Potsdam: Lustgarten

  • Spreetunnel


    mit meinem Beitrag war ich im übrigen nicht wertend. Hässlich finde ich das Mercure auch und von mir aus soll es weg.


    Identitätsstiftend ist aber auch so ein hässlicher Klotz.
    (der Fernsehturm in Berlin ist auch keine Schönheit, aber die Höhe machts)

  • Ich finde den Berliner Fernsehturm (unbedingt zusammen mit seinem Sockel) großartig und weitaus gelungener als alle anderen Vertreter seiner Gattung. Besser gefällt mir eigentlich nur noch die Space Needle in Seattle (welche aber kein Fernsehturm ist).


    Zurück zum Thema: Das Mercure in Potsdam ist doch wirklich 08/15-Architektur und weit entfernt etwa vom Wintergarten-Hochhaus in Leipzig oder dem Jentower in Jena. Wozu also erhalten?

  • Beim Aufbau des Stadtzentrums "...sind Projekte zu verwenden, die der Spezifik Potsdams entsprechen. Die Wiederholung bekannter städtebaulicher Lösungen aus Berlin oder anderen Städten der DDR ist zu vermeiden." Politbürobeschuß der SED vom 16.4.1968

  • Heute fand das erste Werkstattgespräch der Planungswerkstatt Lustgarten statt. Ich will ein paar Eindrücke bringen.


    An der Veranstaltung nahmen rund 50 Personen teil, darunter waren aber auch die Sach- und Fachgutachter, die Vertreter der sieben eingeladenen Planungsbüros und zahlreiche Vertreter der Pro Potsdam GmbH und der Lokalpolitik. "Normale" Bürger waren, wie zu erwarten war, kaum vertreten.


    Nach einigen Vorworten von Baudezernent Matthias Klipp und Moderator Wolfgang Tiefensee folgte eine Bustour zum Lustgarten. Dort fand eine Besichtigung des Wettbewerbsgeländes statt. Etwas auffällig an der Route war, dass sie vor allem um das Hotel "Mercure" herumführte. Andere Bereiche des Planungsgebietes, wie der Stadtplatz an der Breiten Straße oder der Durchgang zur Kleingartenanlage "Hinzenberg" blieben dagegen ausgespart.


    Nach diesem Rundgang wurde von Renate Keller vom Büro Keller, Elles & Kollegen die Aufgabe für die sieben Planerteams umrissen. Sie stellte dar, dass die Bereiche südlich des Stadtplatzes und rings um das Neptunbecken nicht veränderbar sind, da diese Bereiche 2001 nach Entwürfen des Büros Dietz Joppien gestaltet wurden und hier ein Urheberrechtsschutz besteht. Außerdem müssten die Einrichtungen der Weißen Flotte berücksichtigt werden. Ansonsten hätten die Planer Gestaltungsfreiheit.


    Anschließend erläuterte Jens-Uwe Röke vom beauftragten Büro Publikator die Ergebnisse der ersten Phase der Bürgerbeteiligung. Diese Aussagen entsprachen in etwa den Zahlen, die in der Broschüre veröffentlicht worden sind. Zum Thema Hotel "Mercure" merkte er noch an, dass die Zahl der Befürworter und Gegner in etwa gleich gewesen wäre.


    Diese Aussage sorgte in der folgenden Diskussion für Kontroversen. Jan Lehmann, der Geschäftsführer der Weißen Flotte, fand diese Aussage nicht nachvollziehbar. Schließlich hätten sich im Online-Dialog 20,14 Prozent für den Erhalt ausgesprochen, während sich nur 9 Prozent für den Abriss ausgesprochen hätten. Röke antwortete auf diese Frage, dass die Moderatoren im Online-Forum den Eindruck gehabt hätten, dass sich die "Mercure"-Befürworter mehrfach geäußert hätten. Nach nochmaliger Nachfrage musste er aber einräumen, dass dies ein ganz subjektiver Eindruck der Moderatoren gewesen wäre, den er auch nicht quantifizieren könnte. Nach weiteren Debatten musste Röke diese Aussage zurückziehen.


