Städtebauliche Ziele und Visionen - der Diskussionsstrang

  • Auf diese Visualisierungen zielte Schöne Aussicht 's Beitrag wohl ab.


    Modern gestaltet autonom fahrendes Fahrzeug auf transparentem Fahrweg …

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    … oder auf betoniertem Rasen-Fahrweg …

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    … oder mit phantasievolleren Fahrzeugen:

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    Der Entwurf einer doppelstöckigen Mainbrücke …

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    … oder eine Brücke, die die überbaute Straße lichtdurchflutet überspannt …

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    … oder der Überbau der überbauten Straße in historisierender Anmutung …

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    … oder moderne Glasoptik als Schalschutz:

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    Visualisierungen: Stiftung Altes Neuland Frankfurt | Galerie

  • Drei Visualisierungen welche mit dem Sprachmodell ChatGPT und dem Bildgenerator Midjourney generiert wurden.


    Zuerst ein von der KI generierte Messeturm.

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    Eine mögliche Bebauung am Goetheplatz wie sie die KI plant;

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    oder an der Berliner Straße beim Paulsplatz.

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    Visualisierungen: HWKN Architecture DPC, New York

  • Die überwiegende Mehrheit der Besucher der IAA zieht es zweifellos vor, sich in Metropolen wie München oder anderen deutschen Großstädten wie Berlin zu bewegen, anstatt in Frankfurt zu verweilen, wo es an Flair, Lebensqualität und Einkaufsmöglichkeiten mangelt. Frankfurt befindet sich in einer anderen Liga. Um die IAA wieder zurückzugewinnen, muss Frankfurt über seine gegenwärtige Position als eher provinzielle und wenig beliebte Großstadt hinauswachsen. Der Stadtkern muss erweitert werden, und das Angebot muss eine breitere Vielfalt bieten. Es ist nicht ausreichend, Reihenhäuser im Riedberg zu bauen oder anderen verschlafene Vororte zu errichten. Es sind vielmehr zwei bis drei pulsierende Stadtviertel wie das Bahnhofsviertel oder Sachsenhausen zusätzlich erforderlich, um diese gewünschte Größe und Attraktivität zu erreichen.

  • Sicher hast du Belege für die Behauptung im ersten Satz, sonst hättest du anstelle von "zweifellos" bestimmt "vermutlich" oder Ähnliches geschrieben. Würdest du diese freundlicherweise nachreichen? Danke.

  • Bei aller berechtigter Kritik, aber an ausreichend Lebensqualität mangelt es Frankfurt ganz sicher nicht. Ein frisches Beispiel: Die NFL hat sich nicht aus purem Zufall für Frankfurt entschieden um nicht nur ein, sondern gleich zwei Spiele auszutragen. Ein solcher Vertrauensvorschuss der NFL in einen Austragungsort außerhalb der USA ist nur äußerst selten der Fall und bislang fällt das Zwischenfazit durchaus positiv aus. Weiteres Beispiel: Vor 3 Wochen wurde die Oper Frankfurt zum wiederholten Male zur “besten Oper des Jahres” deutschlandweit gewählt (nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass ein Drittel aller Oper-Vorführungen weltweit in Deutschland stattfinden). Drittens, landete Frankfurt zum wiederholten Male auf dem ersten Platz deutschlandweit (zusammen mit Berlin) im Economist Liveability Index 2023 (ok, Rang 17 weltweit ist dennoch verbesserungswürdig nach Rang 7 im letzten Jahr).


    Man sollte das Glas jetzt lieber halb voll sehen. Es ist doch zumindest ermutigend, dass es einen OB gibt, der sich mehr Mühe zu geben scheint als sein maßlos überforderter Vorgänger und wieder Themen wie die Anwerbung von Messen angeht. OB Josef hat das Bahnhofsviertel ebenfalls als Fokuspunkt auserkoren, auch wenn es noch viel zu früh ist um von einer echten Wende für das Viertel zu sprechen.

