Potsdam: Wiederaufbau der Garnisonkirche

  • Bitteschön ... {Quelle}
    Aber wissen Sie, was sie in der Austellung des United States Holocaust Memorial Museum in Washington gleich zum Anfang im Orginal zu sehen bekommen? Schaun Sie mal: {Quelle}
    Das ist die internationale Sicht der Welt auf diesen Ort.


    Wenn dann ist das die US-amerikanische Sicht auf diesen Ort. Auf dem Bild ist die Kirche übrigens gar nicht zu sehen. Es soll mir auch bitte keiner erzählen, die mehrheitlich dem linken Spektrum der Politik zuzurechnenden Gegner richten sich nach der amerikanischen Sicht auf Geschichte. Aber grundsätzlich, wollen wir hier jetzt über den Wahrheitsgehalt nationalsozialistischer Propaganda diskutieren? Ich hoffe nicht.




    Fakt ist: der auf der brandenburgischen Verfassung beruhende Bürgerentscheid als basisdemokratische Element wurde durch einen miesen Trick durch die Rathauskooperation verhindert. Die Regierenden trauen sich nicht die offizielle Mehrheit in der Stadt zum Thema Garnionkirche feststellen zu lassen.


    So langsam aber sicher reicht es aber auch mal, das ist ja fast schon Verleumdung. Die Rathauskooperation hat getreu der brandenburgischen Verfassung das Bürgerbegehren angenommen. Das mag einem gefallen, oder aber, was gerade bei den Initiatoren des Begehrens der Fall zu sein scheint und schon deshalb beim neutralen Beobachter für heftiges Stirnrunzeln sorgen sollte, nicht. Ein "mieser Trick" ist es deshalb noch lange nicht. Ganz im Gegensatz zu der offensichtlichen Absicht, über ein Bürgerbegehren öffentlichen Druck gegen ein Projekt aufzubauen, an das man mit rechtstaatlichen Mitteln aus gutem Grund nicht so einfach ran kann.

  • Ich würde mir einen Entwurf wünschen, der die ganze Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit dieses Ortes sichtbar macht.


    Was ist denn an diesem Ort vielschichtig und widersprüchlich?


    Und an welchem Ort ist das nicht der Fall?


    Ich will jedenfalls keinen Ort für link(sextrem)e Propaganda, wo die Kirche stellvertretend für alle (vermeintlichen) Sünden der deutschen Geschichte herhalten muß und mißbraucht wird, damit einige Leute ihre Gewissensonanie betreiben können.


    Nicht alles muß künstlich mit einem Höchstmaß an Vergangenheitsbewältigung aufgeladen werden. Die Sache sollte maßvoll sein, und ich fürchte, wenn ich mir so das Weltbild der Gegner ansehe, daß diese Kirche dann ein zweites Holocaustmahnmal plus Neue Wache werden soll. :)


    PS: Ich habe jetzt erst den Beitrag oben von Snirtje Bra gelesen. So ungefähr stelle ich mir das auch vor.

  • Wenn sich eine Mehrheit der Potsdamer für die Garnisonkirche entscheiden würde, dann müssten die Gegner diese natürlich akzeptieren.


    Mich erinnert der Thread zunehmend an Stuttgart 21, wo es inzwischen sogar einige Bürgerbefragungen gab und die Projektgegnerschaft als Lebensaufgabe eher zunimmt statt abnehmen. Wem die Stadtrat-Mehrheit nicht reicht, dem wird auch die Bevölkerungsmehrheit (falls nicht genehme) nicht langen.


    Wie nobel der geforderte Kampf gegen den Neofaschismus sein mag, wirklich ernst scheint diese Forderung von manchen Fordernden nicht genommen zu werden. Schauen wir mal hier - der Krieg war noch nicht ein Jahr vorüber, schon warb die KPD Ex-NSDAP-Mitglieder an. Dann kam die von der Zeitung so zitierte Werbeparole: "... Denn was Hitler Dir versprochen hat und niemals hielt, das wird Dir die SED geben." Ich bezweifle stark, dass die SED-Nachfolge derart unbequeme Wahrheiten über die eigenen Wurzeln im künftigen Zentrum offenbaren will - eher wird das Erzählen der hier allzu bekannten Geschichtsmärchen als das Einzig Richtige gefordert (laut Artikel wird auf diese bis heute nicht verzichtet), also doch kein Konsens.


