Neugestaltung Hardenbergplatz und Huthmacherhaus

  • Ich kann mit der Entscheidung für die Revitalisierung gut leben. Auf mich wirkte der Entwurf, wäre er so realisiert worden, zu wuchtig für den Platz. Mit der geplanten Höhe von 95m war das geplante Gebäude für meinen Geschmack einfach zu breit. Ich hätte befürchtet, dass Upper West und Zoofenster daneben an Wirkung verlieren.

    Obwohl ich den Entwurf an sich eigentlich sehr interessant fand. Er hat auf mich tatsächlich wie eine gelungene 60er-Jahre Hommage gewirkt. Diese Formulierung hatte ja Haufen mit einer anderen Intention in seinem Beitrag (#40) gewählt.

  • ^ Was für ein Desaster, ich könnte heulen. ;( Zumindest auf diesen städtebaulich "angemessenen" Entwurf hatte ich ja noch gehofft.


    Der Entwurf von E2A war formal gesehen mehr 50er-Jahre, als das bestehende totsanierte und spießige Huthmacherhaus. Zudem hat sich mit dem Zoofenster und UpperWest der städtebauliche Maßstab verschoben, sodass der E2A-Entwurf deutlich besser die umliegende Bebauung räumlich gliedert.


    Wenn man dann noch bedenkt, dass sich das Baukollegium bei den Hochhäusern am Alex, für größere Geschosshöhen wegen moderner Bürokonzepte und öffentliche Aussichtsterrassen einsetzt, kann ich die Entscheidung noch weniger verstehen. Hier waren beide Themen in ein schlüssiges architektonisches Gesamtbild integriert - was andernorts fehlt.


    Jetzt hat man sich für ein "Denkmal" entschieden, was nur noch aus einem Stahlbetonskelett bestehen wird.

    Ein Fall für Berlin - unverwirklichte Visionen & vermasselte Chancen.

  • ^ Das EG bleibt in Betrieb und die Fassade soll gereinigt werden. Das klingt nicht danach dass nur ein Skelett übrig bleibt. Diese nicht kleine Gebäude wäre ein riesiger Schuttberg. Gut nicht nur wegen CO2 das es stehen bleibt.

  • Meines Wissens nach ist die Aluminiumfassade aus den 80ern, oder 90ern. Original war sie aus Sichtbeton mit dunklen Stahlrahmenfenstern.


    Na super, dann wird die Verschlimmbesserung auch noch konserviert. Ein wirklich sehr authentisches Denkmal der 50er-Jahre.

  • Ich kann mit der Entscheidung für die Revitalisierung gut leben. Auf mich wirkte der Entwurf, wäre er so realisiert worden, zu wuchtig für den Platz. Mit der geplanten Höhe von 95m war das geplante Gebäude für meinen Geschmack einfach zu breit. Ich hätte befürchtet, dass Upper West und Zoofenster daneben an Wirkung verlieren. ...

    Das sehe ich auch so. Aus dieser Perspektive (vom nördlichen Ende des Hardenbergplatzes aus gesehen) sieht man ganz gut, dass das Gebäude a) so schlecht nicht aussieht und b) in genau dieser Höhe ein schönes Ensemble mit den neuen Hochhäusern dahinter bildet. Wäre es höher, würde es alles verdecken:


    hochhaus_hardenbergpl01.jpg

  • ^ Das mag aus dieser untergeordneten Perspektive vieleicht stimmen, dennoch ist es nur hab so hoch wie seine Nachbarn, was man aus einer größeren Entfernung aus sieht. Auf dem Bild hat es hingegen 2/3 der Höhe seiner Nachbarn. Das Ensemble ist mir bisher auch nicht sonderlich aufgefallen.


    - Von der Hardenbergstrasse zum Breidscheidplatz wäre mit dem Neubau eine Torsituation entstanden.

    siehr hier, oder hier von wo der Neubau überhaupt nicht zu hoch wirken würde.


    - Ebenso hätte sich eine ähnliche Situation vom Breitscheidplatz aus ergeben, der durch einen Neubau von den 3 Hochpunkten viel mehr gefasst würde, sodass die Solitärwirkung der beiden Hochhäuser im Rücken der Gedächtniskirche etwas revidiert würde. siehe hier

  • (vom nördlichen Ende des Hardenbergplatzes aus gesehen) sieht man ganz gut, dass das Gebäude a) so schlecht nicht aussieht und b) in genau dieser Höhe ein schönes Ensemble mit den neuen Hochhäusern dahinter bildet.

    Das mit der guten Höhenstaffelung war mir auch noch eingefallen.

    Vielleicht im Lichte noch zu bauender Hochhäuser in der Gegend gar ein ganz glücklicher Zufall.


    Ich fand das Gebäude auch immer ansprechend (also das Huthmacherhaus).


    Wirklich doof ist, dass der neue Entwurf einfach richtig gut aussah.

    Vielleicht taucht es ja dereinst an anderer Stelle wieder auf...

