Spree Flussbad

  • ...also dass es provinziell leer in Berlin-Mitte ist, habe ich in Vor-Corona-Zeiten in fast 10 Jahren nie erlebt. Trotz Baustellen von U5, Staatsbibliothek und Schloss. Museumsinsel, Nikolaiviertel, Alexanderplatz, Unter den Linden, Brandenburger Tor: Da war immer viel los (Manchmal zu viel).


    Wir sollten die Diskussion um das Flussbad nicht ins Skurrile abgleiten lassen. Gerne können wir über Umweltschutz oder Wasserqualität diskutieren. Dass das Bad deshalb gut und notwendig wäre, weil es sonst zu "provinziell leer" wäre in Mitte ist wirklich sehr an den Haaren herbeigezogen.

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    • Ein Flussbad an der angedachten Stelle ist kreativ, spektakulär o.ä. und daher ein toller Anziehungspunkt / eine tolle Erweiterung des Areals.
      - Gegenargument?

    Logischerweise wäre Nr. 2 das Gegenargument, grundsätzlich aber auch 3, 4 und 5.


    Umgekehrt finde ich Nr. 1 als Gegenargument für 2, 3, 4, und 5 äußerst schwach. Wie dem auch sei... für mich illustriert Deine Aufzählung ganz schön, wie ausschlaggebend die ideologische (oder entschärft gesagt idealistische) Komponente dieses Projektes ist. Denn die muss äußerst stark ausgeprägt sein, um Nr. 1 so zu gewichten, dass sämtliche andere Argumente übertrumpft werden.

  • Apropos Kosten: Ich weiß ja nicht, was es kosten würde, die Rummelsburger Bucht auszubaggern und die Altlasten zu beseitigen. Ich denke aber mit 200 Millionen Euro würde man da auch schon ganz schön weit kommen, oder?

  • ...also dass es provinziell leer in Berlin-Mitte ist, habe ich in Vor-Corona-Zeiten in fast 10 Jahren nie erlebt. Trotz Baustellen von U5, Staatsbibliothek und Schloss. Museumsinsel, Nikolaiviertel, Alexanderplatz, Unter den Linden, Brandenburger Tor: Da war immer viel los (Manchmal zu viel).

    Komischerweise habe ich die Gegend von Ebertsbrücke über Monbijoubrücke und entlang des Kupfergrabens bis hin zur Bodestraße immer als richtig einsam in Erinnerung, obwohl dieses Gefühl sicher nicht den realen Gegebenheiten entspricht. Selbst der Floh- oder Kunstmarkt am Kupfergraben hat auf mich immer einen verlorenen Eindruck gemacht, obwohl er ja recht gut besucht ist. Ich glaube, das liegt daran, dass es a) in dieser Gegend kaum (Außen-)Gastronomie gibt und b) die Erdgeschosse der meisten Gebäude dort keinen Einblick gewähren und schon gar nicht Geschäfte, Kioske etc. beherbergen. Gegenüber der Spreeseite des Bodem Museums sieht (sah) es so aus -- das könnte jetzt auch in Fürstenwalde sein.


    Ein ganz ähnliches Phänomen gibt es Unter den Linden. Am Wochenende sind die meisten Gebäude verlassen, es geht niemand ein und aus und es gibt kaum Gastro. Eigentlich ist nur am DHM (und dann am Brandenburger Tor am anderen Ende) etwas Betrieb. Man nehme dagegen einen typischen Boulevard in Paris mit all den Stühlereihen der Cafés und Bistros, den zahlreichen Metroeingängen, den Geschäfte, die teilweise auch sonntags geöffnet haben, den Kiosks etc. Selbst die Bergmannstraße in Kreuzberg oder manche Ecken im Prenzlauer Berg machen sonntags einen wesentlich quirligeren Eindruck als viele Ecken in Mitte.

  • Wir haben in Deutschland immer mehr Kinder (und dann auch Erwachsene), die nicht oder nur sehr schlecht schwimmen können. Die Gründe sind vielfältig, hauptsächlich aber aufgrund immer weniger Möglichkeiten für Schulen nahegelegene Schwimmbäder zu finden, die, oft aus Kostengründen, zusammengespart wurden.

