Beiträge von mescha

    Camondo : Der Alex liegt (leider 😉) auf meinem täglichen Arbeitsweg, deshalb sehe ich die Musterfassaden recht häufig in real bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen und muss sagen, dass die unterschiedlichen Grau-Töne in Realität etwas weniger drastisch wirken als auf den Fotos. Mir waren sie aber auch schon aufgefallen und ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass beide Grau-Töne genau so verwendet werden sollen, also dass die Fassade keinen einheitlichen Grauton erhält, sondern verschiedene Abstufungen. Meiner Meinung nach könnte das in der Fläche durchaus gut aussehen und weniger monoton als ein einheitlicher Farbton.

    Lageplan und maselzr

    Natürlich wollte ich mit meinem Beitrag nicht sagen, dass der Entwurf des Sockelbaus die gleiche gestalterische Qualität wie Pariser Altbauten hat (schön wär's! Ich würde mich darüber freuen, auch wenn ich am Alex einen modernen Entwurf bevorzuge, trotzdem wäre etwas Orientierung an bewertem Design aus der Vergangenheit bestimmt nicht schlecht)


    Ich habe das Paris-Beispiel und das Beispiel der Oderberger Straße nur gewählt, um zu verdeutlichen, dass graue und weiße Gebäude nicht per se schlecht sein müssen und warme Farben nicht automatisch besser sind, weil einige Vorredner hier (wenn du ein paar Seiten zurück blätterst) geschrieben haben, dass sie sich an dieser Stelle "warme Farben" wünschen würden und grauen oder weiße Gebäude grundsätzlich abgelehnt haben.


    Also die Ansicht

    "Warme Farben = Schönes Gebäude

    Grau oder weiß = hässliches Gebäude" ist mir zu einfach und dem stimme ich nicht zu.

    mescha Da die Diskussion nun doch weiter geht und Du laut der PM meinen ursprünglichen (zugespitzten Beitrag) durchaus richtig zu nehmen wusstest, reproduziere ich ihn mal sinngemäß. Dann kannst Du Deine ausführliche Antwort auch gerne hier einfügen ;)

    [...]


    Der von Dir beschriebene "Lichtrahmen" macht diese Erscheinung mE gerade aus der hier dargestellten Perspektive auch nicht besser. Die doppelte optische Betonung wirkt mE eher sinnbefreit bis absurd/ kontraproduktiv. So ein illuminiertes, dunkles Grau (hier im Bild noch untermalt von den Lichtreflexionen in den Pfützen) erinnert mich eher an expressionistische Großstadtlyrik als dass sie für mich zu Deinem "Lobgesang der eleganten Grautöne" passen würde [...]

    Danke für Deine Rückmeldung. Und vollständigkeitshalber kopiere ich meinen Beitrag wieder hier rein (Ich hatte ihn zwischenzeitlich auf Grund des zuvor von ihm gelöschten Posts an Jan als PM geschrieben, er war aber eigentlich ursprünglich für hier gedacht :) )


    "Interessante Sichtweise, aber da überinterpretierst Du mich ein bisschen. Ich schrieb bewusst, dass ich auf dieser Visualisierung zum ersten Mal die großen Stärken dieses Entwurfes erkannt habe, weil ich den Entwurf bisher auch nicht sonderlich überzeugend fand. Außer diese Zweiteiligkeit des Hochhauses, die hat mir irgendwie von Anfang an ganz gut gefallen. Den Sockelbau fand ich aber aus anderen Perspektiven eher unproportional. Aus dieser Perspektive funktioniert er für mich aber ganz gut. Und aus dieser Perspektive erscheint mir der Bau als gutes Zitat der Behrensbauten, ich finde den Entwurf nicht umwerfend oder wahnsinnig aufregend, aber er rundet den Alex finde ich ganz unaufgeregt ab.

