Spittelmarkt-Thread

  • Ich habe da wohl eine Diskussion angestoßen, und da möchte ich mich gerne wieder zu äußern. Vielen Dank erstmal für das fundierte Feedback. Aber ein Punkt erscheint gar nicht in der Diskussion: Die Planer der DDR haben mit dem Ensemble an der Leipziger sich ja was gedacht. Klar ideologisch. Auch die Fassade der Gebäude sind nicht aktuell. Aber der Charme der Stadt, das prüde, spröde, das Weitläufige, das kalte brutale und das überdimensionierte ist doch mal was, was keine andere Stadt im Westen hat. Versteht mich nicht falsch, ich bin da völlig ideologiefrei. Im Gegenteil, ich bin selbst nur zugereister. Aber genau aus diesem Grund, weil mir das piefige Kompromissgelangweile im Westen unendlich auf den Nerv ging. Berlin lebt gerade von den Gegensätzen - man muss nur durch eine Straße fahren und erlebt eine Fülle von Geschichte, das ist doch super - und so inspirierend. Also meiner Meinung nach müsste man die Hochäuser dort unter Denkmalschutz stellen. Denn wenn ich noch mehr Berliner Quadartfenster mit Sandsteinfassade im 5 Geschoss Look sehen muss, zieh ich bald nach Warschau!:D

  • zu mkwiteaux: Ich habe in meinem Beitrag ja in keinster Weise gesagt, dass ich die städtebaulichen Leitziele der DDR-Moderne als geeignet ansehe, um die heutige Stadt weiter zu entwickeln. Aber es ist eben Fakt dass die Wohnhohhäuser in Berlin Mitte beliebt sind und ausgelastet. Kein Argument kann dieses, welches für den Erhalt bis zum architektonischen Verfall spricht, ausser Kraft setzen, denn sonst würde an den Bewohnern der Stadt orientierte Städtebaupolitik komplett ad absurdum geführt.


    Es muß also nun mit den vorhandenen Gebäuden umgegangen werden. Wenn nun in Beiträgen erwähnt wird, dass das Umfeld der Wohnhochhäuser an der Leipziger Straße der Stadt kein lebendiges Umfeld bieten, so stimme ich dieser Aussage ja zu. Ich verstehe allerdings nicht wie man hieraus einen Abriss der Gebäude folgern kann. Vielmehr muß doch genau dieses Umfeld verbessert werden, hier herrschen doch die Defizite. Die komplette DDR-Moderne zu geißeln, folgt doch genau dem Prinzip, welches an der ideologischen Einstellung der Moderne kritisiert wird: Das eigene Planungsverständnis wird als so allmächig und richtig angesehen, dass das Vorhandene der persönlichen Idee respektlos weichen muß. Die DDR ist Teil der Berliner Geschichte, sie sollte auch städtebaulich nicht verleugnet werden. Ich sage ja eben nicht, dass die Ideologie und die Vorstellung von der städtebaulichen Entwicklung der Moderne fortgesetzt werden soll, sondern dass deren vorhandene Zeugnisse nicht aus neuer blinder Ideologie ohne genauere Betrachtung pro forma als zerstörenswert gegeißelt werden. Und hier setzt ja auch Phillip Oswalts These an, es nützt nicht wie schon so oft geschehen wieder alles platt zu machen, sondern das heute existierende Patchwork der unterschiedlichsten historischen städtebaulichen Perioden (welche ja eben Berlin zu dem besonderen Ort machen welcher er ist, gerade das Konglomerat der Verschiedenartigkeit und das oft scheinbar nicht zusammen Passende sind die Identität Berlins, und gerade nicht eine spezielle stadtebauliche Phase) muß behutsam in Beziehung zu einander gesetzt werden, Potentiale erkannt und gestärkt werden, Defizite ausgebessert werden. Dies mündet in dem Schluß, dass der Städtebau auf die vorhandene Bricolage nicht mit einer gesamtstädtischen Schablone wie der kritschen Rekonstruktion reagieren kann, sondern dass sich ein kleinteilig punktuell und individuellen Situationen angepasster Städtebau entwickeln muß. Im Falle der Fischerinsel, des Spittelmarktes und der Leipziger Straße würde das also bedeuten, dass die verkehliche Infrastruktur so weit wie möglich reduziert werden muß und überlegt werden muß wie man den Freiraum angenehmer und vor allen Dingen nutzbarer gestalten kann. Ich sage nicht dass das einfach ist, man muß sich sehr genau mit der Situation auseinander setzen und verstehen lernen.


