Lehrter Stadtquartier & Hauptbahnhof Umfeld

  • ^ Ich verstehe, was Du meinst, aber "abweisend" scheint mir nicht das passende Wort zu sein. Vielleicht "hermetisch"?

    Hier zwei aktuelle Impressionen (von gestern):


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    Bilder von mir.

  • Wovon sprichst du?!? Der Cube ist zwar tatsächlich wunderbar, aber er steht am Washingtonplatz, nicht am Europaplatz. Außerdem steht er dort eingerahmt durch mehrere Gebäude mit sogenannten "Schießscharten"-Fassaden, sowohl direkt am Platz mit dem Kennedy-Haus als auch am gegenüberliegenden Ufer des Kanals zum Humboldthafen, am Alexanderufer. Am Europaplatz, auf der anderen Seite des Bahnhofs, sieht man mit Motel one, Tour Total etc. ebenfalls genügend Vertreter von "Schießschartenfassaden".

    Da habe ich die Plätze vertauscht. Das stimmt. Allerdings bin ich grad am Zweifeln, was für dich alles Schiessschartenarchirektur ist. Das Steigenberger ist z. B. Keines. Jedenfalls für mich nicht. Das Futurium nicht, die Tehranibauten nicht, das Edge nicht, das Amano nicht und selbst das Meiningen nicht. Vom 50Hertz ganz zu schweigen. Du siehst, meine Aussage, dass nicht alle Gebäude diese Schiessschartenstrukur aufweisen, ist nicht zu weit her geholt.

  • Die Gebäude in der EC und am Washingtonplatz sind eigtl. relativ hochwertig und mit Sicherheit kein "Billigwerk", aber sie unterstützen eine verfehlte Stadt/Baupolitik, die damals von der Prämisse ausging, dass ein Regierungsviertel quasi per Definiton "unurban" zu planen ist. In diesem Sinne ist die Leere und Weite, die dort immer noch vorherrscht, gewollt.


    Warum man aber den Washingtonplatz derart introvertiert gestaltet, dass sich dort 4 gleichförmige Schuhkartonkisten im Rasterquartett anordnen, die mit Ausnahme des Steigenberger Hotels allesamt völlig abweisend gestaltet sind, scheint mir die totale Visionslosigkeit zu sein. Hier hatte man die riesen Chance, ein neues RV entstehen zu lassen, nach modernsten Kriterien einen demokratischen Raum gestalten zu können, der auf keinerlei Altbauten ect. wie sie in anderen Regierungsvierteln anderer Großstädte oft zu finden sind Rücksicht nehmen muss, die totale gestalterische Freiheit quasi und die Mittel eines auf Staatsebene unglaublich reichen Landes und wir bekommen u.a. das hier:


    Bilder Eigentum von Stefan Müller


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  • DerBe Mein Beitrag bezog sich auf Deine Aussage, dass man auf der Seite des Hbf, auf der der Cube steht, "überhaupt keine" Schießscharten-Fassaden sähe. Ich sagte nicht, dass sich dort ausschließlich solche Fassaden vorfinden, aber durchaus einige. "Überhaupt keine" ist deshalb irreführend.

  • ^ Ja, schon klar.

    Für mich zieht der Cube alle Blicke auf sich. Das ist das Erste was man sieht, wenn den Platz betritt.

    Anyway, wenn es gelingen sollte, das noch freie Grundstück am Humboldt Hafen wertig zu bebauen, wäre viel für die Gesamtschau gewonnen. Dann wäre der WP ordentlich gerahmt.

  • Besonders ernüchternd ist ja auch die farbliche Tristesse. Grau, Dunkelgrau, weiß oder halt Glas. Das wars. Jeder Baum ist eine Wohltat. Auch die Moltkebrücke ist ein Farbtupfer, ohne den die Gegend unglaublich ärmer wäre. Man wünscht sich ja keine quietschbunten Gebäude, aber etwas Lebendigkeit in der Gestaltung muss doch möglich sein.

  • Vollzitat gelöscht. Die Quote-Funktion bitte sparsam einsetzen. Danke

    Also ich kann deiner Analyse nicht ganz folgen Ich denke die Gebäudeanordnung am Hbf mit den entsprechenden Freiräumen ist äußerst gut gelungen.

    Ebenso fehlt ja noch ein wichtiges Puzzle. Das Gebäude auf dem zukünftigen S Bahnhof, das gibt der Anordnung dann die endgültige Fassung. Als unurban empfinde ich diese Ecke bestimmt nicht, ich denke sie ist einer der gelungensten in Berlin aber das empfindet jeder anders.


