Potsdam: Wiederaufbau der Garnisonkirche

  • Zitat von Potsdamer

    Und ich möchte nicht, das die eines Tages ihrer Fackelumzüge vor einer orginalgetreu rekonstruierten Garnisonkirche veranstalten.


    Es macht keinen Spaß, mit Leuten zu diskutieren, die jegliche Argumentativität ignorieren und missen lassen. Du bist offenbar ideologisch fixiert.


    Wenn du keine Fackelumzüge willst, dann führe ein kommunistische Diktatur ein, die dies verbietet.


    Oder engagiere dich gegen Rechtsextremismus.


    Auch manch andere Leute haben hier nicht den Schneid, hier und da einzugestehen, daß sie unseriöse oder konstruierte Argumentationsfiguren anwenden.


    Die Diskussion hier zeigt unmißverständlich, daß die Argumente der Gegner gerade deshalb so schwach und herbeiphantasiert sind, weil sie eben keine haben und weil die Rekonstruktion der Kirche sehr sinnvoll ist. Wo soll ich sonst so lebendig Preußentum, Militarismus und den Tag von Potsdam studieren können? Es ist doch wunderbar, wenn man dies am Original tun kann. Die NPD-Leute, die dann eventuell da lang spazieren, führen mir dann schön vor Augen, wie Rechtsextremisten funktionieren und wie sie unschuldige Bauwerke für ihre Zwecke mißbrauchen.


    Ich warte geradezu auf NPD-Fackelmärsche.


    Wenn denn die Gegner nur irgendwelche handfesten Argumente hätten.


    Die deutsche Wikipedia ist eine Propaganda-Plattform für (profeministische) Linksextremisten. Alles Politische, das dort linke Heiligtümer berührt, kann man komplett vergessen.


    Warnung vor der deutschen Wikipedia


    PS: Ich bin übrigens auch ein Anti-Gutmensch-Diskurs-Führer (Führer?). Der Wikipedia-Artikel ist nebenbei kompletter Schrott. Selbst schuld, wer so etwas naiv glaubt. Ich bin links und verwende den Begriff Gutmensch mit Herzenlust und immer nur dann, wenn er korrekt und angemessen ist. Steht aber leider nicht in dieser glorreichen, unglaublichen Wissensplattform (platt?) namens Wikipedia.

  • Ein führender Gegner der Garnisonkirche und Vertreter der "Anderen", Lutz Boede, hat während der DDR-Zeit Flugblätter gegen den Wehrdienst verfasst. Er wurde deshalb wegen "öffentlicher Herabwürdigung" der DDR für acht Monate ins Gefängnis gesteckt.


    http://www.taz.de/1/archiv/dig…9a94bbe4efdda4240ced1f866


    Der Artikel erwähnt noch (am Ende) 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit erst kürzlich wegen Beleidigung der Polizisten. Ich kenne Leute, die Widerstand gegen den Kommunismus geleistet haben, ohne nach der Wende Polizisten anzupöbeln.


    Eine Kirche ist per se kein "militaristisches" Gebäude wie etwa ein Flakturm. (Im Mittelalter gab es zwar befestigte Wehrkirchen, aber diese da ist keine davon.) Wenn manche Leute derartige Bedeutung hineinprojizieren, ist das ein Problem dieser Leute, nicht des Bauwerks.


    BTW: Laut PNN hat der Herr vor einiger Zeit auch gegen eine Hochzeit des Prinzen Georg Friedrich protestiert - was etwa an dieser Hochzeit militaristisch sein sollte (verglichen mit Hochzeiten anderer Promis, Brangelina etwa), bleibt mir rätselhaft. Die Parole "Wir brauchen kein Internet, keine Autos, keine Kanalisation und keine Wahlen" klingt für mich denkbar wirr, kann mir das irgendwer dialektisch erklären?

