verkappte CDU ist!? Dass noch dazu selbst etliche grüne Mandatsträger die Autodiktatur als Normalzustand akzeptiert haben und entsprechend immer wieder bereit sind, Kreide zu fressen statt für echte Verkehrswende zu fighten (i.e. sich scheuen mit den unzähligen Lobbygruppen des status quo anzulegen) ist problematisch genug. Die Bundesgesetzgebung, die Kommunen tonnenweise Steine in den Weg legt und Verkehrswende qua Gesetz quasi verbietet, kommt obendrauf.


    Zitat von Markus40

    ... So kann der eine fröhlich mit dem Lastenfahrrad von Ahrensfelde zum Kudamm fahren (vor dem hätte ich ausgesprochen Respekt) und der andere braucht nicht mehr Kilometer mit dem Auto zurücklegen.

    Es gibt von Ahrensfelde auch ne S-Bahn nach Mitte. Mehr muss ich dazu nicht sagen.


    Zitat gekürzt. Bitte möglichst sparsam zitieren. Danke.

  • Okay, sollen wir die nicht erfüllten Pflichten von Autofahrenden wirklich en detail diskutieren?? CO2-Tax, Lärm-Tax, Abgas-Tax, Straßeninstandhaltungs-Tax? Park-Tax? Unfall-Tax? Fast alles ist externalisiert und Autofahris tragen nur nen Bruchteil der eigentlichen Kosten

    So einfach ist diese Rechnung nicht. Das Gro der Verkehrswege wurde&wird schließlich nicht ausschließlich für den privaten Freizeit-Autoverkehr gebaut und instandgehalten, sondern in erster Linie damit Waren (und Dienstleistungen) fließen können. Man kann das überhaupt nicht sauber trennen. Ein addieren von Negativposten zulasten des Autoverkehrs funktioniert nicht, wenn man nicht auch die positiven Effekte gegenrechnet und letztere sind dermaßen groß und elementar für unseren Wohlstand, dass Posten wie "Lärm-Tax" absurd wirken. Da könnte man auch eine "Lärm-Tax" für Baustellen, Nachbarn mit Laubbläsern und die Müllabfuhr fordern, die reißen Menschen öfter aus dem Schlaf, aber seltsamerweise scheint fast jeder einzusehen, dass diese Dinge benötigt werden, auch wenn sie nerven können. Auch der überzeugte Radfahrer wäre in der Summe deutlich ärmer (hätte ein deutlich billigeres Fahrrad unterm Hintern) wenn wir dieses Straßennetzwerk nicht hätten.


    Der private Autoverkehr "externalisiert" daher nicht all seine Kosten, denn er benutzt Waren&Dienstleistungswege mit, die auch ohne ihn existieren müssten und ist darüber hinaus selbst ein Wirtschaftsfaktor an dem ein Netzwerk aus Industriebetrieben Millionen Arbeitsplätze garantiert und ein weiteres Netzwerk aus Dienstleistern "rund ums Auto" mindestens nochmal so viele. Mit diesen Forderungsaufstellungen gegen Autofahrer ist das daher ein bischen so, als würde man die Fische dafür zur Kasse bitten wollen, dass sie sich hinter die Wale klemmen, um weniger hart gegen die Strömung ackern zu müssen.

  • Wenn es entsprechende Infrastruktur gibt, ist das Fahrrad (neben ÖPNV) das Hauptverkehrsmittel! Einzig jahrzehntelange deutsche Autodiktatur verhindert, dass das unfassbar einseitige Privileg welches Autofahrende genießen endlich mal grundlegend hinterfragt wird.

    ...

