Berliner Baupolitik

  • Was mir besonders widerlich erscheint, ist, dass ausgerechnet diese Frau, die so viele Veränderungen, wo sie nur konnte, mit tausend Ausreden ausgebremsen und zu schrumpfen versucht hat, in diesem Interview der SPD nun nachsagt, ach so konservativ zu sein. Dabei ist doch aktuell gerade in Berlin das Gefühl ziemlich verbreitet, nun endlich, endlich, ENDLICH mal bitteschön in eine neue Phase aufzubrechen und diese ganzen destruktiven Bremsen der wahrlich Konservativen zu lösen, die vielerorts die Stadt einzufrieren versucht haben. Wenigstens hat Lüscher sich in dem Interview nun endlich einmal dazu bekannt, sich ganz klar einer ganz bestimmten Partei nahe zu fühlen, ihre Sicht auf die Welt zu teilen und eben nicht wirklich offen zu sein für den Rest der Stadt, der keineswegs kongruent mit dem Weltbild dieser einen Partei am linken Rand auf Berlin blickt.

    Einmal editiert, zuletzt von Georges Henri ()

  • Heutiges Interview mit Kahlfeldt in der Morgenpost mit dem Titel "Mir geht es nicht darum, alles zurückzudrehen":


    Zum Marx-Engels-Forum meint sie, man könne dort sehr wohl bauen, als Rückgewinnung des historischen Grundrisses der Stadtmitte. Im Beteiligungsprozess jedoch sei entschieden worden, dass diese Fläche unbebaut bleiben soll. Und sie als Senatsbaudirektorin höre auch auf die Stimme der Stadtgesellschaft. Es bleibe also dabei: Hier entstehe eine Grünfläche. Im Moment habe man ohnehin den Molkenmarkt viel mehr im Fokus.


    Zur Frage, ob die landeseigene Degewo und WBM in der Lage seien, am Stadthaus so vielfältig zu bauen, wie es an dieser Stelle erforderlich sei, meint Kahlfeldt, im Koalitionsvertrag stehe, es soll kleinteilig, vielfältig und mit einer sehr guten Architektur dort gebaut werden. Kahlfeldt glaube aber, dass kleinteilig und vielfältig auch mit einem Angebot an Bauherren zu tun habe. Sie könne sich demnach vorstellen, dass einzelne Grundstücke per Erbpacht an Genossenschaften, Baugruppen oder private Stiftungen gehen, die dort auch einige der geplanten Wohnhäuser errichten. Das müsse aber noch diskutiert werden. Solange das noch nicht entschieden sei, führe man natürlich Gespräche mit den beiden landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften.


    Die Neubesetzung des Kollegiums durch sie im Mai dieses Jahres liege in der Natur der Sache, die Experten würden ja turnusgemäß alle fünf Jahre neu berufen.


    Eine Anhebung der Höhenbegrenzung für Hochhäuser scheint sie eher kritisch zu betrachten. Ihre Hauptaufgabe bestehe zudem darin, Brückenbauerin zu sein für die Zielkonflikte, die es ganz ohne Zweifel zwischen guter Gestaltung, den ökologischen Belangen und der Notwendigkeit nach einer Stadterweiterung gebe. Die Ziele seien dabei im Pariser Abkommen benannt: Klimaneutralität sei integraler Bestandteil gerade für das Bauen. Das bedeute eben auch, die begrenzte Ressource Boden genauso wie die Ressource der Rohstoffe für das Bauen zu schonen, Abrisse zu vermeiden oder im Sinne des „urban mining“ durchzuführen. Man werde deshalb die Bauordnung anpassen und mit wirksameren Förderungen arbeiten.


    Ein weiterer Schwerpunkt sei die Planung und Verzahnung Berlins entlang der bestehenden Entwicklungsachsen mit Brandenburg.


    https://www.morgenpost.de/berl…lles-zurueckzudrehen.html

  • Interessant ist, dass sie auch in diesem Interview das Atelierhaus Klosterstraße 44 thematisiert, und das, obwohl die Frage ganz anders war. Jedenfalls spricht sie sich dafür aus, aus ökologischen Gründen Abrisse zu vermeiden. Und zum Thema Alexanderplatz spricht sie von "nachvollziehbaren" Höhenbegrenzungen auf 130 Metern. Ich lese daraus nicht die Absicht heraus, dieses Thema wieder rückgängig zu machen.