    2 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Ich bin ja sehr für eine kontroverse Diskussion, aber man sollte die Fakten auch nicht in das Gegenteil verdrehen. Und Fakt ist, dass der Kampf gegen die Garnisonkirche nicht in erster Linie von der Linkspartei, sondern von der Gruppierung Die Andere vorangetrieben wird. .... Angesichts dieser Fakten ist es völlig absurd, wenn hier einige Nutzer den Gegner der Garnisonkirche ständig unterstellen, dass sie alte SED-Kader wären, die Probleme mit der Bundesrepublik hätten.


    Ach Klarenbach, mach mal nicht wieder auf Verschleierungstaktik und Nebenkriegschauplatz. Keiner unterstellt der Linken (ich unterscheide sehr wohl SED und Die Linke) und den Anderen noch Gegnern pauschal, dass sie SED-Kader wären. Ich hab auch nichts gelesen, wo man von Problemen mit der Bundesrepublik spricht; ich weiß auch nicht wo hier Fakten ins Gegenteil gedreht werden; mich interessiert auch nicht, ob Deiner unterstellten DDR-Vergangenheit.


    Sondern man stellt fest, dass Du immer wieder die seitens der SED in den 60ern vorgebrachte Argumentation, die Ulbrichts persönlichen Willen zu Sprengung getragen haben dürften (Quell des Übels, Ungeist, Kultstätte des Militarismus, Garnisonkirche als Inkarnation des Tag von Potsdam, Brutstätte des Krieges), für Deine Sache bewußt oder unbewußt vereinnahmst. Ich hab es schon mehrmals geschrieben und kann die Passagen auch hier wieder verlinken, warum, wieso und weshalb. Das bedeutet nicht, dass ich Dich im SED-Kader wähne, wäre mir auch einerlei; Aber ich stelle trocken fest, dass Deine Vorträge in Teilen argumentativ denen der Sprengmeister Mitte der 60er gleicht. Und die waren nun mal Parteimitglieder der SED und dafür verantwortlich, das u.a. in der Berliner und Potsdamer Mitte Garnison, Petri, Luisenstädtische, Dorotheenstädische sowie beide Stadtschlösser gesprengt doer abgetragen wurden, obschon sie größtenteils den Krieg überstanden hatten oder erhaltenswert waren und die Gesellschaft diese auch erhalten wollte. Aber die Partei wollte eben ideologischen Platz schaffen für die eigene Staatsmachts-Durchsetzungsarchitektur, deren Ergebnis Du nicht nur hier mit unlauteren Mitteln verteidigst.

    2 Mal editiert, zuletzt von libero ()

  • Gibt es keine zeitgenössische Archtiktursprache die das von Ihnen Beschrieben schaffen kann? Nicht mal hier im Deutschen Archtikurforum hat man den Mut solch einem markanten Innenstadtraum, sozusagen ein weißes Blatt Papier mit einer eigenen Leistung zu besetzen. Das ist eine Kapitulation eines Berufstandes! Eine Kopie kann eine Bauingenieur herstellen. Ein Architekt hat eine Idee!


    Das wäre mit Verlaub auch etwas unlogisch. Wenn ich mich an der Altstadt erfreue, an ihrer Architektur, ihrem Flair, der Geschichte, dann ist es doch abwegig mir durch eine Architektur, die all das hinter sich gelassen hat, eine Verbesserung zu erhoffen.
    Und es handelt sich ja auch nicht um ein "weißes Blatt" nur weil das Grundstück leer ist. Die Leute sehen was drum herum steht und haben automatisch Assoziationen, was dazu passen könnte und was nicht. Leider verhalten sich Architekten dann häufig so, als würden sie auf einem leeren Feld bauen.



    Es geht halt nicht um ein paar Rekonstruktion hier und da. Mit der Garnisonkiche geht es um einen Leuchturm! Er zeigt den Weg in der Gesellschaft. Er leitet. Rekonstruktion oder der Moderne? Beides geht nicht.