    Ich bin auch kein Grau-Weiß-Fetischist, verstehe aber die grundsätzliche Ablehnung von weißen und grauen Gebäuden bei vielen hier im Forum nicht. Es muss doch nicht immer alles kunterbunt sein. Ich habe ja Paris als Beispiel genommen und will dieses Beispiel weiter ausführen, damit vielleicht besser verstanden wird, was ich meinte. Ich finde die Pariser Fassaden weitestgehend sehr elegant, zeitlos und stilvoll gerade weil sie eher in zurückhaltenden Farben gehalten sind, überwiegend weiß, grau, ein bisschen beige, aber insgesamt stimmig und als Ensemble meistens wunderschön und urban. Hier einige Beispiele: Voilà, voilà et voilà ;)

    Dagegen finde ich wirkt z.B. die Farbexplosion in der Berliner Oderberger Straße etwas geschmackloser und ein bisschen zu sehr "into your face", wie man hier, hier und hier vielleicht ganz gut sehen kann. Dieses knallige Orange, dieses unsägliche hellblau, dann haben wir noch Mintgrün und ganz viel rosa. Auf dem zuletzt verlinkten Bild finde ich sieht man auch ganz gut wie elegant und zeitlos das einzige weiße Gebäude im Vergleich zu seinen Nachbarn wirkt.

    Paris ist trotz seiner weiß-grauen Fassaden übrigens trotzdem nicht trist und farblos. Diese Beispiele überwiegend vom Montmartre zeigen (klick, klick), dass dort die Farben durch die Geschäfte, das Stadtleben und die Cafés hinzugefügt werden, trotz überwiegend weißer Fassaden wirkt das auf mich farbenfroh und freundlich, aber eben auf etwas elegantere, subtilere Weise als das in Berlin häufig der Fall ist.

    Auch in der Vergangenheit wurde der Berliner Stil häufig als preußischer Prunk und Kitsch wahrgenommen, während Paris unter den meisten Architekturkennern als elegant und stilvoll gilt. Das ist vielleicht einfach das alte "Socken in Sandalen"-Ding, was viele Deutsche haben, während die Französin im stilvollen Chanel-Kostüm verreist ;) (bewusste Übertreibung). Stilbewusstsein und Geschmack sind nicht per se deutsche Eigenschaften und das sieht man finde ich einfach an vielen sanierten Berliner Altbaufassaden in knalligen Bonbon-Farben. Ich würde mir für Berlin einfach manchmal ein bisschen mehr Pariser Eleganz und Zurückhaltung wünschen. Also weiße und graue Gebäude sind für mich einfach nicht per se abzulehnen, sondern können durchaus gut wirken."


    Deshalb kann ich mit dem Grauton an dieser Stelle ganz gut leben.

    Auch die Visualisierungen auf der Projektseite von Sauerbruch Hutton zeigen relativ eindeutig das Sockelgebäude in einem mausgrauen Farbton [...]

    Auch wenn du hier im Originalbeitrag die Visualisierung auf der Projektseite verlinkt hast, um zu verdeutlichen, wie wenig Dir das Gebäude gefällt, muss ich gestehen, dass ich persönlich gerade auf dieser Visualisierung mit abendlicher Beleuchtung zum ersten Mal die großen Stärken dieses Entwurfes erkenne und erstaunt bin, wie gut sich das Gebäude aus dieser Perspektive in das Ensemble aus den beiden Behrensbauten einfügt. Die beleuchtete Lücke zwischen den beiden Hochhaushälften zitiert meiner Meinung nach wunderbar die ikonischen Lichtbänder der Behrensbauten und komplettiert damit ein wenig die ursprüngliche Idee die Behrens wohl vom Alexanderplatz hatte. Das Lichtband am Hochhaus bildet quasi das "Point de vue" der Blickachse durch das von den Behrensbauten gebildeten Lichttores. Zumindest am Abend und in der Nacht, wenn die Gebäude beleuchtet sind, ergibt sich so eine interessante städtebauliche Ansicht. Der Sockelbau zitiert seinerseits die horizontale Gliederung und die durchgehende Fensterfront im 1.OG der Behrensbauten. Insgesamt ergibt sich so für mich ein wirklich würdiger Abschluss des modern gestalteten Alexanderplatzes. Der Sockelbau wirkt auf mich auch um vieles hochwertiger als zum Beispiel das eher billig wirkende Saturn-Gebäude.

    Auch das dunkle grau finde ich eleganter und "zeitgemäßer" als irgendwelche warmen Beige- oder Pastelltöne. Ich verstehe die von vielen hier geteilte Ablehnung von grauen oder weißen Gebäuden nicht. Mir ist das tausendmal lieber als irgendwelche Terracotta-Töne, Sandgelb oder Puderrosa wie etwa das Alexa oder die zahlreichen Bonbon-farbenen Altbauten in Prenzlauer Berg. Auf mich wirken Grau- und Weiß-Töne an Gebäuden meist sehr viel eleganter und stilvoller. Paris z.B. wird wohl allgemein als eine sehr schöne, urbane und elegante Stadt wahrgenommen und auch dort sind die meisten Gebäude eher in dezentem weiß oder grau gehalten. Ich finde das sehr viel geschmackvoller als die "warmen" Pastell-, Terracotta- und Bonbon-Töne, mit denen man leider so viele Altbauten in Berlin bei ihrer Sanierung verunstaltet hat.