    Auch dieses Interview bestätigt den Eindruck aus früheren Interviews, dass Frau Kahlfeldt die bisherige Politik fortsetzen will. Wenn sie das so umsetzt, wird es keinen Grund für Kritik geben.

  • dass Frau Kahlfeldt die bisherige Politik fortsetzen will. Wenn sie das so umsetzt, wird es keinen Grund für Kritik geben.

    Mich irritiert ihre Aussage doch sehr. Für wen oder welche Gruppe "wird es keinen Grund für Kritik geben."? Erklären Sie lieber Mitforist dies bitte einmal genauer. Lieber Klarenbach, ich frage Sie, wissen sie mehr als wir?


    Mich erstaunt es doch zunehmend, dass Frau Kahlfeldt bei jedem Interview oder jeder medialen Äußerung fast hektisch darauf hinweist, dass sich zu Frau Lüscher nichts ändern wird, alles bleibt wie es ist. Mich verunsichert aber vor allem, dass Frau Kahlfeldt im letzten RBB-Film zum Alexanderplatz und auch im direkten Interview einen unsicheren oder besser gesagt verunsicherten oder gar ängstlichen/verängstigten Eindruck auf mich macht. Wird sie von einer gewissen Seite unter Druck gesetzt oder wird ihr gar gedroht?

    Aber warum soll sie unsicher sein? Die unterirdische und unappetitliche Kritik eines etwas zu wichtigen Architekten (Sauerbruch) und das üble Nachtreten ihrer Vorgängerin (Lüscher) - eine konzertierte Aktion? - hat doch auch medial Gegenwind erhalten. Zudem beschleicht mich zunehmend das Gefühl, dass der Abgang von Frau Lüscher doch nicht so freiwillig war.

    Also warum diese Verunsicherung und dieses schon auffällig devote Auftreten der sonst immer so offen auftretenden Frau Kahlfeldt? An der Arbeit Lüschers gab es auch im Senat genug Kritik, Kahlfeldt wurde doch nicht gesetzt um den Stiefel weiter auszutreten. Hier wäre jetzt auch mal ein Machtwort von Giffey und Geisel nötig!

  • Mich verunsichert aber vor allem, dass Frau Kahlfeldt im letzten RBB-Film zum Alexanderplatz und auch im direkten Interview einen unsicheren oder besser gesagt verunsicherten oder gar ängstlichen/verängstigten Eindruck auf mich macht. Wird sie von einer gewissen Seite unter Druck gesetzt oder wird ihr gar gedroht?

    Nenn' mal Ross und Reiter: Welche "gewisse Seite" ist es, der Du hier unterstellst, sie bedrohe Frau Kahlfeldt? Das ist eine schwerer Vorwurf, den man – so man ihn erhebt – auch klar aussprechen sollte, statt sich hinter einer Frage zu verstecken.


    Ich habe eine andere Interpretation für ihre Unsicherheit, die mir sehr viel plausibler erscheint. Kahlfeldt hat erstens die Systeme gewechselt – aus der Baupraxis bzw. der Wissenschaft ist sie in die Politik begangen. Nun befindet sie sich auf einem Terrain mit ganz eigenen Regeln und kulturellen Codes, das ihr zunächst einmal unbekannt ist. Sowas verunsichert, bis man sich eingelebt hat – was jeder kennt, der zum Beispiel mal von der Privatwirtschaft in eine Behörde gewechselt ist. Oder von einer Uni auf eine Baustelle. Nur wird unsereins in dieser Phase nicht ständig vom Fernsehen gelöchert.


    Zweitens hat Kahlfeldt nicht irgendein politisches Amt übernommen, sondern das – nach dem der Regierenden – zweitumstrittenste der Stadt. Sie wurde erst mit einem Shitstorm begrüßt, und nun hat sie es mit einem Haifischbecken von Interessen zu tun (Senat, AGH-Fraktionen, Beamtenapparat, Bezirksverwaltungen, Investoren, Architektenkammer, Bürgerinitiativen, Journalisten, etc.). Dass man da zunächst ins Schwimmen gerät, dass man Sondieren muss und Zeit braucht, bevor man Land sieht, ist völlig verständlich. Ebenso, dass man erstmal Kreide frisst und sich hinter Gemeinplätzen versteckt, um sich nicht angreifbar zu machen.