    Die Moderne steht für zwei ganz zentrale Entwicklungen. Auf der einen Seite die radikale Abkehr von der traditionellen europäischen Stadt, mit all ihren zerstörerischen Konsequenzen für die Bausubstanz.
    Auf der anderen Seite steht erstmalig die umfängliche Wertschätzung der architektonischen Leistungen vergangener Generationen. Dazu gehört, wenn auch nach langem Ringen, nicht nur das Bewahren sondern auch der Wiederaufbau zerstörter aber als besonders wertvoll eingeschätzter historischer Gebäude. In Barockzeiten wäre es undenkbar gewesen, eine romanische oder gotische Kathedrale zu rekonstruieren. Umso abfälliger haben sich Vertreter des Klassizismus später über den Barock geäußert. Die Rekonstruktion ist also etwas der Moderne ureigenes.

  • Lieber Klarenbach, zunächst danke ich für den Link über die Andere. Von deren Standpunkt wusste ich vorher rein gar nichts. Ob der angesprochene Herr jetzt hin und wieder wegen bestimmtem Betragen aneckt ist eine Sache, aber zumindest scheint es ein kritischer Geist zu sein, der seine Fahne nicht nach dem Wind richtet und auch nicht die DDR ungebührlich verklärt. Soll er machen (auch wenn ich seine Befürchtungen überhaupt nicht teile, akzeptiere ich zumindest seinen Standpunkt).


    Ich bin ja sehr für eine kontroverse Diskussion, aber man sollte die Fakten auch nicht in das Gegenteil verdrehen. [...]
    Angesichts dieser Fakten ist es völlig absurd, wenn hier einige Nutzer den Gegner der Garnisonkirche ständig unterstellen, dass sie alte SED-Kader wären, die Probleme mit der Bundesrepublik hätten.


    Wenn sich das (u.a.) auf meinen Beitrag beziehen sollte, dann unterstelle ich, dass Du ihn nicht richtig gelesen hast. Ich habe lediglich gesagt, dass Identifikationsprobleme mit der BRD (dich ich teilweise sehr gut nachvollziehen kann, wenn man sieht wie mit den Menschen und ihrer kollektiven Vorgeschichte umgegangen wurde) ein möglicher Faktor sind gegen die Reko zu sein. Ich persönlich vermute eben, dass dieser Faktor nicht zu unterschätzen ist, aber ich kann das nicht belegen und halte es lediglich für plausibel. Zugleich habe ich aber auch explizit gesagt, dass das nicht automatische Leute sein müssen, die früher in der Partei waren und zu den Oberideologen gehört haben. Es gibt Menschen die damals von der DDR zunehmend desillusioniert waren, aber eben dann nach der Wende von der BRD ebenfalls enttäuscht waren bzw. sich auch mit diesem System nicht voll anfreunden konnten. Und natürlich kann man auch aus völlig anderen Gründen gegen die Reko sein. Es ist eben alles recht komplex und selbst wenn die angesprochenen Aspekte dabei eine oder die entscheidende Rolle spielen, dann tun sie das sehr oft nicht mal völlig bewusst.


    Aber aus genau diesem Grund stimme ich Baukunst zu, dass man die Kritik an den Verbrechen der SED (die natürlich grundsätzlich legitim ist) nicht in die Debatte um den Wiederaufbau der GK hätte einbringen und stattdessen den architektonischen und städtebaulichen Wert der GK hätte betonen sollen. So hat man den Grabenkampf nur mit befeuert und muss jetzt auch mit den Folgen leben. Wenn die Linke vorher tatsächlich so tolerant gegenüber dem Projekt war und man diesen mehr oder weniger fragilen Konsens zerstört hat, war das in der Tat ziemlich kontraproduktiv. Wie Potsdamer richtig sagt, ist eine solche Reko nicht unbedingt der beste Ort für eine Abrechnung. Da wäre ein entsprechender Dokumentationsort über die SED-Verbrechen passender...

  • Ich will noch einen weiteres Beispiel dafür zeigen, dass die Fronten zum Thema Garnisonkirche viel komplizierter sind als es manche wahrhaben wollen.