    Ich gebe zu, dass mein Kommentar etwas provokant und polemisch war. Ich wollte niemanden aus dem Berliner Nordosten beleidigen, sondern nur etwas überspitzt formulieren, dass mir das Gesamtkonzept zur Anbindung des BER nicht wirklich durchdacht erscheint und die Begründung für diese plötzlich aufkommende Idee einer neuen S-Bahn-Linie etwas fadenscheinig erscheint.


    Und das eine hat mit dem anderen sehr wohl etwas zu tun, da es in der gleichen Senatsverwaltung für Verkehr beschlossen wird, weil diese den Nahverkehr in Berlin bestellt. Und diese Senatsverwaltung entscheidet, dass ab kommenden Jahr der wichtigste Bahnknotenpunkt im Berliner Norden vom BER abgehängt wird und verkündet dann für mehrere Millionen EUR eine neue S-Bahnlinie bauen zu wollen, um lediglich den Nordosten der Stadt besser an eben jenen anzubinden.


    Das erscheint mir einfach nicht sonderlich durchdacht. Ich vermute eher, dass die autoaffine CDU-Senatorin dadurch die Gegner der von ihrer CDU heißgeliebten TVO-Schnellstraße beruhigen will, nach dem Motto „Schaut, wir bauen jetzt zwar eine autobahnähnliche Schnellstraße durch Eure Nachbarschaft, aber dafür planen wir ja auch parallel dazu eine neue, tolle ÖPNV-Verbindung, die dann irgendwann ab 2030 gebaut wird…“

    ^Ich halte das für eine ziemlich unsinnige Planung. Warum genau muss jetzt der Berliner Nordosten besser an den BER angebunden werden? Damit der gemeine Durchschnittsmarzahner oder -hellersdorfer einmal im Jahr bequemer seinen Malle-Flug erreicht? Also ich habe ja im Grunde nichts dagegen, wenn man gewisse Stadtteile besser mit dem BER verknüpft, aber wieso plant man diese S-Bahn-Linie, während man parallel nach Fertigstellung der Dresdner Bahn den FEX ab kommenden Jahr dann von Süden kommend im Berliner Hauptbahnhof enden lassen will und somit den Bahnhof Gesundbrunnen und damit den kompletten Berliner Norden von einer attraktiven Verbindung zum BER abhängt? Ich schätze, dass im nördlichen Mitte, in Prenzlauer Berg, Pankow, Frohnau etc. weitaus mehr Geschäftsreisende wohnen, die regelmäßig Bedarf nach einer guten Verbindung zum BER hätten, als die Anlieger dieser neu geplanten Linie.

    ^Ich stimme Dir zu, dass die Ecke großes Potential hätte in Bezug auf die vorhandene Gebäudesubstanz mit den vielen historischen Industriebauten, aber auch schönen Gründerzeitwohnbauten in den Seitenstraßen. Was die Ecke allerdings sehr unattraktiv macht, sowohl als Wohn- als auch als Büro- oder Kulturstandort ist die für die relativ zentrale Lage miserable ÖPNV-Anbindung. Wer hier in den letzten Jahren regelrecht verschnarcht hat, ist die Verkehrspolitik. Ich kenne Unternehmen, die in der benachbarten Kaiserin-Augusta-Allee ihren Standort haben und große Probleme haben, ihre Mitarbeiter nach dem Corona bedingten Homeoffice wieder ins Büro zu locken, einfach weil die alleinige Anbindung mit (nicht immer zuverlässigen) Bussen und trotzdem langen Fußwegen zu den nächsten Haltestellen die Anfahrt unnötig lang macht. Ich selbst bin vor 15 Jahren genau aus diesem Grund aus der Gegend weggezogen. Aber seitdem hat sich an der Anbindung nichts verbessert (eher verschlechtert durch den Wegfall des Expressbusses TXL). Hier wäre die ursprünglich geplante U5-Verlängerung wirklich notwendig gewesen oder zumindest die schon seit 20 Jahren geplante und niemals realisierte Straßenbahnanbindung, um diesen eigentlich ganz schönen Kiez attraktiver zu machen. Innerhalb des S-Bahnrings findet man eine solch schlechte ÖPNV-Anbindung sonst nur noch selten in Berlin.

