Freiraumgestaltung Berliner Schloss/Humboldt-Forum

  • Ja, solche Tastmodelle für Blinde gibt es in vielen Städten. Ich kenne sie von Wismar, Münster, Offenburg und Straßburg. Hier ein Beitrag dazu. Hier ist auch die Berliner Museumsinsel als Tastmodell. Und hier eine Liste mit Städten mit Tastmodellen.

  • Einen Brunnen für das Andenken an dieses Ereignis von 48 zu nutzen halte ich jedoch für unsinnig und läuft Gefahr, egal in welcher bemühten Form und Stilistik in pathetischen schizophrenen Kitsch abzurutschen.
    (...)
    Der Brunnen würde in seiner Funktion viel zu überfrachtet und seinem Verhältnis zur Öffentlichkeit zu zwiespältig geraten.

    Eine angemessene Erinnerung an die 1848er Revolution würde tatsächlich am besten an jene Stelle passen, wo die Barrikade gestanden hatte:
    an die Breite Straße in Höhe des Ribbeck-Hauses samt einer Markierung auf der Staße wie bei dem Mauerstreifen.
    Vielleicht könnte man eine plastische Gedenktafel in die Fassade des gegenüber zu bauenden Hauses einbringen?

  • Eigentlich ist es völlig unverständlich, dass die für die deutsche Geschichte bedeutsame 48er Revolution nicht am Ort der Handlung ein Denkmal zu Erinnerung bekommen hat.

  • Koalition will offenbar neuen Brunnen statt Rückkehr des Neptunbrunnens

    Ich habe jetzt noch mal die Beiträge seit April gelesen und muss tatsächlich feststellen: Nicht nur an mir, sondern am gesamten Forum ist eine wesentliche, einordnende Äußerung zum entsprechenden Passus im Koalitionsvertrag vorbei gegangen:


    In der B.Z. spricht eine Stadtentwicklungsexpertin der CDU explizit vom "Bau eines neuen Brunnens" und die Zeitung erläutert entsprechend, die neue Koalition wolle wie schon ihre Vorgängerinnen keinen Rückumzug des Neptunbrunnens. Weitere Ausführungen, die sich jedoch auf diese Primärquelle beziehen, finden sich auf der Plattform Entwicklungsstadt Berlin. Tatsächlich klingt mE schon der oben erwähnte/verlinkte Passus im Koalitionsvertrag mit einer "Brunnenanlage" am "historischen Standort" eher nach einer Neukonzeption.


    Ich kann mit beiden Varianten gut leben.


    Klar: Die Anlage wurde für den Standort am einstigen Schloss konzipiert und die Entscheidung der DDR mag ideologisch gewesen sein. Das gilt für die Versetzung der Siegessäule aber auch (wobei sie wohl mehr "gestört" hat/ im Weg stand). Trotzdem hat man das später nie korrigiert und sie hat am neuen Standort längst eine hohe Akzeptanz erreicht, während sie umgekehrt niemand vor dem Reichstag zu vermissen scheint. Auch der Brunnen ist gewissermaßen neu "angewachsen", wurde tausendfach fotografiert und wird bis heute intensiv genutzt. Wenn er einst saniert wird, werden ihn die Menschen dort sicher entsprechend vermissen.


    Für das Humboldtforum vermisse ich vor allem Wasser und Grün an sich. Wenn das realisiert wird, bin ich grundsätzlich erstmal zufrieden. Natürlich sollte es ästhetisch stimmig umgesetzt werden. Aber davon gehe ich erstmal aus. Wichtiger als die Frage Neptunbrunnen vs. neuer Brunnen ist für mich ohnehin eher die Frage, ob die Freitreppe zum Wasser noch kommt. Das ist mein persönliches Lieblingsprojekt am Standort und vieles Andere eher erfreuliches Beiwerk.

  • Die Frage wird jetzt sein, wie man den Brunnen konzipiert. Wird es ein historisierendes Design oder wagt man etwas? Wenn man den richtigen Künstler dafür findet (mit entsprechendem Budget), dann kann hier auch ein toller zeitgenössischer Brunnen entstehen, der einen Kontrapunkt zum Schloss setzen kann. Das wäre mir persönlich auch lieber. Man sollte aber darauf achten, dass ein zeitgenössischer Brunnen trotzdem zeitlos sein sollte, auch wenn sich das etwas nach einer Quadratur des Kreises anhört.

