Beiträge von Gluehstrumpf

    Frage eines fachlichen Laien:

    Sehe ich das richtig, dass der zentrale Fahrstuhlschacht zum Transport des Beton zur Spritze benutzt wird? Und die Spritze die gesamten Geschoßflächen abdeckt? Ist das üblich? Die Verwendung des Fahrstuhlschacht dafür liegt ja nahe. Mir erscheint es aber beim Estrel irgendwie auffällig und besonders effektiv.

    Ist die Skybar öffentlich oder nur für Events gedacht?

    Von der EUREF Website:

    "Die Gasometer Sky Dachterrasse wird zukünftig an ausgewählten Tagen für die Öffentlichkeit erlebbar sein. Wir halten Sie dazu auf dem Laufenden."


    Also bei Gelegenheit einfach auf der Website vom EUREF Campus Berlin schauen, vielleicht hat man Glück und erwischt mal einen öffentlichen Tag. ;)

    Mal positive Nachrichten für Berlin und den BER:


    In der Berliner Zeitung wird in diesem Artikel auf Platz 1 des BER im europäische Ranking der Flughafenbeliebheit des Reiseportals Eurochange hingewiesen. Wie aussagekräftig das ist sei mal dahingestellt. Aber zumindest in dieser Umfrage punktete der BER mit kurzen Wartezeiten an der Sicherheitskontrolle, Spielmöglichkeiten für Kinder an der Gepäckausgabe sowie dem fliegenden, roten Kunstwerk in der Eingangshalle (!).

    Ich glaube, ich habe Herrn Streletzki schon ein Dutzend mal in diesem Thread gelobt und es ist doch nie ausreichend. Was er dort in Neukölln auf die Beine gestellt hat und jetzt auch noch Berlins ersten echten Wolkenkratzer obendrauf, dazu im vielversprechenden Design, ist mit einigen anerkennenden Worten noch lange nicht genug gewürdigt. Unternehmertum ala Streletzki braucht die Stadt.


    Das Hochhaus ist sein wohlverdientes Denkmal.

    ^^ Die ökologische und auch ökonomische Gesamtbilanz der neuen Haltestellenüberdachungen [...].


    Wird denn hier tatsächlich mit CO² Reduktion argumentiert? Das wäre vom Effekt her wirklich unsinnig, aber passt natürlich werbetechnisch gut in den Zeitgeist. An sich ist Haltestellenbegrünung aber durchaus positiv, je nach Design optisch,aber vor allem stadtklimatisch, als Regenwaserretention und Kleinbiotop.

    Ich möchte mal wieder etwas zum Thema Windkraftnutzung zur Diskussion stellen. Vorweg möchte ich (erneut) betonen, ich halte die Technologie an sich für vielversprechend und sinnvoll, die politischen Maßnahmen zur Umsetzung jedoch nicht.


    Angefangen hat der Thread ja mit dem Für und Wider der Kleinwindanlagen im urbanen Bereich, meine Meinung dazu hab ich ja bereits dargelegt. Die großen Windräder im MW-Leistungsbereich ergeben ein völlig anderes Einsatzprofil. In Höhen von etwa 100-200 Meter nutzen sie den freien, laminaren Luftstrom abseits der Geländerauigkeit und können so beachtliche Erträge erzielen. Gebündelt in Windparks können so, bei entsprechendem Wind, Stromerträge vergleichbar eines Großkraftwerks erzeugt werden. Ohne Emission von Schadstoffen oder Logistik der Brennstoffanlieferung.


    Jetzt kommt das ABER, das bei mir in letzter Zeit leider immer größer wird. Neben negativen optischen Wirkungen und Schallemissionen, die eher lokal "nur" das Empfinden der Menschen vor Ort stören, Versiegelung von Wald- und Ladwirtschaftsböden, Vogelschlag und ungelösten Problemen der Entsorgung nach Betriebsende gewinnt für mich ein weiterer, sehr negativer Aspekt, in letzter Zeit Bedeutung.


    Das lange bekannte Problem der Turbulenzbildung (Wake-Effekt, siehe erstes Foto dieses Artikels) hinter bzw. Staueffekte vor den Rotoren wurde lange Zeit als reines Effiziensproblem der Stromertragsbildung bzw. mögliches Schadrisiko an den Rotorblättern betrachtet. Ein Windrad wird hoch gebaut, damit die Rotoren möglichst laminar und gleichförmig angeströmt werden. Verwirbelungen können lokal große Kräfte bewirken, den Ertrag mindern und die Rotoren beschädigen. Windräder in Windparks könne sich entsprechend gegenseitig "verschatten", daher wird bei der Planung u.a. die Hauptwindrichtung beachtet.


    Von Gebirgen bekannt ist, dass diese einen Regenschatten erzeugen. Sie zwingen den Luftstrom luvseitig aufzusteigen, wobei es zu einer adiabatischen Abkühlung von etwa 1°C/100 Höhenmeter kommt, sind die Luftmassen eher kühl und feucht und/oder das Gebirge hoch kondensiert die Luftfeuchtigkeit und es fällt Steigungsregen. Hinter dem Gebirge fällt die nun trockene Luft ab und erwärmt sich wieder, Regenschatten und Fön-Effekt im Alpenvorland kennt sicher jeder.


    WIndräder sind allerdings zu klein und verquirlen die Luft eher, als dass dieser lange bekannte Effekt eine Rolle spielt. Sie beeinflußen die Luftmassen anders. Daher blieben ihre externen Effekte lange unbeachtet.