    Ich würde da an deiner Stelle etwas mehr auf die Fakten schauen, in München gab es vor 1/2 Jahren eine Studie die untersucht hat wie viele KM wirklich mit jedem Verkehrsmittel zurückgelegt werden. Es hieß ja immer, dass so viele mehr Strecken mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Tatsächlich war der Prozentsatz sage und schreibe 5% der km werden mit dem Fahrrad zurückgelegt, 1!% zu Fuß, ca. 40 % ÖPNV und 54% Auto (Individuell und Fahregeminschaften ca. 50/50 aufgeteilt, und alle % Angaben sind ca. Angaben, habe die Studie nicht mehr vor mir aber die Größenordnung stimmt). Woran liegt das? Daran dass Studien der Grünen/ Linken des Umweltbundesamtes es gleich setzten wenn man um die Ecke zu Bäcker will um Brötchen zu holen mit dem Fahrrad fährt und wenn man durch die Stadt in die Arbeit fährt. Deswegen sollte man sich viel mehr darauf fokussieren wie man Autos umweltfreundlicher machen kann statt sie zu verbieten. Einer Straße die 2 Spuren hat, eine vom Autoverkehr abzuklemmen das über die Hälfte der Bürger nutzen und Fahrrädern mit 6% des Verkehrs zuzusprechen hat für mich einfach keine Legitimation, und daher ist deine Reihenfolge halt auch Quatsch. PS: Ich bin nicht gegen Umweltschutz sondern dafür nur man sollte die Realität bbetrachten wie sie ist und nicht ideologisch werden.


    Unnötiges Vollzitat gekürzt. Bitte nicht sinnlos ganze Beiträge zitieren. Danke.

    Einmal editiert, zuletzt von Rex ()

  • ... Tatsächlich war der Prozentsatz sage und schreibe 5% der km werden mit dem Fahrrad zurückgelegt, 1!% zu Fuß, ca. 40 % ÖPNV und 54% Auto (...). Woran liegt das? ...

    Du merkst schon, dass Du Dich damit wunderbar selbst karikierst, don't you? Du willst wissen woran das wirklich liegt? An der komplett fehlenden Radinfrastruktur ffs!!!!! 30% Modal split Rad in Amsterdam und 60% in Utrecht! Das sind die Zahlen, die man bekommt wenn man Radverkehr priorisiert. Auch in freakin München!! In jeder Stadt würde man solche Zahlen bekommen! Bisher ist ausschließlich das Auto priorisiert und guess what, die Leute fahren Auto!!! Die Umfrage ist schlicht die eindrucksvollste Bestätigung für Autodiktatur die man sich wünschen kann. Wenns so offensichtlich schon am Verständnis von basics wie 'induced demand' fehlt, kanns mit dem Umweltschutzwille nicht so weit her sein. Nicht gegen was zu sein, bedeutet halt nicht automatisch dafür. q.e.d.


    Zur obigen Milchmädchenrechnung Lieferverkehr äußere ich mich lieber nicht weiter. Könnte auf Contenance-Verlust rauslaufen.

  • Das Fahrrad ist defintiv ein cooles Fortbewegungsmittel - für die Freizeit oder mal hier und da um morgens in die Arbeit zu kommen wenn gutes Wetter ist. Aber es ist einfach für die breite Masse nicht tauglich um jeden morgen z.B. zur Arbeit zu kommen, bei Regen, wenns zu heiß ist, eigentlich den kompletten Winter oder wenn die Strecken zu lang sind ist es einfach schlicht nicht tauglich für die breite Masse. Was übrig bleibt sind die Situationen die den oben benannten 5% entsprechen. Wenn ich es morgens eilig habe und ein Auto vor der Tür steht, dann schwing ich mich nicht aufs Fahrrad sondern fahre Auto da spreche ich vermutlich für 90% der Deutschen wenn nicht sogar mehr. Da ändert auch deine besagte Infrastruktur nichts, ob ein Radweg jetzt 2 Meter oder 2,30 breit ist wird wenn wir uns ehrlich sind sehr wenige Menschen davon überzeugen Fahrrad zu fahren statt Auto. VIel sinnvoller ist es doch zu realisieren dass Auto und ÖPNV zusammen 95% des Verkehrs ausmachen und da anzusetzten (insbesondere ÖPNV). Die Zahlen kannst du nicht läugnen u nd 95% zu 5% kommen auch sicher nicht wegen der fehlenden Infrastruktur zusatande -in München gibt es auch jetzt schon überall Radwege - selbst wenn sich die Zahl der Radfahrer verdoppelt, was ambitioniert ist, dann sind es immer noch nur 10%. Fahrradinfrastruktur ist natürlich trotzdem gut und wünschenswert nur halt nicht wenn man dafür die Hälfte der Autofahrbanen abzwackt.