    Ich beneide Frau Kahlfeldt gerade wahrlich nicht – kann mir sogar vorstellen, dass sie die Situation als Druck und bedrohlich empfindet. Was aber noch lange nicht heißt, dass irgendwer sie tatsächlich bedroht. Bevor man sowas in den Raum stellt, sollte man andere Anhaltspunkte haben als ein paar Fernsehbilder.

  • Nenn' mal Ross und Reiter: Welche "gewisse Seite" ist es, der Du hier unterstellst, sie bedrohe Frau Kahlfeldt? Das ist eine schwerer Vorwurf, den man – so man ihn erhebt – auch klar aussprechen sollte, statt sich hinter einer Frage zu verstecken.

    Weder unterstellte ich, noch erhebe ich einen Vorwurf, noch verstecke ich mich hinter einer Frage. Lies bitte nochmals genau was ich geschrieben habe.

    Ich erkenne in den neueren Auftritten von Frau Kahlfeldt eben eine verunsicherte oder gar bedrängte Person. Das ist mein subjektiver Eindruck. Deiner mag ein anderer sein, du magst das mit ihrem Eintreten in die Politik erklären.

    Und da bin ich mir nicht so ganz sicher. Sie stand bisher einem bekannten Architektur-Büro vor, war in einer Vielzahl von Gremien (auch in Potsdam und FFM gehts heiß her), also sie ist doch Öffentlichkeit gewohnt.

  • Das ist mE eher eine Frage von Begrifflichkeiten. Ein derartig geballter Shitstorm (nicht von irgendwelchen Internettrollen, sondern von Teilen der Fachöffentluchkeit) IST mE eine Form von Bedrohung. Ihr wurde im Grunde jegliche Eignung und Legitimität und somit auch Autorität abgesprochen. Deshalb finde ich auch diesen Nachsatz von Klarenbach recht unpassend und unangenehm, wobei er vielleicht sogar eher versöhnlich gemeint war. Vor allem aber ist die These einfach unlogisch, da auch Frau Lüscher ja durchaus kritisch betrachtet wurde. Ihr alles nachzumachen und zu einer schlechten Kopie zu verkommen, wäre mE kein wirklich stimmiger Ansatz. Übrigens: Frau Lüscher wollte nach eigenen Worten Platz machen für frische Ansätze. Andernfalls hätte sie auch weiter im Amt bleiben können.


    Frau Kahlfeldt hat wie eine Frau Lüscher vor ihr jedes Recht, eine eigene Linie zu suchen und zu finden - und dabei natürlich auch "Fehler" zu machen. Zumindest wird sie es aber nicht allen Recht machen können und somit auch keinen Kurs nehmen können, der sie von Kritik ausnehmen würde. So lange diese sachlich bleibt, ist das auch in Ordnung und sogar notwendig.

  • Das neue "Berliner Städtebaugespräch" mit Petra Kahlfeldt steht jetzt online. Darin äußert sie sich noch einmal besonders emphatisch zu ihrer Spezialität des Bauens im Bestand. Auch bezieht sie sich auf die Charakteristiken der unterschiedlichen Subzentren Berlins, die ihr als Kostbarkeit besonders am Herzen liegen.



    Sie sieht ihre Aufgabe darin, sich weniger um Quantität zu kümmern, als vielmehr bei der Umsetzung der Entschlüsse der Regierung die unterschiedlichen städtebaulichen wie architektonischen Qualitäten zu gewährleisten: "Wir bauen ja nicht nur Wohnraum. Wir bauen neue Lebensräume, gute Nachbarschaften, und da gehört vieles dazu. Da gehört nicht nur die Wohnung dazu, sondern auch eine große Nutzungsmischung." Kahlfeldt fordert "resiliente Gebiete", die den Menschen alles das bieten, was man in der gewachsenen Stadt wie in der gründerzeitlichen Hobrechtstadt auch vorfindet.