    Wenn denn diese Prämisse jemals erörtert worden wäre, dann wäre es bestimmt nicht möglich so unbeschwert an Kanzleramt und Regierungsgebäude heranzukommen, auf der Reichtstagswiese Fussball zu spielen, an der Spree zwischen den Gebäuden entlang zu schlendern und sich die Nasen an den Fensterscheiben des Paul Löbe und Elisabeth Lüders Haus plattzudrücken. Es herrscht bestimmt keine Abgeschlossenheit sondern anders als in den meisten Hauptstädten ist dieser Regierungsbezirk absolut bürgernah. Dass man keine Einkaufsmall auf der Reichstagswiese gebaut hat und das Südüfer des Spreebogens unbebaut gelassen hat, empfinde ich als ein Gewinn und nicht als Mangel von Urbanität.


    Ebenso kann ich absolut nichts anfangen mit dem Begriff 'eines demokratischen Raums'. Was das sein soll, erschließt sich mir nicht und ich kann mir darunter auch nicht so recht was vorstellen. Was ist an denn an den gegenwärtigen Gebäuden 'undemokratisch'?


    Worüber ich mich allerdings freue, ist die Abbildung der Berta. Ich finde das Gebäude richtig gut, ein geiler Klotz sozusagen. Für mich das beste der vier Würfel, die da gebaut wurde.

  • ^

    Es geht nicht so sehr um die Freiräume, die finde ich im Prinzip auch gut (wenn es denn in der Ferne denn mal ein paar neue Hochpunkte zum Erblicken gäbe), es geht mir um die Einfallslosigkeit, vier Schuhkartons in einem 90° Straßenraster anzuordnen und darum, wie kalt, grau und abweisend diese Gebäude gestaltet sind. Der Cube ist allerdings okay, auch in seiner Introvertiertheit, weil die Introvertiertheit hier in der Architektur aufgeht und einen Sinn hat.


    Die "Demokratieferne" zielt nicht darauf ab, dass der Bürger hier "ausgeschlossen" wäre, aber ist er "eingeschlossen" wie es Schultes "Band des Bundes" einmal vorsah? Ist die Möglichkeit, seine Nase von außen ans Paul-Löbe-Haus drücken zu können, schon in diesem Sinne als "teilhabe" zu verstehen? Siehe: Der Bundestag bricht sein Versprechen

  • ...Ich meine die Stelle, wo die Gleise über die nördliche Friedrichstraße laufen. Wenn man auf Höhe des Internationalen Handelszentrums steht und in Richtung Norden zur Weidendammer Brücke blickt. Der Anblick ist nämlich ähnlich: Gleise laufen oberirdisch über die Straße. Seitlich Fassaden, die ziemlich nah an die Straße rücken (zumindest auf der rechten Seite). Und das Fehlen von Bäumen ....

    ..eng und durchaus ähnlich. wobei das nach meiner einschätzung nicht so zu vergleichen ist, da dort nicht nur neubauten stehen. die fensterfronten sind nicht so gleichförmig und durch die straßenbahn und die u-bahn stationen und geschäfte ist die straße natürlich viel bewegter. aber ich will gar nicht den einen mit dem anderen ort vergleichen. mir fällt nur auf das ich mich als mensch in so einer konformität in der gestaltung sehr unwohl fühle. nicht willkommen. und das geht mir eben im umfeld des bahnhof´s eben so. vielleicht ist man auch diesen ewigen "construction" zustand leid.

    mit fällt nur auf das es bei hotel und geschäfts-neubauten eine ziemliche einfallslosgikeit zu geben scheint und das lange schmale fenster in raster from wohl gerade so in mode sind und einen erdrücken. mich spricht jedenfalls diese zweckarchitektur nicht an. im gegenteil. ich finde sie wahnsinnig abweisend. aber wie gesagt, vielleicht sind meine rezeptoren die da angesprochen werden sollen nicht sensibel genug für diese nüchterne architektur. das kann ja sein. ist ja alles sehr subjektiv.

    Einmal editiert, zuletzt von markoma1 ()

  • Für eine solche Stadt, in der die Bebauung jeder noch so vernachlässigten Brachfläche sofort schrillen Kreischalarm verschiedenster Grünflächenbewahrer aus Senat, Bezirk und Nimbynachbarschaft auslöst, und zukünftig womöglich jeder Neubau dach-, und fassadenbegrünt werden soll, ist es schon sonderbar, dass die “neuen” Plätze und Straßen fast überall ohne Baum, Strauch oder Rasenfläche auskommen. Der WP bildet da, gepflastert in grau und gerahmt in grau, keine Ausnahme- egal ob die Fassaden nun aus Schießscharten oder schmalen, horizontalen Fensterbändern bestehen.