    Soviel hier schon gegen die Moderne gewettert wurde, vermisse ich wirklich gute Argumente die für die kritische Rekonstruktion als geeignetes Instrument zur zeitgenössischen Verbesserung der städtebaulichen Situation sprechen. Die kritische Rekonstruktion schafft doch nur die immer selben langweiligen 'eleganten' Fassaden. Sie fügt der Stadt oftmals ebenfalls keinen authentischen lebendigen Raum hinzu. Ich fand es sehr interessant, dass Skylinefreak London als eine Art Positivbeispiel nennt, denn hier liegt meiner Meinung nach der Kern des Übels, denn Berlin ist eben nicht London. Es wird viel zu krampfhaft versucht, Berlin zu einer solchen Art von Stadt zu machen. Hierbei wird nicht berücksichtigt, dass in Deutschland in seiner größeren Polyzentralität als England ganz andere Ausgangsbedingungen herrschen. Es wird hier nie eine Stadt geben wie London, die gleichzeitig kulturelles, infrastrukturelles und wirtschaftliches Zentrum ist. In den neunziger Jahren ging man ja blind davon aus, Berlin würde sich so entwickeln, dies hat zu einem Büroüberhang von nun knapp zehn Prozent geführt. Man muß ja auch realistischer Weise die Prämissen der Zukunft in der Planung brücksichtigen, und nicht einer Wunschvorstellung von Berlin nachjagen. Fakt ist: Berlin wird altern und mit besonderem Bevölkerungszuwachs ist auch nicht zu rechnen. http://www.stadtentwicklung.be…se/index.shtml#ergebnisse Desweiteren werden zum Beispiel Projekte wie das der Triastower durchgezogen, welche zur Büronutzung vorgesehen waren, in welche dann aber mangels interessierter Mieter die BVG einzieht. Es gibt oft schlicht nicht genug Nachfrage nach den Planungen. Man wird sich auf Dauer mit der Tatsache anfreunden müssen, dass die Städte in Europa im Groben fertig gebaut sind und es eher auf einen Umgang mit Bestehendem hinaus läuft.

    Auch die negative Darstellung des Freiraumpotentials von Skylinefreak kann ich nicht verstehen (zumal es auch in London viele innerstädtische Parks gibt), denn die Beschäftigung mit dem Bild einer Stadtlandschaft ist nun mal viel näher an der heutigen Realität. Man kann ja auch das Berlin von heute kaum mit dem Berlin der Jahrhundertwende verlgeichen. Zu dieser Zeit lebten ja viel mehr Menschen auf viel engerem Gebiet. Ganze Familien lebten in kleinen Wohnungen und hatten zusätzlich Untermieter und Schlafgänger. Berlin ist heutzutage viel zu weit ausgedehnt, und der beanspruchte Pro-kopfwohnraum viel zu hoch als dass man eine solche Atmosphäre wieder erzeugen könnte. Genau das schaffen eben auch keine gründerzeitlichen Grundrisse und Traufhöhen in welchen dann schicke großzügige Lofts und Büros entstehen ( Genau diese Entkopplung von Form und Nutzung verhindert doch genauso die Belebung wie es andere städtebauliche Konzepte getan haben). Aus genau diesem Grund kann auch die Kleinteiligkeit des Prenzlauer Bergs nicht als Argument für die kritische Rekonstruktion gelten, denn im Prenzlauer Berg gibt es noch eine tatsächliche kleinteilige Struktur, und keine lediglich nach aussen hin simulierte Kleinteiligkeit. Und warum wird dies nicht möglich gemacht? Weil sich in Berlin Mitte für die Stadt mit Großprojekten und Ketten mehr und sichereres Geld verdienen lässt als mit vielzähligen kleinteiligen und individuellen Ladenstrukturen. Da wird dann doch lieber das Alexa gebaut, so ein von oben geplanter Einkaufstempel lässt sich eben im Gegensatz zu wachsenden und sich weiter entwickelnden Quartieren eben mal schnell aus dem Ärmel schütteln.