  • Koalition will offenbar neuen Brunnen statt Rückkehr des Neptunbrunnens

    Nicht nur an mir, sondern am gesamten Forum ist eine wesentliche, einordnende Äußerung zum entsprechenden Passus im Koalitionsvertrag vorbei gegangen:

    Es tut mir leid, aber für mich fehlt eine "wesentlich einordnende Außerung" immer noch, denn "offenbar" könnte man ebenso spekulativ durch "vermutlich" ersetzen.



    In der B.Z. spricht eine Stadtentwicklungsexpertin der CDU explizit vom "Bau eines neuen Brunnens"...

    Und genau das wäre auch bei einer Umsetzung weitestgehend der Fall, weil man zumindest die Brunnenschale neu bauen müßte.

    Man könnte dann von einem "neuen Brunnen" mit historischen Elementen (gemeint wären die Figuren) sprechen.

    Ebenso würde auch eine Rekonstruktion faktisch den "Bau eines neuen Brunnens" erfüllen.



    ...und die Zeitung erläutert entsprechend, die neue Koalition wolle wie schon ihre Vorgängerinnen keinen Rückumzug des Neptunbrunnens.

    Ja, so kann man gerne "erläutern", muß man aber nicht.

    Ich persönlich würde auch das "spekulieren" nennen.



    Für mich ist alles bisher vernommene eher absichtlich neutral gehaltener "Politikersprech".

    Ich habe zumindest bisher den Eindruck, daß sich keiner der Koalitionäre mit einer "wesentlich einordnenden Äußerung" ob pro oder kontra Neptunbrunnen derzeit den Mund verbrennen will.



    Gruß, Jockel

  • ^Na ja, deshalb habe ich es ja auch noch entsprechend leicht relativiert, da Deine hypothetische Lesart zumindest rein theoretisch nicht komplett ausgeschlossen ist. Für mich bleibt "neuer Brunnen" aber eine wesentlich deutlichere Aussage als "Brunnenanlage an historischem Standort". Die Dame von der CDU wird genau wissen, wie das verstanden wird und den nochmals expliziter erläuternden Artikel muss sie ja auch insgesamt abgesegnet haben.

  • ^In meinem Post möchte ich auch nicht deine Einordnung als solche kritisieren.


    Mir zeigt sich nur ein Unterschied in den Äußerungen von altem und neuem Senat.

    Im alten Senat hat man sich in Teilen klar und unmißverständlich gegen die Umsetzung ausgesprochen.

    Beim neuen Senat tut man das nicht, wie gesagt weder pro noch kontra.


    Für mich macht es den Eindruck, daß man absichtlich Interpretationsspielraum beläßt um sich ein Hintertürchen offen zu halten.

    Es ist in der Politik ja durchaus gängige Praxis bestimmte Sachverhalte nicht zu bestätigen oder zu dementieren, so vielleicht auch bezogen auf die "Erläuterungen" der BZ.


    Ich weiß daß meine "spekulative" Erläuterung durchaus Geschmäckle hat, aber solches Vorgehen der Politik ist nicht auf meinem Mist gewachsen.


    Aber trotzdem wird man in absehbarer Zeit nicht umhin kommen sich eindeutig zu positionieren.

    Spätestens wenn die öffentliche Stimmungslage zum Neptunbrunnen klarer erkennbar wird, wird man das sicher auch tun.



    Gruß, Jockel

  • Das ist ein so schönes Detail, und so edel gelöst mit dem Sandsteinsockel.
    Frage ans Forum, wer sich damit auskennt, was ist eigentlich der genaue Sinn dieser Modelle? Ist es speziell für unsere blinden Mitmenschen zum Ertasten.

    Ja richtig, das ist ein Tastmodell speziell für blinde oder sehbeeinträchtigte Menschen.


    Es gibt übrigens ein weiteres Tastmodell für die gesamte Museumsinsel. Dieses Modell wurde vor 2 Jahren um das Humboldt Forum ergänzt.


    Es steht im Lustgarten, links neben dem Alten Museum, auf dem Weg zur James-Simon Galerie.