    Im Juni habe ich im Berliner Deutschen Dom eine Ausstellung über die Geschichte der Demokratie besucht. Eine äußerlich barocke Kirche scheint für solche Zwecke geradezu perfekt zu sein.

  • Im Juni habe ich im Berliner Deutschen Dom eine Ausstellung über die Geschichte der Demokratie besucht. Eine äußerlich barocke Kirche scheint für solche Zwecke geradezu perfekt zu sein.


    Das ist ausgesprochen löblich junger Freund! Sollte man doch nie aufhören sein Wissen zu vervollständigen.
    Die selbe Ausstellung habe ich 1975 noch im nicht zum Deutschen Bundestag umgebauten Reichstagsgebäude gesehen. Ich hielt den Reichstag für den perfekten Ort einer solchen Ausstellung...damals.
    Fragen an die Deutsche Geschichte?
    Hilft aber in diesem Fall nicht weiter. :cool:
    Für mich gibt es nur eine Lösung für eine etwaige Nutzung. Es muss wieder eine Kirche sein, ökumenisch, für alle offen. Alles andere läuft Gefahr missverstanden. missinterpretiert/gedeutet oder gar missbraucht zu werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Potsdam Garnisonkriche

    Nun, ganz neu im Forum und nahezu frisch in Potsdam zugezogen, gibt es einiges an persönlichen Ansichten zu dem Thema Garnisonkirche einzubringen, da dieser sehr umfassend -Emotional-diskutiert wird.
    Das ist schön so.:banana:
    Dennoch empfehle ich, sofern möglich, zunächst einen Spaziergang im besagten Viertel zu machen, um zu erst einmal zu sehen, was an Qualität des einstigen Herzens der Stadt verloren gegangen ist, sich die Frage zu stellen, warum Reste der historischen Bausubstanz, ob Wohn- oder Geschäftshäuser, Schauspielhaus, das beste wilhelminische -Palasthotel- der Stadt, Schloß, -historische Aufnahmen 1959 Alter Markt, Heiligeistkirche, Garnisonkirche, Schloß-: (https://www.youtube.com/watch?v=h28EVb6Io6Q) und 1933: https://www.youtube.com/watch?v=LWKLG0sZs5k, ganze Straßenzüge gegen den damaligen Willen der Bevölkerung abgerissen wurden, der Stadtkanal zugeschüttet wurde.
    Danach bitte ich darum, kurz zu besichtigen, was dann für ein Stadtbild entstanden ist, das heute noch sichtbar ist. Meiner Ansicht nach hier anhalten und die Umgebung beachten, wie leer es dort geworden ist, wie viel Lebens- und Aufenthaltsqualität dort verloren gegangen ist, insbesondere dann, wenn die Touristen vor der Nikolaikirche und dem wiedererichteten Stadtschloß verschwunden sind. Nahezu niemand besichtigt die Fachhochschule wegen ihrer ästhetischen Schönheit oder reist nach Potsdam um deren Hochhäuser am Platze im historischen Kern zu besichtigen! Der Blick vom Stadtschloß zur Neptungruppe ist nicht mehr möglich, umgekehrt hat diese Gruppe übehaupt keinen Bezug mehr zum Schloß, auch durch die dennoch erhaltene Straßenverkehrsführung aus vergangenen Zeiten.
    So, nun stelle ich die Frage, was hier zur Reperatur anzugehen ist?
    Sollen wieder Menschen in kleinteilige, in der Fassade wiedererichtete Wohn- und Geschäftshäuser einziehen, Cafes- und Restaurants in den meisterhaft schönen, kleinen Gassen einziehen? Oder etwa genau den Punkt anzugehen, was wir anstelle der historischen Leitbauten hier errichten möchten, um die Aufenthaltsqualität der Menschen im Herzen der Stadt wieder herzustellen?
    Genau jetzt empfehle ich kurz nach Dresden zu fahren, um zu sehen und zu erleben, was aus einer einstigen Tristesse, lediglich mit der Ruine der Frauenkirche zu besichtigen, um den Neumarkt entstanden ist, incl. historischer Fassaden, in die erhaltene Fundstücke der ursprünglichen Stuckaturen von beherzten Dresdnern wieder an alter Stelle in die Schaufassaden miteingesetzt wurden und zeitgemäßer, hochwertiger Archtitektur im Äußeren und inneren der Gebäude das Viertel belebt. Ein nahezu menschenleeres Viertel ist heute wieder ein pulsierender Ort für alle Besucher geworden.
    Genau hier sollten wir in der Diskussion ansetzen.
    Selbstverständlich im Dialog mit allen interessierten Beteiligten, woraus sich dann Mehrheiten bilden können, die umgesetzt werden sollten.