    Da der Thread zum Monarch-Tower leider geschlossen wurde, würde ich meinen Hinweis hier posten: In dem Thread wurde gemutmaßt, dass ein Baustopp eingeleitet wurde ohne irgendeine offizielle Quelle dafür zu nennen. Begründet wurde diese Mutmaßung dadurch, dass die Büro-Baucontainer der Baufirma abgebaut wurden. In der 3. Etage des Alexa-Einkaufzentrums auf der Etage, auf der sich auch das Bowlingcenter befindet und die Zugangstreppe zum Fitnessstudio, wurden seit einigen Wochen die ehemaligen Räumlichkeiten des Escape-Rooms angemietet und dort ein Baubüro für den Monarch-Tower eingerichtet. Jedenfalls befindet sich dort ein entsprechendes Schild. Ist es nicht möglich, dass das der Grund für den Abbau der Container war, da diese dann nicht mehr benötigt werden, anstatt dass ein Baustopp der Grund dafür war? (Ich habe als ich vor Ort war kein Foto gemacht, aber dieser Bereich des Shoppingcenters ist für jeden zugänglich)


    [mod]Bitte einfach mal etwas Geduld haben, bis der Thread wieder geöffnet wird. Danke. [/mod]

    Der erstplatzierte Entwurf hat meiner Meinung nach zurecht gewonnen. Es ist der einzige Entwurf der wenigstens ansatzweise einen Platz vor dem Alten Stadthaus andeutet und wenigstens eine Sichtachse zu dessen Mittelrisalit und Turm offen lässt, sodass dieses schöne Gebäude zumindest nicht vollständig hinter Neubaublöcken verschwindet. Das ist meiner Meinung nach der Schwachpunkt der gesamten Planung seit Beginn des Planungsprozesses: Dass das Alte Stadthaus, als eines der wenigen erhaltenen historischen Gebäude in dem Areal, das einzige Gebäude, das in dem Areal als charakteristisches Landmark angesehen werden kann, hinter diesem Neubaublock versteckt werden soll. Meiner Meinung nach sollte auf eine Bebauung dieses gesamten Blockes verzichtet werden, um vor dem Alten Stadthaus einen seinen Proportionen angemessenen Vorplatz zu bilden. Schade, dass die freie Sicht auf dieses schöne Gebäude zukünftig von Neubauten verstellt sein wird.

    Der Hines Turm benötigt schon deshalb keine Tiefgarage, da vis a vis unterhalb der Alexanderstr. 650 Tiefgaragenstellplätze von Qpark zur Verfügung stehen, welche man auch auf Dauer anmieten kann.

    Das ist absolut korrekt. Ich verfolge die Berichterstattung und Diskussion zur Hochhausbebauung am Alex schon seit mindestens 15 Jahren und ich erinnere mich noch sehr genau, dass vor dem Bau der Tiefgarage unter der Alexanderstraße darüber berichtet wurde, dass diese als Parkplatzfläche für die drum herum geplante Hochhausbebauung vorgesehen sei. Es sei sogar möglich, dass direkt angrenzende Hochhäuser eigene unterirdische Zugänge zu dieser Tiefgarage errichten und für ihre zukünftigen Mieter Kontingente an Parkplätzen dauerhaft pachten könnten. Das heißt weder Hines noch Covivio und die gegenüberliegenden TLG-Türme bräuchten unbedingt eigene Parkhäuser, sondern könnten sich direkt an die vorhandene Tiefgaragen anschließen.

    Na, jetzt bin ich aber mal gespannt, ob du für diesen kreativen Vorschlag auch nur einen Like bekommst. Der Fahrgastverband würde dich vermutlich mit einer Truppe von Männern mit goldenen Schneidezähnen besuchen, um sich für dieses kecke Meanderband in rot persönlich zu bedanken. ;)