    Ihr Ideal der europäischen Stadt beschreibt sie als dichten, kompakten, urbanen Körper. Erfreulicherweise preist sie hierbei auch klare Räume, die für mein Gefühl in Berlin ja manchmal etwas von wabernden Zwischenräumen haben, welche als städtebauliche Figur nicht immer greifbar sind. Noch besser klingt es für mich, dass sie kein Freund von Monotonie ist, sondern eine komplexe, diverse Stadt wünscht, eine auch sozial durchmischte Stadt, die viele unterschiedliche Nutzungen aufnimmt, mit Geschichte und Geschichten, Traditionen und Fortschritt, generationenübergreifende Kontinuitäten, Lesbarkeit von unterschiedlichen historischen Schichten.


    Am Städtebau der 60er und 70er Jahre kritisiert sie die Trennung von Städtebau und Architektur. Sie erklärt, manche damals entstandenen Räume "requalifizieren" zu wollen, sie urbaner zu machen sowie sozial, kulturell und funktional mehr zu durchmischen. Sie sieht hier auch ökologisches Potential, weil durchwachsende Diversität auch die Wege kürzer würden.


    Ihr eigenes Lieblingsprojekt scheint wohl das Meta-Haus in Charlottenburg zu sein, an dem sie auch festmacht, wie man im Respekt vor dem Existierenden dennoch die Freiheit hat, als eigenen Generation die Stadt kontinuierlich zu transformieren. Das klingt für mich auch nach einer lebendigen Vorstellung von Denkmalschutz, die nicht einfach das Bestehende für immer schockfrostet, sondern langfristig in eine sich lebendig weiter entwickelnde Stadt integriert.


    Da ich bis vor kurzen mit Frau Kahlfeldt überhaupt nicht vertraut war, überrascht mich das eindrucksvolles Ausmaß an differenziertem Humanismus in ihren Gedanken auch zur sozialen Stadt, von dem sich so mancher Kritiker eine dicke Scheibe abschneiden könnte. Diese Frau in irgendeine flache Vorstellung von Konservatismus packen zu wollen, wäre geradezu gaga. Auch finde ich, Frau Kahlfeldt erscheint hier weder "verunsichert", noch viel zu "alt", geschweige denn "überfordert".



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  • Lieber klarenbach ihre genügsame Einschätzung teile ich nicht sondern Gibt mir eher Anlass zur Beunruhigung - ein m.E. dringend benötigter Paradigmenwechsel den sich viele von der Personalie Kahlfeldt erhofft haben - war anfangs aus ihren bisherigen Äußerungen eher leider nicht wirklich in Sichtweite.


    Was übrigens ist denn das für ein Verständnis von Neuanfang wenn man Politik so weiter betreiben soll wie vom Vorgänger markiert, kritikvermeidung ist auch kein Zeichen von Souveräner Amtsführung und das Amt einer Frau Kahlfeld ist erst recht nicht dazu da die eingehätschelteten Vorstellungswelten einer ausgesuchten Klientel zu bedienen.


    Dieser Eindruck konnte durchaus unter der letzten Amtsinhaberin entstehen und ich hoffe dass unter Kahlfeld eine breitere und vielfältigere, ausgleichende Ansprache stattfindet als bisher, auch wenn es Widerstand aus dem establishment geben sollte.


    Berlin ist zudem janusköpfiger als Sie denken, - eine Einheitsmeinung zur Ästhetik von Architektur und der Entwicklung von Stadt gibt es nicht - die Vorstellungswelten und Bedürfnisse über eine Lebenswerte Stadt driften schon innerhalb der Bevölkerung sehr weit auseinander.


    Zudem ist bei mir mittlerweile der Eindruck entstanden dass es eine gewisse Entfremdung zwischen aktiven Stadtgestaltern in Architektur und Politik und der mit ihren Vorstellungen beglückten Bevölkerung gibt.


    Die Betrachtung der Bedachten als doofer und unbedarfter „Ottonormalbürger“ geistert n.m.E wohl in den Fachkreisen schon seit längerem herum, besonders auf die Sehnsucht nach überwundenen Stadtbildern, wird gewohnt eher argwöhnisch bis Ablehnend reagiert und vermehrt auch mit unwürdigen Mitteln versucht dieses „lästige“ Verlangen zu diskreditieren.