  • zeitgenössischer Brunnen entstehen, der einen Kontrapunkt zum Schloss setzen kann

    Immer diese Lust an Kontrapunkten! Verstehe ich nicht, dass nicht mit der gleichen Ausdauer traditionellere Ästhetiken gefordert werden, um bauhäuslerische Werke zu kontrastieren. Dort, wo durchgehend im Stil der Moderne gebaut wird, vernehme ich solche Äußerungen eigentlich nicht.


    Man sollte aber darauf achten, dass ein zeitgenössischer Brunnen trotzdem zeitlos sein sollte, auch wenn sich das etwas nach einer Quadratur des Kreises anhört.

    Wie definierst du denn "zeitlos"? Würde mich wirklich interessieren.

  • Zeitlos wäre wahrscheinlich ein simples, rundes Brunnenbecken mit einer oder mehreren Fontänen. Praktisch der Brunnen im Lustgarten.
    Diesen sehe ich zumindest als zeitlos an. Den Brunnen und die gesamte Gestaltung des Lustgartens finde ich, ehrlich gesagt, zeitlos und sehr gelungen. Schinkels Design einfach und klar in die heutige Zeit transportiert.
    Die Anlage ist auch schon über 20 Jahre alt, aber sie wirkt noch immer ansehnlich und edel, und nicht aus der Mode gekommen, wie manch andere landschaftsarchitektonischen Kreationen der späten 1990er/frühen 2000er.

    Abgesehen davon stimme ich meinem Vorredner zu. Es braucht hier nicht wirklich einen Kontrapunkt oder Kontrast, wie auch immer man es nennen will. Das alles haben wir bereits zur Genüge rund um das Schloss mit Staatsratsgebäude, zukünftiges Einheistsdenkmal, Außenministerium, moderne Bebauung des Schinkelplatzes. Wer weiß, was uns als Bauakademie blüht, wenn sich Berlin letztendlich nicht gegen den Bund durchsetzen können sollte.
    Harmonie und Kohärenz sollte auch einfach mal erlaubt sein.

  • ^ Ich möchte kurz daran erinnern, dass sowohl das Alte Museum als auch – und vor allem – die Bauakademie von Schinkel als Kontrapunkte und Kontraste zur barocken Schlossfassade gedacht waren. Dass viele heute alles Vormoderne von Gotik bis Jugendstil als harmonisch und kohärent wahrnehmen, hat mit zeitgenössischen Sehgewohnheiten zu tun und ist eigentlich nicht in Schinkels Sinne. Überhaupt ist das ästhetische Spiel mit Gegensätzen, die sich verbinden, keine Idee der Moderne – der Begriff "Kontrapunkt" entstammt nicht zufällig der Barockmusik.


    Was den Brunnen betrifft, bin ich ganz bei Treverer: Wichtig ist, das dort nichts modisches hinkommt, was nach ein paar Jahren schon wieder wirkt wie aus der Zeit gefallen. Zeitlos hieße auch für mich klassisch-schlicht – eine Einfassung aus Sandstein oder Granit, vielleicht eine entsprechende Schale in der Mitte und eine hohe nebst einigen kleineren Fontänen. Das wäre nicht mal ein "Kontrapunkt" (im Sinne von Gegensatz), sondern eine zeitlose Konstruktion, die sich in ihr Umfeld einfügt.

  • Man hat doch an der Stelle des Apothekenflügels dieses Steintor aufgestellt.

    Etwas ähnliches, aber inmitten eines Wasserbeckens aufgestellt, drumherum Wasserspiele, Voilà, problem solved.


    Was mir aber trotzdem dort fehlt ist Schatten. Ich bin immer noch der Meinung, dass eine Baumallee vom Außenministerium beginnend bis zum Marstall fehlt.

  • Immer diese Lust an Kontrapunkten! Verstehe ich nicht, dass nicht mit der gleichen Ausdauer traditionellere Ästhetiken gefordert werden, um bauhäuslerische Werke zu kontrastieren. Dort, wo durchgehend im Stil der Moderne gebaut wird, vernehme ich solche Äußerungen eigentlich nicht.


    Wie definierst du denn "zeitlos"? Würde mich wirklich interessieren.