  • ^Aber, genau das ist es doch was die SED Gefolgschaft nicht moechte. Wuerde doch dann der Beweis sein, dass man damals falsch gehandelt hat, als man die GK abgerissen hat.

  • @BORSIG_WERKE: Alles richtig. Kann ich alles nachvollziehen. Liebevolle Innenstadt, kleinteilig, historisches erhalten, Gassen, Cafe... alles schön, soll man so bauen. Aber wo ist jetzt der Gedankenschluss daraus abzuleiten eine 100 Millionen Kopie einer barocken Kirche zu errichten? Warum fängt man an der äußerten Ecke mit dem provokantesten Gebäude an? Gibt es keine zeitgenössische Archtiktursprache die das von Ihnen Beschrieben schaffen kann? Nicht mal hier im Deutschen Archtikurforum hat man den Mut solch einem markanten Innenstadtraum, sozusagen ein weißes Blatt Papier mit einer eigenen Leistung zu besetzen. Das ist eine Kapitulation eines Berufstandes! Eine Kopie kann eine Bauingenieur herstellen. Ein Architekt hat eine Idee!



    Wahnfried und Andere: Auch wenn es sie immer noch beschäftigt, aber diese ganze SED-Verschwörungsdingsda, sorry. Können wir das mal langsam lassen. Ich brauch das nicht.

  • Wahnfried: Ausgerechnet von denen Einsicht zu fordern wäre ja auch etwas viel verlangt. Die tun sich ja bis heute schon auffallend schwer damit offensichtlichere Übel wie Mauerbau und Schießbefehl oder die systematische Indoktrinierung, Bespitzelung und Einschüchterung durch Verhöre und Sanktionen (kurz Gleichschaltung) der Bevölkerung mal klipp und klar als falsch anzuerkennen. Die Mauer war (und bleibt es auch rückblickend) eben der antifaschistische Schutzwall und es hätte ja keiner gegen ein so tolles und freies System denken/ sprechen/ rebellieren oder weggehen müssen. Deren Vorgehen bleibt auf ewig verachtenswert, das eigene nur konsequent und folgerichtig. Aber auf der anderen Seite macht man es sich mE etwas zu leicht, wenn man jetzt alle Gegner des Projektes auf diese Schiene drängen will.


    Interessant ist mE nämlich in diesem Zusammenhang ein Beitrag (glaube von Odyssus) der über die Identifikation mit dieser Vergangenheit und Orientierungs- / Perspektivlosigkeit im neuen System sprach (wobei beides zusammenhängt und sich gegenseitig verstärkt). Das ist mE auf menschlicher Ebene absolut nachvollziehbar. Tatsache ist ja leider auch, dass nach der Wende aus rein/ primär ideologischen Gründen praktisch alles abgewickelt wurde, ohne im Detail zu schauen was man evtl. hätte erhalten oder sogar für ganz Deutschland hätte übernehmen können. Da wurde ebenso wenig zwischen Ideologie und pragmatischen Aspekten differenziert, wie man es sich heute in Diskussionen wie dieser wünschen würde. Das war damals sicher für sehr viele (auch für Menschen die die DDR selbst kritisch gesehen und Übel erkannt hatten) ein Schlag ins Gesicht. Damit wurde eben nicht nur das politische System abgestraft an das man vielleicht selbst nicht zu 100% geglaubt oder unter dem man ggf. selbst gelitten hat. Es wurde alles herablassend und ablehnend behandelt, ein ganzes Leben und Wirken als minderwertig abgetan. Das war mE ein schwerer, kaum wieder gut zu machender Fehler, der sich bis heute negativ auf die "innere" Wiedervereinigung auswirkt. Von daher erhalten eben Projekte wo es um Veränderung (oder sogar Wiederherstellung des "Prä-DDR-Status" ;) ) geht eine zusätzliche Brisanz. Zumindest bekomme ich das immer wieder so mit. Ich denke aus den angesprochenen Gründen, dass nicht nur Alt-SEDler oder bis heute überzeugte Sozialisten aus Prinzip gegen weitere Veränderungen sind. Auch Menschen die selbst eher gegen die DDR (als System) waren sich aber bis heute vom neuen System und anderen Menschen ebenfalls schäbig behandelt/ abgehängt fühlen (vielleicht auch wirtschaftlich zu kämpfen haben) wollen womöglich nicht 100 Mio in ein Projekt investiert sehen, das gefühlt nur weiter die DDR-Zeit und damit einen Teil ihres Lebens ausradieren soll. Es ist mE kein Zufall, dass gerade in den neuen Bundesländern sowohl der Anteil an Linken-Wählern als auch an Wählern von NPD & Co auffallend hoch ist, während die vier bisherigen Regierungsparteien Deutschlands es dort insgesamt schwerer haben.