  • Fischerinsel

    Ich finde es bedauernswert, dass das Potenzial, welches die Hochhäuser der Fischerinsel haben, so völlig außer acht gelassen wird. Wie vieles in unseren Städten wurde schon aus reinem Fortschrittsglauben abgerissen, was später im Stadtbild fehlte! Dieses Ensemble bietet möglichkeiten der Neu- und umgestaltung. Es sind solide Bauten, mit attraktiven Grundrissen und einer einzigartigen Aussicht. Wie spannend könnten Architekturwettbewerbe sein, die mit dem Bestand etwas neues kreiren. Doppelfassaden sind denkbar, Farbkonzebte, neue Fassadengliederung. In Wien, welches sicherlich keine arme Stadt ist, werden solche Gebäude zu "Sozialwohnanlagen" umgestaltet, die dann an Studenten und Geringverdiener sowie Pensionäre vermietet werden. Oftmals gibt es sogar Swimmingpools und andere Freizeiteinrichtungen. Gerade Berlin, das in den 20er Jahren federführend im sozialen wohnungsbau war, könnte hier wieder ein Beispiel sein.
    Wer diese Häuser als ästhetische Katastrophen betrachtet, dem fehlt die Phantasie, für das was möglich ist. Ich würde mich glücklich schätzen, dort eine wohnung im obersten stock zu haben.

  • Ich denke auch, daß die Hochhäuser an der Leipziger Straße viel eher als Möglichkeitsraum denn als Problem diskutiert werden sollten. Sie schaffen faktisch Dichte, nach der ja immer verlangt wird, auch weil ihre Belegungsdichte vermutlich höher sein dürfte als bei den ganzen hochpreisigen Luxuswohnprojekten, die zur Zeit in der Innenstadt entstehen (man gehe mal abends um 22h am Friedrichswerder spazieren, die Leblosigkeit dort ist gespenstisch und hat nichts mit der vielbeschworenen "Urbanität" zu tun) und das ohne dabei für maximale Versiegelung zu sorgen, wie es Blockrandbauweise häufig nach sich zieht.
    Um die Leipziger Straße attraktiver zu machen, ist es nötig, den Verkehr einzudämmen (warum nicht doch 2 Fahrspuren wegnehmen und statt dessen die lange geplante Tramtrasse nach Schöneberg bauen, Autoverkehr bricht sich vor allem da Bahn, wo ihm Platz angeboten wird, also Kapazität reduzieren und Alternativen anbieten);
    desweitern ist in das gesamte Umfeld der Gehsteige und der Sockelbereiche und Pavillons seit 20 Jahren nichts oder nur auf billigstem Niveau investiert worden; warum kein Wettbewerb zu einer kleinteiligen Qualifizierung und Erneuerung der Sockelbereiche mit den Läden, den Pavillons und den Trottoirs und Grünbereichen, vor allem auch mit besseren Querungsmöglichkeiten anstelle des Tunnels...
    Ich denke, die Berliner Stadtentwicklung muß wegkommen von der Fixierung auf Fassaden und die Wiederherstellung von prä-1945 Bauvolumen und Schwarzplänen, sondern sollte die Stadt wie sie ist akzeptieren und ihre Schwachstellen verbessern und ihre Qualitäten entwickeln, und das pragmatisch und an den Interessen der dort Lebenden orientiert, was nicht ausschließt, daß es auch punktuelle Verdichtungen geben kann, aber immer am jeweiligen Kontext orientiert, ohne eine starre Rekonstruktionsideologie als Vorlage. Das Berlin, wie es auf den alten Schwarzweißfotos zu sehen ist wird es nie wieder geben, in der Zwischenzeit ist etwas passiert, was sich das 20. Jahrhundert nannte, auch wenn es manche in diesem Forum scheinbar schwer akzeptieren können, vielleicht kann ja eines Tages die Erfindung der Zeitmaschine Abhilfe schaffen...

  • Nur ganz kurz: Bitte nicht die Fischerinsel und die Leipziger Straße in einen Topf werfen. Abgesehen davon, dass sie an einer Straße liegen, haben die beiden nichts mit einander zu tun. Die Fischerinsel ist ein reines Wohnquartier, die Leipziger Straße wurde bewusst als Mischstraße entworfen, da wäre ein Vergleich zur Karl-Marx-Allee viel angebrachter! Auch architektonisch sehe ich außer vom Typus Hochhaus kaum Gemeinsamkeiten. Wenn hier beides miteinander verglichen wird, dann reden wir aneineander vorbei...