    Ohne Windräder ergibt sich, je nach vorhanderer Geländerauigkeit, eine gewisse, stabile Schichtung der Luft. Bodennahe Schichten sättigen sich mit der Feuchtigkeit von Böden/Pflanzen/Gewässern auf und schwächen die Verdunstung im ganzen so ab. Niedrige Hindernisse (<10 Meter), wie die in der Landwirtschaft genutzten Knicks, reduzieren die Bodenwindgeschwindkeit und schwächen ebenfalls die Verdunstung. Windrädern hingegen vermischen die Luftmassen zwischen 0 - 500 Meter und zerstören diese Schichtungen. Die bodennahen, gesättigten Luftschichten werden mit der trockeneren Höhenluft vermischt und verwirbelt. Insgesamt können so die Luftpakte deutlich größere Mengen Feuchtigkeit aufnehmen und in einer "einheitlichen Luftschicht" bis 500 Meter gleichmäig verteilen. Zudem können sich die Bodentemperaturen erhöhen, da sich normalerweise Nachts die Böden und damit die bodennahen Luftschichten durch Wärmestrahlung in den Weltraum stärker abkühlen als höhere Luftschichten und Windräder aber nun diese höheren, wärmeren Luftschichten mit der kühleren Luft verwirbeln, also de facto nachts die Böden mit warmer Luft anpusten. Wie relevant diese Effekte auf größeren Skalen ist; dazu ist die Forschungslage zur Zeit eher unklar. Von völliger Ablehnung über kleinflächig nur direkt hinter dem Windrad bis zu 50 km und mehr Beeinflussung ist alles zu finden. Der Einfluß eines einzelnen Windrades ist sicher nicht relevant, bei den derzeit 30.000 Windrädern summieren sich diese möglichen Effekte allerdings. Betrachtet man das Bild aus dem oben verlinkten Artikel erscheint ein Einfluß auf mindestens einige Kilometer aber mehr als deutlich.


    Für mich ist die Faktenlage dazu derzeit eindeutig noch zu unklar, um sie abschließend zu bewerten. Beim Einsatz der Windkraft muss sie aber für die Zukunft bedacht werden. Wir stellen unserer Engiesystem (zumindest bis zu dem Zeitpunkt als geostrategische Motive im Februar 2022 die Oberhand gewannen) ja gerade wegen der negativen, externen Effekte um. Diese sind eben auch bei den regenerativen Quellen vorhanden, wenn auch nicht so eindeutig wie ein Tagebaurestloch oder ein qualmender Schornstein.


    Nach meiner Meinung wäre jetzt der Ausbau von Speicherlösungen bedeutend sinnvoller als weitere Windanlagen zu bauen, die bei Flaute alle nix liefern und bei starkem Wind vermehrt abgeriegelt (aber vergütet!) werden müssen. Und wir sollten endlich die Dachflächen und Fassaden mehr für PV nutzen.

    Leider wirkt der Turm wie unfertig [...]

    Auf den ersten Blick empfand ich das ähnlich, aber bei längerer Betrachtung erschließt sich dann schon das Konzept.
    Ganz bewusst soll durch den Denkmalschutz der ehemalige Charakter als Gaspeicher erhalten bleiben, der Büroturm übernimmt dabei optisch die Rolle des gefüllten Gasbehälters und dieser ragte ja auch nicht über das Gestell hinaus. Ich find das in Ordnung und eigentlich auch gut umgesetzt. Wie der ganze EUREF-Campus an sich.

    ^^ Interessant, was auf dem Bauschild steht. Die "Hinterlassenschaften der Sprayer-Szene" als aktuelle und zukünftige Gefährdung. Geht es dabei um nicht restentleerte und entgegen den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft zwischengelagerte Dosen, um mal im Duktus des Senats zu bleiben? ;)
    Und folgende Frage kam da bei mir auf: Ist es bei der Entsorgung von besprayten Mauerwerk bzw Putz ähnlich wie bei behandeltem Holz? Muss es als Schadstoff behandelt und entsorgt werden?


    90% aller Graffiti "Kunstwerke" empfinde ich zwar ohnehin als ärgerliches Geschmiere, aber manche karge Betonwüste kann dadurch auch durchaus positiven urbanen Flair gewinnen. Den Entsorgungsaspekt hatte ich dabei tatsächlich nie auf dem Schirm.


    Unnötiges Zitat entfernt.

    Die Baustelle sieht tatsächlich aus wie Kraut und Rüben, aber es gibt immerhin stetigen Fortschritt. Im Großen und Ganzen habe ich doch Vertrauen in die erfolgreiche Umsetzung, Streletzki, als Bauherr, hat seine angefangenen Projekte bisher noch immer mit Erfolg umgesetzt, ich denke, es wird ihm auch hier gelingen. Zumal ihm, 82-jährig, wohl auch bewusst ist, mit dem Turm sein letztes großes Lebensprojekt zu bestreiten. Ich denke, er will sich damit auch selbst ein Denkmal (völlig zu recht!) setzen. Berlin und gerade Neukölln haben ihm unglaublich viel zu verdanken.


    "September, Oktober und November 2022 waren die drei besten Monate seit unserer Eröffnung 1994" sagt Streletzki in diesem Interview. Das Estrel scheint trotz der turbulenten Zeiten in einer guten Position zu sein. Einen stetigen cashflow garantiert durch Kongreße und Firmenkunden. Über den Turm selbst sagt er, dieser habe sich sehr verzögert und verteuert, aber eine Eröffnung bis spätestens Mitte 2025, mit Ziel noch 2024, stehe.


    Da ich als fachlicher Laie nichts zur angewandten Bautechnik sagen kann, möchte ich nochmal auf den baldigen Ausblick aus dem Veranstaltungsraum in den beiden obersten Etagen hinweisen. Das wird sicher grandios.

    Mit bereits entwickelt auf stabilen Energieniveau meinte ich, dass wir die wirtschaftliche Entwicklung bereits hinter uns haben und nicht die Wachstumsdynamiken eines Chinas aufweisen. Dass wir den Zenit erstmal wieder überschritten haben und hoffentlich nicht zum middle-income country degradiert werden, nun ja...

    Deswegen habe ich persönlich auch so Probleme mit unseriösen Versprechungen. Erneuerbare Energie ist nach wie vor ein Luxus, den sich eine Gesellschaft leisten können muss, verlieren wir unseren Wohlstand, verlieren wir auch den Fortschritt im Umweltschutz. Da braucht man sich nur die Umweltschäden in der DDR anschauen, gruselig.

    Bitte nicht das Wörtchen "wir" benutzen. ...

    Ich meine "Wir" im Sinne der Gesellschaft, von der wir nun mal alle Teil sind. Wie man zu einzelnen Themen auch stehen mag, Wir sind nunmal alle diese Gemeinschaft. Mit 83 Millionen Mitgliedern wird sich auch wohl kaum irgendein Thema finden lassen, bei dem alle einer Meinung sind. Egal wie sich entschieden wird, mehr oder weniger Leute werden immer damit nicht einverstanden sein. Beim Thema andere Meinungen zu "canceln" seh ich allerdings auch ein Problem. Man muss vllt mal selbst in den Spiegel schauen, wenn man andere Meinungen nicht erträgt und verbieten will.