    Mir völlig unverständlich, wie man urban freaks Vorschlag so abbügeln kann. Das zeugt nur von eingeschränktem Verständnis für Verkehrsplanung. Meiner Meinung nach ist es nur eine Frage der Zeit, dass es irgendwann so kommen wird, dass die Straßenbahn um den Platz herumgeführt wird. Spätestens, wenn der unsägliche Autotunnel in der Otto-Braun-Str. zugeschüttet wird. Es ist nämlich eigentlich so, dass die Straßenbahn um den Platz zu erreichen aktuell zu einem "Mäanderband" mit zwei sehr engen 90°-Kurven in der Wadzeckstraße und Bernhard-Weiß-Str. gezwungen wird. Die logischere Führung der M4-Strecke wäre wohl von der Greifswalder Str. kommend geradeaus durch die Otto-Braun-Str. und vor der Alexa vorbeizufahren, so bräuchte es nur eine Rechtskurve an der Diercksenstr. anstatt heute zwei Kurven. Solch enge Kurven wie in der Wadzeckstr. sind sehr wartungsintensiv wegen hohem Verschleiß. Außerdem fahren auf der M4 schon heute 40-Meter lange Bahnen im 3-Minutentakt, gerade hat die BVG neue 50-Meter lange Bahnen geordert und alle Bahnsteige entlang der M4 für 60-Meter lange Bahnen verlängert, das heißt auch diese werden bei kontinuierlich steigenden Fahrgastzahlen auf der M4 früher oder später kommen und sicher wird auch der Takt in Zukunft auf Berlins meistgenutzter Tramstrecke in den Stoßzeiten nicht mehr ausreichen. Irgendwann ist die Kapazität der heutigen Variante mit Schritttempo durch eine Fußgängerzone einfach überstrapaziert. Schon heute bilden zwei hintereinander stehende 40-Meterbahnen eine unüberwindbare Barriere für Fußgänger über den Platz, sobald es sich an den Haltestellen vor dem S-Bahnhof staut. Zukünftige 60-Meterbahnen werden das noch verschlimmern. Auch eine eigentlich notwendige Taktverdichtung ist bei der heutigen Streckenführung nicht mehr möglich. Also wenn nicht doch noch eine U-Bahn durch die Greifswalder kommt, muss man früher oder später mindestens eine der heute über den Platz führenden Linien um den Platz herumführen.

    Meiner Meinung nach, wird die Debatte um das "steinerne" Schlossumfeld und dessen Ablehnung von einigen Forumsmitgliedern hier etwas scheinheilig geführt, vor allem wenn Klimaschutz und -anpassung als Argument für eine Begrünung mit Blumenrabatten aufgeführt wird. Erstens sind meiner Beobachtung nach die Mitforisten, die sich eine Begrünung am meisten wünschen, jene Traditionalisten, die in anderen Threads lautstark die Überbauung des Marx-Engels-Forums einfordern. Als Ökologe kann ich Euch versichern, dass die dichten schattenspendenden Bäume zusammen mit den unversiegelten Böden dort eine deutlich höhere Kühlungswirkung und somit deutlich höhere Klimaanpassungsfunktion haben, als Blumenrabatte in angelegten Pflanzbeeten. Deren mikroklimatische Wirkung auf ihre Umgebung auf Grund ihrer Evapotranspiration wäre im Vergleich absolut vernachlässigbar. Und die Bindung von Kohlenstoff in den Pflanzen, also ihre Klimaschutzwirkung, ist bei Blumenrabatten ebenfalls marginal im Vergleich zu altem Baumbestand, wie er auf dem Marx-Engels-Forum existiert. Wenn man das Schlossumfeld nach diesen Kriterien gestalten würde, müsste man offene unversiegelte Flächen schaffen (keine Beete auf einer Schlossterrasse) und hochwachsende Baumarten mit raumübergreifenden Baumkronen rund um das Schloss pflanzen. Da das die freie Sicht auf die für viel Geld rekonstruierten Fassaden allerdings erheblich beeinträchtigen würde, möchte das aber wiederum auch niemand. Also, das Klimaargument könnt Ihr in Eurer Diskussion ruhig vernachlässigen, solange Ihr Euch eine Gestaltung wie zu Kaisers Zeiten wünscht. Zweitens, wird argumentiert, dass der Lustgarten auf Grund der Straße und der fehlenden Schlossterrassen nicht mehr als zum Schloss zugehöriger Lustgarten wahrgenommen werde. Der Lustgarten erfüllt allerdings schon spätestens seit seiner Umbauung mit Altem Museum und Dom schon nicht mehr die Funktion eines Lustgartens, sondern die eines Stadtplatzes. Lediglich der Name Lustgarten is historisch bedingt erhalten geblieben. Spätestens seit der Umbaus des alten Renaissanceschlosses in eine barocke Schlossanlage ist der Lustgarten zudem völlig fehl am Platz. Der barocke Stadt- und Gartenbau war stark von Symmetrie geprägt. Ein barocker Schlossgarten müsste entweder vor oder hinter dem Schloss liegen und wenn schon daneben, dann beidseitig. Die Hauptfassade des barocken Berliner Schlosses ist nun mal die Westfassade. Nach barockem Städte- und Gartenbau müsste der Lustgarten also genau auf der heutigen Grünfläche des Marx-Engels-Forums liegen. Da diese Stelle zum Zeitpunkt des Schlossumbaus allerdings dicht besiedelt war, war eine Umsetzung eines barocken Schlossgartens damals aber nicht möglich und der Renaissanceschlossgarten an für den Barock falscher Stelle blieb erhalten. Heute ist das anders, es gäbe die Chance diesen "historischen Fehler" zu korrigieren, indem man das Marx-Engels-Forum zu einer hochwertigen Grünanlage und somit zum neuen "barocken Lustgarten" weiterentwickelt und ihn z.b. mit einer Fußgängerbrücke mit der Ostfassade des Schlosses verbindet. Der heutige Lustgarten wird niemals mehr ein tatsächlicher Lustgarten, er ist und bleibt ein Stadtplatz mit historisch bedingt verwirrendem Namen.