    Bekanntlicherweise wurde der Turmstumpf bis 1966 als Kapelle für die Heilig-Kreuz-Gemeinde genutzt. Der damalige Pfarrer, der auch am 31.10.1966 die letzte Predigt in der Garnisonkirche gehalten hat, heißt Uwe Dittmer. Dittmer hat damals zwar gegen den Abriss der Kirche opponiert, heute aber spricht er sich gegen einen Wiederaufbau der Garnisonkirche aus. Dittmer engagiert sich für ein Zentrum im russischen Pskow, das sich um Behinderte kümmert. Diese praktische Versöhnungsarbeit wäre seiner Meinung nach sinnvoller als der Bau einer "protzigen Kirche".

    http://www.neues-deutschland.d…arocke-verschwendung.html

    Weiterhin wurde in der Märkischen Allgemeinen vom 9.8. ein Leserbrief von Uwe Dittmer veröffentlicht. In diesem weist er darauf hin, dass der Gemeindekirchenrat der Heilig-Kreuz-Gemeinde beschlossen hat, die Garnisonkirche nicht wieder aufzubauen. Weiterhin beklagt er, dass die Heilig-Kreuz-Gemeinde das Grundstück der Garnisonkirche nach 1990 nicht zurückerhalten hat, obwohl sie der letzte Eigentümer bis 1968 war. Dieser Leserbrief ist leider nicht online verfügbar.

  • Also, wenn wir schon beim verlinken von Zeitungs-Artikeln sind, will ich mich nicht lumpen lassen.
    Hatte vor Jahren mal ein Artikel im Spiegel gelesen. Es war ein Interview mit einem SED-Mitglied welches damals fuer den Abriss der GK gewesen war. Ich versuchte ueber die Suchfunktion des Spon, den Artikel zu finden. Nun, das ist mir nicht gelungen, jedoch fand ich einen anderen. Der Artikel ist von 1952 von Walter Paul der nach 1945 Buergermeister von Potsdam wurde. Im Artikel geht es eigentlich um freie Wahlen, aber im Mittelteil wird einiges ueber eine beschlossene Rekonstruktion der Innenstadt samt Schloss berichtet.
    Also, direckt nach dem Krieg war die Stadtverwaltung und die Russische Besatzung fuer eine Rekonstruktion der Innenstadt, nur einige Hardliner waren fuer den Abriss nicht nur der Ruinen, sondern was auch sonst noch von der historischen Architektur uebrig war.


    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-21317949.html


    Aus dem Artikel.

    Bald hatte ich die alten Parteikommunisten gegen mich, weil ich ihnen verbot, den Park von Sanssouci abzuholzen. Sie hatten sich vorgenommen, "die alte Potsdämlichkeit, den muffigen Geist der Schabracken und den Dünkel des Offiziersadels und der Generalswitwen auszurotten.


    Ich will jetzt nicht auf den Fehlentscheidungen der Vergangenheit rumreiten. Rechts- und Links-Diktaturen stehen sich in nichts nach. Ein Gebaeude welches wegen einer Ideologie abgerissen wurde, sollte man gerade deshalb wieder aufbauen. Finde es auch gut, dass man die Alte Synagoge in Berlin wieder aufgebaut hatte.

  • ^^Das ist ein sehr bemerkenswerte Eingabe, die Leitbildfähigkeit hat. Alles was ideologisch dahingerafft wurde, sollte rekonstruiert werden dürfen. Oder: Die Garnisonskirche wurde nicht vom Krieg sondern von der Ideologie dahingerafft.

    2 Mal editiert, zuletzt von libero ()

  • Zur Versachlichung der Diskussion will ich mal ein paar Fotos bringen, die die Garnisonkirche nach dem Zweiten Weltkrieg zeigen:





    Angesichts dieser Fotos wird man kaum behaupten können, dass die Garnisonkirche nicht vom Krieg, sondern ideologisch hinweggerafft worden wäre.


    Weiterhin sollte man berücksichtigen, dass die Garnisonkirche nicht die einzige Ruine Potsdams war. So sah zum Beispiel die Nikolaikirche aus:



    Und so sah das Alte Rathaus aus:




    Weiterhin gab es eine Unzahl an zerstörten Wohnungen und eine drückende Wohnungsnot.