    Ich denke ganz generell ist eine deutliche Mehrheit für einen Wechsel von Kohle, Öl und Gas (Kernspaltung ist ein ganz eigenes Thema) hin zu langfristig tragfähigen Techniken. Über das wie und wann lässt sich dann natürlich auch wieder vortrefflich streiten. Die Energiewende, wie sie derzeit umgesetzt wird, halte ich auch für eine Katastrophe! Die Absicht dahinter finde ich aber richtig! Ein Feind von Kohle oder Öl bin ich trotzdem nicht. Ich würde die bestehenden Kraftwerke auch niemals so kopflos, heute hü morgen hott, vom Netz nehmen. Wie man sieht ist unsere Netzinfrakstruktur darauf noch lange nicht vorbereitet. Und wenn wir uns selbst unsere eigene Infrastruktur zerschießen ist damit überhaupt niemanden gedient. Außer vielleicht man ist in Sachen Umweltschutz zuweit in die Radikalität abgedriftet.

    Du erwähnst die "Ineffiktivität von Wind- und Sonennernegie", kannst du das näher ausführen? Wenn man den pro erzeugter kWh errechnten Aufwand in Material, Arbeitszeit, benötigter Infrakstruktur, Umweltfolgeschäden, etc berechnet sind diese Techniken per se mitnichten ineefektiv oder besser: nicht ineffizient! Selbstverständlich haben sie auch negative Effekte, bei der Windkraft hast du ja einige erwähnt. Die Frage ist, ist ein Kohlekraftwerk da besser pro kWh?

    Das große Problem in diesen Technologien sehe ich vielmehr darin, dass unser Stromnetz nun einmal gemeinsam mit Kohle groß geworden ist, dementsprechend auf einzelne Großerzeuger ausgelegt ist. Das ist über die letzten ~120 Jahre halt so gewachsen. Für die dezentrale Erzeugung durch Millionen "Kleinkraftwerke" mit schwankender Produktion ist es nicht gemacht. Man hat den Bedarf an Speichern völlig unterschätzt und vernachlässigt. Das macht die Windkraft oder die PV aber nicht ineffizient an sich. Und was z.B. den Vogelschlag an Windrädern angeht, ja ist ein Problem, aber allein Hauskatzen töten geschätzte 200 Millionen (!) Vögel jedes Jahr in Deutschland, bei den Windrädern gehen die Schätzungen von 100.000 - 250.000 pro Jahr aus, ein winziger Bruchteil. Wobei man auch fairerweise sagen muss, Windräder töten eher seltene Großvögel wie Milane während Katzen Allerweltarten wie Sperlinge bevorzugen.

    Wenn wir aber so argumentieren, kann ich auch in den Ring werfen, dass Kohlekraftwerke mehr Radioaktivität freisetzen als AKW. Ein interessantes Paper dazu. Kohle ist geologisch vergesellschaftet mit Uran-, Thorium- oder radioaktiven Kalium-40haltigen Material. Durch den hohen Kohledurchsatz gelangen auch relevante Mengen dieser radioaktiven Elemente in die Umgebung. Ich persönlich sehe die Strahlenmengen als unkritisch an, aber sie sind vorhanden, und ich habe Verständnis dafür, wenn Leute glücklicher ohne diese Emissionen wären.


    Es gibt einfach kein, wie sagen es die BWL'er so schön, free lunch. Weltweit werden Kohle, Öl und Gas noch viele Jahrzehnte Hauptenergieträger sein, wachsende Gesellschaften wie China oder Indien sind schlicht zu energiehungrig. Wir, als bereits entwickelte Gesellschaft auf einem stabilen Energieniveau, haben eine ganz andere Ausgangslage. Deutschland war Weltspitze bei der PV, vielleicht schaffen wir es beim klugen Stromnetzmanagement oder der Kernfusion ja in Zukunft auch wieder. Daraus ließe sich auch gut Kapital schlagen. Es wäre ein wünscheswerter Weg. Derzeit verlieren wir leider ja in vielen Bereichen den Anschluß zur Weltspitze.


    Zitat gekürzt.

    Ich halte dezentrale, verbrauchernahe Erzeugung auch für einen guten Weg! Im Idealfall mit einer vor Ort vorhandenen, sich quasi "nicht verbrauchenden" Ressource wie eben Wind oder Sonne. Ganz nach deinem Motto KaBa "Kleinvieh macht auch Mist".

    Was mich zu meinem viel zu langen Post von Gestern bewogen hat, war wiedereinmal dieser in meinen Augen völlig unsachliche, ideologische Journalismus. Windkraft und auch Kleinwindanlagen sind an sich eine gute Technologie. Aber sie sind, und das ist vielfach durch praktische Erfahrung bezeugt, völlig ungeeignet für urbane Räume. Für den landwirtschaflichen Betrieb auf dem Land oder das produzierende Gewerbe am Ortrand, da mag ein kleines privates Windrad zum direkten Verbrauch Sinn haben, absolut. Auf Gebäuden, in denen eventuell auch Menschen wohnen oder sich längere Zeit aufhalten, und die eng umbaut sind versagt dieses Technologie völlig. Das ist ja an sich nicht schlimm. Man bewertet einen Fisch ja auch nicht nach seinen Flugkünsten.


    Mich ärgert, dass durch solche Artikel ineffiziente Anwendungen indirekt gefördert werden, die bei den Betroffenen zu Frust, finanziellen Schäden und im schlimmsten Fall völliger Abneigung regenerativer Energieerzeugung führen können.


    In der Stadt nutzen wir die Dächer mit PV oder Solarthermie um ein vielfaches besser aus. Die Speichertechnologie macht auch Fortschritte, wenn sie auch noch nicht da ist wo sie sein muss um wirklich im großen Maßstab Erzeuger- und Lastspitzen zu verbinden. Da haben wir meiner Meinung nach derzeit sogar ein problematisches Missverhältnis. Im Sommer kommen am Mittag bis zu 40 GW PV Strom ins Netz, das sind gigantische Mengen. Unsere Netzinfrastruktur ist weit davon entfernt mit solchen Mengen gut umzugehen. Der zunehmende Aufwand durch Eingriffe zur Netzstabilisierung wird ein immer größeres Problem.