    Der Begriff „Modern“ ist aber längst akademisiert und neigt mittlerweile dazu sich selbst zu zitieren oder unter dem euphemismus Retro unverhohlen im Kreis zu laufen. Damit zitiert man aber nicht nur sehr selektiv akademisierte Vorzugswelten sondern das auszeichnende der Moderne das hier bereits vollzogene, stetige Experiment gleich mit.


    Ich kann absolut verstehen dass man ein weiteres Versuchslabor für Experimente am städtischen Raum auch im Sinne der Nachhaltigkeit nicht überall haben möchte und sich eher auf die Fiktion von einer schöner erachteten dekorativen Stadtbildwelt zurückzieht, besonders beim Klosterviertel ist die breite Erwartung an den Stadtraum mit den Angeboten aus dem Derzeit gängigen Modernen und Zeitgenössisch verpflichteten Portfolio nach meinem Dafürhalten nicht einzuhalten auch wenn es die üblichen Fachblasen anders sehen.


    Ich hoffe dass Frau Kahlfeldt sich nicht zu sehr von den vorauseilenden Unkenrufen und sticheleien beeindrucken liess um ihr eigenes Profil aufzugeben - für mich hört sich das im Interview wohlmeinend eher wie diplomatischer Hintertürchensprech an kann aber auch sein dass sie von der politischen Wirklichkeit überfahren wurde. In den vorangegangenen 15.-20. Jahren haben sich sicher auch Seilschaften entwickelt die man erst abschütteln muss wenn das überhaupt möglich ist.


    Der Begriff Ateliergebäude, wenn er denn hier für die Klosterstrasse 44 gelten soll ist meiner Meinung absolut irreführend, nach dem Willen des jetzigen privateigentümers ist es ein Bürogebäude mit Theaternutzung auf einer Etage, nicht mehr und nicht Weniger.


    Ist irgendjemandem Aufgefallen dass man aus der polit. bemühten Bemutterung des Theaters für den Verbleib an diesem Standort nun auf eine Erhaltungspolitik des Gebäudes ausgewichen zu sein scheint?


    Da steht als Versehen in seiner ganzen passiven, typisch billig gedachten Zweckästhetik, dieser üppige Betonwürfel da rum und drängelt sich in unanständiger Banalität wohl weiterhin beständig in diesen Straßenzug der wenigstens noch etwas stehende Substanz alten Berlins im Sinne der Vormoderne vorzuweisen hat und soll auf ewig Möglichkeiten besserer angemessener städtebaulicher Optionen besetzen?


    Der Kasten wird ertragreich gepimpt mit Büros und nem quersubventionierten privaten Kleinstnischentheater das nach relaunch als TD ins Erdgeschoss zieht.

    Das TD freut sich natürlich über seine vorläufige Standortgewissheit sieht aber bezeichnenderweise nach eigenem Bekunden seine zukünftige Perspektive eher lieber in den Neubauvorhaben am Molkenmarkt.


    Da wird aus der Theaterstandortrettungsmission das Gebäude nun zum grauen Energiespeicher, und jedes Ansinnen über eine Stadtgestalt die dieses Gebäude entbehrt verbietet sich ein weiteres Mal MORALISCH aber jetzt noch abstrakter.

    Ich hoffe da kündigt sich kein weiterer Generalismus an, der die Stadt in ihrer freien Entfaltung und Entwicklung zum besseren hin hemmt.


    Man könnte am Bsp Klosterstrasse mittlerweile den Eindruck gewinnen dass man sich an dem Objekt ohne Not aus reiner polit. profilisierungssucht abarbeitet.


    Was macht man denn eigentl. wenn das Gebäude erneut an jemand anderes Verkauft wird, dem sowohl das beschn. Planungsziel des Architekten als auch Moral u. Partei-Agenda egal sind und evtl. andere Vorstellungen zu dem Altbestandsareal hat?

    Welche rechtl. Werkzeuge sollen denn da zum Erhalt des Status greifen.

