Alexanderplatz - Abkehr vom Kollhoff-Plan?

  • ^ Vielleicht gibt es ein paar interessante Solitäre, doch dass diese Stadtplanung - im bekanntesten Beispiel, in etlichen Architekturbüchern erwähnt - ein komplettes Desaster ist, kann man sogar im Wikipedia-Artikel herauslesen. Anfangs weigerten sich Beamte und Diplomaten, dorthin überzusiedeln bis der Staat mit der Entlassung bzw. Aberkennung der Immunität drohte. Auch jetzt verbringt, wer nur kann, seine Freizeit in anderen Städten - obwohl die technische Infrastruktur besser als woanders ist. Kulturelles Leben existiert in dieser sterilen Stadt auch nach Jahrzehnten nicht.


    Nicht viel lebendiger sind deutsche Beispiele ähnlicher Planung dieser Zeit wie Marl (Alt-BRD, nicht DDR) - wobei dort in der Mitte vor einigen Jahren etwas nachverdichtet wurde. Da wundert echt, dass man an sowas festhalten möchte. Ich habe den Alex und seine Umgebung im letzten Jahr erlebt - der Platz selbst ist belebt (obwohl nicht so sehr wie etwa Trafalgar Square oder Leicester Square in London), doch es reichen wenige Schritte entlang einer der mehrspurigen Straßen und es herrscht tote Hose.

  • Wie schon gesagt, wir sind uns in dieser Frage im Wesentlichen einig. Ich habe den Städtebau Brasilias auch mit keinem Wort verteidigt – ich fände es schrecklich langweilig, dort zu wohnen, und nervtötend, für die kleinste Besorgung meilenweit mit dem Auto unterwegs zu sein. Die Kathedrale ist dennoch grandios.


    Was die Belebung des Alexanderplatzes angeht: Ich wünschte, man würde dort (und auch auf dem Breitscheidplatz) diese ständig wiederkehrenden Quasi-Weihnachtsmärkte zu jeder Saison verbieten. Die sind (anders als z.B. Wochenmärkte) eine Beleidigung für jeden urbanen Platz, der als solcher ernstgenommen werden will – und ich glaube kaum, dass die Stadt Berlin mit den dort einkassierten Standgebühren ihre Haushaltslöcher stopfen kann. "Verbietet den Budenzauber auf dem Alex!" – das wäre mal eine BI, der ich mich anschließen könnte...

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  • Wobei Brasilia natürlich – Niemeyer sei dank – einige herausragende Solitäre zu bieten hat, von denen eines sogar in jüngerer Zeit noch in Berlin kopiert, äh: zitiert wurden. Allerdings nicht am Alex...


    Das gesamte Konzept "Brasilia" ist gescheitert, da helfen auch einige Solitäre nichts. Solitäre sind übrigens u.a. die Ursache von gescheiterten Stadtplanungen in Deutschland ... wie auch sonst die Fehlplanungen (Bausünden) aus den 60ern.

  • "Verbietet den Budenzauber auf dem Alex!" – das wäre mal eine BI, der ich mich anschließen könnte...


    Da wäre ich mit Sicherheit auch dabei. Ebenso auf dem Breitscheidplatz und dem Potsdamer Platz. Dieser Ramsch ist eine echte Schande für wichtige Stadtplätze.


    Ich habe inzwischen doch etwas Hoffnung, dass mehre 150m Türme kommen könnten. Ich finde die Planung von Kolhoff in Ordnung und den neuen Plan der Lage angemessen. Von mir aus muss es ja auch nicht in fünf Jahren stehen. Hauptsache man fängt irgendwo an.

  • Sehe kein Bedarf für Hochhäuser

    Ich finde die Stadt sollte lieber in die Breite statt in die Höhe wachsen. Es gibt noch so viele hässliche Lücken und Brachen. Gerade im Umland. Wieso dann im Zentrum verdichten? Ich betrachte Berlin als Ganzes. Außerdem gibt es in Berlin nun mal keine großen Ankermieter mit Interesse an solchen Hochhäusern. Bevor der Alex weiter vor sich herschlummert, sollte man einfach mal ne realistischere Planung aufsetzen.