    Aber wie ich damals schon schrieb als wir Odyssus' Beitrag diskutiert haben: Das vielleicht ein wichtiger Aspekt weshalb viele Menschen (bewusst oder selbst nur unterbewusst) gegen das Reko-Projekt sind. Aber es gibt weitere Gründe. Ob die Angst vor einem Wiedererstarken einer faschistischen/ militaristischen Gesinnung bei manchen Menschen ein reales Motiv ist vermag ich nicht zu beurteilen. Ich finde sie an sich weiterhin völlig abwegig. Aber natürlich hilft es in diesem Zusammenhang überhaupt nicht wenn die NPD auch für das Projekt ist. Eine Unterstützung durch die NPD ist immer kontraproduktiv und spielt gerade in diesem Fall den Gegnern des Projekts gehörig in die Karten. Dadurch wird besagtes Argument nämlich erst stark gemacht und klingt auf einmal nicht mehr völlig hanebüchen. Ich bin deshalb trotzdem nicht automatisch gegen die Reko (so wie man beim Wahlomat ja auch immer eine gewisse prozentuale Übereinstimmung mit der NPD dulden muss), aber ich ärgere mich schon massiv darüber die NPD nun auch noch auf der Bildfläche zu haben. Ob die wirklich so dämlich sind, dass sie nicht merken/ reflektieren wie sehr sie jeder Sache schaden für die sie offen eintreten? Aber da sie den Mund ja nicht gehalten haben, sind sie entweder wirklich solche Dumpfbacken (was man wohl bei so einer Geisteshaltung nicht ausschließen kann) oder sie missbrauchen das Projekt bewusst für irgendeine andere Agenda wie bspw. um überhaupt wieder mal mehr ins Gespräch zu kommen...


    Potsdamer: Ich hätte auch gerne eine (durchaus ergebnisoffene und demokratische) Diskussion um das Für und Wider verschiedener Lösungen völlig frei von solchen ideologischen Einsprengesln. Aber Potsdam ist eben kein weißes Blatt, sondern eine Stadt die über lange Jahre gewachsen ist, sich entwickelt und einschneidende historische Ereignisse erlebt hat. Selbst das was ausradiert wurde, ist zumindest in Spuren (alten Darstellungen, Gedanken/ Erinnerungen, "unlogischen" Brachen und Baufragmenten) noch vorhanden. Und wie sich ganz klar gezeigt hat, ist es leider nicht möglich, hier völlig frei von ideologischen Vereinnahmungen zu diskutieren. Unser denken ist eben auch nicht rein sachlich, sondern Ideologien gehören per Definition dazu und drängen sich leider oft bewusst oder unterbewusst zwischen pragmatischere Erwägungen (wobei Ideologien ja nicht per se schlecht sind: Auch gegen Krieg und Rassismus zu sein entspringt einer Ideologie). Hinzu kommt bei dem konkreten Projekt, dass es eben bereits einen Bauherren gibt dem das Grundstück gehört. Der kann und will nicht abwarten bis alle anderen Lücken auf die ein oder andere Weise geschlossen sind (zum einen verliert er irgendwann das Baurecht und zum anderen wird auch bei den anderen Lücken diskutiert werden). Daher kann man mE kaum vorwerfen, dass dieses Projekt vorangetrieben wird - schon um weitere Lückenschlüsse zu befördern.