    Bei der folgenden Debatte meldeten sich vor allem die Vertreter der beauftragten Planungsteams zu Wort. Insgesamt waren die Planer mit der Aufgabenstellung unzufrieden. Bemängelt wurde vor allem, dass das Wettbewerbsgebiet zu eng gefasst worden wäre. Für eine Aufwertung des Lustgartens wäre es nötig, auch die Umgebung einzubeziehen. Als problematisch eingestuft wurden vor allem folgende Punkte:
    - Die Breite Straße würde den Lustgarten vom Marstall abschneiden
    - Der steinerne Stadtplatz wäre ebenfalls ein Problem, dieser könnte aber erst nach einer Aufhebung der Breiten Straße umgestaltet werden.
    - Der Bahndamm würde den Lustgarten gegenüber der Havel und dem Templiner See abriegeln. Daher hätte der Lustgarten "kein Ziel", wie der Fachgutachter Arnold Bartetzky bemängelte. Deshalb müsste über eine neue Lösung für die Bahntrasse nachgedacht werden.
    - Der geplante Neubau der Weißen Flotte südlich des Neptunbassins würde die Abriegelung des Lustgartens zur Havel noch verstärken. Dieser sollte daher nicht realisiert werden.
    - Auch die Kleingartenanlage "Hinzenberg" südlich des Bahndammes wurde als Problem benannt. Diese würde ebenfalls den Lustgarten von der Havel abriegeln. Sie sollte daher beseitigt werden.
    - Einige Planer fragten an, ob man den Lustgarten nicht einfach bebauen könnte. Schließlich gäbe es in unmittelbarer Nähe die grüne Freundschaftsinsel, die bei den Bürgern sehr beliebt wäre. Angesichts dieser Konkurrenz dürfte es schwer fallen, den Lustgarten zu beleben.
    Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die Planer das Hotel "Mercure" nicht als das zentrale Problem des Lustgartens betrachten.


    Matthias Klipp meinte, dass die Forderungen der Planer allesamt nicht realisierbar wären. Einzig die Kleingartenanlage "Hinzenberg" könnte nach Ablaufen des Kleingartensicherungskonzeptes der Stadt beseitigt werden. Der Leiter des Stadtplanungsamtes, Andreas Goetzmann, musste dann Herrn Klipp darauf hinweisen, dass das Kleingartensicherungskonzept unbefristet gilt und dass eine Räumung der Kleingartenanlage wohl nicht möglich ist. Auch auf die Forderung auf den Verzicht auf den Neubau für die Weiße Flotte südlich des Neptunbeckens reagierte Herr Klipp ablehnend.


    Später folgten auch noch Vorträge zur Geschichte des Lustgartens.


    Wie geht es nun weiter? Bis zum 7. November sollen die beauftragten Büros ihre Vorschläge vorlegen. Dann soll es einen erneuten Bürgerdialog geben. Ich denke aber nach der heutigen Debatte, dass das weitere Verfahren keine überzeugenden Vorschläge für den Lustgarten bringen wird, weil die Problempunkte (Breite Straße, Bahntrasse, Neubau Weiße Flotte, Kleingartenanlage "Hinzenberg") für die Planer tabu sind. Daher glaube ich, dass das Verfahren relativ ergebnislos im Sand verlaufen wird.

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  • Gudster, die Fragen, die die Planer gestellt haben, liegen doch allesamt auf der Hand und sind keine Neuigkeit.
    - Die Breite Straße durchschneidet den Lustgarten
    - der Bahndamm riegelt die Havel ab
    - die Kleingärten versperren den Zugang zum Wasser
    - der Neubau der Weissen Flotte an der Schwanentreppe verstärkt die Abriegelung
    - der steinerne Platz ("Stadtplatz" ist Quatsch) funktioniert nicht
    So ist das, wenn sich externe Planer mit dem genius loci vertraut machen.
    Das Interhotel braucht man - glaube ich - nicht mehr zu erklären.


    Was willst Du uns mit diesem Beitrag jetzt mitteilen? Dass das Verfahren "im Sande verlaufen" wird? Schön wenigstens, dass Du an einem Montag vormittag als DAF-Korrespondent Zeit hattest...


    Ach, hier der Winkens-Entwurf-Bauantrag für den Weisse-Flotte-Bau im Lustgarten:



    Foto: selbst - Kiste stand im Amt rum

  • Ja, gibt es. Ich habe sogar das von ihm gebaute Modell des Theaters. Leider sehr verstaubt in der Garage. Zusammen mit dem Modell einer Erweiterung des Flughafen Schönefelds.


