Potsdam: Lustgarten

  • Es ist GROSS und jeder in Potsdam kennt es, jeder sieht es bei der Ankunft am Bahnhof.


    Allein das gibt einen Wiedererkennungswert der sich im Gedächtnis einbrennt. Wie bei allen, in der Höhe herausragenden Bauten. (siehe Wassertürme, Sendemasten etc. bei deren Abriss immer Nostalgie der örtlichen Bevölkerung mitschwingt)

  • Mehrheit für den Wandel

    Ich denke also, dass die erste Stufe des Beteiligungsverfahrens gezeigt hat, dass es deutlich mehr "Mercure"-Befürworter als "Mercure"-Gegner gibt.


    Genau das zeigt die Auswertung dieses in keiner Weise repräsentativen Stimmungsbildes nicht.


    Sie zeigt allerdings, dass es einen harten Kern von ca. 25-30% der Potsdamer gibt, die den baulichen status quo ante 1989 um jeden Preis erhalten wollen. Das deckt sich mit dem Meinungsbild bei allen vergleichbaren Projekten und mit den Wahlergebnissen für die Parteien, die gegen den Wandel sind (Linke, Andere).


    Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass 70-75% der Potsdamer eine Veränderung befürworten bzw. zumindest offen für sie sind - eine erdrückende Mehrheit, mit der sich "arbeiten" lässt, was Rathausmehrheit und Verwaltung ja auch äußerst geschickt tun.

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  • Danke für die Belehrung , lieber sebiart. Ich dachte bloss immer das gebäude sei hoch, jetzt weiß ich, dass es GROSS ist. Ich als Berliner plädiere übrigens auch für den Abriss des Steglitzer Kreisels, das Kudamm-Karreé-Hochhaus, das ehem. Welthandelszentrum in der Friedrichstraße und einige dieser Klötze mehr. Kein Mensch wird sich darüber aufregen, denke ich, solche Klötze sind auch nicht identitätsstiftend, sondern nur einfach häßlich. Wenn man mehr darin sieht ist man einfach nur idiologisch verblendet oder blind für wirkliche Schönheit.

  • Am Montag soll das erste öffentliche Werkstattgespräch zum Lustgarten stattfinden. Das Gespräch beginnt um 10 Uhr, der Ort ist die Zentrale der Pro Potsdam GmbH Pappelallee 4.


    http://www.werkstatt-lustgarten.de/werkstatt/termine/


    Diese Veranstaltung sorgt schon im Vorfeld für Kritik. In den heutigen Potsdamer Neuesten Nachrichten wird kritisiert, dass das Gespräch zu einer bürgerunfreundlichen Zeit stattfindet und dass der Veranstaltungsort "weit ab vom Schuss" liegt. Angesichts dieser Zeiten und Orte müssten sich die Verantwortlichen den Vorwurf gefallen lassen, es mit der Bürgerbeteiligung nicht wirklich ernst zu meinen. Dies wäre umso fragwürdiger, da für das Verfahren mehr als 520.000 Euro an Steuergeldern eingesetzt werden. ("Andere Zeiten", Potsdamer Neueste Nachrichten, 27.9.2014, S. 15)

  • Skandalös! Da ich mal die Vermutung äußern möchte, dass die Schnittmenge der Mercure-Erhalter und der Garnisonkirchengegner ziemlich groß ist, dürfte der 10-Uhr-Vormittags-Termin doch den Mercure-Erhaltern hochwillkommen sein - setzt sich diese Fraktion doch wohl großteils aus früheren DDR-Profiteuren im Rentenalter und antikapitalistisch gesinnten Studenten zusammen, die für den Veranstaltungsbesuch nur eine Vorlesung ausfallen lassen müssen bzw überhaupt den ganzen Tag frei haben, während ich die Fraktion der Mercure-Abrissbefürworter eher der arbeitstätigen/steuerzahlenden Bevölkerung zurechnen würde - klarer Nachteil für die letzteren!

  • Ich als Berliner plädiere übrigens auch für den Abriss des Steglitzer Kreisels, das Kudamm-Karreé-Hochhaus, das ehem. Welthandelszentrum in der Friedrichstraße und einige dieser Klötze mehr. Kein Mensch wird sich darüber aufregen, denke ich, solche Klötze sind auch nicht identitätsstiftend, sondern nur einfach häßlich. Wenn man mehr darin sieht ist man einfach nur idiologisch verblendet oder blind für wirkliche Schönheit.


    Interessante Sichtweise. Sicherlich ist das IHZ etwas überdimensioniert und zu dicht an den Linden, aber auf Ansichtskarten macht sich das super. Es ist sehr markant.