  • Wahnfried und Andere: Auch wenn es sie immer noch beschäftigt, aber diese ganze SED-Verschwörungsdingsda, sorry. Können wir das mal langsam lassen. Ich brauch das nicht.


    Gerne wenn man dann auch die "NPD-Kirche" im Dorf lassen würde und nonsens Gründe ala "geschichtlich kontaminiertes Gebäude", "für Linke provokantes Bauwerk", etc unterlassen würde.


    Das Argument das Rekonstruktionen ein Armutszeugnis für die heutigen Architekten sind und man deshalb keine Rekonstruktionen zulassen sollte um heutige Architekten nicht zu beschämen ist meiner Meinung nach, ebenfalls ein schwaches Argument.
    99,99% aller neugebauten Gebäude sind keine Rekonstruktionen, wenn sich da die Architektenzunft durch ein paar Rekonstruktionen beschämt fühlt, dann sagt das schon viel aus.

  • Aber wo ist jetzt der Gedankenschluss daraus abzuleiten eine 100 Millionen Kopie einer barocken Kirche zu errichten?


    Wie viele barocke Kirchen gibt es genau in der Potsdamer Innenstadt?


    Ein Architekt hat eine Idee!


    Welche denn genau - noch eine Weißgrauputz-Kiste u.U. mit versetzten Fenstern? Um die Altstadt herum gibt es genug Platz, Ideen zu verwirklichen, sollten je welche kommen.


    Wahnfried und Andere: Auch wenn es sie immer noch beschäftigt, aber diese ganze SED-Verschwörungsdingsda, sorry. Können wir das mal langsam lassen. Ich brauch das nicht.


    Wer verbreitet ständig die SED-Verschwörungstheorien um spuckende Kirchengeister, mit den das Gebäude angeblich kontaminiert werden sollte? (Dagegen könnte man nach der Fertigstellung ökumenisch einen katholischen Exorzisten bzw. religionsneutrale Ghostbusters bestellen.) Immer wieder wird hier ein Foto verlinkt, auf dem man zwar die Kirche nicht sieht, dafür jenen Herrn, zu dem die SED mal versprach, seine Versprechen besser als dieser Herr selber zu erfüllen - was wohl weit mehr mit der SED als mit dem Kirchengebäude zu tun hat.

  • Gerne wenn man dann auch die "NPD-Kirche" im Dorf lassen würde und nonsens Gründe ala "geschichtlich kontaminiertes Gebäude", "für Linke provokantes Bauwerk", etc unterlassen würde.


    Nein, die NPD ist ein überaus agile Truppe in Brandenburg. Und ich möchte nicht, das die eines Tages ihrer Fackelumzüge vor einer orginalgetreu rekonstruierten Garnisonkirche veranstalten. Rechtsradikalismus ist ein Thema von heute.


    Die SED ist ein Thema meiner Elterngeneration und anscheinend auch vieler hier im Forum. Manchmal scheint es mir man möchte mit der Garnisonkirche ein Mahnmal gegen die SED-Diktatur bauen? Wer in der DDR gelebt hat, wird ihnen bestätigen, dass dieses Gebäude dafür ungeeignet ist. Gehen sie ein paar hundert Meter weiter. Schauen sie sich den Stasikanst an. Die Mauer, Wandlitz, Bautzen, Schwedt, die Runde Ecke, dort sollte die DDR aufgearbeitet werden.


    Linke gab und gibt es auch in den gebrauchten Bundesländer. Das hat inhaltlich, nach meinem Verständniss recht wenig mit der ehemaligen DDR und SED zu tun. Alle Linke die aus den neuen Bundesländer kommen, als "SED Gefolgschaft" abzutun ist naiv.
    Linke und so verstehe ich mich, setzen sich dafür ein das Rad der Geschichte weiterzudrehen, die Welt immer ein wenig verbesser wollen, den Blick nach vorne richten, unseren Kindern eine gute Stadt für ihrer Bedürfnisse zu hinterlassen. Sicherlich ist es wichtig auch zurück zu schauen, inne zu halten, aus Fehlern zu lernen, zu wissen woher wir kommen. Aber doch bitte nicht diese vergangene Welt zu rekonstruiern?! Welche Moderne wäre da möglich? Und ich hätte ja noch ein tolerantes Verständniss wenn Maß gehalten würde, wenn ein paar Oligarchen sie ihre Barbarini-Träume bauen - okay, soll'n se. Aber hier prägt eine Generation, ein Form der Stiftung/FWG Garnisonkirche, größtenteils mit Steuergeldern dem Stadtbild einen bleibenden Stempel auf, der ihr nicht gebührt. Hier muss der Souverän entscheiden.


