Beiträge von Beobachterin

    Für mich hat diese Grundrissrekonstruktion einen sehr bitteren Beigeschmack, es ist so wie kaktus sagt, nur weil man einen historischen Grundriss extrudiert hat der Ort deshalb noch lange nicht an Identität gewonnen. Außerdem weiß ich nicht wieso man sich hier einen zweiten Hackeschen Markt wünscht. Ich frage jetzt ernsthaft, wer hält sich denn tatsächlich dort auf außer Touristen? Es handelt sich hier doch um einen Ort des reinen Kommerzes, ein gewachsener Ort der Kunst und Kultur wurde von der Stadt zu einem Konsumtempel verarbeitet, der seiner eigenen Vergangenheit das Blut aussaugt. Ich weiß dass es diese Orte wohl immer in einer Touristenstadt geben wird, das ist ja auch in Ordnung, aber wie schrecklich wäre es wenn jetzt alle neu zu denkenden Orte in Mitte sich an solch einem unauthentischen, mehr Schein als Sein transportierendem Projekt orientieren. Die Unterschiedlichkeit macht es doch spannend. Ich wundere mich auch, dass hier die jetzigen Bewohner nur als eine Art Bremsklotz zur anscheinend gewollten Gentrifikation des Raumes angesehen werden. Wie soll denn jemand von den vielzähligen älteren Leuten, der Singles oder der ganz normalen Familien ein Townhouse, oder nach dem Hackeschen Markt Modell eine Wohnung über einem Hugo Boss-Geschäft bezahlen können? Ist das wirklich so egal? Ist das wirklich hier eine breite Meinung dass es egal ist wenn die Bevölkerung bei einer Neuplanung komplett in Besserverdiener ausgetauscht wird? Ich verstehe nicht wie man an einem Ort, an dem es wenig Mietfluktuation und keinen Leerstand gibt ernsthaft über einen Abriss und einen Neubau nach des Planers Laune nachdenken kann. Ein Paradebeispiel für planerische Allmachtsphantasien, die drei K's Kommandieren Kontrollieren Korrigieren werden also immer noch gerne angewandt, auch wenn man genau dieses Planungsverständnis an der Moderne kritisiert, die Respektlosigkeit und fehlende Sensibilität im Umgang mit Bestand und gewachsenen Strukturen.