    Pläne gibt es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch noch irgendwo - wenn nicht bei mir, dann bei seiner Familie.


    Gibt es daran ein ernsthaftes Interesse? Dann kann ich gern weiterhelfen.


    Kurzes OT: Gibt es eigentlich irgendwo Pläne oder Fotos vom geplanten Neubau des Hans-Otto-Theaters von Günter Franke? Gebaut wurde seit 1989, seit 1984 gab es wohl die Planungen. Habe im Netz nichts finden können.

  • Abriss des Interhotels vorgesehen

    Wie auf der Internetseite der Planungswerkstatt im Dialog - Lustgarten zu lesen ist, haben gestern alle sieben ausgewählten Planungsteams bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung in den Räumen der Sanierungsträger Potsdam GmbH ihre ersten Entwürfe und Pläne vorgestellt.


    http://www.werkstatt-lustgarte…tieren-erstentwuerfe.html


    Für einige Überraschung sorgte, dass sich die Teams nach intensiven kreativen Auseinandersetzungen - so betonten alle Teamvertreter - in ihren Entwürfen unisono gegen den Erhalt des Hotelgebäudes entschieden haben. Alle Planungsteams halten es im Kern für schwierig, mit dem dominierenden Baukörper eine neue Gestaltung des Lustgartens zu entwickeln, die eine Annäherung an historisch angelegte Raum- und Sichtachsen sowie einen räumlichen Zusammenhang der einzelnen Lustgartenbereiche - wie in der Ausschreibung formuliert - ermöglicht. Trotzdem wählen die Teams recht unterschiedliche kreative Ansätze. Neue weite Grün- oder Wasserflächen, Freitreppen und tribünenartige teils begrünte Terrassen wurden genauso konzipiert wie originelle Gebäudearchitekturen, die sich gleichsam in die Geländetopographie einfügen oder als gläserne Bauten Transparenz schaffen und neue Nutzungen ermöglichen.


    http://www.werkstatt-lustgarte…entw%C3%BCrfe/pl%C3%A4ne/


    Über die Entwürfe zur Umgestaltung des Lustgartens und die Pläne zum Abriss des Interhotels berichten auch die Potsdamer Neuesten Nachrichten sowie die Märkische Allgemeine Zeitung.


    http://www.pnn.de/potsdam/911636/
    http://www.maz-online.de/Lokal…r-Lustgartens-vorgestellt

  • Man darf zudem auch nicht vergessen, dass Standort und Form des Interhotels bewußt gewählt waren, auch um den Blick Ankommender auf den Turm der Garnisionkirche zu verstellen. Ein Spaziergang zu Fuss vom Bahnhof über die Lange Brücke bringt dies klar zu Tage.

  • Man darf also hoffen, dass die Stadtreparatur Potsdams weiter voranschreitet und das baulich banale und städtebaulich absurd deplatzierte Mercure-Hotel mittelfristig verschwindet ... . Sehr schön.

  • Wie die Potsdamer Neuesten Nachrichten von heute melden, stoßen Überlegungen zum Abriss des Hotels "Mercure" auf breite Kritik.
    SPD-Fraktionschef Mike Schubert bezeichnet die Debatte als eine "Fantasiediskussion", da das Geld für den Ankauf und Abriss des Hotels nicht vorhanden wäre. Außerdem verweist er auf die Abstimmung zum Bürgerhaushalt, bei der die Forderung "Kein Geld für den Ankauf und Abriss des Hotel Mercure" auf den dritten Platz gewählt wurde.


    Jörg Winkler, der Geschäftsführer der Weißen Flotte, bezeichnete die Planungen als rückwärtsgewandt. Sascha Krämer, der Kreisvorsitzende der Linken in Potsdam, bezeichnete die 520.000 Euro für das Werkstattverfahren als sinnlos ausgegebenes Geld, da die Entwürfe nicht realisierbar wären. Andre Tomczak von der Gruppierung Die Andere kritisierte, dass bei den Entwürfen die zahlreichen Stimmen, die für einen Erhalt des Hotels votiert hätten, nicht berücksichtigt worden wären.


    Lediglich Matthias Finken von der CDU begrüßte die Entwürfe.


    http://www.pnn.de/potsdam/911938/


    Demnach dürften die Aussichten, dass das Hotel gekauft und abgerissen wird, sehr gering sein. Am Ende wird man sagen können: "Außer Spesen nichts gewesen."