    Dennoch kann man den Abriss der Ruine 1968 für einen Fehler halten, aber so zu tun, als hätte der Krieg mit der Zerstörung der Garnisonkirche nichts zu tun gehabt, ist einfach unredlich. Und man muss auch berücksichtigen, dass die Zeiten damals viel schwieriger waren als heute. Es gab nur begrenzte Baukapazitäten, aber ein riesiger Berg an Problemen. Die damaligen Politiker entschieden sich für den Wiederaufbau der Nikolaikirche und gegen die Garnisonkirche, weil sie die Nikolaikirche für wertvoller hielten. Über diese Entscheidung kann man sicher diskutieren, aber die Ansicht, dass hier kulturlose Barbaren am Werk gewesen wären, greift meiner Ansicht nach zu kurz.


    Fotos: Bundesarchiv, gemeinfrei

    Einmal editiert, zuletzt von Klarenbach ()

  • aber so zu tun, als hätte der Krieg mit der Zerstörung der Garnisonkirche nichts zu tun gehabt, ist einfach unredlich.


    Wer tut denn so als wenn der Krieg nichts damit zu tun hätte?


    Angesichts dieser Fotos wird man kaum behaupten können, dass die Garnisonkirche nicht vom Krieg, sondern ideologisch hinweggerafft worden wäre.


    Es ist vollkommen unstrittig, dass der Turm rein aus ideologischen Gründen aus dem Stadtbild entfernt wurde. Der Turm war nicht baufällig oder sonst was.
    Wieso behauptest du jetzt derartiges, nicht mal die Linkspartei bestreitet ideologische Gründe.

  • @ klarenbach


    wenn man bedenkt, dass der Turm zum Teil sogar den ersten Sprengversuch überstanden hat, dann kann die Statik nicht so schlecht gewesen sein. :nono:


  • Wieso hat man dann diese Kirche überhaupt noch 23 Jahre stehen lassen bevor diese weggeräumt wurde? Zumal dem 1968 die meisten Probleme doch geklärt waren (Ganz anders als 1945)


    Die damaligen Politiker entschieden sich für den Wiederaufbau der Nikolaikirche und gegen die Garnisonkirche, weil sie die Nikolaikirche für wertvoller hielten. Über diese Entscheidung kann man sicher diskutieren, aber die Ansicht, dass hier kulturlose Barbaren am Werk gewesen wären, greift meiner Ansicht nach zu kurz.


    Wenn halt nicht das Geld da war diese Kirche wieder aufzubauen, dann ist das auch nicht weiter verwerflich und man lässt es halt z.B. als Mahnmal stehen (analog zur Dresdner Frauenkirche) aber was konkret hat denn der Abriss gebracht?
    Und die Paulinerkirche in Leipzig wurde ebenso abgerissen, obwohl quasi keine Kriegsschäden vorhanden waren!
    => Da sieht man doch wessen geistes Kind dahinter stand!

  • Zur "Versachlichung" trägt diese Eingabe wohl eher nicht bei. Ich glaube allen hier ist der Zerstörungsgrad Potsdams am Ende des Krieges wohl bekannt. Dennoch ist es unstrittig, dass die Sprengung der Kirche eine politische Entscheidung war und keine ökonomische. Es wurden dort keine Wohnungen gebaut. Den Wiederaufbau hätte man allein der Gemeinde auferlegen können. Spenden aus dem Westen wären leicht zu akquirieren gewesen.
    Und wenn man sieht, mit welcher Leichtfertigkeit zur selben Zeit in der ganzen Zone bis zu 1000 Jahre alte Kirchen ausradiert wurden, dann hat das selbstverständlich etwas mit der ideologischen Einstellung der verantwortlichen Herren zu tun.

  • Man sieht doch auf dem Bild, dass der Tum nahezu intakt war. Es gab keinen technischen Grund für die Sprengung. Selbst die Ruine des Schiffes hätte so stehen bleiben können. Es bestand keine Einsturzgefahr und die BRD hätte bestimmt Geld für eine Sanierung rüber geschoben, wie bei vergleichbaren Bauten, das hätte sogar wertvolle Devisen gebracht.