    Es geht halt nicht um ein paar Rekonstruktion hier und da. Mit der Garnisonkiche geht es um einen Leuchturm! Er zeigt den Weg in der Gesellschaft. Er leitet. Rekonstruktion oder der Moderne? Beides geht nicht.


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    Kommentare:
    19.08.14 18:48 Reine Propaganda!

    Einmal editiert, zuletzt von Potsdamer ()

  • Die SED ist ein Thema meiner Elterngeneration und anscheinend auch vieler hier im Forum.


    Soweit ich verstanden habe, gerade die SED-Nachfolgeorganisation kämpft mit allen Mitteln gegen den Wiederaufbau, während die anderen Parteien im Stadtrat für diesen sind.


    Es geht halt nicht um ein paar Rekonstruktion hier und da. Mit der Garnisonkiche geht es um einen Leuchturm! Er zeigt den Weg in der Gesellschaft.


    Ist Potsdam jetzt sowas wie Stadt der Mitte geworden? Diese eine Rekonstruktion ist weniger weichenstellend oder bundesweit bekannt als etwa jene im Frankfurter Dom-Römer-Bereich. Dieses Dokument des Bundesbauministeriums zeigt auf der Seite 11 eine Karte diverser Rekonstruktionsprojekte seit 1975 - bundesweit.


    Rekonstruktion oder der Moderne? Beides geht nicht.


    Natürlich geht es, auch wenn nicht auf einem einzelnen Grundstück. Die Städte sind groß mit viel Platz für verschiedene Richtungen - wobei eine Altstadt per Definition eher altwürdig wirken sollte.

  • Potsdamer: Respekt für deine Haltung, mit der der du hier sicher viel aneckst. Es ist absolut keine Schande, links zu sein. Und natürlich ist es Quatsch, alle Linken im Osten als Ex-SEDler abzutun. In Potsdam als ganz speziellem Fall siehts aber doch anders aus. Bei allem Respekt und sei mir nicht böse, aber hier genauso wie im Osten Berlins sind eben doch noch viele Altkader, die zu Ostzeiten in Berlin und Potsdam Karriere gemacht haben (und vielfach sächseln ;)). Geh mal nach Brandenburg an der Havel - keine 20 Autominuten von Potsdam entfernt. Hier hat bei der jüngsten Kommunalwahl die CDU die meisten Stimmen geholt, in Potsdam die Linke. Und das hat eben genau mit den hier konzentrierten Altkadern zu tun.


    Hätte man von Anfang an jeglichen moralischen Zeigefinger Richtung Abriss durch die SED unterlassen und sich ganz und gar auf die städtebauliche Wichtigkeit der Kirche konzentriert, gäbe es mit Sicherheit nicht soviel Gegenwind. Man hätte wissen müssen, dass in Potsdam noch immer die alten Kader ausharren, die man am besten nicht reizt...

  • Linke und so verstehe ich mich, setzen sich dafür ein das Rad der Geschichte weiterzudrehen, die Welt immer ein wenig verbesser wollen, den Blick nach vorne richten, unseren Kindern eine gute Stadt für ihrer Bedürfnisse zu hinterlassen.


    Ich bin auch links und möchte auch frohgemut in die Zukunft schauen. Genau deshalb freue ich mich über eine Rekonstruktion der Garnisonkirche, die ästhetisch schön, städtebaulich sinnvoll ist und an der ich Preußentum und Militarismus vergangener Zeiten sowie den Tag von Potsdam studieren kann.


    Was gibt es Besseres für unsere Zukunft?


    PS: Einige Leute sollten vielleicht mal ihre sogenannte linke Weltanschauung hinterfragen. 50 Jahre nach '68 ist dort leider auch allerlei Müll zu finden.