    Ich bin nun eigentlich nicht der Typ, der Ausgaben gegen Ausgaben aufrechnet, da sich so immer ein “besseres” Projekt finden ließe, dass die Finanzierung eines anderen Projekts in Frage stellen könnte.

    Aber: bei solchen Summen für eine, zugegeben sehr attraktiv visualisierte, Prestige-Badestelle, in einer wirtschaftlich und sozial ohnehin nicht wirklich begünstigten Stadt, bin ich doch einigermaßen sprachlos, dass diese Idee derzeit weiterverfolgt wird.

    Hier wird eher nicht die befürchtete Problemklientel ins Wasser hüpfen, weil überproportional Nichtschwimmer, sondern eher- um mal stereotyp zu bleiben- die modernen Bohemiens, Hipster und Instafans, die schicke Backgrounds brauchen. Bis zu 200Millionen Euro, die Berlin besser in Ertüchtigung und Neubau von Schwimmbädern stecken sollte. Auch wenn sich schnöde 50Meter-Bahnen natürlich weniger sexy vermarkten lassen.

    Selbst wenn ohnehin Wasserschutzmaßnahmen in diesem Bereich umgesetzt werden müssen, halte ich diese Kirsche-auf-der-Sahne-Idee, zumindest derzeit, für völlig abgehoben und beinahe schon arrogant und alles andere als sozial.

  • ^ Schon faszinierend, welche Karikaturen die Angst vor dem Neuen hier gebiert: Die Palette reicht von "Posern", "Checkern" und "besoffenen Halbstarken" bis zu "modernen Bohemiens, Hipstern und Instafans".


    Unter all diesen Ängsten und Bedenkenträgereien droht verloren zu gehen, was dieses Projekt so schön macht: Dass in Zeiten der Klimaerwärmung mitten in Berlin, wo es keine Freibäder gibt, vom ÖPNV bestens erschlossen, eine großzügige, frei zugängliche und durch die Lage und die umgebende Prachtarchitektur weltweit ziemlich einmalige Schwimmanlage entstehen kann, deren Leuchtkraft weit über die Grenzen Berlins und sogar Deutschlands hinausreichen und der Stadt Berlin wie auch Deutschland ein positives und zukunftsweisendes Symbol bescheren kann. Welche andere gegenwärtige urbanistische Idee hat eine so gute, auch internationale Resonanz gehabt und es bis in die NYT geschafft?


    Ich beobachte mit etwas Sorge eskalierende Rückwärtsgewandtheiten, besonders an den Rändern, bei denen die einen sich in die Stadt vor 1945 oder 1918 zurücksehnen, die anderen alles zwischen 1949 und 1989 bewahren wollen. Damit dieser Kampf zwischen Retro-Traditionalisten und Retro-Modernisten aufgelockert wird, braucht es immer wieder bezaubernde, inspierende zukunftsträchtige Projekte, die diese lähmende Konfliktlinie durchkreuzen. Die Reichtagsverhüllung war so ein Projekt, die Love Parade, die ikonischen Liegestühle am Bodemuseum, solche Dinge standen für ein lässiges, unverkrampftes Berlin. Berlin war immer dann am besten, wenn es sich über Konventionen und Bedenkenträgereien hinweggesetzt hat und Neues probiert hat. Und ich sehe nicht, welches andere Projekt zur Zeit so positive Vibes aussendet wie der Flussbad.

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    Das ist ja alles schön und gut, aber es geht hier immerhin um 200 Millionen Euro... für ein Flussbad. Da finde ich "Bedenkenträgereien" schon wichtig und sinnvoll. Solche teuren Vorhaben kritiklos durchzuwinken, kann ja auch nicht die Lösung sein und immerhin ist dies hier ein Diskussionsforum, in dem verschiedene Ansichten dargelegt werden können. Wenn ein privater (Groß-)Investor einsteigt und den Löwenanteil übernimmt, ok, aber ich bezweifle stark, dass der Berliner Haushalt diese Aufwendungen bei all dem Investitionsstau in den Bereichen Bildung / ÖPNV aktuell hergibt. Ich persönlich finde es auch etwas weit hergeholt, einem Flussbad zu attestieren, zukunftsweisendes Symbol für Deutschland zu sein bzw. wäre das für unser Land schon ziemlich traurig.