  • Danke für die neuesten Eindrücke zu Frau Kahlfeld - ich muss gestehen ich fühle mich von vielen geäußerten Gedanken angesprochen. Und das Profil gewinnt für mich an Schärfe. Ich bleibe neugierig wie sich das dann praktisch im Stadtbild auswirkt ich muss gestehen ich war gerade bei ihren ersten Interview- Äußerungen eher ratlos sowohl was Ihre Haltung zu beteiligungsformaten, als auch zu Düttmann Ristock und dem Mehringplatz angeht.

    Ich kann mir zwar immer noch schwer vorstellen wie sie gerade am Mehringplatz hier ihr Profil und ihre Passion zum Bauen im Bestand effektiv wirksam werden lassen möchte und wodurch sich Vollblutarchitekten wie Düttmann als polit Vorbild auszeichnen, das waren Speer, Scharoun, Sawade oder Uhl etc ja für Berlin schließlich auch, mit teilweise wirklich subjektiv schwer erträglichen od mind mit bis heute herausfordernden Ergebnissen im Stadtraum.

  • Berlin ist zudem janusköpfiger als Sie denken, - eine Einheitsmeinung zur Ästhetik von Architektur und der Entwicklung von Stadt gibt es nicht - die Vorstellungswelten und Bedürfnisse über eine Lebenswerte Stadt driften schon innerhalb der Bevölkerung sehr weit auseinander.


    Ich glaube, dass die meisten Experten, Bewohner, Architekten und insbesondere Nicht-Berliner oder Besucher mehrheitlich eine Meinung unterschreiben können: Berlin ist in der Masse der Bebauung objektiv zu blass, zu hässlich, zu grau.


    Nach dem Kahlfeldt Interview im AIV bin ich mehr denn je bestärkt, dass sie für Berlin die richtige Frau, zur richtigen Zeit am richtigen Platz ist. Man kann ihr nur Mut, Entscheidungsfreude und vor allem viele Mitstreiter wünschen, die sich zu ihren Qualitätsansprüchen öffentlich bekennen.


    Bei einem Aspekt ihrer Denke liege ich eher konträr, dem bevorzugten Bauen im Bestand. Ich glaube das große Teile der Berliner Bauten abgerissen gehören, da sie allein energetisch auf Jahrzehnte hinweg nicht mehr CO2sparend / ökologisch betrieben werden können.

  • Lieber Arty Deco, ich stimme vor allem ihrem zweiten Absatz in #151 zu. Zum ersten Absatz möchte ich insoweit zustimmen, dass "zu blass" eine gute Beschreibung für eine Vielzahl von Berliner Orten ist.

    Ihrem letzten Absatz kann ich nicht ganz zustimmen, jedoch sprechen sie einen wichtigen Widerspruch in der gesamten "Klima-Politik" an. Wie alles was Deutschland seit etwa 20 Jahren und insbesondere seit gut 16 Jahren als Politik verkauft, ist im Ergebnis so solide wie der Glaube an einen mystischen Okkultismus.

    Jetzt müssen wir also "Klima-Neutral" werden verkündet Frau Kahlfeldt über weite Strecken des Videos. Welcher Guru das festgelegt hat erfahren wir nicht, jedoch ist diesem bedingungslos Folge zu leisten. "Wir müssen"-Parolen bereiten mir immer Magenkrämpfe. Als Beispiel das Ergebnis der "Klima-Kanzlerin" und ihrer Atom-Politik kennen wir. Am besten aber versinnbildlicht die deutsche Klimafrömmigkeit der Lastenfahrradfahrende, der sich bei Lidl oder Aldi seine Bio-Limetten kauft und sich moralisch auf der guten Seite sieht. Nur den Lieferweg aus Tahiti nach Friedrichshain übersieht er gerne.

    Und wenn Frau Kahlfeldt sich jedoch verengt auf "bloß nichts abreißen" und "im Bestand bauen", dann haben wir quasi keine Stadtentwicklung mehr. Das Ganze zu Ende gedacht ist dann auch das Ende der Architektur, denn auch alte Fassaden besitzen diese geheimnisvolle "graue Energie".


    Ich weiß ich bin naiv und verstehe die großen Weisheiten eines Jahres 2022 nicht mehr ganz, aber von einer neuen Baudirektorin einer so stadtbaugeschichtlichen Stadt wie Berlin würde ich mich einfach über ganz banale Informationen freuen:

    - Wie gehts weiter am Mehringplatz ist eine bauliche Verbindung zum Blücherplatz machbar?