  • Ich würde London für ein negatives Beispiel halten. Rücksichtslose Flächenvermarktung ohne jeden Sinn für ein städtebauliches Gefühl und Historie!
    Eine Skyline, die völlig verfranzt ist, Prestige Projekte wie die Cesar Pellie Türme die das Ensemble von Bauten von Inigo Jones und Christopher Wrench rücksichtslos zustellen. Die Kirche von Lime House zugestellt.
    Baudenkmäler wie die Robin Hood Gardens sollen abgerissen werden. etcetc


    So dumm kann man gar nicht sein, London als Vorbild zu benennen. Alle Pläne die für Berlin ausgearbeitet wurden, sehen eine wohl proportionierte Skyline vor, und nicht das völlig blindwütige Wachsen jenseits aller städtebaulicher Vernunft.

  • Ich stimme Kent zu, London ist wirklich eher ein Negativbeispiel. London kann auch deswegen nicht mit Berlin verglichen werden, da erstens weitaus größer, zweitens dichter besiedelt und vor allem drittens: In London gab es viele Jahre lang einen unbeschrieblichen Wirtschafts- und Immobilienboom in dem sich jedes Prestigeprojekt zu rentieren versprach. Im angelsächischen Raum wird dabei traditionell wenig auf Altes gegeben wenn der Investor entsprechend spendabel ist. In Berlin dagegen stagniert die Wirtschaft oder wächst unterdurchschnittlich und hat Probleme den bereits gebauten Bestand ordentlich zu füllen. London ist eine sehr verdichtete Metropole, die im Zentrum auch noch viel Altbausubstanz hat und entsprechend enge Straßen. Trotz des sehr gut ausgebauten Tube-Netzes steht London wegen der engen Straßen täglich vor dem Verkehrkollaps, in Berlin hingegen gibt es auch für Autofahrer mehr Fahrräume und in Berlin ist es auch möglich breitere Straßen anzulegen als in London, das kann auch ein Plus sein.

  • Wie million schon sagt, es ging eigentlich um die Fischerinsel und nicht um die Leipziger Straße. Und zwischen der architektonischen Qualität der Hochhäuser auf der Fischerinsel und der Hochhäuser in der Leipziger Straße besteht ein großer Unterschied. Auf der Fischerinsel stehen ein paar Standard-24-Geschosser, vom Typus her zuhauf in Marzahn und Hohenschönhausen anzutreffen. Dazwischen Parkplätze und Gebüsch. Das kann man eigentlich nicht schön reden. Und ein überzeugendes städtebauliches Konzept, das die Situation unter Einbeziehung der Bestandsgebäude verbessert habe ich auch noch nicht gesehen. Das Planwerk Innenstadt versucht auch nicht wirklich die Integration des Bestandes sondern geht letzten Endes auch vom Verschwinden dieser Plattenbauten aus.