    Ich finde die drei genannten Hochhäuser recht hochwertig. Sicherlich könnte man darauf eher verzichten, das stimmt schon, aber es wäre schon ein starker Identitätsverlust. Dein Anspruch ist ja ein bißchen totalitär, wenn ich mir die oben markierten Sätze so anschaue. :)


    Das Hotel Mercure ist eher häßlich, da würde ich zustimmen. Die anderen drei Hochhäuser sind da aber eine andere Nummer.


    Diese Sicht hier sieht bestimmt toller aus ohne Mercure.


    Das Kudamm-Karree-Hochhaus finde ich regelrecht schön und klassisch. Ich finde, man sollte die Unterschiede schon anerkennen.

  • Das Mercure sollte schon bleiben,alleine wegen der Höhe.Sicherlich ist es kein besonders schönes Gebäude aber hohe Gebäude gehöre einfach in eine Stadt.
    Am besten es sollte revitalisiert werden,mit neuer Fassade etc.


    Ich denke auch nicht,dass es abgerissen wird.


    Und das Internationale Handelszentrum ist wirklich interessant,genauso das Kudamm Karree,wenn die nicht wäre würde Berlin noch mehr wie ein großes Dorf aussehen,von der Höhe her,die werden auch 100% bleiben.
    Das Steglitzer Kreisel ist auch nur wegen der Höhe interessant und macht die Gegend urbaner.


    Wem die hohen Gebäude nicht gefallen,sollte doch an einem Dorf oder einer Kleinstadt interesse haben,gibt ja schließlich mehr als genug davon in Deutschland,wo es genug historische Flachbauten gibt.

  • Das Mercure ist städtebaulich der größte Schandfleck in ganz Brandenburg und Potsdam. Es zerstört die historisch elegant angelegte städtische Topographie.


    Ein Abriss könnte Potsdam aufwerten und den Tourismus verbessern, da die brutalistische Architektur des Mercures verschwinden würde.


    Je länger das Mercure bestehen bleibt desto länger bleibt der Standort Potsdam unattraktiv.

  • Das Mercure sollte schon bleiben,alleine wegen der Höhe.Sicherlich ist es kein besonders schönes Gebäude aber hohe Gebäude gehöre einfach in eine Stadt.


    Weil es hoch ist gehört es in die Stadt? Eine simple Logik der ich wenig abgewinnen kann. Zur Potsdams historischer Innenstadt gehört es m.Mn. jedenfalls nicht, weder mit der aktuellen Optik, noch mit einer irgendwie aufgehübschten.


    Da halte ich es mit Arty Deco:

    Es zerstört die historisch elegant angelegte städtische Topographie.

  • Bei der Gelegenheit, wie wäre es mit den drei Punkthäusern im Hintergrund alsAbrisskandidaten? Natürlich geht das nicht, sind ja Wohnhäuser, Sorry. Aber zu meinen Aussagen bezüglich der abrisswürdigen Hochhäuser stehe ich, da sie alle nicht in ihr Umfeld passen. Es gibt m.M. nach andere Orte (Alex, Südkreuz, etc. ) wo ich nichts dagegen hätte. Aber mich fragt ja keiner;)



    Foto von mir, von heute.

  • Zuerst ist natürlich das Südkreuz oder der Alex ein völlig anderer Ort als der Lustgarten eines barocken Schlosses. Dann kann man Berlin und Potsdam nicht gleichsetzen.


    In Potsdam hat niemand vor flächendeckend die Wohnhochhäuser der DDR-Zeit abzubrechen.

  • Zur Potsdams historischer Innenstadt gehört es m.Mn. jedenfalls nicht, weder mit der aktuellen Optik, noch mit einer irgendwie aufgehübschten.


    Es wäre armselig, würde nur das Hotel den Eindruck einer Metropole vermitteln sollen (wenn denn Potsdam überhaupt eine ist). Kürzlich war ich überrascht, wie wenig Skyline die Weltstadt Zürich hat - von den Seeufern und von den wichtigsten Aussichtspunkten sieht man vor allem die Altstadt mit den Kirchtürmen als Dominanten. Es gibt durchaus Hochhäuser, aber dezent im Landesinneren plazierte, die die Altstadt nicht stören. Ganz anders als hier - das Hotel steht gleich neben dem Schloß, wie man auf dem gestrigen Foto zu gut sehen kann. Anders die drei Punkthäuser im Hintergrund - sie dominieren nicht, man kann sie nur gerade eben wahrnehmen.