    Während die Kleinvieh macht auch Mist und Direktverbrauch Strategie sicher weitergefahren werden sollte und das Netz ja entlasten kann, wäre es eventuell besser statt großer PV-Anlagen im MW Bereich lieber Speicherlösungen im GWh Bereich zu finden. Da passiert ja auch viel, aber da könnte mehr Dampf gegeben werden. Zustände wie ganze Windparks die trotz Wind abgeregelt (aber vergütet!) werden müssen um einen Netzkollaps zu verhindern sind deutliche Warnzeichen und treiben die Kosten immens in die Höhe. Und das liegt nicht daran, dass Windkraft oder PV schlecht sind, das sind Planungsfehler.

    Mal wieder was Aktuelles.

    In der Berliner Zeitung (leider hinter der Bezahlschranke, vllt gibt es jemanden mit Zugang der uns mehr zu dem Artikel erzählen kann?) gibt es einen Artikel über den möglichen Ausbau der Windkraft in Berlin. Da ich auf den Artikel ja leider nicht eingehen kann, werde ich das Artikelfoto zum Anlass nehmen über die mögliche Bedeutung der Windkraft im urbanen Raum zu philosophieren.


    https://berliner-zeitung.imgix…s&rect=1346,226,3955,2966

    .Berliner Zeitung, Plötzliches Ende der Flaute: Berlin will Windkraft-Metrople Deutschlands werden.


    Zu sehen ist ein Rendering der Firma Mowea mit Sitz in Berlin. Dargestellt werden mehrere Einheiten des Mowea Swing bestehend aus je 2x Windkraftgeneratoren und 2x Photovoltaikmodulen mit pro Einheit 1,79 kWp (kilowatt-peak = Maximalleistung) und projektiertem Jahresertrag von ca 2.290 kWh. Auf dem Rendering sind 3 Einheiten abgebildet, nach Angaben des Herstellers würde so auf dem Dach, freundlich aufgerundet, ein Jahresertrag von ca 7.000 kWh erzeugt werden, entsprechend etwa zwei 3-Personenhaushalten. Bei der Photovoltaik verbrauchsgerecht zu den Tageszeiten, bei der Windkraft zufällig verteilt mit Maximum in den Wintermonaten.

    Da steckt doch erstmal viel gutes drin, eine lokale Berliner Firma vertreibt Energieanlagen die, sind sie erstmal produziert, mit kostenlosen, quasi unerschöpflichen Naturphänomen Strom nah am Verbraucher bereit stellen. Die Kombination von Photovoltaik und Windkraft erscheint auch sinnvoll. Warum glaube ich trotzdem nicht an den Erfolg? Zumindest von diesem Produkt, der Firma selbst wünsche ich von Herzen immer eine handbreit positiven Deckungsbeitrag in der Bilanz.


    Mit den Photovoltaikmodulen sehe ich kein Problem, diese Technik ist definitiv mittlerweile etabliert und liefert selbst bei uns am 52° Breitengrad noch gute Erträge. Nach wie vor und nach Stand der Technik stellen für mich Photovoltaik- und Solarthermiemodule die sinnvollste Art dar im urbanen Raum verbrauchernah Wärme/Kälte und Elektrizität bereit zu stellen. Moderne Module bieten selbst dem kleinen Privatnutzer mit Anlagengrößen <10kWp über die Nutzungsdauer Stromgestehungskosten von 6-11 Cent/kWh ohne Speicher bzw. 7-19 Cent/kWh mit Speicher. Quelle


    Aus der Quelle gehen auch die Stromgestehungskosten von Windkraftanlagen hervor. Allerdings nicht die im Zeitungsartikel beworbenen Kleinwindanlagen sondern die großen, aufgemasteten Windkraftanlagen, diese bewegen sich zwischen 4-8 Cent/kWh an Land bzw. 7-12 Cent/kWh auf dem Meer. Ebenfalls sehr gute Werte. Deswegen wird diese Technologie ja auch gefördert, wenn es auch zunehmend zu Konflikten in der Bevölkerung mit steigender Dichte an Windkraftanlagen kommt.


    Wie steht es denn nun um die Windräder auf dem Dach in der Stadt und unterscheiden sie sich so von ihren großen Geschwistern auf Feld und Meer?
    Ich habe viele meiner Argumente dazu bereits in diesem Thread erwähnt, aber ich will sie hier nocheinmal anhand der technischen Daten des von Mowea beworbenen Windkraftgeneratores erläutern.

    Laut Mowea besteht eine Einheit aus 2 Turbinen mit je 1,7m Rotor-Durchmesser, das entspricht 2,2m² Wirkfläche im Wind, insgesamt pro Einheit also runde 4,5m². Die Nennleistung der Gesamteinheit beträgt 1 KWoder 500 Watt pro Rotor. Mowea gibt den projektieren Jahresertrag mit 1500 kWh/Jahr an.

    Oder anschaulicher: laufen die Rotoren mit Nennleistung kann je 1 Rotor etwa einen PC-Arbeitsplatz versorgen, auf dem Rendering sind 6 Rotoren zu sehen, die damit im gesamten Bürogebäude entsprechend 6 PCs versorgen könnten. Ist das viel? Ist das wenig? Mowea nutzt zur Errechnung der Jahreserträge eine mittlere Jahreswindgeschwindigkeit von 5m/s (18km/h) am Standort. In Anbetracht, dass die Generatoren genau 1 KW Leistung haben und damit in einer Stunde genau 1kWh erzeugen, ein Jahr 8760 Stunden hat, geht Mowea entsprechend der 1500kWh Ertrag von 17% Volllaststunden pro Jahr aus. Das finde ich fair und ehrlich! Da sind nahezu alle anderen Hersteller deutlich frecher und geben absolute Phantasiewerte an.


    Zum Vergleich: Photovoltaik erbringt in Berlin pro m² und Jahr einen Ertrag von runden 1000kWh, auf einer Fläche von 4,5m² entsprechend ca 4500 kWh.