  • Das erste Mega-Stadtteil würde ich zwischen Deutschherrenviertel und Kaiserlei erreichten. Die Flüge umrouten um daraus Wohn-Bebauungsland zu schaffen. Dafür könnte man auch die Gebiete südlich vom Oberrad bis zur Stadtwald benutzen. Dort könnte man bestimmt 70-100 tausend Einwohner unterbringen wenn nicht deutlich mehr falls man sehr kompakt und höher bauen würde. Rebstock wäre natürlich eine weitere Möglichkeit, wie schon teilweise geplant. Das Stadtteil würde ich bis unten zum Main ziehen. Kompakt und dicht wie etwa das Bahnhofsviertel. Ein drittes Megaviertel würde versuchen entlang der 661 von der Eistsporthalle bis nach Sekbach inklusive ein Umbau des Osthafens in einem dichten Wohnviertel. Voila, da steht der Masterplan schon! :)


    Sicher hast du Belege für die Behauptung im ersten Satz, sonst hättest du anstelle von "zweifellos" bestimmt "vermutlich" oder Ähnliches geschrieben. Würdest du diese freundlicherweise nachreichen? Danke.

    Dies ist eine zusammenfassende Darstellung dessen, was ich bisher in Bezug auf Frankfurt in Umfragen gelesen habe, sowie von persönlichen Berichten von Besuchern und Expats. Meine eigenen Beobachtungen und die Erzählungen von Bekannten, insbesondere von Personen, die auch in Städten wie Berlin, London oder München gelebt haben, bestätigen diese Ansicht weiter. Es genügt, nach "Frankfurt Umfrage Beliebtheit" zu suchen und einige der Ergebnisse zu durchlesen, um zu erkennen, dass dies kein Geheimnis ist. Schmittchen, es ist höchste Zeit, sich der Wahrheit zu stellen. Frankfurt bleibt unbestreitbar eine wenig beliebte Stadt in Deutschland, ist im europäischen Vergleich nicht besonders populär und wird oft als langweilig bzw. hässlich wahrgenommen. Der erste Schritt zum Erfolg besteht darin, Schwächen anzuerkennen, anstatt die Augen davor zu verschließen. Andernfalls wird sich nichts ändern.

  • sowie von persönlichen Berichten von Besuchern und Expats.

    ...und wenn man eben solche dann genau fragt was sie denn alles gesehen haben von FFM, dann war das das Bahnhofsviertel und bestenfalls noch ne Partygasse in Sachsenhausen.

  • ...und in diesem besonderen Fall auch Offenbach =O


    Im Übrigen dachte ich immer, dass IAA-Besucher kommen, um Autos und was dazu gehört zu sehen. Damit war es bei den beiden Münchner Messen nicht weit her. Provinziell fällt mir übrigens zum Messegelände München ein.

  • Fettucine

    Frankfurt ist überhaupt nur wegen der Teilung Deutschlands und der Rolle als US-Hauptquartier nach WW2 zu jener Art von "Metropole" geworden die es heute ist.

    "Zentralbank" und "Flughafen" sind die beiden Pflöcke, die die Basis dieser Stadt bilden und diese "Pflöcke" waren schon Mitte der 1950 er Jahre gesetzt.

    Danach ist praktisch "nichts Neues" mehr passiert. Die Ansiedlung der EZB brachte - *Gott sei Dank* - wenigstens eine Stabilisierung des Finanzsektors.

    Seit 1991 dann aber ein sukzessiver, schleichender Niedergang. Vor allem die Verbände sind grösstenteils nach Berlin weggezogen. Von den grossen Lobbyisten fällt mir nur noch der VDMA und der VCI ein, die (noch) in Ffm. ansässig sind. Vielleicht schaut Herr Josef gelegentlich bei denen mal vorbei und fragt nach deren "Wohlbefinden" in Ffm. Es wäre nicht die schlechteste Idee bevor auch diese Reste sich zum Wegzug an die polnische Grenze rüsten.

    Der relative Bedeutungsverlust von Ffm. zeigt sich natürlich auch in dem durch und durch zweitklassigem Städtebau der hier betrieben wird.