  • Ich halte es für eine furchtbare, kleinkarierte Entscheidung. Ganz ehrlich, diesen Kasten als denkmalwürdig einzustufen ist schon verwegen, das kann ich einfach nicht nachvollziehen.

    Besonders schmerzt diese Entscheidung, weil ein wirklich hervorragender Entwurf nun in den Schubladen verschwinden wird und eines Tages gezeigt wird in der Ausstellung der besten Gebäude, die niemals gebaut wurden und alle werden sich angucken und sich fragen warum nur.


    Der Entwurf hätte meines Erachtens das bestehende Duo der beiden Hochhäuser perfekt ergänzt und hätte daraus ein Trio gemacht. Der Retroentwurf war architektonisch um Lichtjahre besser als der gegenwärtige Klotz und hätte gerade durch seine Breite und Höhe für einen städtebaulich wichtigen Akzent gesorgt, der auch etwas ungewöhnlich gewesen wäre.


    Ich denke, Schörghuber hätte damals den Abriss gleich mit planen und genehmigen lassen sollen, als die Pläne für das Bikinihaus und den Zoopalast vorgestellt wurden. Als ein Konzept mit dem Abriss wäre es vielleicht anders gelaufen.

    Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass nach dem Abriss des Schimmelpfennighauses, das ja auch schon viele Befürworter hatte, das Landesdenkmalamt noch bockiger geworden ist. Wie auch immer, eine weitere verpasste Chance.

  • Meines Wissens nach ist die Aluminiumfassade aus den 80ern, oder 90ern.

    Aus den 80ern, da kam meines Wissens dann auch die Giraffe dran. Zuvor muss die Fassade ähnlich dem des 25h Hotels gewesen sein, ist ja ein Ensemble oder?. Die Fassade vom Hotel hat man ja originalgetreu saniert und die sieht für mein Empfinden jetzt gut aus. Eine gute Entscheidung, dass das Huthmacher-Haus stehen bleibt.

  • Ich finde es sehr schade, dass das Gebäude nur mit minimalen Änderungen im äußeren Erscheinungsbild nun auf die nächsten Jahre in diesem verbastelten Zustand konserviert wird.


    Die Fassade des Original Entwurfs war abwechslungsreicher gestaltet. Nur durchkärchern reicht da nicht aus und die Erweiterung der ersten beiden Geschosse auf der linken Seite passt überhaupt nicht zum Originalbau.

    Was nützt da der Denkmalschutz? In dem jetzigen Zustand gewinnt man keinen Eindruck von der vormals vorhandenen Eleganz des Originalbaus.


    Der Neubau hat mir von der Architektur her gefallen empfand ihn aber zu gross dimensioniert. Sicher,in der Visu erschien alles leicht und transparent, aber in der Realität haben Glasfassaden meist nicht diese Transparenz. Da sah ich keine Torsituation sondern einen riesigen Riegel.

  • Das ist immer genau dieses kleine Quentchen an zuviel Mutlosigkeit, zuviel Sicherheitsdenken, zu viel Sparen, zu viel kleinklein, das Berlin von den anderen großen europäischen Hauptstädten unterscheidet. Anderswo wagt man was und gewinnt.

  • Auch in anderen europäischen Hauptstädten gibt es rege Diskussionen um Erhalt oder Abriss von Bauten. Es gibt in diesem Fall auch keine Mutlosigkeit (von wem?) oder zuviel Sicherheitsdenken (bzgl. was?). Die Denkmalbehörde, die das gesamte Bikini-Ensemble (außer dem Huthmacher-Haus) unter Denkmalschutz stellte, holt das für das Letztgenannte nun nach, so what? Kleinkariert? Sicher nicht, eher konsequent und etwas spät. Man kann geteilter Meinung sein zur Entscheidung des Denkmalamts, was das Bikini-Ensemble angeht. Ich persönlich finde es gut, dass es so kam.


    Der Investor saniert nun den Bestandsbau, das ist auch nicht kleinkariert. Man darf nicht vergessen, dass die Corona-Pandemie ihr Übriges tut, um dem Wachstum an Bürokapazitäten in den nächsten Jahren einen Dämpfer zu erteilen. Der Investor erhält weniger Bürofläche, aber auch für deutlich weniger Geld. Auf dem BVG-Bus-Parkplatz jenseits der Bahntrasse ist Platz für die 150m++-Träume.

  • Sollte der ursprüngliche Zustand des Huthmacherhauses wiederhergestellt werden, kann ich auch sehr gut mit dieser Entscheidung leben, da sie noch einigermaßen konsequent wäre.

    Dazu wird es meines Erachtens aber nicht kommen. Nach den heutigen Vorschriften wird man die Sichtbetonfassadenbereiche aus bauphysikalischen und konstruktiven Gründen nicht mehr freilegen können (diese werden sicherlich noch unter den Aluminiumpaneelen schlummern). Es wird auch keine Einfachverglasung mit filigranen Profilen mehr möglich sein.