  • Ich finde so wie es Urbanist schreibt, ist die Lage gut getroffen. Auch auf der Fischerinsel gibt es übrigens eine gewerbliche Nutzung im Erdgeschoß, nur dass es sich hier um zum Teil sehr kuriose Gechäfte handelt, Modell Versicherung und Läden um Heizkissen zu kaufen. Wenn man sich mit der Fischerinsel beschäftigt, dann fällt auf dass hier eine Menge Meschen wohnen die den für sie geschaffenen Freiraum auf der Fischerinsel kaum nutzen. Die Frage ist wie der Raum belebt werden kann, und zuerst, warum er aktuell so schlecht angenommen wird. Hier kommen wahrscheinlich verschiedene Faktoren zusammen: zum Einen ist ja vielleicht schon auf psychologischer Ebene etwas dran, dass die massiven Hochhäuser auch erdrückend wirken können, ich denke eine liebevolle ud vor allen Dingen kreative Fassadenneugestaltung könnte dem vielleicht schon entgegen wirken. Wichtiger ist wahrscheinlich aber die Ausgestaltung des halböffentlichen Raumes. Ich habe das Gefühl, das die Leute sich zu sehr scheuen, die Bereiche für Ihre Wünsche einfach anzueignen, sie sehen den Freiraum gar nicht als den Ihren an, sie sind da eher zurückhaltend und distanziert. Andererseits ist der einzige vorhandene Kiosk ja als Treffpunkt zum Quatschen beliebt, man hat also schon das Bedürfnis nach Kommunikationsorten. Vielleicht müssen flexiblere und multiplere Freiräume angeboten werden: Sitzecken vor den Häusern, vielleicht Grillmöglichkeiten, Tischtennisplatten etc, was wäre hier denkbar? Vielleicht kann man ja den großen Freiraum, welcher ja allerdings vernachlässigt wird, als Ausganspunkt nehmen und versuchen hier tatsächlich ein besonderes Wohnumfeld zu schaffen. Dann müsste darüber nachgedacht werden wie man die Parkplatzflächen und wirklich nur zum Parken genutzte Straßen reduzieren kann und wie man mit dem hohen Schallpegel der Gertraudenstraße umgeht. Besondere Potentiale bieten besonders die fast schon wild romantische Spreepromenade und der kleine Park am Inselkopf, hier könnte man die besondere Lage welche der Fischerinsel ihren Namen gibt, nutzen um hier einen 'lieblichen Ort' zu schaffen ( Grundsätzlich bin ich da kein Fan, aber hier könnte ich es mir aufgrund der besonderen Lage umgeben von Wasser und mit Blick die Spree hinauf vorstellen). Man muss insgesamt überlegen was dazu führen könnte, dass die Anwohner sich nicht nur in ihren Wohnungen wohlfühlen, und diese sollten natürlich auch am Besten von Anfang an partizipieren können. Was wäre denn eurer Meinung nach alles möglich?

  • Ja eine Umgestaltung des öffentlichen Raums wäre erwünschenswert.Ich war vorgestern auf der Fischerinsel.Dort ist mir etwas überrascht aufgefallen wie schön es dort ist.Man könnte das Areal sicher zu einem beliebten Treffpunkt machen.
    Toller Blick auf den Potsdamer Platz:


    Auch den Fernsehturm kann man hier von einer interessanten Position betrachten:


    Man sollte die Gebäude auf jeden Fall stehen lassen.Ich sehe im Moment einfach keinen Sinn und auch keinen Bedarf alles wieder zu rekonstruieren.
    Ohne die Plattenbauten wäre auch dieses schöne grüne Fleckchen nicht entstanden.

  • Wir stellen uns hier die Frage warum die mit Parkplätzen durchsetzten Grünflächen zwischen den Platten so schlecht "angenommen" werden und wie wir die Situation bzw. Nutzung dieser Anlagen durch die Bewohner der Platten verbessern können.


    Diese Frage können wir uns für hunderte anderer Platten in und um Berlin und sämtliche anderen deutschen Städte stellen. Das Problem ist überall das gleiche.


    Die Frage die sich mir stellt is: Warum interessiert uns das Parkplatzgrün genau dieser Platten?


    Und dann sind wir wieder am Ausgangspunkt. Das ist der geographische und historische Mittelpunkt, der Kern Berlins! Das konzentrische Zentrum! Genau aus diesem Grund sind die obigen Fragen meines Erachtens völlig am Thema vorbei. Wir sind hier nicht dazu verdonnert worden Plattenwohngebietsverbesserung zu betreiben. Warum uns Marzahn oä. im Forum bisher sch-egal waren und wir hier rumdiskutieren liegt das allein an der Lage - also sollten wir auch keine Plattenbaugrünanlagensanierung diskutieren, sondern es erlaubt sein klar zu sagen: diese Platten gehören hier nicht hin. Oder wenn ihr die Prominenz des Ortes nicht seht: warum diskutieren wir dann nicht auch Marzahn? Hier muss Urbanität entstehen!!!

  • Völlig richtig, Andi!


    Allerdings ist das nicht der geographische und historische Mittelpunkt und der Kern Berlins sondern der Siedlungskern Köllns!
    Der andere Teil der Doppelstadt, der Berlin hieß, lag auf dem Ostufer der Spree. ;)

  • Beobachterin
    Bunte Fassaden und ein Kiosk zum Treffen der Anwohner. Das klingt so als ob es um eine Wohnsiedlung in Schwedt oder Eisenhüttenstadt ginge. Das setzt dem Ganzen noch die Krone der Würdelosigkeit auf. Mich würde mal ein konkreter Vorschlag zur Gestaltung des Umfeldes auf dem Fischerkietz interessieren. „Flexible und multiple Freiräume“ finde ich sehr abstrakt. Was bedeutet das genau?