    Ein Großteil der Ruinen wird derzeit als Räumlichkeiten für das Schaffen der ansässigen Künstler und das Ausstellen ihrer Arbeiten genutzt. Außerdem finden regelmäßig Veranstaltungen statt. Die Ruinen "leben" und funktionieren also noch. Sie bilden das Herzstück des sogenannten "Künstler-Quartiers" und haben so wie sie sind, durchaus ihren Charme. Verwunschene Orte wie diese gab es mal zahlreich in Berlin, aber sie verschwinden immer mehr. Die Ruinen für den Wohnungs- oder Gewerbebau zu nutzen, widerspräche der Idee des "behutsamen Einfügens" der Neubebauung in das bestehende Künstler-Quartier und widerspräche genauso der vorangegangenen Bürgerbeteiligung, in der der Beibehalt der gegenwärtigen Nutzung der Ruinen explizit gewünscht wurde. Ich trauere nicht allen verschwundenen Alternativkultur-Orten in Berlin hinterher, bei einigen war eine Weiterentwicklung wirklich sinnvoll. Aber in diesem Fall wäre ich schon sehr traurig, wenn dieses kleine übriggebliebene verwunschene Idyll am Ufer der Panke durch eine sterile Sanierung der Ruinen verschwinden würde. Das Gelände funktioniert so wie es ist sehr gut und ist eine angenehme Anlaufstelle für den ganzen Kiez mit hoher Aufenthaltsqualität. Ich kann nur raten, mal eine der Veranstaltungen zu besuchen, wenn Corona vorbei ist, es lohnt sich, vielleicht ändert sich die ein oder andere Meinung zu dem Areal nach einem Besuch.

    Gerade in diesem Kiez, in dem erst vor wenigen Jahren das geniale Stattbad mit seinem riesigen Potential das neue Highlight der Berliner Kulturszene zu werden, für scheußlichsten 08/15-Wohnungsbau geopfert wurde (man mag es immer noch kaum glauben, welches Potenzial damit zerstört wurde! Das Stattbad war ein Magnet, der viele Menschen in den Kiez gezogen hat. Die umliegenden Bars und kleineren Clubs leiden noch immer unter der Zerstörung des Stattbads. Dadurch wurde der kurzzeitig aufblühende Kiez wieder in einen Dornröschenschlaf versetzt), wäre ein weiterer Wegfall einer im Kiez beliebten Kulturinstitution durch "Totsanierung" ein Jammer.