  • Ganz im Gegenteil, das Mercure ist ein wertiger Ausdruck einer bestimmten Architekturepoche. Ich finde es wirklich befremdlich, dass in diesen Debatten immer großzügig der Abriss der DDR-Architektur gefordert wird. Danach macht man sich meist dann weniger Gedanken darüber was an diese Stelle soll.
    Aber man hat ja schon in der Vergangenheit mehrfach gesehen, dass die nachfolgenden Bauten (zB. Ahornblatt etc) weit weniger wertvoll sind, als die DDR Architektur. Das ist kein Grund zur Freude.

  • ^^Ich weiß gar nicht, warum man um das Mercure mehr Aufsehen macht, als um z.B. diese Kandidaten, um die kein Mensch sich aufgeregt hat noch aufregen würde:


    Millertorhochhaus Hamburg
    oder Allianz-Hochhaus, Großer Burstah, Hamburg


    oder Technisches Rathaus, Frankfurt

    Quelle: Wikipedia, Creative Common, gemeinfrei


    Baukörper der DDR-Moderne haben aus meiner Sicht keinen ideologisch motivierten Bestandsschutz oder in irgend einer Weise mehr oder weitreichendere Schutzrechte als Pendants der BRD-Nachkriegsmoderne West. Im Gegenteil: Plattenbauten in Potsdam- und Berlin-Mitte sind Staatsratseingriffe, die die Ideologie der Sozialistischen Moderne weithin sichtbar machen - und im übrigen im Fall Potsdam die historischen Höhendominanten wie z.B. die Garnison ersetzen - sollten. Da sie zumeist mit Zerstörung des Bestandes (in den 60ern) einhergingen, sind sie meiner Meinung nach noch kritischer zu sehen, wenn man sie denn in einen ideologischen Kontext bewerten möchte. Mach ich aber nicht und daher:


    Einzig relevante ideologiefreies Kriterium kann doch nur sein: Das Mercure direkt vorm Schloss (zer)stört das Stadtbild und wie beschrieben die historische Topgrafie... Ja oder Nein. Ich für meinen Teil würde zu "Ja" tendieren. Alles weitere entscheiden wirtschaftliche Aspekte.

  • ^ Habe ich drei Beiträge zuvor irgendwo was über die DDR geschrieben, geschweige denn die Herkunft als Begründung angeführt? Die besagte Epoche ist auch im Westen dafür bekannt, rücksichtslose Bausünden ohne Beachtung des städtebaulichen Kontextes zu errichten - etwa dieser Hochhaus-Anbau an das historische Rathaus in Mülheim/Ruhr aus ungefähr der gleichen Zeit passte sich höchstens mit der Naturstein-Fassade an, ist inzwischen weg (die Nachfolgebauten).


    Das Frankfurter Technische Rathaus ist ebenfalls ein gutes Beispiel. In Osteuropa wurde in den 1960ern/1970ern nicht viel anders entworfen als im Westen - das politische System ist kein Grund, die Bauten irgendwie anders zu bewerten.

  • Ganz im Gegenteil, das Mercure ist ein wertiger Ausdruck einer bestimmten Architekturepoche.


    Woran machst du die Wertigkeit fest? Durch seine prominente Lage ist man natürlich versucht hier auch den DDR-Planern einen gewissen Gestaltungswillen zu attestieren. Den kann ich im Bezug auf das Interhotel aber nicht wirklich erkennen. Im Vergleich zu anderen DDR-Hochhäusern in Jena oder Leipzig fällt es sogar recht deutlich ab. Und hier großartige Veränderungen durchzuführen, wie an der Keksrolle oder dem Uniriesen, halte ich angesichts des offensichtlich diskutablen Standortes, der sich seit der Erbauung des Hochhauses ja nicht unwesentlich verändert hat, für unangebracht.

  • 08/15 Architektur der Moderne. Da gibt es in Ost und West besseres. Darum geht es aber kaum, es geht um den Bauplatz, auf dem das Hotel errichtet wurde. Hier steht ein austauschbares Gebäude im Schloßgarten und blockiert jede qualitätvolle Entwicklung der Grünfläche. Das Neptunbassin mit den Figuren wird schon wieder rekonstruiert aber zwischen dem Bassin und der Garten(!)seite des Stadtschlosses steht ein Betonklotz.



    (C) Bundesarchiv

  • Ganz im Gegenteil, das Mercure ist ein wertiger Ausdruck einer bestimmten Architekturepoche. Ich finde es wirklich befremdlich, dass in diesen Debatten immer großzügig der Abriss der DDR-Architektur gefordert wird.


    Das hat nichts speziell mit der DDR zu tun, sondern mit Gebäuden für die man zum ersten mal in der jahrtausenden Architekturgeschichte das Wort "Bausünde" erfunden hat.