    Hamburg hat die Zeichen der Zeit nach 1991 erkannt und mit dem Projekt "Hafencity" ab Mitte der 1990er Jahre städtebaulich enorm aufgerüstet. Das hat HH zwar auch nicht vor dem Berlin-Sog der Redaktionen und "Kulturschaffenden" geschützt. Aber die Stadt gilt heute immerhin als die attraktivste und "sympathischste" der Deutsche Metropolen. Hamburg wird sich immer als Metropole behaupten, eben wegen dieser starken "weichen Faktoren".

    Um Ffm. mache ich mir viel grössere Sorgen. Da helfen auch die paar Stahlbeton-Ekzeme nicht weiter, die derzeit im CBD noch errichtet werden.

    Ffm. benötigt einen "Quantensprung" im Städtebau - ganz so wie Fettucine es andeutet.

    Statt dessen haben die Planungen hier in Ffm. eher den Charakter einer "reaktiven Depression" auf den nach 1991 erfolgten Bedeutungsverlust.

  • Mit Umfragen ist das so ne Sache Fettucine. Dass Frankfurt in Deutschland ein schlechtes Image hat, ist ja nichts Neues und woran das liegt kann man streiten. Auch was "Beliebtheit" außerhalb der Landesgrenzen angeht wäre ich sehr vorsichtig. Die meisten verbinden mit Deutschland nunmal hauptsächlich Oktoberfest und Berliner Club-Kultur. Wenn ich mit der Erwartungshaltung Städte betrachte, ist es schwer gegen München oder Berlin nen Blumentopf zu gewinnen, zumal Frankfurt häufig eine Durchgangsstation für nur eine Nacht ist.


    Sehe jetzt nur bedingt wo es den Quantensprung braucht, zumindest wenn es ganz neue Viertel angeht. Oper-/Schauspielneubau, Projekte wie das Main Yard im Allerheiligenviertel, etc. liefern genug Spannung. Ansonsten die Stadt gezielt weiterentwickeln und Problemfelder angehen (Bahnhofsviertel, Teile der Innenstadt, o.ä.) und es wird sich schon ausgehen.

  • Ich bin eigentlich stiller Mitleser dieses Forums, aber als ich Beitrag #303 von Fettucine gelesen habe, ist mir ein Stück weit der Kamm geschwollen. In postfaktischen Zeiten kann und darf man das so nicht unwidersprochen stehen lassen.

    Frankfurt spielt in einer anderen Liga als Berlin oder München? Ja, das stimmt. Allerdings nicht so, wie es gemeint war. Frankfurt ist einzige Alpha-City im gesamten deutschsprachigen Raum im Ranking des Globalization and World Cities Research Network (Quelle). Frankfurt ist die einzige Global City Deutschlands. Die regelmäßigen Platzierungen in den Top 10 der lebenswertesten Städte der Welt laut Economist brauche ich hier nicht, zu wiederholen. (Auch Platz 17 im aktuellen Ranking heißt Nummer 1 in Deutschland.) Frankfurt ist die mit Abstand internationalste Stadt Deutschlands. Ich verlasse mich lieber auf belastbare internationale Rankings als auf Hörensagen (insbesondere von IAA-Besuchern in München, die ich eher für zweifelhaft halten würde).

    Frankfurt soll sich also an Berlin orientieren? Wenn es eine Analogie für einen Failed State auf kommunaler Ebene gibt, dann ist es Berlin. Berlin ist eine Failed City. Politik, Verwaltung und Infrastruktur sind dysfunktional (Quelle). (Ein Indikator ist der Krankenstand in der Verwaltung: Quelle. Vergleichbar ist nur noch Köln.) Berlin zieht das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands nach unten (Quelle). Ohne Berlin hätte Deutschland einen höheren Wohlstand (gemessen am BIP). Das gibt es in keinem anderen OECD-Staat. Ohne den Länderfinanzausgleich wäre Berlin finanziell nicht überlebensfähig. Die Hochhäuser des Potsdamer Platz können sich mit denen Eschborns messen. Die Skyline Eschborns ist ein ebenbürtiger Konkurrent für die von Berlin. (Manche halten Eschborn ja für einen Frankfurter Stadtteil. Dem möchte ich als Eschborner aber vehement widersprechen.)