    Ich muß sagen Andy 777, wie du so abwertend über Freiräume reden kannst wenn immer noch die Möglichkeit besteht dass man sie so weit verbessern kann dass sie von einem Großteil der Anwohner ( Ich weiß nicht genau wie viele Menschen auf der Fischerinsel leben, allerdings leben auf der kompletten Spreeinsel 5000 Menschen, da kann man sich ja leicht ausrechnen wie viele in den Hochäusern wohnen) als Lebesraum genutzt werden können?
    Und wie kann der Raum noch stäker verdichtet werden??? Was für eine Planung hättest du denn gerne damit hier noch mehr Menschen wohnen? Höhere Hochhäuser? Oder sind die Menschen die hier wohnen einfach
    die Falschen,nicht hauptstadtgerecht für dich? Ja stimmt, ist was anderes als ein krampfhaft hochgestyltes Touristenviertel mit null Authentizität und fast schon Disneyland mäßiger Kulissenhaftigkeit. Es ist für dich nur langweiliges normales Leben, das hat deiner Meinung nach an so einem 'prominenten' Ort nichts zu suchen, der Raum soll anscheinend für wichtigere Menschen frei gemacht werden. Außerdem: Wie kann die Tatsache dass es sich um den mittelalterlichen Kern Cöllns handelt als Argument für ein Denkverbot in eine andere Richtung als die einer historisch orientierten Grundrisskonstruktion sein? Das ist ein null-Argument, es ist sagt lediglich aus 'Meine Ansicht ist richtig und deine ist falsch'.
    Ich verstehe auch das Denkmuster nicht, mit welchem begründet wird das ein Freiraum hier auf keinen Fall eine mögliche Alternative wäre. Es wird gesagt, dass das Freiraumkonzept ja eine Idee der Moderne war und das diese ja gezeigt hätte das es nicht funktioniert. Für mich ist das aber kein Argument, es zeigt lediglich dass es in dieser Art nicht funktioniert. Warum kann man nicht über zeitgenössiche Modelle einer neuen Art von Gartenstadt nachdenken? ( Die Idee von der starken Verknüpfung, und somit einer höheren Meinung von Freiraum und Natur im direkten menschlichen Umfeld auch im urbaneren Raum gibt es schon etwas länger als die Moderne). Das wäre viel näher an der heutigen Realität mit Schrumpfungsprozessen, Zersiedelung und Perforierung von Stadt als gründerzeitliche Rekonsruktionen deren Voraussetzungen heutzutage überhaupt nicht mehr vorhanden sind ( Ich sage es noch einmal für die, welche unbequeme Argumente gerne ignorieren: Berlin wird in den nächsten Jahrzehnten von seiner Bevölkerung her nicht mehr dichter werden, zudem werden die Menschen älter. Ja, man könnte natürlich ein Disneyland nach Berlin bauen, auf diese Weise könnte man schreien 'kommt alle nach Berlin' und wahrscheinlich würden sogar alle kommen) Nur weil es in der Moderne nicht geklappt hat soll es niemals klappen können und ist es nicht wert darüber nachzudenken?
    Zu mkwiteaux: Du sagst der Mensch könne den Freiraum in der Stadt nur geniessen wenn er stark rationalisiert ist. Woher beziehst du dieses Wissen? Es ist doch kein Grundgesetz. Außerdem zeigt deine Darlegung ja auch, das es sich um die psychologische Wahrnehmung von Räumen dreht: warum fühlt sich der Mensch wohl in einem bestimmten architektonischen Raum? Ich denke dass es viel mehr um ein Gefühl von Weite, in welcher man sich schnell verloren, oder ein Gefühl von Dichte, in welcher man sich geborgen fühlt. Aber auch ein Freiraum kann durch viele Nutzungen und viele unterschiedlich abgestufte privatere oder öffentlichere Teilräume für den Menschen optisch und inhaltlich dicht sein. Architektur kann nicht als Universalmittel dienen. Architektur beinhaltet nicht in sich den Begriff der Belebung oder Verdichtung. Genauso wie bei Gebäuden gibt es die unterschiedlichsten Arten von Freiräumen und sie können nicht als eins bewertet werden. Auf der Fischerinsel ist zwar grün, aber es ist Abstandsgrün mit eingebetteten Parkplätzen. Es ist kein Park. Genauso wie ein monofunktionaler Bauklotz kein lebendiges Gebäude ist. Ich könnte mir vorstellen, dass man den Raum endlich mal tatsächlich als Park versteht in welchem Hochhäuser stehen, und nicht als Hochhäuser zwischen die ein paar Parkplätze und Gebüsche eingefügt sind. Ich stelle mir also einen Park vor welcher, wie die meisten guten Parks,eine Anzahl verschiedenster Räume mit unterschiedlichen Graden der Öffentlichkeit bietet. Blickgeschütztere Sitzecken zum Klönen, verschiedene sportliche Nutzungsmöglichkeiten, einen Platz mit Wassergestaltung der auch als Spielplatz genutzt werden kann, ein weiterer Parkbereich am Inselkopf an welchem man vielleicht direkt an der Spree mit Blick auf die beiden entgegengesetzten Ufer sitzen kann, vielleicht auch verschiedene Interkationsräume welche sich des multimdialen Raumes bedienen ( siehe hierzu http://culturebase.org/home/st…kte/Presence/Presence.htm )
    Man kann genauso über temporäre Aktionen nachdenken ( http://www.temporaeregaerten.d…/7menue/3archiv/99_t.html ), Kooperationen mit dem Kreativhaus ( http://www.kreativhaus-tpz.de/kh/kreativhaus/wir ) und so weiter und so weiter..Dazu käme natürlich eine Neugestaltung der Grünanlagen. Man hätte hier die Möglicheit einen wirklch besonderen Raum zu schaffen. Wie auf der Seite der temporären Gärten so schön gesagt wird, ist es der in der Gestaltung des Freiraums fehlende individuelle Charaker, welcher zu der Banalität, Langweiligkeit und Nutzlosigkeit führt. Ein kreativer, inspirierender Freiraum kann die Stadt genauso bereichern wie ein Straßenzug.
    Hier noch mal für alle welche an einem veralteten ignoranten Planungsstil festhalten, bei welchem der Planer gottgleich zu wissen meint was gut für die Menschen und die Stadt ist, ohne sich mit diesen tatsächlich zu beschäftigen: die Kehrseite: http://www.spreeinsel.de/html/…teilungen/2005-11-02.html