    Die Argumentation von Klarenbach, der selbst gebetsmühlenartig wiederholt, dass man diese böse Nazi- und Militaristenkirche nicht rekonstruieren solle, wird hier hanebüchen und dreht sich im Kreis. Ihm gehen wohl langsam die Argumente aus. Die Sprengung 1968 als Trümmerbeseitigung darzustellen ist absurd.


    Ich verstehe tatsächlich nicht, wie man sich derart von Eifer erfüllt, gegen eine solche Rekonstruktion einsetzen kann. Das ist mir unbegreiflich. Zu sagen: "Wir brauchen die Kirche nicht. Sie ist für mich kein positives sondern eher ein negatives Symbol. Das Geld wäre woanders besser angelegt." Diese Haltung kann ich verstehen. Sie betrifft viele Projekte, je nach Einstellung. (Ich z.B. finde riesige Kreuzfahrtschiffe unsinnig.) Ebenso verstehe ich, wie man sich begeistert FÜR ein Projekt einsetzen kann (z.B. den Wiederaufbau eines wunderschönen und historisch bedeutsamen Bauwerks). Wie man aber derart gegen ein Projekt aktiv sein kann, dass einen nicht direkt beeinträchtigt (wie z.B. ein Bau vor der eigenen Nase, der zu Lärm oder Schatten führt), dafür fehlt mir das Verständnis. :keineahn:

  • Meine Herren - jetzt geht's aber los. Es gab im gesamten Potsdamer Stadtzentrum kaum ein Gebäude, das nicht beschädigt war. Die Stadtverwaltung hat deshalb seinerzeit Karten angefertigt, welche Gebäude wiederaufbau-/reparaturfähig sind und welche nicht. Nikolaikirche, Rathaus und Garnisionkirche gehörten eindeutig zu ersten Kategorie.


    Das nutzbare Gebäude der GK sprengen zu lassen im Wesentlichen auf die Beschädungen duch den 2. WK zurückzuführen ist wirklich absurd.

  • Dennoch kann man den Abriss der Ruine 1968 für einen Fehler halten, aber so zu tun, als hätte der Krieg mit der Zerstörung der Garnisonkirche nichts zu tun gehabt, ist einfach unredlich.


    Das spielt keine praktische Rolle, da ich die Prämisse merkwürdig finde, als ob man nur ideologisch abgerissene Bauten wiederherstellen dürfte und die im Krieg verlorengegangenen nicht. So gäbe es die Altstädte von Breslau, Danzig, Warschau usw. wie auch sehr viele Bauwerke im Westen nicht mehr. Ob absichtliche Sprengung, Krieg, Erdbeben, Explosion gelagerter Feuerwerkskörper, UFO-Absturz oder was auch immer, alles "darf" wiederaufgebaut werden, was verlorenging und schmerzhaft fehlt.

  • "... was verlorenging und schmerzhaft fehlt. "


    Das ist der Schlüssel: Es ist ziemlich egal ob das Warschauer Königsschloss von den Russen abgefackelt, durch ein Erdbeben zerstört oder von der SS gesprengt wurde. Dieses Schloss war ein Stück polnischer Identität und deshalb wurde es (zu Zeiten des herrschenden kommunistischen Regimes und der Mangelwirtschaft!) u.a. durch Bürgerspenden finanziert wieder aufgebaut.
    Entscheidend ist das nationale Selbstbewußtsein, der Wille zur Identität und ihren Insignien.
    Wer die aufgibt, der bricht mit seiner Geschichte, mit seinen Wurzeln.


    Ob unsere Meinungsführer das noch rechtzeitig kapieren? :poke:

    Einmal editiert, zuletzt von ReinhardR ()

  • Sie kapieren es nur zu genau. Genau deswegen gibt es ja den Schuldkult, deswegen ist der Kampf gegen Identität, Traditionen, gegen das Eigene bundesrepublikanische Staatsräson. Das Ziel heißt One World und vorgenanntes ist dabei ziemlich hinderlich.