    Ich komme beruflich bedingt in der Welt herum. Selbst in den hintersten Ecken Afrikas fragt man mich, was denn mit dem Flughafen Berlin-Brandenburg los sei. Die Frage ist mir peinlich. Ich schäme mich in solchen Momenten für Berlin. Das soll hier kein Berlin-Bashing sein. Ich mag Berlin! Ehrlich! Aber Frankfurt soll sich also an Berlin orientieren? Nein!

    Nun zu München. Ich habe sowohl in München als auch in Frankfurt gelebt und gearbeitet. München ist schön, nett und beschaulich. Aber München ist auch extrem homogen. Eine Metropole zeichnet sich aber durch Vielfalt aus. Du möchtest in München abends mal Teppanyaki essen gehen? Kannste vergessen! Du möchtest mediterrane Feinkost erwerben? Kannste vergessen! Wenigstens Currywurst? Zwei Läden! Was gibt es stattdessen? Leberkas-Semmel. Noch und nöcher. München ist ein sehr großes Dorf. Vielleicht das größte Dorf der Welt. Auch hier gilt: ich möchte kein München-Bashing betreiben. Ich mag München! Sogar sehr! Aber Frankfurt soll sich also an München orientieren? Nein, sicher nicht!

    Während München nett und beschaulich ist, ist Frankfurt faszinierend und spektakulär. Alleine das Projekt Four Frankfurt ist spek - ta - ku - lär. Vergleichbare Projekte braucht man in Deutschland nicht zu suchen. Da gibt es nichts. Four Frankfurt ist europaweit einzigartig.

    Woran sollte sich Frankfurt nun orientieren? An Global Cities wie New York, London, Paris und Tokio sowie an den Städten mit der höchsten Lebensqualität, wie z.B. Wien und Kopenhagen. Andere deutsche Städte taugen nicht als Orientierung.

    Bitte entschuldigt die Polemik, aber ich konnte nicht anders.

  • Fettucine

    Sorry, aber es kommt nicht auf Masse an, sondern auf Klasse. Und die hat Frankfurt, obwohl es dafür von keiner Bundes-/Landesregierung gepäppelt wird oder werden muß, wie Berlin, Stuttgart oder München, auf die wir aus unseren Türmen gelassen herabschauen können. Die sind inzwischen unser Markenkern, daran sollten wir weiterarbeiten. Frankfurt ist nun mal eine Stadt der Kaufleute, der Sinn für Prunk und Repräsentation ziemlich abgeht, deshalb kann es ja auch keine Plätze. Und die Felder für die Grie Soß sind mir auf jeden Fall zu schade um sie mit was auch immer zuzubauen.

    ries-van-der-mohe

    Danke! Kann ich nur unterschreiben.

  • Das erste Mega-Stadtteil würde ich zwischen Deutschherrenviertel und Kaiserlei erreichten. Die Flüge umrouten um daraus Wohn-Bebauungsland zu schaffen.

    Wenn Du das willst, müsstest du die Nordwest-Landebahn des Flughafens schließen. Deren Verkehr biegt bei Starts nach Osten über dem Kaiserleigebiet Richtung Norden ab und weckt bei Starts/Landungen nach Westen kurz vor sechs die dortigen Bewohner. Die Offenbacher wären für die Maßnahme dankbar, da damit im Kaiserleigebiet wieder neue Wohnbebauung möglich würde.

  • Eine Verfeinerung der Ästhetik und Expansion der City wäre wünschenswert


    Schöne Aussicht In der weitläufigen Landschaft der Stadtrankings, die du präsentierst, wird offensichtlich, dass die aufgeführten Ergebnisse kaum mit der Schönheit einer Stadt in Einklang stehen. Stattdessen zählen Faktoren wie wirtschaftlicher Stärke, Beschäftigungsmöglichkeiten, Gesundheitswesen und Klima etc. Zweifellos weist Frankfurt eine robuste Wirtschaft auf und fungiert als magnetischer Anziehungspunkt für Jobsuchende – eine Behauptung, die ich keinen Moment lang bestreite. Dies sind zweifellos die Stärken von Frankfurt. Allerdings entscheiden sich diejenigen, die auf der Suche nach Beschäftigung sind ihre Wege nach München, Hamburg oder London umzulenken, nachdem sie anderswo Gelegenheiten gefunden haben und aufgrund des wahrgenommenen Mangels an ästhetischem Charme der Stadt bzw. ihres eher provinziellen Auftretens aufgrund ihrer bescheidenen Größe.