    Ich finde so wie es Urbanist schreibt, ist die Lage gut getroffen. Auch auf der Fischerinsel gibt es übrigens eine gewerbliche Nutzung im Erdgeschoß, nur dass es sich hier um zum Teil sehr kuriose Gechäfte handelt, Modell Versicherung und Läden um Heizkissen zu kaufen. Wenn man sich mit der Fischerinsel beschäftigt, dann fällt auf dass hier eine Menge Meschen wohnen die den für sie geschaffenen Freiraum auf der Fischerinsel kaum nutzen. Die Frage ist wie der Raum belebt werden kann, und zuerst, warum er aktuell so schlecht angenommen wird. Hier kommen wahrscheinlich verschiedene Faktoren zusammen: zum Einen ist ja vielleicht schon auf psychologischer Ebene etwas dran, dass die massiven Hochhäuser auch erdrückend wirken können, ich denke eine liebevolle ud vor allen Dingen kreative Fassadenneugestaltung könnte dem vielleicht schon entgegen wirken. Wichtiger ist wahrscheinlich aber die Ausgestaltung des halböffentlichen Raumes. Ich habe das Gefühl, das die Leute sich zu sehr scheuen, die Bereiche für Ihre Wünsche einfach anzueignen, sie sehen den Freiraum gar nicht als den Ihren an, sie sind da eher zurückhaltend und distanziert. Andererseits ist der einzige vorhandene Kiosk ja als Treffpunkt zum Quatschen beliebt, man hat also schon das Bedürfnis nach Kommunikationsorten. Vielleicht müssen flexiblere und multiplere Freiräume angeboten werden: Sitzecken vor den Häusern, vielleicht Grillmöglichkeiten, Tischtennisplatten etc, was wäre hier denkbar? Vielleicht kann man ja den großen Freiraum, welcher ja allerdings vernachlässigt wird, als Ausganspunkt nehmen und versuchen hier tatsächlich ein besonderes Wohnumfeld zu schaffen. Dann müsste darüber nachgedacht werden wie man die Parkplatzflächen und wirklich nur zum Parken genutzte Straßen reduzieren kann und wie man mit dem hohen Schallpegel der Gertraudenstraße umgeht. Besondere Potentiale bieten besonders die fast schon wild romantische Spreepromenade und der kleine Park am Inselkopf, hier könnte man die besondere Lage welche der Fischerinsel ihren Namen gibt, nutzen um hier einen 'lieblichen Ort' zu schaffen ( Grundsätzlich bin ich da kein Fan, aber hier könnte ich es mir aufgrund der besonderen Lage umgeben von Wasser und mit Blick die Spree hinauf vorstellen). Man muss insgesamt überlegen was dazu führen könnte, dass die Anwohner sich nicht nur in ihren Wohnungen wohlfühlen, und diese sollten natürlich auch am Besten von Anfang an partizipieren können. Was wäre denn eurer Meinung nach alles möglich?

    zu mkwiteaux: Ich habe in meinem Beitrag ja in keinster Weise gesagt, dass ich die städtebaulichen Leitziele der DDR-Moderne als geeignet ansehe, um die heutige Stadt weiter zu entwickeln. Aber es ist eben Fakt dass die Wohnhohhäuser in Berlin Mitte beliebt sind und ausgelastet. Kein Argument kann dieses, welches für den Erhalt bis zum architektonischen Verfall spricht, ausser Kraft setzen, denn sonst würde an den Bewohnern der Stadt orientierte Städtebaupolitik komplett ad absurdum geführt.