  • ^^Volle Unterstützung. Wobei ich schon ergänzen möchte, dass nicht immer alles neue auch krampfhaft besser ist. Daher lehne ich die Moderne mittlerweile größtenteils ab. Weil der Gedanke hinter dem Bauhaus (Fokus auf Funktionalität) a) nicht mehr zeitgemäß ist und daher selbst in sich rückwärtsgewandt und b) zeitgenössische retro-Ansätze eigtl. in sich selbst auch (wieder) etwas neues sind mit belebten EG und geschlossenem Blockrand.

    Da würde ich mir manchmal im Forum auch eine weniger rückwärtsgewandte Bauhaus-Sehnsucht wünschen.

  • Wenn ein privater (Groß-)Investor einsteigt und den Löwenanteil übernimmt, ok, aber ich bezweifle stark, dass der Berliner Haushalt diese Aufwendungen bei all dem Investitionsstau in den Bereichen Bildung / ÖPNV aktuell hergibt.

    Ein Investor wird sicher nicht einsteigen, denn der Witz des Projekts ist ja, dass die Leute einfach im Fluss baden können – kein Eintritt, keine Werbeflächen, kein Verkaufsbudenzauber. Sprich: Unrentabel. Die Finanzierung wird deshalb auch das größte Problem sein. Die kann sich die Stadt nicht einfach aus dem Ärmel schütteln, und deshalb wird es dauern.


    Ich plädiere aber dafür, die Gesamtkosten nicht einfach als Preis für das Bad zu betrachten, sondern als sinnvoll für die Umgestaltung eines wichtigen Teils des Zentrums: Die Ufer an der Fischerinsel, der Schilfteppich im Kanal, die Treppen zum Wasser – das ist ja alles auch für sich etwas wert, selbst wenn man gar nicht schwimmen möchte.

  • ... etwas was hier in der Diskussion viel zu kurz kommt ist auch der positive Effekt auf die Wasserqualität und andere Umweltfaktoren. Das werden in ein Paar Jahren ganz entscheidende Faktoren für die Attraktivität einer Innenstadt sein. Und nicht ob sich das rechnet und was sich für ein verabscheuenswürdiges Volk dort tummeln könnte. Einige hier wollen einfach nicht verstehen oder sind recht verbohrt, wie mir scheint.

  • Lieber ElleDeBe was denn für wohlige Schwingungen? Die Stadt ist längst nicht mehr mit der von vor 20/30 Jahren zu vergleichen - Reichstagsverhüllung, Baukranbalett etc. waren kreative lebensfrohe Aktionen die temporär waren, ich denke daraus zogen sie ihre Attraktivität und Faszination die dem Aufbruch und Umbruch der Stadt auch entsprach.

    Leider ist selbst der tanzende Flashmob, das Piano auf der Museumsinsel oder das Spontanbalett im Lustgarten zum Phänomen einer anderen Zeit geworden. Die Stadt ist in den letzten Jahren nach meiner Beobachtung doch viel ungeduldiger, konfrontativer, verneinender und segregierter geworden.

    Die Neugier ist längst der Umklammerung des Vertrauten gewichen.

    Die Unvoreingenommenheit gegenüber der Zukunft hat sich zudem für viele effektiv nicht ausgezahlt und ist längst einer gewissen Katerstimmung gewichen.

    Die Erkenntnis eben kein wirkmächtiger Teil der Gestaltung dieser Stadt zu sein führte doch zu Entfremdung, Resignation und Animositäten.

    Durchgesetzt favourisiert und geduldet wird nur was auf Linie ist.