    Ich zitiere aus der Frankfurter Neuen Presse:


    Gelöscht. Bitte kein Einfügen von Pressetexten.


    „Frankfurt ist nun mal eine Stadt der Kaufleute, der Sinn für Prunk und Repräsentation ziemlich abgeht, deshalb kann es ja auch keine Plätze."

    Es ist amüsant zu bemerken, dass deine Darlegung gewissermaßen die Bestätigung dessen darstellt, was ich zuvor erwähnte, auch wenn deine Absicht wohl eher war, einen anderen Standpunkt zu vertreten. Frankfurt war immer ein Zentrum für Kaufleute, und vor dem Krieg genoss die Stadt den Ruf, eine der schönsten in Deutschland zu sein. Die Frankfurter Altstadt zählte zu den herausragenden touristischen Anziehungspunkten im gesamten Land. Dies steht im klaren Widerspruch zu deiner These, dass „Kaufleute keinen Sinn für Repräsentation hätten". Im Gegenteil, es sind oft die Kaufleute, die aufgrund ihres Reichtums und ihrer weltweiten Kenntnisse einige der schönsten Städte der Welt gegründet haben. Ein Blick auf Städte wie Venedig, Amsterdam oder andere Handelszentren bestätigt dies eindrucksvoll.


    Schöne Aussicht Die Fakten unterstreichen die Bedeutsamkeit, dass Frankfurt sich eingehend mit den städtebaulichen Praktiken anderer Metropolen auseinandersetzen darf, um attraktiver zu werden. Eine solche Perspektive könnte dazu beitragen, dass mehr Menschen bewusst Frankfurt als ihren Lebensmittelpunkt wählen, anstatt andere Destinationen in Betracht zu ziehen. Hierfür bedarf es auch einer durchdachten und umfassenden Erweiterung Frankfurts, wie bereits angedeutet, durch die Etablierung von mindestens zwei bis drei zusätzlichen kompakten Stadtvierteln, die dem Vorbild von Sachsenhausen oder dem Bahnhofsviertel folgen.

  • Was Schönheit im Städtebau betrifft, da kann sich Frankfurt leider wirklich eine große Scheibe abschneiden von anderen Städten. Beim New Urbanism sind aufgrund Büros wie Nöfer, Krier, Patzschke etc vor Allem Berlin, aber auch Hamburg und Düsseldorf in Deutschland führend. Dort gibt es neuklassische Neu- und Umbauten fast am laufenden Band. In Frankfurt dagegen gähnende Ödnis, fast immer die gleichen gesichtslosen pseudomodernen Kisten, neuklassiche Projekte nur alle paar Jubeljahre mal. Hier kann man froh sein wenn wenigstens Landes, Mäckler oder Forster beauftragt werden, deren Entwürfe zwar in der Regel massiv besser sind als der sonstige Einheitsbrei, die aber bei weitem nicht an die Ästhetik von Büros wie den erstgenannten heranreicht.

  • Frankfurt-Bashing ist natürlich wahnsinnig angesagt mal wieder. Dank OB Feldmann gibt es dafür sicherlich auch recht viele Gründe. Die katastrophale Situation im Bahnhofsviertel, Niedergang der Zeil, wenig Freiräume für Kultur und Clubs, teurer Wohnraum, überlastete Ämter etc. pp. Aber auch die unzähligen liegengelassenen Chancen in den letzten Jahren tun weh (Überbauung der A661, Viertel nördlich des Günthersburgpark, Kulturcampus, Ansiedlung EU Behörden nach Brexit…).