    Es muß also nun mit den vorhandenen Gebäuden umgegangen werden. Wenn nun in Beiträgen erwähnt wird, dass das Umfeld der Wohnhochhäuser an der Leipziger Straße der Stadt kein lebendiges Umfeld bieten, so stimme ich dieser Aussage ja zu. Ich verstehe allerdings nicht wie man hieraus einen Abriss der Gebäude folgern kann. Vielmehr muß doch genau dieses Umfeld verbessert werden, hier herrschen doch die Defizite. Die komplette DDR-Moderne zu geißeln, folgt doch genau dem Prinzip, welches an der ideologischen Einstellung der Moderne kritisiert wird: Das eigene Planungsverständnis wird als so allmächig und richtig angesehen, dass das Vorhandene der persönlichen Idee respektlos weichen muß. Die DDR ist Teil der Berliner Geschichte, sie sollte auch städtebaulich nicht verleugnet werden. Ich sage ja eben nicht, dass die Ideologie und die Vorstellung von der städtebaulichen Entwicklung der Moderne fortgesetzt werden soll, sondern dass deren vorhandene Zeugnisse nicht aus neuer blinder Ideologie ohne genauere Betrachtung pro forma als zerstörenswert gegeißelt werden. Und hier setzt ja auch Phillip Oswalts These an, es nützt nicht wie schon so oft geschehen wieder alles platt zu machen, sondern das heute existierende Patchwork der unterschiedlichsten historischen städtebaulichen Perioden (welche ja eben Berlin zu dem besonderen Ort machen welcher er ist, gerade das Konglomerat der Verschiedenartigkeit und das oft scheinbar nicht zusammen Passende sind die Identität Berlins, und gerade nicht eine spezielle stadtebauliche Phase) muß behutsam in Beziehung zu einander gesetzt werden, Potentiale erkannt und gestärkt werden, Defizite ausgebessert werden. Dies mündet in dem Schluß, dass der Städtebau auf die vorhandene Bricolage nicht mit einer gesamtstädtischen Schablone wie der kritschen Rekonstruktion reagieren kann, sondern dass sich ein kleinteilig punktuell und individuellen Situationen angepasster Städtebau entwickeln muß. Im Falle der Fischerinsel, des Spittelmarktes und der Leipziger Straße würde das also bedeuten, dass die verkehliche Infrastruktur so weit wie möglich reduziert werden muß und überlegt werden muß wie man den Freiraum angenehmer und vor allen Dingen nutzbarer gestalten kann. Ich sage nicht dass das einfach ist, man muß sich sehr genau mit der Situation auseinander setzen und verstehen lernen.


    Soviel hier schon gegen die Moderne gewettert wurde, vermisse ich wirklich gute Argumente die für die kritische Rekonstruktion als geeignetes Instrument zur zeitgenössischen Verbesserung der städtebaulichen Situation sprechen. Die kritische Rekonstruktion schafft doch nur die immer selben langweiligen 'eleganten' Fassaden. Sie fügt der Stadt oftmals ebenfalls keinen authentischen lebendigen Raum hinzu. Ich fand es sehr interessant, dass Skylinefreak London als eine Art Positivbeispiel nennt, denn hier liegt meiner Meinung nach der Kern des Übels, denn Berlin ist eben nicht London. Es wird viel zu krampfhaft versucht, Berlin zu einer solchen Art von Stadt zu machen. Hierbei wird nicht berücksichtigt, dass in Deutschland in seiner größeren Polyzentralität als England ganz andere Ausgangsbedingungen herrschen. Es wird hier nie eine Stadt geben wie London, die gleichzeitig kulturelles, infrastrukturelles und wirtschaftliches Zentrum ist. In den neunziger Jahren ging man ja blind davon aus, Berlin würde sich so entwickeln, dies hat zu einem Büroüberhang von nun knapp zehn Prozent geführt. Man muß ja auch realistischer Weise die Prämissen der Zukunft in der Planung brücksichtigen, und nicht einer Wunschvorstellung von Berlin nachjagen. Fakt ist: Berlin wird altern und mit besonderem Bevölkerungszuwachs ist auch nicht zu rechnen. http://www.stadtentwicklung.be…se/index.shtml#ergebnisse Desweiteren werden zum Beispiel Projekte wie das der Triastower durchgezogen, welche zur Büronutzung vorgesehen waren, in welche dann aber mangels interessierter Mieter die BVG einzieht. Es gibt oft schlicht nicht genug Nachfrage nach den Planungen. Man wird sich auf Dauer mit der Tatsache anfreunden müssen, dass die Städte in Europa im Groben fertig gebaut sind und es eher auf einen Umgang mit Bestehendem hinaus läuft.

    Auch die negative Darstellung des Freiraumpotentials von Skylinefreak kann ich nicht verstehen (zumal es auch in London viele innerstädtische Parks gibt), denn die Beschäftigung mit dem Bild einer Stadtlandschaft ist nun mal viel näher an der heutigen Realität. Man kann ja auch das Berlin von heute kaum mit dem Berlin der Jahrhundertwende verlgeichen. Zu dieser Zeit lebten ja viel mehr Menschen auf viel engerem Gebiet. Ganze Familien lebten in kleinen Wohnungen und hatten zusätzlich Untermieter und Schlafgänger. Berlin ist heutzutage viel zu weit ausgedehnt, und der beanspruchte Pro-kopfwohnraum viel zu hoch als dass man eine solche Atmosphäre wieder erzeugen könnte. Genau das schaffen eben auch keine gründerzeitlichen Grundrisse und Traufhöhen in welchen dann schicke großzügige Lofts und Büros entstehen ( Genau diese Entkopplung von Form und Nutzung verhindert doch genauso die Belebung wie es andere städtebauliche Konzepte getan haben). Aus genau diesem Grund kann auch die Kleinteiligkeit des Prenzlauer Bergs nicht als Argument für die kritische Rekonstruktion gelten, denn im Prenzlauer Berg gibt es noch eine tatsächliche kleinteilige Struktur, und keine lediglich nach aussen hin simulierte Kleinteiligkeit. Und warum wird dies nicht möglich gemacht? Weil sich in Berlin Mitte für die Stadt mit Großprojekten und Ketten mehr und sichereres Geld verdienen lässt als mit vielzähligen kleinteiligen und individuellen Ladenstrukturen. Da wird dann doch lieber das Alexa gebaut, so ein von oben geplanter Einkaufstempel lässt sich eben im Gegensatz zu wachsenden und sich weiter entwickelnden Quartieren eben mal schnell aus dem Ärmel schütteln.