  • Deine Bilder sind super lieber Bonteburg. Das was sie zeigen bestätigt allerdings meinen Eindruck. Das Edge ist ne scheusslich verdruckste Kiste mit ganz schlechtem Fengshui, der Cube spiegelt nur seine Umwelt und lässt keine Einblicke zu und dieser Berliner Hüttenzauber jetzt davor passt echt wie die Faust aufs posemuckelige Auge. Bbbbbrrrrrrrrrrrr

  • ^

    Ich find das Edge soliden Standard. Man muss ja in der Gegend schon fast loben, dass es sich traut die Würfelform mit dem ein oder anderen Sprung hier, einer runden Ecke dort zu "filigranieren".
    Den Cube muss man in echt sehen, der ist schon was besonderes. Stimmt schon, dass die Reflektionen wenig Einblick ins innere erlauben, aber durch die verschiendenen WInkel ergeben sich je nach Betrachtungsort völlig unterschiedliche Szenieren auf seiner Fassade. Das hat sich der Bauherr sicher einiges kosten lassen, ich erinnere mich noch gut wie lange die Montage der verspiegelten Fassadenelemente gedauert hat. Durchaus mutig und im Ergebnis unterhaltsam. Zumal der hohe Glasanteil ja quasi mit dem Hauptbahnhof korrespondiert.

  • Das Edge ist ne scheusslich verdruckste Kiste mit ganz schlechtem Fengshui, der Cube spiegelt nur seine Umwelt und lässt keine Einblicke zu und dieser Berliner Hüttenzauber jetzt davor passt echt wie die Faust aufs posemuckelige Auge. Bbbbbrrrrrrrrrrrr

    Danke ;)


    Ich bin nach wie vor ein Fan des Edge und generell der ganzen Ecke, die auf mich irgendwie einen kühlen Charm versprüht, wie eine Mischung aus Jacques Tatis Playtime und einer schwarzweiß-Zeichnung einer modernen Stadt oder so ähnlich.


    (Ich bin übrigens NICHT dort im Hotel gewesen – ganz schön teuer für meine Verhältnisse die Gegend).


    Auch den Cube und den Washintonplatz weiß ich zu schätzen.


    Absolute Zustimmung zu Deinem Buden-Koller.

    Das ist einfach so traurig und billig... aber als Motiv natürlich sehr interessant.

    Vielleicht auch eine liebenswerte Berliner Eigenart die wir aus Betriebsblindheit weniger schätzen als ausländische Touristen usw.

  • Der unsägliche Budenzauber ist definitiv keine Berliner Unsitte, sondern eine deutsche. Frankfurt, Köln usw. usf.


    Zentrale Plätze mit Buden zu bespielen, sollte verboten werden.

  • Stimmt, ist in HH auch so... obwohl das im Vergleich zu Berlin eher harmlos ist.


    Ich bin da auch halb bei Dir.


    Zumindest sollte man es in etwas geregelte Bahnen lenken.


    Erstmal finde ich es fürchterlich, wie man streckenweise einfach nicht mehr zwischen Frühlingsrummel, Sommerbasar und Weihnachtsmarkt unterscheiden kann, es ist alles ein Dauerbrei aus Zuckerherzen, Glühwein und Angsträumen.

    Hier sollte man vielleicht einfach mal klare Zeitfenster und deutlich spürbare Pausen einführen.


    Zum anderen könnte man an gewissen Orten die Buden aus ihrem hölzernen, improvisierten Zustand herausholen und sich ein Konzept überlegen, wie man so etwas mit stilvollen, permanenten Pavillions hinkriegt. Z.B. finde ich den Naschmarkt in Wien ganz toll.

    Zwischen prominenten Jahresfesten könnte das mit normalen Marktgeschehen bespielt werden.

    Als Orte für sowas könnte man verkehrsberuhigte überbreite Straßen anvisieren und sollte Plätze, die durch ihre Geräumigkeit wirken sollten, tunlichst verschonen.


    Wahrscheinlich ist es wie so oft bei nervigen Sachen (Nikoläuse bei REWE im September, Werbeanrufe, Fussballstadien, die ständig den Namen wechseln) einfach so, das es sich unterm Strich finanziell total lohnt.


    Also: das nächste Mal wenn man den kleinen Hunger hat, erstmal auf das Smartphone gucken ob gerade Weihnachten vor der Tür steht, und erst dann die Budenzeile in Betracht ziehen ;)

  • Nu hat ja erstmal bis Ende November alles zu, ich nehme an das gilt auch für die Buden. Da in Berlin ja neuerdings immer nur bis zum nächsten Gerichsurteil regiert wird, dürfte das letzte Wort hier noch nicht gesprochen sein. Ich kann die Buden außerhalb der Weihnachtszeit auch nicht leiden, finde aber das Konzept des Weihnachtsmarktes verteidigenswert, weil es Teil unserer kulturellen Identität ist. Ein Schützenfest brauch ich aber nicht in Berlin.

  • Schade, dass der Bau des zweiten Teiles des Gebäudes sich verschiebt, man hört auch nichts, ob und wann das gebaut wird.


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    Bilder von Theseus (dedié a G.H.)