    Ich würde mit der bedauerten Rückbesinnung und stilistischen favourisierung hier auch erst einmal generell keine ideologischen Ränder verorten - sondern eher ästhetische Positionen.

    Gestaltungshoheit in allen Belangen hat nunmal eher das selbstdefiniert progressive, hippe Klientel der Neuberliner innerhalb des Sbahnringes und nich Vati der mittlerweile aus Marzahn mit Auto in den Westen zur Arbeit pendelt wenn man es ihm nicht gerade bei Zwischenstopp in Mitte unterm A .. weg anzündet.


    Man erwartet sich sicherlich ein internationales Schulterklopfen für dieses Projekt von höchster innovativer Strahlkraft und breit greifendes Renommee. Ich hege da ernste Zweifel ob das in dieser Umsetzung an Ort und Stelle so gelingt- spektakulärer wäre vermutlich eher eine Nachbildung der Pamukale zu Füßen des Fernsehturmes als Plansch- und Badeformat mit angrenzender Sumpflandschaft zur Rettung der mitteleuropäischen Rotbauchunke.


    Der Aufwand der hier betrieben wird ist hier doch zum größten Teil eher technologisch und in dieser Eigenschaft minder wahrnehmbar bis unsichtbar, der Spassbetrieb wirkt da eher auf mich wie die Leuchtreklame die das Projekt überhaupt sichtbar machen soll.

    Schließlich legte man auch von Seiten der Anrainer und des Denkmalschutzes ja dezidiert Wert auf eine Zurückhaltende und revidierbare Gestaltung.


    Dass man solche „innovativen Projekte“ an sowieso prominenten und stark frequentierten Orten zur Schau stellt und nicht zur Stärkung abgedrifteter städtischer Strukturen abseits der Tourismuspfade finde ich eher bedauerlich.

  • < .... ach jetzt sei doch nicht so schrecklich päpstlicher als der Papst Endell. Das wird bestimmt ganz schnucki mit der schönen Treppe zum Kanal runter, dann das sehr attraktive Einheitsdenkmal nebenan. Vielleicht auch irgendwann die wiederaufgebaute Bauakademie gegenüber. Denkt doch mal optimistisch und positiv. Immer diese Bedenkenträgerei und Schwarzweissmalerei .... da kann man ja gleich auswandern. Manchmal Frage ich mich wirklich warum soviele Menschen nach Berlin ziehen. Es ist die Freiheit, das laissez-faire, kreative Freiräume, Dinge die woanders schon längst nicht mehr möglich sind. Weil sich ein konservativer Ungeist breitgemacht hat. Solange es noch geht werde ich mich in Berlin für diese Freiheit engagieren. Diese Freiheit, die eine Flussbadestelle inmitten der Stadt, zwischen Museen und Schloss und Dom ermöglicht. Mir graut vor Bedenkenträgern wie Dir, die konservativer als ihre Väter agieren, sorry.

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    Es ist die Freiheit, das laissez-faire, kreative Freiräume, Dinge die woanders schon längst nicht mehr möglich sind.

    Kritik und Gegenmeinung platt als Bedenkenträgerei abzutun und einem implizit Rückwärtsgewandtheit / Verbohrtheit zu unterstellen, zeugt aber auch nicht gerade von einer laissez-faire Einstellung ;) Der Diskussion hier würden weniger Vorwürfe auf persönlicher Ebene sicher gut tun.

    Ich plädiere aber dafür, die Gesamtkosten nicht einfach als Preis für das Bad zu betrachten, sondern als sinnvoll für die Umgestaltung eines wichtigen Teils des Zentrums: Die Ufer an der Fischerinsel, der Schilfteppich im Kanal, die Treppen zum Wasser – das ist ja alles auch für sich etwas wert, selbst wenn man gar nicht schwimmen möchte.