  • ^hier wird mit völlig falschen Zahlen und Behauptungen argumentiert und Erfahrungen aus anderen Ländern und Städten ignoriert.

    Diese Diskussion ist sinnlos.

  • in München gab es vor 1/2 Jahren eine Studie die untersucht hat wie viele KM wirklich mit jedem Verkehrsmittel zurückgelegt werden

    Was diese Studie anscheinend beschreibt, ist der Modal Split: Modal Split – Wikipedia. Im Wikipedia-Artikel wir auch nochmal darauf hingewiesen, dass der Modalsplit sehr unterschiedlich ausfallen kann, je nachdem, welche Berechnungsgrundlage angewandt wird. So wurden laut der Verkehrserhebung Mobilität in Deutschland (MiD) im Jahr 2017 in Deutschland beispielsweise 22 % aller Wege, aber nur 3 % aller Personenkilometer zu Fuß zurückgelegt. Ich vermute, dass bei der von dir erwähnten Studie nach Personenkilometern berechnet wurde, was drauf hindeuten würde, dass zu Fuß und mit dem Fahrrad in erster Linie kurze Strecken zurückgelegt werden, was unter den gegebenen Bedingungen im Straßenraum nachvollziehbar ist.


    Woran liegt das?

    Die Studie ist kein Indikator für gottgegebene Mobilitätspräferenzen, sondern für die Mobilitätspräferenzen unter den gegebenen Bedingungen. Eine naheliegende Schlussfolgerung wäre, dass bspw. die Fahrradinfrastruktur unzureichend sein könnte (keine überraschende oder bahnbrechende Erkenntnis) und es an breiten, sicheren, flächendeckenden, idealerweise baulich vom PKW-Verkehr getrennten Fahrradwegen sowie modernen Fahrradabstellanlagen fehlt (Parkhäuser, Sammelschließanlagen, Boxen, Stromanschlüsse, etc..).


    Das Fahrrad ist defintiv ein cooles Fortbewegungsmittel - für die Freizeit oder mal hier und da um morgens in die Arbeit zu kommen wenn gutes Wetter ist. Aber es ist einfach für die breite Masse nicht tauglich um jeden morgen z.B. zur Arbeit zu komme, bei Regen, wenns zu heiß ist, eigentlich den kompletten Winter oder wenn die Strecken zu lang sind ist es einfach schlicht nicht tauglich für die breite Masse.

    Das ist die alte Leier, die jedes Mal gespielt wird, wenn das Thema aufkommt. Nur beißt sich dieser Eindruck mit der Realität. Wenn gute Fahrradinfrastruktur vorhanden ist, wird diese von mehr Leuten intensiv genutzt und es werden öfter auch längere Strecken zurückgelegt. Das zeigt die Erfahrung, national und international. Man muss da auch von dieser ultimativen Danke wegkommen. Es geht nicht um entweder Auto oder Fahrrad oder unter welchen Wetterbedingungen man persönlich das Fahrradfahren für praktikabel hält. Es geht darum, einer flächensparenden, günstigen, gesunden, emissionsarmen und leisen Fortbewegungsart im urbanen Raum mehr Platz zu geben. Die Nutzungszunahme kommt von allein.


    Nehmen wir das Beispiel Berliner Innenstadt. Hätten wir ein ähnliches Radwegenetz wie in Kopenhagen und eben nicht ständige Fahrbahnwechsel, Bordsteinkannten, Konfliktzonen, auf die Straße gemalte Provisorien und schmale, holprige Radwege, wäre ein Großteil der Innenstadt problemlos mit dem Fahrrad erreichbar. Man bräuchte das Auto nur noch für größere Besorgungen, Entsorgungen, Ausflüge und bei besonders schlechtem Wetter. Das Stehenlassen des Autos würde im Regelfall zur komfortableren Option werden. Das ist das Ziel und nicht ein Verbot oder die Verteufelung von Autos.