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    Na, ick weeß nich. Willste die Müggelberge oder den Spreewald bebauen? Dann doch lieber in der Stadt nachverdichten. Da ist noch Platz ohne Ende. Mal ganz von der Frage der Mini-Wolkenkratzer am Alex abgesehen.

  • Braucht der Alex/ Berlin Hochhäuser?

    Bobby-Bln: Viele Politiker und Aktivisten scheinen auch zu denken, dass Berlin keine Hochhäuser brauche. So dass nun erstmals anders herum als zuvor beim Alex Hochhäuser gezielt unterbunden statt gefordert werden (Mediaspree versenken, Hardenberg am Zoo). Genau diese Frage ob Berlin mehr Hochhäuser braucht/ gut verträgt hat daher als Anlasse für eine aktuelle Studie gedient. Antwort: "Ja, aber..." Dazu das Deal-Magazin. Konkreter Auslöser war wohl die "Blockade" bei Wolkenkratzerträumen am Zoo, aber die Aussagen gelten ebenso für den Alex und andere zentrale Standorte.

  • Sehe kein Bedarf für Hochhäuser

    Unterbinden will ich nichts. Für mich haben die HH nur nicht oberste Priorität. Es sollten erstmal andere Brachen entwickelt werden. So einzelne Solitäre finde ich aber auch nicht wirklich toll. Es gibt noch so viele freie Flächen. Von mir aus können auch Grünflächen verschwinden. Davon gibts in Berlin genug. :)

  • Dir ist aber schon klar, dass ein Rueckgang der Gruenflaechen und weitere Versiegelung auch Auswirkungen auf das Stadtklima hat?
    Gerade im Zuge der zu beobachtenden fortschreitenden Erwaermung sollte man darauf achten eben diese Oasen zu erhalten,
    wenn man verhindern will, dass die Sommer in der Stadt iwann unertraeglich werden.
    Abgesehen davon finde ich auch nicht, dass Berlin zu viele Gruenflaechen hat.
    Bestehende Brachen bebauen, ok. Aber Gruenflaechen opfern fuer weitere Verdichtung ist fuer mich eindeutig der falsche Weg.
    Verstehe diese Panik vor Hochhaeusern in Deutschland sowieso nicht ...

  • Inhaltlich ganz richtig, aber im Rahmen der Diskussion völlig fehl am Platze. Waren Sie jemals am Alexanderplatz? Die Hochhäuser bzw. die geplante Verdichtung fällt keine einzige Rasenfläche zum Opfer oder wenn dann so marginal...

  • ich glaube Manuel meinte bezog sich nur auf das was bobby sagte.


    by the way, ich stimme Manuel vollkommen zu. warum in die breite bauen wenn man alles noch dicht bauen kann. lieber wohne ich in einem HH und hab ein Wald oder park in der nähe, als nur kleine Häuser mit garten weit und breit zu haben, wo niemand davon profitieren kann.

  • Es ist schwer nachvollziehbar, wenn hier der Zersiedelung das Wort geredet wird - statt der Nachverdichtung - und ausgerechnet mit Öko-Argumenten. Das halte ich für wenig durchdacht. Wer resourcen-schonend bauen und leben will, muss zwingend dicht und relativ hoch bauen. Nicht umsonst ist der C02-Footprint eines NewYorkers nur ein Bruchteil so gross wie der eines Bewohners der Great Planes. Dichte bedeutet, dass Ressourcen wie Müllabfuhr, Krankentransporte, Stromversorgung, Ab- und Zuwassernetze und so weiter sehr viel effizienter genutzt werden. Ebenso U-Bahn-Systeme und Systeme des Individualverkehrs. Man braucht von Allem pro Einwohner sehr viel weniger. Und zwar nicht nur ein paar % - sondern teilweise ein paar hundert %. Wer "grün" ist und in Berlin für Flächenwachstum statt Nachverdichtung hat ehrlich nichts begriffen. Dasselbe gilt übrigens für Heizung und Klima. In grossen Gebäuden ist das Verhältnis von Aussenflächen zu Wohnflächen sehr viel günstiger. Die Liste der Argumente ist lang.

  • Wahre Worte, Oranien. Zumal Berlin schon in der Stadtanlage der Gründerzeit sehr auf Ausbreitung in die Fläche bei a) großen Parks, b) breiten Straßen und c) einer relativ geringen Geschosszahl gesetzt hat. Man vergleiche mal den Prenzlauer Berg oder Friedrichshain mit dem Eixample im eigentlich viel kleineren Barcelona; dann weiß man, was ich meine.