  • Anders als bei der Garnisonkirche bin ich mir sicher, dass dieses Marcure Hotel irgendwann weg ist. Wenn nicht in fünf Jahren, dann sicherlich in zehn oder 15 Jahren. Irgendwann muss es saniert werden. Wer wird das denn machen? Mit Heranwachsen der neuen Mitte, wird das Hotel auch immer störender, weil sich das Umfeld ja genau so entwickelt, dass es immer weniger in die Gegend passt. Auch der Hotelmarkt entwicklet sich in Potsdam und die Zahl von Plattenbau Fans wird auch jedes Jahr weniger.
    Die Frage ist doch nicht ob, sondern wann. Jetzt haben sich auch noch mehrere Büros mit der Thematik auseinander gesetzt und niemand hat eine überzeugende Lösung für den Erhalt dieses Hochbaus gefunden. Klar stellt sich immer die Frage nach dem Geld - Wer es bezahlen soll. Das gilt bei allem was man macht. Die würde sich nur nicht stellen, wenn man gar nichts machen würde und alles so bleiben würde wie es ist. Der Status heute, ist der einzige der kostenlos ist.

  • Anders als bei der Garnisonkirche bin ich mir sicher, dass dieses Marcure Hotel irgendwann weg ist. Wenn nicht in fünf Jahren, dann sicherlich in zehn oder 15 Jahren. Irgendwann muss es saniert werden. Wer wird das denn machen?


    Wenn er denn dürfte, sicherlich der Eigentümer. Leider versucht die Stadt eben notwendige Sanierungen mit Verweis auf das Sanierungsgebiet zu unterbinden oder zu erschweren.


    Mit Heranwachsen der neuen Mitte, wird das Hotel auch immer störender, weil sich das Umfeld ja genau so entwickelt, dass es immer weniger in die Gegend passt.


    Möglich. Eine andere Möglichkeit wäre aber, sich von diesem Konzept zu verabschieden, und den architektonischen Weg ins 21.Jahrhundert zu gehen.


    Auch der Hotelmarkt entwicklet sich in Potsdam und die Zahl von Plattenbau Fans wird auch jedes Jahr weniger.


    Ich glaube nicht, dass Potsdam die einzige Großstadt sein soll, in der ein zentrales Hotel dieser Größe nicht rentabel und funktionsfähig wäre.



    Die Frage ist doch nicht ob, sondern wann. Jetzt haben sich auch noch mehrere Büros mit der Thematik auseinander gesetzt und niemand hat eine überzeugende Lösung für den Erhalt dieses Hochbaus gefunden.


    Dann stellt sich mir die Frage, ob diese Büros denn wirklich kreativ genug sind, sich dieser städtebaulichen Aufgabe zu stellen. Abreißen, um seine eigenen Ideen und Planungen zu verwirklichen? Sorry, aber wenn das Eine zur Bedingung gemacht wird, ist es mit der eigenen Leistung, dem Einbinden der Stadt, der Umgebung, in die Planung ja nicht so weit her und ein rechtes Armutszeugnis.


    Klar stellt sich immer die Frage nach dem Geld - Wer es bezahlen soll. Das gilt bei allem was man macht. Die würde sich nur nicht stellen, wenn man gar nichts machen würde und alles so bleiben würde wie es ist. Der Status heute, ist der einzige der kostenlos ist.


    Warum die Stadt Potsdam ein Planungsverfahren für über 500.000 Euro in die Wege leitet, ohne weder Eigentümer des Mercure zu sein, noch die Absicht bekannt ist, dass sich der Eigentümer vom Mercure trennen möchte, der Lustgarten zudem eh nicht beliebig verändert werden kann, da dort Dietz+Joppien noch ihre Rechte am erst 2001 neugestalteten Lustgartenareal haben, dann, ja dann, kann man auch schonmal nach Sinn, Unsinn und Finanzierung des Ganzen fragen.

  • Es handelt sich in jedem Falle um eine langfristige Positionierung. Irgendwann ist jedes Gebäude mal wieder für eine Kernsanierung an der Reihe. Wenn dann gleichzeitig das Signal von der lokalen Bürgerschaft gesetzt wurde, dass man diesen Ort gerne umgestalten würde, na dann verkauft man als Eigentümer vermutlich gerne das Gebäude einfach zu einem fairen Preis anstatt es nochmal teuer zu sanieren (ich würde) und lässt die Kommune ihre Umplanung durchführen und investiert an anderer Stelle. Win/Win-Situation.