    Es ist grundsätzlich sehr zu begrüßen, dass hier der Blockrand geschlossen wird. Das sollte meiner Meinung auf der gesamten Fischerinsel passieren. Ich finde es auch gut, dass hier so viele Wohnungen gebaut werden. Im Gegensatz zur im Grunde unbewohnten Museumsinsel, fände ich es wichtig, dass im südlichen Teil der Spreeinsel wieder "normale Stadt" entsteht, mit Bewohnern, Geschäften, belebten Straßenzügen... Zu begrüßen wäre auch die Wiederherstellung alter Wegeverbindungen durch ein Straßenraster, dass sich auf die historischen Brücken bezieht und gleichzeitig die bestehenden Wohntürme miteinbezieht. Dazu ergänzende geschlossene Blockrandbebauung mit Erdgeschossnutzung. Das geplante Gebäude könnte dafür ein Startschuss sein. Dennoch finde ich es für seine exponierte Lage zu unambitioniert. Ich verstehe ja, dass hier ein "bezahlbares" Wohngebäude entstehen soll und das begrüße ich, aber auch mit einfachen Mitteln könnte man dem Ort besser gerecht werden. Wünschenswert wäre eine Betonung der Ecksituation, um den Eingang in den Fischerinselkiez und Abschluss der Sichtachse vom Schlossplatz durch die Breite Str. zu betonen. Außerdem wäre eine zweistöckige Sockelzone entlang des Mühlendamms der zentralen Lage angemessener. Diese kleinen Änderungen am Entwurf, würden mir schon reichen, dann könnte ich ganz gut mit dem unspektakulären Entwurf leben. Immerhin entsteht das Gebäude nur 350m vom neuen Stadtschloss entfernt und es wird in den nächsten Jahren in der unmittelbaren Umgebung so viel passieren: Das neue Viertel um den Molkenmarkt, eine neue Mühlendammbrücke, voraussichtlich attraktiverer neugeordneter Straßenraum durch Bau der Tram. Jetzt wo das Schloss/Humboldt Forum fertiggestellt ist, wird sich bestimmt auch die Breite Str. bald schnell entwickeln.

    ^ Damit widersprichst Du Dir eigentlich selbst. Der Brunnen von Begas, der extra für den Standort vor dem Schloss entworfen wurde, war doch quasi Kunst am Bau, nur nannte es damals noch keiner so. Wenn das HF Kunst ist und deshalb, wie Du sagst, keine Kunst braucht, braucht es demnach auch keinen Schlossbrunnen.

    Ich frage mich manchmal wie weit der Begriff von Kunst am Bau eigentlich gefasst wird. Geht es um Trafohäuschengrafitti, eine skulpturale Fassade, klassisches Putz, Stuck und Werksteindekor? Geht es dabei um einzelne Werke die als drangabe aus den Ateliers und Galerien herbeigeschafft werden? Bei letzterem sehe ich das etwas mit hochgezogener Augenbraue und das Risiko dass sich das Werk bei ungeschickter Auswahl völlig entkoppelt.

    In Berlin gibt es aber auch grandiose Beispiele für Kunst am Bau aus den letzten Jahren, die die Architektur hervorragend ergänzen: Der rote fliegende Teppich in der Haupthalle des BER Terminals trägt ungemein zu der positiven Raumwirkung und dem "Wow-Effekt" bei, wenn man die Halle betritt. Auch die übergroße Schinkelleuchte vor dem Upper West ist genial und harmoniert perfekt mit der geschwungenen Fassade des Baus. Am Ostflügel des Humboldtforums könnte ich mir gut so etwas vorstellen, z. B. eine abstrakte Figurengruppe auf dem Dach oder einzelne Kunstwerke in den tiefen Fensternieschen etwa.

    Schinkel hatte lediglich die barocke Kirche von Boumann mit wenigen Mitteln modernisiert und zu einer repektablen Kirche gemacht. Die übrigens Vorbild für die Hauptkirche von Helsinki wurde, die nocht steht.

    Wie kommst du zu dieser Aussage, woher stammt die Information?

    Zumindest auf Wikipedia liest man folgendes zum Dom von Helsinki:

    "[...] Daran wird deutlich, dass Engel [der Architekt] sich von der orthodoxen Architektur in Russland inspirieren ließ, da in Sankt Petersburg gerade die Isaakskathedrale von Auguste de Montferrand errichtet wurde, orientierte Engel sich an ihr."

    Und weiter steht dort:

    "Nach Carl Ludwig Engels Tod im Jahr 1840 wurden unter seinem Nachfolger Ernst Bernhard Lohrmann (1803–1870) Änderungen an der Kirche vorgenommen. Lohrmann fügte dem Dom die vier kleinen Ecktürme [...] hinzu"


    Das liest sich für mich so, als sei die Ähnlichkeit zu Schinkels Dom eher zufällig entstanden, da diese Ähnlichkeit ja vor allem auch durch die nachträglich hinzugefügten Ecktürme entsteht. Von Schinkels Dom als Vorbild steht in dem Artikel nichts. Weißt du da mehr drüber Tomov ?