  • Mich erinnert die ganze Diskussion inzwischen an eine urdeutsche Schwarz-weiß-Auseinandersetzung zwischen vermeintlichen ökosozialen Gutmenschen und dem bösen Turbokapitalisten, hier eine besondere Form, nämlich der linkskonservativen Gutmensch (Alt-Kader hin oder her) als Aufbaugegner gegen den zugereisten Fascho-Kapitalisten, der den alten Ungeist nach Potsdam bringen will, das Böse eben.


    Bei dieser Debatte wird es auf dieser Basis niemals einen fruchtbaren Dialog geben. Denn der Gutmensch bewertet jeden, der nicht vorbehaltlos seine (idelogische, ethische oder ideelle) Sache gutheisst und als Überzeugungstäter auf seine Seite tritt als Gegner. Und ihm sind alle Mittel recht, diesen Gegner zu diffamieren, zu entlarven oder bloszustellen, weil man ja für die richtige Sache kämpft. Umgekehrt verliert man die Fassung, wenn der Gegner zu equivalenten Mittel greift, das geht dann natürlich überhaupt nicht, weil der Gegner nämlich für die falsche (ethische, ideologische oder ideele) Sache eintritt und daher per definitionem natürlich seine Mittel und Argumente auch falsch sein müssen.


    Dieser fatalistische Gutmenschentum-Ansatz des linksöokologischen Milieus gibt es in verschiedenen Ausprägungen bei Non-Profit-Organisationen, bei den Neuen Sozialen Bewegungen, in verschiedenen Parteien, in Ost wie West und eben auch im DAF. Entweder man ist ethisch sauber - und zwar total - oder eben geistig kontaminiert, wie die Garnisonkirche. Grau gibt es nicht. Nur schwarz oder weiß. Kompromisse gibt es nicht, nur ein nein zur Reko. Und Umfragen, Meinungen und Argumente zählen nur, wenn sie der eigenen Sache dienlich sind. Denn - wie gesagt - alles was ethisch nicht keimfrei ist, ist das Böse. Alles, was den eigenen Standpunkt in Frage stellt, stellt grundsätzlich die eigene Weltanschauung in Frage und daher weichen die Aufbaugegner auch keinen Millimeter von ihrem Ansinnen ab. Es werden Mehrheiten vorausgesetzt, Argumente verdreht, es werden Berichte verändert, geschärft, der Befürworter als "rechtsreaktionärer Militarist" bezeichnet, der den "alten Ungeist" nach Potsdam bringen will, es wird berichtet, von der Garnison als Epizentrum jeglichen Krieges, der Nationalsozialismus oder das Dritte Reich hätte dort seine Geburtsstätte gehabt (da nimmt man es nicht so genau) und daher gehöre diese "Kultstätte" des "rechtsreaktionären Militarismus" (es war anscheinend überhaupt keine Kirche) auch weg... Wie gesagt, eine Denkweise, die die SED dazu veranlasst haben dürfte, allgemein gesellschaftlich geschätztes Kulturgut - ob Kirchen oder Schlösser - aus dem Stadtbild zu tilgen, allerdings mit dem Ziel Platz zu schaffen für die eigene ideologische Staatsdurchsetzungsarchitektur. Wer equivalente Argumentationen für sich vereinnahmt, darf sich nicht wundern eben diesen "Geist" zugeordnet zu werden, zumal man dem Gegner (Aufbaubefürworter) einen komplementären "Ungeist" des "rechtsreaktionären Militaristen" und des "Quelle des Nationalsozialismus/Dritten Reiches" sowie "Lobpreisung/Befürwortung einer Kultstätte für den Ausgangspunkt der Kriege" unterstellt.


    Besonders empfindlich und empört reagieren diese Gutmenschen dann, wenn man das benennt, wie und was das alles ist: Propaganda, nämlich "einen absichtlichen und systematischen Versuch, Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und Verhalten zum Zwecke der Erzeugung einer vom Propagandisten ... erwünschten Reaktion zu steuern", Ideologie, ein Leitbild von den bekennenden Mitgliedern einer sozialen Gruppe oder -Organisation, das "Meinungen und Werturteile als Tatsachen hinstellt, wissenschaftliche Erkenntnisse leugnet, Kritiker verunglimpft und Anspruch auf Allgemeingültigkeit, Wahrheit und Alternativlosigkeit erhebt." und schließlich Polemik, die "nicht zwingend den Konsens sucht, sondern versucht im rhetorischen Wettstreit seinen Argumenten zum Durchbruch zu verhelfen (vgl. auch Eristik)" [Alle Zitate aus Links, wikipedia, gemeinfrei].