    Nun nutzen die Rotoren aber Raum in der Höhe aus, auf der Dachfläche selbst benötigen sie nur die Fläche ihrer Aufständerung und stehen damit wenig in Konkurrenz zu den Modulen, ist dann die Kombination nich doch wieder sinnvoll? Generell schon, aber auch da sehe ich viel Konflikpotential. Ist es nicht eher sinnvoll die Resscourcen zur Produktion von Photovoltaik zu nutzen und damit erstmal die horizontalen Dachflächen zu nutzen um den Ertrag zu maximieren und gemessen am Ressourceneinsatz zu optimieren? Gäbe es hier Lösungen beispielweise die Lichtmaschinen von Gebrauchtwagen in den Windgeneratoren zu nutzen sähe das schon wieder anders aus. Lichtmaschinen in Autos decken Leistungen bis 3 KW ab und harmonieren damit sehr gut in der Leistungsklasse der Kleinwindanlagen.


    Die Kombination aus Windkraft und Photovoltaik in einer Einheit wirft allerdings auch das Problem des Schattenwurfs auf. Der ständig über die Module wandernde Schatten führt im Schattenbereich nicht nur zu einer verminderten Stromproduktion sondern sogar zu einem lokalen Stromverbrauch. Damit sinkt der Wirkungsgrad ganz erheblich. Moderne Solarregler benutzen variable Widerstände um über MPPT (Maximum Power Point Tracking) das Produkt aus Strom und Spannung zu maximieren. Wie gut die Regler auf Schatten reagieren hängt von ihrer Abtastrate sprich ihrer zeitlichen Auflösung der Nachreglung des Widerstandes ab. Auch möglich, dass die Rotoren bei Nenndrehzahl schnell genug laufen, dass ihre Schatten so schnell über die Module laufen, dass es zu keiner Abnahme der Spannung kommt. Dazu ist mir nichts bekannt. Definitiv problematisch wird es und das wird häufiger vorkommen, wenn die Sonne scheint aber kein Wind weht. Dann stehen die Rotoren (und der Mast) und werfen einen festen Schatten. Klingt trivial bei den kleinen Rotoren, aber schon kleinflächige Verschattungen können, je nach Modulkonzeption, zu 25-30% Minderertrag führen. Dann gleicht die Stromproduktion der Windgenerationen in etwa genau das aus was sie in der Photovoltaik verhindern...


    Was in bisherigen Windkraftanlagen auf Dächern die größten Probleme bereitet hat ist allerdings die Windgüte. WIe bereits von mir in diesem Thread erwähnt sind die horizontalen WIndgeneratoren, wie es die Rotoren nunmal sind, auf eine möglichst gleichmäßige, laminare Strömung angewiesen. Deswegen bauen wir die großen WIndkranftanlagen auf dem Feld auch so hoch, damit die Rotoren über der Rauigkeit der Bodenstruktur im freien Luftstrom hängen. In der Stadt ist die Situation eine völlig andere. Und wenn der Hersteller hier von durchschnittlichen Winden von 5 m/s schreibt, sagt das nichts über dessen Güte aus. In der Stadt gibt es zahlreiche Hindernisse an denen der Wind sich verwirbelt, es gibt Thermiken an warmen Hausfassden, es gibt Windverschattungen durch nahestehende Strukturen, etc.


    Die Erfahrungen zeigen das all das zu deutlichen Mindererträgen führt (die Mowea allerdings mit den 17% Volllaststunden bereits ehrlich angegeben hat), desweiteren führen die Kraftgradienten im Rotorverlauf durch ungleichmäßige Anströmungen zu Schwingungen die sich auf die Hausstruktur übertragen, die durchaus dazu führen, dass die Rotoren einfach stillgelegt werden müssen. Doch auch wenn sie laufen, führen diese Kräfte zu einem starken Verschleiß aller Teile. Das vermindert die Betriebssicherheit und erhöht die Kosten. Auch können sich Nachbarn durch die drehenden Rotoren gestört fühlen, gerade falls durch Lichtbrechungen stroboskopartige Effekte enstehen sollten.

    Mowea bewirbt seine Windgeneratoren hingegen auch gar nicht primär als urbane Lösung. Vorrangig beworben werden sie als Stromsparer für Mobilfunkmasten. Dort können sie mit an den Mast gehängt werden und so einen Teil des Strombedarfs der Funktechnik einsparen. Das erscheint mir auch deutlich seriöser als das das Versprechen, dass der Artikel der Berliner Zeitung suggeriert. Dort wird zu dem Rendering von 400.000.000 kWh Ertrag durch Kleinwindkraft in Berlin gesprochen. Überlegen wir dazu einmal:


    Berlin hatte im Jahr 2021 einen Strombedarf von 12,6 TWh oder 12.600.000.000 kWh. Die gennanten Erträge durch Kleinwindkraft würden dann also 3,1% des Berliner Bedarfs decken, wenn sie immer direkt genutzt werden können. Die abgebildeten Rotoren erzeugen pro Paar 1500kWh/Jahr. Dann werden also 532.000 (!) dieser Windgeneratoren benötigt - um 3% des Strombedarfs zu decken. Aberwitzig! Solch oberflächlicher Klatschjournalismus macht mich wütend, er weckt falsche Versprechen und führt nur zu Enttäuschung.

    Das KKW Neckarwestheim erzeugt(e) übrigens pro Jahr allein 10 TWh, hätte also Berlin fast allein versorgt und wöllte man dieses mit Kleinwindkraft ersetzen bräuchte man über 19 Millionen dieser Kleinwindräder, die noch dazu ständig in der Produktion schwanken.

    Ich frage mich, was soll das? Wo is die Logik, wo der Realismus? Haben wir uns als Gesellschaft so verrannt, dass wir uns selber die Welt schön schreiben müssen? Wird schon alles gut werden, nur ein paar Windräder aufs Dach und wir haben sauberen, Strom und brauchen von heut auf Morgen weder Gas noch Kernspaltung? 532.000 Windräder nur in Berlin für 3% des Stroms werden hier als gangbarer Weg verkauft. Irre!


    Ich habe die Energiewende lange verteidigt und fand die Strategie Kohle und Kernspaltung mit Bedacht (!) auszuschleichen, das Gas zur Überbrückung zu nutzen um stetig den Anteil der Erneuerbaren zu erhöhen gut. Deutschland hat mit seiner Anschubfinanzierung der Photovoltaik in den 90ern und frühen 2000ern diese Technologie für die ganze Welt erschlossen, marktfähig gemacht und heute? Katastrophe! und die Diskussion zu Erneuerbaren is beherrscht von völlig weltfremden Ideologen und windigen Geschäftemachern.