    Doch viele der Kritiker kommen meiner Meinung nach von der vollkommen falschen Warte. Frankfurt sollte sich nicht mit Metropolen wie Berlin, London, New York vergleichen. Die Stärken unserer Stadt liegen in einer kompakten Übersichtlichkeit, die gleichzeitig Raum für eine Vielfalt lässt, die sonst nur eben jene großen Metropolen haben. Kurz gesagt kombiniert Frankfurt die Vorteile kleinerer Städte mit denen einer Metropole. In wenigen Minuten von den Hochhäusern des Bankenviertels mitten aufs Feld. Vom lebendigen Barviertel mit ein paar Bahnstopps auf die Couch im Haus im Grünen. Gastronomische Vielfalt und jede Menge gute Lebensmittel aus der Region. Dieses spannende Nebeneinander macht – übrigens auch und gerade für viele Expats aus meinem Bekanntenkreis -den Reiz der Stadt aus.


    Komplett ausgeblendet wird übrigens auch, dass uns andere dt. Städte um vieles beneiden. Schaut mal im Berliner Forum, was über die Hochhäuser geschrieben wird. Oder wie sehr viele Reko-Freunde auf die Neue Altstadt abgehen. Will sagen: Etwas Ausgewogenheit würde der Debatte gut tun.


    Was bedeutet das nun für Städtebau und Architektur (beide Begriffe werden in der Debatte munter durcheinandergeworfen)? Ja, es sollte in Zukunft eine dichtere Bebauung angestrebt werden – idealerweise nach der bewährten Formel der Gründerzeit mit kleinen Parzellen, Funktionsmischung, Raum für Kultur und gleich mitgebautem ÖPNV. Ein Gestaltungsbeirat kann ein gutes Mittel sein, um die Qualität der Architektur zu verbessern. Doch bitte keine Sim-City-Fantasien mit gigantischen Weltstadt-Projekten.


    Die ausgedehnten Kleingartenanlagenkolonien im Gebiet zwischen A5 und A661 im Norden des Mains bieten sich regelrecht für neue Viertel an. Statt grün für Private sollten dort dann auch viele kleine Parks und attraktive Plätze für alle entstehen (auch um der Ökologie und dem Mikroklima Rechnung zu tragen). Schade, dass die Politik bisher immer vor der kleinen, aber lauten Gruppe der Kleingärtner zurückschreckt. Weiterhin sollten wir über die Stadtgrenzen hinausdenken. Frankfurt lebt auch von einer attraktiven Region, die wir einfach noch besser anbinden und rund um die Bahnhöfe mit Augenmaß verdichten sollten.

  • Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, dass 1300 Jahre Geschichte ihre Spuren so deutlich hinterlassen wie bei Ries van der mohe.

    DIe mittelalterlichen Stammesfürsten von Otto über Heinrich, Lothar, Ludwig und wie sie sonst noch heissen, wären begeistert, dass ihr Vermächtnis des Primats der heimatlichen Scholle auch heute noch zu solchen verbalen Eruptionen führen, von ansonsten - laut Selbstauskunft - stillen Mitlesern, die jeden architektonischen Schund unkommentiert lassen und ertragen, aber ausflippen wenn vermeintlich der eigene Stamm verunglimpft und verglichen mit Bayern und Brandenburger als nachrangig angesehen wird.

    Und ein Hochhaus, das in Frankfurt gebaut wird, weil man hier leichter und mehr Geld verdienen kann als woanders, wiegt natürlich ungleich mehr im Ranking der Weltbesten zu sein als eine Leberkassemmel aus einem traurigen Dorf oder eine sowas von failed city in der mongolischen Steppe, wo alle krank machen, aber komischerweise trotzdem alle Welt dorthin will und es geil finden.


    Klar sind das alles ganz objektive Beobachtungen zum Alpha Ranking über Alpha City Frankfurt die uns der - laut Selbstauskunft - weltläufige ries da von sich gibt. Da wird das eigene Dorf zur Übermetropole und der Konkurrent als Dorf diffamiert bei diesem Zwergenvergleich mit München.

    Witzigerweise wird dann auch schnell im patriotischen Fieberwahn unterschlagen, dass Frankfurt und München ihren relativen Aufschwung nur dem Unglück Berlins nach 45 zu verdanken hatten und ursprünglich weniger eigenem Geschick und Können, dass sich bis dahin in Grenzen hielt.