    - Gefällt ihnen der Leipziger Platz, was würden sie bei so einer Platzfigur anders machen?

    - Braucht Berlin mehr Rekonstruktionen?

    - Wie wollen sie städtebaulich die Ostbezirke mir ihren Platten-Zeilenbauten verdichten bzw. verstädtern?

    - Sind Hochhaus-Sprünge über 200 Meter denkbar, wenn ja, wo?

    - Gibts ein neues Berlin-übergreifendes spannendes Infrastrukturprojekt? Der Außenring vielleicht? (also nicht "Verkehrswende-Phrasendrescherei" sondern was richtiges!)

    - Wie gehts mit der Gertraudenbrücke und Mühlendammbrücke weiter?

    - Wollen Sie Straßen zurückbauen um Flächen zu generieren, etwa manch alten Stadtgrundriss wieder erreichen?

    und und und und und und und und und und und...

  • Ich sehe im Aufbau von substanziell sich energetisch selbstversorgenden Gebäuden nicht nur eine notwendige CO2 - Einsparung.

    Ein weiterer Grund erhebliche Investitionen im Bausektor voranzutreiben ist die geopolitische Abhängigkeit von Gas und Ölimporten abzusenken.

    Neben den ökologischen Aspekten macht es für Deutschland und Berlin Sinn die externen Gaslieferungen zu minimieren. Energiesicherheit und eine gewisse Energieunbhängigkeit ist das Staatsziel fast aller Nationen in den letzten 300 Jahren.

  • aus einer anfrage des linken abgeordneten niklas schenker geht hervor, dass in den letzten 8 jahren gerade mal 7.611 sozialwohnungen gebaut wurden!!! insgesamt wurden in dieser zeit 102.144 neue wohnungen fertiggestellt. dieses entspricht einen anteil von gerade mal 7,45% sozialwohnungen^^


    ich denke mal, mit dieser anfrage hat er seiner partei keinen gefallen getan. offenbart diese doch das totale versagen der linken im bauressort.


    und bevor man mir jetzt linken-bashing vorwirft ... vor 5,5 jahren habe ich selbst die linken gewählt und war der festen überzeugung, dass ich zum ersten mal richtig gewählt habe. nachdem dann das bauressort den linken zugeordnet wurde, habe ich fest damit gerechnet, dass der anteil bezahlbarer wohnungen merklich steigen wird. dass man aber sooo deutlich unter den vereinbarten 25% sozialwohnungen geblieben ist, überrascht mich doch sehr

  • Weiß man wie hoch der Anteil in den aktuell geplanten oder im Bau befindlichen Projekten ist?


    Ein höherer Anteil scheint auch mir wünschenswert.

  • für die aktuell im bau befindlichen projekte konnte ich keine zahlen finden.

    für die zukunft plant der senat bis zu 5.000 neue sozialwohnungen pro jahr.


    abwarten ... aber ich denke mal, es wird definitiv eine deutliche steigerung geben.

  • ...mit dieser anfrage hat er seiner partei keinen gefallen getan. offenbart diese doch das totale versagen der linken im bauressort.

    Das passiert der AfD auch - und ich finde das gut, denn nur die Wahrheit zählt.
    Nur die Klarheit über das, was ist, bewirkt eine Verbeserung der Politik im Sinne der Bürger!

  • ^ Ohne diese Bilanz verteidigen zu wollen: Die Überschrift ist grob irreführend. "Günstige Wohnungen" und "Sozialwohnungen" sind nicht dasselbe. Die Kleine Anfrage bezog sich auf mietpreis- und belegungsgebundene – sprich: staatlich geförderte – Wohnungen. Daneben haben die städtischen Gesellschaften eine Menge Wohnungen gebaut, die günstig sind, nach denen aber nicht gefragt wurde, da keine "Sozialwohnungen".


    Die Gesamtzahl der Sozialwohnungen ist 2021 zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder gestiegen. Die Zahl der in Planung befindlichen städtischen Neubauwohnungen wuchs zwischen 2017 und 2021 von 33.000 auf 63.000 (Quelle) – vor dem ambitionierteren Programm der neuen Koalition.