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    Tatsächlich eine spannende Frage.
    Ich denke einen gewichtigen Punkt hat klangraum bereits erwähnt, Laubbäume haben den großen Vorteil im Sommer Schatten und im Winter Licht zu spenden.

    Spontan fiel mir ein, dass unsere am meisten verbreiteten Nadelbäume sprich Kiefer, Fichte und Tanne eventuell als Bäume der Montanstufe allesamt Flachwurzler sind und damit besonders zu Beschädigungen der Straßen und Gehwege neigen. Ein kurzer Check entlarvt allerdings nur die Fichte als Flachwurzler, Kiefer und Tanne bilden eher Herzwurzeln.

    Ein definitiv gewichtiger Punkt ist die Sturmsicherheit. Laubbäume sind in der sturmreichen Herbst und Winterzeit kahl und bieten dem Wind relativ wenig Angriffsfläche, was starke Winde an Nadelbäumen anrichten können war ja leider die letzten Jahren sehr gut in unseren Forsten zu beobachten. Man vergleiche mal an einem windigen Wintertag den Tanz einer Birken mit dem Rauschen und kämpfen einer Fichte.


    Ein weiterer Punkt über dessen Bewertung ich mir auch nicht ganz sicher bin ist, dass Nadelbäume ganzjährig Schadstoffe aus der Luft binden. Zum einen sind sie ganzjährig belaubt zum anderen sind die Nadeln mit einer klebrigen Wachsschicht überzogen. So sorgen sie zum einen für eine bessere Luftfilterung als Laubbäume, können auf der anderen Seite aber durch Stammabfluss eine höhere Konzentration der Schadstoffe in ihrem Wurzelraum aufbauen, werden dadurch eventuell im Straßenkontext schneller krank bzw. sterben ab. Auch ist die Streu, also die Nandeln die dann nach einigen Jahren auch ihr Lebensende erreicht haben, nur schwer zersetzbar. Eventuell neigen Nadeln damit mehr zu Verstopfen von Gullis und generell Abwasserleitungen. Kiefern werfen gerne auch mal Y-förmige Nadelabschnitte ab die sich ganz hervorragend ineinander verhaken.


    Da Laubbäume bei uns schon von langher als Stadtbaum bevorzugt werden gehe ich auch stark von ästhetischen Maßstäben aus. Eine blühende Kastanie oder Linde hat einfach eine viel betörendere Ausstrahlung als so eine Kiefer mit ihren Zapfen. Generell neigen unsere großen Nadelbäume als Lichtbaumarten dazu in schattigen Straßenzügen nur in ihrer Krone begrünt zu sein, während 80% des Stammes eher kahl bleiben. Wenn ich mich recht entsinne, sind sie gar nur in der Lage über ihren Vegetationskegel der oberen Triebe neu auszutreiben, alles weiter unten ist nicht groß regenerationsfähig. Eiche, Robinie oder Hainbuche können das z.B.. Bricht bei ihnen auch unterhalb der Krone ein Ast ab, können sie dort neu austreiben.


    Ob es eine Rolle spielt, dass unsere Nadelbäume gern auch 20 Meter und mehr in die Höhe wachsen - Ich weiß es nicht. Mir als Stadtverwaltung wäre das aber auch eher unrecht.


    Da Nadelbäume in Parks und Privatgärten ja durchaus anzutreffen sind, gehe ich vor allem von Sicherheits- und Pflegeaspekten im Kontext als Straßenbaum aus.

    Auch wenn Blaine gern etwas diplomatischer formulieren dürfte, ganz unrecht hat er nicht. Ich, als Fan regenerativer Energieerzeugung, hab dann doch die ein oder andere Diskussion um eben dieses Thema gehabt und es ist leider so, dass auch in den "eigenen Reihen" eine Menge Dogmatiker untwegs sind, die jede Kritik sofort harsch und ad hominem abbügeln. Damit schaden sie der Sache und überzeugen niemanden. Wenn ich Begriffe wie "Klimakillergas" oder "Klimaleugner" höre, dann weiß ich, OK diese Diskussion führt zu nix und es stehen sich in erster Linie die Egos der Beteilligten gegenüber, aber nicht inhaltliche Argumente.

    Unser moderner Lebensstil braucht jede Menge Energie. Punkt. Zwar werden die einzelnen Geräte immer sparsamer, aber sie werden dafür immer mehr, in der Summe braucht jeder von uns seit Jahrzehnten etwa gleich viel. In Deutschland haben wir so schon lange eine Grundlast von etwa 40 GW (eher etwas mehr). Es ist erstmal Fakt, dass wir absehbar nicht in der Lage sein werden, dass rein regenerativ zu decken. Falsche Versprechen führen nur zu Enttäuschung, Glaubwürdigkeitsverlust oder im schlimmsten Falle zu instabilen Netzen. Zur Zeit haben wir einen Anteil EE am Primärenergieverbrauch von gerade einmal 16%, während allein Erdöl bei 32% liegt! Quelle

    Ich fand die bisherige Strategie, die "alten Energieträger" Kohle und Erdöl (und auch die AKWs) durch Gas zu ersetzen, während jedes Jahr kontinuierlich der EE Anteil erhöht wird, sinnvoll und richtig. Damit wäre in den nächsten 20 Jahren sicher ein EE Anteil von ~80% möglich gewesen. Das ganze Politikebakel ums Gas, das wir gerade erleben, hat diese Pläne nun nichtig gemacht. Das führt ganz aktuell und erst recht in Zukunft zu immensen Verwerfungen unserer Energieversorgung. Es ist schwer EE zu bewerten, ohne diese aktuelle Katastrophe einzubeziehen, auch wenn dann unter dem Schleier der politischen Diskussion jedwede fachliche Betrachtung der EE-Erzeugung ersticken muss. Ich will diesen Komplex jetzt deswegen dabei belassen. Möge jeder seine Meinung dazu haben.


    Zurück zur Sache: Die Windkraft hat sich seit Jahrtausenden bewährt, ist im Prinzip in jedem Land vorhanden und nutzbar und die "Ausbeutung" erfolgt an sich ohne Dreck und Abgas. Ist sie deshalb frei von negativen externen Effekten? Natürlich nicht, auch sie hat ihre Schattenseiten. Es ist der falsche Ansatz die eierlegende Wollmichsau der Energieproduktion zu suchen, es geht um ein Abwegen der Folgekosten. Und da steht Windkraft ganz gut da, so im Vergleich zu Erdöl, Kohle oder Uran.