    Nicht zu vergessen sind auch die technischen Neuerungen der letzten Jahre. Der Pedelec-Markt boomt ohne Ende. Pedelecs vergrößern den Bewegungsradius, erleichtern das Vorankommen (wichtig für Pendler) und ermöglichen es, großen Teilen der älteren Bevölkerung am Fahrradverkehr teilzunehmen.


    Die Frage nach dem Wetter wird natürlich von Person zu Person anders beantwortet. Ich habe den Eindruck, dass das in der Regel stark überschätzt wird. Fahrradzählstellen zeigen, dass auch an Tagen mit suboptimalem Wetter viel los ist. Klar gibt es Tage mit starken Niederschlägen, Kälte und Eis, an denen die allermeisten das Rad stehen lassen. Gut, dann steigt man halt mal auf ÖPNV oder Auto um. Das ist kein überzeugendes Argument gegen den Ausbau von Radinfrastruktur auf Kosten der PKW-Infrastruktur.

  • JimmyMcGill : Völlig richtig. Es geht ohne Zweifel, den Nicht-Auto-Anteil in Innenstädten stark zu erhöhen. Das steigert in vieler Hinsicht die Lebensqualität und Aufenthaltsqualität. Fürs Welt-Klima ist es dagegen vollkommen egal. Ich selber habe jahrelang zu den Privilegierten gezählt, die davon in Berlin Mitte profitiert haben. Denn dort funktioniert es auch. Hört aber schon auf, wenn man sich dem S-Bahn-Ring nähert. Oder dem Stadtrand. Und erst recht in de Vorstädten. Ganz zu schweigen vom flachen Land. Wir reden hier über eine Million von 5 Millionen in der Region - deren Leben wird besser. Das Leben für den Rest wird schlechter. Für die gibt es weder in Kopenhagen noch in Portland eine Lösung - ausser weiterhin primär das Auto. Dort solche Strukturen zu bauen wie für Innenstädter ist vollkommen unbezahlbar. Auch wenn Pedelecs sicher helfen.

  • Der Bezirk Berlin-Mitte wandelt die Tucholskystraße zwischen Torstraße und Oranienburger Straße in eine Fahrradstraße um.


    Wie das RBB gestern Abend mitgeteilt hat, wird

    Ein Teil der Tucholskystraße in Mitte künftig Radfahrern vorbehalten bleiben.


    Geplant ist, einen Abschnitt zwischen Tor- und Oranienburger Straße zur Fahrradstraße zu machen, wie das Bezirksamt am Montag mitteilte.


    Quelle RBB Abendschau.

    RBB



    & vor 1 Monat gab es auch andere Stelle in Berlin wo zukünftig fahrradstraßen kommen und wo Projekte ins Eis gelegt werden ( nicht Kommen)

    RBB ⬇️ hier die Übersicht der Straßen ⬇️

    Senat gibt sechs Radverkehrsprojekte wieder frei - und legt fünf auf Eis

  • Die Friedrichstrasse wirkt wieder wohltuend entspannt. Ich frage mich ernsthaft warum man hier mit aller Gewalt etwas verändern muss. Es gäbe soviele wichtigere Projekte. Und nachdem man jetzt die Charlottenstrasse richtigerweise zu einer Fahrradstrasse umgebaut hat, sollten doch alle glückich sein.

    Wenn ich nur an diese stümperhaften billigen Holzboxen denke ...

    Mal sehen, wann der Stress wieder losgeht.


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  • ^ Mir ist jetzt schon mehrmals aufgefallen, dass dort eigentlich recht wenig Autos langfahren. So groß scheint die Wichtigkeit für den Autoverkehr also nicht zu sein. Hätte man auch gesperrt lassen können. Aber es ging ja nur ums Prinzip...