    Dass man nach der Wiedervereinigung trotz allen 40 Jährigen Treueschwüren Berlin sich mehr oder weniger selbst überlassen hat. Alle grossen Firmen weg aus Berlin nach 45 und keine kam zurück, nicht mal als Hauptstadt konnte man sich durchringen , die Hälfte nach wie vor im vom Lobbiysmus getragenen Bonn. Um dann zu lamentieren wie Ries es macht, die seien gar nicht lebensfähig.

    Berlin mit Wowereit hat mehr für Deutschlands positiven Ruf und Image in der Welt beigetragen als Frankfurts Hochäuser es jemals könnten. So viel Länderfinanzausgleich kann man gar nicht zahlen was diese Imagekampagne Berlins der letzten 20 Jahre Wert ist. Das ist ein Fakt, der wirklich zählt.


    Der Egoismus Münchens, Bonn, Frankfurts und anderer zeigt diese geschichtlich vorhandene Präferenz der eigenen kleinen Welt und noch viel mehr, dass die wenigsten sich daran stossen. Für Bayern, Franken, Sachsen zählt der eigene Stamm mehr als alles andere, auch heute.

    Undenkbar wenn dieses Schicksal Paris oder London erteilt hätte.


    Ich frage mich auch immer wer so blöd ist und irgendeinen Wert auf diese Rankings legt Und sich dann besser fühlt oder in seiner Meinung legitimiert. Es gibt Millionen von Aspekten, die Einfluss auf Lebensqualität haben, es gibt keine objektiven Rankings.

    Was habe ich mit einem geldgeilen Hedgefondsmanager gemeinsam, der vielleicht Singapur voll geil findet. Was für eine Legitimität hat das für eine Stadt für alle anderen, die dort leben?. Keine, da ist doch eine leckere Leberkassemmel viel wichtiger.


    Der Berliner Flughafen funktioniert übrigens mittlerweile hervorragend und wer es nötig hat darüber noch Witze zu machen, vor allem im Vergleich zum Frankfurter Flughafen, der naturgemäss eine völlig andere Dimension hat, ist ein ganz armseliges Frankfurter Würstchen.

    Allein die Tatsache, dass man Berlin explizit so schlecht machen muss, sich permanent daran abarbeitet wie furchtbar dort alles ist um gleichzeitig heuchlerisch zu betonen wie sehr man doch diese Stadt mag, sagt eigentlich alles. Und dass Berlinern es völlig egal ist wie andere über die Stadt lästern, zeigt genau das Selbstverständnis was diesen ganzen Gernegross aus München, Frankfurt oder sonstwo, abgeht.

    Aber um das zu begreifen muss man wirklich mal in der Welt herumkommen.


    Was ich auch nicht verstehe, weil es so offensichtlich für mich ist. Deutschland hat aufgrund dieser stark ausgeprägten föderalen Struktur völlig unterschiedliche Zentren, deren jeweilige Stärken und Schwächen genau darin liegt, Vorzüge zu haben die andere nicht haben aber dadurch auch etwas fehlt.

    Weil Frankfurt verkehrsmässig und finanzmässig dominierend ist, hat es all das was diese phantasche Stadt ausmacht, vom Four über Messeturn und EZB, ein Alleinstellungsmerkmal und die einzige Stadt in Deutschlands, die architekturmässig überragend ist, wenn es um Neubauten geht. aber es kann eben nicht den Flair von Berlin mit seiner einmaligen Geschichte haben, das nun mal keine wirtschaftliche Übermetropole ist, dafür aber Menschen aus Kunst und Kultur angelockt hat die man so woanders nicht findet. Was einem mehr behagt, muss jeder für sich entscheiden. Es ist doch idiotisch eines gegen das andere auszuspielen.

    Ich komme aus München, und die Stadt.hat soviel zu bieten, genauso wie Berlin oder Frankfurt und andere Städte auch.


    Wir sollten uns freuen dass dieser jahrhundertelange Föderalismus so unverwechselbare unterschiedliche Städte geschaffen hat. Wer Rankings braucht um zu wissen, dass Frankfurt, München oder Berlin toll oder scheisse sind, dem ist eh nicht zu helfen.