    Gerne würde ich zu den Vergleichen und meinen Ansichten dazu tiefer ins Detail gehen, allerdings will ich auch niemanden mit einem massiven Textblock abschrecken. Ich fand die Idee der Moderation, aus meinem Reaktionsposting einen eignen Thread zu machen ganz gut und würde mich freuen, hier eine (inhaltliche!) Debatte zu erleben und halte mich in diesem Sinne erstmal etwas zurück und lassegern Raum für weitere Meinungen.

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    Es tut mir Leid, aber das Thema verleitet mich einfach zum antworten. ich glaube, weil ich selbst in erster Linie enttäuscht war, dass sich das Windpotential in Städten nur extrem schwierig nutzen lässt.

    Diese Windsäulen ohne Flügel aus dem Artikel nutzen piezeoelektrische Effekte. Ist mir auch vollkommen neu, dass sich damit überhaupt nennwert nutzbare Ströme erzeugen lassen. "Ein einzelner 2,75 Meter hoher Turm soll etwa 230 Euro kosten und 100 Watt liefern". Die Aussage benutzt nicht umsonst das Modalverb "soll" und zeigt schon die Problematik. 100 Watt sind absolut zu vernachlässigen, den Aufwand nicht wert und wir reden hier von hypothetischen Zielwerten. Will man diese Technik hochskalieren, wie hoch soll eine dieser Konstruktionen dann werden bei sagen wir der 50x Leistung, auch dann erst 5 KW? 250 Meter?


    Die Physik ist hier die Grenze, denn es gilt:
    Eine Windkraftanlage kann nur die kinetische Energie des Luftstrom nutzen, der auf ihre Wirkfläche angreift. Der sogenannte Erntefaktor beschreibt den Anteil der nutzbaren kinetischen Energie des Windes und ist natürlicherweise auf maximal 65% begrenzt. In der Realität sind Anlagen von diesem Maximalwert entfernt, moderne Anlagen bewegen sich bei 40% - 50%. Bei den schlanken Säulen steht nun nur eine minimale Fläche im Wind. Egal wie effizient diese Anlagen auch sein könnten, sie haben einfach nur ein sehr beschränktes Angebot sie anströmender Luft. Moderne Windkraftanlagen erzielen im Optimum etwa 250 Watt/m². Bei piezoelektrischer Erzeugung sind wir von diesem Wert ganz sicher weit entfernt. Aber selbst wenn, man müsste diese Anlagen gigantisch hoch oder breit bauen um nennenswert Fläche in den Wind zu bekommen.

    Es ist nicht meine Absicht neue Ideen schlecht zu machen, wir brauchen Innovation! Die Grenzen der Physik sprengen können wir aber nicht, und nahezu alle der kreativen Vorschläge zur Windkraftnutzung scheitern letztlich an der Anwendungsrealität. Wenn man versteht, dass eine Windkraftanlage ihre Fläche im Wind maximieren muss, um nennwerte Erträge zu liefern, kann man solche Modelle wie die zwar eleganten, aber schmalen Windsäulen schnell einsortieren. Mit den erreichbaren Windvolumen und damit erzielbaren Stromerträgen lassen sich vllt abgelegene Weidezäune unter Strom setzen, aber sicher keine Wohnungen versorgen.

    Wenn wir Dachflächen nutzen wollen, dann ist, Stand der Technik, Photovoltaik oder Solarthermie die um ein x-faches ertragereichere Methode.
    Windkraftanlagen bringen nur als frei angeströmte, möglichst große Rotoren gute, wirtschaftliche Erträge und so werden sie ja auch auch hauptsächlich eingesetzt. Das ist kein Zufall.

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    Ich kann dir auch sagen, wie diese Prognose zur Energiebedarfsdeckung zu Stande kommt:
    Man nimmt die Nennleistung der Generatoren mal die regional üblichen Volllaststunden im Jahr, sprich bei 50 KW Generatorenleistung und 25% Volllaststunden im Jahr = 125.000 KWh. Das klingt erstmal plausibel und vielleicht mag der Zuständige selbst daran glauben, aber die tatsächliche erzeugten Strommengen liegen weit darunter. Die regionalen Windzahlen sind einfache Mittelwerte der Windmessstationen die meist im freien Feld stehen, die Windsituation auf einem Hochhausdach in der Stadt ist eine völlig andere. In diesem Projekt in London z.b. wurde sogar mit einer durchgängigen, 24/7/365 Stromerzeugung durch die Windgeneratoren projektiert. In meinen Augen völlige Augenwischerei. Und schon nach wenigen Sekunden Google Suche findet man raus, warum die Generatoren still stehen und nie auch nur ansatzweise den projektieren Ertrag brachten. Mag sich jeder weitere Projekte raus suchen, die Ergebnisse sind immer ähnlich.


    Ich finde es generell auch erstmal sympathisch, wenn Leute versuchen unkonventionelle Lösungen für Probleme zu finden. Und Windkraft ist eine super Technologie, als Turmanlage im freien Luftstrom. Es hat eben einen Grund warum wir zwar viele Dächer mit Photovoltaik oder Solarthermie sehen, aber keine mit Windrädern.

    Und wenn Du mich nach meiner Meinung zu deinem Balkonkraftwerk fragst (hast du nicht, meine Antwort bekommst du trotzdem ;)), würde ich dir auch zu Photovoltaik raten. Das rentiert sich auf jeden Fall deutlich schneller, Windkraft auf dem Balkon dürfte nur sehr wenig Ertrag bringen. Aber am Ende haben wir nach Lockdowns bald die Blackouts, dann freut man sich sicher auch über ein Windrad zum Handy laden.

    Bezieht sich hierauf.

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    Über das Für und Wider von (Klein-)Windanlagen auf Dächern habe ich mich auch vor einiger Zeit mal eingelesen. Letztlich hat es doch ganz gute Gründe, warum man das praktisch nie sieht. Auf Renderings macht sich das natürlich super, Umweltschutz ist ja eben nunmal nicht nur einfach ein wichtiges Thema, sondern auch Trend, mit allen Vor- und Nachteilen.