  • Mich würden zunächst mal die Alternativvorschläge der Abrissfraktion interessieren wo doch nun relativ klar sein sollte, dass es in den nächsten 10 Jahren (eher länger) keinen Abriss geben wird :confused::confused:

  • Einerseits kann man nicht immer von einer Grünflächenumgestaltung wie sie hier schon öfters angesprochen wurde ausgehen damit Urbanität in diese Gegend kommt, man muss auch mal darauf achten das die Fischerinsel heute wie auch früher(wo sie noch dicht bebaut war) zur City Berlins gehört. Da reicht es auch nicht die Umgebung der Prestigeobjekten der DDR unzugestalten, sondern auch mal darüber nachzudenken was man tun kann um die Gegend genauso attraktiv zu machen wie z.B. den Hackeschen Markt, indem man neu entwirft und neu entstehen lässt!

  • Ich kann den Wunsch nach Abriss der Hochhäuser auf der Fischerinsel nicht ganz nachvollziehen. Man sollte meiner Meinung nach eher den Bestand verbessern und weiterentwickeln, als einfach alles plattzumachen. An anderen Stellen in der Stadt, wie am Alexanderplatz wünscht man sich Hochhäuser und wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage Berlins wurden hier im Forum auch schon Wohnhochhäuser für den Alex ins Gespräch gebracht (z.B. hier). Die Plattenbauten an der Fischerinsel und genauso in der Leipziger Straße sind im Grunde doch genau das; Wohnhochhäuser. Natürlich sind die alten DDR-Platten in ihrem jetzigen Erscheinungsbild keine spektakulären "Skyscraper", aber ich glaube, dass man an denen noch einiges verbessern könnte, zum Beispiel mit neuen Fassaden. Und ich meine damit nicht die bunten Fassaden mit denen man die Stadtrandplattenbauten "aufzupeppen" versuchte, sondern neue Fassaden aus Spiegelglas, Naturstein oder Klinker, eventuell spektakuläre Dachaufbauten oder andere Aufstockungen. Vor allem sollte jedes Gebäude eine unterschiedliche Fassade bekommen um die einheitliche Monotonie, die den Vorort-Großsiedlungscharme ausmacht, zu überwinden. Hier ist Kreativität gefragt. Das Park Inn hat durch seine neue Fassade auch enorm an Attraktivität gewonnen, so dass es heute auch vorstellbar wäre es nicht abzureißen, es würde sich meiner Meinung nach in eine eventuelle Skyline am Alex gut einfügen.
    Die beiden nordöstlichen Hochhäuser der Fischerinsel ließen sich auch wunderbar in eine Blockrandbebauung entlang der Gertraudenstraße integrieren und die Grünfläche an der südlichen Spitze der Insel könnte zu einem urbanen Park entwickelt werden mit einer neugestalteten Spreepromenade. Die zweigeschossigen Flachbauten könnten durch Gebäude in Blockrandbebauung ersetzt werden.
    Sollte Berlin in ferner Zukunft wirklich mal eine richtige Skyline bekommen, würden sich solche kleineren weniger spektakulären Hochhäuser an der Fischerinsel und auch der Leipziger Straße als "Lückenfüller" darin doch auch gut einfügen. Hier wieder alles auf Berliner Traufhöhe zu stutzen erscheint mir zu langweilig und unkreativ.

    Einmal editiert, zuletzt von mescha ()

  • Hallo Beobachterin, verstehe mich nicht falsch: ich bin keineswegs für einen Abriß der Bauten auf der Fischerinsel. Ebensowenig lehne ich die Moderne der DDR ab. Ich bin für eine Verdichtung des Stadtkörpers an jener Stelle.
    Du schlägst den Rückbau des Verkehrs vor und dann den Freiraum angenehm und nützlicher zu gestalten. Aber das Problem liegt gerade im Freiraum. Die Architektur der Nachkriegsmoderne sah den Freiraum vor, der aus dem Wunsch entstand nach dem Krieg mit der als bedrückend empfundenen Enge der Hinterhöfe in den Mietskasernen, mit neuem Elan und klinischer Ästhetik (Aufgeräumtheit, 'weg mit dem Schmutz') in ein neues Zeitalter aufzubrechen.
    Der Freiraum wurde zur Regel.