    Ich habe ja im Konjunktiv geschrieben, von daher ist das für mich nur ein Vorschlag. Ich möchte einfach verhindern, dass man nicht den Schinkelbrunnen nimmt, sondern irgendeine Neuschöpfung in barockem Stil dort errichtet. Dann kann schnell ins Auge gehen und dann eben Disneylandcharakter haben, oder leicht nach dem neuen Skopje riechen. Ich mag Bauhaus eigentlich nicht besonders, von daher könnte man auch in solchen Arealen gerne Kontrapunkte setzen, um die weiße Ödnis zu durchbrechen.

    Was ist zeitlos? Das ist eine schwierige Frage. Zeitlosigkeit in der Architektur ist für mich, wenn Menschen ein Bauwerk auch nach einem Wechsel des Baustils oder der Mode weiterhin gerne anschauen und in dem vom Bauwerk gestalteten Raum nicht mehr missen möchten. Dies bezieht sich explizit auf die Mehrheit oder zumindest eine große Gruppe von Menschen und nicht nur ein paar Architekten oder Künstler in ihrer Bubble. Zeitlosigkeit kann dabei aber auch auf Sicht entstehen. So kann eine Stadtgesellschaft sich zu Beginn über bestimmte Bauwerke fürchterlich aufregen (Pyramide des Louvre z.B.), um sie auf Sicht dann als ikonisch wahrzunehmen. Zeitlosigkeit (in der Architektur) ist von der Mode unabhängige Zuneigung einer größeren Gruppe von Menschen zu einem Bauwerk. So meine laienhafte Definition. Wie erreicht man das? Mit guten Wettbewerben, Mut, Stilsicherheit und auch ein wenig Glück.

  • Überhaupt ist das ästhetische Spiel mit Gegensätzen, die sich verbinden, keine Idee der Moderne – der Begriff "Kontrapunkt" entstammt nicht zufällig der Barockmusik.

    Das ist (leider) Wunschdenken. Unterschiedliche Stile können ja tatsächlich tolle und spannende Kontraste formen, da gebe ich dir Recht. Nur ist die Moderne eben ein Novum, denn tausende Jahre zuvor hat man detailverliebt und ornamental gebaut. Auch die malerischen Altstädte des Mittelalters hatten unterschiedlichste Stile zu bieten. Auch mit der Ergänzung von barocken Gebäuden, Gründerzeit Historismus etc, wurde das ganze würdevoll ergänzt.


    Der heutige "Kontrast" aber, wirkt nicht wie wohltuende Abwechslung sondern kontinuierliche Provokation - auch nach 100 Jahren...

  • Der alte Senat hatte den Brunnen auf die DDR-geschichtliche Platzierung aus politischen Gründen festgenagelt. Nach Willen des neuen Senats soll das wohl so bleiben – warum auch immer. Die aktuelle Diskussion in unserem Forum scheint das zu respektieren. Jetzt wird herum geschwurbelt, wie man modern, zeitgenössisch, trotzdem zeitlos, kontrapunktisch oder lieber nicht, risikoarm, möglichst nicht modisch und nicht bald wieder aus der Zeit fallend, klassisch schlicht eine Konstruktion schafft, also irgendetwas dahinstellt, das sich auch möglichst in sein Umfeld einfügt. Aber liebe Freunde, die selbstver­ständ­lichste Lösung, nämlich den barocken Begas-Brunnen nach Abbau und Sanierung an seinen ursprünglichen Platz vor Portal II zurückzustellen, wofür er zeitgeschichtlich, ästhetisch und stilistisch perfekt passend konzipiert wurde, diese einfache, risikolose Lösung haben euch die Politiker wohl endgültig ausgetrieben. Auf dem großen Freiplatz zwischen Fernsehturm und Spree, Rotem Rathaus und Marienkirche wäre jede denkbare Neugestaltung eines großzügigen, modernen Brunnens möglich. Aber daran wagt von euch keiner mehr zu denken. Wer hat eigentlich in Berlin vor wem die Hosen voll?

  • "Geschwurbelt" und "Hosen voll"? Wie wäre es mit einem etwas respektvolleren Tonfall? Der Neptunbrunnen steht seit 54 Jahren an seinem jetzigen Ort, und ich finde, er macht sich gut in der Achse von Forum und Fernsehturm. Wenn Sie das nicht für ein valides Argument halten, ist das Ihr gutes Recht – aber tun Sie nicht so, als wären alle, die es anders sehen als Sie, nicht ganz zurechnungsfähig.