    Ich denke man sollte den Städebau der DDR-Moderne auf jeden Fall kritisch durchleuchten. Aber man sollte es neutral bewerten und auch die positiven Merkmale und Potentiale sehen. Die Hochhäuser auf der Fischerinsel und auch auf der Leipziger Straße sind ja durchaus sehr beliebt zum Wohnen, es wurde in diesem Thread ja auch schon darauf hingewiesen. Allerdings ist Dimensionierung der verkehrlichen Infrastruktur natürlich nicht zeitgemäß. Also muß man überlegen, wie man die Defizite der Umgebung beseitigen kann und das Umfeld so gestalten kann, dass die Menschen die dort wohnen sich auch in der Umgebung ihrer Wohnung aufhalten. Auch muß doch anerkannt werden, dass zum Beispiel dieser grüne, fließende Raum in welchen die Hochhäuser der Fischerinsel eingebettet sind, mit den mittlerweile recht hohen Gehölzen, und den leicht wild anmutenden Sträuchern eine angenehmetmosphäre schafft. Das Potential is doch hier schon vorhanden, man muß eben überlegen, wie man eine bessere Nutzbarkeit erreichen kann.


    Das Problem dreht sich ja nicht nur um Fassaden und Gebäudemaße sondern in der Hauptsache um die Menschen die dort wohnen. Es ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass hier die ganz normal arbeitende Bevölkerung die Möglichkeit hat mitten in der Stadt zu wohnen. Meint ihr die geplanten Wohn- und Geschäftshäuser auf der Spreeinsel würden das wieder bieten? Auch wenn man sich die städtebauliche Entscheidung vorstellt, die Hochhäuser auf der Fischerinsel oder Leipziger Straße würden abgerissen, dann kann man unschwer ahnen, dass hier dann kein Ersatzangebot mit einfach schönerer Silhouette und Fassade geschaffen wird, sondern dass es sich wieder um das Wohnen im höheren Preissegment gekoppelt mit Büronutzungen drehen wird, wovon es meiner Meinung nach in Berlin Mitte schon genug gibt. Ich denke auch die These, dass es sich bei der städtebaulichen Vorgehensweise der kritischen Rekonstruktion um eine Art Schadensbegrenzung der Fehler der Moderne handelt ist irreführend. Die kritische Rekonstruktion übersetzt nur historische Fassaden- und Blockstrukturen in eine modifizierte Sprache. Doch die vorhergehenden Nutzungen spielen keine Rolle, von einer Stärkung vorhandener Strukturen und einer gründlichen Beschäftigung mit dem Ort, seinen positiven wie negativen Besonderheiten kann keine Rede sein.
    Phillipp Oswalt sagt hierzu: http://www.oswalt.de/de/index.html )
    Die kritische Rekonstrukion ist ein inhaltlich hohler Begriff der nur als ästhetisch homogenisierende Universalschablone zur gewinnfixierten Entwicklung der Innenstadt benutzt wird. Das führt dann dazu, dass ein neu geplanter Gebäudeblock mehrere unterschiedliche Fassaden nach außen hin zeigt, also eine Straße mit verschiedensten Gebäuden simuliert, sich im Innern jedoch ein riesiger Komplex befindet in welchem lediglich ein Investor nach dem ihm ertragreichsten ercheinenden Geschäftsmodell plant. Ich kann nur allen empfehlen sich zu diesem Thema der Segregation von Form und Nutzung mit den Erkennnissen von Phillip Oswalt zu beschätigen. Hier wird die Kehrseite der kritischen Rekonsruktion beleuchtet, deren treffende Analysen 'seltsamer Weise' kaum Beachtung finden.
    Siehe http://www.berlin-formlos.de/presse.html