    Horizontale Anlagen wie im Bild gezeigt sind völlig ungeeignet als Aufdach Lösung. Zum einen geben sie starke Vibrationen ins Gebäude ab, zum anderen ist die Windgüte auf so einem Dach katastrophal. Turbulente Anströmungen führen zu sehr ungleichmäßigen Kräften an den Flügeln, verstärken damit die Vibrationen, den Verschleiß und lassen den Wirkungsgrad fernab jeder Wirtschaftlichkeit sinken. Die Praxiserfahrung zeigt, dass horizontale Windkraftanlagen als Aufdach enttäuschend geringe Jahreserträge bringen.

    Weniger Nachteile haben dagegen die vertikalen Windanlagen, wie es sie zum Beispiel ja am Bahnhof Südkreuz zu bestaunen gibt, dort als Darrieus Ausführung. Diese können auch mit turbulenten Anströmungen umgehen, vibrieren weniger, haben allerdings einen anderen gravierenden Nachteil: Sie haben von vornherein, konzeptionell einen geringen Wirkungsgrad und eine geringe Wirkfläche. Auch bei ihnen lohnt sich letztlich der Aufwand zum Ertrag in aller Regel nicht.

    Es ist schade, aber die Erzeugung von Windernergie auf oder an Gebäuden ist wirtschaftlich nicht tragfähig.

    Was mich desweiteren schon seit längeren brennend interessiert: Was passiert mit diesen runtergekommenen Gebäuden gleich daneben? Irgendwelche Pläne bekannt?

    Ich arbeite zufällig auf dem Gelände und der Zustand ist immer ein großes Thema. Der jedes Ostklischee erfüllende Innenplatz soll ja grundsätzlich so in seiner Wirkung erhalten bleiben. Was ich gut finde, gerade seine Häßlichkeit zeigt uns welche Lebenswelten paranoide, totalitäre Regime erschaffen. Das soll uns ein warnendes Mahnmal sein!

    Es gibt in Haus 22, dem ehemaligen Offizierscasino im Innenhof, eine kostenfrei zugängliche Geländeinformation. Dort befindet sich ein Model des Geländes in dem auch auf die Eigentumsverhältnisse der Gebäude eingegangen wird. Mit der Eingliederung des BStU ins Bundesarchiv sollen zukünftig auf dem Gelände tatsächliche im Neubau "Archivzweckbauten" errichtet werden und der Bündelung des Stasi Unterlagen Archivs dienen. In den rot gedeckten Altbauten entlang der Frankfurter Allee tat sich in letzter Zeit einiges, der Flurfunk spricht von einer Nutzung als Band Proben-und Studioräumen.
    In Teilen der Altbauten entlang der Magdalenenstr. gibt es Wohnnutzungen. Zeitweise gab es dort semi-legale Besetzungen. Nach meinem Stand sind die jetztigen Mieter dort in regulären Mietverträgen.

    Die Häuser der ehemaligen Auslandsaufklärung (Haus 15) in denen nach der Wende die DB residierte, wurden ja zwischenzeitlich als Flüchtlingsunterkunft genutzt und sind seit dem ebenfalls wieder leerstehend. Diese Häuser befinden sich, so munkelt man, im Privatbesitz einen tüchtigen Geschäftsmannes vom Balkan. Ob die Nutzung als Flüchtlingsunterkunft seinem philantropischem Altruismus entsprang?


    Der ehemalige BStU, Roland Jahn, hatte sehr ambitionierte Pläne mit seinem "Campus für Demokratie", das ging über Nutzung der Dächer als Cafes, intensiver Bewerbung in der Stadt und einem massiv verbesserten Informationsangebot in Haus 7 (Stasi Unterlagen Archiv, Ausstellung Einblick ins Geheime) als auch Haus 22 (als regelmäßiger Veranstaltungs- und alltäglicher Informationsort). Letztliche hat er abgedankt und der Ort ist in der gleichen Schwebe wie zuvor.

    Die häufigste Frage von Besuchern auf dem Gelände: "Und die Gebäude, die stehen wirklich einfach alle leer?"
    Ja, in großen Teilen tun sie genau das. Manche in öffentlicher Hand, manche in privater. Allerdings sind auch einige Gebäude in Nutzung, wie Haus 1, der ehemaligen Dienstsitz Mielckes, als Stasi-Museum und Sitz einiger DDR-Opferverbände, oder dem Finanzamt in Haus 2, das Ärztezentrum in den Häusern 16-20, das Bundesarchiv in Haus 7...

    Schade ist es allerdings finde ich besonders um Haus 18. Hier baute sich die Stasi mit Hilfe von schwedischen und japanischen Baufirmen eine hochmoderne Nahversorung, quasi die einzige Ost Mall. Das Gebäude ist allerdings mittlerweile in besonders schlechtem Zustand, die Fassade ist nur sehr notdürftig geschützt und verfällt zusehens, es herrscht aus Sicherheitsgründen Betretungsverbot. Ob es zu erhalten ist weiss ich nicht. Schade ist es hier besonders; ist es doch Zeuge historischer Hybris einer völlig abgehobenen, das Volk fürchtenden Elite.

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    Und 170.000 Einwohner beziehen sich nur auf den Stadtteil Neukölln, der Gesamtbezirk Neukölln hat 330.000 Einwohner.
    Ich habe an dieser Stelle ja schon häufiger betont, wie glücklich ich über Streletzki und sein Engangement bin. Gerade im Duo mit Buschkowsky. Die beiden haben wirklich was gewuppt. Schade, dass das so wenig gewürdigt wird und teils ja sogar eher noch angegriffen.

    Eigentlich erstaunlich wie konservativ die Linke hier mal wieder denkt, Hauptsache keine Veränderung! Entwicklung macht alles teuer, da reicht das HiWi Gehalt nicht mehr für die 6 Zimmer WG in zentraler Lage. Sozialer Ausgleich und eine gute Durchmischung sind ja in der Tat wichtige Themen der Stadtentwicklung, aber gerade da ist das Estrel ein unfassber Glücksfall für Neukölln. Wer weiss ob nicht der ein oder andere Sozialwissenschaftsstudent nicht doch mal heimlich in den Kantinen dort ausgeholfen hat? Ich selbst habe sowas als Student jedenfalls getan ;)

    Das war jetzt vielleicht etwas polemisch, aber das musste mal raus.