    5 Mal editiert, zuletzt von libero ()

  • libero: Wikipedia sagt dazu: "Häufiger benutzt die politische Rechte den Begriff[Gutmensch], um den politischen Gegner zu diskreditieren: Indem sie „linke“ Ideale als „Gutmenschentum“ abwertet, unterstreicht sie den Anspruch, selbst realistisch und auf der Sachebene zu argumentieren, während den als Gutmenschen Bezeichneten damit Realitätsverlust, mangelndes Reflexionsvermögen, ein unrealistisch hoher moralischer Anspruch oder utopische Vorstellungen unterstellt werden."
    Dem gibt es nichts hinzuzufügen.


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    Kommentare:
    19.08.14 12:27 Wenn du die linksverseuchte Wikipedia als Quelle ernst nimmst, ist dir nicht mehr zu helfen.

    Einmal editiert, zuletzt von Potsdamer ()

  • ^^Und jetzt? Jeder zieht sich seinen Schuh an. Ich hab ja auch geschrieben "es erinnert" und gleichzeitig "Fascho-Kapitalist". Wenn man daraus jetzt eine politisch inkorrekte "Beschimpfung" des Gegners und gleichzeitig (mir) rechte Gesinnung unterstellen will, unterstreicht das ja nur, was ich mit meinen Beitrag zum Ausdruck bringen wollte. Die Empfindlichkeitsschwelle hinsichtlich z.B. SED und Gutmensch ist nachgewiesener Maßen auf einem völlig anderen Niveau wie die Austeilungsbereitschaft hinsichtlich z.B. NPD/Nazi und Militaristen/Kriegstreiber... qed, Potsdamer, herzlichen Dank.

  • Und ich möchte nicht, das die eines Tages ihrer Fackelumzüge vor einer orginalgetreu rekonstruierten Garnisonkirche veranstalten.


    Aus welchem politischen Spektrum stammen denn diejenigen, die am 21. März 2013 einen Fackelzug veranstalteten, im preußischen Stechschritt durch die Stadt marschierten und in Nazi-Uniformen am Standort ehemaligen Synagoge posierten? Und wer ist für die Sachbeschädigung auf dem Bauplatz der Garnisonkirche zwei Jahre zuvor verantwortlich?


    http://www.maz-online.de/Lokal…ion-der-Antifa-in-Potsdam
    http://www.pnn.de/potsdam/608405/

  • ^^Es passt zu den gefälschten NPD-Plakaten. Ich sag ja: den Aufbaugegnern ist jedes Mittel recht... Propaganda, Ideologie und Polemik. Gänzlich vom guten Geschmack, Anstand und Sitte befreit.... Und das Rechtsverständis als Einbahnstraße.

  • Ich bin ja sehr für eine kontroverse Diskussion, aber man sollte die Fakten auch nicht in das Gegenteil verdrehen. Und Fakt ist, dass der Kampf gegen die Garnisonkirche nicht in erster Linie von der Linkspartei, sondern von der Gruppierung Die Andere vorangetrieben wird. Die Linke hat gegenüber der Garnisonkirche jahrelang eine "Tolerierungspolitik" betrieben. Erst in diesem Jahr ist sie auf einen Kurs gegen die Garnisonkirche umgeschwenkt.


    Die Gruppierung Die Andere dagegen hat ihre Wurzel in antimilitaristischen Initiativen, die schon während der DDR-Zeit gegen Militarismus gekämpft haben. Ein führender Gegner der Garnisonkirche und Vertreter der "Anderen", Lutz Boede, hat während der DDR-Zeit Flugblätter gegen den Wehrdienst verfasst. Er wurde deshalb wegen "öffentlicher Herabwürdigung" der DDR für acht Monate ins Gefängnis gesteckt.


    http://www.taz.de/1/archiv/dig…9a94bbe4efdda4240ced1f866


    Angesichts dieser Fakten ist es völlig absurd, wenn hier einige Nutzer den Gegner der Garnisonkirche ständig unterstellen, dass sie alte SED-Kader wären, die Probleme mit der Bundesrepublik hätten.