  • Ich bin eigentlich stiller Mitleser des Frankfurt-Forums, aber als ich Beitrag #312 von ries-van-der-mohe gelesen habe, ist mir ein Stück weit der Kamm geschwollen. In postfaktischen Zeiten kann und darf man das so nicht unwidersprochen stehen lassen:

    Berlin zieht das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands nach unten (Quelle). Ohne Berlin hätte Deutschland einen höheren Wohlstand (gemessen am BIP). Das gibt es in keinem anderen OECD-Staat.

    Das trifft seit 2019 nicht mehr zu. Seitdem liegt das BIP pro Nase über dem deutschen Durchschnitt. Berlin wächst seit über zehn Jahren kontinuierlich und kann trotz Corona und russischem Angriffskrieg ein im deutschlandweiten Vergleich stark überdurchschnittliches Wachstum vorweisen. Quelle1, 2, 3 und 4. In der Hauptstadt/Land-Relation ist man im internationalen Vergleich natürlich immer noch weit hinterher, aber das ergibt sich aus der schwierigen Nachkriegshistorie und wird aufgrund der föderalen Struktur unseres Landes nie englische oder gar französische Verhältnisse erreichen. Was für das Land insgesamt gut ist und was auch ich als Berliner gut finde.


    Wo du allerdings recht hast, ries-van-der-mohe, ist bei Politik und Verwaltung. Es ist zum kotzen! LG aus B.

  • Theseus532, Zitat: "Für Bayern, Franken, Sachsen zählt der eigene Stamm mehr als alles andere, auch heute.

    Undenkbar wenn dieses Schicksal Paris oder London erteilt hätte".


    Da steckt viel Wahres drin was Du sagst, aber mMn. bitte etwas differenzierter:

    Was ist so schlimm daran, wenn sich Bayern, Franken und Sachsen ggf. näher stehen als dem mutmaßlich "Grossen Ganzen" (gemeint ist die nationale Einheit). Gegen deren jahrhundertelange Geschichte könnte die (stark wechselhafte) Situation nach 1871 noch als eher kurzweiliges Intermezzo von künftigen Historikern betrachtet werden.

    Du siehst es als "Undenkbar wenn dieses Schicksal Paris oder London erteilt hätte" ?.

    Wenn es dumm läuft, könnte GB als Nationalstaat schon bald Geschichte sein, wenn sich Schottland doch der EU zuwendet. Dann hätte London genau jenes Schicksal ereilt, was Du als "undenkbar" betrachtest - nämlich der Zerfall der "Nation". Im Übrigen würde London als Metropole ganz sicher nicht untergehen - London würde dann so eine Art "Hansestadt des 21. Jahrhundert" - global vernetzt aber ohne nationales Hinterland. So ein Konzept kann sehr gut funktionieren- die "Hanse" hat das gezeigt. Grundsätzlich ist London aber ein absoluter kosmopolitischer Ausnahmefall und nicht vergleichbar mit den übrigen letztlich territorial ausgerichteten Hauptstadt-Metropolen der europäischen Flächenstaaten (wie Madrid, Rom, Berlin und letztlich auch Paris).

    Madrid mit den rebellischen Katalanen stünde deutlich schlechter da als London im Falle eines Zerfalls der spanischen Nation.

    Rom hat im Übrigen auch derartige Probleme https://www.spiegel.de/politik…von-italien-a-960144.html

    Nur Paris hat es in seiner Geschichte geschafft den Rest des Landes dermassen zu "planieren" (materiell, soziologisch und damit auch städtebaulich - unser Thema im Übrigen) , dass es kaum um seine Dominanz wird fürchten muss. Aber sind solche Verhältnisse erstrebenswert ?

    Ich sehe das eher so wie eine Vielzahl der Regionen in Europa es auch zu sehen scheint. Lieber "Freiheit in (europäischer) Vielfalt" als "Unfreiheit in nationaler Einheit und (letztlich) auszehrendem Hauptstadt-Zentralismus".