    Durch Krieg, Teilung und Wiederaufbau im Stil der klassischen Moderne hat sich die Weitläufigkeit der Stadt dann stellenweise bis zur Leere potenziert. Man sieht das gut, wenn man den Schwarzplan von 1939 mit dem von 1989 oder auch von heute vergleicht. Will sagen: Der Berliner Städtebau macht gerade eine Menge falsch. Die Gefahr, dass es hier irgendwo zu eng, zu hoch oder zu stickig werden würde, sehe ich allerdings nicht.

  • Für mich haben die HH nur nicht oberste Priorität. Es sollten erstmal andere Brachen entwickelt werden. So einzelne Solitäre finde ich aber auch nicht wirklich toll.


    Der Alexanderplatz ist eine einzige Brache und Solitäre sind in der Tat ein Problem seit den 60er Jahren. Allerdings wären Hochhäuser das einzige was diesen "Platz" noch Retten kann!

  • Das Problem an den Hochhäusern ist, man muss das gut durchplanen und genau sehen wie sich die ganzen Schatten dann auf den Alex und das Rathausforum auswirken. Weil eines kann nicht sein, dass man dadurch den hellen Alex zur Dunkelzone umbaut. Aber wie gesagt ich würde mir halt einfach Beispiele aus anderen Städten ansehen. Paris mit dem Chatlet war bzw ist genauso ein Schmuddeleck mitten im Herzen der Stadt.
    Vielleicht sollte man ähnlich wie dort mehr Augenmerk auf den Tiefbau setzen, mit einer Passage etc. und nicht nur auf Hochhäuser.


    Was mich am Kollhoffplan noch total nervt ist dieses geplante Hochhaus direkt an der Freifläche vor dem ALexahaupteingang. Warum bitte alles zupflastern?!? Man sollte doch gerade so eine kleine Freifläche erhalten, und bitte noch bepflanzen.


    Allerdings sehen die Illustrationen der Größen Gebäude, die beinahe NYC feeling Vermitteln (Kollhoffplan ) schon sehr sehr gut aus!


    http://www.stadtentwicklung.be…f_persp_nacht_800x406.jpg

  • Das Problem mit der kleinen Freifläche, welches Du zu Recht ansprichst, könnte "schnell" gelöst werden, in dem man meiner Meinung nach die Unterführung dicht machst. Durch die Verschmälerung der Grunerstraße sowie zum Teil auch der Otto-Braun-Straße, wäre viel Platz für dein angesprochenen Bsp., aber auch für das HdR, HdS und den anderen angrenzenden Planungen. Für mich ist diese Entscheidung der erste Schritt für weitere Planungen!

  • Wenn es Berlin an etwas nicht mangelt, dann wohl an Freiflächen oder ungepflegten Grünräumen. Das Hochhaus neben dem Alexa macht schon Sinn und sollte auch kommen. Die Gestaltung wäre dann eine andere Sache, wobei ich den schlanken Turm vom Kaufhof aus, doch gelungen finde.

  • Zitat von arnold;

    Wenn es Berlin an etwas nicht mangelt, dann wohl an Freiflächen oder ungepflegten Grünräumen.


    Ja, die Kacke klebt überall, dass stimmt schon.
    Mit der Aufgabe des Tunnels und eine schmaleren Straße, hätte man eben beides-den Turm und nen anständigen Vorplatz!

  • Der 2. Bürgerworkshop findet am 9.11.2015 im park inn Hotel, Döblin Saal (3. OG, Gläserner Fahrstuhl) statt.


    "Der 2. Bürgerworkshop ist zusammen mit dem 2. Fachworkshop Teil der 2. Phase des Workshopverfahren Alexanderplatz. Ziel der 2. Phase ist es, Entwicklungsperspektiven und Empfehlungen für das weitere Vorgehen als Lösungsstrategien für neuen Masterplan in Richtung eines neuen „Konsens“ formulieren. Neben dem Städtebau sind schwerpunktmäßig auch die Themen Öffentlicher Raum/Verkehr und Nutzung hinzugekommen."




    http://www.stadtentwicklung.be…n/workshopverfahren_2015/