    Dem kann ich mich anschließen, das Gesamtpaket gibt natürlich mehr interessante städtebauliche Elemente als nur die Bademöglichkeit her, und, dass es dauert, ist nachvollziehbar, die Projektplanung gibt es dort ja schon einige Jahre. Zur Finanzierung: Möglich wären natürlich auch Spenden ähnlich wie beim Stadtschloss oder eine Art festverzinster Bürgerfond. Ich könnte mir auch vorstellen, das Baden zunächst kostenpflichtig zu gestalten und in den angrenzenden Museen Kombitickets zu verkaufen. Teilweise Querfinanzierung über neue angrenzend geschaffene Gastroeinrichtungen wäre auch zu überlegen. Letztlich finde ich, wenn dem Projekt schon eine hohe, z.T. überregionale Strahlkraft attestiert wird, dann sollten auch alle haushaltsentlastenden Finanzierungsmöglichkeiten vorab ausgereizt werden, auch wenn damit die konsequente Konsum- und Werbefreiheit des Flussbads teilweise (temporär) aufgehoben werden muss.

  • < .... ach jetzt sei doch nicht so schrecklich päpstlicher als der Papst Endell. Das wird bestimmt ganz schnucki mit der schönen Treppe zum Kanal runter, dann das sehr attraktive Einheitsdenkmal nebenan. Vielleicht auch irgendwann die wiederaufgebaute Bauakademie gegenüber. Denkt doch mal optimistisch und positiv. Immer diese Bedenkenträgerei und Schwarzweissmalerei .... da kann man ja gleich auswandern. Manchmal Frage ich mich wirklich warum soviele Menschen nach Berlin ziehen. Es ist die Freiheit, das laissez-faire, kreative Freiräume, Dinge die woanders schon längst nicht mehr möglich sind. Weil sich ein konservativer Ungeist breitgemacht hat. Solange es noch geht werde ich mich in Berlin für diese Freiheit engagieren. Diese Freiheit, die eine Flussbadestelle inmitten der Stadt, zwischen Museen und Schloss und Dom ermöglicht. Mir graut vor Bedenkenträgern wie Dir, die konservativer als ihre Väter agieren, sorry.

    Hallo Camondo!


    Womit wir bei den naechsten Problem sind das noch gar nicht behandelt wurde:

    Ein Teil des Grabens wird "Schucki" und der andere Teil? Was wird mit dem? Wieviel hundert Meter soll die Schilfzohne jetzt lang werden?

    Anwohner sollen sich darueber ja schon gemeldet haben. Ist das jetzt die Denkweise: Spass haben wollen im halben Kanal, waehrend

    die andere Haelfte mit den dortigen Anrainern halt Pech gehabt hat?

    Aber dann fuer die zu machenden Schulden sollen diese Buerger mit Schilf vor der Tuer mitzahlen? (Schulden mit Zinsen +, uebrigens.)

    Also die halbe Flaeche wird auf Kosten der andern Flaeche verschoenert?

    Sind diese Anwohner demnach "nur" Bedenkentraeger und Schwartzmaler? Oder wie?

  • Dir muss nicht grauen Camondo man kann Gegenrede und abweichende Meinungen aushalten wenn man es mit der Freiheit und dem laissez faire ernst meint. Es gibt doch gar keine Impulse wenn man immer Dacchord ist.


    Wie beschrieben hat sich das Klima in der Stadt geändert mit den Attributen die du dieser Stadt zuschreibst sind mittlerweile Mythos und das habe ich auch mit bedauern überschrieben. Sie sind unsichtbarer geworden die schrillen Individualisten, die Transen, die Raver, Performancekünstler und Artisten - Sie haben dieses Unangepasste Kreative dieser Stadt aufs beste abgebildet und sind wahrscheinlich zwischen Aggroberlin und den Maßregelungen der neuen moralinsauren Spießigkeit irgendwo verlorengegangen.

    Längst gilt wer am lautesten schreit hat recht das ist alles andere als unaufgeregt. Ich find die Treppe übrigens auch schön, an die Bauakademie muss man noch glauben können wollen und das was auf den Denkmalsockel kommt darf man, muss man aber nicht mögen. Wenn man dieses Flussbad nun gefälligst toll, innovativ und zukunftssinnig zu halten damit die Freiheit dieser Stadt nicht erodiert dann schliesse ich mich dem gern an. Wahrscheinlich hat jeder einen anderen Zugang zu diesem Projekt und bewertet und gewichtet es dementsprechend.