  • an Platt N. Bau
    .... aber natürlich; alle Anderen sind soooo dumm!!!


    Obwohl ich 0,5 Mio Planungskosten € auch nicht wenig finde, wenn man tatsächlich kein Geld für die Realisierung ausgeben möchte. Ich sehe die Umsetzung allerdings als Teil der Entwicklung der Landeshauptstadt und damit das Land Brandenburg in der Pflicht. Potsdam zum Architektur-Mekka auszubauen macht sicher mehr Sinn als HUNDERTE von Mio in Lausitzringen, Chipfabriken und Cargoliftern zu versenken. Diese Investition zahlt sich auf lange Sicht vielfach aus. Eine einzige Stadt im Land zu haben, die etwas arrivierter, bürgerlicher und weltläufiger ist, das kann im Sinne einer gewissen Vielfalt auch nicht schaden. Und Potsdam wird dennoch nicht so schnell zu Baden Baden.

  • ... dann, ja dann, kann man auch schonmal nach Sinn, Unsinn und Finanzierung des Ganzen fragen.


    Zum Glück sind die Verantwortlichen der Stadt Potsdam um einiges klüger als die Verfasser derartiger (mit Verlaub: platter) Kommentare.


    Die generelle Strategie bei der Umsetzung des Plans zur Wiederherstellung der historischen Mitte Potsdams ist doch ganz offensichtlich: "Steter Tropfen höhlt den Stein" - ein sehr kluger und erfolgreicher Ansatz, mit dem bisher noch jedes der geplanten Projekte erfolgreich realisiert wurde.


    Genauso wird es beim Abriss des Mercure-Hotels auch kommen.


    Erst hat man das Schloss gebaut, jetzt wird der Alte Markt wiederhergestellt und in naher Zukunft auch der Lustgarten, und spätestens dann wird das Mercure-Hotel ein solch absurder Fremdkörper in der wiederhergestellten Stadtmitte sein, dass sein Abriss nicht mehr groß diskutiert werden wird.


    In zehn bis fünfzehn Jahren wird es spätestens soweit sein. Mark my words.

  • Nochmal: Niemand hat etwas gegen Höhendominanten. Das Interhotel aber steht quer zum Stadtgrundriss, zerschiesst mit seiner Höhe an diesem Ort jeden Maßstab und verfügt über keine eigenen Qualitäten in puncto Architektur. So was nennt man im Baugesetzbuch dann zu Recht einen städtebaulichen Mißstand und hat nichts mit der der Lasst-uns-doch-unser-letztes-Stückchen-DDR-Stimmung zu tun, die Sozialisten und Linksalternative da verbreiten.


    Die Stadt könnte die Sache ja auch aussitzen. Das Sanierungsgebiet ist festgesetzt und modernisiert werden darf nicht mehr. Irgendwann ist dann eben Schluß, dass ist ja ein ganz transparentes Verhalten der Stadt. Ich bin mir sicher, dass die Londoner Heuschrecke, die von so prominenter Hilfe wie von der PDS und den Anderen bekommt, irgendwann einknickt und verkauft oder ein Tauschgrundstück annimmt. Vielleicht 2015, vielleicht 2020.


    Dass die Weisse Flotte wieder nörgelt, ist ebenso klar partikularinteressengeleitet. Wenn man mehr mit Billigrestaurants im Lustgarten verdient als mit der Schiffahrt sollte man aber den Mund nicht so weit aufreissen. Besser wäre es wenn die Weisse Flotte mal ihre fluvialen Geschmacksverirrungen wie die schwimmende Rokokokommode "Sanssouci" ästhetisch in das 21. Jahrhundert beförden würde statt an Land unter Plastikpalmen Sangria zu verkaufen.


    Im übrigen finde ich, auch bezüglich eines Stadthafens und der Weissen Flotte, die Vorschläge des Büros Dietz Joppien, die Kolonie Hinzenberg der Öffentlichkeit zu entprivatisieren und zur Verfügung zu stellen, bestens.