    Aber: ein Freiraum wird als befreiend und angenehm empfunden wenn man ihn aus der Gasse kommend betritt. Wenn der Freiraum also die Ausnahme ist. Die Gasse ist die Spannung, die Geschäftigkeit. Und der Freiraum (der Platz/der Park) ist die Entspannung. Man nimmt den Freiraum als Befreiung an, und verweilt. Beim Kaffeetrinken auf der Terrasse, mit der Zeitung auf der Bank, klönend mit der Gemüseverkäuferin.
    Es ist also eine Wechselwirkung, die funktioniert, wenn der Freiraum in der Unterzahl ist.
    Das ganze 'rege Treiben' wie man es aus den konventionellen Städten kennt, folgt diesem Prinzip. Übrigens nicht nur der europäischen Städte, sondern der Städte aller Kulturkreise.


    Wenn der Freiraum in der Überzahl ist, wie er in der Nachkriegsmoderne oft (unbewusst) propagiert wurde, ist er erstens kein Freiraum mehr, weil er dann ja der 'Raum' als solcher ist und der Effekt der Befreiung verloren geht. Es gibt keine räumliche (oder psychologische) Spannung die es zu entspannen gilt. Weshalb man ihn auch nicht nutzt. Man bemerkt ihn ja nicht.
    Ein Zustand wie man ihn aus den Vororten kennt.
    Das Treiben verschwindet.


    Soviel zu Spannung und Entspannung. Ein weiteres Übel ist halt wieder diese Einfallslosigkeit im Umgang mit den freien Flächen generell. Als würde den Stadtplanern und Architekten der Mut fehlen eine Kontroverse auszulösen. Wie oft hört man neuerdings die Stimmen die sagen, man solle die Wiese auf dem Schloßplatz so lassen wie sie ist.
    Dieser Konservative Umgang mit den vorhandenen Strukturen - unsäglich altmodisch. Und so angstbesetzt.



    (Update: ich bin ab jetzt eine Woche weg, falls ich also auf etwas reagieren sollte, werde ich dies erst in einer Woche tun können)

  • @Andi777:

    also sollten wir auch keine Plattenbaugrünanlagensanierung diskutieren, sondern es erlaubt sein klar zu sagen: diese Platten gehören hier nicht hin. Oder wenn ihr die Prominenz des Ortes nicht seht: warum diskutieren wir dann nicht auch Marzahn? Hier muss Urbanität entstehen!!!


    Was heißt eigentlich für dich Urbanität? Wenn dieser Begriff schon so ein Schlüsselbegriff zu sein scheint, dann sollten wir ihn genauer diskutieren. Etwa eine Urbanität wie in der Luxusenklave am Friedrichwerder, wo 2-Personenhaushalte 300 qm Wohnfläche hinter neohistorischen Fassaden verbraten und weiß Gott auch nicht mehr "los" ist als auf der Fischerinsel?
    Und was bitte versetzt dich in die Lage zu dekretieren, was hier wo hingehört und was nicht?
    Ich habe manchmal bei dir das Gefühl, daß du den komplexen Prozeß der Stadtentwicklung mit einer Art Reko-Wünsch-Dir-was verwechselst...
    Für so was gibt es Second Life, das kann man auch bequem von München aus spielen, die existierende Stadt Berlin und ihre Bewohner (und ja, auch die in Marzahn gehören dazu) scheinen dich ja eh nicht so sehr zu interessieren...



    Ich denke, ein Grund für die zögerliche Nutzung der Grünflächen auf der Fischerinsel ist wohl auch darin zu finden, daß die Bewohnerschaft überwiegend aus Senioren besteht (die Läden für Heizkissen sind somit schon am richtigen Ort ;)), und diese Gruppe eh ein eher wohnungsbezogenes Leben führt, bzw. es sich um eine Generation handelt, die sich Freiräume nicht einfach "nimmt" und aneignet, weil es einfach nicht ihrer Vorstellung von dem entspricht, was man tut bzw. läßt.
    Wenn es in diesen Häusern einen Generationenwechsel gibt (und der steht ja in den nächsten Jahren wohl an) kann sich also die Nutzungsnachfrage für die Freiräume dort mit neuen Nutzern auch ziemlich schnell ändern...