    Selbst beim abgerissenen Schimmelpfenghaus war deutlich mehr Substanzelles aus den 50ern erhalten. Mit diesem weiteren Riegel hat das Huthmacherhaus übrigens auch schon damals eine gewisse Torsituation (siehe hier) zu Breitscheidplatz gebildet. Diese gibt es so nicht mehr und würde allenfalls mit einem höheren Neubau entstehen.


    Man ist hier den Schritt gegangen und hat 50er-Jahre Städtebau durch einen größeren Maßstab - Hochhäuser, die nicht der Systematik der 50er folgen und einen klaren Blockrand (keine Zeilen / Riegel) ersetzt. In der Achse des Breitscheidplatztes wird es zukünftig im Süden eine Hochhausentwicklung auf dem Karstadt-Areal geben und ebenso im Norden um den Hardenbergplatz. Das Hutmacherhaus fungiert hier als städtebauliches Scharnier, zwischen den Hochpunkten am Breitscheidplatz, der 50er-Jahre Bebauung am Zoo und der neuen Entwicklung am Hardenbergplatz. Eine Sanierung des 80er-Jahre-Looks geht nullkommanull auf die selbst generierte städtebauliche Entwicklung und auch nicht auf den Denkmalschutz ein, auf dem man sich beruft.


    Man hätte hier die einmalige Chance gehabt einen Neubau im städebaulichen und gestalterischen Duktus der 50er zu erhalten, der weiterhin ein Ensemble mit den Bikinihaus + Zoopalast bildet und der dennoch auf die städtebauliche Entwicklung reagiert.

    2 Mal editiert, zuletzt von Timmi ()

  • Dazu wird es meines Erachtens aber nicht kommen. Nach den heutigen Vorschriften wird man die Sichtbetonfassadenbereiche aus bauphysikalischen und konstruktiven Gründen nicht mehr freilegen können (diese werden sicherlich noch unter den Aluminiumpaneelen schlummern). Es wird auch keine Einfachverglasung mit filigranen Profilen mehr möglich sein.

    Da bin ich jetzt nicht so pessimistisch. Interessant wäre ja auch die Frage nach der Dämmung hinter der Alu-Fassade und ob es aus Gründen des Brandschutzes ohnehin sinnvoll wäre, daran etwas zu ändern.

  • Das mit dem Brandschutz ging mir heute auch durch den Kopf. Auf der Seite von E2A Architekten steht ja bezüglich des Bestandbaus, dass dieser modernen Sicherheitsanforderungen langfristig nicht mehr genügen würde.

  • Um die Fassade freizulegen, müsste die Dämmung nicht auf die Bestandsfassade, sondern als Innendämmung dahinter. Das wäre das Aufwändigste und Unwirtschaftlichste (Flächenverlust) was man bei einer Bestandssanierung betreiben kann. Beim Schimmelpfenghaus hätte man die Muschelkalkplatten abnehmen und wieder vor eine Dämmebene setzten können. Beim Bikinihaus hat man alle Sichtbetonelemente in ein Wärmedämmverdundsystem (WDVS) gepackt, also mit einer nicht überall ursprünglichen Putzoberfläche versehen.

    Das alles wird beim Huthmacherhaus nicht funktionieren. Ein Hochhaus im WDVS will ich mir auch nicht vorstellen wollen.

    Die Diskussion ist für mich etwa die, als hätte man einen Straßenzug der Gründerzeit schon zur Hälfte mit Neubauten ersetzt und stilisiert jetzt einen entstuckten Gründerzeitler zur Ikone und Bestandteil eines Ensembles hoch - mit dem Ergebnis, dass man die entstuckte Fassade mit einer modischen Farbe neu überpinselt. Wenn das nicht "mutlos" ist...

  • Chance hier eindeutig verpasst, schade eigentlich, weil gerade dort hätte noch ein dritter Turm passen können & die Stadt hätte an den Investor Vorgaben machen können, die auch umsetzbar gewesen wären.

  • Man hätte hier die einmalige Chance gehabt einen Neubau im städebaulichen und gestalterischen Duktus der 50er zu erhalten, der weiterhin ein Ensemble mit den Bikinihaus + Zoopalast bildet und der dennoch auf die städtebauliche Entwicklung reagiert.

    Vielleicht sollte man erwähnen, dass erst vor wenigen Wochen die Hochhäuser in der Leipziger Straße unter Denkmalschutz gestellt wurden. Da wollte man auch den Duktus der 50er erhalten. Daher ist es schlichtweg falsch, von einer "einmaligen" Chance zu sprechen. In Berlin kann man sich kaum retten vor der "Einmaligkeit" des 1950er Duktus.


    Diese Hätschelei und Liebkoserei mit der 1950er Architektur nimmt so langsam wahnhafte & zwanghafte Formen an. An wievielen Stellen der Stadt will man denn noch den Duktus der 50er Jahre erhalten?


    Deutschen Stadtplanern und Architekten scheinen wohl gedanklich in den 1950er Jahren stehen geblieben zu sein. Wer gedanklich in alten Zeiten stehen bleibt, der verpaßt sein Leben! Deutschen Stadtplanern empfehle ich den Gang zum Psychologen. Vielleicht hilft das!