  • ^ Schon faszinierend, welche Karikaturen die Angst vor dem Neuen hier gebiert: Die Palette reicht von "Posern", "Checkern" und "besoffenen Halbstarken" bis zu "modernen Bohemiens, Hipstern und Instafans".

    Moin ElleDeBE,


    das war eine überspitzte Formulierung bezugnehmend auf die vorher hier platzierten und klischeebeladenen Stereotype. Wer das Bad, sollte es denn jemals kommen, besuchen wird, steht ja in den Sternen.


    Angst vor Neuem zu vermuten, nur weil nicht jede neue Idee unkommentiert beklatscht wird finde ich in einem Diskussionsforum dann doch etwas weit hergeholt. Gerade deinen Einwand, dass es in Mitte kein Freibad gäbe, griff ich ja auch auf mit meiner Frage, ob Ertüchtigung und Neubau von (Frei)Bädern in der Fläche nicht sinnvoller genutztes Geld wäre. Aber deshalb verschließe ich mich nicht Neuem. Wenn es kommt, weil es gewollt ist, soll es kommen. Wenn jemand anderes alternativ das MEF zum innerdtädtischen Badeparadies umgestalten will& dies die Mehrheit findet wäre mir das auch gleich. Trotzdem ich mittlerweile in Münster lebe, kann auch ich mich für Unkonventionelles begeistern. Und trotzdem schauen, ob nicht manchmal für die breite Masse eine andere Lösung die bessere sein könnte.

  • Selbst wenn ohnehin Wasserschutzmaßnahmen in diesem Bereich umgesetzt werden müssen, halte ich diese Kirsche-auf-der-Sahne-Idee, zumindest derzeit, für völlig abgehoben und beinahe schon arrogant und alles andere als sozial.

    Gut gebrüllt, Löwe. Bin d‘accord. Und wenn London grad Kirsche auf der Sahne macht, muß man ja nicht immer alles gleich nachmachen.


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  • Ich finde das immer so amüsant, wenn besorgte Bürger sich über das Budget des Staates äußern. Gibt es dafür nicht einen Haushalt und einen zuständigen Senator für Finanzen? Wollen wir das nicht ihm überlassen ob das "teuer" oder "billig" ist und ob sich das lohnt? Aus Sicht von Lischen Müller mag das alles viel Geld sein, aber letztendlich muss doch abgewogen werden zwischen Attraktivität der Stadt, Marketing und damit auch Anziehungspunkt für kompetente, junge Mensch und damit wiederum für agile Firmen und Konzepte und den tatsächlich entstehenden Kosten.


    Die laufenden Kosten sind - denke ich - jedenfalls nicht besonders hoch. Die Attraktion, mitten in der Stadt, hat aber einen großen Marketingwert.

  • ... etwas was hier in der Diskussion viel zu kurz kommt ist auch der positive Effekt auf die Wasserqualität und andere Umweltfaktoren. Das werden in ein Paar Jahren ganz entscheidende Faktoren für die Attraktivität einer Innenstadt sein.

    Erneut ein sehr schwaches Argument, wenn man in die Details guckt. Das Flussbad steigert die Wasserqualität für ein paar hundert Meter. Genug für Instagram-Bilder und ein paar Zeitungsartikel in denen behauptet werden kann, dass man in "der Spree" jetzt schwimmen könne. Und ich bezweifle stark, dass die Durchflussmenge ausreichen wird um hinter der Museumsinsel signifikante Verbesserungen herbeizuführen.


    Wieso das Geld nicht für wirklich effektive Maßnahmen ausgeben? Überlaufbecken für die Kanalisation, Reduzierung der Versiegelung, Beseitigung von Altlasten in Gewässern und ihrer Nähe, Entkrautung, Schutz naturbelassener Ufer und Habitaträume, etc...