    Nichts gegen Schinkel, er ist und bleibt der bedeutendste Baumeister Berlins, aber sein "Dömchen" war nun wirklich nicht der große Wurf. Der passte von seinen Proportionen vielleicht noch, als Berlin eine im europäischen Maßstabe unbedeutende märkische Kleinstadt war, spätestens aber mit dem Aufstieg der Stadt als Hauptstadt des Deutschen Reiches und erst recht durch das enorme Stadtwachstum nach dem Großberlingesetz 1920 wäre er der Größe der umliegenden Stadt nicht mehr würdig gewesen. Die Museumsinsel bildet seitdem das Zentrum einer großflächigen Metropole. Der Raschdorfsche Dom macht dieses Zentrum erst weithin sichtbar in der riesigen, ausufernden, flachen und verhältnismäßig unspektakulären Stadtlandschaft Berlins. Er ist eine enorme Bereicherung für die Stadtsillhouette und zitiert mit der großen und den vorgelagerten kleinen Kuppeln sogar subtil seinen Vorgängerbau (dieser Eindruck wird interessanterweise durch die neuen, erst zu DDR-Zeiten entstandenen Kuppeln sogar noch verstärkt, da sie denen des Vorgängerbaus in ihrer Form ähnlicher sind). Ich finde, er ist ein der wachsenden Größe und Bedeutung der Stadt angemessenes Upgrade seines Vorgängerbaus und ich möchte ihn nicht missen.

    Das Problem an dem Mantra des aktuellen Senats, ausschließlich die Straßenbahn auszubauen, weil das angeblich schneller geht, ist ja auch, dass das in der Realität einfach nicht der Fall ist. Ich bin vor 20 (!) Jahren nach Moabit gezogen. Damals endete die M10 noch am Jahn-Sportpark und hieß glaube ich noch Linie 20 (oder war es 21?:/). Jedenfalls las ich damals kurz nach meinem Einzug in die neue Wohnung in der Berliner Zeitung, dass diese Linie "bald" bis nach Moabit verlängert wird und freute mich total darüber, da die Anbindung nach Osten von Moabit nur mit Bussen gegeben war, was mich tierisch nervte. Toll, dachte ich, bald sind wir hier ja super angebunden. Die Jahre vergingen und mittlerweile wohne ich schon seit 10 Jahren nicht mehr dort und die Tram ist noch immer nicht an der Turmstraße angekommen. Allein die Fertigstellung der Verbindung von Nordbhf durch die Invalidenstraße zum Hbf dauerte schon ewig. In diesen Zeitmaßstäben dauert es Generationen, um mit der Verkehrswende auch nur minimal voranzukommen. Das ist wirklich traurig.

    Das mag für Ost-Berliner zutreffend sein. Aber der Westen ist von den neuen Stationen leider faktisch abgetrennt.

    Dies ist ja leider der äußerst bedauerlichen Entscheidung des damaligen Senats geschuldet, die U5 nicht über den Hbf hinaus zu verlängern, so wie es ursprünglich geplant war, über Turmstraße bis Jungfernheide. Und das obwohl es sich zumindest bis Turmstraße verhältnismäßig günstig realisieren ließe, da beim Bau des Hbf bereits eine Kurve unter den Fernbahngleisen in Richtung Nordwesten mitgebaut wurde, dieser Tunnel endet wenige hundert Meter östlich der Lehrter Straße. Von dort wären es nur etwa 1,5 km durch für den U-Bahnbau recht unkompliziertes Gelände bis zum U-bhf Turmstraße, wo ein Kreuzungsbahnhof mit der U9 bereits im Rohbau seit Errichtung dieses Bahnhofs existiert. Auch im U-Bhf Jungfernheide besteht bereits ein Bahnhof für eine zweite U-Bahnlinie neben der U7, allerdings wäre der Weiterbau von Turmstraße bis dorthin wahrscheinlich teuer, da ein Seitenkanal der Spree unterquert werden müsste. Allerdings gäbe es dort Umsteigemöglichkeiten zum Regionalverkehr, zur U7 und zur Ringbahn. Der Weiterbau nach Westen mit diesen Umsteigemöglichkeiten wäre ein enormer Mehrwert für das gesamtstädtische Schnellbahnnetz gewesen. Allein nur bis Turmstraße mit der Verknüpfung zur U9 hätten sich viele neue attraktive Umsteigeverbindungen aus dem gesamten Stadtgebiet ergeben und der Weiterbau hätte für eine bessere Anbindung des Hbf ans U-Bahnnetz gesorgt.