    Aber im Potsdamer Lustgarten ist alles anders:
    Sozialisten und Linksalternative:
    - verteidigen die Profitinteressen von international agierenden Finanzinvestoren
    - kämpfen für den Privatgebrauch der Kol. Hinzenberg zum Nutzen weniger gegen die Interessen der Gesamtbevölkerung
    - wolle den stadtautobahnähnlichen Durchgangsverkehr im Lustgarten erhalten
    - lehnen es ab, dass Betonwüsten zu Grünflächen werden.


    Absurd? Es gibt eine inhaltliche Klammer, die diese grotesk-widersprüchliche Argumentation zusammenhält: früher war alles besser oder es soll so bleiben wie es ist. Das ist eine erzkonservative Haltung.

  • Ich denke dennoch, dass das Hotel eine gute Zukunft hat, und zwar aus folgenden Gründen:
    -Bei der Abstimmung zum Bürgerhaushalt wurde die Forderung "Kein Geld für den Ankauf und Abriss des Hotel "Mercure"" auf Platz 3 gewählt. Die entgegengesetzte Forderung, nämlich Geld für den Ankauf und Abriss des Hotels auszugeben, schaffte es nicht einmal in die engere Wahl. Dieses Ergebnis ist umso bemerkenswerter, weil es zwar eine Bürgerinitiative für den Abriss des Hotels ("Rettet den Lustgarten") aber keine Bürgerinitiative für den Erhalt des Hotels gibt. Daher deutet das Ergebnis der Abstimmung schon darauf hin, dass die Forderung nach einem Abriss des Hotels keinen großen Rückhalt in der Potsdamer Bevölkerung hat.


    -Die Kooperationsvereinbarung der Rathauskooperation sieht ebenfalls vor, dass kein Geld für den Ankauf und Abriss des Hotels "Mercure" verwendet werden soll.


    -Eine Aufwertung des Umfeldes des Hotels würde die Rentabilität des Hotels nicht verschlechtern, sondern erhöhen.


    Und was das aktuelle Werkstattverfahren betrifft: Dieses Verfahren wird unter der Federführung von Baudezernent Klipp, einem großen Abrissbefürworter, organisiert. Der Wettbewerb war kein offener Wettbewerb, sondern ein beschränkter Wettbewerb, zu dem Büros eingeladen wurden, die von Klipp ausgewählt wurden. Daher ist es kein Wunder, dass die gewünschten Ergebnisse zustande kommen. Zudem wurden im Auslobungstext Forderungen formuliert (Forderung nach Wiederherstellung der Sichtbeziehung zwischen Schloss und Neptunbecken), die ohne den Abriss des Hotels kaum zu realisieren sind. Daher sind die Ergebnisse für niemanden eine Überraschung.


    Ansonsten lohnt auch ein Blick nach Dresden. Dort hat die Stadt 1993 beschlossen, dass "Hotel am Terrassenufer" abzureißen. Seitdem laufen die Bemühungen um einen Abriss. Diese Bemühungen wurden noch dadurch begünstigt, dass dieses Hotel seitdem mehrere Hochwasser erlebt hat, bei denen die unteren Geschosse überflutet wurden. Und was ist das Ergebnis? Das Hotel gibt es nach wie vor, und erst zu Beginn dieses Jahres hat die Stadt eine Klage gegen das Hotel verloren. Mittlerweile macht sich die Einsicht breit, dass das Hotel auch langfristig erhalten bleiben wird. Daher bin ich für das "Mercure" sehr optimistisch.

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    1. Beim Bürgerhaushalt haben 1500 bis 3000 Bürger für "Kein Abriss des Mercure" gestimmt. Die Stadt hat aber 120.000 Wahlberechtigte. Mehr als ein sehr selktives Stimmungsbild ist das nicht.


    2. Potsdam hat vor Beginn des Verfahrens am Lustgarten von Dresden gerlernt und einen Plan aufgestellt. Damit geht Potsdam einen anderen Weg als Dresden, sicher einen erfolgreicheren. Meinen Absatz in puncto Aussitzen hat Klarenbach ja offenbar nicht gelesen.


    3. Die Aufwertung des Umfeldes ist dann erstmal von 12 Monaten Baumassnahmen geprägt, das ist im Regelfall keim Umsatzbringer. Wenn die Stadt auf Zeit spielt wird die Aufwertung wenig nutzen.


    Zum Schluß will doch hier die Stadt eine Bürgerbefragung (im Gegensatz zur GK). Da wird dann ggf. das plibiszitäre Bedürfnis K's gestillt.